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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.10.2019

Täglicher Blick auf Himmlisches

Mein Stück Himmel für heute
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Worum geht's?

„Mein Stück Himmel für heute" möchte genau das mitgeben, was der Titel verspricht: einen täglichen Blick auf etwas Himmlisches, auf Grundlage der Bibel. Das Andachtsbuch umfasst 366 Tagesimpulse ...

Worum geht's?

„Mein Stück Himmel für heute" möchte genau das mitgeben, was der Titel verspricht: einen täglichen Blick auf etwas Himmlisches, auf Grundlage der Bibel. Das Andachtsbuch umfasst 366 Tagesimpulse und deckt über den Jahresverlauf einen Querschnitt des Buchs der Bücher ab.
Über 50 bekannte Autoren/-innen haben Himmels-Puzzleteile beigesteuert.

Was mich neugierig gemacht hat:

Andachtsbücher mit kurzen aber tiefgründigen, lebensnahen Auslegungen, Denkanstößen und Ermutigungen, die frisch und zeitgemäß daherkommen, können im Normalfall schnell meine Aufmerksamkeit erregen.
Die Gestaltung hat mir auf Anhieb gut gefallen und die Kurzandachten, die in der Leseprobe einsehbar waren, haben mir zugesagt.

Wie es mir gefallen hat:

Den ersten Pluspunkt bekommt das Buch für sein Layout. Es ist zweifarbig in Rot und Schwarz gestaltet; das Motiv des Puzzleteils findet sich an jeder Überschrift wieder, und die einzelnen Monate sind durch je eine rote Seite voneinander abgegrenzt, die man auch am Buchschnitt sehen kann. Ein schönes Extra ist das im gleichen Farbton gehaltene Lesebändchen, das bei dieser Art von Buch definitiv seinen Zweck erfüllt.

Die Andachten sind jeweils maximal eine Seite lang und jede hat eine eigene thematische Überschrift. Hinzu kommen die Angabe für den zu lesenden Bibeltext, ein herausgestellter Vers aus diesem Abschnitt und unten die Angabe über den/die Verfasser/-in der Andacht.
Die Schrift ist verhältnismäßig klein.

Inhaltlich sind die Andachten stilistisch und schwerpunktmäßig so unterschiedlich wie die Menschen, von denen sie geschrieben worden sind, ergeben aber ein rundes und stimmiges Zusammenspiel. Mal beziehen sie sich unmittelbar auf die Begebenheit im Bibeltext und ihre Kontexte, mal fokussieren sie sich stärker auf einen Gegenwartsbezug, der gesellschaftlicher oder persönlicher Natur sein kann.
Hinten im Buch gibt es noch ein Verzeichnis der Bibelstellen sowie die Kurzbiografien der Schreibenden.

Auch wenn das Vorwort dazu aufruft, das Buch für die tägliche Stille Zeit und das Bibellesen und -entdecken zu nutzen, sei festgehalten, dass die Andachten, sofern man sich ein wenig mit den Bibeltexten auskennt, in den meisten Fällen auch ohne die zugehörige Tageslese verständlich sind (also auch dann lohnenswert, wenn man z. B. schon einem anderen Plan folgt).

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer auf der Suche nach einem hochwertigen und vielfältigen Andachtsbuch mit Bibellese ist, sollte sich „Mein Stück Himmel für heute" einmal näher ansehen.
Nicht so gut geeignet ist es für unterwegs, da es recht dick und schwer ist.
Passend zum Buch gibt es im Übrigen auch eine Box mit 366 Kärtchen mit Bibelversen und Angaben zum Weiterlesen.

In einem Satz:

„Mein Stück Himmel für heute" ist ein im wahrsten Sinne des Wortes vielseitiges Bibellese-Andachtsbuch fürs ganze Jahr, in dem Puzzleteil für Puzzleteil wertvolle Gedanken entfaltet werden.

Veröffentlicht am 26.10.2019

Für eine Umarmung braucht es immer zwei!

Umarmst du mich mal?
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Worum geht's?

Der Igel ist auf der Suche nach jemandem, der ihn umarmt, damit seine Traurigkeit verfliegt. Doch wirklich jeder scheint eine Ausrede zu haben.
Die Schildkröte ist ebenfalls sehr traurig. ...

Worum geht's?

