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Veröffentlicht am 29.11.2020

Eine Familienfehde in Friesland im 14. Jahrhundert

Im Zeichen des Löwen
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In Daniel Wolfs aktuellem Roman, der in Friesland im 14. Jahrhundert spielt, geht es um zwei verfeindete Familien. Die Blutfehde ist zwischen Wilke Tammen Osinga und Enne Rycken entbrannt, denn alles beginnt ...

In Daniel Wolfs aktuellem Roman, der in Friesland im 14. Jahrhundert spielt, geht es um zwei verfeindete Familien. Die Blutfehde ist zwischen Wilke Tammen Osinga und Enne Rycken entbrannt, denn alles beginnt damit, dass Wilke eine Nachricht erhält, Enne hätte seinen ältesten Sohn Unicke umgebracht. Wilke Tammens Rache ist furchtbar, und er verpflichtet seine ganze Familie, ihn zu unterstützen, auch seinen Sohn Jann Wilken, den er eigentlich verachtet, weil er als Bastard geboren ist. Und obwohl er kaum ein gutes Wort oder einen Blick für Jann übrig hat, erwartet Wilke, dass auch dieser Sohn ihm in den Kampf folgt. Dabei möchte Jann nichts lieber, als Schiffe konstruieren und bauen. Das ist seine ganze Leidenschaft, und darin ist er richtig gut, nur leider kann er offiziell nie ein Schiffbauer werden, denn als Bastard wird ihm der Zutritt zur Gilde nicht gestattet. Zudem ist er auch noch unglücklich in Jorien verliebt, die Tochter des Schiffbaumeisters Folkmar Peters, bei dem er arbeitet. Auch hier hat er wieder schlechte Karten, denn als Bastard bleibt ihm auch diese Verbindung verwehrt.

Enne, der Erzfeind der Familie Osinga, ist das Oberhaupt der Familie Hylkena zu Duvelslond. Eigentlich besteht Ennes Familie nur noch aus ihm selbst und seiner Schwester Alke, die eine gefürchtete Alchimistin ist.

Alle Tragödien, sie sich im Verlauf des 925 Seiten starken Romans ereignen, haben direkt oder indirekt ihren Ursprung in dieser unglücklichen Fehde zwischen den beiden Familien. Was sich alles abspielt, darauf möchte ich gar nicht näher eingehen, um die Spannung nicht zu zerstören. Jann, der wichtigste Charakter im Roman ist ein sympathischer Mann, der sich nicht so leicht unterkriegen lässt, obwohl ihm immer wieder Steine in den Weg gelegt werden. Er baut erfolgreiche Geschäftsbeziehungen nach Lübeck auf und findet dort einflussreiche Freunde. Hier fließt auch ein Teil der Geschichte des damaligen Städtebündnisses, der Hanse, mit ein.

Auch Bremen spielt eine nicht unwesentliche Rolle im Roman, denn dort lebt Folkmars Schwester, Theda Peters und leitet den Beginenorden Sankt Katharinen. Auch hierzu entstehen im Lauf des Romans einige Verknüpfungen.

Die Handlung erstreckt sich über 33 Jahre, beginnend im Jahr 1350, bis 1383, wo man im Epilog erfährt, wie es mit den lieb gewonnenen Charakteren weiter geht. Ja, lieb gewonnen habe ich einige Charaktere. Da ist zum einen Jann, der unermüdliche Kämpfer, der stets für Gerechtigkeit einsteht und sich vom Leben nicht unterkriegen lässt. Auch sein Bruder Abbe, Wilkes Drittgeborener, ist ein kluger und sympathischer Mensch, mit dem es aber das Leben auch nicht gut gemeint hat, denn er ist ein Krüppel und hat damit nicht viel mehr Rechte als ein Bastard. Im Verlauf der Geschichte wird immer wieder klar, wie ungerecht (oder auch selbstgerecht) die Menschen damals dachten und handelten. Jemand, der eine angeborene Behinderung aufwies, wurde abfällig betrachtet, und hinter einem körperlichen Gebrechen wurde auch schnell eine geistige Störung vermutet und der Betroffene als dumm und unzurechnungsfähig abgestempelt.

Alles in allem beweist sich Daniel Wolf hier wieder als grandioser Erzähler mit einem enormen historischen Wissen. Vor allem der Schiffbau der damaligen Zeit wird sehr detailliert dargestellt. Auf der inneren hinteren Buchklappe ist eine Kogge aus dem 14. Jahrhundert abgebildet. Auch gibt es hinten im Buch glücklicherweise ein Glossar der friesischen und maritimen Begriffe, mit denen ich teilweise so meine liebe Not hatte.

