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Veröffentlicht am 23.12.2022

Ein atmosphärisch dichter Krimi, der unter die Haut geht

Kalt und still
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Hanna Ahlander steht kurz vor Weihnachten vor einem Scherbenhaufen: Ihr Freund hat sie verlassen und ihr Chef drängt sie, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren. Nur ihre Schwester hält zu ...

Hanna Ahlander steht kurz vor Weihnachten vor einem Scherbenhaufen: Ihr Freund hat sie verlassen und ihr Chef drängt sie, den Dienst bei der Stockholmer Polizei zu quittieren. Nur ihre Schwester hält zu ihr und sorgt dafür, dass Hanna in ihrem Ferienhaus im schwedischen Skigebiet Åre zur Ruhe kommt. Doch die Idylle währt nicht lange. Bereits am ersten Abend erreicht sie die Meldung, dass eine junge Frau nach einer Party spurlos verschwunden ist. Offiziell nicht mehr im Dienst macht sie sich auf die Suche nach der Vermissten. Dabei trifft sie auf Kommissar Daniel Lindskog, mit dem sie weitere Ermittlungen anstellt. Doch je mehr Beide herausfinden, desto tiefer geraten sie in ein Netz aus Lügen und Intrigen hinein.

Der Polarkreis-Krimi ist ein eindrucksvoller Krimi, der seine Leser vom ersten bis zum letzten Satz in seinen Bann zieht. Sei es durch den bildhaften Schreibstil, der eine spürbare Atmosphäre erleben lässt oder den realistisch beschriebenen Charakteren, von denen jeder sein Päckchen zu tragen hat. Angefangen mit Hanna Ahlander selbst, die Probleme mit zwischenmenschlichen Beziehungen hat, über Daniel Lindskog, der mit Frau und Baby viele schlaflose Nächte durchlebt, bis hin zu den Freunden und Angehörigen des Opfers, die mit dem Schicksalsschlag hadern und der Putzfrau Zuhra, welche sich merkwürdig verhält. Eine ganze Riege an Figuren wird hier genutzt, um eine vielschichtige und bewegende Handlung zu erzählen, die tief in zerrüttete Familien und zweifelhafte Gesellschaftsstrukturen blicken lässt. Dabei resultiert die vorhandene Spannung nicht nur aus einem wendungsreichen Ermittlungsmarathon und kurz gehaltenen Kapiteln, sondern vielmehr aus tiefgründig herausgearbeiteten psychologischen Betrachtungsweisen.

Fazit:
Ein atmosphärisch dichter Krimi, der unter die Haut geht und durch seinen emotional berührenden Fall noch lange nachhallen wird.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 07.08.2022

Ein spannender und atmosphärisch dichter Sylt-Krimi

Düsteres Watt
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An einem heißen Sommertag wird in den Wanderdünen auf Sylt eine männliche Leiche gefunden, die ertrunken ist. Liv Lammers und ihre Kollegen von der Kripo Flensburg übernehmen den seltsamen Fall. Und schon ...

An einem heißen Sommertag wird in den Wanderdünen auf Sylt eine männliche Leiche gefunden, die ertrunken ist. Liv Lammers und ihre Kollegen von der Kripo Flensburg übernehmen den seltsamen Fall. Und schon bald steht fest, dass der Tote Karl von Raboisen ist, dessen adelige Familie eine Villa in List besitzt. Aber nicht nur er ist auf der Insel hinlänglich bekannt. Auch seine Frau Charlotte hat sich als aufstrebende Politikerin einen Namen gemacht. Als kurz darauf eine weitere Tote verdurstet im Watt auftaucht, geraten Liv und ihr Team immer mehr unter Druck. Haben die Fälle miteinander zu tun und wieso weichen die Todesursachen von den Orten ihres Auffindens ab?

„Düsteres Watt“ ist der sechste Band der Krimireihe um Liv Lammers, die mit ihrem Lebenspartner dem Rechtsmediziner Sebastian derzeit auf Sylt im Urlaub weilt. Dass sie trotzdem erste Ermittlungen zu dem toten Adelsspross übernimmt, ist nicht ungewöhnlich. Denn sie ist schneller am Tatort als die Kollegen, die erst aus Flensburg anreisen müssen. Doch auch später gibt sie nur ungern das Zepter ab und versucht, ihre privaten Vorhaben mit den Ermittlungen unter einen Hut zu bringen. Eine aufreibende und zweifelhafte Angelegenheit. Denn Sebastian trifft auf Sylt seine Exfrau mitsamt seinem Sohn und Liv kämpft plötzlich mit ihrer aufkommenden Eifersucht.

Sabine Weiss hat in ihrem Krimi tief in die Strukturen einer Adelsfamilie geblickt, die nach Außen hin perfekten und prunkvoll erscheint, im Inneren aber marode und konfliktgeladen ist. Schon nach kurzer Zeit tun sich Abgründe auf und lang gehegte Traditionen werden auf den Prüfstand gestellt. Zwei Morde lassen die Fassade bröckeln und einen Vermisstenfall gibt es auch. Dazu halten überraschende Wendungen, zwielichtig agierende Figuren und abwechselnde Verdächtige den Spannungsbogen hoch und so ist lange Zeit nicht klar, wer oder was hinter den verübten Verbrechen steckt. Eine Krimihandlung, die gut zum Mitraten einlädt und neben einen Blick in das Leben einer nach alten Mustern funktionierenden Adelsgeschlechtes viel von der mondänen Schönheit der beliebten Nordseeinsel verrät.

