Profilbild von KlaudiXO

KlaudiXO

Lesejury Profi
offline

KlaudiXO ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit KlaudiXO über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2019

Zwischen Zähnen und Wunschmagie ...

Daughter of Smoke and Bone
0

Karou ist für die Menschen in ihrem Leben ein Mysterium. Blaue Haare, das verschmitzte Lächeln, ihre seltsamen Zeichnungen von Monstern und die Geschichten, die sie passend dazu mit aller Ernsthaftigkeit ...

Karou ist für die Menschen in ihrem Leben ein Mysterium. Blaue Haare, das verschmitzte Lächeln, ihre seltsamen Zeichnungen von Monstern und die Geschichten, die sie passend dazu mit aller Ernsthaftigkeit erzählt: Niemand weiß so recht, wie man sie einschätzen soll. Doch was, wenn ihre Geschichten keine Märchen sind? Wenn die Monster aus ihrem Skizzenblock reale Vorbilder haben – ihre Familie, versteckt hinter Portalen? Als Karou auf einer Mission dem flammenden Feind Akiva begegnet, wendet sich ihr Schicksal von Grund auf. Und das Geheimnis um ihre Herkunft, das nicht einmal sie selbst ergründen konnte, wird ins Licht gerückt …

Nur ein Satz: Ava ist schuld! „Daughter of Smoke and Bone“ geisterte schon lange in meiner Wunschliste herum, aber so richtig Lust hatte ich nie darauf. Wie auch, wenn der Klappentext der Verlage so rein gar nichts über all die großartigen Dinge verrät, die dieses Buch enthält? Als ich es schließlich auf Ava Reeds Tisch im Hugendubel Frankfurt entdeckt habe, war mir klar: Wenn Ava es empfiehlt, musst du es lesen. Nun kam ich endlichd dazu und bin heilfroh, Karous Welt entdeckt zu haben, auch wenn das Buch nicht durchgehend positiv bei mir abgeschnitten hat.

Beim Lesen hat mich direkt der mystische, geheimnisvolle Schreibstil von Laini Taylor eingefangen. Es wird viel Drumherum beschrieben, viele kleine Details werden gezeigt, die sich nur langsam zu einem großen ganzen Bild zusammensetzen. Aber Karou und ihre Denkweise, ihr Leben, stehen im Mittelpunkt und können durch den Nebel der Geheimnisse langsam aufgedeckt werden. Ich habe mich mit Karou als Protagonistin sofort wohl gefühlt, hatte allerdings so meine Schwierigkeiten mit ihr und dem Verlauf ihrer persönlichen Geschichte, die an zwei Punkten in der Umsetzung stark gemangelt hat.

Der erste Punkt ist der Love-Interest Akiva. Wo ich in Karou viel Potenzial zur Entwicklung sehe, eine starke Persönlichkeit zu sehen mit klaren Weltanschauungen und teils skrupellosen, aber auch nachvollziehbaren Handlung, ist Akiva … einfach da. Zu schnell wendet sich „Er will mich töten“ in „Wow, ist er nicht perfekt? Alles an ihm ist perfekt!“ Und das hat mir den Spaß an der gesamten Liebesgeschichte verdorben. Wo Karou anfangs noch selbstbestimmt und cool ist, sich schwört, nicht denselben Fehler wie bei ihren Ex-Freund zu machen, wird sie doch zum liebeskranken Hündchen, sobald Akiva sie nur einmal schmachtend ansieht. Mehr als einmal wollte ich die beiden anschreien, ihren Shit zusammenzukriegen. Akivas Charakter besteht quasi nur aus seiner unendlichen Liebe zu Karou und daraus, wie verdammt heiß er ist – im wahrsten Sinne des Wortes. Sonst kam bei mir nicht viel von ihm an. Ja, seine Vorgeschichte ist tragisch und irgendwie traurig, aber ich habe kaum mitfühlen können, weil er für mich einfach zu perfekt war. Jeder andere Seraphim war bei weitem spannender als er, vor allem seine Mitstreiter Hazael und Liraz.

