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Veröffentlicht am 10.03.2024

So fern und doch nah der Heimat

Mühlensommer
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Klappentext:

„Ein drückend heißer Sommertag. Mit ihren beiden Töchtern macht sich Maria auf den Weg in ein langes Wochenende fern von Stadt, Stress und Schule. Doch dann ruft Marias Mutter an: Der Vater ...

Klappentext:

„Ein drückend heißer Sommertag. Mit ihren beiden Töchtern macht sich Maria auf den Weg in ein langes Wochenende fern von Stadt, Stress und Schule. Doch dann ruft Marias Mutter an: Der Vater hatte einen Unfall und liegt im Krankenhaus. Die Mutter ist bei ihm, und auf dem Bauernhof der Familie müssen Schweine, Kühe und Hühner versorgt werden – aber auch die demente Großmutter.



Maria fährt sofort zum Hof. Doch da erwartet sie nicht nur die seit Stunden schon Äpfel schälende Oma, sondern auch die Erinnerung an ein fast vergessenes Leben zwischen Schulbus und Schweinestall, Dreimeterbrett und Kirchenbank, an den Duft von frischem Holzofenbrot und an endlose Hopfenernten, starre Traditionen und lauter kleine Freiheiten.



Als am Tag darauf die Mutter aus dem Krankenhaus heimkehrt und plötzlich auch Marias Bruder Thomas auf dem Hof steht, ist die Familie versammelt. Sie eint die stille Sorge um den Vater. Bis Thomas das Schweigen bricht und endlich zur Sprache kommt, was sie alle lang verdrängt haben …“



Autorin Martina Bogdahn hat „Mühlensommer“ verfasst. Durch einen tragischen Umstand muss Maria wieder auf den elterlichen Hof. Dort angekommen holen sie in Sekundenschnelle alte Gedanken und Erinnerungen wieder ein. Sie riecht den Duft des Hofes, welcher einen als Leser fast durch die Buchseiten zu strömen scheint, und blickt zurück auf das was war. Maria bleibt aber nicht lange allein mit ihren Gedanken denn auch ihr Bruder kommt auf den Hof. Die gedankenschwere Trance wird durchbrochen als Thomas Dinge anspricht, die schon längst keiner mehr auf dem Schirm hatte da gekonnt verdrängt. Bogdahn nimmt uns brillant mit ihren Figuren mit über den Hof. Es gibt viel zu entdecken. Vieles scheint wie großes Abenteuer aber es gibt auch Unausgesprochenes bzw. wunde Stellen. Durch gekonnte Zeitenwechsel die in Form von Marias Erzählungen bzw. Gedankengängen daher kommen, dürfen wir erleben wie es für Maria früher auf dem Hof war. Bogdahn geht dabei äußerst bildhaft und emotional vor. Maria scheint sich gern daran zu erinnern und die Tatsache wieder auf dem Hof zu sein, ist wohl dieses „Heimat-Gefühl“. Dennoch war nichts alles wie im Bilderbuch. Es gab auch trübe Zeiten aber nach Regen folgt bekanntlich der Sonnenschein. Die Tatsache, dass sie auf dem Hof sind, lässt Streitereien mit sich bringen aber auch Versöhnungen und Familienliebe aufkommen. Alles wirkt hier authentisch ohne Kitsch und Klischee. Durch Bogdahns Schreibstil ist der Leser schnell in der Geschichte gefangen und es darf leise und still mitverfolgt werden wie es mit den Personen weiter geht. Bigdahn wird hier und da etwas philosophisch nachdenklich da es auch darum geht, warum man eigentlich diese vermeintliche Idylle verlassen hat. Warum ist Maria gegangen? Ist sie in ihrer Welt glücklicher? Was ist Heimat? Kann diese vergehen? Viele Fragen tauchen auf, die auch nachhallen aber wir werden gekonnt Antworten erhalten und es bleibt genügend Raum für eigene Gedankenzüge! 5 Sterne für diese wirklich lesenswerte Debüt!

Veröffentlicht am 06.03.2024

451 Grad Fahrenheit ist die Temperatur, bei der Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt...

Fahrenheit 451
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Klappentext:

„Es ist eine Horrorversion des digitalen Zeitalters, die Bradbury vorausgesehen hat: Lesen ist geächtet, Wissen nicht erwünscht, auf Buchbesitz steht Strafe, und die Menschen werden mit Entertainment ...

