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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.07.2018

Wenn alle Leichtigkeit verflogen ist ...

Die Leichtigkeit
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Inhalt

Nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo hat die Cartoonistin Catherine Meurisse alle Freude am Leben verloren. Immerhin hätte es auch sie treffen können wie ihre Kollegen – wäre sie an dem Tag früher ...

Inhalt

Nach den Anschlägen auf Charlie Hebdo hat die Cartoonistin Catherine Meurisse alle Freude am Leben verloren. Immerhin hätte es auch sie treffen können wie ihre Kollegen – wäre sie an dem Tag früher aus dem Bett gekommen. Nun ist ein Großteil ihrer Freunde, ihrer zweiten Familie, einfach tot. Und sie muss lernen, die Leichtigkeit und Schönheit in ihrem Leben wiederzufinden. Zwischen Identitätskrisen, der Trauer und psychischen Schäden, jagt sie den großen Künstlern und Philosophen nach, auf der Suche nach einem Weg, um wieder frei leben zu können.

Meine Bewertung

„Lightness“ ist ein Titel, den ich auf Deutsch schon länger auf meiner Wunschliste stehen hatte. Ich erinnere mich heute noch an die Fassungslosigkeit, die nach dem Anschlag auf Charlie Hebdo herrschte, auf die Momente, die ich vor dem Fernseher verbrachte und die Solidaritätsaktionen betrachtete. In denen ich mir dachte: „Bringt das etwas? Hilft es den Betroffenen, den Hinterbliebenen, sie noch stärker ins Rampenlicht zu drängen, wenn ihre Liebsten so grausam ums Leben kamen?“ Catherine Meurisse hat die Anschläge nur aus dem Nachbarhaus mitbekommen – und hat ihre Erfahrungen in „Lightness“ mit der Welt geteilt.

Dementsprechend neugierig war ich natürlich, den Comic nun zu lesen. Was würde mich in „Lightness“ erwarten? Wie geht jemand mit der Situation um, nachdem das Einzige, was ihr das Leben rettete, eine durchwachte Nacht wegen Liebeskummer war? Bald fand ich eine Antwort darauf: Gar nicht. Wie soll man schon mit solch einem Trauma umgehen? Die Zeichnungen waren ein guter Ausdruck für ihre Hilflosigkeit, für das Gefühl der Schockstarre, allerdings hatte ich an vielen Stellen das Gefühl, nicht genug zu verstehen, nicht tief genug eintauchen zu können in ihre Gedankenwelt.

Während ich irgendwo oberflächlich blieb, machte sich die Autorin auf die Suche nach der Leichtigkeit, die ihr seit dem Anschlag gefehlt hat. Ihr Trauma konnte ich noch einigermaßen nachvollziehen und auch irgendwo mitfühlen, aber spätestens dort verlor sie mich ein wenig. Die philosophischen Überlegungen kamen nicht recht bei mir an, und auch ihr Weg aus dem Trauma heraus war für mich wenig nachvollziehbar. Dass man es wohl nie komplett loswird, kann ich hingegen verstehen, und auch die Gefühle bzw. die Abwesenheit davon, die ihre Illustrationen rüberbrachten. Es muss eine unheimlich schwierige psychische Situation sein, in der sie sich da befand. Vor allem, wenn es darum ging, das nächste Heft rauszubringen, nachdem ihre Freunde und Kollegen gerade erst gestorben waren.

Alles in allem war „Lightness“ definitiv keine leichte Kost. Aber damit habe ich ja auch nicht gerechnet. Ich finde, man muss diesen Comic mehrfach lesen, um es wirklich nachvollziehen zu können, um richtig in die Situation einzutauchen und auch die philosophischen Anteile zu durchdringen. Für Interessierte ist es definitiv lesenswert, ich schwanke noch ein wenig hin und her, ob es mich nun überzeugt hat oder nicht.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Auf den Schwingen der Trauer ...

Der große schwarze Vogel
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Inhalt

An einem warmen Oktobertag stirbt Bens Mutter - und lässt ihn allein mit seinem Vater, seiner Tante und seinem Bruder Krümel zurück. Und mit einer Welt, in die Ben plötzlich nicht mehr reinzupassen ...

Inhalt

An einem warmen Oktobertag stirbt Bens Mutter - und lässt ihn allein mit seinem Vater, seiner Tante und seinem Bruder Krümel zurück. Und mit einer Welt, in die Ben plötzlich nicht mehr reinzupassen scheint, in der Trauer so anders funktioniert, als er sie spürt. Während Ben zwischen den Erinnerungen an seine Mutter und seinem Leben feststeckt, wird ihm klar, dass der Weg der Trauer steiniger ist als jeder andere ...