Und dann gibt es da noch die Vorgeschichte, die Karou und Akiva miteinander verbindet. Man muss dazu sagen: Das Buch ist schon älter, und was 2011 noch romantisch, schön und neuartig war, ist jetzt eher ausgelutscht und hat mich nicht fesseln können. Nicht, dass das Geheimnis um Karou nicht spannend gewesen wäre: Das ist es. Und ich liebe ihre Vorgeschichte. Aber ich mag erstens die vorherbestimmte Insta-Love einfach nicht mehr so gern und zweitens war die Art, wie alles aufgedeckt wurde, plump. Anders kann ich es nicht beschreiben, denn so hat es sich für mich angefühlt. Fast 30 Prozent des E-Books waren ein reiner Rückblick. Das hat mich dermaßen aus Karous Story gerissen, dass ich wirklich Probleme hatte, mich nach dem mehrere Kapitel langen Rückblick zu erinnern, wo wir denn stehen geblieben sind und wieso ich Karou so toll fand. Sie war mir nicht mehr präsent genug durch gewisse Umstände, die mit der Geschichte in Beziehung hängen. Und das Geheimnis einfach als extrem lange Rückblende reinzupacken, war für mich kein guter Stil von Seiten der Autorin. Das hätte man geschickter und eleganter lösen können, um den Leser nicht vollständig vom „heutigen“ Stand der Geschichte zu lösen.

Warum ich trotzdem unbedingt weiterlesen will, obwohl sich meine Kritik so harsch anhört? Weil die Geschichte es wert ist. Manche Aspekte mögen nicht gut ausgeführt sein, aber trotzdem gibt es so viele unglaublich gute Ideen und Ansätze in der Story, die mich sehr, sehr tief in die Welt hineingezogen haben. Ich liebe die Nebencharaktere, vor allem Zuzanna, Karous beste Freundin in Prag. Ich liebe die Monster, besser gesagt Chimären, und ihre Feinde, die Seraphim. Ich liebe die wunderschönen Entstehungsgeschichten der anderen Welt, die von Seraphim und Chimären immer anders erzählt werden. Und vor allem liebe ich das extrem gute Worldbuilding, das hier betrieben wird. Wie die Magie funktioniert, woher sie ihre Kraft bezieht, was es mit Wünschen und Krieg, Zähnen und Seelen auf sich hat … Es gab ganz viel an diesem Buch, das anfangs so im Dunklen liegt und sich langsam, aber immer spannender und mit größerer Sogwirkung entfaltet. Einmal in Karous Welt gefangen, kommt man als Leser nicht mehr los.

„Daughter of Smoke and Bone“ macht vieles richtig, auch wenn ich hoffe, dass sich die Folgebände nicht solche stilistischen Patzer leisten und vor allem Akiva endlich mal Charakterzüge abseits seiner extremen Liebe bekommt. Denn dann kann die Reihe wirklich zu einem Highlight werden, das ich nicht mehr vergesse.

Veröffentlicht am 01.02.2019

Mehr als der äußere Schein ...

Someone New: Special Edition
0

Micahs erstes Zusammentreffen mit ihrem Nachbarn Julian verläuft ganz anders als geplant. Schlimm genug, dass er wegen eines peinlichen Vorfalls bei einer Party ihrer Eltern gefeuert wurde – Julian scheint ...

Micahs erstes Zusammentreffen mit ihrem Nachbarn Julian verläuft ganz anders als geplant. Schlimm genug, dass er wegen eines peinlichen Vorfalls bei einer Party ihrer Eltern gefeuert wurde – Julian scheint ihr die ganze Sache nicht verziehen zu haben. Micah lässt nicht locker und will seine abweisende, kühle Art nicht hinnehmen, die er überall an den Tag legt. Doch während sich Julian ihr gegenüber nur langsam weiter öffnet, entstehen zwischen ihnen immer mehr Missverständnisse und Konflikte. Was verheimlicht Julian nicht nur ihr, sondern der ganzen Welt?

Lange habe ich mir Gedanken gemacht, wie ich meine Gefühle und alles, was mich beim Lesen von „Someone New“ beschäftigt hat, in Worte packen soll. Wie kann ich einem Buch gerecht werden, das von vielen Lesern als wichtigster New Adult-Roman des Jahres betitelt wird?

