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Veröffentlicht am 04.05.2018

Ein Gesamtkunstwerk

Undine
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Es gibt Geschichten, die mich seit meiner Kindheit begleiten, weil sie so unglaublich schön und beeindruckend sind. Die Sage von Undine ist eine solche Geschichte, obgleich sie von vielen Schriftstellern ...

Es gibt Geschichten, die mich seit meiner Kindheit begleiten, weil sie so unglaublich schön und beeindruckend sind. Die Sage von Undine ist eine solche Geschichte, obgleich sie von vielen Schriftstellern anders ausgelegt wurde. Dieser im Wasser lebende Elementargeist, der durch die Vermählung mit einem irdischen Mann eine unsterbliche Seele erlangt, ist für mich absolut faszinierend. Da ich zusätzlich schon sehr lange ein Fan von außergewöhnlichen Bilderbüchern bin, musste ich mir unbedingt „Undine“ von Benjamin Lacombe kaufen und war sehr gespannt, wie dieser Künstler die Sage um den Wassergeist auslegt.

Viel zum Inhalt der Handlung werde ich nicht verraten. Nur so viel: Lacombe erzählt auf eine sehr eindringliche und poetische Weise die Geschichte einer sehr großen Liebe zwischen Undine und dem Ritter Hans - morbide und romantisch zugleich. Diese sehr leidenschaftliche Geschichte handelt aber auch von Freundschaft, von tiefem Vertrauen und dem Willen zur Treue bis in den Tod.

Durch dieses Buch zu blättern, ist wie durch eine atemberaubende Kunstausstellung in einem Museum zu schreiten und zu bestaunen. Die wunderschönen Illustrationen, die kunstvollen Gemälden gleichen, besitzen eine enorme emotionale Tiefe, die mich immer wieder aufs Neue überwältigte. Dabei verwendet Lacombe auch unterschiedliche Materialien wie Pergament, um seinen Zeichnungen eine besondere Intensität zu verleihen. Die außergewöhnlichen und meisterhaften Zeichnungen von Benjamin Lacombe ziehen den Betrachter tief hinein in den Strudel dieser märchenhaften und düsteren Geschichte und lassen ihn für lange Zeit nicht mehr los.

„Undine“ von Benjamin Lacombe ist ein Gesamtkunstwerk, welches den Leser mit einer beeindruckenden Intensität von der ersten Seite an in seinen Bann zieht. Fast so, als würde Undine uns Leser mit sich ins Wasser hinab ziehen.

Veröffentlicht am 27.04.2018

Eine gelungene Sammlung von interessanten Themen

Was hörst du hier? - Meine Welt
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In unserem Haushalt wurden schon einige Soundbücher getestet und die Begeisterung für diese Form der Unterhaltung ist ungebrochen. Aus diesem Grund sind wir immer wieder auf der Suche nach etwas Neuem. ...

In unserem Haushalt wurden schon einige Soundbücher getestet und die Begeisterung für diese Form der Unterhaltung ist ungebrochen. Aus diesem Grund sind wir immer wieder auf der Suche nach etwas Neuem. Die „Was hörst du hier?“ Reihe begleitet uns jetzt schon eine ganze Weile und wir sind immer wieder aufs Neue gespannt, welchem Thema sich der Verlag arsEdition im nächsten Buch annimmt. Unsere Bücher aus dieser Reihe beschäftigten sich immer mit einem sehr umfangreichen Thema, wie zum Beispiel Fahrzeuge. In dem kürzlich erschienenen „Was hörst du hier? - Meine Welt“ gibt es jedoch viele Themen, die abgehandelt werden.

Schlägt man das Buch auf, wird man in das Thema Kita eingeführt. Die Doppelseiten sind wie gewohnt gestaltet: Es gibt eine Sachbuchseite, die viele qualitativ hochwertige Fotografien von verschiedenen Szenarien aus der Kita mit einem ergänzenden Text, der mit wenigen Worten präzise die unterschiedlichen Situationen erklärt. Auf der zweiten Seite befinden sich etwas größere Fotografien von Gegenständen und Kindern, die mit den passenden Sounds unterlegt und per Knopfdruck leicht auszulösen sind. Bevor man diese Geräusche auslösen kann, muss man zuerst die Seite über einen roten Knopf aktivieren. Beide Seiten sind zusätzlich mit passenden Illustrationen und Farben ergänzt worden, die sich unauffällig und stimmig einfügen.