Meine Bewertung

"Der große schwarze Vogel" ist so ein typisches Buch, das ich fast nicht zur Hand genommen hätte, weil es eigentlich nicht zu meinem typischen Lesestil passt. Aber das Cover und die Beschreibung haben mich schließlich doch genügend gelockt, um mir anzusehen, was es wohl damit auf sich hat. Und ich bin sehr froh darüber, sonst hätte ich ein Buch verpasst, das mich wirklich tief berühren konnte.

Stefanie Höfler schreibt in "Der große schwarze Vogel" über die Trauer, den Verlust und deren unterschiedliche Arten der Bewältigung. Mich hat dieses Thema vor allem durch die Sichtweise Bens berührt, der zum Todeszeitpunkt seiner Mutter selbst erst an der Schwelle zur Pubertät steht. Eigentlich bräuchte er gerade beide Elternteile, die ihm erklären, was los ist, wieso sich die Welt für ihn verändert. Doch seine Mutter kann es nicht mehr und sein Vater zerbricht an ihrem Tod. So wird Ben unweigerlich zum Beschützer seines kleinen Bruders Krümel, während er selbst nach einem Halt sucht.

Was mir hier sehr gut gefallen hat, waren die verschiedenen Perspektiven der Zeit, die genutzt wurden. Immer wieder gibt es Flashbacks zu der Zeit, in der Bens Mutter noch lebte. Das zeigt auch auf, wie sehr man dazu neigt, Menschen nach ihrem Tod zu glorifizieren - denn ein Engel war sie nicht unbedingt. Aber das macht den Zustand des Vermissens nicht einfacher, und diesen inneren Zwiespalt fand ich extrem gut rausgearbeitet. Auch das junge Mädchen aus seiner Klasse, das Ben aufzeigt, dass der Tod überall herrscht und viele Facetten haben kann, war gut eingebracht und man konnte sich mit allen Charakteren überraschend schnell identifizieren.

Stefanie Höflers Schreibstil ist einfach und präzise, transportiert aber dadurch genau die richtigen, rohen Gefühle, die ich mit dem Tod und der Trauer verbinde. Man kann auf jeden Fall gut mitfühlen und verstehen, was Ben durchmacht, was seine ganze Familie zum Leiden bringt - und wie unterschiedlich sie damit umgehen. Auch die Lebensfreude, die dennoch da hindurchstrahlt, war für meinen Geschmack gut eingesetzt und hat dem Buch Realitätsnähe gegeben.

Alles in allem war "Der große schwarze Vogel" ein Buch, das mich tief bewegt und zum Nachdenken angeregt hat. Trauer und Verlust muss jeder mal durchstehen - die Frage ist nur, wie man damit umgeht. Bens Geschichte war daher sehr interessant zu lesen und ich kann sie auch jüngeren Lesern ab 12 Jahren empfehlen.

Veröffentlicht am 16.07.2018

Wenn des Nachts die Sterne leuchten ...

Der Sternenmann
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Inhalt

Zwischen Sternen, Planeten und vielen herrlichen Lichtern wohnt der Sternenmann. Nachts setzt er die Sterne an den Himmel, damit sie leuchten und die Menschen erfreuen können. Doch eines Nachts ...

Inhalt

Zwischen Sternen, Planeten und vielen herrlichen Lichtern wohnt der Sternenmann. Nachts setzt er die Sterne an den Himmel, damit sie leuchten und die Menschen erfreuen können. Doch eines Nachts fehlt der kleinste Stern – was nun? Der Sternenmann muss sich auf eine Suche quer durch die Galaxie machen, um seinen Stern zu finden. Doch dessen Verschwinden hat einen ganz besonderen Grund …

Meine Bewertung

Hach, war das süß! Bei Kinderbüchern ist das ja oft meine Standardreaktion, aber da ich auch als Kind schon vernarrt in Sterne, Planeten und das Universum war, hat mir „Der Sternenmann“ besonders gut gefallen. Dieses Kinderbuch hat einfach alles, was es braucht, um mich zu begeistern!

Die Geschichte war für meinen Geschmack richtig toll erzählt. Es war schon genug Text, um damit Zwei- bis Dreijährige zu erfreuen, und auch die Gestaltung der unterschiedlichen Elemente war sehr ansprechend. Die Geschichte über den Sternenmann und den kleinsten Stern hat sich gut in die Bilder eingefügt. Ich möchte hier nicht zu viel über den Ausgang der Geschichte verraten, aber der Sternenmann findet auf seiner Reise viele verschiedene Gestalten, die ihm alle helfen wollen, den Stern zu finden. Und das hat schließlich eine wundervolle Auflösung und ganz viel Liebe für die kleinsten unter uns!

