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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.09.2018

Interessante Idee

Thalamus
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Nach einem schlimmen Motorradunfall wird Timo in einer abgelegenen Reha untergebracht. Dort soll er wieder neu Sprechen lernen und seine Motorikfähigkeiten schulen. Sehr schnell merkt er, dass in der Klinik ...

Nach einem schlimmen Motorradunfall wird Timo in einer abgelegenen Reha untergebracht. Dort soll er wieder neu Sprechen lernen und seine Motorikfähigkeiten schulen. Sehr schnell merkt er, dass in der Klinik merkwürdige Dinge passieren. Aber da Timo nicht mehr sprechen kann, kann er sich weder Ärzten noch anderen Patienten mitteilen…

Auf Thalamus habe ich mich wirklich sehr gefreut. Zum einen mag ich die Schriftstellerin Ursula Poznanski sehr. Zum anderen hat mir das Thema rund um die Gehirnforschung gefallen. Das Cover ist auch richtig toll geworden, obwohl ich anfangs gedacht habe, dass da eine Qualle abgebildet ist. Aber dann würde der Titel ja nicht mehr dazu passen.

Das Thema ist auf jeden Fall genau meins, und ich finde die Vorstellung echt gruselig, in einem Krankenhaus zu liegen und nicht zu wissen, was da genau mit mir und den anderen Patienten passiert. Mit dieser Angst spielt auch die Autorin, die ja selber vor ihrer Schriftstellerkarriere Medizinjournalistin war. Die Story ist gut durchdacht und man hat schon beim Lesen das Gefühl, dass es so etwas bald schon geben könnte. Mit einem Hinweis auf einen tatsächlichen Artikel am Ende des Buches bestätigt sich das dann auch zumindest teilweise.

Aber natürlich ist in diesem Buch auch viel Fiction dabei. Besonders eine Fähigkeit von Timo, mit der ich euch jetzt aber nicht spoilern möchte, war mir etwas zu weit her geholt. Es hat auch zu Beginn etwas gedauert, bis es wirklich interessant wurde, nämlich bis man wusste, was da vor sich geht. Man hätte da vielleicht noch ein bißchen mehr aus der Idee rausholen können, um es noch spannender und unheimlicher zu machen.
Zwischendurch hat es mich ab und zu genervt, dass wieder und wieder erwähnt wurde, dass Timo doch gerne vernünftig laufen und sprechen können will. Die Beziehung zu seiner Freundin habe ich, ehrlich gesagt, auch nicht verstanden. Da scheint Timo sich ja komplett was vorgemacht zu haben. Irgendwie merkwürdig und man hätte eigentlich auch ganz auf diesen Aspekt verzichten können, da er nichts zu der Geschichte beiträgt.

Trotz dieser kleinen Kritikpunkte hat mir das Buch insgesamt gut gefallen und ich habe es gerne gelesen. Besonders die Stellen im Computerraum haben mir gut gefallen sowie die Momente, in denen das Licht ausgefallen ist. Das waren spannende Situationen, in denen ich auch gerne mit Timo und seinen Freunden mitgefiebert habe.

Ich finde nicht, dass es das stärkste Buch der Autorin ist, aber sie bleibt auch hier ihrem Stil treu und Fans sollten unbedingt zugreifen.

Veröffentlicht am 31.08.2018

Bleibt hinter den Erwartungen zurück

Der Welten-Express 1 (Der Welten-Express 1)
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Flinn ist auf der Suche nach ihrem Bruder, der vor einiger Zeit plötzlich verschwunden ist. Als Flinn eines abends am Bahnsteig sitzt, wo sie ihren Bruder zuletzt gesehen hat, fährt plötzlich ein seltsamer ...

Flinn ist auf der Suche nach ihrem Bruder, der vor einiger Zeit plötzlich verschwunden ist. Als Flinn eines abends am Bahnsteig sitzt, wo sie ihren Bruder zuletzt gesehen hat, fährt plötzlich ein seltsamer Zug ein, der ganz anders aussieht, als die normalen Züge, die Flinn so kennt. Da sie nichts zu verlieren hat, steigt sie ein und macht eine großartige Entdeckung: Sie ist nun Passagier im Welten-Express.

Dieser Zug beherbergt eine ganze Schule und die Schüler hier sind alle dazu auserwählt, einmal Helden zu werden. Einzige Voraussetzung: Ein Ticket und der Glaube an sich selbst. Beides hat Flinn leider nicht, und so wird sie auch behandelt. Sie hätte eigentlich gar nicht an Bord sein dürfen. Warum sie den Zug dennoch sehen konnte, ist eins der Geheimnisse, die Flinn mit ihren neuen Freunden an Bord aufklären will.

