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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.05.2023

Rundum gelungen!

Racheherz. Der Schrecken in dir
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In der Nähe von Frankfurt werden kurz nacheinander drei Leichen gefunden. Die Ermittler Jack Diehl und seine Kollegin Viola Hendriks vom LKA suchen auf Anweisung ihrer neuen, ehrgeizigen Vorgesetzten ...

In der Nähe von Frankfurt werden kurz nacheinander drei Leichen gefunden. Die Ermittler Jack Diehl und seine Kollegin Viola Hendriks vom LKA suchen auf Anweisung ihrer neuen, ehrgeizigen Vorgesetzten nach dem Täter, der sich „Der Rächer“ nennt. Doch der Druck der Chefin ist zu groß, wodurch es im Team zu einem folgenschweren Vorfall kommt. Zugleich scheint sich der Mörder aber schon das nächste Opfer erwählt zu haben, was einstweilen Jacks volle Aufmerksamkeit fordert.

Leo Born kannte ich bisher nur vom Namen nach, doch eine Leseprobe aus diesem neuesten Werk machte mich ziemlich schnell neugierig auf mehr. Und siehe da, einmal begonnen, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen. Hier stimmte einfach alles: Der Aufbau der Handlung, die Ausarbeitung der Charaktere, die direkte Sprache, die ohne Effekthascherei auskam und natürlich das höchst brisante Thema! Meines Erachtens ein erstklassiges Gesamtbild, das sich in einer ungekünstelten Entwicklung des Thrillers widerspiegelte.

Vor allem den Protagonisten Jack fand ich ausgezeichnet gelungen. Endlich mal wieder ein echter Typ, ein Kerl ohne Schickimicki-Gehabe, abgeklärt, souverän, dabei eher still und sympathisch, der aber trotzdem Gewissen zeigte und sein Päckchen zu tragen hatte. Erfreulicherweise wurde dessen Privatleben deutlich in die Geschichte eingebunden, ohne den Fluss der Handlung zu stören. Ganz im Gegenteil, denn für Jack wurde der Fall teilweise persönlich, was zusätzliche Spannungsmomente in das Geschehen brachte.

Darüber hinaus mochte ich die Wahl der verschiedenen Figuren im Rahmen des gesamten Thrillers. Die unterschiedlichen Wesenstypen mit ihren individuellen Zielen, bzw. niedrigen Motiven wirkten absolut glaubhaft, unerheblich aus welcher Gesellschaftsschicht sie kamen. Daraus resultierten wiederum unerwartete Wendungen und Überraschungen, die mehr als einmal in menschliche Abgründe blicken ließen. So entfalteten sich nach und nach die Themen des Falls und zeigten ihre verschiedenen Ebenen der Gewalt. Wobei ich allerdings dankbar war, dass sich die widerwärtigen und blutigen Szenen in Grenzen hielten und nicht reißerisch in den Fokus gerückt wurden.

Sehr interessant fand ich auch die Idee für das Motiv des Täters. Oder sollte ich sagen, der Täter? Denn hier verwoben sich mehrere Blickwinkel und Motivationen, was sich erst mit der Zeit herauskristallisierte und den Showdown gefühlt aufsplittete. Sehr spannend! Mehr wird an dieser Stelle jedoch nicht verraten.

„Racheherz“ von Leo Born landet letztlich weit oben auf meiner Bestenliste für dieses Jahr. Ein Thriller, der mit Ideenreichtum und unerwarteten Wendungen glänzte, in diverse Schattenbereiche vordrang und dessen Autor ein sicheres Gespür für Figuren zeigte. Klare Leseempfehlung!

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  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Spannung
Veröffentlicht am 25.04.2023

Pageturner

Diabolisch
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Alex ist erst sechs Jahre alt, als er sich abends mit seiner Schwester Lotte allein auf den Heimweg macht. Doch nur Lotte kommt am Ende zu Hause an. Das war vor siebenundzwanzig Jahren. Nun treibt aber ...

