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Veröffentlicht am 17.10.2016

Surreal und verworren, aber dennoch spannend

Der Traummacher
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Nach einer turbulenten Nacht stirbt Simona, die junge Teilhaberin einer aufstrebenden Werbeagentur, an ihrem Herzleiden. Ein tragischer Tod, den ihre Mutter nicht verwinden kann. Deshalb ist sie unendlich ...

Nach einer turbulenten Nacht stirbt Simona, die junge Teilhaberin einer aufstrebenden Werbeagentur, an ihrem Herzleiden. Ein tragischer Tod, den ihre Mutter nicht verwinden kann. Deshalb ist sie unendlich froh, als sie eines Tages eine Nachricht von Simona entdeckt und kurz darauf sogar ihre Stimme hört. Lange währt ihre Freude allerdings nicht. Denn schon kurz darauf liegt sie ermordet im Keller ihres Hauses, den geschundenen Körper mit unzähligen Bisswunden überdeckt. Nils Trojan und das Team der Berliner Mordkommission übernehmen den merkwürdigen Fall und stolpern bald über eine weitere Leiche, deren Hals regelrecht zerbissen worden ist. Ein schockierender Anblick, bei dem ihnen das Blut in den Adern gefriert und ein Fall, der sie auf die Spur eines Täters führt, der das Grauen entfacht.

„Der Traummacher“ ist der sechste Fall für den Berliner Kommissar Nils Trojan, der überlegen und kühl in Erscheinung tritt, während ihn Panikattacken regelmäßig lähmen. Aber von diesen Zuständen und den immer wieder auftretenden Zweifeln wissen seine Kollegen nichts und wundern sich nur, wenn er manchmal etwas sonderbar reagiert. Diesmal allerdings bleibt Nils Trojan wenig Zeit, nach innen zu schauen. Denn ein wahres Monster in Menschengestalt hat es auf wehrlose Opfer abgesehen. So sind die Tatorte überaus blutig, die Leichen grausam zugerichtet und die Ermittler regelrecht entsetzt. Ein Szenario das zeigt, dass Max Bentow es versteht, in die Psyche von kranken Mördern einzudringen und dem Grauen ein Gesicht zu verleihen. Doch obwohl seine Schilderungen überaus lebendig sind, bleibt die Spannung in dem neuen Fall des genialen Kommissars öfter einmal auf der Strecke, was der allzu verworrenen Handlung geschuldet ist.

Gelesen wird der dramatisch verlaufende Fall von Max Bentow selbst, der in die Fußstapfen von Axel Milberg tritt und trotz kleinerer Schwächen beweist, dass er nicht nur gut schreiben, sondern auch gut erzählen kann. Er versteht es, den Figuren einen passenden Ausdruck zu verleihen und sie stimmlich voneinander abzugrenzen. Lediglich die Zwischenpassagen, in denen er stattfindende Handlungen, ablaufende Gedankengänge oder auftauchende Bilder beschreibt, klingen oftmals etwas monoton und könnten variantenreicher zu Gehör gebracht werden.

Fazit:
„Der Traummacher“ überzeugt mit einer gut durchdachten Story, ist in seiner Ausführung aber stellenweise zu surreal, um durchgängig spannend zu sein. Deshalb werden die Fans von Nils Trojan diesmal zwiegespalten reagieren. Diejenigen, die übernatürliche Dinge mögen, werden die Ermittlungen begeistert verfolgen, während diejenigen die auf handfeste Tatsachen stehen, mit mehr oder weniger Zweifel und Enttäuschung ringen.

Veröffentlicht am 28.09.2016

Ein kurzweiliger Krimi mit einem realitätsnahen Hintergrund

Zeit zum Sterben
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Drei Wochen ist es her, seit in einem kleinen englischen Dorf ein Mädchen verschwunden ist und die ermittelnden Beamten im Trüben fischen. Ein Fall, den der Londoner Inspektor Tom Throrne und seine Lebensgefährtin ...