Als ich den Klappentext vom "Welten-Express" gelesen und das tolle Cover gesehen habe, war ich sofort Feuer und Flamme für dieses Buch. Ein richtiges Steampunk-Adventure hatte ich mir gewünscht, aber leider bekam ich nicht mehr als ein paar gute Ansätze. Eigentlich hatte die Geschichte alles, was sie braucht, aber sie kam mir irgendwie vor wie Stückwerk. Es wurde sehr viel von Harry Potter übernommen, was prinzipiell nicht schlecht ist, aber so konnte die Geschichte keine eigene Seele entwickeln. Manchen Sachen wie z. B. den Süßigkeiten und Getränken wurden einfach neue Namen gegeben, aber es waren eben keine eigenen, neuen Ideen und sie wirkten in dieser Geschichte irgendwie fehl am Platze.

Ich habe mich weder mit den Charakteren verbunden gefühlt noch kam bei mir eine echte Steampunk-Atmosphäre auf. Es reicht einfach nicht, zu beschreiben, dass ein Zug dampft und qualmt und die Bezeichnung "Magietechnologie" so gefährlich ist, dass sie nicht einmal ausgesprochen werden darf. Warum heißen die Schüler eigentlich "Pfauen"? Warum haben sie so langweilige Fächer und nicht irgendwas cooles wie Eisenbahntechnik oder Sternenkunde oder was auch immer? Flinn findet den Zug ganz toll, aber sie muss stundenlang in einem Schweige-Studierunterricht sitzen, in dem sich alle nur langweilen. Trotzdem ist das Leben für sie hier fantastisch?

Die Beziehung zu ihrer Mutter habe ich auch nicht wirklich verstanden. Einerseits scheint der Mutter ihre Tochter egal zu sein, aber dass sie mit dem Zug mitfährt, das will sie auch nicht. Ich kann mir die Hintergründe zwar selber denken, aber sie werden nicht ausgearbeitet, was einfach schade ist. So gibt es viele kleine Dinge, die einfach nicht zusammenpassen oder zu sehr an der Oberfläche bleiben.

Insgesamt fand ich das Buch nicht schlecht, trotzdem war ich enttäuscht, weil ich wohl zu große Erwartungen hatte. Bei mir kam keine Spannung auf und die Charaktere hatten für mich zu wenig Tiefe. Ich werde die Reihe wohl nicht weiterverfolgen.

Veröffentlicht am 27.08.2018

Gefühlvolles Bilderbuch

Als Larson das Glück wiederfand
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Larson ist alt und einsam, seitdem seine Frau gestorben ist. Die Kinder sind schon aus dem Haus und sogar sein Kater ist weggelaufen. Nun fristet Larson ein freud- und antriebsloses Dasein, bis eines Tages ...

Larson ist alt und einsam, seitdem seine Frau gestorben ist. Die Kinder sind schon aus dem Haus und sogar sein Kater ist weggelaufen. Nun fristet Larson ein freud- und antriebsloses Dasein, bis eines Tages ein Nachbarsjunge vor der Tür steht, und ihm eine Pflanze in die Hand drückt.

Dieses wunderschöne Bilderbuch von Martin Widmark und Emilia Dziubak geht einem wirklich zu Herzen. Während Larson sich um die Pflege des Samenkorns und später der Pflanze kümmert, bis der Nachbarsjunge aus dem Urlaub zurückkommt, kehrt er immer mehr ins Leben zurück.

Die Bilder haben einen starken Ausdruck, z. B. wenn Larson wie auf dem Cover zu sehen in seinem völlig verwahrlosten und bereits durch Wurzelwerk zugewucherten Haus die Treppe hinuntersteigt. Hier und auch durch seine Träume erhält man einen Einblick in sein Innenleben und erkennt auch ohne den Text, wie er sich fühlt und dass es ihm nicht gut geht.

Das Buch ist nur 40 Seiten kurz, aber versteht dennoch, zu bewegen und nachdenklich zu machen, darüber, wie wenig es eigentlich braucht, um glücklich zu sein. Larson findet schließlich eine Antwort darauf, die ihm neuen Lebensmut gibt.

Ein beeindruckendes Bilderbuch für Jung und Alt mit einem leisen, tiefgründigen Thema, das sich vor allem als Geschenk bestimmt ganz toll macht!

Veröffentlicht am 23.08.2018

Unterhaltsames Versteckspiel

Familie Sargnagel
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Verena und Ben leben augenscheinlich in einer ganz normalen Familie in einem ganz normalen Haus. Allerdings steht in Mutters Schlafzimmer ein Sarg und Vater knurrt gelegentlich, wenn er morgens am Frühstückstisch ...

