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Veröffentlicht am 08.11.2023

Ein geheimnisvolles Erbe

Wie Spuren am See - Die Erbin
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Eines Tages erhält die Frankfurter Fotografin Isabella eine Nachricht, dass sie von einer gewissen Ada Beranger ein Anwesen am Bodensee und eine stattliche Summe Geld geerbt hat. Das Problem an der Sache ...

Eines Tages erhält die Frankfurter Fotografin Isabella eine Nachricht, dass sie von einer gewissen Ada Beranger ein Anwesen am Bodensee und eine stattliche Summe Geld geerbt hat. Das Problem an der Sache ist, sie kennt die Verstorbene gar nicht und fragt sich, wieso ihr eine Wildfremde so ein Vermögen hinterlässt. Aufgrund dieser Nachricht kommt es zu Meinungsverschiedenheiten zwischen Isabella und ihrem Lebensgefährten, denn Bernd kümmert es nicht, woher das Erbe kommt, sondern er meint, sie solle das Haus so schnell wie möglich verkaufen und nicht weiter darüber nachdenken. Gegen seinen Willen fährt Isa an den Bodensee, denn sie möchte mehr über die geheimnisvolle Fremde erfahren und ergründen, wo eine Verbindung zu ihr selbst besteht.

Kurz nach ihrer Ankunft lernt sie Adas Nachbarn Chris kennen. Er ist Sagenforscher und war mit Ada befreundet. Aber auch er kann ihr nicht weiterhelfen. Allerdings unterstützt er sie bei ihren Nachforschungen, so gut er kann.

Dies ist der Beginn einer neuen Familiensaga von Sibylle Baillon, die in der Gegenwart spielt, aber auch Spuren der Vergangenheit nachspürt. Man erfährt in Rückblicken mehr über Adas Jugend und ihre Beweggründe, ihr Elternhaus am Bodensee zu verlassen. Was es mit der geheimnisvollen Verbindung zu Isabella auf sich hat, erfährt man erst ziemlich am Ende, und für mich waren die Zusammenhänge auch nicht vorhersehbar. Ich konnte in diese fesselnde Geschichte eintauchen und war fasziniert. Sagenforscher Chris bringt zwischendurch sein Wissen über die alten Mythen ein, wodurch sich eine geheimnisvolle Atmosphäre aufbaut. Einerseits konnte mich die Handlung richtig packen, denn sie ist sehr spannend erzählt. Daneben habe ich die wundervolle Atmosphäre des winterlichen Bodensees sehr genossen, denn ich liebe die Gegend dort und habe direkt Lust bekommen, Lindau einmal wieder zu besuchen, vielleicht zur Hafenweihnacht, die besonders schön sein soll.

Der Roman ist eine gelungene Kombination aus packender Handlung und wundervollen Schilderungen von Land und Leuten. Die Protagonisten sind ungeheuer sympathisch, und ich bin jetzt schon gespannt, wie es weitergeht, denn dies war der erste von drei Bänden, und schon im kommenden Februar wird es ein Wiedersehen mit Isabella und Chris geben, auf das ich mich sehr freue.

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Veröffentlicht am 04.11.2023

Drei grundverschiedene Menschen und was sie mit der Londoner Buslinie Nr. 88 verbindet

Menschen, die wir noch nicht kennen
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Nach der Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten kommt Libby nach London, um dort bei ihrer Schwester zu wohnen. Das Verhältnis der Schwestern ist nicht gerade innig, und Libby versucht, in der ...