Es waren raue, gefährliche Zeiten, die damals in Friesland herrschten, und die Ereignisse sind auch ungeschönt dargestellt. Gerade das Los der einfachen Bevölkerung wird immer wieder thematisiert. Vor allem das Leben in Warfstede kann man sich bildhaft vorstellen, denn von dem Ort gibt es eine kleine Karte vorne im Buch. Auch ein Personenverzeichnis findet man dort, was auch wichtig ist, denn es sind im Verlauf der Geschichte sehr viele Charaktere eingebunden.

Mir hat Janns Geschichte gut gefallen, auch wenn mich die vielen Fachbegriffe und Erläuterungen zum Koggenbau ziemlich an meine Grenzen gebracht haben. Das ist auch der Grund, wieso ich ziemlich lange an dem Buch gelesen habe, denn manchmal ging es nur „häppchenweise“ vorwärts, da es doch ein paar Längen in der Geschichte gibt. Auch einige Handlungen der an sich guten Charaktere waren für mich manchmal fragwürdig und irritierend.

Ich muss gestehen, dass für mich das Buch nicht ganz an die Fleury-Saga heran kommt. Da hinter dem Titel „Im Zeichen des Löwen“ angegeben ist, es würde sich um die Friesen-Saga 1 handeln, gehe ich davon aus, dass es demnächst weitere Bände dazu geben wird. Darauf bin ich auf jeden Fall gespannt.

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Veröffentlicht am 09.11.2020

So einfach kann es sein, den "Grünen Weg" zu beschreiten

The Easy Green Way
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Man kann hier sagen, der Titel ist Programm, denn die Autorin vermittelt uns in ihrem Buch, wie einfach es ist, umweltbewusst und mit der Natur im Einklang zu leben. Aber sie zeigt auch auf, wie vielseitig ...

Man kann hier sagen, der Titel ist Programm, denn die Autorin vermittelt uns in ihrem Buch, wie einfach es ist, umweltbewusst und mit der Natur im Einklang zu leben. Aber sie zeigt auch auf, wie vielseitig und individuell verschieden dieser „grüne Weg“ für jeden Einzelnen aussieht. Jeder legt die Schwerpunkte anders, für die einen steht die Müllvermeidung oder die Reduzierung von Plastik an erster Stelle oder sie verzichten auf so manche Autofahrt oder auf Flugreisen, für andere ist gesunde Ernährung besonders wichtig, und wieder andere machen vielleicht ihre Reinigungsmittel für den Haushalt oder ihre Kosmetik selbst. Diese Schwerpunkte haben alle etwas gemeinsam, sie führen uns in die gleiche Richtung. Niemand ist perfekt und muss es auch nicht sein, denn es zählen schon kleine Schritte zu mehr Umweltbewusstsein und Nachhaltigkeit. In ihrem Buch hat die Autorin einige wichtige Themen, die uns ständig im Alltag begegnen und beschäftigen, angesprochen und mit vielen Tipps und Rezepten umgesetzt.
Das Buch ist nach Jahreszeiten gegliedert, und für jede gibt es zahlreiche Rezepte und Tipps zu den Themen „Saisonale Küche“, „Clean Beauty“, „natürlich reinigen“ und „bewusst leben“. Einmal geht es um die saisonal abgestimmte, regionale Küche. Aber auch die Körperpflege sollte nach Jahreszeit angepasst werden, denn die Bedürfnisse unserer Haut ändern sich mit dem Wetter. Und auch der Haushalt will „gepflegt“ werden, und auch hier gibt es tolle, jahreszeitliche Tipps.
Da wir gerade Herbst haben und ich mich daher mit diesem Abschnitt schon besonders intensiv befasst habe, gehe ich hier darauf etwas ausführlicher ein.
Mit schönen Fotos ergänzt stellt die Autorin Rezepte vor, die den Herbst repräsentieren, beispielsweise für Gerichte mit Kürbis und warmen Gewürzen. Da gibt es zum Frühstück Porridge mit Kürbis und Apfel oder Hafersmoothie mit Zimt und Kardamom. Man findet im Buch Backrezepte für kernige Brote und süße Leckereien, aber auch an den Vorrat für den nahenden Winter ist gedacht, und die Autorin zeigt uns interessante Kombinationen für leckere Marmeladen oder fermentiertes, eingelegtes Gemüse. Bei näherer Betrachtung der Rezepte fällt auf, dass sie einerseits raffiniert zusammengestellt sind, sehr appetitlich aussehen, man aber sehr wenige Zutaten benötigt. Es sind viele Gerichte dabei, die man mit drei oder vier Hauptzutaten zubereiten kann und ansonsten nur noch Gewürze benötigt, die man meist sowieso im Haus hat.
Ebenso verhält es sich mit den Empfehlungen für selbst gemachte Naturkosmetik und auch für Reinigungsmittel im Haushalt. Alles ist erstaunlich leicht nachzumachen, und die wunderschönen Fotos sind sehr verlockend, sich möglichst gleich an die Arbeit zu machen. Magdalena Muttenthaler zeigt in diesem Buch, wie einfach es sein kann, den „grünen Weg“ zu beschreiten. Man muss sein Leben nicht von heute auf morgen komplett umkrempeln, sondern es sind die kleinen Schritte, die letztendlich zu größeren Veränderungen führen. Mit diesen Tipps und Rezepten macht es Spaß, sich auf Neues einzulassen. Ich beschäftige mich schon seit einiger Zeit verstärkt mit den angesprochenen Themen, und gerade bei den selbst gemachten Reinigungsmitteln war mir schon einiges bekannt, und doch habe ich hier noch viele neue, zusätzliche Anregungen gefunden. Ich kann das Buch daher jedem empfehlen, sowohl Neueinsteigern als auch Menschen, die ihr Leben schon länger in diesem Sinn umgekrempelt haben.

