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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.08.2019

Spione auf dem Abstellgleis

Dead Lions
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Wie schon im ersten Band Slow Horses stehen im Mittelpunkt des Buches Spione, die wegen ihrer Fehler oder persönlicher Probleme auf dem Abstellgleis gelandet sind. Als ihr Chef den Tod eines ...

Wie schon im ersten Band Slow Horses stehen im Mittelpunkt des Buches Spione, die wegen ihrer Fehler oder persönlicher Probleme auf dem Abstellgleis gelandet sind. Als ihr Chef den Tod eines ehemaligen Mitarbeiters aus den Zeiten des Kalten Krieges untersucht und 2 Mitarbeiter einen russischen Oligarchen beschützen sollen, geraten sie auf die Spur der "Dead Lions". Was haben die russischen Schläfer geplant, wenn es sie denn überhaupt gibt?

Der Schreibstil ist lakonisch, gewürzt mit schwarzem britischen Humor, teilweise auch poetisch. Teilweise nimmt sich der Autor sogar selbst auf die Schippe. ("Sie war Anfang zwanzig, zierlich, flachbrüstig, mit krähenfarbenem Haar; eine Aneinanderreihung von Adjektiven, die River unliterarisch gefunden hätte, wenn er tatsächlich Schriftsteller gewesen wäre.") Während die Story am Anfang langsam dahin fließt, gewinnt sie am Ende deutlich an Fahrt. Vor allem der schnelle, abrupte Wechsel zwischen den Personen, die an verschiedenen Orten zu dem Fall ermitteln führt beim Leser zu Atemlosigkeit.

Spannende Lektüre mit tiefergehenden Dialogen und Witz ohne Thrillerelemente.

Veröffentlicht am 29.08.2019

Spannung, Geschichte und Norwegen

Das Geheimnis der Fjordinsel
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Christine Kabus entführt uns wieder mit eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen in den Norden Europas. Schon das Cover macht ja große Lust auf eine Reise dorthin.
Auch ihre Charaktere zeichnet sie nordisch-stur. ...

Christine Kabus entführt uns wieder mit eindrucksvollen Landschaftsbeschreibungen in den Norden Europas. Schon das Cover macht ja große Lust auf eine Reise dorthin.
Auch ihre Charaktere zeichnet sie nordisch-stur. Die beiden weiblichen Hauptfiguren sind starke unabhängige Frauen, die sich über die Konventionen ihrer Zeit hinwegsetzen und ihren Weg gehen.
Immer wieder fallen dem Leser dabei Parallelen zwischen Johanne in den 1920er Jahren und Rike in den 1980ern auf. Zwischen diesen beiden Zeitebenen wechselt der Roman spannungsgeladen. Während wir mit Johanne schon fast einen Krimi erleben, der mit Alkoholschmuggel und Intrigen und sogar Mord gespickt ist, erlebt Rike eher eine familiäre Tragödie, nachdem ihr Großvater, bei dem sie aufgewachsen ist, plötzlich gestorben ist.

Ein spannender Norwegenroman mit geschichtlichem Hintergrund und einer guten Portion Romantik

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Figuren
  • Geschichte
Veröffentlicht am 09.08.2019

Eintauchen in fantastische Welten

Die Spiegelreisende
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Wie schon im ersten Band der Spiegelreisenden führt uns auch "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" in eine fantastische Märchenwelt. Doch nicht alles ist so schön wie es scheint. Von ihrer ...

Wie schon im ersten Band der Spiegelreisenden führt uns auch "Die Verschwundenen vom Mondscheinpalast" in eine fantastische Märchenwelt. Doch nicht alles ist so schön wie es scheint. Von ihrer Arche Anima, die wie eine heile, aus der Zeit gefallene Welt wirkte, wurde Ophelia an den Pol geschickt um den kühlen Thorn zu heiraten. Nachdem sie sich im ersten Teil einigermaßen in seiner Welt zurechtfindet, muss sie sich nun gegen Intrigen und Morddrohungen behaupten. Sie gerät zusehends in eine Abhängigkeit von den Launen des Familiengeistes Faruk, der sich kaum noch an sein eigenes Wesen erinnern kann.
Mit großer Phantasie und vielen Seitenhieben auf unsere heutige Welt erzählt Christelles Dabos vom Mut, zu seinen Gefühlen zu stehen und der Schwierigkeit Vertraute zu finden, wenn keiner mehr wahrhaft zu reden scheint.

Veröffentlicht am 23.07.2019

Spannende Biographie mit fiktiven Elementen

Die Malerin des Nordlichts
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Lena Johannson beschreibt in "Malerin des Nordlichts" die Lebensgeschichte von Signe Munch, einer entfernten Verwandten von Edvard Munch. Schon zu Beginn, als Signe mit fast 40 Jahren ihren Mann ...

Lena Johannson beschreibt in "Malerin des Nordlichts" die Lebensgeschichte von Signe Munch, einer entfernten Verwandten von Edvard Munch. Schon zu Beginn, als Signe mit fast 40 Jahren ihren Mann verlässt, um sich ihrer Leidenschaft, dem Malen, widmen zu können, lernen wir sie als selbstbewusste, aber stille Frau kennen, die nicht bereit sich dem Diktat der Gesellschaft zu unterwerfen, aber auch nicht um jeden Preis revoltiert.

In eindringlicher, manchmal malerischer Sprache bringt uns die Autorin die historischen Zusammenhänge und die besondere Atmosphäre der norwegischen Fjorde nahe.

Das Cover verspricht eine Liebesgeschichte, die für die damalige Zeit außergewöhnlich ist und verschweigt, dass ein Buch über diese Zeit nicht um die Auseinandersetzung mit der nationalsozialistischen Besatzung herumkommt.

Fünf Sterne für einen beeindruckenden Frauenroman mit gut recherchiertem historischen Hintergrund und einem ausdrucksvollen, farbenreichen Stil.

Veröffentlicht am 11.07.2019

Briefroman zwischen Angst, Widerstand und Hoffnung

Wo die Freiheit wächst
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Das altmodisch verspielte Cover lässt wenig von dem erahnen, was sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. In Form eines Briefromans werden die Erlebnisse von Jugendlichen im zweiten Weltkrieg ...

Das altmodisch verspielte Cover lässt wenig von dem erahnen, was sich zwischen den Buchdeckeln verbirgt. In Form eines Briefromans werden die Erlebnisse von Jugendlichen im zweiten Weltkrieg geschildert.

Lene lebt in Köln und schreibt Briefe an ihre Freundin Rosalie, die vor den Bombardierungen aufs Land geflohen ist und an ihren älteren Bruder, der an der Ostfront kämpft. Später kommen auch noch Briefe an ihren ersten Freund Erich dazu.

Die Briefe quellen auf der einen Seite über vor jugendlicher Lebensfreude. Fast übermütig schildert Lene ihren Alltag, nicht immer denkt sie an die alltägliche Zensur und Denunziation. Auf der anderen Seite schildert sie nämlich sehr offenherzig die Schattenseiten des Krieges und der faschistischen Herrschaft.

Gerade für jugendliche Leser scheint mir die Darstellung sehr geeignet, da das Grauen so dargestellt wird, wie es ein junger Mensch damals erlebt haben könnte. Die großen Zusammenhänge und die Grausamkeit, die viele Deutsche auch nach dem Krieg noch nicht wahrhaben wollten, werden nicht explizit benannt, aber die kleinen Greuel des Alltags reichen ja auch vollkommen.

Frank M. Reifenberg ist eine spannende Würdigung der Jugendlichen gelungen, die versucht haben, sich aus den Zwängen der Diktatur zu befreien.