Zuallererst: „Someone New“ ist ein ruhiges Buch. Wer hier nach krassen Bad Boys und überzogener Dramatik sucht, greift zum falschen Buch. Ich möchte das so explizit betonen, weil ich nun in einigen Rezensionen gelesen habe, dass manche das Buch langatmig, teilweise langweilig fanden. Ja, die ersten zwei Drittel weisen keine krassen Wendungen auf, keine überzogenen Plotpunkte, die für den dramatischen Effekt eingebaut wurden. Und das ist genau das, was ich so schön am Buch fand – man konnte sich fallen lassen. Es war ein Querschnitt durch einen Alltag, den ich persönlich sehr normal fand, aber mit so vielen Details versehen, dass ich immer wieder schmunzeln, innehalten und mitfühlen musste.

Was Laura Kneidls Bücher so besonders macht und vor allem in „Someone New“ auffällt, sind ihre Charaktere. Sie sind nicht die krassen Überflieger, Möchtegern-Bad Boys oder Diven, über die ich manchmal auch gern lese. Sie sind realistisch. Sie sind berührend. Sie sind nachvollziehbar. Sie sind wie du und ich und das macht sie besonders.

Es gab kaum Charaktere in diesem Buch, die ich nicht mochte, obwohl sie alle so unterschiedlich waren. Micahs vorlaute Art, ihr moralischer Kompass und ihre teil kindliche, süße Ader haben bei mir wirklich einen Nerv getroffen. Ich finde, jeder sollte ein bisschen mehr Micah sein – das Leben mit Humor nehmen und regelmäßig die eigenen Fehler reflektieren, um sich zu bessern, wo man kann. Julian hingegen war sehr verschlossen, aber man spürt, dass unter der Oberfläche viel brodelt.

Cassie und Auri, seine Mitbewohner, waren zuckersüß! Ich habe die zwei so sehr genossen und freue mich riesig, dass sie im zweiten Teil ihre eigene Geschichte bekommen. Auch Lilly, die zu Schulzeiten schwanger und dafür von ziemlich vielen abgestempelt wurde, hat mich nachhaltig beeindruckt. Seit mein kleiner Bruder geboren wurde, sehe ich Schwangerschaften in ganz neuem Licht, und gerade Teenager haben es so schwer und werden schnell in eine Schublade gesteckt, wenn sie beschließen, ihr Kind trotz ihres jungen Alters zu behalten. Lilly hat eine enorme Stärke gezeigt und war gleichzeitig nachvollziehbar und nahbar. Ich fand sie als Charakter unglaublich gut ausgearbeitet und wünsche mir eine Freundin wie sie!

„Someone New“ besticht vor allem damit, dass es eine Gesellschaft abbildet, die bunt und divers ist, ohne zu Stereotypen zu greifen und sie durchzuhämmern. Gleichzeitig zeigt es auch die hässlichen Seiten der Gesellschaft, am Beispiel von Adrian, Micahs Bruder. Adrians Struggle hat mich einige Tränen vergießen lassen, denn seine Geschichte hätte ebenso meine sein können, wäre ich in ein anderes Elternhaus geboren worden. Dass mein Familie meine Freundin akzeptiert und mir kein schlechtes Gewissen macht – oder gar mehr, wie bei Adrian! – ist bis heute eine Erleichterung für mich. Gleichzeitig kann ich extrem gut nachvollziehen, wie schlimm es sein muss, die Angst bestätigt zu bekommen, dass man nicht gut genug und eine Schande für die Familie ist – nur weil man jemanden liebt, der nicht ins konservative Bild der eigenen Eltern passt. All diese Probleme setzt Laura Kneidl gut um, ohne sie zum zentralen Thema des Buchs zu machen und ewig lange auf Coming Outs und Zwangsoutings herumzureiten. Ihr sensibler Umgang mit vielen Problemthemen hat mich stark berührt und auch darin zeigt sich für mich, dass sie sich die Zeit genommen hat, Sensitivity Reader dazuzuholen, um von ihrer Expertise und ihren Erfahrungen zu profitieren und das Buch so viel realistischer zu machen.

