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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.03.2017

Ein wunderbar tiefgründig erzählter Roman über das Leben dreier Menschen

Das Traumbuch
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Als der Kriegsreporter Henri Skinner sieht, wie ein kleines Mädchen von der Reling eines Schiffes ins Wasser fällt, zögert er nicht lange und rettet sie. Eine heldenhafte Tat, in deren Folge er einen Unfall ...

Als der Kriegsreporter Henri Skinner sieht, wie ein kleines Mädchen von der Reling eines Schiffes ins Wasser fällt, zögert er nicht lange und rettet sie. Eine heldenhafte Tat, in deren Folge er einen Unfall erleidet und ins Koma fällt. Von nun an erhält er regelmäßig Besuch. Seine einstige Freundin Eddie kommt, die er ohne zu fragen auserkoren hat, im Notfall wichtige Entscheidungen für ihn zu treffen und sein 13-jähriger Sohn Sam, den er am Unglückstag kennenlernen wollte. Doch leider wurde aus dem gemeinsamen Vater-Sohn-Tag an der Schule nichts und doch lernen sich die beiden auf eine ganz besondere Art und Weise im Krankenhaus kennen.

„Das Traumbuch“ ist ein einfühlsamer Roman, in dem es um mehr, als nur ums Leben und ums Sterben geht. Denn die vielen Stunden dazwischen, die gemachten Erlebnisse und gefühlten Emotionen, die Beziehungen zu anderen Menschen und die gesammelten Erfahrungen werden in eine Waagschale gelegt und umfassend beleuchtet. Und dabei taucht der Leser tief in das Leben von Henri, Sam und Eddie ein, die das Schicksal in einem Krankenzimmer zusammenführt und die sich mehr oder weniger kennen. Und während sie in Erinnerungen schwelgen, während sie ihre Hoffnungen und Ängste offenbaren und versuchen, mit dem Unausweichlichen klarzukommen, wird ihnen bewusst, was für ein besonderes Geschenk das Leben ist.

Fazit:
Eine wunderbar tiefgründig erzählte Geschichte über das Leben in aller seiner Vielfalt und über drei Menschen, die es mit ihren Hoffnungen und Wünschen, mit ihren Träumen und mit ganz viel Liebe füllen.

Veröffentlicht am 19.03.2017

Ein eher leiser und doch wirkungsvoller Psychothriller

DEAR AMY - Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest
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Die 15jährige Katie Brown verlässt an einem regnerischen Abend ihr Elternhaus. Ein Entschluss, den sie noch am selben Abend bereuen wird. Denn Katie, die vor allem wegen ihres Stiefvaters nicht mehr bei ...

Die 15jährige Katie Brown verlässt an einem regnerischen Abend ihr Elternhaus. Ein Entschluss, den sie noch am selben Abend bereuen wird. Denn Katie, die vor allem wegen ihres Stiefvaters nicht mehr bei der Mutter leben will, wird von einem Fremden entführt. Und während verschiedenartige Vermutungen über den Verbleib der Schülerin die Runde machen, ist ihre Lehrerin Margot Lewis überzeugt davon, dass Katie nicht aus freien Stücken verschwunden ist. Nur einige Tage später erhält Margot, die eine Ratgeber-Kolumne in einer Zeitung führt, einen Brief, in dem die 15 Jahre zuvor verschwundene Bethan Avery sie um Hilfe bittet. Von dem Schicksal beider Mädchen stark berührt, stellt sie umgangreiche Nachforschungen an und gerät schon bald einen Sog merkwürdiger Ereignisse, die ihr schwer zu schaffen machen. Denn ohne, dass sie es wirklich wahrhaben will, erhärtet sich der Verdacht, dass ihr Leben eng mit dem grausamen Schicksal der Mädchen verwoben ist.

„Dear Amy: Er wird mich töten, wenn Du mich nicht findest“ ist das gelungene Psychothriller-Debüt der englischen Autorin Helen Callaghan, die es wunderbar versteht, ein undurchschaubares Drama zu inszenieren. Denn nicht nur die beiden in ihm entführten Mädchen werden einem bestialischen Martyrium ausgesetzt. Auch die unscheinbare Lehrerin Margot Lewis muss, ohne dass es ihr zunächst bewusst wird, gegen innere Dämonen kämpfen. Eine ergreifende Geschichte, die mit viel Einfühlungsvermögen und einem untrüglichen Gespür für das Böse im Menschen erzählt wird und aufgrund der ständig spürbaren Gefahr eine gleichermaßen düstere und beklemmende Stimmung aufbaut. Allerdings dauert es ein wenig, bis geschickt gelegte Spuren und bewusst gestreute Vermutungen ihre volle Wirkung entfalten und den Leser in ein immer rasanter werdendes Gefühlschaos ziehen. Doch ist dieses erst einmal entfacht, gibt es kein Halten mehr.