Der Igel ist auf der Suche nach jemandem, der ihn umarmt, damit seine Traurigkeit verfliegt. Doch wirklich jeder scheint eine Ausrede zu haben.
Die Schildkröte ist ebenfalls sehr traurig. Da muss sie sich wohl auf die Suche nach jemandem machen, der ihr Lächeln wieder zurückholt ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich mag Bilder- und Kinderbücher, bei denen auch Erwachsenen das Herz aufgeht. Dieses Büchlein schien dafür die besten Voraussetzungen mitzubringen. Außerdem war ich natürlich auf das Konzept mit den zwei verschiedenen Anfängen gespannt.

Wie es mir gefallen hat:

Das Buch hat ein quadratisches Format und macht mit dem Spotlack und der Rot-Grün-Farbgebung auf den beiden Cover-Seiten schon von außen einen hochwertigen Eindruck.

Der Inhalt ist zuckersüß! Sowohl der Igel als auch die Schildkröte sind von Polly Dunbar wirklich außerordentlich schön gestaltet worden. Besonders die Gesichtsausdrücke bringen einen dazu, die beiden unbedingt trösten und vor allem umarmen zu wollen.
Auch die anderen Charaktere, die in der Geschichte ihre Auftritte haben, sind sehr gelungen. Der Autor hat sich mit viel Witz ihre Reaktionen auf Igel und Schildkröte ausgedacht.
Wie schon außen sind auch im Innenteil die Seiten in einem Creme-Gelbton-Hintergrund gehalten, auf dem die Tiere gut zur Geltung kommen.

In der Mitte muss man das kleine Buch hochkant drehen, um den Text lesen zu können. Bei dieser Seite angekommen, kann es dann zugeklappt, umgedreht und von der anderen Seite gelesen werden.
So hat man die beiden sich ergänzenden Teile, die jeweils zur Mitte der Geschichte hinführen.

Die Story selbst ist simpel, aber wirklich niedlich umgesetzt und klug erzählt, das Thema „Umarmen" zauberhaft inszeniert.

(Für wen) Lohnt es sich?

Ob als kleines Mitbringsel oder Spontankauf, als Vorlesebuch oder zum Selbst-ein-Lächeln-ins-Gesicht-zaubern-Lassen – diese süße kleine Geschichte von Eoin McLaughlin wird sicherlich Leserherzen aller Altersgruppen erreichen.
Das Prinzip mit den zwei Anfängen sorgt auch für einen schönen Effekt beim Vorlesen.

In einem Satz:

„Umarmst du mich mal?" ist ein von zwei Seiten lesbares, wirklich goldiges Bilderbuch, das mit liebevollen Illustrationen und einer simplen, aber klaren Message überzeugt.

Veröffentlicht am 13.10.2019

Eine folgenschwere Rückkehr an den Ort des Geschehens

Worüber wir schweigen
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Worum geht's?

Nach zwölf Jahren kehrt Nina in den Ort ihrer Kindheit zurück, im Gepäck einen düsteren Plan. Seit damals hat sie Mel nicht mehr gesehen, die damals ihre beste Freundin war, und auch nicht ...

Worum geht's?

Nach zwölf Jahren kehrt Nina in den Ort ihrer Kindheit zurück, im Gepäck einen düsteren Plan. Seit damals hat sie Mel nicht mehr gesehen, die damals ihre beste Freundin war, und auch nicht Tobi aus der Nachbarschaft. Seit damals haben sie kein Wort darüber verloren, was mit Domi geschehen ist. Und genau das will Nina jetzt wissen: Was genau ist eigentlich geschehen? Denn sie hat einen schlimmen Verdacht ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Ich mag Spannungsgeschichten, die sich mit menschlichen Abgründen und vor allem auch den Konflikten innerhalb von (ehemaligen) Freundeskreisen beschäftigen. Und natürlich verleitet der Titel zur Neugier: Worüber haben sie geschwiegen?

Wie es mir gefallen hat:

Schon das Cover kommt sehr geheimnisvoll daher. Schrift und Dornen schimmern je nach Lichteinfall in einem Blaugrün. Es wirkt düster, irgendwie auch ein bisschen steril.

