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Veröffentlicht am 29.02.2020

Ein gekonnt in Szene gesetztes und geschickt arrangiertes Verwirrspiel

Das Gerücht
1

Niemand möchte, dass eine Kindermörderin in seiner Nähe wohnt. Auch Joanna nicht, die mit ihrem Sohn Alfie in die Stadt ihrer Kindheit zieht, um der Mutter nahe zu sein. Doch kaum hat sie sich in dem kleinen ...

Niemand möchte, dass eine Kindermörderin in seiner Nähe wohnt. Auch Joanna nicht, die mit ihrem Sohn Alfie in die Stadt ihrer Kindheit zieht, um der Mutter nahe zu sein. Doch kaum hat sie sich in dem kleinen Küstenort eingelebt, erfährt sie, dass eine Kindermörderin unter den Bewohnern ist. Eine Frau, die im Alter von zehn Jahren ihren Spielkameraden mit einem Stich ins Herz getötet hat. Inzwischen nun befindet sie sich in einem Zeugenschutzprogramm und niemand weiß, wer sie ist. Joanna, die sich unter den Müttern in Alfies Schule erst noch profilieren muss, greift das Gerücht dankbar auf und liefert einen ersten Verdacht. Ein Fehler, wie sich bald herausstellen wird. Denn der Stein, den Joanna damit ins Rollen bringt, stürzt auch sie in ein verheerendes Desaster hinein.

„Das Gerücht“ ist ein Roman mit einer Handlung, die aus dem Leben gegriffen ist und durch ihren undurchsichtigen und wendungsreichen Verlauf spannend unterhält. Dabei ist es vor allem die Frage, ob dem Gerücht Glauben geschenkt werden kann, die Bewohner und Hörer gleichermaßen bewegt, während alle rätseln, wer denn nun hinter der vermeintlichen Kindermörderin steckt. Immer wieder werden neue Vermutungen angestellt, Fotos verglichen und Informationen im Internet gesucht. Und als dann auch noch ein Reporter in der Stadt auftaucht, der seine Nase in ihre Angelegenheiten steckt, spitzt sich die Situation merklich zu. Eine verhängnisvolle Entwicklung, die von Lesley Kara mit einem untrüglichen Gespür für menschliche Verhaltensweisen geschildert wird und mit einem Erzählstil, der tief in die verhängnisvollen Geschehnisse eintauchen lässt.

Julia Nachtmann als Sprecherin für die Umsetzung zum Hörbuch ist eine ausgezeichnete Wahl. Mit einer stimmungsvollen Lesung und dem Talent, die Charaktere mitsamt ihren Eigenheiten hörbar voneinander abzugrenzen, verleiht sie der Geschichte den letzten Schliff. Dadurch ist ein spannendes Hörerlebnis garantiert, bei dem kräftig mitgeraten, mitgefiebert und mitgesucht werden kann. Und das, bis ganz zum Schluss. Denn egal, wie sehr sich Joanna nach ihrem Fauxpas auch um eine Richtigstellung des von ihr ins Leben gesetzten Gerüchtes und einer damit verbundenen Wahrheitssuche bemüht, der Schaden ist angerichtet und die Klärung braucht seine Zeit.

Fazit und Bewertung:
Ein gekonnt in Szene gesetztes und geschickt arrangiertes Verwirrspiel um den Verbleib einer Kindermörderin und die fatalen Folgen eines damit verbundenen Gerüchts. Ein fesselndes Hörerlebnis vor allem für Fans subtiler Geschichten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 11.07.2019

Ein dramatischer Wettlauf gegen die Zeit

Stirb ewig
1

Während eines Junggesellenabschieds wird ein zukünftiger Bräutigam in einen Sarg gelegt und unter großem Johlen begraben. Nur eine Taschenlampe, ein Herrenmagazin, eine Flasche Whiskey und ein Handy wurden ...

Während eines Junggesellenabschieds wird ein zukünftiger Bräutigam in einen Sarg gelegt und unter großem Johlen begraben. Nur eine Taschenlampe, ein Herrenmagazin, eine Flasche Whiskey und ein Handy wurden ihm von seinen bereits stark angetrunkenen Freunden zur Unterhaltung beigelegt, bevor diese mit dem Auto in eine nahe liegende Bar aufgebrochen sind. Dort allerdings kommen sie nicht mehr an. Bei einem Verkehrsunfall werden sie getötet und von nun an weiß niemand mehr, was mit dem Bräutigam geschehen ist.

