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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 19.08.2018

Kommt nicht an seine Vorgänger heran

Das Fundament der Ewigkeit
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Die ersten beiden Kingsbridge-Romane - „Die Säulen der Erde“ sowie „Die Tore der Welt“ – haben mir richtig gut gefallen. Hier wollte der Funke allerdings nicht recht überspringen.
Dabei wäre der Hintergrund, ...

Die ersten beiden Kingsbridge-Romane - „Die Säulen der Erde“ sowie „Die Tore der Welt“ – haben mir richtig gut gefallen. Hier wollte der Funke allerdings nicht recht überspringen.
Dabei wäre der Hintergrund, vor dem die Handlung angesiedelt ist, durchaus interessant. Der Roman spielt großteils während der Regierungszeit von Königin Elisabeth I. Hauptthema sind die Konflikte zwischen Katholiken und Protestanten – in England, Frankreich und anderen Ländern.

Zum Inhalt: Ned Willard steht im Dienst der Königin. Sein Ziel ist es, ihre Regentschaft zu sichern und ihre Widersacher zu bekämpfen. Seine Jugendliebe Margery hat es sich dagegen zur Aufgabe gemacht, Englands unterdrückte Katholiken zu unterstützen. In Frankreich versucht inzwischen das Haus Guise, seine Machtposition weiter auszubauen, unter anderem durch ihre Verwandte Maria Stuart. Sie haben dabei mit dem Emporkömmling Pierre Aumande einen Helfer gefunden, der keine Skrupel kennt. Er bedient sich hierbei unter anderem der Buchhändlerin Sylvie, die sich jedoch als gewitzter erweist als erwartet.
Der Roman dreht sich hauptsächlich um diese Personen. Doch es gibt auch andere Handlungsstränge, die vielversprechend wären, denen aber zu wenig Platz eingeräumt wird, um sich wirklich entfalten zu können. So taucht beispielsweise ein afrikanischer Sklave auf, dem ein unerwarteter gesellschaftlicher Aufstieg gelingt, und Neds Bruder Barney verschlägt es in exotische Gefilde.

Der Großteil der Ereignisse gestaltet sich allerdings ziemlich eintönig. Es sind eben abwechselnd die Protestanten und – häufiger – die Katholiken die „Bösen“. Hinsichtlich der realen historischen Geschehnisse ist ohnehin klar, wie diese sich entwickeln werden. Doch auch der erfundene Teil der Handlung ist oft vorhersehbar, sodass kaum Spannung aufgebaut wird.
Weiters wirken die Protagonisten häufig schablonenhaft. Sie scheinen auf dem Reißbrett entworfen worden zu sein und haben wenig echte Persönlichkeit. Daher fiel es mir schwer, wirklich mit ihnen mitzufiebern.
Dazu kommt noch, dass das Ganze eigentlich wenig mit Kingsbridge als solchem zu tun hat, die Figuren halten sich meist anderswo auf und interessante Entwicklungen wie die Einrichtung einer neuen Markthalle werden nur nebenbei erwähnt.

Insgesamt gestaltete sich die Lektüre daher eher enttäuschend. Ich habe von diesem Autor schon Besseres gelesen.

Veröffentlicht am 19.08.2018

Seichter Abenteuerroman

Der Wanderchirurg
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Der Erzählstil dieses Buches ist ungewöhnlich und durchaus originell. Jedem Kapitel wird ein Zitat eines Protagonisten vorangestellt, das dann im weiteren Text wieder auftaucht. Diese Vorgehensweise halte ...

Der Erzählstil dieses Buches ist ungewöhnlich und durchaus originell. Jedem Kapitel wird ein Zitat eines Protagonisten vorangestellt, das dann im weiteren Text wieder auftaucht. Diese Vorgehensweise halte ich grundsätzlich für eine interessante Idee, auch wenn dadurch manchmal ein bisschen zu viel vorweggenommen wird.
Die erzählte Geschichte ist allerdings eher banal. Sie handelt von Vitus, der mit 20 Jahren erfährt, dass er ein Findelkind war und sich daraufhin auf die Suche nach seiner Herkunft macht. Dabei reiht sich ein Abenteuer an das nächste und er hat immer wieder die Gelegenheit, seine großartigen medizinischen Kenntnisse zu beweisen.

