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Veröffentlicht am 28.06.2018

Ist nicht der Mensch selbst des Menschen Wolf?

Christine Bernard. Die Legende vom bösen Wolf
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Der Sachverhalt ist gruselig und wirft viele Fragen auf. Zu wem gehören die menschlichen Überreste? Wer wird vermisst? Wie sind die Leichenteile in das Wolfsgehege gekommen oder hat der Mensch zu diesem ...

Der Sachverhalt ist gruselig und wirft viele Fragen auf. Zu wem gehören die menschlichen Überreste? Wer wird vermisst? Wie sind die Leichenteile in das Wolfsgehege gekommen oder hat der Mensch zu diesem Zeitpunkt gar noch gelebt? Dies und vieles mehr geht der jungen Kommissarin Christine Bernard durch den Kopf. Sie ermittelt mit ihrem Team im Umfeld des Tierparks, aber es führen auch Spuren ins Rotlichtmilieu. Dabei gerät sie zwischen die Fronten diverser Interessengruppen, denn da gibt es einerseits die Befürworter einer Wiederansiedlung der Wölfe im Nationalpark Hunsrück, aber auch die Wolfsgegner haben eine starke Lobby. Letztendlich stellt sich heraus, dass es denen weitgehend um finanzielle Interessen geht.
Michael E. Vieten hat für seinen neuesten Krimi ein sehr aktuelles und brisantes Thema aufgegriffen. „Canis Lupus“, auf gut deutsch der Wolf, polarisiert bei den Menschen. Viele möchten den Wölfen wieder einen Lebensraum bieten, nachdem diese jahrhundertelang verfolgt und in Deutschland so gut wie ausgerottet wurden. Aber Christine Bernard sieht auch gewisse Gefahren, denn dass Wölfe Raubtiere sind und gefährlich sein können, zeigt der noch ungeklärte Vorfall im Wolfsgehege. Alte Mythen und überlieferte Sagen tragen nach wie vor dazu bei, dass viele Menschen Angst und Abscheu den Wölfen gegenüber empfinden. Aber sind es wirklich die Wölfe oder ist nicht vielmehr der Mensch sein eigener, gefährlichster Gegner? Ein spannendes Thema erwartet die Leser in diesem Buch.
Es ist bereits der dritte Krimi mit der engagierten jungen Kommissarin, den ich gelesen habe, und ich finde Christine Bernard nach wie vor sehr sympathisch. Einerseits geht sie bei ihren Ermittlungen menschlich vor und zeigt Empathie und Fingerspitzengefühl, aber sie kann sich andererseits auch sehr spontan und waghalsig in Gefahr stürzen, ohne groß über die Folgen für sich selbst nachzudenken. Die Erkenntnis, was alles hätte schief gehen können, kommt ihr immer erst im Anschluss, wenn die Anspannung von ihr abfällt. Ihr geliebter Torben ist der ruhende Pol in ihrem Leben und auch in den Romanen, denn wenn Christine wieder einmal ein gefährliches Abenteuer erlebt, geht der Puls beim Lesen schon mal kräftig nach oben, und da tun die kleinen Pausen mit Einblicken in Christines und Torbens Privatleben gut. Zwar gibt es auch bei Torben diesmal Grund für Aufregung, aber die ist ganz anderer Art.
Dieser Krimi konnte mich wieder begeistern. Dem Autor ist es auch diesmal bestens gelungen, mich zu fesseln und mitzureißen. Der kurzweilige, angenehme Schreibstil, die tollen Protagonisten, ein spannender Kriminalfall und ein brisantes Rahmenthema - hier stimmt einfach alles.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Viel Kalender auf kleinem Raum

ErzieherInnenkalender 2018 / 2019
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Wieso ich einen Kalender mitten im Jahr vorstelle? Weil es sich hierbei um ein besonderes Kalendarium handelt, denn es beginnt mit dem Juli 2018 und umfasst das gesamte Jahr 2019, also nicht, wie üblich, ...

Wieso ich einen Kalender mitten im Jahr vorstelle? Weil es sich hierbei um ein besonderes Kalendarium handelt, denn es beginnt mit dem Juli 2018 und umfasst das gesamte Jahr 2019, also nicht, wie üblich, ein Jahr, sondern 18 Monate.
Titel und Einbandgestaltung machen gleich deutlich, welche Zielgruppe mit diesem Kalender angesprochen wird, nämlich ErzieherInnen und KinderpflegerInnen und Praktikant(inn)en. Da das Kindergartenjahr, ebenso wie ein Schuljahr, im Sommer endet und nach den Sommerferien beginnt, bietet es sich an, diese längere Zeitspanne zu wählen.