Ja, „Someone New“ ist ein sehr wichtiges Buch. Es tut an den richtigen Stellen weh, das muss es auch. Gleichzeitig ist es irgendwo ein Hoffnungsschimmer, ein Licht, das zeigt, dass auch die sonst so konservative Buchbranche sich langsam Themen öffnet, die noch nicht so selbstverständlich in den Köpfen der Menschen verankert sind, wie sie es sein sollten.

„Someone New“ hat für mich viel bewegt. Es hat mich zum Lachen und Weinen gebracht, es war wertvoll, lehrreich und dabei immer noch locker und spritzig. Ich kann es kaum erwarten, dass „Someone Else“ mit Cassies und Auris Geschichte erscheint, die schon im ersten Band angeteasert wurde. Und ich danke Laura Kneidl für ein Buch, das den „Hype“ vollkommen verdient hat. Lest es. Denkt darüber nach. Und macht die Welt zu einem besseren Ort, wenn ihr Micah und Julian in euer Herz geschlossen habt.

Veröffentlicht am 31.01.2019

Auf der Flucht vor deiner Kraft ...

Sturmtochter, Band 2: Für immer verloren (Dramatische Romantasy mit Elemente-Magie von SPIEGEL-Bestsellerautorin Bianca Iosivoni)
0

Ihre wachsenden Kräfte, die immer unbeherrschbarer werden, machen nicht nur Ava Angst. Niemand kann sie kontrollieren, und die Isle of Skye wird zunehmen von Elementaren bedroht. Wie soll Ava die Menschen ...

Ihre wachsenden Kräfte, die immer unbeherrschbarer werden, machen nicht nur Ava Angst. Niemand kann sie kontrollieren, und die Isle of Skye wird zunehmen von Elementaren bedroht. Wie soll Ava die Menschen schützen, die sie liebt, wenn sie die größte Bedrohung für sie ist? Als das Tribunal die Jagd auf sie eröffnet, bleibt ihr keine Wahl. Sie muss den Dolch der MacLeods finden und ihre Kräfte in den Griff bekommen, bevor die Sturmkrieger sie erreichen. Auch wenn das bedeutet, sich gegen Lance zu richten …

Beim ersten Mal Lesen war ich von „Sturmtochter – Für immer verboten“ ja nicht komplett überzeugt. Im Dezember habe ich den ersten Teil noch mal gelesen und war überrascht davon, wie anders ich ihn wahrgenommen habe – viel komplexer, aufregender und actionreicher erschien er mir. Direkt darauf durfte ich „Sturmtochter – Für immer verloren“ lesen, über den ich damals schon einiges wusste. Aber dass mich der zweite Band der Reihe noch viel mehr begeistern würde, habe ich nicht erwartet.

Mit Ava hatte ich anfangs meine Probleme, aber hier nicht. Im zweiten Band hatte sie direkt eine starke Erzählstimme und war mittendrin in ihren Problemen. Nach dem tragischen Ende einer gewissen Person aus Band 1 war Avas Stimmung am Boden, während ihre Kräfte immer weiter anwachsen. Ich möchte diese innere Zerrissenheit, die sie schließlich zum Handeln zwingt und sie immer wieder in actionreiche, gefährliche Situationen kommen lässt. Im zweiten Teil wird viel stärker klar, wie gefährdet Ava als letzte MacLeod mit Wasserkräften ist. Dass sie dabei Hilfe von ihren Freunden und Verbündeten annimmt, da ihr gar keine andere Wahl bleibt, hat die ganze Geschichte dynamisch und aufregend gemacht. Denn sie verstehen sich nicht immer super – ja, manche ihrer Geheimnisse und Aktionen gegeneinander sind sogar genug, um einen Krieg der Elemente-Clans freizusetzen.

Im zweiten Band zeichnen sich auch die politischen Verhältnisse deutlicher ab, was ich mir stark gewünscht habe. Mit den Oberhäuptern der Kelvins und der Dundas haben Ava und ihre Verbündeten zwei starke und doch sehr unterschiedliche Stimmen gegen sich, die immer wieder für Gefahr sorgen. Die Sturmkrieger tun ihr Übriges, dass die angespante Situation zunehmend eskaliert.

