Profilbild von Kugeni

Kugeni

Lesejury Profi
offline

Kugeni ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Kugeni über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.07.2017

Subtil, spannend und mit tiefgründig

Don't You Cry - Falsche Tränen
0

„ Don’t you cry – Falsche Tränen“ ist bereits der dritte Roman der amerikanischen Autorin Mary Kubica, für mich jedoch der erste den ich von ihr lese. Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich über eine ...

„ Don’t you cry – Falsche Tränen“ ist bereits der dritte Roman der amerikanischen Autorin Mary Kubica, für mich jedoch der erste den ich von ihr lese. Auf das Buch aufmerksam geworden bin ich über eine Leserunde. Ich lese eher selten Thriller und Spannungsliteratur, wenn mich ein Klappentext jedoch besonders anspricht mache ich eine Ausnahme. Wie bei diesem Roman.


INHALT
In Chicago verschwindet eines Nachts Quinns Mitbewohnerin Esther und taucht nicht wieder auf. Es gibt keinen Hinweis darauf, ob sie freiwillig gegangen ist oder unter Gewalteinwirkung. Durch einen Anruf erfährt sie das Esther per Annonce eine Nachmieterin für die Wohnung gesucht hat und dies bleibt nicht das einzige das Quinn fürchten lässt das sie die Mitbewohnerin nichts so gut kannte wie sie dachte.

Eines Morgens taucht in einem kleinen Cafe am Michigan See eine junge Frau auf die Aushilfskraft Alex noch nie zuvor gesehen hat. Von Anfang an ist er von der Unbekannten fasziniert und er versucht hinter das Geheimnis zu kommen das die Frau umgibt.


LESEEINDRUCK
Die Handlung wird Abwechselnd von Quinn und Alex in der Ich-Perspektive erzählt.

Man begleitet Quinn, die versucht herauszufinden was mit ihrer Mitbewohnerin passiert ist und gleichzeitig mit der Trauer darüber klarkommen muss das die vermeintliche Freundin sie gegen eine neue Mitbewohnerin austauschen wollte. Sie sucht nach Hinweisen und Indizien die ihr Aufklärung darüber geben was mit Esther passiert ist und stolpert dabei über eine Merkwürdigkeit nach der anderen.

Währenddessen versucht an einem anderen Ort Alex etwas über eine junge Frau herauszufinden, die ganz plötzlich auftaucht und nicht einmal ihren Namen preisgeben will.

Bei dem Buch handelt es sich nicht um einen temporeichen Actionthriller bei dem sich die Hauptcharaktere permanent in Lebensgefahr befinden oder verfolgt werden. Ganz im Gegenteil, der Ton des Buches ist eher ruhig, die Spannung baut sich subtil im Hintergrund auf, über all die kleinen Ungereimtheiten die man als Leser versucht in Einklang zu bringen. All die kleinen Informationen, die die Autorin mehr nebenbei einstreut als penetrant darauf hinzuweisen, die sich nach und nach zu einem Gesamtbild zusammensetzen.

Was die Spannung zusätzlich anheizt ist, das man die Glaubwürdigkeit der Charaktere hinterfragen muss. Beide kommen aus schwierigen Familienverhältnissen und sind soziale Einzelgänger und Sonderlinge die mitunter ein merkwürdiges verhalten an den Tag legen.

Der Roman spielt konsequent mit der Wahrnehmung des Lesers so dass man sich selber immer wieder hinterfragen muss, ob man auf der richtigen Fährte ist. Im letzten Viertel steigt die Spannungskurve rasant an bis sich schließlich alles schlüssig und zufriedenstellend auflöst.


FAZIT
Ich habe das Buch fast komplett an einem Tag gelesen da ich unbedingt wissen wollte wie es weiter geht, ob ich mit meinen Vermutungen richtig liege und um herauszufinden welche Geheimnisse die Protagonisten noch aufdecken. Ich mag Spannungsbücher bei denen man sehr viel „selber erledigen“ muss. Deswegen bin ich bei diesem Roman voll auf meine Kosten gekommen.

Wer es liebt permanent mitzuknobeln, Fakten und Informationen miteinander zu verknüpfen um das Puzzle selber aufzulösen, der wird dieses Buch lieben.

