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Veröffentlicht am 30.07.2019

Düstere, postapokalyptische Geschichte, aus der man mehr hätte machen können

Milchzähne
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Skalde lebt mit ihrer Mutter Edith in einem Haus, irgendwo auf einem Fleckchen Erde. Wo genau, erfährt der Leser nicht. Es scheint eine Klimakatastrophe gegeben zu haben, jedenfalls ist es immer unerträglich ...

Skalde lebt mit ihrer Mutter Edith in einem Haus, irgendwo auf einem Fleckchen Erde. Wo genau, erfährt der Leser nicht. Es scheint eine Klimakatastrophe gegeben zu haben, jedenfalls ist es immer unerträglich heiß, viele Tiere sind anscheinend ausgestorben, die Bäume tragen keine Früchte mehr. In der Gegend wohnen noch einige andere Menschen, vor einigen Jahren haben sie eine Brücke gesprengt und sind nun von der Außenwelt abgeschnitten. Doch plötzlich findet Skalde im Wald ein kleines, rothaariges Mädchen und nimmt sie bei sich auf. Die anderen Menschen begegnen dem Mädchen, das sich Meisis nennt, mit Ablehnung und Hass, vor allem von ihren roten Haaren scheint für die Menschen eine Bedrohung auszugehen. Die Lage spitzt sich zu, die Nahrungsvorräte gehen zur Neige und als plötzlich die Töchter eines Bauern verschwinden, fordern die Menschen von Skalde, Meisis an sie auszuliefern.

„Milchzähne“ ist ein sehr merkwürdiges Buch. Der Leser wird unvermittelt in diese postapokalyptische Welt geworfen und erhält auch im weiteren Verlauf der Geschichte nur sehr spärliche Informationen, sowohl über die Vorgeschichte der Protagonisten als auch über die Ereignisse, die die Welt zu der gemacht haben, die sie im Buch ist. Skalde und ihre Mutter Edith haben eine äußerst seltsame Beziehung, die Menschen, die ebenfalls in der Gegend wohnen, verspüren Hass und Angst gegenüber allem Fremden. Es gab anscheinend eine Klimakatastrophe, die viele Tiere nicht überlebt haben, aber Kaninchen, Hunde, Vögel und Wild haben es geschafft. Die Menschen haben weiterhin Zugriff auf Luxusgüter wie zum Beispiel Autos, Benzin und Zigaretten. Wie soll das möglich sein, wenn sie eigentlich seit Jahren von der Außenwelt abgeschnitten sind? Es gibt noch zahlreiche weitere Beispiele für solche Rätsel im Buch und ich hätte es sehr interessant gefunden, dazu eine Erklärung zu bekommen. Leider scheint es nicht die Intention der Autorin gewesen zu sein, diese Rätsel zu lösen. Helene Bukowski hat auf jeden Fall Talent, ihr Schreibstil ist eindringlich und plastisch, man kann die erdrückende Hitze und die düstere Stimmung wirklich spüren. Aber da sie dem Leser so viele Erklärungen schuldig bleibt, ist dieser Roman für mich eher ein Fragment als eine abgeschlossene Geschichte. Mit dem offenen Ende kann ich leben, aber die vielen unbeantworteten Fragen haben meinen Lesegenuss doch sehr gestört.

Fazit: Helene Bukowski ist eine vielversprechende junge Autorin, der es wunderbar gelingt, Stimmungen einzufangen und Charaktere zu zeichnen. Die Geschichte bleibt für mich jedoch leider unvollständig.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Eine junge Liebe trotzt dem NS-Regime

Mehr als tausend Worte
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Mehr als tausend Worte war mein erstes Buch der Autorin Lilli Beck, ich habe jedoch schon viel Positives von ihr gehört.

Aliza ist Jüdin und lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Anfang der 30er Jahre ...

Mehr als tausend Worte war mein erstes Buch der Autorin Lilli Beck, ich habe jedoch schon viel Positives von ihr gehört.

