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Veröffentlicht am 04.06.2018

Ein bewegender Roman, der erst in Fahrt kommen muss

Es geschah in dunkler Nacht
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In der Ehe von Emma und Adam läuft nicht immer alles glatt. Als engagierte Ärzte bleibt ihnen oft viel zu wenig Zeit, um für die gemeinsamen Kinder da zu sein. Ein Zustand, der sich ändern soll, als Adam ...

In der Ehe von Emma und Adam läuft nicht immer alles glatt. Als engagierte Ärzte bleibt ihnen oft viel zu wenig Zeit, um für die gemeinsamen Kinder da zu sein. Ein Zustand, der sich ändern soll, als Adam das Angebot für ein Forschungsprojekt in Botswana erhält und Emma und die Kinder mitnehmen will. Doch anstatt in der Abgeschiedenheit Afrikas zusammenzurücken, geschieht etwas, das die Familie von einem Tag auf den anderen zerstört. Sam, ihr jüngstes Kind wird aus seinem Kinderbettchen entführt und alle Versuche ihn zu finden, bleiben ohne Erfolg. Von Zweifel und Trauer geplagt, kehrt Emma mit den Kindern nach England zurück, schafft es aber nicht mit den Geschehnissen klarzukommen. Deshalb reist sie erneut nach Afrika, wo sie durch Zufall Ungeheuerliches entdeckt.

"Es geschah in dunkler Nacht" ist ein subtiler Spannungsroman, der lange braucht, um in Fahrt zu kommen. Zwar steht von Beginn an fest, dass der kleine Sam das Opfer einer Entführung wird und dramatische Ereignisse folgen. Aber bis es so weit ist, lernt der Leser zunächst einmal die Familie kennen, die aus Emma, ihrem Mann Adam und den beiden Mädchen Alice und Zoë besteht. Dabei taucht er tief in ihren Alltag ein, bemerkt, genau wie eine Lehrerin, dass Alice Probleme hat, während Zoë auch ohne große Aufmerksamkeit ihrer Eltern zurechtzukommen scheint. Doch das Augenmerk der Autorin ist vor allem auf die Beziehung zwischen Emma und Adam gerichtet, die zwar auf beständiger Liebe basiert, aber auch von starkem Konkurrenzdenken geprägt ist. Eine Mischung, die ihnen zum Verhängnis wird, als Sam geboren wird und keiner von ihnen beruflich zurückstecken will.

Ein flüssiger Schreibstil lässt den Leser nur so über die Seiten fliegen, während viele bildhafte Elemente dafür sorgen, dass eine passende Atmosphäre entsteht. Stets hat der Leser das Gefühl mitten im Geschehen zu sein und so fällt es ihm nicht schwer, Anteil am Schicksal der Familie zu nehmen. Doch trotz dieser gelungenen Erzählweise fehlt es dem Roman zeitweilig an Spannung, um die unterschwellige Bedrohung voll auskosten zu können. Dafür aber werden die Figuren in allen ihren Facetten dargestellt, was sie sehr lebendig agieren lässt. Hinzu kommt, dass das Finale mit einer ungewöhnlichen Lösung überrascht und der Zauber Afrikas mit allen seinen Geheimnissen und Gefahren im zweiten Teil des Buches eine große Rolle einnimmt.

Fazit:
Ein Roman über den schrecklichen Albtraum einer Familie, der bewegend in Erscheinung tritt, allerdings auch einige Zeit braucht, um die in ihm schwelende Bedrohung entwickeln zu können.

Veröffentlicht am 21.05.2018

Ein psychologisch gut durchdachter Krimi mit einem undurchsichtigen Mordfall

So bitter die Rache
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Nach der Trennung von ihrem Ehemann und den vielen Jahren, die sie gemeisnam im Ausland verbracht haben, hofft Ellen Holst in einem kleinen Haus in Heiligendamm sesshaft zu werden. Schließlich hat es sich ...

Nach der Trennung von ihrem Ehemann und den vielen Jahren, die sie gemeisnam im Ausland verbracht haben, hofft Ellen Holst in einem kleinen Haus in Heiligendamm sesshaft zu werden. Schließlich hat es sich ihr Sohn Tristan verdient, an einem Ort zu wohnen, den er nicht nach den beruflichen Plänen seines Vaters wechseln muss. Doch kaum ist Ellen in der beschaulichen Siedlung namens "Vineta" angekommen, erfährt sie, dass sechs Jahre zuvor in ihrem neuen Heim drei Menschen brutal ermordet wurden, ohne dass sie Informationen darüber erhalten hat. Eine schauerliche Vorgeschichte, die aber aufgrund der vergangenen Zeit keine Rolle mehr spielt. So jedenfalls glaubt es Ellen und merkt bald, dass sie einen Fehler begangen hat.