Drei Wochen ist es her, seit in einem kleinen englischen Dorf ein Mädchen verschwunden ist und die ermittelnden Beamten im Trüben fischen. Ein Fall, den der Londoner Inspektor Tom Throrne und seine Lebensgefährtin Detective Sergeant Helen Weeks interessiert verfolgen. Denn schließlich stammt Helen aus der Gegend, in der das vermisste Mädchen zu Hause ist und in der plötzlich ein weiteres Mädchen verschwindet. Als dann auch noch der Ehemann von Helens Schulfreundin Linda verdächtigt wird, der Entführer zu sein, packt Helen ihre Koffer und reist gemeinsam mit Tom dorthin. Und während sie ihrer Freundin Beistand leistet, wird im nahe liegenden Wald die Leiche eines der entführten Mädchen gefunden und Tom lässt es sich trotz drohendem Ärger nicht nehmen, eigene Ermittlungen anzustellen.

In seinem neuesten Fall, der für Tom Thornes Lebensgefährtin Helen überaus persönlich ist, bekommt es der eigensinnige Inspektor mit einem ganz perfiden Täter zu tun. Dieser nutzt das bestehende Vertrauen der Dorfbewohner für seine niederträchtigen Zwecke aus und geht sogar so weit, vorhandene Spuren zu manipulieren. Kein Wunder also, dass die örtliche Polizei mit ihrem leitenden Ermittler Detective Inspector Tim Cornish vor einem Rätsel steht und nur die naheliegenden Tatsachen berücksichtigt. Konfrontationen mit Tom Thorne sind vorprogrammiert und so befindet sich der Leser schon bald mitten in einem Geschehen, das von den Zwistigkeiten der Ermittler, von den aufkommenden Emotionen aller Beteiligten und von den Manipulationen eines intelligenten Täters beherrscht wird. Hinzu kommen stetige Perspektivwechsel, die die komplexe Handlung von mehreren Sichtwinkeln aus beleuchten, gut gestreute Zweifel, die ausreichend Misstrauen und Wut aufkommen lassen und umfassend gezeichneten Figuren, die mit alltäglichen Problemen kämpfen müssen. Dabei geht es die ganze Zeit über überraschend blutarm zu und auch die forensischen Details halten sich in einem knappen Rahmen.

Fazit:
„Zeit zum Sterben“ ist ein lesenswerter Kriminalroman, der mit einem undurchsichtigen Fall, mit realitätsnahen Figuren, gut platzierten Überraschungen und einer angenehm lockeren Schreibweise wunderbar kurzweilig und durchgängig spannend unterhält.

Veröffentlicht am 27.09.2016

Ein Kriminalroman, der seinen Lesern Gänsehaut beschert

Wintertod
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Auf einem längst verwitterten Berliner Friedhof wird die schlecht vergrabene Leiche einer Frau gefunden, die dort nicht hingehört. Hauptkommissar Arne Larsen, der gerade erst aus Norddeutschland in die ...


Auf einem längst verwitterten Berliner Friedhof wird die schlecht vergrabene Leiche einer Frau gefunden, die dort nicht hingehört. Hauptkommissar Arne Larsen, der gerade erst aus Norddeutschland in die Hauptstadt gezogen ist, übernimmt gemeinsam den merkwürdigen Fall und steckt schon bald mit seiner Kollegin Mayla Aslan in einer Ermittlung fest, die es in sich hat. Denn während die Tote selbst für ihr Ableben verantwortlich ist, steht die Frage im Raum, warum wurde sie auf dem alten Friedhof verscharrt. Zur gleichen Zeit hegt eine Berliner Lehrerin einen schlimmen Verdacht. Nach einer langen psychischen Erkrankung in den Schuldienst zurückgekehrt, glaubt sie, dass eine ihrer Schülerinnen Hilfe braucht und begibt sich ungeahnte Gefahr.

