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Kleine_Raupe

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 01.04.2022

Unausgereift

Rob & Jonny (Bd. 1)
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Der kleine Roboter Rob möchte nicht sein Dasein in einer Fabrik fristen und so flieht er eines Tages und macht sich auf den Weg nach London, weil er diese Stadt schon immer einmal sehen wollte. Kaum angekommen, ...

Der kleine Roboter Rob möchte nicht sein Dasein in einer Fabrik fristen und so flieht er eines Tages und macht sich auf den Weg nach London, weil er diese Stadt schon immer einmal sehen wollte. Kaum angekommen, wird er Zeuge, wie ein Hundefänger den Streuner Jonny einfangen will und hilft dem Hund kurzentschlossen. Die Beiden werden Freunde und die Leser begleiten sie ein Stück auf ihrem Weg.
Bei diesem Buch haben mich als erstes die Illustrationen angesprochen. Das Bild, wo Rob sich mit seinen langen Armen aus der Fabrik „abseilt“ fand ich so niedlich, sodass ich das Buch unbedingt mit meiner Tochter lesen wollte. Die Illustrationen sind auch wirklich gelungen, die Geschichte konnte uns leider nicht überzeugen. Auf mich wirkt sie unausgereift, als hätte sich ein London-Fan mal eben eine nette Geschichte über einen Roboter und einen Hund aus den Fingern gesogen. Die Details über London werden die meisten Kinder nicht interessieren und sind für mich überflüssig. Klar, den Buckingham Palace kann man erwähnen, aber was soll die Szene bei Harrods? Leider ging es mir mit mehreren Szenen so, deswegen auch mein Urteil, dass die Geschichte unausgereift ist. An mehreren Stellen dachte ich „Und weiter? Da fehlt doch was!“. Vielleicht wird das in Band 2 aufgelöst? Wir werden den allerdings nicht lesen, zumal auch die Spannung im Buch zu kurz kam. Es ist eine nette Geschichte über eine Freundschaft, aber das war uns zu wenig.

Fazit: Schöne Illustrationen, aber schwache Geschichte. Unausgereift, manchmal zu detailreich, dafür an anderen Stellen lückenhaft. Ich kann leider keine richtige Leseempfehlung aussprechen und vergebe 3 Sterne.

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Veröffentlicht am 30.03.2022

Leider zu viel gewollt

Unser kostbares Leben
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Caro und Minka wachsen in den 70er Jahren auf, in einer hessischen Kleinstadt, die geprägt wird von einer dort ansässigen Schokoladenfabrik, deren Chef Caros Vater ist. Minkas Vater dagegen ist der Bürgermeister ...

Caro und Minka wachsen in den 70er Jahren auf, in einer hessischen Kleinstadt, die geprägt wird von einer dort ansässigen Schokoladenfabrik, deren Chef Caros Vater ist. Minkas Vater dagegen ist der Bürgermeister der Stadt und glühender SPD-Anhänger. Eine weitere wichtige Rolle spielt Claire, ein vietnamesisches Waisenmädchen. Die Themen im Buch sind vielfältig, sie reichen von Politik über Umweltschutz bis hin zu Experimenten an Waisenkindern. Eine Inhaltsangabe fällt schwer, grob lässt sich sagen, dass wir die Mädchen beim Aufwachsen begleiten und Zeuge werden von ihrem erwachenden Umweltbewusstsein und dem Interesse für Politik.
Mein Eindruck ist, dass Katharina Fuchs hier etwas zu viel gewollt hat. Es waren etwas zu viele Themen, die unbedingt Platz in diesem Buch finden mussten. Auf mich wirkt das zu gewollt und unausgegoren. Was mich an den vorherigen Büchern der Autorin so fasziniert hat (und was für mich ein gutes Buch ausmacht) ist, dass die Geschichte vor meinen Augen lebendig wurde. Die Geschichten waren so stimmig, die Charaktere so gut gezeichnet, dass ich vollkommen eintauchen konnte. Leider ist mir das bei diesem Buch nicht gelungen. Kritisieren muss ich außerdem, dass ich die Figuren nicht authentisch fand (sie waren für zehnjährige Mädchen einfach viel zu erwachsen), viele Handlungsstränge im Nichts verliefen und dass die Autorin sich oft in Details verliert. Da wird zum Beispiel über eine halbe Seite die Einrichtung einer Küche beschrieben inklusive Freischwinger-Sessel, nur damit ich als Leserin auch wirklich merke, dass das Ganze in den 70er Jahren spielt. Oder die Mutter ist ganz überrascht von der Wirkung des neuen Spülmittels „Pril“. Hier musste ich fast lachen, das grenzte schon fast an Schleichwerbung.