Die Handlung wird aus verschiedenen Perspektiven und auf mehreren Zeitebenen erzählt. Man muss also am Ball bleiben und sich ein wenig konzentrieren, um die einzelnen Szenen einordnen zu können. Zu Wort kommen Nina, Tobias und Ninas Vater Gregor, jeweils in der Ich-Perspektive.
Es gibt in diesem Buch keine „Wohlfühlcharaktere", alle haben ihre Geheimnisse, ihre Erinnerungen und ihre Probleme.
Von der ersten Seite an kann man miträtseln: Was glaubt Nina zu wissen? Warum ist sie gerade jetzt zurückgekehrt? Was hat sich in ihrer Familie abgespielt? Wie stehen Tobi und Mel zu ihr und zu dem Thema Domi?
Ich habe es sehr genossen, nach und nach immer mehr zu erfahren, bis sich am Ende ein Gesamtbild gezeigt hat.
Besonders spannend ist, wie die Charaktere umeinander herumtänzeln. Man spürt, wie viel zwischen ihnen schwelt und jederzeit zu einem katastrophalen Brand angefacht werden könnte.

Über einige Konflikte und Handlungsstränge, die im Buch eine Rolle spielen, hätte ich gern noch das eine oder andere Detail mehr erfahren. Einiges wird im Dunkeln gelassen.
Das Ende ist eindeutig ein Abschluss, gleichzeitig bleibt die Zukunft aber offen. Um sie hoffnungsvoll zu sehen, braucht man viel guten Willen - alles in allem gibt es viel Tragik und fast keine Hoffnung.

Das Buch konnte mich fesseln und ich möchte auf jeden Fall mehr von der Autorin lesen.

(Für wen) Lohnt es sich?

Fans von Büchern, in denen die Thriller-Anteile sich auf das Innenleben der Figuren und die Spannungen zwischen ihnen konzentrieren, können hier einen absoluten Glücksgriff machen. Dafür ist es wenig actionlastig oder brutal.
Man könnte sagen, dass das Buch insgesamt eine ziemlich deprimierende Geschichte erzählt und wenig Raum für Lichtblicke lässt. Daher: Wer einen glücklichen Ausgang braucht, wird hier enttäuscht werden.
Übrigens durchaus auch interessant für ein jugendliches Publikum, da die Geschichte in die Teenie-Zeit von Nina und ihren Mitschülern/-innen zurückgeht.

In einem Satz:

„Worüber wir schweigen" ist ein geschickt konzipierter Psychothriller, in dem sich die Spannung zwischen den alles andere als unkomplizierten Charakteren ballt und die Wahrheit sich Puzzleteil für Puzzleteil zusammensetzt.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Ein grausamer Zirkus in einer Welt, der jede Menschenwürde fremd geworden ist

Die Arena: Grausame Spiele
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Worum geht's?

„Wir leiden mit jedem Tod. Es wir niemals leichter, das sollte es auch nicht. Wir werden niemals, niemals gleichgültig werden. Wir werden niemals zulassen, dass sie uns unsere Menschlichkeit ...

Worum geht's?

„Wir leiden mit jedem Tod. Es wir niemals leichter, das sollte es auch nicht. Wir werden niemals, niemals gleichgültig werden. Wir werden niemals zulassen, dass sie uns unsere Menschlichkeit nehmen, weil ihre bereits vor langer Zeit gestorben ist." (S. 177)

Ben ist ein Pure, privilegiert aufgewachsen, der Mustersohn von Vivian Baines, die sich der Vernichtung der Dregs verschrieben hat, dem Abschaum aus den Slums, der es nicht wert ist, am Leben gelassen zu werden.
Als der berühmte Zirkus von Silvio Sabatini in die Stadt kommt, überredet Ben seine Familie, dorthin zu gehen. Und dieser Besuch soll sein ganzes Leben verändern ...

Hoshiko ist Die Katze, die beste Hochseilartistin des Zirkus'. Jeden Abend setzt sie ihr Leben in der Arena aufs Spiel, denn die Dregs, die hier auftreten werden in keiner Weise gesichert. Im Gegenteil: Das Publikum feiert nichts mehr als den Tod der Darsteller.
An diesem Abend will Silvio sie stürzen sehen. Doch er hat nicht damit gerechnet, dass jemand sie auffangen würde ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Teils ist das klassische Panem-Dystopien-Muster ja schon etwas ausgelaugt, aber dieses Buch bringt mit dem Zirkus-Setting noch mal neuen Wind ins Genre. Da ich die Atmosphäre der Artisten-Welt immer gern mag - auch wenn es sich in diesem Fall um einen sehr grausamen Zirkus handelt - wollte ich es gern lesen.

Wie es mir gefallen hat:

Dieses Buch lässt sich sehr schnell lesen und hat mich insgesamt sehr gut unterhalten. Und am Abend des „Spuktakels", der großen Halloween-Vorstellung, ist doch tatsächlich eine echte Spinne quer über die Seite gekrabbelt!
Es ist ein finsterer Weltentwurf, den Hayley Barker hier vorlegt, der Zirkus wirft noch einen zusätzlich düsteren Glanz darauf. Manches ist sehr brutal, vergleichbar mit der Panem-Trilogie. Man muss wirklich um jedes Leben bangen.