Klappentext:

„Es ist eine Horrorversion des digitalen Zeitalters, die Bradbury vorausgesehen hat: Lesen ist geächtet, Wissen nicht erwünscht, auf Buchbesitz steht Strafe, und die Menschen werden mit Entertainment und Dauerberieselung kleingehalten. Der ›Feuermann‹ Guy Montag, der an den staatlich angeordneten Bücherverbrennungen beteiligt ist, beginnt sich nach einem traumatischen Einsatz zu widersetzen und riskiert dabei sein Leben.“



„Fahrenheit 451“ ist mittlerweile ein echter Klassiker in der Buchwelt. Autor Ray Bradbury hat sich damit irgendwie unsterblich gemacht. Und da man Klassiker lesen sollte, tat ich dieses! Ich muss zugeben kein Fan von Dystopien zu sein, vielleicht tat ich mich deshalb auch wieder ein wenig schwer mit der Geschichte. Bradbury beschreibt in seinem Buch eine Welt in der Bücher und Wissen verboten ist. Bücher werden konsequent verbrannt. All das gab es bereits in unserer Weltgeschichte und zieht bis heute Spuren nach! Bradbury zeigt uns mit seiner Figur des „Feuermann‘s“ (man beachte bitte die Bezeichnung!) Guy auf, wie es ist Wissen zu vernichten. Er muss Bücher verbrennen und dies soll gründlich von statten gehen. Eines Tages lernt er Clarisse kennen. Mit dieser Begegnung ändert sich für Guy alles und er begibt sich in große Gefahr. Das Buch wird immer und immer wieder als großes Beispiel für die Buch-Zensur benannt. Wie anderen kritischen Lesern aber ebenfalls auch auffiel, stellt sich die Frage, warum eine selbstgewählte Entscheidung plötzlich anzweifeln? Die Bürger hatten sich doch gegen diese Buchwelt entschieden? Selbstredend geht es hier um Meinungsfreiheit, die Suche nach Wissen und mit diesem leben und so viel mehr. Bradbury spricht direkt und auch indirekt viele Themen an, auf die man so vielleicht nicht ohne weiteres gekommen wäre. Dennoch ist sein Sprachstil recht anstrengend und passt nicht unbedingt zu einer Dystopie. Oft war es mir zu geschwollen, zu langatmig und ich musste mich zwingen am Ball zu bleiben. Ja, der Spannungsbogen ist nicht uninteressant und der Nachhall nach dem beenden des Lesens ist da aber komplett überzeugen konnte mich das Buch nicht. Genau deshalb vergebe ich gute 3 Sterne für dieses Werk.

Übrigens: 451 Fahrenheit ist die Temperatur, bei der Bücherpapier Feuer fängt und verbrennt ...

Veröffentlicht am 06.03.2024

Ein lesenswertes Appetithäppchen!

Gruß aus der Küche
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Klappentext:

„Irma, 40, hat aus dem Gasthaus »Zum Hirschen« die beliebte vegetarische »Aubergine« gemacht. Die kreative Inhaberin beschäftigt eine bunte Truppe: eine 17-jährige Schulverweigerin als Mädchen ...

Klappentext:

„Irma, 40, hat aus dem Gasthaus »Zum Hirschen« die beliebte vegetarische »Aubergine« gemacht. Die kreative Inhaberin beschäftigt eine bunte Truppe: eine 17-jährige Schulverweigerin als Mädchen für alles; eine tratschfreudige Hilfsköchin; einen Ex-Weltenbummler als Kellner und Manager. Und den 80-jährigen »Gemüsemann«, der beim Gemüseschnippeln hilft und angeblich fast taub ist. Und wie in jeder engen Gemeinschaft herrschen nicht nur positive Vibes, sondern gibt es einige Turbulenzen.“



Ein Jeder kennt bei einem Restaurantbesuch den „Gruß aus der Küche“. Mal Brot mit etwas Butter, mal ausgefallener. Was das mit dem Buch zu tun hat? Tja, das ist eben typisch Ingrid Noll! In ihrem aktuellen Buch „Gruß aus der Küche“ zeigt sie dem Leser wieder ihre ganze Auffassungsgabe aber auch die Gabe diese brillant in Spitzzüngigkeit und ein wenig teuflisch-sarkastisch ausleben zu lassen. Noll ist eine Meisterin darin, mit spitzer Zunge aber auch feinem Blick ihre Figuren laufen zu lassen. Hier im Buch dürfen wir die Gasthaus-Wirtin Irma kennenlernen mit all ihren Angestellten. Typisch Noll weiht sie uns Leser schonungslos in das Netzwerk Belegschaft ein und wir werden so zum Mitwisser vieler kleiner und großer Geheimnisse. Sie zeichnet ihre Figuren wieder offen und ehrlich und total realistisch. Den Charme und eine gewisse Herzenswärme vergisst sie dabei nicht. Dennoch merkt man an Nolls Schreibstil wen sie selber mag und wen nicht. Aber das hat wohl nicht nur jeder Leser so sondern auch jeder Autor. In diesem Falle ist unser Gemüsemann mit seinen 80 Jahren bei Noll ein wenig die Zielscheibe. Für meine Begriffe völlig zu Unrecht aber ich denke, genau das wollte die Autorin damit provozieren. Da das Alter gern einen Schutzmantel um Personen legt, so bringt ihm sein Gegenüber viel Verständnis und so manches mehr mit. Sie fragen sich immer noch was es mit dem Buchtitel auf sich hat? Nun, Noll will damit aufzeigen, dass der Gruß aus der Küche extrem vielseitig aussehen kann. Mal liebevoll, mal üppig, mal spärlich oder manches Mal kommt erst gar keiner beim Gast an.