Wer einen Thriller sucht bei dem die Spannung durch Verfolgung, akute Bedrohung oder Lebensgefahr aufgebaut wird, der ist mit „Don’t you cry“ falsch beraten.

Veröffentlicht am 11.06.2017

Stark, überraschend und mutig

Taintless
0

„ Taintless – Blindes Vertrauen“ ist der Debütroman der deutschen Autorin Annie Mae Gold und der Beginn einer dystopischen Trilogie.

INHALT
Summer Snow ist in einer Welt großgeworden in der Menschen sich ...

„ Taintless – Blindes Vertrauen“ ist der Debütroman der deutschen Autorin Annie Mae Gold und der Beginn einer dystopischen Trilogie.

INHALT
Summer Snow ist in einer Welt großgeworden in der Menschen sich in sogenannten Kolonien hinter dicken Mauern von der Außenwelt abschotten um sich vor einer tödlichen Seuche zu schützen die die Menschheit vor wenigen 100 Jahren komplett ausgelöscht hat. Jeder in der Kolonie hat seinen festen Platz in der Gesellschaft welcher ihm bei der Auswahl zugewiesen wird. Niemand kann seine Rolle ändern oder die Kolonie je verlassen – es sei denn man wird in die Elite gewählt. Jene ausgesuchte Gemeinschaft von Menschen die sich durch absolut Perfektion und Makellosigkeit auszeichnen, die dazu auserkoren sind die Neue Welt zu bevölkern und somit die Rasse Mensch vor dem Untergang zu bewahren.

Es ist Summers erklärtes Ziel in die Elite aufgenommen zu werden um ihrem engen leben zu entfliehen und neue Welten zu erkunden. Doch der Weg dorthin ist steinig und kostet sie ihr Herz und alles woran sie bisher geglaubt hat.


LESEEINDRUCK
Ich konnte mich sehr schnell in die neue, unbekannte Welt und Gesellschaftsordnung einfinden und habe bang mit Summer mitgefiebert ob sie es schafft in die heiß ersehnte Elite aufgenommen zu werden. Ich bin sehr schnell mit Summer und auch allen anderen Charakteren warm geworden die ich wirklich (mal abgesehen vom Bösewicht natürlich ) ausnahmslos ins Herz geschlossen habe.

Anders als in anderen Romanen dieser Art findet die Auswahl bzw. der Moment der über das weitere Schicksal der Hauptfigur entscheidet nicht direkt am Anfang des Buches statt sondern erst viel später. Es geht also wirklich darum, in die Elite aufgenommen zu werden und auf dem Weg dorthin stolpert Summer über Geheimnisse die auch ihre eigene Familie betreffen.

Die Entscheidung diesen so wichtigen Moment für Summer weiter nach hinten in der Handlung zu verschieben hat mich überrascht, jedoch auf positive Weise. Ich habe mit Summer mitgefiebert da es überhaupt nicht eindeutig oder klar ist, ob sie es in diese heiß ersehne Gemeinschaft von Auserwählten schaffen wird.

Das ganze Buch hindurch ist dem Leser klar, dass nicht alles was die Bewohner der Kolonien als Wahrheit kennen auch der Realität entspricht und das sich hinter der Fassade eine ganz andere Realität verbirgt, in die auch Summers Vater verwickelt scheint. Man nähert sich dieser Wahrheit Stück für Stück an und wird, als sich dann endlich alles offenbart doch absolut überrascht.

Ich habe bereits mehrere Bücher dieses Genres gelesen, doch noch nie hat mich eines an dem Punkt an dem sich der Schleier lüftet und die Wahrheit ans Licht kommt so eiskalt erwischt. Niemals hätte ich mit dem gerechnet das Annie Mae Gold sich da für ihre Leser überlegt hat. Und das meine ich durchweg positiv! Die Autorin schafft es ihrem Buch eine Wende zu geben die absolut schlüssig und glaubhaft ist und gleichzeitig sämtliche Karten neu mischt. Plötzlich ergeben viele Dinge die zuvor im Buch passiert sind und denen man als Leser gar nicht so viel Aufmerksamkeit geschenkt hat einen erschreckenden Sinn. Und darüber hinaus steht plötzlich eine ganze Menge auf dem Spiel – für alle beteiligten Charaktere.