"So bitter die Rache" ist ein gut konstruierter und nur langsam in Fahrt kommender Kriminalroman, der lange Zeit offen lässt, wer sechs Jahre zuvor in einer beschaulichen Siedlung im Seebadeort Heiligendamm zum Mörder wurde. Denn zunächst einmal lernt der Hörer die Bewohner von "Vineta" kennen, die sehr vielfältig in Erscheinung treten. Da ist zum einen der Pförtner der Anlage, der stets für Ordnung und Sicherheit sorgt, manchmal aber etwas merkwürdig ist, zum anderen taucht immer wieder ein Jugendlicher namens Ruben auf, der einige Defizite in seiner Entwicklung besitzt und mit dem tätowierten Sohn eines gut betuchten Geschäftsmannes freundschaftlich verkehrt. Und dann gibt es da noch den Erbauer der Siedlung, der die gesamte Nachbarschaft heimlich per Video überwacht und eine Reihe weiterer Bewohner, die in ihrem Tun oft nur schwer einzuschätzen sind.

Die Ereignisse selbst wurden in zwei Zeitebenen angesiedelt, die abwechselnd zum Tragen kommen. So ist der Hörer zum einen mit dabei, wenn Ellen Holst im Jahr 2016 nach "Vineta" zieht und sich mit den Schatten der Vergangenheit auseinandersetzen muss. Zum anderen erfährt er durch Rückblicke in das Jahr 2010, dass es damals schon handfeste Auseinandersetzungen zwischen dem krebskranken Rosenliebhaber Paul Derfflinger und seinen Nachbarn gegeben hat. Eine Fülle an Vorkommnissen, die mit vagen Andeutungen und Vermutungen versehen worden sind. Und schon bald entwickelt sich ein Verdacht, der zunächst ungeheuerlich erscheint, letztendlich aber immer wahrscheinlicher wird.

Gelesen wird der mit einer unterschwelligen Bedrohung ausgestattete Kriminalroman von Vera Teitz, die es mit ihrer vielseitigen Stimme versteht, die doch recht zahlreichen Figuren voneinander abzugrenzen und ihnen eine passende Stimme zu verleihen. So gelingt es dem Hörer, den gekonnt ineinander verstrickten Geschehnissen gut zu folgen und mitzuraten, was an dem verhängnisvollen Mordtag in der gut situierten Wohnanlage geschehen ist.

Fazit:
Ein psychologisch gut durchdachter Kriminalroman, der eine subtile Spannung zu entfachen versteht und mit einer undurchsichtigen Story kurzweilig unterhält.

Veröffentlicht am 20.05.2018

Ein durchwachsener Einstieg in eine neue Krimireihe, die noch viel erwarten lässt

Das korsische Begräbnis
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Ein altes Familiengeheimnis sorgt dafür, dass der bekannte Pariser Schriftsteller Eric Marchand Hals über Kopf nach Korsika reist, wo einst seine Urgroßmutter zu Hause war. Das jedenfalls besagen alte ...

Ein altes Familiengeheimnis sorgt dafür, dass der bekannte Pariser Schriftsteller Eric Marchand Hals über Kopf nach Korsika reist, wo einst seine Urgroßmutter zu Hause war. Das jedenfalls besagen alte Unterlagen, die Eric nach dem Tod seiner Mutter fand und denen er nun auf den Grund gehen will. Doch kaum ist er dort angekommen, gerät er auch schon in eine Blutfehde hinein, die ihm das Leben kosten kann. Aber nicht nur er versucht, sich gegen einen dort ansässigen Clan zu stellen. Auch Chefinspektor Mahmoud Clément bekommt es mit der einflussreichen Familie zu tun, als er ein tödliches Attentat auf den stellvertretender Bürgermeister aufklären will.

"Das korsische Begräbnis" ist der Auftakt zu einer Krimireihe mit dem französischen Schriftsteller Eric Marchand, der mit Vorliebe über das organisierte Verbrechen und seine Vernetzung im In- und Ausland schreibt. Kein Wunder also, dass er genau, wie sein abgewrackter Kommissar Figuret ein Faible für die Aufklärung von Verbrechen hat und sogar der Polizei in seinem Heimatland bei der Aufklärung von 4 Fällen behilflich war. Nun aber gerät er selbst in ein mörderisches Komplott hinein, das ungeahnte Ausmaße besitzt und mit einstigen Vergeltungsschlägen und perfiden Racheplänen zusammenhängt.