Marta Balmaseda hat für Max von Thuns Kinderbuch die passenden Illustrationen gezaubert, und ich muss sagen, sie hat wirklich alles super getroffen. Obwohl die Grundfarben durch das Thema des Alls schon sehr dunkel sind, hat sie es geschafft, das durch helle Akzente und die fast schon leuchtenden Sterne aufzulockern. Auch der Sternenmann glängt als kleine Quelle der Hoffnung und springt einem sofort ins Auge. Ich finde die Illustrationen sehr kindgerecht umgesetzt, zudem unterstützen sie die Story sehr gut. Hier gibt es auch allerlei Möglichkeiten für die Kinder, Fragen zu stellen und unser Universum spielerisch kennenzulernen.

Was ich auch sehr schön finde, ist das Lied am Ende des Kinderbuchs, was zum Einschlafen und Träumen einlädt. Anhören kann man es sich auf der Webseite des Verlags. Das rundet das Kinderbuch noch mal ab und ist für mich das Tüpfelchen auf dem I. Alles in allem war „Der Sternenmann“ ein sehr gelungenes Kinderbuch, an dem hoffentlich noch viele kleine und große Leser Freude finden werden.

Veröffentlicht am 11.07.2018

Wer ist schon wirklich clean?

Clean
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Inhalt

Die junge Hotelerbin Lexi Volkov liebt das Luxusleben Londons: Eine Party nach der anderen, noch ein Drink, der nächste Absacker schon vorprogrammiert. Als abhängig würde sie sich nicht bezeichnen ...

Inhalt

Die junge Hotelerbin Lexi Volkov liebt das Luxusleben Londons: Eine Party nach der anderen, noch ein Drink, der nächste Absacker schon vorprogrammiert. Als abhängig würde sie sich nicht bezeichnen – bis sie sich mit Heroin abschießt und fast ihr Leben verliert. In der Clarity-Klinik soll sie wieder zu sich kommen und Ruhe finden. Doch dazu muss Lexi erst zugeben, dass sie ein Problem hat – und dabei ist sie nicht allein. Ihre Therapiegruppe mag chaotisch und seltsam sein, doch sind sie alle so unterschiedlich, wie es auf den ersten Blick scheint?

Meine Bewertung

„Clean“ und ich sind auf keinem guten Fuß gestartet. Mit Entsetzen habe ich das Buch angefangen, dessen Sprache anfangs extrem rotzig und unverblümt ist. Und ich dachte, das würde ich nie durchhalten – aber tatsächlich ist das Buch, so zwiegespalten es mich auch zurückließ, ein sehr interessantes Leseerlebnis gewesen.

Das Buch liest sich ein bisschen wie ein härteres „Gossip Girl – Hinter den Kulissen“. Lexi zumindest passt perfekt in diese Welt rein. In London geht sie auf alle angesagten Partys und nimmt Drogen im Überflüss, bis es sie fast das Leben kostet. Mir fiel es anfangs extrem schwer, ihr nicht mit purem Hass zu begegnen. Sie erkennt ihr eigenes Problem nicht und hasst dafür die ganze Welt, ist ausfallend und nur auf den oberflächlichen Schein bedacht. Man merkt zwar, dass da noch mehr dahintersteckt, aber gerade mit ihrer Vorgeschichte fand ich das fast schon zu klischeehaft. Und die Klischees ziehen sich leider durch das gesamte Buch.

Etwas besser von der Handlung her wurde es, als Lexi tatsächlich ihre Therapie angefangen hat. Die anderen Patienten der Clarity-Klinik sind auch auf dem Weg, clean zu werden, nur dass alle mit anderen Abhängigkeiten zu kämpfen haben. Hier muss ich sagen, dass ich es fast schon zu einfach fand. Stecken wir 6 dysfunktionale Jugendliche zusammen auf eine Insel – die werden schon klarkommen. Mir persönlich hat da wirklich mehr Realismus gefehlt, denn auch die Art, wie sie therapiert wurden, fand ich ziemlich seltsam. So richtig konnte ich diese Einrichtung einfach nicht glauben. Und als Lexi dann auch noch ein wildes Pferd bändigt, an das sonst keiner rankommt, wurde es schon extrem lächerlich.