Die Handlung ist ziemlich vorhersehbar und verläuft ohne wirkliche Höhepunkte.
Außerdem wirkt die Hauptfigur etwas langweilig. Vitus verkörpert das Idealbild des netten Kerls, vielleicht etwas naiv und immer bestrebt, anderen zu helfen. Darüber hinaus scheint er aber keine echte Persönlichkeit zu haben und es gelingt dem Autor nicht, irgendwelche Gefühle zu transportieren.
Auch die übrigen Protagonisten sind nicht gut gezeichnet. Obwohl es vielversprechende Ansätze gäbe – so treten beispielsweise ein Magister der Jurisprudenz, der sich für die Alchemie interessiert, sowie diverse Mitglieder einer Gauklertruppe auf – bleiben die Personen allesamt zu blass, man kann keine richtige Beziehung zu ihnen aufbauen.
Das Ende wirkt dann etwas überstürzt. Nach langem hin und her und nachdem in Vitus´ Reise immer wieder irgendwelche Verzögerungen eingebaut wurden, wird das Zusammentreffen mit seiner Familie auf den letzten 30 Seiten abgehandelt. Dabei gibt es einige Ungereimtheiten und manche Fragen bleiben offen – dies kann aber immerhin dadurch erklärt werden, dass für die weiteren Teile dieser Reihe noch Themen übrigbleiben müssen.

Fazit: Fans von Abenteuerromanen werden an diesem Werk vielleicht einen gewissen Gefallen finden, alles in allem ist es aber nicht wirklich überzeugend. Zwar muss man dem Autor einen gewissen Respekt für die Recherche medizinischer Behandlungsmethoden im 16. Jahrhundert zollen, der Gesamteindruck bleibt aber dennoch mittelmäßig.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Ein Virus verbreitet Schrecken

Pandämonium - Die letzte Gefahr
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Alexander Odin entwirft hier das Szenario einer Welt, die vor dem Abgrund steht. Ein mysteriöses Virus verwandelt die Menschen in blutrünstige Zombies. Zunächst scheint nur ein Plattenbau in Berlin-Mitte ...

Alexander Odin entwirft hier das Szenario einer Welt, die vor dem Abgrund steht. Ein mysteriöses Virus verwandelt die Menschen in blutrünstige Zombies. Zunächst scheint nur ein Plattenbau in Berlin-Mitte betroffen zu sein. Dieser wird daraufhin abgeriegelt, doch das kann die Ausbreitung nicht stoppen.
Die Experten sind ratlos, woher das Virus kommt, doch eine Spur führt zu einem seltsamen Internet-Netzwerk.

Diese Erzählung ist stellenweise durchaus spannend und durch die relativ kurzen Kapitel und den häufigen Wechsel des Schauplatzes entsteht eine gewisse Dynamik.
Auch gibt es eine Vielzahl an Protagonisten, die der Autor alle mit einer eigenen Biographie und unterschiedlichen Charakterzügen ausgestattet hat. So entsteht beispielsweise eine Schicksalsgemeinschaft zwischen einem 16jährigen Mädchen, das den Tod ihres Vaters vor über einem Jahr noch immer nicht überwunden hat, einem alten Mann, der an einem Gehirntumor leidet, einem kleinkriminellen Drogendealer und einem arbeitslosen Alkoholiker. Allerdings hätte man aus derartigen interessanten Ansätzen mehr machen können. Den meisten Figuren gelingt es nicht, ihre Persönlichkeit richtig „auszuspielen“ und sie handeln großteils vorhersehbar.

Vor allem aber störte mich, dass sie Geschichte insgesamt nicht richtig durchdacht wirkt. Nicht nur, dass das Virus immer genau die richtigen Leute zum richtigen Zeitpunkt befällt und sich in seinen Auswirkungen passend zum Handlungsverlauf ziemlich variabel zeigt (derartiges ist bei Werken dieses Genres ohnehin der Normalfall). Es gibt aber nicht einmal eine ansatzweise schlüssige Erklärung, woher es eigentlich kommt oder wie diese eigenartige Internetseite funktionieren soll.

So bleiben am Schluss viele Fragen offen, weshalb dieser Roman ein eher unbefriedigendes Gefühl hinterlässt.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Potential nicht ausgeschöpft

Das Haus zur besonderen Verwendung
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Dieser Roman erzählt das Leben des Georgi Daniilowitsch Jatschmenew aus zwei Richtungen.
Der eine Handlungsstrang beginnt 1981, wo Georgi um seine schwerkranke Frau Soja bangt, und läuft in der Zeit rückwärts. ...

