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Veröffentlicht am 29.06.2018

Liebe in Reihe 27

Liebe in Reihe 27
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Meinung
Die Grundidee erscheint neu und anders, aber verspricht sie auch ein neues Leseerlebnis? Ja und nein. Auf der einen Seite hat der Roman mich gut unterhalten, war zum Glück nicht kitschig und zeigte ...

Meinung


Die Grundidee erscheint neu und anders, aber verspricht sie auch ein neues Leseerlebnis? Ja und nein. Auf der einen Seite hat der Roman mich gut unterhalten, war zum Glück nicht kitschig und zeigte dann doch einmal eine andere Art, wie sich Liebesromane schreiben lassen. Auf der anderen Seite waren doch immer wieder ein paar Stolpersteine eingebaut, die das Lesen erschwert haben.

Coras Versuche, Fremde miteinander zu verkuppeln, sollen vor ihrer eigenen Angst vor Bindungen ablenken. Nach einem unglücklichen Beziehungsaus steckt sie all ihre Energie und all ihre Zeit – auch die in der sie arbeiten sollte – in das Zusammenbringen ihrer Fluggäste. So wechseln sich die Kapitel, in denen entweder das Leben von Cora und ihren Kollegen geschildert wird, mit denen der Passagiere, die eine neue Liebe finden sollen, ab. Diese Abwechslung macht den Storyverlauf interessanter, da Coras eigenes Leben auf den ersten Blick doch wenig Material liefert, einen Roman füllen zu können. Als Protagonistin bringt sie nicht viel Potenzial mit, der Mensch hinter ihrer Fassade lässt sich erst im letzten Drittel so richtig erkennen. Was wirklich sehr schade ist, denn ihre Hintergrundgeschichte ist wirklich interessant, wenn sie denn erst mal den Raum erhält, sich auszubreiten. Besonders ihre Familie hat es mir angetan und gerade hier ist es bedauerlich, dass nicht mehr als an der Oberfläche gekratzt wurde. Es scheint, als ob besonders viele Themen untergebracht werden sollten. Diese sind durchaus interessant, es fehlt jedoch an Seiten, um die angefangenen Geschichten auszuerzählen.

Nicht immer ist klar erkennbar, ob Klischees wahllos eingearbeitet sind, oder ob bewusst mit ihnen gespielt wird. Dadurch fliegen die Stereotypen leider sehr tief und es erscheint unklar, was die Autorin genau damit bezwecken möchte. Tatsächlich stellt sich einer der Nebenfiguren – Flugbegleiter George (ich hoffe, dass dies sein Name ist, ich habe ihn beim nachträglichen Durchblättern nicht mehr gefunden) – eine ähnliche Frage wie mir, was die Diversität von Coras „Opfern“ anbelangt.

Ich muss zugeben, den Klappentext nicht gelesen zu haben. Eifert man mir nach, wird sich der Ausgang des Romans erst nach und nach zu erkennen geben. Wird der Inhalt allerdings vorher gelesen, ist der Spoiler vorprogrammiert. Ich kenne mich nicht mit der Zielgruppe aus. Ist es explizit erwünscht, die Pairings schon vor dem Lesen zu kennen? Gibt es wirklich keine LeserInnen in diesem Genre, die sich – wie ich – gerne überraschen lassen?

Nichtsdestotrotz hat mir das langsame Entwickeln von Coras eigenem Glück zugesagt, bin ich doch die ganzen Instantliebesgeschichten der letzten Monate leid. Besonderes überrascht hat mich dahingehend auch, dass nicht alle von Coras Verkuppelungsaktionen mit Erfolg gekrönt sind. Genau dies lässt sich schließlich von einem Roman mit einem solchen Cover erwarten, oder? Alleine aus diesem Grund konnte Liebe in Reihe 27 schon massig Punkte gut machen.