Aliza ist Jüdin und lebt mit ihren Eltern und ihrem Bruder Anfang der 30er Jahre in Berlin. Sie ist mit Fabian verlobt, einem Deutschen, dessen Eltern eine Parfümerie besitzen. Das Leben in Deutschland wird für Juden immer schwieriger, so dürfen manche Berufe nicht mehr ausüben, nicht mehr überall einkaufen, schließlich werden Geschäfte verwüstet und Menschen angegriffen. Juden müssen ihre Häuser und Wohnungen aufgeben, so auch Alizas Familie. Alizas Eltern beschließen, dass es für Aliza in Deutschland zu gefährlich wird und schicken ihre Tochter nach England. Das dafür benötigte Geld bekommen sie vom Blockwart Karoschke, der sich im Gegenzug ihr Haus unter den Nagel reißt. In England muss sich Aliza ein neues Leben aufbauen, während Fabian zum Wehdienst verpflichtet wird. Werden sich die Beiden jemals wiedersehen?

Das Buch hat auf jeden Fall gute Ansätze. Es beschreibt eindringlich die ausweglose Situation vieler Juden zur damaligen Zeit in Deutschland und warum es für viele unmöglich war, das Land zu verlassen. Auch das Leben einer deutschen Jugendlichen in England mit den damit verbundenen Schwierigkeiten wie Hass und Anfeindungen wird anschaulich dargestellt. Ein zentrales Problem waren für mich jedoch die beiden Hauptfiguren Aliza und Fabian, mit denen ich einfach nicht warm wurde. Aliza war für mich von Anfang an sehr ichbezogen, während ich Fabian eher langweilig fand. So konnte mich auch ihre Liebesgeschichte nicht berühren, ich war eher genervt von den Liebesschwüren. Leider muss ich sagen, dass die Hauptfigur sich auch nicht wirklich weiterentwickelt, sie bleibt für mich naiv und egoistisch. Über eine Wendung in der Geschichte habe ich mich auch ziemlich geärgert, das war zu sehr an den Haaren herbeigezogen. Ich kann jedoch nicht näher darauf eingehen, ohne zu spoilern. Der Schreibstil ist flüssig und lässt sich gut lesen, bei einigen Szenen hatte ich wirklich das Gefühl, dabei zu sein.

Fazit: Mein erstes Buch von Lilli Beck konnte mich leider nicht überzeugen. Ich fand die Hauptpersonen unsympathisch, die Liebesgeschichte hat mich nicht berührt. Die interessanten Ansätze nahmen leider zu wenig Raum in der Geschichte ein.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Neues Haus, neues Glück

Kaffee mit Käuzchen
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In „Kaffee mit Käuzchen“ beschreibt Franziska Jebens, wie sie mit ihrem Mann Carsten ein altes Forsthaus im Wald renoviert. Was eigentlich nur als Wochenendhaus gedacht war wird zur Lebensaufgabe und schließlich ...

In „Kaffee mit Käuzchen“ beschreibt Franziska Jebens, wie sie mit ihrem Mann Carsten ein altes Forsthaus im Wald renoviert. Was eigentlich nur als Wochenendhaus gedacht war wird zur Lebensaufgabe und schließlich fassen die Beiden einen Entschluss: sie lassen ihr Leben in der Stadt komplett hinter sich und ziehen in den Wald.

Es war schön zu lesen, wie die Beiden sich immer mehr in ihre Umgebung einfügen (sie selbst nennen das „Verwaldschratung“). Anfangs kann Franziska sich zum Beispiel überhaupt nicht mit Funktionskleidung anfreunden, später liebt sie ihre Wanderstiefel. Bei der ersten Begegnung mit einer Zecke ekelt sich Franziska sehr, es gibt fast schon ein kleines Drama, später kann sie sogar kleine Wunden selber nähen und diverse Insekten können sie nicht mehr schrecken.

