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Veröffentlicht am 31.03.2022

Eines dieser Bücher, das man in seinem Leben (möglichst rechtzeitig) gelesen haben sollte...

Roxy
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Inhalt:
Es geht um Isaac, der sich den Knöchel verletzt und plötzlich auf ein Schmerzmittel angewiesen ist. Und es geht um Ivy, die wegen ihrer Konzentrationsschwäche auf ein Aufputschmedikament angewiesen ...

Inhalt:
Es geht um Isaac, der sich den Knöchel verletzt und plötzlich auf ein Schmerzmittel angewiesen ist. Und es geht um Ivy, die wegen ihrer Konzentrationsschwäche auf ein Aufputschmedikament angewiesen ist. Doch beide Medikamente – Roxy und Addison – wollen nichts anderes, als die beiden von sich abhängig zu machen und mit ihnen auf der Party zu tanzen. Damit begeben sich die Geschwister unabhängig voneinander in eine tödliche Gefahr.

Meinung:
Das Buch habe ich mit nach Hause genommen, weil mich der Klappentext fasziniert hat: ein Mensch und eine Droge in Menschengestalt verlieben sich. Tatsächlich war der Klappentext jedoch ziemlich irreführend, der eine Liebesgeschichte zwischen Roxy und Isaac angekündigt hat, sodass ich davon ausgegangen bin, dass ich irgendeine sinnesprengende Science-Fiction-Geschichte lesen würde. Die Liebesgeschichte zwischen Mensch und Droge findet jedoch nur im übertragenden Sinne statt, als Beschreibung der Abhängigkeit, was wunderbar umgesetzt ist, aber doch auf dem Klappentext anders hätte kommuniziert werden können.

Dann hatte ich tatsächlich schon nach den ersten Seiten keine Lust mehr zum Weiterlesen, als klar war, dass eines der beiden Geschwister am Ende stirbt. Denn bereits im ersten Kapitel weiß man, dass eine Ramey, I. vom Rettungsdienst nicht rechtzeitig erreicht wird. Die Frage ist nur: Trifft es Ivy oder Isaac? Diese Gewissheit hat es für mich unheimlich erschwert, mich richtig auf die beiden Protagonistinnen einzulassen, ich wollte sie nicht zu nah an mich heranlassen, weil ich wusste, dass es am Ende des Buches nur wehtun würde. Und da bis zum Ende offen ist, wer überlebt und wer seiner Sucht erliegt, bleibt es bis zur letzten Seite absolut mitreißend und spannend. Und da mir am Ende beide Geschwister ans Herz gewachsen sind, ich um beide Geschwister gebangt habe, hat es mich natürlich erschüttert, erschüttert, erschüttert.

Faszinierend und absolut einzigartig fand ich die Umsetzung der Geschichte. Es wird mit Roxy, Addison und so vielen anderen – teilweise in sog. »Intermezzos« - aus der Sicht der Drogen erzählt. Sie werden einerseits menschlich und handeln menschlich, andererseits wird klar und deutlich, dass sie keine Menschen, sondern etwas Monströses und kaum zu Fassendes sind. Diese Personifizierung der Drogen ist wirklich kreativ umgesetzt und ich war die ganze Zeit damit beschäftigt, ihr Handeln auf der Bildebene in die Sachebene zu interpretieren, was mir leider teilweise nicht gelungen ist, da mir vermutlich grundlegendes Wissen zu dem Thema einfach fehlt.

Insgesamt regt das Buch ungemein zum Nachdenken an. Es ist tiefgründig und – so zumindest mein Empfinden, da ich mich, wie gesagt, in diesem Themenbereich absolut nicht auskenne – schmerzhaft realitätsnah. Ich glaube, »Roxy« ist eines dieser Bücher, das man im Leben auf jeden Fall gelesen haben sollte, wegen seines wichtigen Themas, wie schnell und schleichend man in eine Abhängigkeit geraten kann, aber auch wegen seiner kunstvollen Gestaltung. Und es ist vermutlich super als Suchtprävention geeignet – ich zumindest für meinen Teil bin heilfroh, dass ich in meinem Leben bislang nur drei Aspirin-Tabletten schlucken musste, und werde wohl auch in Zukunft nur im äußersten Notfall nach einem Schmerzmittel greifen. Dafür hat dieses düstere, beklemmende Buch einfach einen zu lauten Nachhall in mir.