Fazit und Bewertung:
Liv Lammers sechster Fall hat alles, was das Herz eines Krimilesers höherschlagen lässt und spannende Lesestunden verspricht.

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Veröffentlicht am 23.07.2022

Ein bewegender Thriller, der nur so über die Seiten fliegen lässt

Kaltherz
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Nur acht Minuten war die fünfjährige Marie allein im Auto. Acht Minuten, in denen ihre Mutter sie in Sicherheit wähnte. Doch es waren acht Minuten zu viel. Als Clara nach einer dringenden Angelegenheit ...

Nur acht Minuten war die fünfjährige Marie allein im Auto. Acht Minuten, in denen ihre Mutter sie in Sicherheit wähnte. Doch es waren acht Minuten zu viel. Als Clara nach einer dringenden Angelegenheit zurück zu ihrem Auto kommt, ist dieses leer. Und während sie seit dem Verschwinden ihrer kleinen Tochter in Selbstvorwürfen versinkt, kämpft ihr Mann Jakob darum, sein geordnetes Leben aufrechtzuerhalten. Ein brisanter Fall, den die angeschlagene Kommissarin Kim Lansky von einem verstorbenen Kollegen übernimmt und schon bald in Ermittlungen steckt, die sie tief in die eigene Vergangenheit führen.

„Kaltherz“ ist, wie der Titel bereits verrät, ein bewegender Thriller, der emotional verstörende Handlungsweisen thematisiert. Ein kleines Mädchen wird hier zum Spielball menschlichen Versagens, während ihren Eltern eigene Interessen wichtiger sind. Es fällt schwer, manche Passagen zu lesen, da die Wut und das Unverständnis überhandnehmen. Doch gleichzeitig keimt die Hoffnung, dass alles gut ausgeht und Marie gesund aufgefunden wird. Gekonnt inszeniert Henry Faber ein Spiel mit wechselnden Gefühlen und lässt dabei schonungslos in menschliche Abgründe schauen. Tief in das Leben der Figuren führt er seine Leser hinein und während diese abwechselnd als Ich-Erzähler fungieren werden Gedanken und Emotionen schonungslos offengelegt.

Kurze Kapitel, ein fesselnder Schreibstil und viele Cliffhanger treiben die Story voran, die mit einer eigenwilligen Kommissarin ausgestattet ist. Kim Lansky, die mit den Ermittlungen zum Verschwinden von Marie ihre letzte Chance erhält, sich im Polizeidienst Fuß zu etablieren, ist eigenwillig, unkonventionell und rüpelhaft. Ohne Rücksicht zu nehmen, überschreitet sie bestehende Grenzen und verbeißt sich wie ein Pitbull in den für sie wichtigen Fall. Und tatsächlich kommt sie einem Komplott auf die Spur, das es in sich hat und weitere Verbrechen offenbart. Ein Ermittlungsmarathon, der viele überraschende Wendungen in sich birgt und trotz überzeichneter Figuren und fragwürdiger Handlungsweisen fesselnd in Erscheinung tritt.

Fazit und Bewertung:
Ein Thriller, der nur so über die Seiten fliegen lässt und auf menschlicher Ebene schockiert und bewegt.

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Veröffentlicht am 12.06.2022

Ein amüsanter und spannender Regionalkrimi mit vielen Verwicklungen und einem handfesten Fall

Die MörderMitzi und der Sensenmann
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Nach der Trennung von ihrem Freund muss sich Mitzi nach einer eigenen Wohnung umsehen. Da kommt ihr das Erbe der verstorbenen Großmutter gerade recht, die ein gut gelegenes Grundstück hinterlassen hat. ...

Nach der Trennung von ihrem Freund muss sich Mitzi nach einer eigenen Wohnung umsehen. Da kommt ihr das Erbe der verstorbenen Großmutter gerade recht, die ein gut gelegenes Grundstück hinterlassen hat. Und während Mitzi Kontakte zu einem potenziellen Käufer aufnimmt, wird ihre schwangere Freundin Agnes Kirschnagel in den Innendienst gesteckt. Eine Entscheidung, die der agilen Inspektorin überhaupt nicht gefällt. Kurzerhand nimmt sie sich eines eingemauerten Leichenfundes an und fährt zur ersten Inaugenscheinnahme vor Ort. Aber auch Mitzi erfährt von dem Fall und wittert zwischen diesem und ihrem Vorhaben, das Grundstück zu verkaufen einen engen Zusammenhang. So kommt es, wie es kommen muss. Agnes gerät in große Gefahr und Mitzi, die sie retten will, auch.