Alex ist erst sechs Jahre alt, als er sich abends mit seiner Schwester Lotte allein auf den Heimweg macht. Doch nur Lotte kommt am Ende zu Hause an. Das war vor siebenundzwanzig Jahren. Nun treibt aber der Tod in Alex` Heimatdorf sein Unwesen: Mehrere Morde geschehen und kein Ende in Sicht. Daher wird die junge Ermittlerin Larissa Flaucher auf den mysteriösen Fall angesetzt, der ihr schlaflose Nächte bereitet. Sie ahnt allerdings einen Zusammenhang mit den damaligen Vorkommnissen, deren Abscheulichkeiten immer mehr ans Licht kommen.

Endlich mal wieder ein Buch, das hielt, was der Klappentext versprach! Für mich war es das erste Buch aus der Feder von Jonas Wagner, dessen Schreibstil ich auf Anhieb mochte. Gefühlt schrieb er, wie ihm der Schnabel gewachsen war, unkompliziert, direkt, mit ruppigen sowie amüsanten Momenten gespickt, was erstaunlicherweise absolut miteinander harmonierte und damit spannende, teilweise empörend verabscheuungswürdige Szenen oder Charakterzüge hervorhob. Hier machte der Ton die Musik, was ich fantastisch fand!

Der Plot blieb bis knapp vor dem Ende fesselnd, die Zusammenhänge der Taten mysteriös, wobei sich sukzessiv ein größeres Bild der Situation auf beiden Zeitebenen ergab. Tatsächlich hatte ich sehr lange keine echte Idee hinsichtlich der Identität des Täters, denn die Verfehlungen etlicher Dorfbewohner schrien zum Himmel. Schockiert von den menschlichen Abgründen und wissbegierig auf die Auflösung, war ich kaum in der Lage das Buch aus der Hand zu legen.

Die Ermittler wirkten auf mich allerdings wenig präsent und nicht wirklich erinnerungswürdig. Im Grunde störte mich das aber nicht, denn die Polizistin Larissa schien mir eher hilflos und mehr wie ein Katalysator für die Entwicklung des Falls, der sich gefühlt von selbst enträtselte. Der Blick auf das Dorfgeschehen lag für mich daher eindeutig im Vordergrund, wo ein Lump dem anderen die Hand reichte, was vom Autor hervorragend in Szene gesetzt wurde. Leider war ich am Ende über den Showdown etwas enttäuscht, denn in Anbetracht der im Vorfeld nervenaufreibenden Geschichte, war mir dieser zu einfach und etwas zu künstlich.

„Diabolisch“ klettert trotzdem unumstößlich auf meine Thriller-Highlight-Liste für dieses Jahr. Geheimnisvoll, erschütternd und mysteriös, mit einer erschreckend hohen Dichte an Unmenschlichkeit und einem Schreibstil mit Wiedererkennungswert. Unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Stimmungsvoll

Fräulein Anna, Gerichtsmedizin (Die Gerichtsärztin 1)
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Im Jahr 1912 kommt die junge Anna Zech in München in den Genuss einer Ausbildung als Assistentin der Gerichtsmedizin. Prompt sieht sie sich mit einer ertrunkenen Frau konfrontiert, die einen bekannten ...

Im Jahr 1912 kommt die junge Anna Zech in München in den Genuss einer Ausbildung als Assistentin der Gerichtsmedizin. Prompt sieht sie sich mit einer ertrunkenen Frau konfrontiert, die einen bekannten Namen in der Theaterwelt inne hatte. Als sich der Reporter Fritz Nachtwey für den Fall interessiert, freundet sich Anna mit ihm an und entdeckt, dass dessen Name nur Fassade ist. Im Grunde kommt er aus höheren Kreisen und deckt investigativ Missstände der Gesellschaft auf.

Als ich den Klappentext las, war ich sofort Feuer und Flamme für diese Geschichte, denn der hier angebotene Mix aus historischer Erzählung, Krimi und einer Prise Liebesroman hörte sich spannend an! Doch ehrlich gesagt hatte ich mich schwerpunktmäßig auf einen Kriminalfall eingestellt, der dann letztlich doch nicht so sehr ins Gewicht fiel wie erwartet.