Verena und Ben leben augenscheinlich in einer ganz normalen Familie in einem ganz normalen Haus. Allerdings steht in Mutters Schlafzimmer ein Sarg und Vater knurrt gelegentlich, wenn er morgens am Frühstückstisch in der Zeitung liest. Sie versuchen es zu verbergen, haben sogar einen unauffälligeren Familiennamen gewählt, aber manchmal lässt es sich einfach nicht verleugnen: In dieser Familie leben Werwölfe und Vampire! Das bringt natürlich allerhand witzige Situationen mit sich, denn ganz so einfach gestaltet sich das Familienleben von Wolf und Blutsauger nicht.

Gefährlich wird es aber erst, als gegenüber neue Nachbarn einziehen: Familie Van Helsing. Schon der Name jagt den Sargnagels einen Schauer über den Rücken, denn seit Generationen sind diese als Monsterjäger bekannt.

Auf dieses schöne Kinderbuch bin ich wiedermal durch das Cover von Fréderic Bertrand gestoßen. Seine Bilder gefallen mir immer besonders gut, so auch in diesem Fall. Leider gibt es im Buch selber kaum Illustrationen, was ich wirklich schade finde. Es hätte einige tolle Motive gegeben, die die Geschichte bestimmt bereichert hätten.

Trotzdem hat mir das Buch gut gefallen. Es liest sich spannend und hat einige wirklich witzige Ideen zu bieten. Besonders das Ende hat mir sehr gut gefallen, denn damit hatte ich gar nicht gerechnet. Die Hauptfiguren bleiben jedoch hinter ihren Möglichkeiten zurück, was bei der Kürze des Buches aber auch nicht verwundert. Kinder werden sich trotzdem mit Ben und Verena identifizieren können, zumal sie sich bemühen, so normal wie möglich zu erscheinen.

Die Geschichte selber ist lustig und unterhaltsam, hinterließ bei mir aber keinen bleibenden Eindruck. Das braucht es hier aber auch nicht, denn es ist ein Lesevergnügen für zwischendurch, an dem alle Monsterfans bestimmt ihren Spaß haben werden.

Veröffentlicht am 21.08.2018

Stellas zweites Abenteuer

Stella Montgomery und der schaurige See von Wormwood Mire
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Von ihren Tanten wird Stella nach den Ereignissen aus Band 1 ins spukige Wormwood Mire geschickt. Hier leben Verwandte von ihr, so dass sich für Stella die Chance ergibt, mehr über sich und ihre Familie ...

Von ihren Tanten wird Stella nach den Ereignissen aus Band 1 ins spukige Wormwood Mire geschickt. Hier leben Verwandte von ihr, so dass sich für Stella die Chance ergibt, mehr über sich und ihre Familie zu erfahren.


Stella wird in diesem Teil des viktorianischen Abenteuers erneut mit kuriosen Charakteren konfrontiert. Hier ist keiner einfach nur "normal". Ob es die schrullige alte Hexe mit dem Süßwarenladen ist oder der zahnziehende Schausteller auf dem Jahrmarkt - die Figuren scheinen allesamt einem Zauberreich zu entstammen. Wie eine Traumwandlerin bewegt sich die zarte Stella durch die Geschichte und lässt sich - genauso wie ich - von den Ereignissen mitreißen.

Mit wenigen Worten schafft Judith Rossell es, eine zauberhafte Atmosphäre zu schaffen: Ob im Wald die Äste der Bäume geheimnisvoll "knarzen" oder Theodor uns durch die verschiedenen Salons des verwunschenen Hauses führt, das hat mir wieder wahnsinnig gut gefallen. Wie gerne wäre ich dort gewesen, um diesen Ort mit seinen geheimnisvollen Räumen und Gängen zu entdecken!

Es gibt so viele, schöne Details, von denen ich jetzt gerne erzählen würde (wie z. B. Theodors großartige Schwester), aber ich möchte niemandem die Überraschung verderben. Für mich ist dieser zweite Teil in jedem Fall ebenso gut gewesen wie der erste und besitzt vielleicht sogar noch etwas mehr Spannung. Band 2 baut dabei auf den Ereignissen von Band 1 auf und bringt einige offen gebliebene Fragen zur Aufklärung. Man kann aber meiner Meinung nach auch Band 2 verstehen, ohne Band 1 zu kennen, da alles Wichtige zu Beginn kurz aufgegriffen und erklärt wird.

Ich war wieder total begeistert und zähle diese Reihe unbedingt zu meinen Lieblingsbüchern. Dabei fasziniert mich nicht nur der Schreibstil der Autorin, sondern natürlich auch das von Nina Dullek wundervoll illustrierte Cover. Ein echter Schatz im Regal für Kinder, die gerne verträumte Geschichten mit sensiblen Charakteren lesen.