„Die Mördermitzi und der Sensenmann“ ist ein amüsanter und spannender Regionalkrimi mit vielen Verwicklungen und einem handfesten Fall. Auch diesmal gehen die ungleichen Freundinnen Mitzi und Agnes, jede auf ihre eigne Art und Weise auf Verbrecherjagd, und geraten prompt in ein riesiges Schlamassel hinein. Denn kaum hat Agnes erste Recherchen angestellt, wird sie mit einem Tötungsdelikt aus der Vergangenheit konfrontiert, das ihrem aktuellen Fall in entscheidenden Punkten gleicht. Ein Auftritt in der Fahndungssendung „Aktenzeichen XY“ folgt und Agnes wird dem skrupellosen Mörder ungewollt auf dem Silbertablett präsentiert. Von nun an überschlagen sich die Ereignisse, es lauert ungeahnte Gefahr und mit dem spaßigen Geplänkel ist es erst einmal vorbei.

Isabell Archan hat mit der einfältigen Mitzi und der unerschrockenen Agnes ein Ermittlerduo ins Rennen geschickt, das auf der ganzen Linie überzeugt. Sei es durch die gut herausgearbeiteten Charaktere, die Leben in das Geschehen bringen, durch den clever konstruierten Fall, der beiden Frauen alles abverlangt oder dem dazu passenden Humor, der sich in heiteren Szenen und Dialogen niederschlägt. Der Unterhaltungswert beim Lesen ist groß und fesselnd ist die Suche nach einem perfiden Mörder auch. Dazu sind die Figuren ans Herz gewachsen und so leidet und lacht der Leser Seite für Seite mit, lernt immer wieder neue Facetten von ihnen kennen und würde gerne behilflich sein. Das allerdings geht leider nicht. Deshalb bleibt die Hoffnung, dass alles gut ausgeht und ein Mörder seine gerechte Strafe erhält.

Fazit und Bewertung:
Ein rundum gelungener vierter Fall mit Mitzi und dem Sensenmann und mit der schwangeren Agnes, die in seine Tod bringenden Hände fällt.

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Veröffentlicht am 29.05.2022

Ein subtil gestrickter Pageturner rund um die Machenschaften eines perfekten Ehepaares von nebenan

Meine wunderbare Frau
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Millicent und ihr Mann sind seit fünfzehn Jahren verheiratet. Zwei wundervolle Kinder und gut gehende Jobs gehören zu ihrem Leben, das inzwischen ein wenig öde geworden ist. Um neuen Schwung hineinzubringen, ...

Millicent und ihr Mann sind seit fünfzehn Jahren verheiratet. Zwei wundervolle Kinder und gut gehende Jobs gehören zu ihrem Leben, das inzwischen ein wenig öde geworden ist. Um neuen Schwung hineinzubringen, haben sie sich ein aufregendes Hobby gesucht. Allerdings ist ihnen klar, dass ihr gut gehütetes Geheimnis auch einen Haken hat. Denn sollte ihnen jemand auf die Schliche kommen, ist es mit der häuslichen Idylle vorbei. Nicht nicht nur die Strafe für ihr verhängnisvolles Tun ist enorm hoch. Auch ihre gut funktionierende Familie bricht dann entzwei.

„Meine wunderbare Frau“ ist ein subtiler Psychothriller der aus der Sicht von Millicents Mann, die unglaublichen Machenschaften der Eheleute erzählt. Doch bevor die ungewöhnliche Freizeitbeschäftigung des Ehepaares ans Tageslicht tritt, lernen die Hörer zunächst einmal die Familie kennen. Sie nehmen an einem gut strukturierten Alltag teil, setzen sich mit den Problemen der aufwachsenden Kinder auseinander und erhalten einen tiefen Einblick in die Vergangenheit. Und erst als merkwürdige Dinge ahnen lassen, dass etwas ganz und gar nicht stimmt, wird das Ungeheuerliche offenbart.

Gelesen wird der mit einer subtilen Spannung fesselnde Thriller von Matthias Hofer, der es gut versteht, dem namenlosen Ehemann eine ganz eigene Stimme zu verleihen. Sei es als verständnisvoller Partner, der die Wünsche seiner Frau mit Hingabe erfüllt oder als berechnender Casanova, der auf die Jagd nach potenziellen Opfern geht. Stets präsentiert er dessen wandlungsfähige Art und sorgt mit stimmlichen Mitteln dafür, dass er trotz der zu verurteilenden Vorkommnisse sympathisch erscheint.

Demgegenüber wirkt seine Ehefrau Millicent berechnend und kalt. Sie nimmt die Rolle der Unberechnbaren und Schuldigen ein. Deshalb braucht es einige Zeit, um zu verstehen, warum das Zusammenspiel der Eheleute trotz ihrer Verschiedenartigkeit so gut funktioniert. Ein sehr wendungsreiches Thriller-Debüt, das die US-amerikanische Autorin Samantha Downing mit einer tiefen Authentizität und spürbaren Bedrohung geschrieben hat und das zum Ende hin mit einem unerwarteten Finale überrascht.

Fazit und Bewertung:
Ein subtil gestrickter Pageturner rund um die Machenschaften eines perfekten Ehepaares von nebenan und ein spannend inszeniertes Hörbuch, das tief in die kranken Seelen zweier Psychopathen blicken lässt.

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