„Wintertod“ ist nach „Ein dunkler Sommer“ der zweite Fall für den eigenwilligen Hauptkommissar Arne Larsen, den es nach einem traumatischen Erlebnis und der Trennung von seiner Lebensgefährtin nach Berlin verschlagen hat. Dort trifft er auf die türkischstämmige Oberkommissarin Mayla Aslan, die ab sofort seine Teamchefin und Partnerin ist und genau, wie er mit privaten Problemen zu kämpfen hat. Ein interessantes Team, das sich erst im Verlaufe der Ermittlungen zusammenrauft und bis dahin einige Unstimmigkeiten beseitigen muss.

Aber nicht nur sie bilden den Mittelpunkt in einem Geschehen, das vor allem durch seine Gefühlskälte Gänsehaut beschert. Auch eine von Schülern attackierte Lehrerin und ein Junge, der von seinem Stiefvater zu gewalttätigen Aktionen gezwungen wird, vervollständigen eine Handlung, die sehr komplex aufgebaut worden ist. So gibt es drei Handlungsstränge, die abwechselnd zum Tragen kommen, allerhand Verbrechen, die von unterschiedlichen Personen verübt werden und verschiedene Zeitebenen, deren Ereignisse erst allmählich zusammenführen. Bis dahin aber, erfährt der Leser von unhaltbaren Zuständen an einer Schule, von Menschen, die lieber wegsehen, als zu helfen oder taucht in ein Stück deutsche Geschichte ein, deren Auswirkungen noch heute zu spüren sind.

Fazit:
„Wintertod“ ist ein Kriminalroman, der seinen Lesern Gänsehaut beschert und das nicht nur, weil er in einer kalten Jahreszeit spielt, sondern weil sein markantestes Merkmal eine spürbare emotionale Kälte ist.

Veröffentlicht am 26.09.2016

Ein emotional mitreißender Roman

Falsche Schwestern
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13 Jahre ist es her, seitdem Faith Logans große Schwester Lauren spurlos verschwand und Faith Leben von dem unsäglichen Verlust bestimmt worden ist. Zahlreiche Suchmaßnahmen, Aufrufe in der Presse und ...

13 Jahre ist es her, seitdem Faith Logans große Schwester Lauren spurlos verschwand und Faith Leben von dem unsäglichen Verlust bestimmt worden ist. Zahlreiche Suchmaßnahmen, Aufrufe in der Presse und diverse andere Aktionen brachten nicht den gewünschten Erfolg. Lauren blieb verschwunden, und während Faith all die Jahre im Schatten ihrer verschwundenen Schwester stand, scheiterte die Ehe ihrer Eltern und bescherte ihr einen weiteren Verlust. Plötzlich aber, nach 13 Jahren voller Hoffnung, Verzweiflung, Trauer und Wut taucht Lauren wieder auf und drängt sich mit ihrem erlittenen Schicksal erneut in den Vordergrund. Doch anstatt neidisch zu sein, ist Faith unendlich froh, sie wiederzuhaben. Allerdings nur bis zu dem Tag, als Lauren ihr den Freund ausspannt und eine unwiderrufliche Tatsache alles verändert.

„Falsche Schwestern“ ist ein bewegender Roman, der realitätsnah in Erscheinung tritt. In ihm werden die Auswirkungen eines Verbrechens thematisiert, das nicht nur seinen Opfern entsetzliche Qualen beschert, sondern das auch tief in das Leben der zurückgebliebenen Familie eindringt. Denn immer, wenn ein Kind entführt wird und niemand weiß, was mit ihm geschehen ist, sind die Auswirkungen auf die Psyche der verbleibenden Familienmitglieder fatal. Und genau darum geht es in Cat Clarks Roman, um einen unsagbaren Verlust, um unkontrollierbare Ängste, unausgesprochene Vorwürfe und zerstörerische Hoffnungen. Gefühle, die den allmählichen Zerfall einer Familie bewirken, die ebendieses Trauma erleben muss. Allerdings geht Cat Clark noch viel weiter. Sie ersinnt ein Szenario, das entsteht, wenn das verschollene Kind 13 Jahre danach als junge Frau wieder auftaucht und erneut das Leben ihrer Angehörigen durcheinander bringt.