Fazit: Leider konnte an das Buch nicht an die großartigen anderen Bücher der Autorin anschließen, ich kann leider keine Leseempfehlung aussprechen und vergebe 2,5 Sterne, aufgerundet auf drei.

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Veröffentlicht am 12.12.2021

Interessant und hilfreich

Kindern mehr zutrauen
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Wie so viele andere Menschen auch, hat Michaeleen Doucleff ein Kind bekommen und festgestellt, dass einem Kindererziehung nicht unbedingt in die Wiege gelegt wird. Nichts lief so, wie die Autorin sich ...

Wie so viele andere Menschen auch, hat Michaeleen Doucleff ein Kind bekommen und festgestellt, dass einem Kindererziehung nicht unbedingt in die Wiege gelegt wird. Nichts lief so, wie die Autorin sich das vorher vorgestellt hatte und irgendwann war sie verzweifelt und beschloss, dass sich etwas ändern musste. Da sie gelernte Journalistin ist, las sie zuerst jede Menge wissenschaftliche Studien und erkannte, dass es in unseren Ratgebern zu Kindererziehung immer nur um Kinder der westlichen Welt geht. Doucleff fragte sich, ob es diese Erziehungsprobleme auch bei anderen Völkern der Welt gibt und machte sich zusammen mit ihrer Tochter auf, um verschiedene indigene Völker zu besuchen, darunter die Maya, die Inuit und die Hazda. Doucleff wohnte mit ihrer Tochter eine Zeit lang bei verschiedenen Familien, beobachtete sie in ihrem Alltag und bei der Kindererziehung. Ihre Erfahrungen und Erkenntnisse hat sie in diesem Buch festgehalten.
Die Autorin stellt fest, dass die Kinder dieser indigenen Völker im allgemeinen selbstbewusster, empathischer und hilfsbereiter sind, als die Kinder aus westlichen Kulturen. Die Ursachen liegen ihrer Meinung nach vor allem darin, dass es keine großen Familienverbände mehr gibt, in denen viele verschiedene Personen die Erziehung der Kinder übernehmen. Auch sind Stress der Eltern sowie ständiges Überwachen, Fördern und Überhäufen der Kinder mit Spielzeug für sie problematische Faktoren. Doucleff zeigt am Beispiel der genannten Völker, wie man Werte wie Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit vermitteln kann, wie man besser mit Wutanfällen umgeht bzw. sie gar nicht erst entstehen lässt und wie man als Familie ein Team wird. Sie tut dies ohne erhobenen Zeigefinger und zieht zur Veranschaulichung immer wieder ihre eigenen Erfahrungen mit ihrer Tochter heran. Ich habe das Buch als sehr wohlwollend gegenüber Eltern und bekannten Erziehungsproblemen empfunden, die Autorin kennt diese ja alle selbst. Ihre Vorschläge für veränderte Verhaltensweisen sind alle gut umsetzbar und funktionieren tatsächlich!

Fazit: Ein interessantes und überaus hilfreiches Buch, mein neuer Favorit unter den Erziehungsratgebern! Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Faszinierender und interessanter Einblick in eine Reise durchs Eis

Eis. Abenteuer. Einsamkeit
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Ich liebe Reiseberichte und dies ist einer der besonderen Art. Richard Löwenherz (welch ein passender Name!) reist durch Sibirien - mit dem Fahrrad! Obendrein auch noch im Winter, denn nur dann ist diese ...