Fazit:
Es ist schwierig, das Buch zu bewerten. Denn es ist wichtig. Aber als ich mich auf diese Geschichte eingelassen habe, habe ich das nicht erwartet. Ich war nur auf ein Abenteuer ohne nachwirkenden Tiefgang vorbereitet, weshalb es mich irgendwie umgehauen hat. Aber es gibt vier von fünf Sternen.

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  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.03.2022

Super Wohlfühlbuch mit Spannung und Suppe

Die sechs Kraniche (Die sechs Kraniche 1)
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»Sei das Licht, das die Laterne eines anderen Menschen leuchten lässt.« (S. 464)

Inhalt:
Shiori ist die rebellische Tochter und das jüngste Kind des Kaisers von Kiata – noch dazu verfügt sie über verbotene ...

»Sei das Licht, das die Laterne eines anderen Menschen leuchten lässt.« (S. 464)

Inhalt:
Shiori ist die rebellische Tochter und das jüngste Kind des Kaisers von Kiata – noch dazu verfügt sie über verbotene Magie. Am Tag der Verlobungsfeier ihrer arrangierten Hochzeit, für die sie sich einfach nicht bereit fühlt, verliert sie jedoch die Kontrolle über ihre Magie. Sie begegnet dem Drachen Seryu, der sie lehrt, ihre Macht zu kontrollieren. Doch als sie ihre Stiefmutter Raikama, die Namenlose Königin, beim Zaubern erwischt, verwandelt diese ihre sechs Brüder in Kraniche und belegt auch Shiori mit einem Fluch: Unter einer Holzzschale ist sie nicht mehr zu erkennen und bei jedem Wort, das über ihre Lippen kommt, stirbt einer ihrer Brüder. Auf der Suche nach einer Lösung, den Fluch zu brechen, kommt Shiori einer Verschwörung gegen den Kaiser auf die Spur und findet in ihrem Verlobten Takkan ausgerechnet unerwartete Hilfe…

Meinung:
Nachdem mich »Bestickt mit den Tränen des Mondes« ein paar Bücher zuvor nur so dreiundsiebzigprozentig überzeugen konnte, war ich gegenüber »Die sechs Kraniche« als erstes ein bisschen skeptisch. Aber dann hat mir die Leseprobe doch gefallen und ich entschied mich für das Buch. Doch direkt nach der Leseprobe hatte ich anfangs dann doch noch ein paar Probleme, in die Geschichte zu finden. So ist das Buch sehr schön geschrieben, jedoch ist die Geschichte vor allem am Anfang (und zum Ende hin wieder) für meinen Geschmack ein bisschen zu holterdiepolter – alles passiert so schnell hintereinander, ohne dass sich die Zeit genommen wird, die ein oder andere gute Szene in Ruhe zu erzählen. Sobald Shiori jedoch in Schloss Bushian eintrifft, konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, hier entwickelt sich die Geschichte irgendwie natürlicher und einzelne Episoden und Szenen werden nicht so schnell abgehakt.

Die Protagonistin Shiori mochte ich ab der ersten Seite, genauso ihren lebendigen Papiervogel Kiki – ein Sidekick wie aus dem Disney-Einmaleins, keck und niedlich. Shiori ist eine starke Persönlichkeit, die nicht auf den Mund gefallen ist, viel Unsinn im Kopf hat, sich aber als echte Kämpferin entpuppt.

Aber auch den Drachen Seryu habe ich sofort liebgewonnen. Einerseits ist er als Drache unglaublich mächtig, andererseits handelt er teilweise wie ein normaler Junge, der sich für Süßigkeiten begeistern kann und unter seinen grünen Haaren niedlich errötet.