Andererseits eignet sich „Clean“ gut zum Mitleiden. Ich konnte die Hintergrundgeschichten der Figuren gut verstehen, und auch ihre Dynamik untereinander hat mir gut gefallen. Besser wurde es dann wirklich in der zweiten Hälfte, wenn man auch mehr von Lexis Vorgeschichte erfährt und sich das Puzzle so langsam zusammensetzt. Da wurde für mich auch der Schreibstil besser. Was mich nur ein wenig gestört hat, war die Liebesgeschichte, die extrem erzwungen wirkte und für mich das Positive fast wieder zerstört hat. Da klingt einfach viel romantisierte Heilung durch, die ich so nicht geeignet finde.

Alles in allem war „Clean“ aber dennoch gut für Zwischendurch geeignet, mit einer interessanten Grundidee. Wenn man an einigen Stellen über die Logikfehler in der Ausführung hinwegsieht, hat Lexis Geschichte definitiv ihren Reiz, auch wenn ich sie nicht so schonungslos oder scharfzüngig finde, wie sie beworben wurde.

Veröffentlicht am 07.07.2018

Im Reich der Sterne wartet die Freiheit ...

Das Reich der Sieben Höfe – Flammen und Finsternis
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Inhalt

Feyre ist Amaranthas dunklen Machenschaften entkommen – doch nun klebt die Dunkelheit selbst an ihr. Mit schrecklichen Schuldgefühlen, Albträumen und Panikattacken versucht sie, ihren Alltag am ...

Inhalt

Feyre ist Amaranthas dunklen Machenschaften entkommen – doch nun klebt die Dunkelheit selbst an ihr. Mit schrecklichen Schuldgefühlen, Albträumen und Panikattacken versucht sie, ihren Alltag am Frühlingshof zu bestreiten. Doch während Tamlin sie zunehmend einengt, gibt es für Feyre nur eine Möglichkeit zu heilen – und dazu gehört auch die Freiheit. Erst als Rhysand sie an ihr Abkommen erinnert, spitzt sich die Lage zunehmend zu. Und mit der Gefahr eines neuen Krieges, der auch die Welt der Menschen hinter der Mauer erschüttern könnte, kommen zahlreiche neue Feinde daher, für die sie starke Verbündete braucht …

Meine Bewertung

Nachdem mich der erste Teil der Reihe ja nicht so sehr begeistert hat, aber mir von allen Seiten gesagt wurde, wie toll der zweite ist, habe ich mich auch an „A Court of Mist and Fury“ gewagt. Immerhin verspricht dieser nach dem Ende von Teil 1 mehr Action, mehr Drama, mehr Stärke. Allerdings bin ich nach dem Lesen auch extrem zwiegespalten. Rational betrachtet deckt diese Buch in etwa alle Tropes ab, die ich hasse, bedient sich einiger Klischees und Schwarz-Weiß-Darstellungen, hat dieselben Plotprobleme wie sein Vorgänger – und trotzdem war etwas daran, das mich eher durchhalten ließ.

Nach dem ganzen Hype habe ich hier wirklich eine bessere Charakterisierung und Umsetzung erwartet. Ich dachte, es wird richtig grandios losgehen – aber nein, der Anfang war wieder genauso lahm wie Band 1. Gut, das war ich inzwischen schon gewohnt, also habe ich mich durchgequält und eigentlich nur drauf gewartet, dass mal etwas passiert. A.k.a. dass Rhysand auftaucht. Das hat sich gezogen und gezogen und leider einige negative Punkte mit sich gebracht.

Ich muss hierbei wirklich sagen: Ich habe noch niemals eine dermaßen absurde Umcharakterisierung gelesen. Und Feyre ging mir unglaublich auf die Nerven. Während sie merkt, dass sie nicht die Einzige ist, die leidet, redet sie nicht offen mit Tamlin drüber und beschwört so auch Probleme herauf. Es ist ziemlich klar, dass beide einen Knacks weghaben, nach allem, was Amarantha ihnen angetan hat. Allerdings finde ich es unfair, einen Charakter, der im ersten Buch wie der strahlende Held erschien, dann nur deshalb um 180 Grad zu wenden, um dem anderen Love-Interest alle Perfektion aufbürden zu können. Auch wenn ich Tamlin nicht mochte und Feyres Aktionen ihm gegenüber verstehen konnte, kann ich nicht verstehen, wieso man hier so radikal zugeschlagen hat. Während Rhysand zum Engel mutiert und bei so ziemlich allen Taten total noble Gründe hat, wird Tamlin zum miesesten, abscheulichsten Charakter verbannt, der extreme Besitzansprüche erhebt. Da kann mir der Hype noch so sehr sagen, dass er schon immer so war – nein, im ersten Band war er anders. Und ich finde es ungerechtfertigt, einen Charakter dermaßen runterzumachen, nur um einen anderen begehrenswert darzustellen, zumal man Tamlins Seite und seine Gründe überhaupt nicht erfährt. Dieses Schwarz-Weiß-Denken war für mich unheimlich anstrengend und einer der Hauptpunkte, weshalb ich das Buch nicht nur positiv sehen kann.