Immer wieder Frage ich mich, ob man eine Protagonistin zwingend mögen muss. Eine genaue Antwort darauf habe ich bislang nicht gefunden, denn es ist von Buch zu Buch und von Protagonistin zu Protagonistin verschieden. In dem Fall von Liebe in Reihe 27 komme ich zum Schluss, dass sie selbst, ob der anderen Charaktere, untergeht, dies aber nicht weiter tragisch ist. Bis auf überzeichnete Figuren wie George (?) überraschend die Nebenfiguren mit Tiefe und umso trauriger ist es, dass Menschen wie Coras, an Demenz erkrankter, Mutter nicht mehr Raum gegeben wurde.

Fazit


Liebe in Reihe 27 ist eine überraschende Sommerlektüre, die mehr Tiefgang als erwartet aufweist. Die Sympathieträger des Romans – die liebenswerten Nebenfiguren rund um Cora – tragen erheblich dazu bei, dass sich dieser Liebesroman von den anderen seiner Art abhebt. In Bezug auf einzelne Nebenstränge hätte ich mir eine genauere Ausarbeitung gewünscht, insgesamt ist Liebe in Reihe 27 allerdings eine Leseempfehlung für Fans von Sarah Harvey und Mary Kay Andrews.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Der Zauber zwischen den Seiten

Der Zauber zwischen den Seiten
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Meinung
Der Zauber zwischen den Zeilen erzählt die Geschichte zweier Frauen, deren Leben über Zeiten hinweg miteinander verwoben zu sein scheinen. Wie bei vielen anderen Büchern dieser Art, in denen Aufzeichnungen ...

Meinung
Der Zauber zwischen den Zeilen erzählt die Geschichte zweier Frauen, deren Leben über Zeiten hinweg miteinander verwoben zu sein scheinen. Wie bei vielen anderen Büchern dieser Art, in denen Aufzeichnungen gefunden und Rückblenden den weiteren Verlauf erzählen, ist es auch hier wieder die Geschichte in der Geschichte, die den besonderen Reiz ausübt.

Die Sprache des Romans ist sehr bildhaft und lässt dabei Welten vor dem inneren Auge entstehen. Der Part des 19. Jahrhunderts sowie der blumige Schreibstil Cabonis haben letzendlich dazu geführt, dass ich den Ausgang des Buchs unbedingt in Erfahrung bringen wollte. Alleine aufgrund von Sofia wäre dies so wohl nicht der Fall gewesen. Sofia ist eine anstrengende und naive Protagonistin die in meinen Augen kaum dazu lernt. Nicht einmal ihre Liebe zur Literatur konnte ihr allgemeines Wesen bei mir wieder gutmachen. Im Gegensatz dazu steht Clarice, deren Story mir eindeutig mehr zugesagt hat und mit der es sich einfacher verhält, ihre Handlungen nachvollziehen zu können. Dieser Umstand wirkt ein wenig absurd wenn sich vor Augen geführt wird, wie viel die beiden Figuren eigentlich gemein haben.

Der Zauber zwischen den Seiten lebt unter anderem durch die häufig verwendeten Zitate (u.a. zu Beginn der Kapitel). Im Gegensatz zu anderen Romanen, die ich zum Thema Liebe zum Buch gelesen haben, wirken sie nicht Fehl am Platz. Sie verstärken den Eindruck, dass hier die Leidenschaft zum geschriebenen Wort gefeiert und gelebt wird.

Fazit
LiebhaberInnen von Romanen mit zwei Zeitachsen, bei denen irgendwelche Briefe oder sonstige Aufzeichnungen gefunden werden und dadurch gelebte Leben erneut oder zum ersten Mal aufgedeckt werden, werden dieses Roman sicher lieben. Da ich kein all zu großer Fan dieses Genres bin müssen die Punkte „Charaktere, Story und Auflösung“ gut ineinander greifen. Bei diesem Buch hapert es allerdings an der Protagonistin und somit war es für mich kein Sommer Must Read. Der Zauber zwischen den Seiten zeigt allerdings das Potenzial der Autorin und ich werde sicher wieder zu einem ihrer Bücher greifen.

Veröffentlicht am 13.06.2018

Abbruchrezension - enthält Spoiler!