Dann betritt neben Seryu plötzlich Shioris Verlobter Takkan die Buchbühne, den man aus Shioris Berichten und Vorstellungen eigentlich nicht mochte. Und voilà: Er ist einfach perfekt. Eine Zeit lang konnte ich mich nicht entscheiden, ob ich zum Team Seryu oder Team Takkan gehöre. Letztlich hat meinen inneren Kampf jedoch Takkan gewonnen. Seine schüchterne Art und seine Geschichten haben ihn einfach so sympathisch und liebenswert gemacht. Außerdem finde ich seine und Shioris unschuldige, zuckersüße Liebesgeschichte einfach richtig schön und authentisch. Man kauft ihnen die Gefühle ab, die sie langsam füreinander entwickeln, kostet es aus, sich langsam mit ihnen zu verlieben.

Ganz besonders faszinierend fand ich auch die Verflechtungen mit Elizabeth Lims Vorgängerdilogie »Ein Kleid aus « und »Bestickt mit den Tränen des Mondes«. Im zweiten Band wird häufiger eine Legende um Shiori und ihre Brüder angesprochen, ohne dass jemand wirklich zu wissen scheint, was tatsächlich passiert ist – so wird man nicht gespoilert, was in »Die sechs Kraniche« passiert. Außerdem tauchen auch ein paar Figuren aus der Dilogie in dieser Geschichte auf, die zunächst nicht namentlich erwähnt werden, deren Identität man sich aber enträtseln kann. Trotzdem kann man »Die sechs Kraniche« verstehen, ohne die anderen Bücher gelesen zu haben.

Befremdlich fand ich die Vorstellung, dass Shiori aufgrund des Fluchs eine Holzschale auf dem Kopf trägt, die bis über ihre Augen reicht, durch die sie dennoch gucken konnte. Trotzdem hatte ich es für eine originelle Idee gehalten, allerdings stammt dieses sehr märchenhafte Element (was ich dank der Leserunde in der Lesejury herausgefunden habe) aus einem Märchen des asiatischen Raums. Generell ist aufgefallen, dass die Geschichte in Teilen auch ein Retelling des Märchens »Die sechs Schwäne« von den Gebrüder Grimm zu sein scheint, nur dass hier die sechs Brüder in Kraniche verwandelt werden und statt Hemden aus Sternblumen ein Netz aus Sternenkraut geknüpft werden muss. Und auch hier erhält Shiori Hilfe von einem Na-ja-zumindest-fast-König.

Zum Ende hin kommt es noch zu ein paar spannenden und unerwarteten Wendungen, sodass die Geschichte einfach nicht langweilig wird. Wobei der ein oder andere Twist durchaus vorhersehbar ist, wenn man aufmerksam und einem leichten, offenen Sherlock-Holmes-Blick liest.

Ich bin nun sehr auf die Fortsetzung gespannt: auf das Reich der Drachen und Shioris und Takkans weiterer Liebesgeschichte…

Fazit:
Trotz Startschwierigkeiten habe ich das Buch irgendwann einfach nur noch genossen und mit seinen liebenswürdigen Charakteren einfach gemocht. Deshalb vergebe ich vier von fünf Sternen. Und wenn das Shiori nicht genügt, kann sie aus dem Sternenkraut ja neben dem Netz noch einen weiteren Stern knüpfen…

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  • Fantasy
Veröffentlicht am 21.03.2022

Absolutes Jahreshighlight!

Prison Healer (Band 1) - Die Schattenheilerin
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Inhalt:
Seit zehn Jahren ist die siebzehnjährige Kiva in Zalindov gefangen, dem brutalsten Gefängnis des Reiches Wenderall. Dort ist sie als Heilerin zum Dienst in der Krankenstation eingeteilt und versorgt ...

Inhalt:
Seit zehn Jahren ist die siebzehnjährige Kiva in Zalindov gefangen, dem brutalsten Gefängnis des Reiches Wenderall. Dort ist sie als Heilerin zum Dienst in der Krankenstation eingeteilt und versorgt die Insassen. Eines Tages wird Tilda, die von vielen geliebte und verhasste Rebellenkönigin, aufgegriffen und ebenfalls nach Zalindov gebracht. Doch sie leidet an einer rätselhaften Krankheit und Kiva erklärt sich bereit, sich an ihrer Stelle dem Elementarurteil zu stellen. Sie muss vier tödliche Prüfungen bestehen, von denen ihr weiteres Schicksal abhängt: Gelingt es ihr, sind sie und die Rebellenkönigin frei. Scheitert sie jedoch, sind beide dem Tod geweiht…

Meinung:
Noch während des Lesens war mir klar: Ich halte hier ein Jahreshighlight in den Händen. Ich habe überhaupt keine Kritikpunkte. Wer auf seiner Pro-und-Contra-Liste für den Kauf dieses Buches ein paar Stichpunkte unter dem umkreisten Minus hinzufügen möchte, kann Waffeln essen, schaukeln oder sich Pusteblumen ins Nasenloch stecken. Der Effekt für diese Liste wird derselbe sein. Denn ich werde im Folgenden ausschließlich schwärmen.