Auch Feyres Charakter hat bei mir echt für Übelkeit gesorgt. Sie ist immer noch jammernd und leidend (zwar mit Gründen, aber dennoch nervig) und zu allem Überfluss wird das gepaart mit einem Zug von extremer Stärke, die sie nach und nach entdeckt. Für mich haben ihre Selbstzweifel und ihre Überzeugung von sich selbst am Ende nicht richtig zusammengepasst. Ich sehe ihre Entwicklung einfach nicht stark genug – Start- und Endpunkt ja, aber der Weg dahin war für mich eher fragwürdig.

Auch die Handlung an sich hatte wieder dasselbe Manko wie der erste Band. Die ersten 70% des ohnehin schon sehr langen Buches waren mir zu eintönig – die Bande sucht etwas und findet es, um wieder was anderes zu suchen, nebenher gibts Geplänkel und Hintergrundgeschichten – aber ins letzte Drittel wurde so ziemlich alles reingestopft und es ging mir viel zu schnell. Ich hatte gehofft, dass es sich in diesem Band etwas besser verteilen würde und die Plot-Twists am Ende mehr Raum bekommen, sich tatsächlich zu voller Wucht zu entfalten.

Und jetzt kommt das große Aber: Trotz all dieser Mängel, trotz der Tropes, die mich in den Wahnsinn getrieben haben, trotz Feyres Art, die ich nicht leiden kann – trotzdem habe ich mich gut unterhalten gefühlt. Es hat mir Spaß gemacht, ich habe mitgefiebert, auch wenn ich vieles schon wusste oder geahnt habe. Und das liegt zuallererst an den Nebencharakteren.

Sowohl bei „Throne of Glass“ als auch bei dieser Reihe hat Sarah J. Maas es einfach drauf, mir eindrucksvolle Nebencharaktere zu geben, mit denen ich mitleide und weine, sie ins Herz schließe und mich ihnen einfach verbunden fühle. Sie mögen absolute Klischees sein, die Außenseiter, die sich zusammengeschlossen haben, aber dieses Gefühl einer Familie kam bei mir voll durch und hat mich gefangen. Ich finde sie alle wesentlich interessanter als unsere Protagonistin, und wenn ich die nächsten Teile lese, dann nur, weil ich unbedingt mehr von Mor und Amren möchte, von Feyras Schwestern und von den den beeindruckenden Kriegern Azriel und Cassian. „A Court of Mist and Fury“ spart auch nicht mit schönen Beschreibungen und tollen Schauplätzen, die ich echt cool fand, ebenso wie die weitere Ausarbeitung Prythians, das nun endlich näher beleuchtet wurde.

Und dann kommt tatsächlich noch mein absolutes Guilty Pleasure hinzu: Ich liebe die ganze Thematik rund um Seelenverwandte. Auch wenn es daran ebenfalls Punkte an der Umsetzung gab, die mich einfach extrem gestört haben (das Macho-Gehabe der Männer, sobald sie ihre Mate finden, der ständige Sex, den ich nicht besonders gut geschrieben fand, und diese absolut sexistische Tradition, dass es was ganz Besonderes ist, wenn die Frau ihrem Mann Essen anbietet). Ich kann diesem Trope nicht abschwören und auch hier hatte ich echt Herzrasen dabei. Ich mag diese Thematik, die Verbundenheit der Figuren, die dadurch entsteht, und auch das Ende, das mir dabei noch einiges an Verwunderung und krassen Wendungen beschert hat.

„A Court of Mist and Fury“ ist ein Buch mit vielen Fehlern, die ich rational auch sehe und durchaus verurteile. Allerdings möchte ich mich auch nicht dagegen wehren, dass es mir trotzdem Freude bereitet hat, dieses Buch zu lesen, dass ich ihm irgendwo doch verfallen bin und den Hype zwar nicht mitlebe, aber in seinen Grundzügen nachvollziehen kann. Es war definitiv besser als der Vorgänger, und auch wenn ich denke, dass ich an „A Court of Wings and Ruin“ noch einiges meckern werde, freue ich mich doch darauf, die kleine Familie wieder besuchen zu können. Dafür sind die Charaktere schließlich doch stark genug, um die Schwäche etwas abfangen zu können.