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Veröffentlicht am 10.12.2017

Die Jagd nach dem Kentuckymörder

Böses Blut
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Die A-Gruppe der schwedischen Polizei erhält eines Hinweis des FBI, wonach ein amerikanischer Serienmörder sich auf dem Weg nach Schweden befindet. Der Versuch, ihn schon am Flughafen abzufangen, schlägt ...

Die A-Gruppe der schwedischen Polizei erhält eines Hinweis des FBI, wonach ein amerikanischer Serienmörder sich auf dem Weg nach Schweden befindet. Der Versuch, ihn schon am Flughafen abzufangen, schlägt fehl und einige Zeit später werden in Stockholm Leichen gefunden, die auf eine Verbindung zu dem berüchtigten Kentuckymörder schließen lassen. Paul Hjelm, Kerstin Holm und ihre Kollegen nehmen die Ermittlungen auf, im Zuge derer sie sich mit den Abgründen der menschlichen Seele und der internationalen Politik auseinander setzten müssen.

Insgesamt ist dies ein ordentlich geschriebener und bisweilen mit einem Schuss Humor gewürzter Krimi. Es gelingt, eine gewisse Spannung aufzubauen, die Geschichte ist flott erzählt und es gibt einige interessante Wendungen.
Am Ende bleiben allerdings einige Ungereimtheiten bestehen und viele Fragen unbeantwortet.
Über den reinen Kriminalfall hinaus lässt der Autor auch immer wieder sozialkritische Betrachtungen einfließen, etwa über schwierige Familienverhältnisse oder das Leben im Zeitalter der Globalisierung. Dies verleiht dem Ganzen zwar durchaus einen interessanten Touch, wirkt aber teilweise gekünstelt, vor allem wenn an Hand der Polizisten selbst irgendwelche Verhaltensweisen (beispielsweise Ehebruch oder Gewalt in einer Beziehung) illustriert werden sollen.
Generell sind die Protagonisten nicht besonders gut gezeichnet. Obwohl relativ viele persönliche Informationen gegeben werden, wirken sie doch farblos und teilweise hölzern. Außerdem agieren sie für eine Eliteeinheit manchmal ziemlich unprofessionell.

Fazit: Für Fans von Schwedenkrimis ganz lesenswert, besonders hohe Erwartungen sollte man daran aber nicht knüpfen.

Veröffentlicht am 26.11.2017

Geschichte vor interessantem Hintergrund mit einigen Längen

Das Licht der Welt
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Der zweite Teil der Fleury-Serie setzt im Oktober 1214, acht Jahre nach dem Ende von „Das Salz der Erde“, ein. Michel Fleury ist Bürgermeister von Varennes-Saint-Jacques und arbeitet stetig daran, den ...

Der zweite Teil der Fleury-Serie setzt im Oktober 1214, acht Jahre nach dem Ende von „Das Salz der Erde“, ein. Michel Fleury ist Bürgermeister von Varennes-Saint-Jacques und arbeitet stetig daran, den Wohlstand seiner Heimatstadt zu erhöhen. Doch er sieht sich dabei mit mehreren, teilweise sehr mächtigen, Gegnern konfrontiert.
Sein Sohn Remy ist der erste weltliche Buchmaler von Varennes. Er möchte, dass auch einfache Bürger die Möglichkeit einer guten Bildung erhalten, doch die von ihm forcierte Einrichtung einer städtischen Schule stößt auf heftigen Widerstand. Auch sein Privatleben bringt ihn in einige Schwierigkeiten.

Der Hintergrund, vor dem diese Geschichte angesiedelt ist, wäre sehr interessant. Lebensverhältnisse und Politik in einer freien Stadt sowie die Tätigkeit von Kaufleuten im Mittelalter werden lebendig beschrieben. Was reale historische Ereignisse betrifft, ist der Autor ein paar Mail von den Tatsachen abgewichen, alles in allem dürfte der Inhalt aber gut recherchiert sein.