Nachdem wir viele Situationen und Geräusche aus der Kita entdeckt haben, durften wir vieles über die interessanten Themen "Zu Hause", "Auf dem Land", "In der Stadt", "Im Park", "Baustelle" und "Musik" erfahren. Wobei mein Sohn besonders von dem Thema Musik angesprochen wurde. Hier sind einige Instrumente aufgeführt und abgebildet, die mit wunderbaren Einspielungen von kleinen Musikstücken unterlegt sind. Hierzu würden wir uns ein komplettes Buch wünschen.

Das stimmige und gelungene Gesamtkonzept der „Was hörst du hier?“ Reihe wird auch in diesem Band fortgesetzt. Jedoch haben wir auch ein paar Punkte, die uns nicht so gefallen haben. Einige Sounds konnten wir nicht ganz klar zuordnen. Besonders aus dem Thema „Zu Hause“. Hier könnte der Mixer auch als Fahrzeug gewertet werden und die Waschmaschine habe ich auch nur mit viel Fantasie herausgehört. Aber das ist nur mein persönliches Empfinden und meinen Sohn stört dies in keinster Weise. Einen Tipp gäbe es noch zu diesem Thema: Der abgebildete Wecker ist nicht mehr ganz zeitgemäß. Vielleicht findet man dafür einen etwas moderneren Gegenstand.

Das Kinderbuch „Was hörst du hier? - Meine Welt“ enthält eine gelungene Sammlung von Themen, die besonders die kleineren Leser täglich beschäftigen. Mit naturgetreuen Sounds, informativen Sachbuchwissen und hochwertigen Fotografien dürfen sie spielerisch die Welt um sie herum in Buchform erkunden.

www.kathrineverdeen.blogspot.de

Veröffentlicht am 25.04.2018

Ein stilvolles Buch für Genussmenschen

Das Ei
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Es ist schon erstaunlich, wie viele Dinge uns umgeben, die wir als trivial erachten und sie ohne darüber nachzudenken benutzen. Dabei gibt es so viele kleine Wunderwerke, besonders in unserer Natur, die ...

Es ist schon erstaunlich, wie viele Dinge uns umgeben, die wir als trivial erachten und sie ohne darüber nachzudenken benutzen. Dabei gibt es so viele kleine Wunderwerke, besonders in unserer Natur, die beachtenswert sind und die wir durchaus für uns nutzen. Wie das Ei, das nicht nur an Ostern überall präsent ist. Gerade jetzt im Frühling, wenn die Natur erwacht, ist es allgegenwärtig und Symbol für das Leben. Doch von dem, was im Inneren der robusten Schale geschieht, hat man oft keine Vorstellung. Umso schöner ist es, dass Britta Teckentrup in „Das Ei“ - einem Sachbuch für Kinder - viele spannende naturwissenschaftliche Informationen zusammengetragen hat und auf kunstvolle Weise illustriert hat.

Als ich „Das Ei“ das erste Mal in meinen Händen hielt, war ich sehr gespannt auf das, was mich im Inneren erwartet. Mit seinen 96 Seiten war es unerwartet umfangreich, was nur wieder beweist, wie wenig Gedanken ich mir über dieses Thema gemacht habe. Vergleichbar ist dieses Werk mit keinem anderen, das ich von der Autorin und Illustratorin gelesen habe, obgleich sich Britta Teckentrup immer wieder aufs Neue mit Themen aus unserer Natur beschäftigt. Der Aufbau ist etwas anders - thematisch strukturiert geleitet die Autorin uns Leser durch dieses wie ein kleines Nachschlagewerk anmutende Gesamtkunstwerk. Denn dieses Buch enthält nicht nur wunderschöne Illustrationen zum Thema Ei. Es umfasst eine große Spanne an Informationen und man bekommt eine Ahnung davon, was für ein wahres Wunderwerk das Ei ist.