Frühling im Kirschblütencafé
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Das Schlimmste an diesem Roman ist, dass er genau mein Guilty Pleasure Muster bedient (Café, Neuanfang, Selbstständigkeit in einem kreativen Beruf) und noch nicht einmal wirklich schlecht ist. Gut, die ...

Das Schlimmste an diesem Roman ist, dass er genau mein Guilty Pleasure Muster bedient (Café, Neuanfang, Selbstständigkeit in einem kreativen Beruf) und noch nicht einmal wirklich schlecht ist. Gut, die Protagonistin ist wahnsinnig naiv. Ihre Freunde erinnern an NPC aus Videospielen aber insgesamt ist Frühling im Kirschblütencafé ein toller Sommerroman. Leicht, ohne tiefer zu gehen und wahrscheinlich ein Titel, der sich nebenher gut weglesen lässt. Ich selbst hatte jedoch immer wieder Schwierigkeiten, mich bei (Lese-)laune zu halten. Dieser Umstand ist sicher meinen Erwartungen zu schulden. Ich kenne diese Art von Romanen in- und auswendig. Die Anfänge sind fast und die Enden sind immer identisch. Mir kommt es auf den Weg dahin an. Werden die Figuren die Geschichte tragen? Ist die Reise und die Wandlung der Protagonistin nachvollziehbar? Lassen sich diese Fragen mit ja beantworten, sind unterhaltsame Lesestunden vorprogrammiert.

Bis sich ein stetiger Lesefluss eingestellt hat, wurde Frühling im Kirschblütencafé dann doch auf einmal das, was es sein wollte (sollte?): Ein „Wohlfühlroman“. Mir ist bis heute nicht klar, warum Frauenfiguren in Romanen immer erst von ihrem Freund/Verlobten verlassen oder von ihrem Ehemann betrogen werden müssen, damit sie sich wagen, ihren Träumen nachzujagen. Da dies aber viele solcher Romane betrifft, müssen sich die LeserInnen auch hier wieder einmal mit den Tränen und Hoffnungen der Protagonistin berieseln lassen. Und wenn dann endlich die Tränen getrocknet und die Ärmel hochgekrempelt werden, kommt nicht nur in das brachliegende Café wieder Leben. Lizzies Versuche, das Lokal ihrer Freunde ans Laufen zu bekommen und dabei ihr eigenes kleines Imperium von Nähkursen zu starten war der interessanteste Part der Story. An dieser Stelle hätte es gerne mehr in die Tiefe gehen dürfen. Als der Roman also auch endlich mit erreicht hat, kam der Schlag mit der Abrissbirne. Achtung, ab dem nächsten Absatz werden die angekündigten Spoiler folgen.

Lizzie, die ihren untreuen Exfreund immer noch nicht hinter sich lassen konnte, nähert sich (wer hätte es nicht geahnt) ihrem Jugendschwarm Ben an. Natürlich muss bei einer Rückkehr in das Dorf der Kindheit immer die ehemalige Große Liebe, oder – wie in diesem Fall – der damalige Schwarm anwesend und verfügbar sein. Kurzzeitig sind sich die beiden erst einmal feindselig gegenüber eingestellt, doch auch das legt sich rasch und die beiden merken, dass sie sich in ihrer Jugend relativ anziehend fanden. Dabei schleppt Ben DAS große Geheimnis schlechthin mit sich herum. Bis zum Erbrechen wird die Auflösung immer wieder nach hinten verschoben. Anlässe, es zu erwähnen, gibt es jedoch im Übermaß und so werden die LeserInnen künstlich auf die Folter gespannt. Bens Grund, in die alte Heimat zurück zu kehren und bei Freunden unter zu kommen ist recht banal. Er hat sich von seiner Freundin getrennt. Der Grund ist dann auch die eine Sache, über die Ben vorher nicht sprechen wollte. Seine Exfreundin wurde schwanger. Gesagt hat sie ihm nichts. Aber zum Glück wühlt Ben gerne im Müll herum und findet einen positiven Schwangerschaftstest. Als sie von einer angeblichen Geschäftsreise nach Hause kommt, konfrontiert er sie mit dem Test und sie eröffnet ihm, dass sie in einer Klinik gewesen ist, um die Schwangerschaft abbrechen zu lassen. Dies alles erzählt er Lizzie und die beiden stimmen den Chor der Empörten an.