Die Lektüre gestaltete sich allerdings eher durchwachsen. Zwar wird aus zahlreichen verschiedenen Perspektiven erzählt, was für einige Abwechslung sorgt, dennoch enthält der Roman viele Längen. Die Handlung tritt über weite Strecken eher auf der Stelle, es gibt einiges Hin und Her und im Wesentlichen tauchen immer wieder dieselben Probleme in verschiedenen Varianten auf. Erst gegen Ende kommt eine gewisse Spannung auf, dennoch ist vieles vorhersehbar.
Die Protagonisten sind vielversprechend angelegt und decken eine Reihe unterschiedlicher Persönlichkeiten ab. Sie sind allerdings großteils eher eindimensional gezeichnet, die Charaktere entwickeln sich kaum weiter und vor allem die Darstellung des „Bösewichts“ Anseau Lefevre fand ich reichlich übertrieben. Weiters wirken einige Personen in ihrer Denkweise zu modern.

Obwohl mir die Grundidee gefallen hat und es einige interessante Ansätze gibt, bleibt daher doch nur ein mittelmäßiger Eindruck.

Veröffentlicht am 22.10.2017

Interessante Ausgangssituation, enttäuschendes Ende

Taschenbücher / Borderlands
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Dezember 2002: Wenige Tage vor Weihnachten wird im Grenzgebiet zwischen der Republik Irland und Nordirland die fast nackte Leiche der 15jährigen Angela Cashell gefunden. Dies wird nicht der einzige Todesfall ...

Dezember 2002: Wenige Tage vor Weihnachten wird im Grenzgebiet zwischen der Republik Irland und Nordirland die fast nackte Leiche der 15jährigen Angela Cashell gefunden. Dies wird nicht der einzige Todesfall bleiben, mit dem Inspektor Devlin und seine Kollegen von An Garda sich in den nächsten Tagen auseinander setzen müssen. Sie heften sich auf die Spur eines Verbrechens, dessen Wurzeln bereits Jahrzehnte zurückliegen.

Diese Ausgangssituation fand ich schon reizvoll und obwohl der Autor aus einigen interessanten Ansätzen, vor allem der Ansiedelung der Handlung in einem Grenzgebiet und den sich daraus ergebenden Zuständigkeitskonflikten, mehr hätte machen können, hat mir der Großteil des Buches sehr gut gefallen.
Es wird viel Spannung aufgebaut und eine Reihe von Fragen und Hinweisen tauchen auf, die während des Lesens zum Miträtseln animieren.
Ben Devlin wirkt sympathisch, kein Superheld, sondern ein Mensch, der auch mal Fehler macht und im Berufs- wie auch im Privatleben nicht auf alles eine Antwort weiß und schon mal eine falsche Entscheidung trifft.
Ermittelt wird überwiegend mit „guter alter“ Polizeiarbeit, ohne allzu viel technisches Schnickschnack.

Das Ende hat mich dann allerdings enttäuscht.
Während der Rest des Buches in eher gemächlichem Tempo voranschreitet, sollte wohl auf den letzten Seiten noch schnell für etwas Action gesorgt werden, der Ausgang dieser „dramatischen“ Szenen ist allerdings ziemlich vorhersehbar. Ich hatte den Eindruck, dass der Autor auf diese Weise darüber hinwegtäuschen will, dass es ihm nicht gelingt, seine Geschichte zu einem insgesamt stimmigen Abschluss zu bringen. Es bleiben eine Reihe von Ungereimtheiten und viele offene Fragen.

Veröffentlicht am 29.06.2023

Genie oder Wahnsinniger?

Roderers Eröffnung
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In diesem Roman erzählt ein namenlos bleibender junger Mann von seiner Freundschaft mit dem einzelgängerischen Gustavo Roderer. Erstmals begegnen sie einander als Jugendliche beim Schachspielen in einem ...

In diesem Roman erzählt ein namenlos bleibender junger Mann von seiner Freundschaft mit dem einzelgängerischen Gustavo Roderer. Erstmals begegnen sie einander als Jugendliche beim Schachspielen in einem Lokal, wo Roderer seine große Begabung offenbart. Doch er kommt mit dem normalen Leben nicht zurecht, bricht bald die Schule ab und verschanzt sich in seinem Zimmer, wo er über philosophische Probleme nachgrübelt. Dass er ein tragisches Ende nehmen wird, ist von Beginn an klar. Der Schluss wirkt dann aber eher banal.