Ein feinfühlig geschriebener Roman, der aus der Sicht der Jugendlichen Faith verfasst worden ist und dadurch dem Leser vor allem ihre Sichtweise des verhängnisvollen Geschehens nahebringt. Gemeinsam mit ihr, taucht er tief in ihre Gefühlswelt ein, versucht gemachte Beobachtungen mit erwarteten Handlungsweisen in Einklang zu bringen und eigene Reaktionen zu kontrollieren. Dabei merkt er, genau wie Faith, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, kann es aber lange Zeit nicht benennen. Deshalb bleibt die Spannung in diesem Roman eher auf einem mittleren Niveau, auch weil schnell zu erkennen ist, worum es hier geht, während die emotionale Komponente für fesselnde Lesestunden sorgt.

Fazit:
„Falsche Schwester“ ist ein sehr intensiver Roman, mit einer unvergleichlichen Atmosphäre, der emotional mitreißt und vor allem für jugendliche Leser geeignet ist.

Veröffentlicht am 20.09.2016

Ein Thriller, der geschickt mit den Ängsten seiner Figuren spielt

Nebelschrei
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Die bekannte britische Fotografin Helen hat in ihrem Leben schon viel gesehen. In diversen Kriegsgebieten eingesetzt, zeugen ihre Fotos davon, wie viel Leid die Zivilbevölkerung dort ertragen muss. Doch ...

Die bekannte britische Fotografin Helen hat in ihrem Leben schon viel gesehen. In diversen Kriegsgebieten eingesetzt, zeugen ihre Fotos davon, wie viel Leid die Zivilbevölkerung dort ertragen muss. Doch welchem Martyrium sie selbst ausgesetzt ist, das zeigen ihre Arbeiten nicht. Denn während sie täglich mit ihrer Leica auf die Suche nach guten Motiven geht, wartet zu Hause ein Ehemann auf sie, der sie regelmäßig tyrannisiert und missbraucht. Bis zu dem Tag, als ihre gemeinsame Wohnung in Flammen steht und sich Helen nicht mehr erinnern kann, was in der Brandnacht geschehen ist. Seit dem hat sie sich in einem heruntergekommenen Herrenhaus am Rande der Dales versteckt und lebt in ständiger Angst, entdeckt zu werden.

„Nebelschrei“ ist ein Thriller, der der es in sich hat, allerdings auch lange Zeit benötigt, die in ihm steckende Geschichte zu entwickeln. So lernt der Leser im ersten Teil des Buches zunächst einmal die Hauptfiguren kennen und erfährt wichtige Details aus ihrem Leben. Angefangen mit Helen, die nach ihrer Flucht aus der brennenden Wohnung in einer abgelegenen Gegend Nordenglands auf eine Dorfgemeinschaft trifft, deren Neugierde ihr gefährlich werden kann, über den im Ruhestand befindlichen Journalisten Gil, der zu Helens Leidwesen schneller als gedacht, hinter ihr Geheimnis kommt, bis hin zu Helen Exmann Arthur, der als Kriegsberichterstatter auf der ganzen Welt tätig ist und diversen anderen Figuren, die am Rande des Geschehens von Bedeutung sind. Erst dann beginnt die Handlung ihren Sog zu entwickeln, dem sich der Leser nur schwer entziehen kann. Denn im zweiten Teil des Thrillers berichtet Helen von ihrem jahrelangen Martyrium, während es im dritten Teil am Rande der Dales ums nackte Überleben geht. Und die ganze Zeit über besticht der detailreiche und mit interessanten Informationen angereicherte Thriller durch seinen angenehm lesbaren und flüssigen Stil und seine realistische und bewegende Darstellung.

Fazit:
„Nebelschrei“ ist ein Thriller der leisen Töne, der gekonnt auf psychologische Spannungsmomente setzt und dabei geschickt mit den Ängsten seiner Figuren spielt. Eine Empfehlung für Leser, denen emotionale Momente wichtiger sind, als actionreiche Szenen.