FAZIT
Nie zuvor hat ein dystopischer Roman nach dem Beenden so stark in mir nachgehallt und mich emotional so tief berührt und beschäftigt wie „ Taintless – Blindes Vertrauen“. Das Schicksal der Figuren lässt mich nicht mehr los, die Wendung ist sehr stark und auch absolut mutig von der Autorin diese so umzusetzen. Ich kann den Roman bedingungslos allen Fans von Dystopien empfehlen und wärmstens ans Herz legen. Für mich heißt es jetzt warten und hibbeln bis zum 2ten teil den ich MUSS wissen wie es weitergeht und welche Überraschungen die Autorin sich für den 2ten teil aufgehoben hat.

Veröffentlicht am 29.05.2017

Spannende Familientragödie

Der Tag, an dem wir dich vergaßen
0

„Der Tag, an dem wir dich vergaßen“ ist bereits der 17te Roman der amerikanischen Autorin Diane Chamberlain, für mich jedoch das erste Werk der Autorin das ich gelesen habe. Mich hatte zunächst das Cover ...

„Der Tag, an dem wir dich vergaßen“ ist bereits der 17te Roman der amerikanischen Autorin Diane Chamberlain, für mich jedoch das erste Werk der Autorin das ich gelesen habe. Mich hatte zunächst das Cover und anschließend der Klappentext der eine spannende Familientragödie versprach abgesprochen.

Inhalt
Nach dem Tod ihres Vaters kehrt Riley MacPherson zurück in ihr Elternhaus um den Nachlass zu regeln. Da ihr Bruder Danny nichts mit seiner Familie und deren Hinterlassenschaften zu tun haben will wendet sie sich um Hilfe an Bekannte ihres Vaters. Schnell wird klar, dass diese mehr über ihren Vater zu wissen scheinen als sie selbst. Als sie dann auch noch >Hinweise darauf findet das ihre Schwester die vor 20 Jahren Selbstmord beging noch lebt macht begibt sie sich auf Spurensuche zu ihrer Familie und damit letztendlich ihrer eigenen Vergangenheit.

Leseeindruck
Das Buch startet mit einem Prolog in der Art eines Cliffhangers. Dem Leser wird ein dramatisches Ereignis angedeutet, ohne dieses jedoch wirklich zu zeigen oder aufzuklären. Damit ist der Spannungsbogen bereits zu Beginn des Buches ganz oben und hilft über die ca. ersten Seiten des Buches hinweg die die Autorin benötigt um die Rahmenbedingungen ihrer Geschichte abzustecken.

Die Handlung wird in der Ich-Perspektive aus Rileys Sicht erzählt, der Ton passt stimmungstechnsich perfekt zur Handlung und vermittelt sehr authentisch Rileys emotionales Befinden nach dem Tod ihrers Vaters und auch später, wenn sie feststellt das ihre Familie viel vor ihr verborgen gehalten hat. Das Gefühlschaos das sie im Laufe der Handlung erlebt ist glaubhaft und reißt den Leser mit.

Neben Riley hat mir auch ihr Bruder Danny als Figur sehr gut gefallen, auch stellt er einen schönen Kontrast zu seiner Schwester dar. Während diese darum trauert das sie ihre Familie verloren hat und sich nirgendwo mehr richtig zugehörig fühlt hegt er einen großen Groll, ja geradezu Hass gegenüber seiner Familie und vor allem seiner toten Schwester. Diese Gegensätzlichkeit der beiden Geschwister heizt die Spannung noch zusätzlich an.

Sehr früh im Buch wird klar, das Rileys Vater ein großes Geheimnis vor ihr hat, was Riley nach und nach klar wird. Durch Menschen die ihren Vater kannten erfährt sie Dinge die dieser – unverständlicherweise – vor ihr verborgen gehalten hat. Schicht um Schicht lüftet sich der Schleier um das große Geheimnis das die Familie MacPherson über Jahrzehnte hinweg vor allen verborgen gehalten hat. Dabei versteht es die Autorin meisterhaft, den Spannungsbogen das ganze Buch über aufrecht zu halten, ja sogar ansteigen zu lassen. Löst Riley einen Teil des Rätsels um ihre Vergangenheit tauchen Hand in Hand damit auch wieder neue Fragen auf. Das Handlungsgestrick wird dadurch immer dichter und dichter und man mag als Leser das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen da man endlich das ganze Geheiminis lüften will.