Der Kalender ist ungefähr in Postkartengröße und passt somit in fast jede Tasche. Das Kalendarium ist sehr übersichtlich und klar gestaltet. Für jede Kalenderwoche ist eine Doppelseite vorgesehen, die sieben großzügige Felder für Einträge bereit hält. Im achten Feld, nach dem Sonntag eingeordnet, ist wöchentlich ein interessantes und inspirierendes Zitat abgedruckt.
Die laufende Kalenderwoche ist auf jeder Seite ersichtlich, ebenso wie die aktuelle Mondphase und eventuell stattfindende Feiertage.
Vor diesem großen Kalendarium befindet sich auf vier Doppelseiten eine komplette Übersicht für die Jahre 2018 und 2019; hier hat man jeweils für sechs Monate eine Doppelseite zur Verfügung.
Rund ums Kalendarium findet man im Kalender noch jede Menge hilfreiche Tipps und Tabellen. Es ist reichlich Platz vorhanden, um persönliche und wichtige Kontaktdaten zu notieren, auch findet man gleich am Anfang des Büchleins eine Ferienübersicht für 2018 und 2019. Neben christlichen Feiertagen sind auch islamische Festtage angegeben. Es schließt sich ein Saisonkalender für Obst und Gemüse an. Auch an verschiedene Ernährungsformen und Unverträglichkeiten wurde gedacht, und in einer kurzen Übersicht findet man dazu wesentliche Informationen. Am Ende des Büchleins schließt sich ein Geburtstagskalender an.
Damit ist das Angebot dieses schönen und nützlichen kleinen Kalenders jedoch noch nicht erschöpft. Zwischendurch haben sich ins laufende Kalendarium nämlich viele Anregungen für Spiele eingeschlichen. Da geht es um kurze Spiele (Minutenideen) für unterwegs, um Kniereiter-, Fingerspiele, Klatsch- und Singspiele, um Mitmach- und Bewegungsgedichte und vieles mehr.
Ich kann diesen schönen und handlichen Kalender sehr empfehlen, denn er bietet auf kleinstem Raum sehr viel Hilfreiches.

Veröffentlicht am 24.06.2018

Ein wahrer Ideen-Fundus

Mini-Projekte für die Kita: 3 – 6 Jahre
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Das Buch ist großformatig, von der Breite wie ein DIN A 4-Blatt, von der Höhe etwas kürzer. Auf 96 Seiten bietet es jede Menge an kleinen Projekten, die sich an den Kindern selbst (Das bin ich und das ...

Das Buch ist großformatig, von der Breite wie ein DIN A 4-Blatt, von der Höhe etwas kürzer. Auf 96 Seiten bietet es jede Menge an kleinen Projekten, die sich an den Kindern selbst (Das bin ich und das bist du) oder an den Jahreszeiten orientieren.
Das erste Kapitel beschäftigt sich mit der Wahrnehmung des eigenen Körpers bzw. des eigenen Ichs und mit der Sicht auf andere. Es bietet hilfreiche Tipps, sich gegenseitig besser kennenzulernen. Es schließen sich jahreszeitliche Themen an, und es gibt spezielle Arbeitsbereiche zu den Themen „Steine“, „Waldtiere“ oder „Eisbären“, um nur einige zu nennen.
Zu all diesen Themen gibt es jeweils einen Fundus an Ideen verschiedener Art. Da wird gemalt und gebastelt, gespielt und gesungen, experimentiert und gebacken.
Die gezeigten Vorschläge sind nur als Anregungen zu verstehen, die man beliebig ändern oder erweitern kann. Besonders gut gefällt mir, dass man kein aufwändiges Material benötigt, denn die meisten Ideen lassen sich mit etwas Farbe und Papier oder auch mit Naturmaterialien umsetzen.
Alles in allem ist dies ein sehr gelungenes Buch, mit dessen Hilfe man die Kleinen im Kindergartenalter übers ganze Jahr nicht nur kurzweilig, sondern auch lehrreich beschäftigen kann. Beginnt man mit den Kindern so ein Projekt, kommen dabei immer wieder neue Ideen zutage, außerdem bietet das Buch jeweils weiterführende Gedanken und Anregungen, so dass man jedes der Themen noch beliebig intensivieren kann. Dieser reich bebilderte, vielfältig und übersichtlich gestaltete Ratgeber bereichert das Bücherregal aller, die in irgend einer Form mit Kindern zu tun haben.

