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Veröffentlicht am 06.04.2019

Zwischen Liebesbedürfnis und Verlustängsten ...

So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt
2

Worum geht's?

Leon ist schon lange in seine beste Freundin Viola verliebt - dass nach einem gemeinsamem Konzertbesuch mehr daraus wird und sie die Nacht bei und mit ihm verbringt, ist für den ersten Moment ...

Worum geht's?

Leon ist schon lange in seine beste Freundin Viola verliebt - dass nach einem gemeinsamem Konzertbesuch mehr daraus wird und sie die Nacht bei und mit ihm verbringt, ist für den ersten Moment das Beste, was ihm hätte passieren können. Doch am nächsten Morgen verschwindet Viola, distanziert sich, macht dicht.
Wird, was zwischen ihnen vorgefallen ist, ihre Freundschaft zerstören? Oder gibt es vielleicht noch Hoffnung, dass sie wieder zueinanderfinden, vielleicht sogar als Paar?

Was mich neugierig gemacht hat:

Zum einen gefällt mir das Konzept des neuen Verlagsimprints sehr gut, sodass ich gleich einige der ersten Titel unbedingt lesen und rezensieren wollte. Speziell bei diesem Buch war es die Freundschaftsthematik, die mich neugierig gemacht hat: Ich war gespannt, wie die Autorin die Beziehung zwischen Leon und Viola ausgestaltet hat und wohin sie die Freundschaft-vs.-Liebesbeziehung-Frage führen würde.

Wie es mir gefallen hat:

Dieses Buch habe ich nach dem Lesen erst mal ein wenig nachwirken lassen, bevor ich mich an diese Rezension gesetzt habe. Hier eine Bewertung vorzunehmen, selbst eine subjektive, finde ich außergewöhnlich schwierig. Beim Lesen war ich gleichermaßen gebannt und ... irgendwie enttäuscht. Ich werde versuchen, das im Folgenden deutlich zu machen.

Die Art, wie die Geschichte erzählt wird, hat mich insgesamt beeindruckt. Sie hat eine melancholische Atmosphäre und übt einen ganz eigenen Sog auf einen aus. Es gibt eine leichte Tendenz zum Poetischen, der Stil hat etwas Rauschartiges, Schweres, aber auch Träumerisches.
Im Wechsel erhalten wir Einblicke in Leons und Violas Gedanken. Der Klappentext war für mich hier etwas irreführend, da ich davon ausgegangen war, dass es vor allem um Leons Suche nach Viola und nach Antworten geht (was nur teilweise der Fall ist).

Ich finde grundsätzlich Charaktere spannend, die nicht unbedingt Sympathieträger sind, und sowohl Leon als auch und vor allem Viola hatten da in meinen Augen, was ihre Anlagen und Entwicklungen angeht, viel Potenzial. Was mich gestört hat, sind allerdings die vielen krassen Erfahrungen (unterschiedlicher Abstufungen), die beide gemacht haben und im Laufe des Buches machen; gerade mit der Enthüllung am Ende war es einfach ein bisschen zu viel Drama (wobei ich die Art, wie das Ende vermittelt wird, dennoch sehr raffiniert fand).
Hinzu kommen die Zufälle - an dieser Stelle möchte ich nichts vorwegnehmen, aber so viel sei gesagt: Alles passt genauso, dass Leon immer jemanden kennt, der mit Violas Vergangenheit zu tun hat oder ihn in der Gegenwart wieder zu ihr führt. Die Nebencharaktere erschienen mir daher oft als Mittel zum Zweck. Natürlich gibt es auch den obligatorischen schwulen besten Freund (an und für sich nichts dagegen, aber diese Rolle wird einfach sehr häufig so besetzt, um möglichst noch etwas Diverses zur Zufriedenheit aller einzubringen).

Was mich geärgert bzw. traurig gestimmt hat, ist die Darstellung von Freundschaft. Es wird zwar erzählt, dass Leon und Viola eine besondere Verbindung haben, viel Zeit zusammen verbringen usw., doch sie kamen mir wie Fremde vor. Zum Teil ist das sicher dem Verlauf der Geschichte geschuldet, da ja hier zunächst eine Entfernung stattfindet, doch sie haben sich einander kaum anvertraut, haben nicht verstanden, wie der andere denkt, was ihn wirklich bewegt, ... Dieser Punkt ist nur eingeschränkt eine Kritik an diesem Buch, denn er steht und fällt mit der Frage, was wahre Freundschaft eigentlich ist und wie sie heute gelebt wird. Mag sein, dass Leons und Violas Beispiel da (leider) nur allzu realistisch ist. Trotzdem hätte ich ein etwas hoffnungsvolleres Bild gewünscht; nach meinen eigenen Vorstellungen hätte ich die beiden nicht als Freunde, geschweige denn beste Freunde bezeichnet.