Alles in allem wieder eine herrliche Geschichte aus der Feder von Ingrid Noll, die ein kurzes und flüssiges Lesevergnügen bietet! 4 sehr gute Sterne dafür!

Veröffentlicht am 05.03.2024

Ein Rückblick auf die alte Heimat

Kosakenberg
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!ein Lesehighlight 2024!



Klappentext:

„Was ist Heimat und wie lässt man die Provinz hinter sich, davon erzählt Sabine Rennefanz voller Ironie und Melancholie.



Kathleen hat es geschafft. Sie ist ...

!ein Lesehighlight 2024!



Klappentext:

„Was ist Heimat und wie lässt man die Provinz hinter sich, davon erzählt Sabine Rennefanz voller Ironie und Melancholie.



Kathleen hat es geschafft. Sie ist erfolgreich, redegewandt, attraktiv. Seit Jahren lebt sie als Grafikerin in London. Woher sie kommt, hat sie hinter sich gelassen. Zumindest glaubt sie das. Doch die Besuche bei ihrer Mutter im brandenburgischen Kosakenberg konfrontieren sie mit einer Welt, der sie in den neunziger Jahren zu entkommen versuchte und die nun eine ungeahnte Kraft entfaltet. Mit starken Bildern führt Sabine Rennefanz in ein Dorf im Osten des Landes, in dem fast nur Männer geblieben sind und die wenigen Frauen, die nicht das Weite gesucht haben, mit Eiern handeln, von der Liebe träumen und über die reden, die weggegangen sind.“



Oh ha…was für ein Roman! Autorin Sabine Rennefanz nimmt uns mit in die pure und blanke Dorfidylle im Osten Deutschlands. Wer glaubt hier Idylle vorzufinden irrt. Nach der Wende hat sich viel und nicht viel getan. Hauptprotagonistin Kathleen ist diesem alten Leben entsprungen und hat sich eine Karriere in London aufgebaut. Doch dieses „nach Hause kommen“ nach Kosakenberg ist dennoch immer etwas besonderes. Positiv wie negativ. Sie blickt auf das zurück was war, warum sie von dort gegangen ist, ob sie überhaupt noch etwas dort hält, ob sie noch Wurzeln dort hat und warum noch so viele Männer in Kosakenberg geblieben sind. Rennefanz beleuchtet mit ihrem Buch ein besonderes Thema unserer Landes. Der Osten hat nach der Wende eigene Züge angenommen, die Menschen suchte im Ganzen nach Zusammenhalt als die Wende kam und dennoch waren und sind sie immer noch die „Ossis“. Kathleen nimmt uns mit an die Hand und wir dürfen nicht nur durch das Dorf gedanklich reisen sondern auch in ihre Gedankenwelt. Die Autorin spannt einen brillanten Bogen ohne dabei zu jammern oder mit erhobenen Zeigefinger hier zu mahnen. Sie erzählt stumpf und ehrlich und ja, sie erzählt verdammt authentisch das man sich nur so erschreckt. Da ich selbst gebürtig aus dem Osten stamme und in irgendwann mit Anfang 20 selbst im „Westen“ heimisch geworden bin, kann ich klar sagen, Rennefanz trifft den Nagel auf den Kopf mit ihren Beschreibungen! Einerseits beleuchtet sie indirekt die politische und gesellschaftliche Entwicklung im Osten des Landes aber auch was die Menschen für sich daraus gemacht haben. Und des weiteren geht die Autorin der Frage nach wie lange Heimat Heimat ist und ob man Heimat auch verlieren kann, ob sie einem abhanden kommen kann. Ihr Sprachstil ist stets klar und ungeschnörkelt. Ihre Protagonistin hat sie fein bestückt ohne dabei in Kitsch oder Klischee zu verfallen. Hier wird auch keine Abrechnung mit Ost oder West gemacht sondern aufgezeigt, wie es ist, wenn man seine Heimat, die eine spezielle Entwicklung hinter sich hat, verlässt und was das mit einem macht. Ja, hier und da wird Rennefanz ein wenig philosophisch nachdenklich, hier und da auch lyrisch in ihrer Erzählweise. Ich bin Kathleen gern gefolgt, was aber daran lag, das ich sie sehr gut verstehen konnte mit all ihren Gedankengängen.