Fazit:
Ein eher leiser und doch wirkungsvoller Psychothriller, der unvorhersehbar und wendungsreich in Erscheinung tritt und gut unterhält.

Veröffentlicht am 17.03.2017

Ein Roman, der nachhaltig berührt

Das Brombeerzimmer
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Nora und Julian haben glückliche Jahre miteinander verbracht, haben ihre Freuden und Sehnsüchte geteilt und gehofft, für zusammen zu sein. Doch das, was Julian während einer ganz normalen Joggingrunde ...

Nora und Julian haben glückliche Jahre miteinander verbracht, haben ihre Freuden und Sehnsüchte geteilt und gehofft, für zusammen zu sein. Doch das, was Julian während einer ganz normalen Joggingrunde widerfährt, damit haben sie nicht gerechnet. Ohne Anzeichen von gesundheitlichen Problemen bricht Julian plötzlich zusammen und stirbt an einem Herzinfarkt. Eine schwere Zeit für Nora, die sich nur langsam zurück ins Leben kämpft. Da kommt der Brief von Julians Großtante Klara gerade recht, der Nora durch Zufall in die Hände fällt und der ein Familienrezept für Brombeermarmelade enthält. Gerührt von Klaras netten Worten, beschließt Nora sie endlich kennenzulernen und fährt zu ihr. Eine Reise, die sie nicht nur in einen verborgenen Keller voller Marmelade entführt, sondern auch zu sich selbst.

„Das Brombeerzimmer“ ist ein Roman von Anne Töpfer, einem Pseudonym, hinter dem die Autorin Andrea Russo steckt. Von ihrer Vorliebe für selbst zubereitete Marmelade inspiriert, hat sie die ergreifende Geschichte der jungen Nora erdacht und dabei dem Leser einige ihrer Rezepte zukommen lassen. Doch bevor er diese ausprobieren kann, wird er von einer Handlung gefangen genommen, die zügig voranschreitet und sich wunderbar abwechslungsreich präsentiert. Aus der Sicht von Nora erzählt, erlebt er, wie die junge Frau mit einem schweren Verlust klarkommen muss und wie sie durch das Zutun vieler lieber Menschen zurück ins Leben findet. Ein emotionales Auf und Ab, das viele Überraschungen und Geheimnisse enthält und wunderbar berührend und kurzweilig geschrieben ist.

Fazit.
Eine Geschichte, wie aus dem Leben gegriffen, die mit einem lachenden und einem weinenden Auge erzählt worden ist und nachhaltig berührt.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Ein wirklich lesenswerter Thriller

Das Hospital
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An einem heißen Sommertag wird in der Spree eine Frauenleiche entdeckt, der die Lippen fehlen. Ein Schock für den Wirtschaftsjournalisten Albert, als er auf einem Zeitungsfoto erkennen muss, dass sich ...

An einem heißen Sommertag wird in der Spree eine Frauenleiche entdeckt, der die Lippen fehlen. Ein Schock für den Wirtschaftsjournalisten Albert, als er auf einem Zeitungsfoto erkennen muss, dass sich bei der Toten um seine frühere Freundin Nana handelt. Nana, die als Hackerin sehr erfolgreich war, bleibt jedoch nicht die einzige Frau, die auf grausame Weise stirbt. Und schon bald wird klar, dass ein Psychopath in Berlin sein Unwesen treibt, der die Morde an einem geheimen Ort vor einem exklusiven Publikum verübt. Eine erschreckende Tatsache, die nicht nur dem zuständigen Kommissar Tobias Dorn zu schaffen macht, sondern auch der Journalistin Christine Lenève, die gemeinsam mit Albert die Spuren des Mörders verfolgt. Doch als sie ihm näher kommen, dreht er den Spieß um und wendet sein Können auf die knallharte Journalistin an.