Thomas Thiemeyer, der hier unter dem Pseudonym Vitu Falconi einen ungewöhnlichen Ermittler ins Rennen schickt, hat bereits mehrere erfolgreiche Fantasy- und Jugendthriller verfasst. Mit seiner neuen Figur, dem Schriftsteller Eric Marchand, wendet er sich erstmalig dem klassischen Kriminalroman zu, lässt ihn aber nicht etwa in Deutschland spielen, sondern in Korsika, wo auch heute noch mafiöse Strukturen zu finden sind. Eine interessante Wahl, die seine Leser an einen Ort voller Gegensätze führt und ihnen dabei die Schönheit der im Mittelmeer liegenden Insel näherbringt.

Erzählt wird der wunderbar atmosphärische Kriminalroman in einem eher sachlichen und auf das Wesentliche beruhenden Schreibstil, der wenig Platz für Emotionen lässt, dafür aber der Handlung einen großen Spielraum einräumt. So gibt es gleich zu Beginn ein Mord, der einen guten Einblick in die Zwistigkeiten zweier Familienclans bietet und die Grundlage für Eric Marchands Probleme erklärt. Doch obwohl auch im weiteren Verlauf viel geschieht, bleibt die Spannung zunächst auf der Strecke, zieht aber später enorm an. Gleichzeitig wird einem Großteil der Figuren nur eine Nebenrolle eingeräumt, in der sie blass und farblos bleiben, während der Leser Eric Marchand sowie seine kurzzeitige Vermieterin Madame Borghetti und die Ex-Frau seines Rivalen Mateu besser kennenlernt.

Fazit:
Ein durchwachsener Einstieg in eine neue Krimireihe, die in dem Urlaubsparadies Korsika angesiedelt ist, wo gleich mehrere handfeste Verbrechen geschehen. Doch trotz des schleppenden Beginns überzeugt er vor allem durch seine Hauptfigur Eric Marchand, der hoffentlich in seinem nächsten Fall beizeiten dramatische Verwicklungen durchleben muss.

Veröffentlicht am 15.05.2018

Ein emotionsgeladener Roman, der tief in die Gefühlswelt seiner Figuren blicken lässt

Die Lichter unter uns
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Ein Urlaub am Meer, fünf Menschen, die Erholung suchen und enorm viel Zeit, die ungeahnte Tücken in sich birgt. Denn anstatt die willkommene Auszeit aus dem stressigen Alltag zu genießen und gemeinsam ...

Ein Urlaub am Meer, fünf Menschen, die Erholung suchen und enorm viel Zeit, die ungeahnte Tücken in sich birgt. Denn anstatt die willkommene Auszeit aus dem stressigen Alltag zu genießen und gemeinsam mit der Familie glücklich zu sein, schleichen sich in die malerische Idylle unerfüllte Träume und lang gehegte Sehnsüchte ein. Gefühle, die ganz allmählich zu brodeln beginnen und dazu führen, dass die Stimmung unweigerlich kippt. Wie bei Anna, die in ihrer Ehe mit Jo jeden Tag aufs Neue liebevolle Gesten vermisst und dadurch zu verdorren droht. Oder Florian, der mit der schwangeren Freundin seines Vaters schläft und damit ungeahnte Hoffnungen herauf beschwört.

"Die Lichter unter uns" ist ein intensiver Roman, der vollgepackt mit Beobachtungen und Gedanken, jede noch so kleine Unzulänglichkeit schonungslos ans Tageslicht zerrt. Dabei sind es oft nur Zufälle, die in einem bedeutungsvollen Licht gesehen zu Veränderungen führen. Angefangen mit einem Blick, der mehr verspricht, als in ihm steckt über einen vom Wind weggewehten Hut, der seiner Besitzerin zurückgebenden wird bis hin zu einem eigenwilligen Kind, das ohne es zu ahnen gleich eine ganze Kette von Ereignissen auslöst. Und alle diese Dinge führen dazu, dass aus unerwarteten Begegnungen, hoffnungsvolle Gefühle entstehen, die ohne eine Grundlage zu haben, zum Scheitern verurteilt sind.