Fazit: Ein wirklich brillanter Schreibstil gepaart mit einer authentische Geschichte die ich zu 100% nur unterschreiben kann! Ich würde gern mehr als 5 Sterne vergeben wenn möglich!

Veröffentlicht am 05.03.2024

4 sehr gute Sterne hierfür!

Essex Dogs
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Klappentext:

„Juli 1346: Zehn Söldner gehen an der Küste der Normandie an Land und sichern als Vorhut die Flotte des englischen Königs. Der Krieg um den französischen Thron beginnt. Für die Essex Dogs ...

Klappentext:

„Juli 1346: Zehn Söldner gehen an der Küste der Normandie an Land und sichern als Vorhut die Flotte des englischen Königs. Der Krieg um den französischen Thron beginnt. Für die Essex Dogs wird es ein Kampf ums Überleben, um Zusammenhalt, gegen die Gespenster der Vergangenheit, während das Heer mordend und brandschatzend der großen Schlacht bei Crécy entgegenzieht.



Dan Jones hat mit den Essex Dogs zehn starke Charaktere geschaffen, die uns den Hundertjährigen Krieg hautnah miterleben lassen – von ganz unten, wo Schlamm, Blut, Hunger, Angst und unstillbare Sehnsucht herrschen, wo die Mächtigen als skrupellose, lächerliche Gestalten erscheinen und an jeder Ecke Gefahr lauert.



Pismire ist klein und kann überall durchschlüpfen. Scotsman, der Größte, kann Wände einreißen. Der Steinmetz Millstone ist zu allem bereit, um die anderen zu beschützen. Für den abgedrehten Priester Father ist der Krieg zum Lebenselixier geworden. Romford, der Jüngste, kann gut mit dem Bogen schießen, wird aber zum Pagendienst beim ebenfalls erst sechzehn Jahre alten Prinzen von Wales abkommandiert. Und Loveday, der kampferprobte Anführer, der seine Dogs heil nach England zurückbringen will, begegnet einer mysteriösen Frau, die ihn nicht mehr loslässt …“



Ein Meister, der Geschichte lebendig macht ist Dan Jones. Ich verehre sein Bücher sein und in seinem Neuling „Essex Dogs“ hat er mal andere Töne, harte Töne angeschlagen. Ist das jetzt schlecht für das Buch? Keineswegs. Ja seine Geschichte rund um die zehn Söldner ist hart zu lesen, der Kampf ums Überleben wird mehr als deutlich von Jones niedergeschrieben aber was soll man denn bitte auch in der Geschichte verheimlichen? Der Hundertjährige Krieg war nicht nur lang, er war unerbittlich grausam und forderte gnadenlos Leben. Wenn ein Krieg so lange andauert, so kann er nicht blumig oder bunt beschrieben werden, dessen muss man sich bewusst sein. Jones legt seinen Fokus auf die zehn Söldner selbst. Anhand seiner Erzählungen über sie, dürfen wir andere Blickwinkel inmitten des Krieges erlesen. Unsere Jungs haben nur ein Ziel: ihr Vaterland und ihren König zu verteidigen. Egal was es kostet. In all diesen Erzählungen verzettelt sich Jones ab und an, aber wer seine Bücher kennt, weiß genau welch Enthusiasmus er auch an den Tag legt. Jones brennt für die Geschichte und schafft es hier auch wieder Realität und Fiktion bestens und realistisch zu vereinigen. Jones schafft es mehr als brillant mit seinem Schreibstil den Leser in den Bann zu ziehen. Wir verfolgen die Jungs, die nichts anderes als pure Killer sind und ihrer Arbeit nachgehen. Wer hier Gefühle oder Lichtblicke erwartet, der ist hier falsch. Dan Jones erläutert sehr ausführlich im Nachwort was wahr und was Fiktion ist und begründet seine Ausführungen. Dennoch hat er diese Fiktion, meines Erachtens, wieder ausgezeichnet mit der Realität verknüpft! Das geht nur wenn man so ein enormes Wissen hat so wie Jones! 4 sehr gute Sterne für dieses Werk!