Doch bei all den Feindseligkeiten gibt es Hoffnung: Mit Sloan Dundas und Bowen Campbell wurden zwei neue, wichtige Charaktere eingeführt, die mir durch ihre teilweise ambivalenten Handlungen zugesagt haben. Sie sind nicht unbedingt die Art von Mensch, die man auf der Stelle mag, aber vor allem mit Sloan habe ich mich schnell angefreundet. Auch Julianna hat sich in diesem Band mächtig gesteigert und wirkt selbstbewusster, entschlossener und stärker als im Vorgänger. Und Reid ist einfach Reid – hach. Und er lässt so einige Bomben platzen!

Das Fernweh hat mich gepackt. Ich will nach Schottland, will den nächsten Band der Reihe so schnell wie möglich lesen, will noch mehr Politik, noch mehr Spannung, noch mehr Kampf – und den wird es im dritten Teil der Reihe garantiert geben. Es gab so einige Cliffhanger, die mich mit offenem Mund haben dasitzen lassen. Aber gerade deshalb war dieses Buch so unglaublich gut: Es beschönigt nichts, hier werden große Risiken eingegangen und große Verluste erlitten. Und nach diesem Mittelband wird das Finale sicherlich grandios!

Veröffentlicht am 05.01.2019

Prinzessin eines weit entfernten Königreichs ...

Das Geheimnis des Schlangenkönigs (Kiranmalas Abenteuer 1)
0

Eine Geburtstagsparty mit Dämonen? Das hat sich Kiranmala nicht so vorgestellt. Doch als ein Rakkosh an ihrem Geburtstag ihre Eltern frisst und kurz darauf die Prinzen Lalkamal und Neelkamal in ihrem verwüsteten ...

Eine Geburtstagsparty mit Dämonen? Das hat sich Kiranmala nicht so vorgestellt. Doch als ein Rakkosh an ihrem Geburtstag ihre Eltern frisst und kurz darauf die Prinzen Lalkamal und Neelkamal in ihrem verwüsteten Vorgarten auftauchen, ist die Ruhe vorbei. Und dann soll Kiran auch noch eine Prinzessin sein, wie in den Geschichten ihrer Eltern! Trotz ihrer Zweifel begibt sich Kiran mit den Prinzen auf den Weg in ein weit entferntes Reich, um gegen die schlimmsten Rakkoshi und den Schlangenkönig zu bekämpfen. Denn die Zeit, um ihre Eltern sicher wiederzubringen, rinnt ihr schnell wie Wüstensand davon …

Es fing alles so gut an: Indische Mythologie, eine Prinzessin mit Pfeil und Bogen, Dämonen, Schlangen und viele Monster – Kiranmalas Geschichte aus der Feder von Sayantani DasGupta war mir sofort sympathisch. Allerdings hielt das nicht allzu lange an, denn wo ich anfangs noch gejubelt habe, dass es vom Stil her ähnlich zu „Percy Jackson“ ist, war „Das Geheimnis des Schlangenkönigs“ nach den ersten Seiten eher eins: Ermüdend.

Ich mag humorvolle, überzogene und auch mal seltsame Bücher. Aber dieses war einfach von allem zu viel. Viel zu viel und dann noch mit einem Schuss Nervigkeit dazu. An vielen Stellen hatte ich beim Lesen das Gefühl, dass jede Seite witzig sein sollte, unsere Protagonistin cool und pfiffig, die sich anbahnende Liebesgeschichte interessant und widersprüchlich – allerdings wirkte es auf mich erzwungen und konstruiert. Kiranmalas Situationskomik hat mich nach wenigen Kapiteln nur noch genervt die Augen verdrehen lassen, Neelkamal war die Hälfte der Zeit ziemlich mies zu ihr, um dann wieder der Retter in der Not zu sein. Und Kiran war teilweise Überfrau, teilweise verlorenes Hündchen, das man retten musste – aber von einem frechen, selbstbewussten Teenager war sie meiner Meinung nach weit entfernt.