Fünf Menschen, die mit Bedacht gewählt unterschiedliche Eigenarten besitzen, verstehen es, in diesem Roman eine ganz besondere Wirkung zu entfachen. So hält die Autorin den von ihnen zur Schau gestellten Oberflächlichkeiten einen Spiegel vor und weist damit auf die zahlreich vorhandenen Defizite hin. Eine interessante Art sie zu beleuchten, die aber leider zulasten der Handlung geht. Denn obwohl die Atmosphäre an der Ostküste Siziliens einzigartig beschrieben ist und die Figuren mit allen ihren Facetten zum Leben erwachen, fehlt von einem nachhaltigen und spannenden Handlungsverlauf jede Spur. So dümpeln die Geschehnisse nur sehr träge in der Sonne vor sich hin, während der Augenmerk in diesem Roman ausschließlich auf das Zusammenspiel der verschiedenartigen Charaktere und ihre dadurch ausgelösten Gefühle gerichtet sind.

Fazit:
Ein ruhiger und emotionsgeladener Roman, der tief in die Gefühlswelt seiner Figuren blicken lässt und damit deren momentane Unzufriedenheit und die daraus resultierenden Träume und Sehnsüchte schonungslos offenbart.

Veröffentlicht am 13.05.2018

Eine superspannende Mörderjagd, die tief in menschliche Abgründe führt

Schwesternmord
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Die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles wurde als Kind adoptiert und weiß nicht, woher sie stammt und wer ihre Eltern sind. Allerdings nur bis zu dem Tag, als sie vor einer weiblichen Leiche steht, die ...

Die Gerichtsmedizinerin Dr. Maura Isles wurde als Kind adoptiert und weiß nicht, woher sie stammt und wer ihre Eltern sind. Allerdings nur bis zu dem Tag, als sie vor einer weiblichen Leiche steht, die ihr zum Verwechseln ähnlich sieht. Gemeinsam mit Detective Jane Rizzoli und ihrem Newtoner Kollegen Rick Ballard macht sie sich daran, der Herkunft der jungen Frau auf den Grund zu gehen, die sich schon bald als ihre Zwillingsschwester entpuppt. Aber nicht nur Mauras Vergangenheit wird plötzlich aufgerollt. Auch ihrer leiblichen Mutter kommen sie auf die Spur, die als Mörderin verurteilt, in einer psychiatrischen Haftanstalt sitzt. Ein Schock für die Gerichtsmedizinerin, die nicht ahnt, wie gefährlich die Suche nach ihren Wurzeln noch werden wird.

"Schwesternmord" ist der vierte Einsatz für und Dr. Maura Isles und Jane Rizzoli , die sich durch den für die Gerichtsmedizinerin sehr persönlichen Fall näherkommen und damit den Grundstein für eine spätere Freundschaft legen. Doch zunächst einmal gilt es, einen Mörder zu fassen, der noch lange nicht am Ende seines Rachefeldzuges ist und es auch auf Maura abgesehen hat. Nicht nur eine Warnung hinterlässt er ihr und trotzdem setzt die in Ermittlungspraktiken unerfahrene Gerichtsmedizinerin alles daran, ihm Paroli zu bieten. Dabei ist er nicht der Einzige, der die Bostoner Polizei in Atem hält. Denn zur gleichen Zeit geht ein Serienkiller um, der sich an schwangere Frauen vergreift, um ihnen die ungeborenen Babys aus dem Leib zu schneiden. Ein wahrer Albtraum, dessen Ausmaße nur schwer zu überschauen sind.

Psychologisch ausgefeilt, mit grausamen Morden und undurchsichtigen Verbrechen präsentiert sich der Thriller von Tess Gerritsen, die weiß, wie man mit einem spannend arrangierten und Angst einflößenden Plot Gänsehaut erzeugt. Dazu nutzt die ehemalige Ärztin ihre medizinischen Kenntnissen dazu aus, um vor allem der forensischen Pathologin Maura Isles authentische Züge zu verleihen. Aber auch alle anderen Figuren werden von ihr lebensnah dargestellt. Angefangen von den sehr unterschiedlichen Ermittlern bis hin zu den Opfern und Tätern, deren Tun oftmals nur kurze Passagen gewidmet sind. Hinzu kommen ein Schreibstil, der nur so über die Seiten fliegen lässt und knackige Dialoge, die auf das Wesentliche konzentriert, einen guten Einblick in die erschreckenden Geschehnisse bieten.

Fazit:
Eine superspannende Mörderjagd, die den Leser tief in menschliche Abgründe führt und gleichzeitig dafür Sorge trägt, dass er die beiden Serienfiguren Dr. Maura Isles und Jane Rizzoli besser kennenlernen kann.