Vielleicht mag es albern sein, aufgrund dieser einen Stelle den Roman wegzulegen. Allerdings wurde ich bis zu diesem Punkt nur recht dürftig unterhalten. Würde es sich um eine tiefgründigere Geschichte handeln, in dem auf diesen Teil des Plots weiter eingegangen wird, hätte ich mit Sicherheit weiter gelesen. Da dieser Punkt allerdings ausschließlich als Aufhänger dient, Lizzie und Ben zusammen zu bekommen (beide wurden durch die ExpartnerInnen verletzt), ist einfach nur ein Schlag ins Gesicht für alle, die für die Abschaffung von § 219a kämpfen.

„O Gott“, rief ich entsetzt, „wie konnte sie nur? Wie konnte sie das tun?“
– Seite 216

Tja Lizzie, du hättest sie einfach selbst fragen können. Aber absurde Beschuldigungen einer Person die du überhaupt nicht kennst, nur um deinem Love Interest zu gefallen sind sicherlich viel einfacher. Es passt allerdings zu ihrem Charakter, der nicht mehr als ein Fähnchen im Wind ist.

Ob meine Reaktion übertrieben ist, mag dahingestellt sein. Vielleicht wird sogar im weiteren Verlauf noch einmal näher darauf eingegangen. Da der Roman (wie bereits erwähnt) jedoch nicht das Gefühl auslöst, ihn unbedingt beenden zu wollen, war das für mich der Anlass, ihn an dieser Stelle zu beenden. War ich zuvor noch leicht enttäuscht, eine schlechte Auswahl getroffen zu haben, wandelte sich diese Enttäuschung an dieser Stelle in Wut um. An Romanen, die auch dem Genre ChicLit eingeordnet werden können, hat mich schon immer gestört, dass (meist amerikanische) zweifelhafte Wertevorstellungen unbedingt eingearbeitet und vermittelt werden müssen. Dabei reicht die Bandbreite von Bodyshaming über Lookismus bis hin zu Sexismus. Diese Art von Bashing war allerdings tatsächlich mal etwas Neues und es ist mir auch völlig egal, ob es die persönliche Meinung der Autorin darstellt oder nicht. Was soll das denn darstellen? Ein kunterbunter Sommeroman, der „dunkle“ Themen nur anstreift, um eine Begründung für eine Beziehung zu finden? Das ist bei New Adult Romanen schon nervig bis untragbar.

Damit keine Missverständnisse aufkommen. Solche „Hindernisse“ gehören durchaus in Romane. Ich persönlich lese lieber Bücher in denen nicht alles glatt läuft und in denen den Protagonistinnen/Protagonisten einiges zugemutet wird. Miese Charaktereigenschaften zählen ebenso dazu wie Figuren, die dafür geschaffen sind, dass sie gehasst werden sollen. Allerdings zielt hier alles darauf ab, die Protagonistin und ihren Freund-to-be in einem besseren Licht strahlen zu lassen. Es wird direkt klar, die beiden sind die Guten. Die Exfreundin ist das Böse in Person, ohne dass nur ansatzweise hinterfragt wird, was sie zu dieser schwerwiegenden Entscheidung gebracht hat. Oder wie sie sich selbst damit fühlt.

Aus diesem Grund/diesen Gründen gibt es von mir keine Empfehlung für Frühling im Kirschblütencafé. Wenn ihr daran interessiert seid, kann ich euch beizeiten einen Beitrag mit Romanempfehlungen zusammenstellen, in denen die Themen Café, Neuanfänge usw. besser rübergebracht worden sind.

Veröffentlicht am 10.06.2018

Palace of Glass

Palace of Glass - Die Wächterin
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Meinung

Fantasy, gerade wenn sie entweder in unserer Gesellschaft angesiedelt wurde oder aber auch mit einem dystopischen Setting vermischt wird, erzählt sich häufig immer wieder von vorne. Bei all den ...