Laut Klappentext decken Anna und Fritz die dunklen Seiten der Münchner Gesellschaft auf, was ich so jedoch nicht wahrgenommen habe. Ich habe mir größere Skandale, bzw. Verbrechen vorgestellt, die von den beiden in abenteuerlicher Art und Weise verfolgt werden. Doch Anna sah ich überhaupt nicht in der Rolle einer Ermittlerin, lediglich Fritz verfolgte einige Informationen und auch das hielt sich gefühlt in Grenzen. Ich fand diesen Aspekt nicht wirklich spannend, und für mich lief der Fall der toten Schauspielerin eher als Nebensache mit, denn im Kern ging es doch mehr um die Erlebnisse der Protagonisten im Allgemeinen und die Entwicklung ihrer Beziehung zueinander. Dieser Aspekt hat mir allerdings sehr gut gefallen. Anna und der charmante Fritz trafen aus verschiedenen Welten aufeinander, stets in einer warmherzigen Atmosphäre und immer etwas gespannt auf die Persönlichkeit des Gegenübers. Vor allem Anna mochte ich gerne, sie war mir in ihrer bodenständigen Zurückhaltung und ihren Moralvorstellungen absolut sympathisch, wie Fritz es mit seiner beschwingten Energie und charmanten Art war.

Interessant fand ich vor allem die vielen Informationen über Kultur und Gepflogenheiten der damaligen Jahre sowie die etwas irritierende Einstellung der adeligen Männer hinsichtlich der Frauen und der Ehe. Dieses umfassende Gesamtpaket wurde von Petra Aicher hervorragend in Szene gesetzt, daher fühlte ich mich umgehend wohl in diesem Roman, der sich zudem sprachlich wunderbar an den bayerischen Dialekt anlehnte.

„Fräulein Anna, Gerichtsmedizin“ sehe ich letztlich mehr als Roman, denn mir war hier zu wenig kriminalistischer Spürsinn am Start. Trotzdem mochte ich die sympathischen Protagonisten und die Geschichte an sich, die unweigerlich mein historisches Kopfkino ansprach und mir mit einer gewissen Leichtigkeit eine Ahnung der damaligen Zeit vermittelte. Ein schönes Buch, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 24.04.2023

Enttäuschend

Abschied auf Italienisch
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Commissario Vito Grassi kommt eigentlich aus Rom, doch sein brüchiges Privatleben und der Tod seines Vaters treiben ihn in die Provinz Liguriens. Als Erbe steht Vito das Haus seines Vaters zu, daher wagt ...

Commissario Vito Grassi kommt eigentlich aus Rom, doch sein brüchiges Privatleben und der Tod seines Vaters treiben ihn in die Provinz Liguriens. Als Erbe steht Vito das Haus seines Vaters zu, daher wagt er kurzerhand einen Neuanfang und lässt sich aufs Land versetzen. Kaum angekommen, wird er gleich mit zwei Morden konfrontiert, aber auch mit der jungen, etwas undurchsichtigen Mitbewohnerin seines Vaters.

Ich war äußerst gespannt auf diese neue Krimi-Reihe! Bisher haben mich hauptsächlich französische Ermittler begeistert, daher war ich nun auf ein italienisches Pendant neugierig.

Allerdings war für mich ziemlich schnell klar, dass ich den Protagonisten überhaupt nicht mag! Grassi, meinem Eindruck nach eher „Krassi“, fand ich weder interessant oder lässig, noch charmant, sein Humor kam so gar nicht bei mir an und im Ganzen war er mir zu angepasst. Zudem schien mir seine Besessenheit von seinem Elektroauto in einem Krimi irgendwie deplatziert. Mich störte es ungemein, dass er ständig darüber nachdenken musste, wie weit er mit dem Fahrzeug noch würde fahren können, bevor er es laden müsste – falls eine Steckdose in greifbarer Nähe wäre, usw. Sollte dieser Aspekt ein versteckter Witz gewesen sein, kam er bei mir nicht an. So wurde die Geschichte meines Erachtens schwerfällig, verzettelte sich in dieses und jenes, und sorgte dafür, dass meine Gedanken abschweiften. Nach etwa einem Drittel des Buches tat sich meiner Ansicht nach immer noch nicht genug, um mein Interesse für den Fall zu wecken. Dafür fragte ich mich beispielsweise, warum Vito eine wildfremde Frau in seinem Haus leben und seine Familie darüber im Dunkeln ließ. Rückblickend fand ich alles etwas merkwürdig, gewollt speziell und auch etwas fade.