Die Autorin beschreibt den langen Weg vom verfallenen Forsthaus, das wohl fast schon eine Ruine war, bis hin zu ihrem Traumhaus sehr anschaulich, sie lässt den Leser an ihrem Leben teilhaben. Manche Stellen im Buch habe ich geliebt, zum Beispiel die vielen Begegnungen mit Tieren oder wenn ich etwas über den Wald lernen konnte. Andere Stellen hingegen fand ich überflüssig: auf den ersten 50 Seiten geht es beispielsweise gar nicht um das Haus, sondern um Franziskas und Carstens Leben davor und um ihre Beziehung. Hat mich persönlich leider nicht so angesprochen. Die Beschreibungen diverser Reisen und Partys hätte ich auch nicht gebraucht, stattdessen lieber mehr Infos über das Leben im Wald. Auch hätte das Buch gerne länger sein können, 250 Seiten für über 10 Jahre, da kommt es schon zu großen Zeitsprüngen. Was mir auch sehr gefehlt hat waren Fotos, die gehören bei so einem Buch einfach dazu.

Fazit: Ein schönes Buch über die Liebe zur Natur und die Verwirklichung von Träumen. Für die Bestnote reicht es leider nicht ganz.

Veröffentlicht am 30.07.2019

Superspannende Science Fiction, der perfekte Auftakt einer Trilogie!

Dunkelglühen
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Die schlimmsten Befürchtungen der Menschheit werden wahr: Ein Asteroid wird bald die Erde treffen und sie voraussichtlich zerstören. Seit Jahren herrscht Ausnahmezustand auf der Erde und nur für wenige ...

Die schlimmsten Befürchtungen der Menschheit werden wahr: Ein Asteroid wird bald die Erde treffen und sie voraussichtlich zerstören. Seit Jahren herrscht Ausnahmezustand auf der Erde und nur für wenige Menschen kann es Rettung geben: ein großes Raumschiff, dass 300.000 Menschen aufnehmen kann und mit ihnen zu einer langen Reise ins All aufbrechen wird, auf der Suche nach einem bewohnbaren Planeten. Um an Bord dieses Schiffes zu gelangen, benötigt man einen implantierten Chip. Für Maya und ihre Schwester Lia scheint es keine Hoffnung zu geben, aber dann geschieht das Unmögliche: sie ergattern einen der begehrten Chips und mit Hilfe eines jungen Mannes namens Jordan gelangen sie tatsächlich an Bord des Raumschiffes. Da Maya den Chip aber nicht auf legale Weise bekommen hat, geht es auf dem Raumschiff weiter mit den Problemen. Maya gelingt es jedoch, einen Ausbildungsplatz zu bekommen und Freundschaften zu schließen. Aber nicht alle an Bord sind ihr wohlgesinnt. Außerdem taucht plötzlich dieses andere Raumschiff auf und niemand weiß, welches Ziel die Besatzung verfolgt. Und plötzlich ist Jordan spurlos verschwunden…

Dieses Buch hat mich von der ersten Seite gepackt! Meistens benötige ich einige Seiten, um in ein Buch reinzukommen, hier war ich jedoch gleich mitten im Geschehen und begeistert davon, mit welcher Spannung die Autorin das Buch beginnen lässt. Und sie schafft es tatsächlich, diese Spannung bis zum Schluss aufrechtzuerhalten. Es gab immer wieder Szenen, bei denen ich mir fast die Fingernägel abgekaut hätte vor Spannung. Begeistert war ich auch davon, mit welcher Liebe zum Detail die Autorin das Raumschiff und das Leben darauf schildert. Ich bin mir sicher, dass da bei keinem SciFi-Fan Wünsche offen bleiben. Man merkt, dass die Autorin hier viel Arbeit und Planung reingesteckt hat. Und es hat sich gelohnt, vor meinen Augen ist dieses Raumschiff und die Menschen darauf zum Leben erwacht. Noch ein ganz besonderes Lob gibt es für die Charaktere, die sind wirklich toll gezeichnet, ich bin ihnen gerne auf das Starship gefolgt. Auch die zarte Liebesgeschichte war keineswegs störend, sondern passte perfekt zum Buch.