Was mich zudem ziemlich an der Geschichte genervt hat, waren die schnellen Sprünge. Kiran schafft eine Situation, gleich danach geht es ins nächste Unglück. Zeit zur Charakterentwicklung blieb nicht wirklich, immerhin muss man auch noch den Prinzen hinterherschwärmen, die ja so perfekt sind – wobei Lalkamal, der einzige sympathische Charakter, nach wenigen Kapiteln kaum noch auftaucht. Wäre ja auch zu schön gewesen. Kirans ewige Jammerei, wie arm sie doch dran ist, war wenig heldenhaft, ich hätte es gern gehabt, wenn sie nicht erst in der äußersten Not mal auf den Gedanken kommt, tatsächlich etwas tun zu können. Auf mich wirkte sie als Heldin ihrer eigenen Geschichte eher hilfsbedürftig und von richtigen Charakterzügen, die über Sarkasmus und ab und an einen gemeinen Spruch Neel gegenüber hinausgingen, fehlte jede Spur. Sympathie konnte ich zu niemandem in diesem Buch entwickeln, höchstens zu Neels Großmutter, einer sehr gewöhnungsbedürftigen Rakkosh.

Was mich aber etwas bei der Stange gehalten hat, war tatsächlich der Anteil an Mythologie und Legenden, die mal etwas ganz anders waren. Viele alte, indische Geschichten wurden hier zusammengeführt, auch wenn mir die Umsetzung in weiten Teilen nicht gefallen hat, waren sie doch eine interessante Ausgangslage und Auflockerung. Den seitenlangen Infoteil zu Hintergründen der Mythologie, der im Nachwort angehängt wurde, hätte ich aber nicht gebraucht – ich finde, diese ganzen Erklärungen waren eher zu lang und haben dem Buch ein wenig den Zauber genommen.

So richtig anfreunden konnte ich mich mit Kiranmalas Geschichte nicht, was einerseits an den völlig überdrehten Charakteren, der erzwungenen Witzigkeit der Geschichte und der fehlenden Sympathie zu irgendeinem wichtigen Charakter lag. Auf mich wirkte die Geschichte zusammengewürfelt und an vielen Stellen mit guten Ideen, aber schlechter Umsetzung gespickt.

Veröffentlicht am 13.12.2018

Eine weihnachtliche Liebe ...

All I Want for Christmas. Eine Weihnachts-Romance in Manhattan
0

Als Pippa und Hunter für eine Hochzeit ihrer Freunde zusammenarbeiten müssen, ist von Anfang an Chaos vorprogrammiert. Die organisierte Pippa gilt als perfekte Trauzeugin – was soll sie da mit dem Rockstarsohn ...

Als Pippa und Hunter für eine Hochzeit ihrer Freunde zusammenarbeiten müssen, ist von Anfang an Chaos vorprogrammiert. Die organisierte Pippa gilt als perfekte Trauzeugin – was soll sie da mit dem Rockstarsohn Hunter, der ihr nur zusätzlich das Leben erschwert. Doch als die beiden feststellen, dass das Brautpaar überhaupt nicht zusammenpasst, schmieden sie einen Plan: Die zwei müssen erkennen, dass die Hochzeit ein Fehler ist! In ihren Bemühungen kommen sich Pippa und Hunter näher. Doch können sie ihre Differenzen beiseite legen?

Dieses Jahr probiere ich, mehr Weihnachtsbücher zu lesen. Und als bei der Ravensburger-Programmvorstellung auf der Buchmesse „All I Want for Christmas“ gezeigt wurde, klang es nach einer süßen und lustigen Liebesgeschichte, die das weihnachtliche Feeling gut rüberbringen sollte. Letzteres hat Julia K. Stein mit dem Buch, das in New York spielt, auch geschafft. An den anderen Faktoren mangelte es aber leider, weshalb ich ziemlich unzufrieden das Buch beendet habe.