Bis zum Ende hin schafft es die Autorin immer wieder zu überraschen, aber nie in der Form das sie den Leser hereinlegt und plötzlich neue Fakten auftischt die dieser gar nicht kennt. Ganz im Gegenteil, nach und nach ergeben alle Merkwürdigkeiten über die Riley stolpert einen Sinn und ergeben ganz zum Schluss ein großes, logisches und zufriedenstellendes ganzes.



Fazit
Für mich war dieses Buch ein absoluter Glückstreffer! Ich habe es als Rezensionsexemplar erhalten, gekauft hätte ich es mir wahrscheinlich nicht, was absolut schade gewesen wäre. Für mich ist „Der Tag, an dem wir dich vergaßen“ für dieses Jahr bisher mein großes Überraschungs-Lesehighlight. Eine atmosphärische Familiengeschichte die einen mitreißt und spannend bis zur wirklich letzten Seite ist. Allen Spannungsfans absolut zu empfehlen.

Veröffentlicht am 27.03.2017

Auf der ewigen Suche nach dem perfekten Happy End

The School for Good and Evil, Band 3: Und wenn sie nicht gestorben sind
0

Mal abgesehen von „Throne of glass 4“ gab es in den letzten Monaten kein anderes Buch dessen Erscheinen ich so entgegengefiebert habe wie Soman Chainanis „Und wenn sie nicht gestorben sind“, dem 3ten Band ...

Mal abgesehen von „Throne of glass 4“ gab es in den letzten Monaten kein anderes Buch dessen Erscheinen ich so entgegengefiebert habe wie Soman Chainanis „Und wenn sie nicht gestorben sind“, dem 3ten Band der „The School for Good and Evil“-Reihe.

Umschlag
Allein das Buch nur in den Händen zu halten und einfach nur zu betrachten ist ein absolutes Highlight. Der abnehmbare Buchumschlag ist sehr hochwertig und edel gearbeitet. Das Schulwappen und der Schriftzug sind erhaben und glänzend und auch die Figuren von Sophie und Agatha sind aus einem glänzenderen Material als der Hintergrund.

Nimmt man den Umschlag abhält man ein schwarz eingebundenes Buch in den Händen auf dessen Deckel und Buchrücken in Silber wieder Schulwappen und Titel aufgeprägt sind.

Innen hinten und vorne ist auf je einer Doppelseite eine Karte der Schule und der näheren Umgebung abgedruckt. Qualitativ ist diese ebenfalls sehr hochwertig und detailgenau. Als passionierte Fantasyleserin bin ich es gewohnt eine Karte im Buch zu haben, eine so liebevoll gestaltete Karte habe ich jedoch selten gesehen.

Inhalt
Agatha und Sophie haben beide endlich ihr happy End gefunden.
Oder?

Agatha lebt mit ihrem Prinzen Tedros in Gavaldon bei ihrer Mutter. Die beiden streiten sich die meiste Zeit und sind alles andere als glücklich. Schließlich machen sie sich auf den Weg zurück in den Wald um Sophie vor dem bösen Schulmeister zu retten. Denn nur zu dritt, davon sind sie überzeugt können sie glücklich werden und ihr wahres Happy End finden.

Sophie lebt zusammen mit ihrem Prinzen, dem bösen Schulmeister an der Schule für Gut und Böse, die wie bereits im Vorgängerband wieder in ganz neuem Gewand daherkommt, als die alte und die neue Schule des Bösen. Dort soll Sophie als Lehrerin unterrichten, doch sie hadert mit ihrer Wahl und bittet um ein Zeichen wer ihre wirkliche wahre Liebe ist.

Deswegen öffnet sich das Märchenbuch der beiden wieder und die Freundinnen machen sich erneut auf die Suche nach ihrem Happy End.

In diesem Band stehen sich die Freundinnen Agatha und Sophie als Feindinnen gegenüber. Die eine will die andere retten, diese wiederum will ihre ehemalige Freundin vernichten. Dabei steht nicht weniger als das Schicksal der gesamten Märchenwelt auf dem Spiel, denn sollten Agatha und Sophie ihr Märchen nicht final abschließen können – egal wie -, so wird die Sonne verglühen.