Erster Pluspunkt: die Figuren. Die Protagonistin Kiva ist mir sofort ans Herz gewachsen. Auf der einen Seite ist sie nüchtern, abgebrüht und unnahbar – Eigenschaften, die es ihr erlaubt haben, in der grausamen Welt von Zalindov so lange zu überleben. Auf der der anderen Seite kümmert sie sich fürsorglich um ihre Patienten und um den kleinen stotternden Jungen Tipp, den sie wie einen kleinen Bruder liebgewonnen hat.

Dann gibt es noch ihren Mitgefangenen Jaren, der seit der ersten Begegnung versucht, Kivas harte Schale zu durchbrechen und sie aus der Reserve zu locken, und Naari, die knallharte Aufseherin mit Herz und Sinn für Humor.

Zweiter Pluspunkt: das Setting. Die gesamte Geschichte spielt ausschließlich im Zalindovgefängnis. Mal auf dem Gelände, mal im Krematorium, mal im Steinbruch, die meiste Zeit auf der Krankenstation. Man könnte meinen, dass das doch weniger abwechslungsreiche Setting langweilig oder einengend werden könnte, aber dies ist absolut nicht der Fall. Man lernt das Gefängnis und seine Insassen gut kennen, lernt, sich zurechtzufinden – wobei auch die wunderschöne Karte am Anfang enorm hilft.

Dritter Pluspunkt: die Story. Die Geschichte ist seit der ersten Seite mitreißend und fesselnd. Man fiebert mit Kiva beim Elementarurteil mit (sogar mein Puls ist mit Kivas in die Höhe geschnellt), teilt ihre Hoffnungen und Ängste und rätselt permanent. Auf der Oberfläche erscheint die Handlung ganz einfach, doch unter diesem Hauptplot spürt man, wie Geheimnisse brodeln und zerbricht sich beim Lesen den Kopf, wie wohl alles und jeder tatsächlich miteinander zusammenhängt.

Und wer hätte es gedacht, dass an einem so kalten und ungemütlichen Ort wie Zalindov auch puderzuckersüße Romantik Platz findet? Die Liebesgeschichte, die hauchzart in die Handlung eingeflochten wird, ist überhaupt nicht aufdringlich, sondern authentisch und zum Dahinschmelzen. Gewürzt mit Dialogen, die einen schmunzeln lassen. Besonders im Hinblick auf ein paar Offenbarungen zum Ende hin bin ich so unglaublich neugierig, wo es mit den beiden Turteltäubchen noch hingeht.

Dank Andeutungen, Erklärungslücken und meinem Buchgefühl hatte ich zum Ende hin ein paar überraschende Twists und Geheimnisse erwartet, aber nicht in diesem Umfang und mit einer so mitreißenden Wirkung, dass ich das Buch nach der letzten Seite am liebsten geschüttelt hätte: Wieso hört es jetzt auf? Warum lässt es mich mit diesen Wendungen allein? Weshalb muss ich jetzt Tage-Wochen-Monate-wie-lange warten, um endlich zu erfahren, wie es weitergeht?

Vierter Pluspunkt: der Umsetzung: Die Geschichte ist so unglaublich gut geschrieben. Vor allem auch die kreative Art und Weise, die Handlung optisch im Buch mit schwarzen Seiten abzubilden, hat mir gefallen. Dann fand ich die Idee mit der Geheimschrift wunderbar, für die ich mir direkt ein eigenes Alphabet angelegt habe, um die Nachrichten gemeinsam mit Kiva zu entschlüsseln.