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Veröffentlicht am 06.11.2020

Umfassendes und informatives Buch über die Zusammenhänge von Ernährung und Gesundheit

Peace Food
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Bei diesem Buch handelt es sich um eine vollständig überarbeitete Neuauflage des Bestsellers von 2011. Ich kenne das damalige Buch nicht, sondern bin erst 2013 durch das gleichnamige vegane Kochbuch auf ...

Bei diesem Buch handelt es sich um eine vollständig überarbeitete Neuauflage des Bestsellers von 2011. Ich kenne das damalige Buch nicht, sondern bin erst 2013 durch das gleichnamige vegane Kochbuch auf die Arbeit von Dr. Ruediger Dahlke aufmerksam geworden. Die Rezepte aus diesem Kochbuch nutze ich seitdem gerne und regelmäßig. Hier liegt mir nun die theoretische Ergänzung vor. Das Buch ist in vier große Kapitel eingeteilt:

1. Krank durch Fleisch und Milchprodukte
2. Das Leid der Tiere
3. Das Beste für Körper und Seele
4. 30 vegane Rezepte für ein glückliches Leben

Im ersten Kapitel verweist Dr. Dahlke auf die China Study und erklärt offensichtliche Zusammenhänge zwischen Ernährung und Gesundheit, die von der Wissenschaft lange ignoriert wurden. Hier geht es um unser Herz, um Autoimmunkrankheiten, um Krebs, den Bewegungsapparat und auch um Alzheimer und Demenz. Viele Krankheiten haben wir unserem modernen und oft ungesunden Lebensstil zu verdanken.
Für das zweite Kapitel sollte man starke Nerven haben, denn hier muss man beim Lesen einiges aushalten, da es um die Zustände in Schlachthöfen, bei der Massentierhaltung und in Legebatterien geht. Es ist starker Tobak, aber meines Erachtens sollten diese Tatsachen jedem bekannt sein. Nach der Lektüre dieses Buches weiß man, worauf man sich einlässt, und vielleicht kann dieser Bericht dazu führen, weniger Fleisch, Wurst, Eier und Milchprodukte zu konsumieren, denn es lohnt sich, nicht nur für die Tiere und die Umwelt, sondern auch für uns selbst, da unsere Gesundheit zu einem großen Teil davon abhängt.
Nach diesen sehr düsteren und ernsten Leseerfahrungen wird es nun, ab dem dritten Kapitel, positiv und richtiggehend sonnig. Nun erfahren wir mehr über alles, was uns gesund und glücklich macht. Dazu gehören auch die Sonne, ausreichend Schlaf, das Fasten und vor allem all das Gute, was wir in pflanzlichen Nahrungsmitteln finden. Vitamine und Mineralstoffe werden ausführlich vorgestellt, und es ist auch jeweils in einer Tabelle angegeben, in welchen Lebensmitteln man sie findet.
Im vierten Kapitel hat die bekannte, vom Gault Millau in Österreich zur Haubenköchin ernannte Dorothea Neumayr, dreißig leckere Gerichte zusammengestellt, alle vegan und wie das gesamte Buch für diese Neuauflage nach den neuesten Erkenntnissen überarbeitet. Es sind alles Rezepte, die sich unkompliziert nachkochen lassen. Die Tipps reichen vom warmen Frühstück über Salate, Suppen, Currys und andere Hauptgerichte wie beispielsweise Pizza und Pasta. Auch ein feines Dessert darf zur Abrundung nicht fehlen, und so kann man schon mit diesen dreißig Rezepten ganze vegane Menüs zusammenstellen.
Der Anhang hält eine umfangreiche Aufstellung über Quellen und weiterführende Literatur sowie die anderen Publikationen von Dr. Ruediger Dahlke bereit.
Mein Fazit: Hier hat man ein eindrucksvolles Buch, das gut verständlich wichtige Informationen zu Gesundheit und Ernährung beinhaltet und zugleich, durch die Rezepte, auch praktischen Nutzen bietet.