Fazit: Ich kann kaum glauben, dass dies der Debütroman von Sarah Scheumer ist, sie schreibt total versiert! Man kann spüren, wie viel Herzblut der Autorin in dieses Buch geflossen ist, sie erweckt das Raumschiff und die Menschen darauf zum Leben und liefert eine spannende, gut durchdachte Geschichte! Ich möchte dieses Buch allen ans Herz legen, die sich für Science Fiction und Dystopien interessieren, aber allen anderen eigentlich auch! Zum Glück soll schon im Juni der zweite Band der Trilogie erscheinen, dennoch finde ich die Wartezeit viel zu lang! Fünf wohlverdiente Sterne von mir, ich freue mich sehr auf das nächste Buch!

Veröffentlicht am 30.07.2019

Interessant, bewegend und wichtig

Drei Schritte zu dir
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Stella ist eigentlich ein ganz normaler Teenager: Sie freut sich auf die Abschlussfahrt ihrer Klasse nach Mexiko, sie hat einen eigenen YouTube-Kanal… Wenn, ja wenn da nicht ihre Krankheit wäre. Stella ...

Stella ist eigentlich ein ganz normaler Teenager: Sie freut sich auf die Abschlussfahrt ihrer Klasse nach Mexiko, sie hat einen eigenen YouTube-Kanal… Wenn, ja wenn da nicht ihre Krankheit wäre. Stella leidet an Mukoviszidose, einer unheilbaren Lungenkrankheit. Seit ihrem sechsten Lebensjahr ist das Krankenhaus ihr zweites Zuhause. Stella ist sehr organisiert und zielstrebig, sie hält sich genau an ihren Therapieplan und hat sogar eine eigene App dafür entwickelt. Ihren Zustand durch riskantes Verhalten zu verschlechtern, käme für sie nicht in Frage. Im Krankenhaus lernt sie Will kennen, der ebenfalls an Mukoviszidose leidet. Zwei Patienten mit dieser Krankheit dürfen sich nicht zu nahe kommen, das könnte tödlich enden. Anfangs stellt das kein Problem für Stella und Will dar, denn sie können sich nicht leiden. Will ist das komplette Gegenteil von Stella: er will sich eigentlich gar nicht behandeln lassen, sondern endlich anfangen zu leben. Er ist nur im Krankenhaus, weil seine Mutter darauf besteht. Diese hat ihn schon rund um die Welt von Krankenhaus zu Krankenhaus geschleppt, in der Hoffnung auf eine Heilung. Will geht gerne viele Risiken ein, er und Stella geraten regelmäßig aneinander. Im Laufe ihres Krankenhausaufenthaltes lernen sie jedoch neue Seiten sowohl an sich als auch am anderen kennen und viele Erlebnisse führen dazu, dass sie sich anfreunden und plötzlich Gefühle füreinander entwickeln. Gefühle, die nicht sein dürfen. Wenn die Beiden nicht einen Abstand von zwei Metern zueinander einhalten, bringen sie sich in tödliche Gefahr…

Der Einstieg in das Buch fiel mir nicht ganz leicht, ich habe nicht sofort einen Zugang zu Stella und Will gefunden. Das änderte sich jedoch zum Glück und die Beiden sind mir ans Herz gewachsen. Gut gefallen hat mir, dass die Geschichte sowohl aus Stellas als auch aus Wills Sicht erzählt wird. Man erlebt zwei ganz unterschiedliche Menschen, die auch komplett anders mit ihrer Krankheit umgehen. Lobend erwähnen muss ich auch die Informationen zu Mukoviszidose. Auch wenn ich keine Expertin auf dem Gebiet bin, scheinen mir die Fakten gut recherchiert zu sein. Ich habe befürchtet, dass mich das Ende des Buches sehr traurig machen würde, aber dem war nicht so. Ich finde das Ende gut gewählt und sogar ein bisschen hoffnungsvoll.

Fazit: Ein wichtiges und interessantes Buch, diese Krankheit beziehungsweise die Menschen, die gegen sie kämpfen, verdienen mehr Aufmerksamkeit. Das Buch ist gut geschrieben und hat mich berührt. Einen Stern muss ich abziehen, weil mir irgendwas fehlte, ich kann leider nicht genau sagen, was. Gute vier Sterne und eine Leseempfehlung.