Meinung



Fantasy, gerade wenn sie entweder in unserer Gesellschaft angesiedelt wurde oder aber auch mit einem dystopischen Setting vermischt wird, erzählt sich häufig immer wieder von vorne. Bei all den Geschichten, die jedes Jahr neu veröffentlicht werden, ist es eine Kunst für sich, das Rad neu zu erfinden. Palace of Glass ist eine dieser Erzählungen.
In einem fiktiven Großbritannien der nicht all zu fernen Zukunft gehen die Uhren rückwärts. Alles Übel der Welt wird den körperlichen Begehren der Menschen und ihrem unbändigen Drang nach Vergnügen zur Last gelegt. Als Konsequenz daraus gilt jeglicher Körperkontakt (außer zum Zwecke der Fortpflanzung) als strengstens untersagt. Parallelen zu unserer heutigen Zeit sind sicher nicht nur zufällig, sondern beabsichtigt.

In unserer realen Vergangenheit waren es als Hexen Verurteilte, die dem Scheiterhaufen zum Opfer fielen. In Palace of Glass werden diese Menschen Magdalenen genannt. Es gibt unter ihnen verschiedene Arten ihrer speziellen Gabe. Eines haben sie jedoch gemeinsam. Denn das, was sie alle am meisten begehren, steht unter Höchststrafe und könnte ihnen zum Verhängnis werden. Und eine dieser Magdalenen ist Protagonistin Rea.

Besonders erwähnenswert ist die Liebe zum Detail, die in diesen Roman eingeflossen ist. Von der Vorgeschichte bis zu den speziellen Gewandungen entsteht dadurch eine fiktive Welt die in sich schlüssig erscheint und in die es sich leicht eintauchen lässt. Die Charaktere wirken sehr authentisch und voller Leben. Ein wichtiger Punkt ist dabei die Sucht nach dem Berühren menschlicher Haut und das Stillen dieser Gier mittels Anfassen von Seide. Rea und ihre MitstreiterInnen sind sehr körperliche Wesen und gerade weil es ein so großes Tabu ist, machen Berührungen hier ihren besonderen Reiz aus. Die Figuren werden dadurch zu sinnlichen Wesen, denen ihre Freiheit wichtiger ist, als das Erfüllen ihrer bürgerlichen Pflichten.

Die fiktive Geschichte des Landes sowie der Magdalenen findet genügend Platz um ein besseres Bild auf das Leben in einem modernen und zugleich historischen Großbritannien geben zu können. Für mich persönlich sind solche Erklärungen essenziell für ein gelungenes World Building. LeserInnen die tendenziell Romane in der Richtung von Selection lesen, könnten dies sicher als langatmig empfinden.
Doch auch in einem epischen Roman wie diesem wird es für LeserInnen, die regelmäßig Bücher dieser Art lesen, nicht schwierig sein, Handlungsverläufe vorausahnen zu können. Dennoch gibt es einige offene Frage bei denen es begrüßenswert wäre, würden diese in den noch folgenden Teilen beantwortet werden. Mir ist nicht so ganz klar geworden, wie in einem so kurzem Zeitraum so viele Länder zur Monarchie zurückgekehrt sind – um nur einmal einen ungeklärten Teil zu erwähnen.