Leseeindruck
Für mich war der dritte Band von Anfang bis Ende absolut spannend und ein wahrer Lesegenuss. Gewohnt humorvoll und mit einem Augenzwinkern erweckt Soman Chainani in diesem Buch altbekannte Märchenfiguren die jeder von uns aus seiner Kindheit kennt zu ganz neuem und sehr eigenem Leben. Dies gilt für die Guten ebenso wie für die Bösen.

Auch typisch für Soman Chainani sind urplötzliche, unvorhergesehene Wendungen die, sobald sie eintreten, aber absolut schlüssig und glaubhaft sind. Damit wird die Geschichte immer wieder in eine neue Richtung getrieben und die Spannung steigert sich stetig. Bis zum Schluss habe ich mich gefragt ob und wie die beiden Freundinnen wieder zueinander finden und das Böse besiegen können.

Bei „The School for Good and Evil“ geht es nie nur um die vordergründige Handlung sondern immer auch um die Fragen „Was ist Gut und was ist Böse? Ist Gut immer gut und Böse immer böse?“. Noch nie wurden diese Fragen so ausführlich und tiefgründig behandelt wie in diesem teil und werden zu einer für mich guten Auflösung gebracht. Ein weiteres „Hintergrundthema“ in diesem Teil ist „Ist Liebe für jeden gleich?“. Agatha als auch Sophie quälen sich mit diesen Fragen und stellen ihre Märchenbestimmung in Frage.

Das Ende ist dann – wie gewohnt – überraschend und unvorhergesehen aber absolut zufriedenstellend und ohne Cliffhanger. Alle Handlungsstränge des Buches werden aufgelöst und nichts bleibt offen.

Eine weitere Überraschung gibt es, wenn man über das Ende der Geschichte hinausblättert. Im Onlinehandel wird dieser Teil als das „grandiose Finale der Bestseller-Reihe“ beworben. Zum Ende des Buches erfährt man jedoch, dass es in 2018 mit einem vierten Teil weitergehen wird. Stoff dafür ist – nachdem am Ende nochmal alle Karten neu gemischt wurden – ausreichend vorhanden.

Fazit
„Und wenn sie nicht gestorben sind“ hat meine Erwartungen voll erfüllt wenn nicht gar übertroffen. Meiner Meinung nach hat Soman Chainani mit Teil 3 den bisher spannungsgeladensten Teil abgeliefert. Seit Harry Potter habe ich keiner Neuveröffentlichung mehr so entgegengefiebert wie dieser Romanreihe, und auch jetzt fiebere ich dem versprochenen 4ten band entgegen. Dieser erscheint im Englischen im September und wird „Quests for Glory“ hissen.

Veröffentlicht am 12.03.2017

Ein Endzeitmärchen

Lagune
0

„Lagune“ ist die erste deutsche Veröffentlichung der nigerianisch-amerikanische Schriftstellerin Nnedi Okorafor. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um ihren Erstling. „Lagune“ kann der Science Fiction-Literatur ...

„Lagune“ ist die erste deutsche Veröffentlichung der nigerianisch-amerikanische Schriftstellerin Nnedi Okorafor. Es handelt sich hierbei jedoch nicht um ihren Erstling. „Lagune“ kann der Science Fiction-Literatur als auch dem magischen Realismus zugeordnet werden, einer eher unbekannten literarischen Gattung bei der die Grenzen zwischen Realität und Fantasie stark verwischt werden. Elemente aus Kultur, Mythologie, Religion, Geschichte und Geographie werden hier vermischt und führen so zu einer „magischen“ realitätsbild.

Inhalt
Vor der Küste Lagos steigt der Meeresspiegel mehr und mehr an und auch die Meeresbewohner verändern sich. Grund hierfür sind Außerirdische die mit ihren Raumschiffen auf dem Meeresgrund landen. Die „Besucher“ sind gekommen, um die Menschheit von Grund auf zu verändern und in ein neues Zeitalter zu führen. Die Meeresbiologin Adaora, der Rapper Anthony und der Soldat Adu erleben die Ankunft der Entsandten Ayodele am Bar Beach mit. Ihnen ist es bestimmt, die Menschheit auf die bevorstehende Veränderung vorzubereiten.