Dieser Roman erzählt das Leben des Georgi Daniilowitsch Jatschmenew aus zwei Richtungen.
Der eine Handlungsstrang beginnt 1981, wo Georgi um seine schwerkranke Frau Soja bangt, und läuft in der Zeit rückwärts. Entscheidende Etappen aus Georgis und Sojas gemeinsamem Leben werden beleuchtet, wobei die meisten Ereignisse schon in „früheren“ Kapiteln angedeutet wurden.
Darin eingebettet ist der zweite Handlungsstrang, welcher Georgis Geschichte ab 1915 umfasst. Als sechzehnjähriger Sohn eines leibeigenen Bauern vereitelt er ein Attentat auf den Vetter des Zaren. Dafür wird er nach St Petersburg gebracht, wo er als Leibwächter des Zarewitsch Alexei dient. Dabei lernt er die ganze Familie Romanow kennen, insbesondere die jüngste Tochter Anastasia, in die er sich sofort verliebt.

All dies wird von Georgi in Ich-Form geschildert, sodass man sich gut in ihn hineinversetzen kann. Obwohl er kein strahlender Held ist, sich nicht immer vernünftig verhält und seine Gedanken so manche negativen Eigenschaften offenbaren, wirkt er doch sympathisch.
Das Buch ist flott lesbar und vor einem interessanten historischen Hintergrund angesiedelt. Obwohl es viele Zeitsprünge gibt, konnte ich die Geschehnisse problemlos mitverfolgen und einordnen.

Der Inhalt ist jedoch über weite Strecken ziemlich vorhersehbar, es gibt kaum wirklich spannende Szenen. Außerdem scheint Vieles zu leicht zu gehen. So fand ich die Beziehung zwischen Georgi und Anastasia, und erst recht, wie lange diese unentdeckt blieb, unrealistisch. Auch wird Georgi zwar ständig mit irgendwelchen dramatischen Situationen konfrontiert, wirklich „spüren“ kann man davon aber relativ wenig.
Des Weiteren werden die historischen Verhältnisse und Begebenheiten nur oberflächlich dargestellt, sodass dieser Roman keinen authentischen Blick auf die Vergangenheit bietet, sondern vielfach eher allgemeine Klischees wiedergibt.

Insgesamt habe ich den Eindruck, dass der Autor sich zu sehr auf eine möglichst ausgefeilte Komposition der Handlung wie ein gelungenes Zusammenspiel der verschiedenen Handlungsstränge und Zeitebenen konzentriert hat, weshalb die eigentliche Geschichte auf der Strecke blieb. Das finde ich schade, denn die Grundidee und das Thema hätten durchaus Potential.

Veröffentlicht am 01.03.2018

Nette Zusammenstellung ohne großen Neuigkeitswert

Die Schönheit der Schneeflocke
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Vorausschicken möchte ich, dass die Beurteilung dieses Buches sehr davon abhängen dürfte, mit welchen Erwartungen man an die Lektüre herangeht.
Ich habe schon einige Werke von Ian Stewart gelesen, in ...

Vorausschicken möchte ich, dass die Beurteilung dieses Buches sehr davon abhängen dürfte, mit welchen Erwartungen man an die Lektüre herangeht.
Ich habe schon einige Werke von Ian Stewart gelesen, in denen es ihm stets hervorragend gelang, mathematische Begriffe und Inhalte anschaulich aufzubereiten und so auch für Laien fassbar zu machen. Von diesem Buch war ich allerdings eher enttäuscht.

Dabei wäre die Grundidee vielversprechend gewesen: Ausgehend von der Frage, welche Form eine Schneeflocke hat, widmet sich der Autor diversen in der Natur vorkommenden Mustern und deren mathematischer Beschreibung. Er betrachtet dabei ein breites Spektrum an Phänomenen, vom Aussehen diverser Tiere und Pflanzen über Wirbelstürme und Küstenverläufe bis hin zur Ausdehnung des Universums.
Illustriert wird das alles von sehr schönen und durchgehend farbigen Bildern.

Der Inhalt geht allerdings nicht besonders in die Tiefe. Eine Reihe spannender Themen werden kurz angerissen, aber nur oberflächlich behandelt. Viele der aufgeworfenen Fragen werden nie wirklich beantwortet.

Fazit: Vor allem für jüngere Leser ist dieses Werk sicher geeignet, bietet es doch einen guten Überblick über die Vielfalt mathematischer und auch physikalischer Ideen und Konzepte sowie deren Anwendung auf die „reale Welt“, und kann so vielleicht Interesse an einer eingehenderen Befassung mit dieser Materie wecken.
Generell bietet es Leuten, die sich mit diesen Dingen noch nicht näher beschäftigt haben, eine nette Möglichkeit, einmal in diese Themenbereiche hineinzuschnuppern.
Wer regelmäßig (populär)wissenschaftliche Literatur liest und gerne etwas tiefergehende Informationen über Mathematik erhalten möchte, ist mit anderen Büchern des Autors jedoch besser bedient.