Ich habe mich während des Lesens häufig gefragt, ob Roderer wirklich so intelligent ist, wie sein Umfeld offenbar denkt und der Autor den Lesern weismachen möchte. Eigentlich hat er doch nichts vorzuweisen. Er verstrickt sich in hochtrabende Überlegungen, die er aber auch nur mit einem (klugen, aber doch unerfahrenen) Gleichaltrigen diskutiert, behauptet schließlich, einen großartigen Beweis gefunden zu haben, den er aber nicht aufschreibt, sodass diese Behauptung nicht überprüft werden kann.
Für mich ist Roderer jedenfalls nur ein Wahnsinniger (der sich vielleicht selbst für ein Genie hält, vielleicht aber auch nur von anderen für eines gehalten wird). Als tragische Figur ist er dennoch nicht uninteressant. Wirklich packend fand ich die Geschichte allerdings trotzdem nicht. Was auch daran liegt, dass das Verhalten einiger Personen (allen voran der Schwester des Erzählers) schwer nachvollziehbar ist.

Veröffentlicht am 29.05.2023

Es geht nicht wirklich um „Die Forscherin“

Dian Fossey - Die Forscherin
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Dieser Roman befasst sich mit der berühmten Gorilla-Forscherin Dian Fossey und beleuchtet ihre beeindruckende, aber auch schwierige Persönlichkeit.
Die eigentliche Handlung setzt 1955 ein, als Dian in ...

Dieser Roman befasst sich mit der berühmten Gorilla-Forscherin Dian Fossey und beleuchtet ihre beeindruckende, aber auch schwierige Persönlichkeit.
Die eigentliche Handlung setzt 1955 ein, als Dian in Kentucky als Ergotherapeutin mit kranken Kindern arbeitet und verfolgt dann – von einigen Vorschauen und Rückblicken in ihre Kindheit abgesehen – ihren weiteren Lebensweg, berichtet unter anderem von ihren Freundinnen in Louisville, ihrer ersten Afrikareise, ihrer Forschungsstation in Ruanda, ihrem Kampf gegen die Wilderer und ihrem gewaltsamen Ende.

Ihr Leben vor der Übersiedlung nach Afrika nimmt dabei jedoch deutlich zu viel Raum ein. Manche dieser Episoden mögen zwar dazu geeignet sein, ihren Charakter zu beleuchten. Die eigentlich interessanten Abschnitte beginnen aber erst nach weit über der Hälfte des Buches. Die in der Inhaltsangabe angekündigte Beziehung mit Bob Campbell setzt dann erst recht ziemlich spät ein und wird (wie auch ihre sonstigen Liebschaften) nicht besonders intensiv geschildert. Über Dians letzte Lebensjahre erfährt man außerdem so gut wie nichts.
Auch ihre Forschungstätigkeiten werden nur sehr oberflächlich beschrieben. Sie beobachtet die eine oder andere Gruppe Berggorillas und freundet sich mit ein paar ihrer Mitglieder an, doch welche echten Erkenntnisse dabei gewonnen werden, bleibt im Dunkeln. Diesbezüglich ist sogar der Wikipedia-Artikel aufschlussreicher.

Wer hier etwas über Gorillas oder Verhaltensforschung (wie der Untertitel suggerieren würde) erfahren möchte, wird daher enttäuscht werden.
Als Teil einer Reihe zum Thema „Mutige Frauen“ kann das Buch aber dennoch ganz lesenswert sein. Viele Kapitel werden nicht aus Dians Perspektive, sondern aus jener von Menschen aus ihrem Umfeld erzählt, sodass es unterschiedliche Blickwinkel auf ihre Person gibt. Auch negative Charakterzüge werden nicht ausgespart, es wird aber immer versucht zu erklären, wieso sie so geworden ist.

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