Fazit:
Ich mache es kurz und knapp: fünf von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 17.03.2022

Ganz anders als erwartet...

Layla
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Inhalt:
Als Leeds als Musiker auf einer Hochzeit auftritt, verliebt er sich prompt in die Schwester der Braut: Layla. Sie kommen zusammen und führen eine Märchenbuchbeziehung – bis Leeds eifersüchtige ...

Inhalt:
Als Leeds als Musiker auf einer Hochzeit auftritt, verliebt er sich prompt in die Schwester der Braut: Layla. Sie kommen zusammen und führen eine Märchenbuchbeziehung – bis Leeds eifersüchtige und wahnsinnige Exfreundin Sable auf den Plan tritt. Sie versucht, Layla zu erschießen. Layla überlebt knapp, ist aber wie ausgewechselt. Um sie bei ihrem Heilungsprozess zu unterstützen und ihre Beziehung zu retten, mietet Leeds das Haus in der Einöde, in dem sie sich kennengelernt haben und mit dem sie ihre glücklichsten Erinnerungen verbinden. Aber in diesem Haus geht es ganz und gar nicht mit rechten Dingen zu…

Meinung:
Nachdem ich »Verity« gelesen hatte und von dem Buch fasziniert und abgestoßen zugleich war, wollte ich es auch noch mit »Layla« versuchen. Da ich die Bücher beim Lesen permanent verglichen habe, hätte ich beinahe bis zum bitteren Ende von »Layla« nicht damit gerechnet, dass es so endet, wie es eben geendet hat. Und da das Ende Auswirkungen auf meine Meinung zu anderen Passagen des Buches hat, muss ich es hier in meine Rezension mit einbeziehen. Daher Achtung: SPOILER!

Zunächst ist das Buch wieder wunderbar geschrieben, der der Geschichte und den Charakteren gerecht wird und es einem einfach macht, den Geschehnissen zu folgen und sich von der Handlung gefangen zu nehmen. Auch der Aufbau der Geschichte mit den zwei Erzählsträngen – Gegenwart und Vergangenheit –, die sich irgendwann verbinden, kreieren eine Spannung, die neugierig auf das Weiterlesen machen: In der Gegenwart sitzt Layla gefesselt ans Bett, während Leeds verhört wird, in der Vergangenheit verbindet sie eine Schmetterlinge-Lachen-Verrücktsein-Liebesgeschichte-wie-im-Märchenbuch. Wie kam es zu dieser Hundertachtziggradwendung? In der Gegenwart erscheint es beinahe so, dass Leeds ein Psychopath ist und Layla tatsächlich nur den Fehler gemacht hat, sich in ihn zu verlieben – wie es auch der Klappentext verrät.

Und jetzt muss ich das Ende mit einbeziehen. Denn am Ende ist klar, dass es ein Buch mit paranormalen Phänomenen ist, die ich beinahe bis zum Schluss für mich geleugnet hatte. Schuld daran ist »Verity«: Denn hier gibt es nichts Übernatürliches, alle Gruselelemente werden geklärt – es ist ein Psychothriller. Daher bin ich auch bei »Layla« davon ausgegangen, dass es eine natürliche Erklärung für die Geschehnisse im Haus gibt. Ich hatte überlegt, dass Layla durch ihr Trauma vielleicht eine multiple Persönlichkeit entwickelt hat oder dass Leeds derjenige ist, der wahnsinnig ist und den Geist und sein Treiben halluziniert (Dass er psychisch nicht mehr auf dem Damm ist, wäre im Hinblick darauf, dass er Sable erschossen hat, ja auch nicht weit hergeholt). Dass tatsächlich ein Geist im Spiel ist, wollte ich fast nicht wahrhaben.

Dabei ist der Plottwist im Nachhinein gar nicht so unvorhersehbar. Zunächst ist da Laylas Charakter, der sich komplett verändert. Am Anfang der Geschichte mochte ich Layla richtig gern: schräg, witzig und voller Leben. Nach dem Mordversuch war sie nur noch ein Schatten ihrer selbst, sodass ich gemeinsam mit Leeds wehmütig wurde und mich nach der Wiederherstellung der alten Layla und der alten Beziehung gesehnt habe. Ihren Charakterwandel habe ich ebenso wie Leeds auf ihre angeschlagene Psyche geschoben.