Ob Vogel, Schildkröte, Insekt, Reptil, Amphibie oder Fisch - obwohl sie von ihrem Äußeren so verschieden sind, haben sie eins doch gemein: sie alle legen Eier, um ihre Art zu erhalten. Dieses ist ein Thema, welches Britta Teckentrup uns Leser in ihrem Sachbuch auf eindrucksvolle Weise näherbringt. Neben vielen naturwissenschaftlichen Aspekten bindet die Autorin aber auch viele andere interessante Punkte wie Mythen, Religion und Traditionen mit ein und verfeinert diese mit passenden und faszinierenden Bildern.

Mit wie viel Leidenschaft Britta Teckentrup eine neue Illustration erschafft, ahnt der Betrachter auf jeder Seite dieses Gesamtkunstwerkes. Alle Farben und Formen, zu Vögeln und Nestern, zur Mythologie und zu kulturellen Traditionen sind perfekt gewählt und abwechslungsreich und ästhetisch zu Papier gebracht.

„Das Ei“ von Britta Teckentrup ist kein typisches Sachbuch für Kinder. Vielmehr ist es ein stilvolles Buch für Genussmenschen, die es immer wieder aus dem Bücherregal hervorholen, um sich an den Wunderdingen der Natur zu erfreuen.

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Veröffentlicht am 21.04.2018

Papa ist ein Superheld!

Papa kann fast alles
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Und Mama ist eine Königin … Diese Sätze entspringen nicht meiner Fantasie. Nein, mein Sohn benutzt genau diese Bezeichnungen für uns. Jetzt könnte man viel über die Bedeutung seiner Aussage philosophieren ...


Und Mama ist eine Königin … Diese Sätze entspringen nicht meiner Fantasie. Nein, mein Sohn benutzt genau diese Bezeichnungen für uns. Jetzt könnte man viel über die Bedeutung seiner Aussage philosophieren - tun wir aber nicht. Mama ist eine Königin und Papa ein Superheld. Denn egal was Mama oder Papa tun, es wird immer einen Unterschied für das Kind geben. Um eine ähnliche Thematik geht es in Günther Jakobs neuem Kinderbuch „Papa kann fast alles“. In diesem Bilderbuch lässt er Kinder aus ihrer Sicht über den besten Papa der Welt erzählen. Sie berichten voller Stolz und Liebe darüber, was ihr Papa alles kann. Und das ist ziemlich viel.

Was dieser weltbeste Papa so alles kann, wird in diesem großartigen Bilderbuch von Günther Jakobs auf eine besondere Weise dargestellt. In die wunderbaren und humorvollen Illustrationen hat der Autor größere Spickzettel eingefügt, die mit den Aussagen der Kinder bedruckt sind. Sprüche wie „Papa kann ganz schnell laufen“ wurden mit sehr lustigen Aussagen, wie „ … besonders wenn wir zu spät sind.“ ergänzt und sorgen für jede Menge Lacher. In den Illustrationen findet man zusätzliche urkomische Details, die sich bestens in die Handlung einfügen. Allerdings macht Günther Jakobs auch sehr deutlich: Egal was Papa mit all seinen Superkräften machen kann, eines kann er nicht … Mama sein! Und das ist gut so, denn gerade dieser Unterschied und die manchmal sehr verschiedene Weise an Dinge heranzugehen, ist wichtig für jedes Kind.


Vom Buchdeckel bis hin zu jeder illustrierten Seite - die Gesamtgestaltung dieses liebenswerten Bilderbuchs ist sehr gut durchdacht und stimmig gestaltet worden. Schlägt man es auf, entdeckt man erst einmal viele Schmierzettel, auf denen Aufgaben und bestimmte Termine für Papa festgehalten sind, damit er nichts vergisst. Organisation ist das halbe Leben … oder so ähnlich. Danach blättert man durch 12 Doppelseiten mit ganz typischen Szenen eines familiären Alltags. Nur sind diese aus der Sicht der Kinder geschildert und wir Leser dürfen sie mit einem Augenzwinkern betrachten und die Ironie der zahlreichen Situationen herausfiltern.

„Papa kann fast alles“ von Günther Jakobs ist ein warmherziges und humorvolles Buch über einen sehr wichtigen Helden für alle Kinder und Mamas.

Veröffentlicht am 20.04.2018

Eine interessante und bewegende Zeitreise

Kranichland
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Es ist schon erstaunlich, wie schnell wir Menschen vergessen. Vor vielen Jahren saß ich während eines Pioniernachmittags im Klassenraum, der mit Bildern von Erich Honecker geschmückt war und eine Lehrerin ...

