Anders als die früheren historischen Romane des Autors, aber hochinteressant und lesenswert
Der Herzog von AquitanienSeine Robin-Hood-Reihe habe ich regelrecht „inhaliert“, und so war ich sehr gespannt auf Mac P. Lornes neuesten Roman. Dieser unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht sehr von seinen Vorgängern. Da sind ...
Seine Robin-Hood-Reihe habe ich regelrecht „inhaliert“, und so war ich sehr gespannt auf Mac P. Lornes neuesten Roman. Dieser unterscheidet sich in mehrfacher Hinsicht sehr von seinen Vorgängern. Da sind zum einen Zeit und Orte der Handlung. Diesmal entführt uns der Autor in den Süden des heutigen Europas, ins 8. Jahrhundert. Das ist eine Zeit, über die ich bisher noch nicht sonderlich viel wusste. Genauer gesagt erstreckt sich die Handlung über einen Zeitraum von 18 Jahren, nämlich von 717 bis 735.
Eine Besonderheit dieses Romans ist, dass es eigentlich keine fiktiven Charaktere gibt, zumindest was die wichtigen Personen angeht. Lediglich kleinere Nebenrollen, die historisch nicht verbürgt sind und keinen Einfluss auf die geschichtliche Handlung haben, wurden mit fiktiven Charakteren besetzt.
Wie der Autor im Nachwort schreibt, sind die Überlieferungen aus dieser Zeit nicht immer zuverlässig, und vieles kann man heute nur erahnen. Aber aus den vorhandenen Informationen hat Mac P. Lorne hier ein sehr authentisches Zeitbild geschaffen. Eudo von Aquitanien war mir bis vor kurzem überhaupt kein Begriff. Umso interessanter finde ich, mehr über die damalige Zeit und ihre Ereignisse, über die herrschenden Machtverhältnisse und die Menschen zu erfahren. Eudo musste nicht nur gegen die Mauren kämpfen, die an der südlichen Grenze seines Reichs näher rückten, sondern auch an der Nordgrenze von Aquitanien kommt es immer wieder zu Unfrieden und Streitereien, sind sich doch die beiden Hausmeier von Austrasien und Neustrien oft uneins. Die politischen Verhältnisse zum damaligen Zeitpunkt sind kompliziert. Der Roman ist in großen Teilen geprägt von zähen Verhandlungen, Strategien und Kämpfen. Mac P. Lorne ist es gelungen, dies verständlich und lebendig zu schildern. Er stellt die Sachverhalte detailliert aber schnörkellos dar und arbeitet das Wesentliche so geschickt heraus, dass es auch einem Laien leicht fällt, die Zusammenhänge zu erkennen. Er hält sich mit seiner Erzählung sehr nahe an der historischen Wahrheit und setzt seine künstlerische Freiheit hauptsächlich dort ein, wo die wahre Geschichte im Dunkel liegt. Auch gelingt es ihm mit diesem Roman, fast vergessenen historischen Persönlichkeiten ein Schicksal zu geben, ja Leben einzuhauchen.
Dieses Buch ist sachlicher und weniger emotional als seine Vorgänger, dabei aber nicht weniger gut und auf jeden Fall sehr interessant.