Beginnen wir am Anfang: Pippa und Hunter werden vorgestellt. Und während Pippa von ziemlich vielen als die öffentlichkeitsliebende, perfekt organisierte Studentin aus gutem Hause angesehen wird, ist Hunter von der Presse gejagt, weil sein Vater mit einem Weihnachtshit ziemlich berühmt geworden ist. Natürlich haben die zwei Vorurteile übereinander, die sich im Verlauf des Buchs als ganz anders bewahrheiten. Aber was sie nun aneinander so genau hassen, wenn sie schon nach wenigen Kapiteln ziemlich gut Konversation miteinander machen können und es gar nicht mal so schrecklich miteinander finden, habe ich nicht verstanden. Es kam mir eher vor, als hätten sie kaum mal ein Wort miteinander gewechselt, stempelten den anderen ab und deshalb muss es von Anfang an auf eine Katastrophe hinauslaufen, wenn sie miteinander arbeiten. Was es aber nicht tut, denn es gab wirklich kaum Differenzen zwischen ihnen wegen der Hochzeit.

Die Charaktere waren in meinen Augen extrem blass. Für mich kam kaum Gefühl rüber, weder von Pippas, noch von Hunters Seite aus, nicht einmal wenn sie mit anderen Personen interagieren. Gleichzeitig fehlte mir dadurch die Chemie, die ich so dringend gesucht habe, um die Liebesgeschichte nachvollziehen zu können, die sich im Hochzeitstrubel doch ziemlich schnell entwickelt.

Ach ja, die Hochzeit … Noch so ein Thema, das ich einfach nicht verstanden habe. Pippa und Hunter haben natürlich ebenso Vorurteile über Bräutigam und Braut, wie übereinander. Und weil sie besser wissen als ihre besten Freunde, was diese füreinander empfinden, stellen sie Bemühungen an, sie auseinanderzubringen … Oder zumindest irgendwie so. Denn diese Bemühungen waren quasi nonexistent, und wenn sie mal auftauchten, fand ich es nicht lustig, sondern habe mich eher vor Fremdscham gewunden. Ja, Laurens und Davids Familien sind unterschiedlich, aber es gab dermaßen viel Standesdünkel zwischen den alteingesessenen New Yorkern und den neureichen Texanern, dass ich mich beim Lesen richtig unwohl gefühlt habe. Und dann ist David auch noch Veganer, obwohl die Brüder der Braut doch so gern jagen …

Alle Szenen, die die beiden auseinanderbringen sollten, waren in meinen Augen eher auf unangenehme Weise peinlich und erdrückend und haben mir so richtig die Lust am Lesen verdorben. Wäre es auf witzige Weise gestaltet gewesen, ohne so viele Klischees und Vorurteile? Hätten Pippa und Hunter sich wenigstens mal die Mühe gemacht, Lauren und David richtig kennenzulernen, bevor sie ihre Beziehung verurteilen, dann wäre es ein gutes Buch geworden. Aber so nicht. Und ich finde, die beiden sind die schlimmsten Freunde, die man sich wünschen kann.

Julia K. Steins Schreibstil war angenehm leicht zu lesen und hat mir zumindest das weihnachtliche Feeling gut rübergebracht. Ja, der Winter in New York und in den Catskills war wirklich schön, aber leider auch der einzige Pluspunkt an dem Buch. Ein wenig gestört haben mich auch die vielen eingeschobenen Erklärungen, sobald eine Person mal irgendetwas gesagt oder etwas Unerwartetes getan hat. Ich möchte als Leser nicht alles erklärt bekommen, vor allem nicht die Gefühle der Charaktere. Hier hatte ich ganz oft das Gefühl, dass mir genau vorgekaut wurde, was ich zu empfinden habe, weil die Charaktere es auch tun. Und nebenher gab es immer wieder Sätze, die die Situation völlig unterbrochen haben, weil sie lange Erklärungen zu diesem oder jenem in der Vergangenheit liegendem Ereignis beinhalteten, das uns den Charakter näherbringen sollte. So funktioniert für mich gutes Erzählen nicht – ich will die Charaktere und ihre Emotionen spüren, statt sie erklärt zu bekommen.

Alles in allem war „All I Want for Christmas“ für mich ein ziemlicher Reinfall. Ich bezweifle nicht, dass andere die Geschichte für süß und romantisch halten werden, aber ich fand Pippa und Hunter ziemlich unsympathisch und habe nicht mit ihnen mitfiebern können. Und Lauren und David sollten sich dringend neue Freunde suchen, die wirklich ihr Wohl im Kopf haben und ihre Entscheidungen respektieren.