Passagenweise werden die Gedankenkarusselle von Leon und Viola sehr ausgereizt. Nach meiner Einschätzung hätten sie sich auch etwas weniger drehen dürfen. Die innere Entwicklung steht ganz klar im Vordergrund der Geschichte, und darauf muss man sich einlassen.
Obwohl ich einiges negativ empfunden habe, hat das Buch mich auf besondere Weise gefesselt, aufgerüttelt und sehr nachdenklich gestimmt - und solche Bücher empfinde ich, unabhängig von konkreten Umsetzungspunkten, als eine Bereicherung, für mich persönlich und auch im Blick auf den Buchmarkt.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich bin mir unsicher, wem ich dieses Buch empfehlen würde. Ich glaube, es trifft den Zeitgeist der Generation Y in einigen Punkten sehr gut, aber gleichzeitig vermittelt es Botschaften und Vorstellungen von Freundschaften und Beziehungen, die sicher nicht jeder vertreten möchte.
Ich fasse es mal so zusammen: Für kritische LeserInnen ab ca. 16 Jahren, die Geschichten mögen, in denen der Schwerpunkt nicht auf einer romantischen Handlung, sondern mehr auf dem Innenleben der Figuren liegt, könnte „So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt" etwas sein.

In einem Satz:

„So sieht es also aus, wenn ein Glühwürmchen stirbt" ist authentisch, auf jeden Fall keine 0-8-15-Geschichte und bietet ein interessantes Leseerlebnis, hat aber auch den einen oder anderen Schwachpunkt und hinterlässt einen recht schalen Nachgeschmack.

Veröffentlicht am 21.02.2019

Gute Unterhaltung, aber Kami Garcia kann es noch besser

Broken Beautiful Hearts
1

Worum geht's?

Am einen Tag noch glücklich vergeben und eine glänzende Zukunft mit einem Fußballstipendium vor sich, am nächsten getrennt, verletzt und am Boden zerstört - Peyton kann nicht fassen, dass ...

Worum geht's?

Am einen Tag noch glücklich vergeben und eine glänzende Zukunft mit einem Fußballstipendium vor sich, am nächsten getrennt, verletzt und am Boden zerstört - Peyton kann nicht fassen, dass ihr das passiert ist. Ob ihr großer Traum noch erreichbar ist, steht in den Sternen.
Weil selbst Peytons Freundinnen ihr nicht glauben, was passiert ist, und sie sogar Drohanrufe bekommt, schickt ihre Mutter sie nach Black Water zu ihrem Onkel und seinen beiden Söhnen.
Dort trifft Peyton auf Owen - und obwohl das das Letzte ist, was sie jetzt gebrauchen kann, verliebt sie sich in ihn. Dabei ist er Kampfsportler, genau wie Peytons Exfreund, und steckt damit genau in der Szene, mit der Peyton auf keinen Fall mehr in Berührung kommen will ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Die Kurzzusammenfassung der Geschichte klang jetzt nicht unbedingt originell, aber da ich die Autorin und z.B. ihr Buch „I Knew U Were Trouble" sehr mag, war ich gespannt, was sie aus dieser Geschichte gemacht hat. Ich habe mich auf eine warmherzige und romantische Story eingestellt, bei der die Seiten beim Lesen nur so dahinfliegen.

Kurze Anmerkung zum Optischen: Ich finde die geometrischen Elemente und den Buchrücken sehr schön (auch wenn Rosa nicht wirklich meine Lieblingsfarbe ist), über das Pärchen ärgere ich mich allerdings ein bisschen. Gleich zu Beginn des ersten Kapitels gibt es eine Beschreibung von Peyton, die Halbkubanerin mit schwarzen krausen Haaren ist - und später von Owen, der Locken hat. Bestimmt hätte man hier ohne großen Aufwand das Bild eines passenderen Pärchens finden können.