Nach der Trennung von ihrem langjährigen Lebensgefährten kommt Libby nach London, um dort bei ihrer Schwester zu wohnen. Das Verhältnis der Schwestern ist nicht gerade innig, und Libby versucht, in der Stadt ihren Weg zu finden, mit der Situation umzugehen. Zeitweise passt sie auf ihren Neffen auf, aber sie hat auch viel Zeit für sich. Auf einer Busfahrt mit der Linie 88 lernt sie Frank kennen. Der alte Herr verbringt sehr viel Zeit gerade in diesem Bus, und er vertraut Libby seine Geschichte an. Er erzählt, dass er in seiner Jugend genau in dieser Buslinie eine junge Frau getroffen hat, die ihm während der kurzen gemeinsamen Zeit den Mut gab, sich gegen seine Eltern durchzusetzen und seinen Weg zu gehen. Eigentlich wollten sie sich wieder treffen, aber das Schicksal machte Frank einen Strich durch die Rechnung, und seitdem, in mehr als sechzig Jahren, fährt er immer wieder diese Strecke, in der Hoffnung, ihr wieder zu begegnen. Libby ist sehr beeindruckt von Franks Geschichte und beschließt, ihm zu helfen. Die dritte, sehr wichtige Person im Roman ist Dylan, Franks Pfleger, denn bei dem alten Mann schreitet die Demenz gnadenlos fort, und mit seinen Erinnerungen schwindet auch die Hoffnung, die Frau von damals wieder zu finden. Nach anfänglicher Skepsis erklärt sich auch Dylan bereit, sich an der Suche zu beteiligen.
Bei ihren Bemühungen, Frank zu helfen, macht Libby selbst sehr viele eindringliche Erfahrungen und zieht ihre persönlichen Erkenntnisse daraus, die ihr Leben bereichern. So lernt sie, dass man Menschen nie nach dem ersten Eindruck in eine Schublade stecken sollte und dass Glück sehr fragil sein kann. Ihre Sicht der Dinge und auf ihr Leben verändert sich, und sie geht neue Wege.
Es ist ein fesselnder und sehr berührender und besonderer Roman, schon allein, was den wichtigsten Schauplatz betrifft, nämlich die Buslinie 88 in London. Hier treffen so viele unterschiedliche Menschen aufeinander, und es ist nicht immer leicht, Verständnis für jeden aufzubringen, aber man sollte kein vorschnelles Urteil fällen, sondern sich jeden Sachverhalt erst näher ansehen. Missverständnisse lassen sich durch Gespräche ausräumen, das lernt Libby hier auf sehr eindrückliche Weise. Franks, Libbys und Dylans Geschichte ist mir sehr nahe gegangen und hat mir reichlich Denkanstöße geliefert. Das Buch liest sich leicht und kurzweilig und hat doch sehr viel Tiefgang.

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Veröffentlicht am 30.10.2023

Eine bezaubernde, warmherzige Mutmachgeschichte

Hundert Himmel
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Dies ist die Geschichte eines kleinen Vogels, der anders ist als seine Artgenossen. Statt das Fliegen zu üben, um stark zu werden und den großen Flug durch die Hundert Himmel zu schaffen, wenn der Schwarm ...

Dies ist die Geschichte eines kleinen Vogels, der anders ist als seine Artgenossen. Statt das Fliegen zu üben, um stark zu werden und den großen Flug durch die Hundert Himmel zu schaffen, wenn der Schwarm im Herbst gen Süden zieht, freut sich Zio der Zilpzalp lieber an den Schönheiten der Natur und besingt sie. Ja, er singt, nicht nur Zilp und Zalp, sondern richtige Melodien, die direkt aus seinem Herzen kommen und ihn glücklich machen. Seine Freunde haben kein Verständnis für seine Träume. Für sie zählt nur das Fliegen und wer der Beste und Schnellste ist. Zio trauen sie nichts zu, und seine Begabungen, was das Singen angeht, erachten sie als unnötige Spinnerei. Es war schließlich schon immer so, dass Zilpzalpe nicht gesungen, sondern sich aufs Fliegen konzentriert haben.
Zio ist hin und her gerissen, wie er sich entscheiden soll. Dann erfährt er etwas Ungeheuerliches und fasst einen folgenreichen Entschluss. Wie sich Zio entscheidet und was letztendlich zu seinem Entschluss geführt hat, ist in diesem Büchlein warmherzig und wunderschön erzählt. Es ist eine Fabel, denn die Tiere legen ein sehr „menschliches“ Verhalten an den Tag. Sie können sich unterhalten, nachdenken und Entscheidungen treffen.
Es ist eine Geschichte vom Anderssein, davon, sich gegen die Masse zu stellen und seinen eigenen Weg zu gehen. Dazu gehört eine gewisse Stärke. Zios Geschichte macht Mut und regt zum Nachdenken an. Vieles, was „immer so war“, muss nicht zwangsläufig so bleiben, sondern kann durchaus zum Positiven verändert werden.
Ich habe dieses Büchlein sehr genossen. Der schöne Text wird immer wieder von kleinen Illustrationen aufgelockert, und am Ende findet man Zios wundervolle Lieder.
Es ist ein zauberhaftes kleines Buch, zum Träumen und Nachdenken, das mir so manches Lächeln ins Gesicht gezaubert hat.

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Veröffentlicht am 26.10.2023

Von ängstlichen Monstern, einsamen Gespenstern und netten Vampiren

Meine tollsten Gruselgeschichten
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Hier wurden elf Gruselgeschichten für Kinder zusammengetragen, zum Teil von bekannten Autorinnen wie Mirjam Pressler und Gudrun Mebs, aber auch andere Autoren und Autorinnen, die mir bisher nicht bekannt ...