Ich liebe Reiseberichte und dies ist einer der besonderen Art. Richard Löwenherz (welch ein passender Name!) reist durch Sibirien - mit dem Fahrrad! Obendrein auch noch im Winter, denn nur dann ist diese Tour möglich. Ein Großteil der Strecke führt nämlich über zugefrorene Flüsse, diese „Straßen“ existieren also nur im Winter. Wochenlang ist Löwenherz hier unterwegs, Tausende Kilometer legt er zurück und ist dabei (fast) völlig auf sich allein gestellt. Hin und wieder begegnen ihm Lastwagenfahrer oder er kommt durch entlegene Dörfer, wo er immer auf gastfreundliche Einheimische trifft. Ansonsten ist Löwenherz allein mit sich und der Natur und ganz viel Schnee und Eis. Tagsüber liegen die Temperaturen selten über dem Gefrierpunkt, nachts wird es auch schon mal bis zu Minus 40 Grad kalt. Löwenherz schläft in verlassenen Hütten, im Zelt oder unter freiem Himmel im Schlafsack (bei den Temperaturen unvorstellbar für mich), muss oftmals mit sich selbst oder der Natur kämpfen, gerät in gefährliche Situationen, hat aber auch immer wieder unvergesslich schöne Erlebnisse. Ich selber bin nicht auf der Suche nach dem ganz großen Abenteuer, lese solche Reiseberichte aber unheimlich gerne und bin immer sehr fasziniert von diesen Menschen und was sie umtreibt. Beim Lesen des Buches kann man Löwenherz‘ Motivation für seine Touren nachvollziehen, die Faszination für die abgeschiedenen Gebiete am Ende der Welt (so kommt es einem vor) und für die Landschaft aus Schnee und Eis werden durch seine Berichte und die vielen tollen Fotos im Buch deutlich. Auch die Aufmachung des Buches hat mich begeistert, es ist großformatig und macht einen hochwertigen Eindruck, der Preis ist angemessen.

Fazit: Ein Buch, das ich jedem ans Herz legen möchte, der sich für Reiseberichte interessiert. Der Bericht ist ausführlich, authentisch und interessant, die Probleme werden ebenso geschildert wie die schönen Erlebnisse. Am Ende hat man das Gefühl, ein bisschen dabei gewesen zu sein. Ich hoffe, wir werden bald noch mehr von Richard Löwenherz zu lesen bekommen! Von mir gibt es 5 Sterne und eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Unglaublich spannend und psychologisch raffiniert!

SCHWEIG!
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Es ist Weihnachten und Esther steckt mit ihrer Familie mitten in den Vorbereitungen. Obwohl der Baum noch abgeholt werden muss und allerlei andere Sachen anstehen, entschließt sie sich, zu ihrer Schwester ...

Es ist Weihnachten und Esther steckt mit ihrer Familie mitten in den Vorbereitungen. Obwohl der Baum noch abgeholt werden muss und allerlei andere Sachen anstehen, entschließt sie sich, zu ihrer Schwester zu fahren, um ihr ein Geschenk und eine Flasche Wein vorbeizubringen. Sue wohnt seit ihrer Scheidung alleine in einem großen Haus im Wald und ist nicht erfreut über den Besuch ihrer Schwester. Zunächst steht man als Leserin völlig auf Esthers Seite. Sie scheint die „Normale“ der beiden Schwestern zu sein, während mit Sue anscheinend etwas nicht stimmt. Sie wirkt labil, vielleicht psychisch gestört. Dann jedoch nimmt die Handlung einen anderen Verlauf, als man sich das vielleicht anfangs vorgestellt hatte. Die Autorin spielt mit den Erwartungen der Leserinnen und enthüllt ständig neue perfide Geheimnisse der Schwestern. Am Ende ist nichts so, wie es anfangs schien und man muss als Leser*in schon ziemlich schwer schlucken (und sich den Spannungsschweiß von der Stirn wischen).
Mein erstes Buch der Autorin war „Atme!“, das hat mich damals umgehauen. „Schweig!“ steht dem Buch in nichts nach, es ist unglaublich spannend und die Autorin lotet auch hier wieder gekonnt die psychischen Abgründe ihrer Figuren aus. Ich bin begeistert davon, wie Judith Merchant es schafft, mit meinen Erwartungen zu spielen und mich immer wieder zu überraschen! Ich hoffe, ihr nächster Psychothriller lässt nicht lange auf sich warten!

Fazit: Dieser Thriller hat mich vollkommen überzeugt! Spannend, psychologisch raffiniert und mit großartig ausgearbeiteten Charakteren. Ein Highlight in diesem Jahr! Ich vergebe gerne 5 Sterne und eine absolute Leseempfehlung!

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