Wie es mir gefallen hat:

Auf dieses Buch blicke ich etwas zwiegespalten zurück. Wieder einmal hat Kami Garcia es geschafft, mich sehr gut zu unterhalten, gleichzeitig hatte ich aber in mancher Hinsicht mehr erwartet.

Besonders positiv ist hervorzuheben, dass die Geschichte nicht nur nach Schema F konzipiert ist, sondern viel Eigenes mitbringt. Peytons Liebe zum Fußball wird spürbar, die Kampfsportszene auch für Laien überzeugend dargestellt, die Liebesgeschichte entwickelt sich im perfekten Tempo und Peyton entwickelt sich merklich im Laufe des Geschehens.
Im Großen und Ganzen sind es drei Kritikpunkte, hinsichtlich derer aus meiner Sicht Potenzial verschenkt worden ist:

1) Ich hatte das Buch gedanklich eher als New Adult eingeordnet und nicht damit gerechnet, dass es so sehr im klassischen Highschool-Setting verankert sein würde. Auch wenn die Autorin grundsätzlich viele Klischees vermieden hat, sind dadurch doch einige eher einfallslose Elemente ins Spiel gekommen wie die typische Cheerleader-Zicke und kindische Streiche und Prügeleien in der Schule. Viele Szenen, wie bspw. die obligatorische Partnerarbeit von Peyton und Owen, sind überflüssig und/oder überdramatisiert.

2) Auch wenn die Charakterkonstellation an und für sich gut zusammengestellt ist, werden z.B. die anfangs witzigen und liebenswerten Zwillinge auf Dauer etwas anstrengend. Außerdem werden einige Nebenfiguren einfach „fallengelassen" und am Ende nicht mehr erwähnt; das betrifft u.a. Peytons Freundinnen Lucia und Gwenn und auch Owens Freund Tucker und dessen Schwarm Nathalie.

3) Leider erkennt man beim Lesen sehr klar, was die Autorin wie geplant hat. Das macht vieles vorhersehbar, manches auch tendenziell unrealistisch. Man gewinnt das Gefühl, dass die Geschichte aus einzelnen Bausteinen zusammengesetzt ist, statt richtig in einen Fluss zu kommen.
Owens Geheimnis als einer der Hauptkonflikte trägt nicht wirklich und hat mich zudem stark an eine bestimmte Nebenhandlung aus „Pretty Little Liars" erinnert (was aber wahrscheinlich Zufall ist).
Auch die Drohungen gegenüber Peyton und die Spannung, die dadurch erzeugt werden sollte, hat mich nicht überzeugen können.

Das Nachwort der Autorin hat meine Gesamtsicht auf das Buch noch einmal ein bisschen verändert. Dass sie hier eigene Erlebnisse eingebracht hat, hat mich schockiert und auch beeindruckt.

Insgesamt würde ich als Note eine 3+ bis knappe 2- vergeben, was 3,5 Sternen entspricht.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer Lust auf eine gut geschriebene, kurzweilige Sport-Romance mit einigen emotionalen Themen hat und keine allzu hohen Ansprüche an den Handlungsverlauf und die Charaktere stellt, wird mit dem Buch seine Freude haben.
Meiner Meinung nach nicht Kami Garcias bestes Werk, aber dennoch gut (das oben schon erwähnte „I Knew U Were Trouble" würde ich aber mehr empfehlen).

In einem Satz:

„Broken Beautiful Hearts" ist mit der von Kami Garcia gewohnt leichten, unterhaltsamen Art ein gelungenes Buch, in dem die Autorin mutig eigene Erfahrungen verarbeitet hat; allerdings wirken Plot und Charaktere an vielen Stellen deutlich zu konstruiert.

Veröffentlicht am 25.07.2018

Von der Schwierigkeit, man selbst zu sein

Over the Moon
1

Worum geht's?

Veronica arbeitet als Auftragsschauspielerin: Je nach Problem ihrer Kunden schlüpft sie in jede Rolle, macht Ex-Freundinnen eifersüchtig oder Geschäftsvorhaben erfolgreich. Aus dem erstem ...

Worum geht's?