Es ist schon erstaunlich, wie schnell wir Menschen vergessen. Vor vielen Jahren saß ich während eines Pioniernachmittags im Klassenraum, der mit Bildern von Erich Honecker geschmückt war und eine Lehrerin erzählte uns, wie bedeutend und wichtig es sei, dass man in die Partei eintritt. Mein Alltag in der DDR war unbeschwert – ich kannte nichts anderes. Und was sich hinter den Kulissen abgespielt hat, habe ich als Kind nicht mitbekommen. Den Mauerfall erlebte ich wie im Rausch und plötzlich wurden Dinge wichtig, für die ich mich vorher nie interessiert habe. Alles war möglich … Irgendwann war dieser Rausch vorbei und ich fragte mich, was ich in meiner Vergangenheit alles nicht mitbekommen habe. Die Lehrer, die nun nicht mehr von ihrer Parteitreue berichteten, blieben und in mir wuchs die Neugier. Ich begann mich mit den Schicksalen und Begebenheiten der damaligen Zeit zu beschäftigen und tue es auch heute noch gerne. Aus diesem Grund stach mir „Kranichland“ von Anja Baumheier sofort ins Auge. Diese Geschichte versprach ein packendes Familienepos zu sein, in Zeiten als Deutschland noch geteilt war.

„Kranichland“ umfasst mit der Erzählung eines Schicksals, welches eine gesamte Familie betrifft, fast achtzig Jahre der deutschen Geschichte. Die Handlung ist in zwei Erzählstränge unterteilt: damals und heute. Man könnte es als ein riesiges Puzzle beschreiben, das achtlos auf den Boden geworfen wurde und nun muss man alle Teile selbst zusammensuchen, um das ganze Bild zu sehen. Nur, dass dieses Puzzle hier ein großes Familiengeheimnis beherbergt, welches sich zu einem ungeahnten Ausmaß ausbreitet. Mit jedem Kapitel erhält man neue und sehr interessante Details, die die gesamte Handlung sehr unterhaltsam machen.
Gut recherchiert und aufgearbeitet sind dabei die verschiedenen historischen Ereignisse, die als Rahmen für dieses gelungene Familienepos dienen. Viele Aspekte der damaligen Zeit sind aufgegriffen worden und mit der Handlung verwoben. Wir Leser erfahren vieles über den Krieg mit seinen Bombennächten und das Leid, welches er mit sich gebracht hat, aber auch einiges über den Wiederaufbau und die Geschichte der DDR. Für mich waren vor allem die Geschehnisse in Zeiten des geteilten Deutschlands am interessantesten.

Die Handlung ist rund um eine literarische Figur aufgebaut, die zwar immer präsent ist, aber nie in größeren Passengen erzählt, was ihr wiederfahren ist. Vielmehr erfahren wir einiges über Marlene von allen anderen Protagonisten, die auf schicksalshafte Weise miteinander verbunden sind. Schwerpunkt dieser Geschichte sind jedoch der Alltag und die Umstände in der DDR. Marlene und ihre Schwester Charlotte bieten hierfür einen wunderbaren Kontrast: Charlotte ist linientreu und brennt für den Sozialismus, genau wie ihr Vater Johannes, der bei der Staatssicherheit tätig ist. Marlene hingegen hinterfragt viele Dinge, die im Namen des Sozialismus geschehen und verliebt sich in einen Pfarrersohn, der ähnlich kritisch ist. Beide sehnen sich nach Freiheit und begeben sich dafür auf einen sehr gefährlichen Weg.

Die Autorin Anja Baumheier beschreibt mit einem sehr eindringlichen Stil die bewegenden Ereignisse rund um die authentischen literarischen Figuren. Die historischen Begebenheiten und Umstände dosiert Anja Baumheier so, dass es für den Leser nicht zu erdrückend ist, obgleich sie nichts beschönigt. Jedoch gab es für mich einige wenige Szenen, die für meinen Geschmack künstlich sentimental und etwas geschwollen dargestellt worden sind. Zum Glück blieben diese überschaubar und beeinträchtigten nicht den Lesefluss.

Obgleich sie mich auch sehr aufgewühlt hat, konnte ich die kleine Zeitreise mit „Kranichland“ und der Familie Groen wirklich genießen.

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