Sable ist tot, sie kann also ein Geist sein. Dass sie in die Geschehnisse im Haus verwickelt ist, wäre insofern vorhersehbar gewesen, dass sie groß angekündigt wurde, im Laufe der Geschichte aber scheinbar vergessen wurde. Sie musste also irgendwie wieder auftauchen. Dass sie nicht Willow ist, ist dann dahingehend klar, dass Willow viel zu fürsorglich und freundlich und witzig ist. Eine Sable als Geist hätte Leeds und Layla das Leben aus bösartiger Intention heraus schwer gemacht, sie nicht vor einem Feuer gerettet, sondern das Feuer eher entfacht.

Dass Sable in Laylas Körper steckt und Willow eigentlich Layla ist, passt am Ende und entschuldigt scheinbar auch Leeds Verhalten. Für mich jedoch nicht. Nur weil sich Layla als der Geist seiner mörderischen Exfreundin entpuppt hat, macht das nicht sein früheres Handeln ihr gegenüber nicht gut. Vielleicht wirken seine Taten nicht mehr so schlimm, schließlich könnte man meinen, Sable hätte es nicht anders verdient (wobei selbst das zweifelhaft ist, schließlich ist auch sie nur ein Opfer ihrer psychischen Erkrankung). Doch er hat Layla quasi mit Willow betrogen, hat Laylas Körper für Willow missbraucht und Layla übertrieben bevormundet, als er der Überzeugung war, sie wäre seine Freundin, nicht seine Beinahe-Mörderin. Seine moralischen Fehltritte sind ihm zwar selbst bewusst gewesen und er hatte mit ihnen zu kämpfen, dennoch hat er sich — für meinen Geschmack — immer wieder falsch entschieden, was für mich ein bisschen ermüdend zu lesen war.
Das Ende hat mich insofern wieder versöhnt, als dass ihnen das Kunststück gelungen und die alte Layla zurück war und man einen Hauch ihrer alten glücklichen Beziehung spüren konnte.

Fazit:
Wie auch »Verity« finde ich das Buch schwierig zu bewerten. Es war spannend und mitreißend, keine Frage, doch ein paar Punkte haben dafür gesorgt, dass sich die Geschichte nicht bunt, sondern grau angefühlt hat. Daher dreieinhalb von fünf Sternen.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Zeitreise mit einer großzügigen Prise Humor

#London Whisper – Als Zofe ist man selten online
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Inhalt:
Als Zoe, eine deutsche Austauschschülerin in einem Londoner Internat, auf einer verbotenen Mitternachtsparty in einen magischen Spiegel schaut, erwacht sie als Zofe Traudelwald im Jahre 1816. ...

Inhalt:
Als Zoe, eine deutsche Austauschschülerin in einem Londoner Internat, auf einer verbotenen Mitternachtsparty in einen magischen Spiegel schaut, erwacht sie als Zofe Traudelwald im Jahre 1816. Dort wird sie als Zofe der schüchternen Miss Lucie angestellt, um diese auf die bevorstehende Ballsaison vorzubereiten. Doch Zoe kämpft nicht nur mit Miss Lucies wankendem Selbstvertrauen, sondern muss sich auch arroganten sprechenden Hunden, dem eingeschränkten Radius von Mädchen und Frauen im 19. Jahrhundert und einer Geheimgesellschaft stellen. Und dem jungen Lord Hayden Falcon-Smith, einem weiteren Zeitreisenden, mit dem sie gezwungenermaßen zusammenarbeiten muss. Denn je länger sie in der Vergangenheit weilen, desto höher wird die Gefahr, mit der Zeit einfach zu verblassen…

Meinung:
Das Buch war in der Retrospektive auf jeden Fall ein Lesevergnügen, obwohl ich anfangs ein paar Schwierigkeiten mit dem Schreibstil hatte. Zwar wird versucht, mit der Sprache das Alter und die Heimatzeit der Protagonistin widerzuspiegeln, was im Großen und Ganzen – vor allem im Kontrast zu hochgestochenen Ausdrucksweise des Regency-Adels – auch gelingt, jedoch war es besonders zu Beginn (ob ich mich an den Schreibstil gewöhnt habe oder er sich im Laufe der Geschichte gemäßigt hat, kann ich nicht sagen…) immer ein Quäntchen zu viel wie beispielweise ein übertrieben hoher Gebrauch von Anglizismen.