Veronica arbeitet als Auftragsschauspielerin: Je nach Problem ihrer Kunden schlüpft sie in jede Rolle, macht Ex-Freundinnen eifersüchtig oder Geschäftsvorhaben erfolgreich. Aus dem erstem Grund wird sie von Baxter Lintons Freund Scott engagiert, aus dem zweiten empfiehlt der sie an Bax weiter.
Von seiner Verlobten kurz vor der Hochzeit sitzengelassen, dreht sich Bax Leben nur noch um seinen Hund Ari und das Obdachlosenheim, in dem er ehrenamtlich arbeitet. Um das Leben derjenigen, die ihm dort täglich begegnen, zu erleichtern, hat er eine Decke entwickelt, die Menschen auf der Straße selbst im Winter warmhalten kann. Nur will niemand in seine Erfindung investieren. Ob er diese unerträglich arrogante Veronica beauftragen sollte, ihm zu helfen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Veronica war praktisch die „Böse" im ersten Teil der Reihe, und schon da habe ich mich gefragt, wie ihre Vergangenheit aussehen mag und was in ihr vorgeht. So habe ich mich sehr gefreut, dass auch ihre Geschichte den Weg auf den deutschen Buchmarkt gefunden hat.
Samantha Joyce ist eine großartige Liebesromanautorin, die Leichtigkeit und Witz sehr gut mit ernsten Themen verweben kann.

Schade ist mal wieder, dass weder Titel noch Cover viel Bezug zum Buch haben und die dargestellen Personen nicht auf die Beschreibungen von Veronica und Bax passen.

Wie es mir gefallen hat:

Der Einstieg ins Buch hat mich sofort überzeugt - Veronica und Baxter erzählen im Wechsel aus der Ich-Perspektive und geben eine spannende Kombi ab.
Veronica ist mal etwas anderes als die Graue-Maus-Protagonistinnen, die plötzlich das große Los ziehen. Sie ist tough, weiß, was sie will, und verdrängt sehr entschlossen, dass sie im tiefsten Innern einsam ist. Sie versteckt sich hinter immer wieder neuen Namen, lässt sich von reichen Männern abschleppen und lässt sich für ihre Aufträge gut bezahlen.
Baxter würde am liebsten die Welt retten und lässt sich von einer hübschen Fassade nicht so schnell beeindrucken.
Knistern, Schlagabtäusche und viele Situationen zum Schmunzeln sind bei diesen beiden gegensätzlichen Persönlichkeiten vorprogrammiert.
Auch mit Elise aus „Among the Stars" gibt es das eine oder andere Wiedersehen, was ich bei solchen Buchreihen immer schön finde.

Wie der Auftrag, einen Investor für Baxter an Land zu ziehen, Veronicas Leben durcheinanderwirbelt, und Baxter an seine Grenzen gehen muss, um sein Ziel zu erreichen, ist sehr gut umgesetzt. Die Liebesgeschichte entwickelt sich nicht zu schnell und ist wundervoll romantisch.

Gegen Ende hat die Geschichte für mich leider etwas an Zugkraft verloren.
Ähnlich wie bei Elises Geschichte liegt die größte Schwäche des Buches in dem Geheimnis um die Vergangenheit der Protagonistin. Es dauert lange, bis der Leser erfährt, woher sie kommt und was sie erleben musste - das Ganze wird durch ein leider extrem unglaubwürdiges Ereignis aufgerollt.
Zu einem Punkt, an dem der Ausgang bereits klar vorhersehbar ist, gibt es darüber hinaus noch einige unnötige Schleifen in der Handlung, die zudem auf ebenfalls sehr unwahrscheinlichen Zufällen aufbauen. In einer Stadt wie Washington D.C. kann man unmöglich immer zum richtigen Zeitpunkt den passenden Personen über den Weg laufen.
Die dramatischen Elemente sind - selbst für das Genre, bei dem das ja zu einem gewissen Grad einfach dazugehört - einfach etwas zu sehr aufgebauscht worden.
Trotz dieses Minuspunkts ist das Buch eine tolle Wohlfühllektüre mit vielen mitreißenden Szenen, die ich sehr gern gelesen habe.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ich gebe eine klare Empfehlung für alle Fans von „Among the Stars", aber auch Neueinsteiger, die humorvolle und romantische Geschichten mit viel Drama mögen, werden hier auf ihre Kosten kommen. Vorkenntnisse sind nicht zwingend notwendig. Da Charaktere aus dem ersten Teil aber am Rande wieder in Erscheinung treten und man erfährt, wie es für sie weitergeht, sollte man, wenn man das „Komplettpaket" lesen möchte, die richtige Reihenfolge einhalten.