Grundsätzlich fand ich den Kriminalroman aber ansprechend geschrieben. Er ließ sich gut lesen und auch für die Landschaftsbeschreibungen hatte ich einiges übrig. Doch ich werde mit diesem ersten Band auch gleichzeitig Abschied von der Reihe nehmen. Ich hatte mir von diesem Buch deutlich mehr versprochen.

„Abschied auf Italienisch“ konnte mich nicht mitreißen. Schleppende Handlung, ziemlich uninteressanter Fall und überwiegend unsympathische Charaktere. Doch jeder wie er mag. Lest selbst.

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Veröffentlicht am 18.04.2023

Fabelhaft

Vergiss uns. Nicht.
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April ist seit sie denken kann verliebt: In Gavin, den besten Freund ihres Bruders. Fünf Jahre zuvor schien es noch, als würde sich Gavin auch ihr annähern, doch urplötzlich riss das zarte Band zwischen ...

April ist seit sie denken kann verliebt: In Gavin, den besten Freund ihres Bruders. Fünf Jahre zuvor schien es noch, als würde sich Gavin auch ihr annähern, doch urplötzlich riss das zarte Band zwischen den beiden. April kann sich dies bis heute nicht erklären, ihn aber auch nicht vergessen. Seitdem sind alle ihre Dates, mit denen sie sich abzulenken versucht, zum Scheitern verurteilt. Als Gavin allerdings Hilfe braucht, kann April nicht anders und steht ihm zur Seite. Ob sie damit ihr Herz in Gefahr bringt?

Dies ist definitiv meine Lieblingsbuchreihe der Autorin! Auch diesen dritten Band habe ich regelrecht verschlungen, er steht meiner Meinung nach den beiden Vorläufern in Nichts nach. „Vergiss uns nicht“ dreht sich nämlich um April, die Schwester des Protagonisten Luca aus Roman eins und zwei. Die Erzählung spielt demnach im gleichen Umfeld und beleuchtet eine ehemalige Nebenfigur. Ich mag das, denn man bekommt dadurch das Gefühl eines Rundumblicks. Darüber hinaus lässt sich dieser Band unabhängig lesen, der Einstieg in die Reihe ist hier demnach leicht möglich.

Dass Laura Kneidl schreiben kann, muss nicht mehr zusätzlich betont werden, denke ich. Ich konnte mich somit voll und ganz auf meine Verbindung zu den Figuren konzentrieren und meinen Empfindungen freien Lauf lassen. Ganz besonders gefiel mir in dieser Geschichte die Reduktion auf das Wesentliche und der Verzicht auf aufgeblasene Szenen. Aprils heimliche Sehnsucht wurde sensibel und mit Wertschätzung behandelt und gleichzeitig Gavins rätselhafter Rückzug spannend in Szene gesetzt. Ich fand diese Kombination fantastisch! Sie hielt mich unweigerlich davon ab, das Buch aus der Hand zu legen.

Darüber hinaus konnte ich zwischen den sympathischen Protagonisten viel Gefühl, heimliche Sehnsüchte, aber auch Entwicklungspotenzial wahrnehmen, was sich im Laufe der Handlung summierte und gegen Ende einen Zenit erreichte, sich mit großem Knall entlud und zu meinem Entsetzen in einem überraschenden Cliffhanger mündete. Allerdings mochte ich das besagte Finale, es wirkte absolut authentisch und insgeheim gratulierte ich April zu ihrer Entscheidung. Rückblickend fand ich die gesamte Geschichte, mit allen ihren Elementen, ohnehin außerordentlich gut umgesetzt und unwahrscheinlich stimmig.

Erwähnenswert sind aber auch die interessanten, verlässlichen Nebencharaktere, die ich im Laufe der Romanreihe ins Herz schloss, und die immer wieder neue Seiten von sich zeigten.

Mit „Vergiss uns nicht“ bereichert endlich wieder ein großartiges Buch das New Adult-Genre! Eine Geschichte mit viel Gefühl, spannenden Hintergründen, glaubhaften Konflikten und ohne ausschweifende Erotikszenen. Also: Lest es! Es lohnt sich.

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