Die Figuren in der Geschichte haben mir dagegen sofort gut gefallen (außer Prickelton, Lucies sprechender, den-geduldfaden-gefährlich-in-die-länge-ziehenden Hund), allen voran natürlich Zoe. Sie ist super sympathisch und erzählt einfach mit einer herrlichen Prise Humor:

»Mit viel Geschnaufe und unterdrücktem Ächzen sowie einer wackeligen Performance, über die ich mich hier aus Pietätsgründen ausschweige, bückte sich Arthur und hob die Büste auf.« (S. 96)

Mir gefällt auch Zoes Idee sehr gut, ihren Influencer-Content aus der Instagram-Zukunft auch zweihundert Jahre in der Vergangenheit unter ihre Follower zu bringen: mithilfe von ihren WhisperWhisper-Briefen, die den adligen Mädchen eine einfühlsame Freundin mit Tipps, Tricks und Gedankeninputs zur Seiten stellen. Ein wenig seltsam war es vielleicht, dass sie ihre Zeitreise so gut meistert, dass sie es innerhalb von eineinhalb Wochen in einer fremden Zeit schafft, ein 1816er Geschäft souverän zu schmeißen. Außerdem scheint sie sie sich kaum darüber zu wundern oder den Kopf darüber zu zerbrechen, warum um Himmels Willen sie durch die Zeit gereist ist, alles einfach so hinnimmt und sich mit allem problemlos arrangiert. Es fehlen so ein paar WTF-Momente, die ihren Charakter noch authentischer gemacht hätten.

Auch Hayden mochte ich gern, der als potentielle Love Interest (für meinen Geschmack) erst recht spät eingeführt wird. Doch an ihren Zusammentreffen passt einfach alles: von Dialoggefechten, über gemeinsame Verstecke bis zu gemeinsamen Fluchten… Einziges Manko hier ist, dass der Altersunterschied der beiden: Sie ist fünfzehn, er ein neunzehnjähriger Student. Fünf Jahre Altersunterschied mögen später ein okayer Altersunterschied sein, aber zu diesem Zeitpunkt noch nicht. Die beiden kommen aus vollkommen unterschiedlichen Lebenssituationen, was Zoe gelegentlich sogar auffällt.

Ansonsten gefällt mir auch die Figur der Marquise de Minuit richtig gut, einer weiteren Zeitreisenden und Geheimagentin im Dienste der Krone. Sie erinnert mich damit irgendwie an Milady de Winter aus »Die drei Musketiere«.

Eine Frage, die bisher – vielleicht wird sie ja in der Fortsetzung geklärt – offen bleibt ist, wieso es überhaupt eine 1816er Version der Zeitreisenden Zoe und Hayden gibt bzw. was mit den wahren historischen Personen passiert ist, deren Plätze sie eingenommen haben…

Letztlich endet die Geschichte tatsächlich ziemlich abrupt (wobei Prolog und Ende einen wunderbaren Rahmen bilden) – und stachelt damit ordentlich die Neugier auf die Fortsetzung an…

Fazit:
Für jüngere Leserinnen oder ältere Leserinnen mit Lust auf eine entspannte und leichte Zeitreisegeschichte ist das Buch auf jeden Fall ein Lesevergnügen. Zwar gab es schon ein paar Ecken und Kanten, aber das Gesamtwerk war aus meiner Sicht dann doch eine runde Sache, sodass es für vier von fünf Sternen reicht. Und wer weiß, vielleicht sind die Sterne ja auch mit Mondscheinmagie aufgeladen…

Postskriptum:
Ich griff nach einem bauschigen Nachthemd mit gerafften Ärmeln. »Ich könnte mir die Augen dunkel schminken und eine Lady spielen, die sich vor Liebeskummer das Leben genommen hat und nun durch die Gemäuer spukt, erfüllt von unerwiderter Leidenschaft.« (S. 247) – Anne Shirley, bist du das in Zoes Körper?

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