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Veröffentlicht am 27.10.2020

Die Gartenvilla

Die Gartenvilla
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Cristina Cabonis neuester Roman spielt in Positano, an der Amalfiküste. Milena ist in der alten Villa bei ihrem Großvater Michele zu Besuch. Hier, in der Spiegelvilla, hat sie als kleines Kind gelebt und ...

Cristina Cabonis neuester Roman spielt in Positano, an der Amalfiküste. Milena ist in der alten Villa bei ihrem Großvater Michele zu Besuch. Hier, in der Spiegelvilla, hat sie als kleines Kind gelebt und später dann immer ihre Sommerferien beim Großvater verbracht. Die Großmutter hat sie nie kennengelernt, denn Eva, „die Amerikanerin“, wie sie im Dorf genannt wird, ist damals, als Milenas Mutter noch klein war, auf mysteriöse Weise plötzlich verschwunden. Milena macht sich Sorgen um Michele, denn sie merkt, dass sich bei ihm immer stärker die Altersdemenz breit macht und er immer öfter in seiner eigenen Welt versinkt. Seit seine geliebte Frau damals verschwand, hat er auch das Lachen verlernt. Milena versucht, die Tage mit ihrem Großvater so intensiv wie irgend möglich zu genießen. Als im Garten der Villa, in einem verborgenen Brunnenschacht, ein Skelett gefunden wird und ihr Großvater daraufhin völlig verstört ist, beginnt Milena, Nachforschungen anzustellen. Sie möchte herausfinden, was damals genau in ihrer Familie geschah.

Gleich vorab: ich liebe den Schreibstil der Autorin! Ihre Schilderungen sind atmosphärisch dicht und sehr lebendig. Stimmungen fängt sie gekonnt und mit großen Feingefühl ein. Vor vielen Jahren war ich selbst an der Amalfiküste, und der Roman hat meine Sehnsucht nach dieser wunderschönen Gegend neu geweckt. Um mit Milenas Worten zu sprechen: wer noch nie an der Amalfiküste war, der hat noch kein richtiges Blau gesehen. Die tollen Schilderungen kann ich bestätigen, denn diese Gegend verzaubert ihre Besucher mit einer ungeheuren Farbenpracht und -intensität. So gesehen hat dieser Roman mir noch ein Stück Sommer, Sonne und italienisches Flair in den kühlen und manchmal schon recht ungemütlichen Herbst gebracht.

Milena ist eine liebenswerte und starke Protagonistin, die mir besonders gefallen hat, weil sie ehrlich und geradeheraus ist und ihre Mitmenschen auch mal mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert. Außerdem bewundere ich ihren Mut, sich der Vergangenheit zu stellen. Ihrem Großvater ist sie in inniger Zuneigung verbunden und kümmert sich rührend um den alten Mann. Die anderen Charaktere sind zumeist knapp aber sehr treffend beschrieben.

Um wen es sich bei dem Toten im Brunnenschacht handelt und was in der Vergangenheit in Milenas Familie passiert ist, erschließt sich erst nach und nach. Durch Rückblicke in die Zeit, als Michele seine Eva kennenlernte und durch Milenas Nachforschungen wird die Vergangenheit Stück für Stück enthüllt und nach und nach zu einem kompletten Bild zusammengesetzt.

Auch in der Gegenwart ergibt sich einiges. Zwei Männer treten in Milenas Leben, zu denen sie sich in gewisser Weise hingezogen fühlt; wie wird sie sich letztendlich entscheiden? Auch ein wenig Romantik spielt also eine Rolle, und doch ist dies kein Liebesroman, denn der Fokus der Handlung liegt eindeutig auf Milenas Familiengeschichte, und es besteht auch gewissermaßen ein Zusammenhang mit dem Toten im Brunnenschacht, wodurch kriminalistische Elemente hinzu kommen. Wie sich alles nach und nach aufklärt, ist spannend zu verfolgen, und da kann ich auch darüber hinweg sehen, dass es ein paar Zufälle gibt, die mir etwas konstruiert erschienen. Alles in allem ist dies jedoch ein wunderbarer Roman, kurzweilig, fesselnd und mit viel italienischem Charme.