Leseeindruck
Der Einstieg in die Handlung beginnt sehr magisch und ungewöhnlich und bereitet den Leser damit auf das vor was ihn den ganzen Roman über erwartet. Aus der Sicht eines Schwertfisches wird geradezu märchenhaft und überirdisch von der Ankunft der Außerirdischen berichtet.

Auch die beiden anderen Akte der in drei Akte unterteilten Geschichte werden jeweils aus der Sicht eines Tieres erzählt, die auch an anderer Stelle der Handlung einen Platz einnehmen.

Alle weiteren Kapitel und Szenen werden aus der Sicht verschiedenster Protagonisten erzählt. Die Erzählperspektive wechselt mit jeder Szene, es werden immer wieder neue Charaktere eingeführt die die Geschehnisse dieser Ankunft aus ihrer Sicht berichten. Ein Pfarrer, ein Kleinganove, ein Mitglied der schwarzen Fluid-Gender-Bewegung, natürlich den drei Hauptprotagonisten und viele weitere.

Dieses viele Springen zwischen den Erzählperspektiven fand ich zu Beginn schwierig, da die Protagonisten deswegen – und auch wegen der eher ungewöhnlichen Erzählweise – merkwürdig distanziert bleiben. Wenn man sich dem ungewohnten Erzählstil und der wenig bekannten Gattung des magischen Realismus öffnet, so ergibt die ganze Handlung nach und nach ein perfektes Gesamtbild, alle Erzählperspektiven sind miteinander verbunden und geben so einen sehr anschaulichen Bericht einer Zeitspanne von nur 24 Stunden in der sich für die Menschheit alles verändert.

Den darum geht es der Autorin hier, dem Geschehen, ihrer Stadt Lagos und der nigerianischen Mythologie und Religion die sie überall im Roman mit in die Handlung einfließen lässt. Das was passiert steht im Vordergrund, die Ankunft der „Besucher“ und was sie mit den Menschen macht, in ihnen auslöst, nicht den einzelnen Menschen selbst.

Die Ankunft verbreitet sich in Windeseile über ganz Lagos und ruft Menschen auf den Plan die die Außerirdische Ayodele zu ihrem einen Vorteil nutzen wollen, um Geld, Macht oder Aufmerksamkeit zu erringen. Das Chaos bricht mehr und mehr in den Straßen aus, wo man geht und steht herrscht Gewalt.

Diese Gewalt zeigt Okorafor schonungslos dargestellt, das Buch eignet sich also nicht für schwache Nerven.

Die Gewalt spitzt sah mehr und mehr zu während die Motive der Außerirdischen nach und nach offen gelegt werden, bis sich die Geschichte in einem letzte, Höhepunkt der Spannung befriedigend ausflosst.

Fazit
Zunächst war der ungewöhnliche Erzählstil der sehr kafkaesk anmutet und auch die Literaturgattung für mich sehr befremdlich und ich brauchte etwas um mich in der buch zurechtzufinden bzw. es verstehen zu können. Dann hat mich die Geschichte jedoch gepackt. Durch eben jenen fremden Erzählstil wirkt die Handlung trotz ihrer übersinnlichen Elemente sehr realistisch und greifbar.

Ich finde es bewundernswert, wie die Schriftstellerin es schafft die gesamte Handlung trotz der vielen verschiedenen Erzählperspektiven zu einem dichten Handlungsteppich zu verweben in dem wirklich alles ineinander greift. Nichts passiert zufällig, alles gliedert sich in frühere Geschehnisse ein bzw. wird später wieder aufgegriffen.

Mir hat das Buch, nachdem ich mich diesem fremdartigen öffnen konnte, letztendlich sehr gut gefallen und ich würde jederzeit wieder ein Buch der Autorin lesen.

Wer auf der Suche nach einem klassischen Science Fiction-Roman ist, der wird von diesem Buch enttäuscht sein. Zwar ist die Handlung klassischer ScFi, durch die Erzählweise des magischen Realismus wirkt sie jedoch ganz anders. Befremdlich realistisch. Mich hat das Buch stark an andere Vertreter des magischen Realismus wie Salman Rushdie erinnert.