Meine Begeisterung war trotz der kleinen negativen Aspekte recht hoch, bis es zu einem wichtigen Teil des Plots kam: die sich anbahnende Liebesgeschichte. Diese steht im krassen Kontrast dazu und mag weder zum Stil des Romans, der Art wie er geschrieben wurde, noch zum Plot passen. In jedem drittklassigen Urbanfantasy/Paranormal Love/usw. Roman hätte ich eine 0815 Romanze wie diese hier erwartet, allerdings nicht in einem solchen Roman, der so einen ausgesprochen guten Vorlauf geboten hat. Es reicht nicht aus, dass wieder einmal Cinderella neu aufgerollt wird. Natürlich muss Rea sich instant in den klassischen Bad Boy verlieben, der keinerlei Rückgrat besitzt. Im Stil von Jennifer Armentrouts Romanen wird auch in Palace of Glass das unmöglichste Verhalten seiner Majestät damit entschuldigt, dass es eigentlich ja nur im besten Sinne für Rea gewesen ist.
Auf dem Bloggertreffen von Blanvalet mit der Autorin auf der Leipziger Buchmesse 2018 habe ich genau dies angesprochen. Mir wurde versichert, dass ich für diesen Part in Band 2 noch Großes erwarten könne und das nichts so bleiben würde, wie es zum Stand des ersten Teils war. Alleine aufgrund dieser Aussage habe ich für mich entschieden, den weiteren Bänden eine Chance zu geben. Denn wenn es wirklich nur eine Art Vorgeplänkel ist um den Rest einzuläuten, werde ich gerne darüber hinwegsehen können.

Fazit



Palace of Glass ist der Auftakt zu einer Trilogie, von der wir sicher noch viel hören und lesen werden. Meine Erwartungen an die beiden folgenden Teile ist immens hoch, da C.E. Bernhard die eigene Messlatte ganz weit oben angesetzt hat. Sorge bereitet mir allerdings immer noch die Liebesgeschichte, die in diesem Teil ihren Anfang gefunden hat. Mit dieser steht und fällt die komplette Reihe und meine Meinung zu dieser.
Ich mag diesen Roman Freunden des Genremixes ans Herz legen. Wenn ihr gerne Urbanfantasy sowie Dystopien lest und einem Setting, das sowohl Modernes, als auch Historisches beinhaltet, nicht abgeneigt seid, lässt sich Palace of Glass gut empfehlen. Es sollte jedoch jede Menge Toleranz für den Brooding Yound Adult Hero mitgebracht werden.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Feminist Fight Club

Feminist Fight Club
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Der Ratgeber Feminist Fight Club ist leider nicht das gewesen, was ich mir darunter vorgestellt, bzw. davon erhofft hatte. Ein Ratgeber für Erfolg im Beruf? Ja. Ein Ratgeber für gleichberechtigtes Arbeiten? ...

Der Ratgeber Feminist Fight Club ist leider nicht das gewesen, was ich mir darunter vorgestellt, bzw. davon erhofft hatte. Ein Ratgeber für Erfolg im Beruf? Ja. Ein Ratgeber für gleichberechtigtes Arbeiten? Leider nein.

Meinung



Eigentlich könnte Feminist Fight Club ein Ratgeber sein, der an keiner Arbeitsstätte fehlen sollte. Doch ist die Kluft zwischen dem, was das Buch sein könnte und dem, was es tatsächlich ist, zu groß dafür. Der Ansatz, konkret existierende Probleme zu nehmen und direkte Lösungsvorschläge zu liefern ist hervorragend und wird von vielen anderen Büchern der Art schlechter umgesetzt. Verschiedenste Szenarien werden vorgestellt und dann jeweils direkt dazu erläutert, wie darauf reagiert werden kann. Und genau deswegen ist es so schade, dass selbst hier nicht auf das Verwenden von Stereotypen verzichtet werden konnte. Laut der Autorin sind „wir“ Frauen nämlich weder in der Lage Publikumssportarten zu mögen, noch Gefallen an Lesertag und Squash zu finden und würden natürlich immer einen Nikolas Sparks Film bevorzugen. Hinzu kommen sich wiederholende Sätze in Form von „Frauen sind so, Männer können das“. Gerade in einem Buch wie diesen erwarte ich, dass davon Abstand genommen wird. Ein Beispiel ist der Rat, sich größer zu machen um autoritärer zu wirken. Aber sind nicht das Problem die, die auf andere wegen ihrer körperlichen Eigenschaften herabsehen und diese danach beurteilen? Mir ist durchaus bewusst, dass der Titel des Buchs Feminist Fight Club lautet. Allerdings wünschen wir uns doch ein Umdenken a l l e r in unserer Gesellschaft. Sollte da nicht der Ansatz von beiden Seiten kommen? Nicht mehr unterdrücken lassen und nicht mehr unterdrücken? Vielleicht ist es nur das, was ich zwischen den Zeilen herausgelesen habe. Doch hier und da lesen sich die Aussagen, als ob „wir“ uns wie Männer verhalten müssten, um Anerkennung im Job zu erhalten, anstatt dass wir (alle) so akzeptiert werden wie wir sind, unabhängig von unserem Geschlecht.