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Veröffentlicht am 26.10.2020

Es geht spannend weiter!

Lügen einer Lady
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Man schreibt das Jahr 1912. Inzwischen ist es Sommer geworden. Gerade erst im Frühling haben Lady Christabel und ihre Zofe Maud einen Mord miterlebt, und schon wartet ein neues Abenteuer auf sie. Diesmal ...

Man schreibt das Jahr 1912. Inzwischen ist es Sommer geworden. Gerade erst im Frühling haben Lady Christabel und ihre Zofe Maud einen Mord miterlebt, und schon wartet ein neues Abenteuer auf sie. Diesmal sollen sie den Ruf einer Freundin von Christabels Tante Lavinia retten, denn Lady Haddington wird von einem Lakaien erpresst, mit dem sie sich auf eine Liaison eingelassen hatte. Christabel und Maud sollen eine Kette, die der Lakai entwendet hat, wieder zurück stehlen. Eine schwierige Aufgabe wartet hiermit auf die beiden jungen Frauen. Dazu kommt, dass der beschuldigte Lakai ein sympathischer, ehrlicher Mensch ist, zu dem die Geschichte so gar nicht passen will. Lady Christabel und Maud haben berechtigte Zweifel, ob Damian Ellis, der Lakai, wirklich zu so einer fiesen Erpressung fähig wäre.

Nachdem der erste Band „Tod eines Lords“ mit einem Cliffhanger endete, war ich sehr gespannt, wie es mit Christabel und Maud weiter gehen wird. Zum einen ist da wieder ein neuer Fall, ein neues Abenteuer für die beiden Frauen, die inzwischen schon fast ein freundschaftliches Verhältnis pflegen, das weit über den Status „Lady und Zofe“ hinaus geht. Als Maud in eine problematische Lage gerät, bemüht sich Christabel nach Kräften, ihr beizustehen, was sicher damals nicht gerade üblich war. Wenn ein Bediensteter in Schwierigkeiten war, wurde er nicht selten von der Herrschaft fallen gelassen wie eine heiße Kartoffel. Schon aus diesem Grund, weil sie so völlig ohne Standesdünkel und sehr besorgt um ihre Zofe ist, habe ich Christabel ins Herz geschlossen. Aber auch Maud, die Zofe mit der geheimnisvollen Vergangenheit und dem forschen Mundwerk, hat das Herz auf dem rechten Fleck. Es ist immer schön, die Dialoge der beiden Protagonistinnen zu verfolgen. Auch diesmal lernt man in ihrem Umfeld wieder einige interessante Charaktere kennen, sogar einen Detective Inspector von Scotland Yard. Auch zwischen ihm und den beiden Hobby-Ermittlerinnen gibt es einige amüsante und interessante Dialoge.

Bei allen Fragen, die sich rund um den neuen Kriminalfall stellen, gibt es aber noch eine Sache, die Maud auf dem Herzen liegt, denn ihre Vergangenheit droht, sie einzuholen. Nicht einmal Christabel hat sie sich bisher anvertraut, obwohl sie durchaus schon mit dem Gedanken gespielt hat.

Das Flair der damaligen Zeit ist auch diesmal wieder toll beschrieben. Man fühlt sich direkt in ein altes Herrenhaus versetzt, und die Atmosphäre ist fast greifbar. Es wäre übrigens kein Buch der Autorin, wenn nicht wenigstens eine Katze darin eine Rolle spielen würde. Diesmal ist es eine verletzte Stallkatze, und es wird schon zur lieben Gewohnheit, dass Christabel und Maud bei jedem ihrer Abenteuer einen schnurrenden Vierbeiner „adoptieren“. Im Nachwort erklärt die Autorin interessante Details zu Fakten und Fiktion ihres Romans, und man erfährt so einiges über die damaligen Gepflogenheiten, sowohl Upstairs als auch Downstairs.

Rückblickend hat mir der erste Band noch ein klein wenig besser gefallen, was ich jedoch nicht an irgendwelchen Kritikpunkten festmachen kann, denn es ist rein gefühlsmäßig. Aber wie gesagt, der Unterschied ist minimal, und ich bin schon sehr neugierig und freue mich auf den dritten Band, der übrigens am Ende dieser Woche bereits als eBook erscheint.

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