Ben und Hoshiko kommen abwechselnd in der Ich-Perspektive zu Wort. Hoshiko ist ein vielschichtiger Charakter, sie trägt viel Wut, aber auch Verzweiflung in sich und tut alles für die Menschen, die sie liebt. Ben erscheint dagegen etwas blass. Sein Widerstand gegen die Normen seiner Kindheit kommt sehr plötzlich (auch wenn es gute Auslöser dafür gibt), verläuft etwas zu glatt und scheint zu einem großen Teil an Hoshikos Person zu hängen. Ben wirkt jünger, als er sein soll, was zum Teil aber auch der Tatsache geschuldet sein mag, dass er überbehütet wurde.

Ich hätte es schöner gefunden, wenn die Liebesgeschichte sich erst in der Fortsetzung entwickelt hätte. Dass Ben und Hoshiko sofort eine besondere Verbindung zueinander spüren, kann man ja noch gelten lassen, aber diese unendliche Liebe nach wenigen Begegnungen und Hoshikos anfänglicher Abneigung ist etwas zu viel. Allerdings befinden die beiden sich natürlich auch in einer Ausnahmesituation und könnten einander sofort wieder verlieren.

Im letzten Teil des Buches fand ich ein paar Dinge nicht ganz glaubwürdig (zum Beispiel, wie auf der Flucht auf Leben und Tod noch genug Zeit ist, um herumzualbern, oder wie Vorkehrungen getroffen werden, um wertvolle Minuten zu gewinnen, die selbst aber viel länger dauern).

Am Ende bin ich ein bisschen unsicher, ob es wohl spannend oder klischeehaft weitergehen wird. Ich brauche den zweiten Band vielleicht nicht jetzt sofort, bin aber grundsätzlich neugierig darauf.

(Für wen) Lohnt es sich?

Alle Fans für Dystopien, die Schreckensszenarien abbilden, was Menschen einander antun können, gleichzeitig aber auch die unauslöschliche Präsenz der Liebe zeigen, sollten sich diesen Auftakt nicht entgehen lassen.
Es besteht allerdings ein recht starker Kontrast zwischen den eher kindlichen Protagonisten und der Brutalität in der Geschichte. Daher würde ich die Reihe erst ab 14 Jahren empfehlen.

In einem Satz:

„Die Arena - Gefährliche Spiele" ist ein temporeicher Auftakt mit einem detailliert erdachten grausamen Zirkus als Hauptschauplatz; nur die Liebesgeschichte vermag nicht ganz zu überzeugen.

Veröffentlicht am 29.09.2019

Tolles Konzept, aber teils etwas zäh zu lesen

Der Zufall, das Schicksal und ich
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Worum geht's?

„(...) Lass es nicht ungenutzt."
„Lass was nicht ungenutzt?", flüsterte sie.
Er sah sie lange an. „Alles, was dich ausmacht."
(S. 290)

Ein Mädchen, zwei verschiedene Lebensverläufe:

Fiona ...

Worum geht's?

„(...) Lass es nicht ungenutzt."
„Lass was nicht ungenutzt?", flüsterte sie.
Er sah sie lange an. „Alles, was dich ausmacht."
(S. 290)

Ein Mädchen, zwei verschiedene Lebensverläufe:

Fiona Doyle hat seit ihrer Kindheit ein zur Hälfte vernarbtes Gesicht. Einer der Hauptgründe dafür, dass sie versucht, möglichst keine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Die Songtexte, mit denen sie ganze Notizbücher füllt, traut sie sich mit niemandem zu teilen. Und ihr Schwarm Trent ist unerreichbar für sie. Als sich eine neue Möglichkeit bietet, sich „instand setzen zu lassen", ist die Entscheidung für oder gegen den Eingriff dennoch alles andere als leicht ...

Fi Doyle ist die beste Lacrosse-Spielerin an ihrer Schule und träumt davon, Teil einer der erfolgreichsten Lacrosse-Collegemannschaften des Landes zu werden. Mit ihrem besten Freund Trent liegen die Dinge gerade etwas kompliziert. Doch dann passiert ein Unfall. Der über Umwege dazu führt, dass sie Marcus King kennenlernt. Und er stellt ihr Leben in jeder Hinsicht auf den Kopf ...