Veröffentlicht am 15.06.2018

Fesselnd bis zur letzten Seite!

Kalter Sand
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Für mich war es die erste Begegnung mit den Krimis von Anja Behn und so auch mit ihrem Protagonisten, dem Kunsthistoriker Richard Gruben, der in „Kalter Sand“ bereits sein drittes Abenteuer bestreitet. ...

Für mich war es die erste Begegnung mit den Krimis von Anja Behn und so auch mit ihrem Protagonisten, dem Kunsthistoriker Richard Gruben, der in „Kalter Sand“ bereits sein drittes Abenteuer bestreitet. Im Prolog erfährt man von einem Verbrechen, das sechs Jahre vor der eigentlichen Handlung des Buches liegt. In der Gegenwart fährt Richard Gruben an die Ostsee, da sein Freund Philipp ihn zu seiner Vernissage eingeladen hat. Schon während der Feier kommt es zu einem unschönen Zwischenfall, auf den Philipp sehr unbeherrscht reagiert. Richard Gruben erfährt, dass sein Freund vor sechs Jahren im Verdacht stand, ein junges Mädchen erdrosselt zu haben. Es stimmt Richard nachdenklich, dass Philipp ihm gegenüber nie ein Wort davon erwähnt hat.

Der flüssige und fesselnde Schreibstil macht es einem leicht, in die Handlung einzutauchen, auch wenn man die vorherigen beiden Bücher nicht kennt. Man erfährt die Geschichte aus Richards Sicht, und der Protagonist ist so klar und gut beschrieben, dass ich ihn auf Anhieb mochte. Auch alle anderen Personen sind ausführlich charakterisiert, wobei man anfangs den Eindruck gewinnt, dass fast jeder von ihnen ein düsteres Geheimnis bzw. etwas zu verbergen hat. Es gibt nicht einfach schwarz und weiß, sondern viele Grauzonen dazwischen, und bei einigen Charakteren erlebt man im Verlauf der Handlung so seine Überraschungen, sei es im Guten wie im Bösen.
Es ist ein Krimi mit vielen überraschenden Wendungen. Fast bis zuletzt war mir nicht klar, worauf das alles hinausläuft denn immer wieder musste ich meine Einschätzung revidieren, was die Personen betrifft, die in irgendeiner Form in den Fall verwickelt waren. Die Handlung ist raffiniert und auch ein wenig rätselhaft, so dass man gefesselt ist und immerzu weiter lesen möchte. Musste ich das Buch aus irgend einem Grund zwischendurch zur Seite legen, so hat mich der Fall trotzdem ständig beschäftigt. Der Umstand, dass die Geschichte im Spätherbst an der Ostsee spielt, wo sich das Wetter schon von seiner ungemütlichen Seite zeigt, tat sein übriges, um die Stimmung und die Krimi-Kulisse perfekt zu machen und mir so manche Gänsehaut zu bescheren, was jedoch nicht an den niedrigen Temperaturen lag.
Letztendlich kann ich sagen, dass mir dieser Krimi ausgesprochen gut gefallen hat. Ich bin auf den Geschmack gekommen und werde mir sicher auch die beiden vorherigen Bände noch „vorknöpfen“, und natürlich hoffe ich sehr auf eine Fortsetzung.
Auch die ausdrucksstarke Covergestaltung möchte ich nicht unerwähnt lassen, denn ich finde das Titelbild schön, außergewöhnlich und stimmungsvoll, und es passt perfekt! Hier möchte ich dem Emons Verlag einmal ein Kompliment aussprechen, denn mir gefallen die Coverdesigns des Verlags insgesamt sehr.

Veröffentlicht am 29.05.2018

Revolution im Herzen

Revolution im Herzen
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2018 ist ein Karl-Marx-Jahr, denn der Geburtstag des großen Philosophen und Denkers jährt sich heuer zum zweihundertsten Mal, ein guter Zeitpunkt und Grund, sich etwas näher mit seinem Leben und Wirken ...