Inspektor Roy Grace übernimmt den merkwürdigen Fall und ist sich bald sicher, dass hier etwas ganz und gar nicht stimmt. Denn ausgerechnet der enge Geschäftspartner des Bräutigams hat wegen einer Flugverspätung bei der feucht fröhlichen Runde gefehlt und behauptet nicht zu wissen, was für den verhängnisvollen Abend geplant gewesen ist. Wie auch die in Tränen aufgelöste Braut, die den lang geplanten Hochzeitstag nun ohne ihren zukünftigen Ehemann verbringen muss. Ein Unglück, das neben vielen Fragen auch arge Zweifel aufwirft und die Vermutung nährt, dass ein perfider Plan hinter allem steckt.

„Stirb ewig“ ist ein spannender Thriller, der von Beginn durch eine fatale Kette an Ereignissen und den darauf folgenden Überlebenskampf seine Sogwirkung entfacht und diese bis ganz zum Schluss zu halten versteht. So leidet der Leser Seite für Seite mit dem im Sarg eingesperrten Bräutigam mit, spürt neben der viel zu selten aufkommenden Hoffnung auch seine nur schwer zu beherrschende Angst und kann nachvollziehen, dass dieser sich aufgrund seiner Gutgläubigkeit und des viel zu starken Alkoholkonsums schwere Vorwürfe macht. Denn nur so konnte es geschehen, dass er in eine Lage geraten ist, aus der er sich selbst nicht mehr befreien kann.

Zur gleichen Zeit werden die verworrenen Geschehnisse außerhalb des Grabes aufgerollt und überraschen zum einen durch die in ihnen wohnende Kaltblütigkeit. Zum anderen wird durch ein arglistiges Komplott der Glaube an ein gutes Ende zerstört. Da nutzt auch das am Ort des Geschehens liegen gebliebene Walkie-Talkie nichts, da die Kontaktaufnahme zu dem lebendig begrabenen Bräutigam durch einen geistig behinderten Jugendlichen erfolgt, der die lebensbedrohliche Situation einfach nicht erfassen kann. Ein Dilemma, das an die Nieren geht und ein wahrhaft clever erdachter Plot, der mit einer guten Mischung aus actionreicher Handlung, akribischer Ermittlungsarbeit und glaubwürdigen Figuren zu fesseln versteht.

Fazit:
Der erste Fall für Inspektor Roy Grace überzeugt mit einem dramatischen Wettlauf gegen die Zeit, der neben spannenden und wendungsreichen Momenten, auch eine ordentliche Portion Gänsehaut beschert.

Veröffentlicht am 07.04.2019

Ein wunderbar atmosphärischer und unterhaltsamer Sylt-Krimi

Dünengeister
1

Auf dem Grundstück einer alt eingesessenen Sylter Familie werden in den Dünen zwei Leichen gefunden, die Jahrzehnte zuvor dort verschüttet worden sind. Ein Fall für die Flensburger Polizei, die auch gleich ...

Auf dem Grundstück einer alt eingesessenen Sylter Familie werden in den Dünen zwei Leichen gefunden, die Jahrzehnte zuvor dort verschüttet worden sind. Ein Fall für die Flensburger Polizei, die auch gleich am nächsten Tag ein Spezialistenteam auf die beliebte Ferieninsel schickt. Doch kaum wurden erste Untersuchungen angestellt, gibt es einen aktuellen Fall, der ihre Aufmerksamkeit verlangt. Denn im Haus der Melanders hat eine Zugehfrau die junge Schwiegertochter mitsamt ihrem kleinen Sohn tot auf dem Boden liegend entdeckt, die mit einem Giftcocktail ermordet worden sind. Kein Zufall, wie der auf Sylt Urlaub machende Kommissar John Benthin feststellen muss. Denn ein altes Familiengeheimnis hat die Nachfahren des einstigen Deichgrafen Haie Melander voll im Griff und sorgt dafür, dass es immer wieder rätselhafte Todesfälle unter ihnen gibt.