In einem Satz:

„Over the Moon" punktet mit einer spannenden Charakterkonstellation, Romantik, Humor und dem richtigen Maß an Tiefgründigkeit; bis auf einzelne zu sehr an den Haaren herbeigezogene Nebenstränge der Handlung ist Samantha Joyce wieder eine schöne Geschichte gelungen.

Veröffentlicht am 19.02.2017

Wenn Zerbrochenes langsam wieder heil wird ...

Liebe ist wie Drachensteigen
1

Worum geht's?

Ich kann nicht einfach zurück an diesen Ort. Wenn etwas einmal zerbricht, kann man es nie mehr wieder so zusammensetzen, wie es war. Es wird immer Risse geben und Klebstoffspuren und raue ...

Worum geht's?

Ich kann nicht einfach zurück an diesen Ort. Wenn etwas einmal zerbricht, kann man es nie mehr wieder so zusammensetzen, wie es war. Es wird immer Risse geben und Klebstoffspuren und raue Oberflächen. (S. 96)

Hadley ist immer noch wütend. Die Affäre ihres Vaters hat ihre Familie entzweit, die Stimmung zu Hause ist unerträglich und Hadley flüchtet sich in jede jungstechnische Ablenkung, die sich ihr bietet.
Sams Verhältnis zu seinen Eltern ist auf Grade unter Null heruntergekühlt. Neu in der Stadt und an der Schule bekommt er ausgerechnet Hadley als Partnerin für ein Shakespeare-Projekt zugeteilt.
Zwischen den beiden knüpft sich sofort ein zartes Band - doch wird es reißfest genug sein, um den Ärger und die Probleme in ihren Familien zu überstehen?

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich hatte bisher noch gar kein Buch aus dem Magellan Verlag gelesen, obwohl einige auf meiner Wunschliste stehen. Als zu dieser Neuerscheinung eine Leserunde angeboten wurde, musste ich mich gleich bewerben, weil "Liebe ist wie Drachensteigen" eine emotionale Geschichte versprach und mich der Perspektivwechsel zwischen Hadley und Sam schon in der Leseprobe sofort überzeugt hat.
Mir gefällt das Cover, weil es dezent, aber trotzdem stark, süß, hell, verspielt und einfach hübsch ist - das Herz mit den Rissen wirkt empfindlich und zerbrechlich. Es passt sehr gut zum Buch.

Wie es mir gefallen hat:

Die Geschichte steigt mitten im Geschehen ein, und schon nach den ersten Seiten haben Hadley und Sam mich für sich einnehmen können. Der Erzählton ist sehr gelungen - beide Perspektiven sind sehr authentisch geschrieben, vermitteln die Gefühle der Figuren auf lebhafte Weise und haben genau die richtige Mischung aus Drama und Humor. Das Buch ist sehr dialoglastig, aber mir persönlich hat das gut gefallen, weil es dadurch sehr flüssig zu lesen ist und in den Gesprächen viel zum Ausdruck kommt.

Bis auf eine Enthüllung, die mich gegen Ende überraschen konnte, hält die Autorin die Spannung um die Geheimnisse, die sie aufbaut, nicht sehr lange. An der einen oder anderen Stelle hätte sie die Leser vielleicht noch eiskälter erwischen können, wenn sie die Auflösung noch etwas hinausgezögert hätte.

Die Liebesgeschichte ist sehr gut umgesetzt, auch wenn das gemeinsame Schulprojekt zu Beginn ein wenig klischeehaft daherkommt. Es wird nichts überstürzt, aber die Chemie zwischen den Charakteren stimmt, und das spürt man.
Es gibt viele schöne Begegnungen, in denen sich die Gefühle langsam entfalten, während die Schatten im Hintergrund lauern. Man erlebt mit, wie Hadley und Sam einander in einer schwierigen Zeit ihres Lebens Halt geben und sich dabei beide weiterentwickeln. Nur die kleine Essensschlacht zwischendurch fand ich überzogen - so etwas hat für mich nichts Witziges oder gar Romantisches.