„Das Hospital“ ist nach „Federspiel“ der zweite Thriller mit der Journalistin Christine Lenève, die bekannt dafür ist, niemals locker zu lassen. Mit ihrer forschen und respektlosen Art stößt sie vielen vor den Kopf, erzielt aber auch den nötigen Erfolg. Eine Figur, die nicht gerade sympathisch ist und sich ohne Skrupel schnell in ungeahnte Gefahr begibt. Da nutzt es auch nichts, dass ihr Lebenspartner Albert eher besonnen und verhalten ist. Er kommt sowieso nicht gegen Christine Lenèves Entschlossenheit und ihren messerscharfen Verstand an. Aber nicht nur die beiden Journalisten lernt der Leser im Verlaufe des wendungsreichen Geschehens besser kennen, auch der Mörder zeigt sein wahres Gesicht und lässt tief in eine gestörte Psyche und in grauenvolle Kindheitserinnerungen schauen.

Das alles wird in verschiedenen Handlungssträngen und aus der Sicht unterschiedlicher Personen heraus erzählt, wobei die Spannung immer auf einem hohen Level bleibt. Darüber hinaus ist lange Zeit nicht klar, wer hinter den brutalen Morden steckt und warum den Opfern Teile ihres Körpers entnommen werden. Und obwohl diese Art des Vorgehens für einen Psychopathen nicht neu in einem Thriller ist und das Ziel des kranken Killers erahnt werden kann, versteht es Oliver Ménard mit vielen gut beschriebenen Details und nachvollziehbaren Bildern seine Leser zu schocken.

Fazit:
Christine Lenèves neuer Fall überzeugt mit einer gut konstruierten Handlung, glaubwürdigen Figuren und einem spannenden Verlauf. Ein wirklich lesenswerter Thriller.


Veröffentlicht am 09.03.2017

Ein lockerer Kleinstadtroman, der die Schwächen seiner Bewohner schonungslos offenbart

Das Haus der Hildy Good
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Die erfolgreiche Immobilienmaklerin Hildy Good versteht es nicht nur imposante Häuser zu verkaufen, sondern hat auch ein Faible dafür, hinter deren gut gebauten Mauern zu schauen. Egal, mit wem sie eine ...

Die erfolgreiche Immobilienmaklerin Hildy Good versteht es nicht nur imposante Häuser zu verkaufen, sondern hat auch ein Faible dafür, hinter deren gut gebauten Mauern zu schauen. Egal, mit wem sie eine Besichtigungstour unternimmt oder welchen Bewohner des kleinen Küstenstädtchens Wendover besucht. Immer ist sie sofort im Bilde, was dieser vor anderen verbirgt. Mal sind es psychische Abnormitäten, die in Schach gehalten werden müssen, ein anderes Mal ist eine außereheliche Affäre, die aus dem Ruder läuft. Und während sie tief in die Seelen anderer Menschen schaut, kämpft auch sie mit einem Problem, das ihr zu entgleiten droht. Denn jeden Abend nach der Arbeit zieht sich Hildy Good in ihren Keller zurück, wo sie heimlich einen gut versteckten Rotwein genießt. Eine Sucht, die plötzlich außer Kontrolle gerät und fatale Ereignisse nach sich zieht..

„Das Haus der Hildy Good“ ist ein lockerer Kleinstadtroman mit einer sympathischen Hauptfigur, der durch die in ihm verarbeiteten menschlichen Schwächen angenehm kurzweilig unterhält. Dabei ist es vor allem Hildy Goods turbulentes Leben, das als Dreh- und Angelpunkt für viele kleine Begebenheiten herhalten muss und sich, wie ein roter Faden durch die Handlung zieht. So erfährt der Leser aus ihrer Sicht, warum eine deprimierte Ehefrau und Mutter durch den Umgang mit Pferden ein neues Selbstwertgefühl gewinnt oder wie die Suche nach einem verschwundenen Jungen verläuft. Aber auch der alltägliche Tratsch macht vor ihrer Tür nicht halt, was in diesem Fall kein Wunder ist, da Hildy mit dem ihr gegebenen siebenten Sinn ausreichend Öl ins Feuer gießt. Doch neben allen diesen manchmal auch skurrilen Geschichten taucht der Leser tief in Hildys Leben ein und erlebt ihren immerwährenden Kampf mit und gegen den Alkohol. Ein ungeschönter Einblick, der ihre Abstürze und Lügen offenbart und ihre Bemühungen, diese vor anderen zu verbergen.

Fazit:
Ein Roman, der genauso vielfältig, wie das Leben ist und in wunderbar realistischer Weise Humor und Ernst in sich vereint.