„Dünengeister“ ist der 6. Fall mit dem Flensburger Hauptkommissar John Benthin, der sich rund um die Familiengeschichte einer Sylter Familie rankt. Angefangen im Jahr 1778, in dem der Deichgraf Haie Melander einen gut gehenden Leichenhandel betreibt, über das Jahr 1915, als die Verlobte des Industriellen Wilhelm Melander plötzlich spurlos verschwunden ist, bis hin zur heutigen Zeit, in der gleich mehrere Morde geschehen, scheint die Familie der Melanders von einem alten Fluch besessen zu sein. So werden immer wieder Mitglieder von ihr durch einen unnatürlichen Tod dahingerafft und niemand kann erklären, warum das so ist. Ein Jahrhunderte altes Martyrium, dem der Flensburger Kommissar gemeinsam mit seinen Kollegen auf den Grund zu gehen versucht und dabei in ein Wespennest voller unaufgearbeiteter Gefühle und verbrecherischer Machenschaften sticht.

Nina Ohland hat es auch diesmal wieder verstanden, ihre Leser mit einem vielseitigen Plot, einer geschickt arrangierten Mordserie und interessanten Figuren zu fesseln, während eine ganze Reihe an alten und neuen Geheimnissen zu lüften ist. Deshalb haben John Benthin und seine Freundin und Kollegin Lilly auch alle Hände voll zu tun, um Licht in das Durcheinander zu bringen. Vor allem die Anzahl der beteiligten Figuren ist opulent, was von Beginn an eine enorme Aufmerksamkeit von Ermittlern und Lesern gleichermaßen verlangt und auch Verdächtige gibt es wie Sand am Meer. Doch zum Glück wurde ein Personenregister beigefügt, das bei längeren Lesepausen Hilfe verspricht, während das Motiv der Taten bis zum Schluss rätselhaft ist. Dafür aber darf sich der Leser während der gesamten Ermittlung an wissenswerten Informationen und einer unnachahmlichen Atmosphäre erfreuen sowie an einem Handlungsverlauf, der wunderbar undurchsichtig ist.

Fazit:
Ein toller Krimi, der mich trotz des manchmal verwirrenden Plots und der enorm vielen Figuren gut unterhalten hat und durch seinen faszinierenden Blick in die Vergangenheit und durch die Aufarbeitung einer ganzen Familiengeschichte ungemein vielschichtig in Erscheinung tritt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Geschichte
  • Figuren
  • Erzählstil
Veröffentlicht am 10.06.2018

Ein lockerleichter und amüsanter Single-Roman

Bauherr sucht Frau
1

Carla Wonnenberger, die in einer privaten Stiftung für Denkmalschutz arbeitet, hat ihre Vorliebe für alte Gemäuer zu ihrem Beruf gemacht. Deshalb ist sie auch erzürnt, als ein 200 Jahre altes Forsthaus ...

Carla Wonnenberger, die in einer privaten Stiftung für Denkmalschutz arbeitet, hat ihre Vorliebe für alte Gemäuer zu ihrem Beruf gemacht. Deshalb ist sie auch erzürnt, als ein 200 Jahre altes Forsthaus modernisiert werden soll und das ohne viel Rücksicht auf die Erhaltung seines ursprünglichen Zustands zu nehmen. Mit enormer Wut im Bauch mischt sich die Singlefrau in die Pläne des charmanten und gut aussehenden Bauherren ein und rutscht schon bald in ein emotionales Chaos hinein, das ihr Leben auf den Kopf zu stellen droht.

"Bauherr sucht Frau" ist ein turbulenter Roman, der mit einer ordentlichen Portion Humor kurzweilig unterhält. Dabei ist Carla nicht die Einzige, die sich mit überbordenden Gefühlen und auftauchenden Missverständnissen auseinandersetzen muss. Auch ihre Mitbewohnerin Mia bleibt von desaströsen Auswirkungen emotional gesteuerter Handlungen nicht verschont. Wie auch ihre Freundin Rebecca, die als Stiefmutter eines Zwillingspärchens lang gehegte Wünsche nur schwer realisieren kann oder der verpönte Bauherr Lorenz, der regelmäßig zum begehrten Zielobjekt von Carlas ausufernden Temperamentsausbrüchen wird.