Hier wurden elf Gruselgeschichten für Kinder zusammengetragen, zum Teil von bekannten Autorinnen wie Mirjam Pressler und Gudrun Mebs, aber auch andere Autoren und Autorinnen, die mir bisher nicht bekannt waren, sind in dieser Sammlung vertreten, zum Teil auch mit mehreren Geschichten, und auch die Herausgeberin des Buches hat selbst eine Geschichte beigetragen.
In den Erzählungen geht es um freundliche Monster, einsame Gespenster und junge Vampire. Alle Geschichten sind ein klein wenig gruselig aber nicht so, dass Kinder sich wirklich fürchten, denn hier erfahren sie über die Spukgestalten, dass diese oft mehr Angst vor den Kindern haben als umgekehrt. Und ja, auch kleine Monster müssen vor dem Dunkelwerden zuhause sein. Die Geschichten bauen Spannung auf und sind ein klein wenig unheimlich, aber so manche Episode endet mit einem befreiten Lachen, weil alles ganz anders ist als gedacht.
Die kurzen Geschichten sind fröhlich und kindgerecht illustriert und in großer Schrift gedruckt. Es ist ein richtig schönes Vorlese- und Erstlesebuch. Zu klein sollten die Kinder nicht sein, aber ab fünf Jahren bzw. ab dem Vorschulalter darf es dann gerne etwas unheimlich sein, und die Kids werden mit diesem Buch gerade in der dunklen Jahreszeit, an Halloween oder auch bei einer Kita-Übernachtung, viel Spaß haben.

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Veröffentlicht am 14.10.2023

Das Buch enthält durchaus gute Tipps, ist aber insgesamt ziemlich fleischlastig

Zacherl macht Feierabend!
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Gute, frische Küche schnell gemacht, das ist die Devise von Ralf Zacherls neuem Kochbuch. Da ich gerne frisch koche und nicht böse bin, wenn ich dabei Zeit sparen kann, war ich neugierig auf Zacherls Rezepte ...

Gute, frische Küche schnell gemacht, das ist die Devise von Ralf Zacherls neuem Kochbuch. Da ich gerne frisch koche und nicht böse bin, wenn ich dabei Zeit sparen kann, war ich neugierig auf Zacherls Rezepte und habe mir das Buch einmal näher angesehen.
Was mir gleich gut gefallen hat, sind die Tipps für rationelles Kochen. Beispielsweise empfiehlt der Autor, Suppen gleich in der doppelten Menge zu kochen und die Hälfte einzuwecken. Genaue Beschreibungen, wie das funktioniert, sind dabei. Das mit dem Einwecken ist eine gute Idee, denn bisher habe ich es zwar ähnlich gemacht, die Reste aber eingefroren, und mein Tiefkühler hat halt nur begrenzte Kapazitäten.
Was die Rezepte angeht, bietet das Buch eine breite Auswahl, und sowohl die Zutatenlisten als auch die Beschreibungen sind nicht allzu lang. Da ich mich pflanzenbasiert ernähre, mit nur wenigen kleinen Ausnahmen, ist für mich die Auswahl schon sehr eingeschränkt, denn mit geschmorten Ochsenbäckchen, Ossobuco, Rindergulasch oder Asia-Schweinebauch kann und will ich mich nicht anfreunden, und hier wäre auch das Austauschen schwierig. Bei anderen Gerichten wie Schmorgurken mit Rinderhack ersetze ich einfach das Hackfleisch gegen Sojagranulat, und bei glasierter Entenbrust mit Rosmarinpolenta interessiert mich nur die spezielle Zubereitung der Polenta, da kann ich die Ente gut weglassen. Insgesamt empfinde ich die Rezepte als sehr fleischlastig, denn fast überall ist Fleisch oder ein Nebenprodukt davon enthalten, und wenn es der Rinderfond am ansonsten vegetarischen Blitz-Eintopf ist. Aber wie gesagt, ich tausche da inzwischen beherzt aus und verwende eben dann Gemüsefond.
Es sind aber auch vegetarische und einige vegane Rezepte enthalten, an denen ich nichts oder nicht viel austauschen muss, beispielsweise Ofenblumenkohl mit Kartoffel-Olivenstampf oder gerösteter Brokkoli auf Linsencreme. Der Blumenkohl-Couscous kommt bei mir dann eben auch ohne Bratwurst auf den Tisch bzw. gönne ich mir dazu vielleicht einmal eine vegane Bratwurst.
Die Rezepte sind unkompliziert, die Kombinationen ausgefallen, so auch zum Beispiel bei den Käsespätzle Mai Ling, wo sich die schwäbische Küche mit der asiatischen verbindet. Ich habe Zacherls Rat befolgt und einen schönen grünen Salat dazu gemacht. Statt Bergkäse habe ich einen Reibekäse-Ersatz verwendet, und auch meine vegane Variante war sehr lecker.
Für Mischköstler ist das Buch auf jeden Fall eine Bereicherung, für mich ist es mit Abstrichen zu verwenden, aber neben den Rezepten gibt es auch einige Tipps, wie man sich die Küchenarbeit rationeller und einfacher gestalten kann, so dass ich durchaus einigen Nutzen aus dem Kochbuch ziehen kann.

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