Was mich neugierig gemacht hat:

Mir hat die Idee, die Geschichte desselben Mädchens in zwei unterschiedlichen Varianten zu erzählen, sofort sehr gut gefallen. Ich war gespannt, in welchen Punkten sich die beiden Lebensläufe unterscheiden und ob die Autorin in irgendeiner Weise werten würde, in welcher der Versionen Fiona alias Fi glücklicher ist.

Wie es mir gefallen hat:

Die Geschichte ist ein wenig anders aufgebaut, als ich erwartet hatte. Zum einen gibt es sehr viele Zeitsprünge, sodass man die beiden Versionen der Protagonistin von der Schul- bis in die Collegezeit hinein begleitet. Das ist geschickt gemacht, da so längerfristige Entwicklungen dargestellt werden können. Zum anderen war ich irgendwie davon ausgegangen, Fiona würde sich am Ende für eines der beiden Leben entscheiden müssen. In Wahrheit laufen die beiden Stränge jedoch einfach parallel und erhalten auch jeweils ihr eigenes Ende. Dass die Autorin sie nebeneinanderstehen lässt und somit weder Fiona noch Fi den Vorzug gibt, hat mich positiv überrascht.

Die Abschnitte über Fiona und Fi wechseln sich ab (in 3. Person geschrieben). Die meiste Zeit über konnte ich sie gut voneinander trennen; es gab aber auch Passagen, in denen ich ein wenig durcheinandergekommen bin, weil die Nebencharaktere in beiden Strängen dieselben sind (oder besser gesagt: die gleichen, denn auch ihr Leben ist natürlich mit Fiona oder Fi darin jeweils anders verlaufen). Zu sehen, wie die Rollen von Trent, den King-Brüdern Marcus und Jackson sowie auch Fionas/Fis restlichem Familien- und Freundeskreis durch die unterschiedlichen Ereignisse verschoben wurden, ist faszinierend.

Eine Schwäche des Buches ist, dass leider kaum Emotionen vermittelt werden, obwohl einige der Themen dafür wirklich sehr viel Raum geboten hätten. Zudem gibt es einige Szenen, die einfach sehr banal sind, ausführliche Smalltalk-Dialoge und Ähnliches.
Dass man so viel Alltag von Fiona und Fi mitbekommt, in dem nichts Großartiges passiert, kann zwischenzeitlich für Langeweile sorgen; im Nachhinein finde ich es aber gar nicht so schlecht, weil es auch für eine starke Authenzität sorgt. Zum Konzept des Buches passt das sehr gut, denn es zeigt, dass sowohl Fiona als auch Fi ein ganz gewöhnlicher Mensch ist, wie jede/r der Leser*innen.

Gestört hat mich inhaltlich ein Punkt, den ich zumindest kurz erwähnen möchte, weil ich das für ein Jugendbuch sehr schade finde: Fiona führt eine Zeit lang eine Beziehung, die ihr vollkommen gleichgültig ist, praktisch nur dem Jungen zuliebe. Sie sitzt das einfach aus, verletzt ihn und erklärt sich ihm bis zum Schluss nie. Dieser Konflikt hätte Potenzial gehabt, aber so verhält sie sich einfach unreflektiert.

Die Übersetzung hapert leider stellenweise ein wenig. So ist zum Beispiel einmal von „Dates" die Rede, als im Original die Wortbedeutung „Datum" gemeint gewesen sein muss, oder ein Moment, der besonders romantisch wirken sollte, irritiert eher, weil ein „heißer Sommerhimmel" erwähnt wird.
Die Songtexte von Fiona hätten lieber gar nicht übersetzt werden sollen, da hätte man das Englische der Zielgruppe mit Sicherheit zutrauen können und es hätte einfach besser gepasst.

(Für wen) Lohnt es sich?

Wer Bücher auch dann gern liest, wenn das Erzähltempo eher langsam ist und keine weltbewegenden, dafür aber realistische und alltägliche Dinge passieren, sollte dem Buch eine Chance geben. Die Thematik hat es nämlich in sich.
Allerdings finde ich den Ladenpreis etwas zu hoch angesetzt, 10 € oder maximal 12 € wären angemessener gewesen.

In einem Satz:

Trotz der leider eher zähen Umsetzung, in der die emotionalen Themen ihr Potenzial nicht voll entfalten können, ist „Der Zufall, das Schicksal und ich" ein Buch mit einer großartigen Grundidee, die einen während und nach dem Lesen weiterdenken lässt.