Leicht zu lesen, mit einigen Klischees und ausreichend Verwicklungen versehen, eignet sich Carlas Geschichte gut für einen gemütlichen Sommertag. Denn gute Laune, amüsante Dialoge und das am Ende fällige Happy End sind garantiert, während die als Icherzählerin in Erscheinung tretende Singlefrau Carla ungeschönt von den merkwürdigen Marotten ihrer Arbeitskollegen und den manchmal etwas peinlichen Bemühungen den Mann fürs Leben zu finden erzählt. Nur tiefer gehende Gefühle fehlen in diesem Buch, das sehr an der Oberfläche kratzt, was aber aufgrund des von ihm ausgehenden Unterhaltungswertes nicht wirklich schade ist.

Fazit:
Ein lockerleichter und amüsanter Single-Roman, der ein vergnügliches und entspanntes Leseerlebnis verspricht.

Veröffentlicht am 17.07.2017

Ein emotional bewegender Sommerroman

Wildblumensommer
1

Als Zoe erfährt, dass nur eine lebensbedrohliche Operation ihr Leben retten kann, beschließt sie noch einmal nach Cornwall zu reisen, wo sie 14 Jahre zuvor gleich zwei geliebte Menschen verloren hat. Ihren ...

Als Zoe erfährt, dass nur eine lebensbedrohliche Operation ihr Leben retten kann, beschließt sie noch einmal nach Cornwall zu reisen, wo sie 14 Jahre zuvor gleich zwei geliebte Menschen verloren hat. Ihren Bruder Chris, der damals von den Klippen in den Tod gestürzt ist und ihre große Liebe den Farmersohn Jack, der nach dem verhängnisvollen Ereignis für immer verschwand. Nun aber möchte Zoe endlich wissen, was damals geschehen ist. Mit gemischten Gefühlen reist sie in ihre ehemalige Heimatstadt und trifft dort erneut auf Jack, der genau wie sie, mit der Vergangenheit nicht abschließen kann. Gemeinsam kommen sie einem gut gehüteten Geheimnis auf die Spur, während es ihnen endlich gelingt, sich gegenseitig zu verzeihen. Doch reicht das aus für ein neues Glück?

„Wildblumensommer“ ist ein wunderbar leicht zu lesender Roman, der eine gute Mischung aus tiefer gehenden Gefühlen, alten Geheimnissen und abwechselnd verlaufenden Handlungssträngen enthält. So lernt der Leser zwei Frauen kennen, die völlig unterschiedlich sind und schon einige schwierige Situationen im Leben meistern mussten. Eine von ihnen ist Zoe, die nach dem Tod ihres geliebten Bruders Chris gemeinsam mit ihrem Vater George Cornwall verlassen hat, um noch einmal von vorn zu beginnen. Doch anstatt sich mit dem Unvermeidlichen abzufinden, leidet sie noch immer sie unter den Geschehnissen in ihrer Jugendzeit und versucht endlich, Klarheit in das fatale Durcheinander zu bringen. Und zum anderen Rose, die als Schwester von Jack, die damaligen Begebenheiten nur am Rande miterlebt hat und nach der Scheidung von ihrem Ehemann Matt, die gemeinsamen drei Kinder alleine großziehen muss. Zwei wunderbare Menschen, denen es schnell gelingt, das Herz des Lesers zu erobern. So hofft er mit Zoe, dass sie trotz lebensbedrohlicher Krankheit endlich ihr Glück finden wird, und ist dabei, wenn Rose in eine Welt eintaucht, die ihr bisher verborgen geblieben ist.

Wer sich bei dem Titel des Buches auf eine wild wachsende Blumenwiese versetzt fühlt, liegt genau richtig. Denn neben einer vielseitig verlaufenden Handlung vermittelt der Roman eine anheimelnde Wohlfühlatmosphäre, die nicht nur durch das gelungene Happy End entsteht, sondern auch durch die einfühlsame und bildhafte Schreibweise der Autorin. Aber auch die von ihr realistisch dargestellten Figuren tragen einen großen Teil dazu bei. Nur mit dem Spannungsaufbau hapert es ein wenig. Denn nach einem gelungenen Einstieg braucht die Geschichte zu viel Zeit, um in Fahrt zu kommen, was sich aber nach dem ersten Drittel des Buches schlagartig ändert. Dann reißt die Handlung den Leser förmlich mit und er kann nicht eher ruhen, bis er weiß, wie alles endet.

Fazit:
„Wildblumensommer“ ist ein ergreifender Roman mit einem schicksalhaften Verlauf, einer ordentlichen Portion Liebe und realistischen Figuren. Ein Roman, der angenehme Lesestunden verspricht.

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