Eine weitere Stärke des Buches sind die Nebencharaktere. Sowohl Hadleys beste Freundin Kat als auch Sams Schwester Livy und sein bester Freund Ajay bringen Schwung in die Geschichte und wachsen einem schnell ans Herz.
Nur die Hadleys und Sams Eltern habe ich nicht in allen Punkten verstehen können, und ihr Verhalten hat mich manchmal stutzig gemacht.

Das Ende ist sehr gelungen, nicht unglaubwürdig kitschig, aber auch nicht viel zu offen oder abrupt.
Es wäre schön gewesen, wenn die Drachenthematik noch einmal etwas stärker aufgegriffen worden wäre, aber auch so habe ich das Buch zufrieden zuschlagen können.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer schöne, einfühlsam erzählte Liebesgeschichten über Jugendliche mag, ist mit diesem Buch sehr gut beraten. Die ernste Thematik um das Fremdgehen von Hadleys Vater zieht sich durch die ganze Geschichte und sorgt für viel Familiendrama. Hadleys Art, damit umzugehen, entspricht sicher nicht jedem Typ Mensch, ist aber gut umgesetzt.

In einem Satz:

"Liebe ist wie Drachensteigen" ist eine in zwei authentischen Perspektiven erzählte Liebes- und Familiengeschichte, die mehr auf Gespräche als auf Spannung setzt und herzerwärmend zeigt, wie Zerbrochenes langsam von der Hoffnung auf Neubeginn zusammengefügt wird.


Herzlichen Dank für das Rezensionsexemplar für die Leserunde an den Magellan Verlag!

Veröffentlicht am 28.03.2024

Die Geschichte eines Durchbruchs

Der Fluss der Erinnerung
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„Ich denke, immer wenn wir uns für eine gewisse Zeit an einem Ort verwurzeln – sei es eine Stadt, eine Beziehung oder eine Kneipe, in der jeder deinen Namen kennt –, dann wird er zu einem durchlässigen ...

„Ich denke, immer wenn wir uns für eine gewisse Zeit an einem Ort verwurzeln – sei es eine Stadt, eine Beziehung oder eine Kneipe, in der jeder deinen Namen kennt –, dann wird er zu einem durchlässigen Ort, an dem die heilsame Auseinandersetzung mit der Vergangenheit nicht nur möglich, sondern wahrscheinlich ist. Es sind Grenzräume, Brücken, Kreuzungen, Schwellen zwischen dem, was uns widerfahren ist, und dem, was noch kommen wird." (S. 127)

Dieses Buch ist etwas Besonderes und ich hoffe, dass der Autor noch weitere Romane schreiben wird. Es ist keins, das man verschlingt, sondern eins, das man langsam und tief auf sich wirken lässt und das einem viel mit auf den Weg (über bzw. durch den Fluss) gibt.

Heruntergebrochen auf die Kernthemen geht es um Glaube und Psychologie, um seelischen Schmerz und dessen Heilung, um Lebensgestaltung und ganz stark um Vergangenheitsbewältigung.
Mit Elijah begleiten wir einen Schriftsteller in einer tiefen Krise, die auch Folgen für sein kreatives Schaffen und sein eng damit verwobenes Glaubensleben hat. Seine Erzählstimme ist einnehmend und macht ihn nahbar.

Der Weg, den Elijah zu gehen hat, als er, am Tiefpunkt angekommen, in seine Heimat zurückkehrt, um sich seinen Prägungen und wunden Punkten zu stellen, ist spirituell und so ungewöhnlich, dass man sich wie er selbst darauf einlassen muss.
Dabei wäre eine Triggerwarnung vorn im Buch sicher eine gute Idee gewesen, denn es geht tiefer hinab in depressive Gefühle und Ängste bis hin zu Suizidgedanken, als man sonst vorab erwarten würde und mancher vielleicht verkraften kann.

Die Übersetzung des Buchs war sicher herausfordernd und ist wirklich gut gelungen. Zum Teil wird es sprachlich ein bisschen „schwülstig", was im Englischen trotz inhaltlich gleicher Wortwahl wahrscheinlich einfach anders klingt, das nimmt der Kraft der Geschichte aber nichts.

In einem Satz:

„Der Fluss der Erinnerung" ist die Geschichte eines Durchbruchs: Auch wenn man beim Lesen gemeinsam mit dem Protagonisten buchstäblich viel Schweres erarbeitet, erlebt man die Reise, die man mit ihm macht, am Ende als großen, nahezu überwältigenden Befreiungsschlag.