So sehr gerade am Anfang des Buchs darauf plädiert wird, dass wir „Frauen“ zusammenhalten müssen und uns gegenseitig unterstützen sollen, so oft wandelt sich der Text im weiteren Verlauf genau ins Gegenteil um. Das Verhalten von anderen Frauen am Arbeitsplatz, die der eigenen Karrriere im Weg stehen, wird damit begründet, dass sie weiblich sind. Das bestimmte Verhaltensmuster seit Generationen anerzogen werden, findet keinerlei Erwähnung. Die "rosahellblaufalle" lässt grüßen.

Es ist des Weiteren auch zu einfach gedacht, sich selbst statt „Das schaffst du nie – Gib doch einfach auf – Die ist um Welten besser als ich“ Sätze wie „Du hast es dir verdient – Du bist gut genug“ immer wieder aufzusagen. Mangelndes Selbstvertrauen kann auch auf den Umstand zurückgeführt werden, dass Menschen aufgrund ihrer Geschlechterzuordnung diskriminiert werden. Allerdings lässt sich eine Depression, die aus welchen Gründen auch immer aufgetreten ist, nicht mit den einfachen Beispielen, die im Buch angeboten werden, „mal eben schnell“ besiegen.

Das Buch ist sehr auf den amerikanischen Markt ausgelegt. Der deutsche Verlag ist darauf eingegangen und hat immer wieder Zahlen aus Deutschland und Österreich hinzugefügt. Ingesamt liest sich der Ratgeber, der sehr aus der Sicht einer Person und deren Arbeitsumfeld geprägt ist, jedoch vielmehr nach einem Problemlöser für amerikanische ArbeitnehmerInnen in Berufen aus der Wirtschaft, den Medien usw.

Auch wenn eine Stelle mit einem kleinen Sternchen versehen darauf hinweist, dass es auch noch andere Menschen gibt, die sich als Frauen verstehen ist Feminist Fight Club sehr auf eben jene Frauen ausgelegt, die mit einer Vagina zur Welt gekommen sind. Insgesamt war mein Eindruck, dass sich Jessica Bennett sehr auf die beiden klassischen Rollen Mann und Frau eingeschossen hat, was für mich genau das Gegenteil von Feminismus darstellt. Wenn es selbst die Autorin eines feministischen Ratgebers nicht schafft, Geschlechterklischees zu überwinden, haben wir noch einen weiten Weg vor uns.

Fazit



Der Großteil der Übungen und Lösungsvorschläge ist mit Sicherheit nützlich für den Alltag. Einige Situationen waren mir leider nur allzu vertrauet. Allerdings erscheinen einige Hinweise bzw. Ratschläge zu einfach gedacht. Außerdem konzentrieren sie sich fast ausschließlich auf das Arbeiten im Büro. Ein paar weitere Einsichten aus anderen Berufszweigen wären von Vorteil gewesen.
Feminist Fight Club ist mit Sicherheit ein guter Ratgeber für offensiveres Auftreten am Arbeitsplatz, der in vielen Fällen Augen öffnen wird. Die Übungen und Lösungsvorschläge sind dabei mal mehr, mal weniger, gut umsetzbar. Ich hätte mir u.a. weniger Stereotypen gewünscht und einen Ratgeber, der für alle Frauen gedacht ist und nicht nur für die mit einer Vagina.

Feminist Fight Club ist ein weiteres Buch „wir gegen die“. Echte Equality findet sich hier nicht, dafür aber einige nützliche Tipps für Reaktionen auf unangemessenes Verhalten am Arbeitsplatz.