2018 ist ein Karl-Marx-Jahr, denn der Geburtstag des großen Philosophen und Denkers jährt sich heuer zum zweihundertsten Mal, ein guter Zeitpunkt und Grund, sich etwas näher mit seinem Leben und Wirken auseinander zu setzen. Karl Marx war mir bisher nur durch seine kommunistischen Schriften bekannt, denn er war einer der ersten, die sich Gedanken um die gesellschaftliche Entwicklung und das Schicksal der Arbeiter während der fortschreitenden Industrialisierung machte. Über Karl Marx, den Privatmann, Ehemann und Vater wusste ich bisher so gut wie nichts.
Die Schwestern Claudia und Nadja Beinert haben ihm nun auf sehr besondere Weise einen Roman gewidmet, in dem man viel über ihn erfährt, obwohl er nicht die Hauptperson ist. Hier wird die Geschichte aus der Sicht der Helena Demuth erzählt. Lenchen, wie sie von den meisten liebevoll genannt wurde, stammte aus einer armen Tagelöhnerfamilie und kam als Dienstmädchen nach Trier, in das Elternhaus von Karl Marx' späterer Ehefrau Jenny. Von dort wechselte sie später in den Marxschen Haushalt und war nicht nur Dienstmädchen und Kinderfrau, sondern zugleich auch eine enge Vertraute, sowohl von Jenny als auch von Karl Marx.
Lenchen Demuth ist die Ich-Erzählerin dieses inhaltsträchtigen und lebendigen Romans, der den Leser in eine Zeit versetzt, als vieles im Umbruch war. Da sich die Autorinnen sehr stark an der Realität orientiert haben, hat man ein sehr deutliches Bild vor Augen, wie die Familie Marx damals lebte. Wenn Änderungen an den Tatsachen aus dramaturgischen Gründen vorgenommen werden mussten, so taten die Autorinnen dies sehr behutsam. Bei den lebhaften und farbigen Beschreibungen der verschiedenen Charaktere, die im Roman vorkommen, hat man fast den Eindruck, diese persönlich kennenzulernen
Lenchen, das einfache Dienstmädchen, das sicher im Haushalt alle Hände voll zu tun hatte, war daneben wissbegierig und lernbereit und nahm großen Anteil am Weltgeschehen, an Kultur und Politik. Sie soll sogar Schach gegen Karl Marx gespielt haben, und nicht nur das Ehepaar Marx, sondern auch Freunde der Familie, schätzten sie als Gesprächspartnerin, Ratgeberin und Kritikerin.
Auch erfahren wir hier ein offenes Geheimnis, denn Lenchen war auch Karls Geliebte, und die beiden hatten einen gemeinsamen Sohn. Wie das alles in die Familiengeschichte passte und was genau damals vorgefallen ist, welche Gefühle im Spiel waren, das werden wir nie erfahren, denn dieses Wissen haben die Protagonisten mit ins Grab genommen. Die Geschichte, wie sie die Schwestern Beinert sehr einfühlsam um die historischen Tatsachen konstruiert haben, klingt jedenfalls von Anfang bis Ende glaubwürdig und nachvollziehbar.
Der Schreibstil dieses interessanten Romans ist angenehm flüssig und bildhaft, manchmal wehmütig oder traurig, dann wieder humorvoll und optimistisch, immer im Rhythmus des wahren Lebens. In Lenchens Erzählung fließen viele philosophische Gedanken mit ein, und man erfährt sehr viel über die damalige Ära und ihre Zeitgenossen. Die Autorinnen machen es dem Leser leicht, intensiv in die Geschichte einzutauchen, so brillant beschreiben sie die Atmosphäre der damaligen Zeit. Man kommt beim Lesen dieses Romans kaum umhin, sich näher mit den beteiligten Personen zu befassen, zumindest erging es mir so. Neben dem Roman habe ich mich in alle Berichte vertieft, in denen es um die Familie Marx ging. Das Betrachten alter Bilder hat mir die einzelnen Personen noch näher gebracht. Am Ende des Romans angekommen habe ich das Buch sehr zufrieden zugeklappt, denn ich habe nicht nur spannende Lesestunden erlebt, sondern auch sehr viel Neues über die Geschichte des 19. Jahrhunderts erfahren. Ein leises Bedauern mischte sich schon unter die Zufriedenheit, denn Lenchen war mir im Verlauf der Geschichte richtig ans Herz gewachsen, und es fiel mir schwer, Abschied von ihr und der Familie Marx zu nehmen. Die vermittelten Eindrücke und Gefühle sind nachhaltig, und ich weiß sicher, dass ich dieses Buch noch öfter zur Hand nehmen werde.