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Veröffentlicht am 25.04.2018

Ein Blick auf das Indien des 19. Jahrhunderts

Das mohnrote Meer
1

Amitav Ghosh ist ein interessanter Geschichtenerzähler über das Indien des 19. Jahrhunderts.
Indien ist besetzt von den Briten, diese tun alles um ihre Macht den Indern gegenüber zu demonstrieren. Sei ...

Amitav Ghosh ist ein interessanter Geschichtenerzähler über das Indien des 19. Jahrhunderts.
Indien ist besetzt von den Briten, diese tun alles um ihre Macht den Indern gegenüber zu demonstrieren. Sei es, dass nur noch Opium angebaut wird und die Bauern davon kaum leben können oder das englische Rechtssystem übernommen wird, was für die Inder und ihr Kastensystem eine Farce bedeutet.

Im laufe des Buches gewährt uns Amitav Ghosh einen Blick auf die verschiedensten Menschen, die in Indien Leben, auch auf die Probleme die Kasten betreffend.
Alle diese Figuren wollen oder müssen aus den verschiedensten Gründen Indien nach Mauritius verlassen.

Am härtesten trifft es einen Inder aus einer der höchsten Kasten, der als Gefangener und ausgestoßener das Land verlassen muss, letztlich nur weil er nicht mit seinem englischen Geschäftspartner kooperiert hat.

Alle treffen auf dem Segelschiff Ibis zusammen. Die Beschreibung des unteren Decks, auf dem die indischen Auswanderer und Gefangenen reisen, nimmt einen mit. Stickige Luft, keine oder nur wenige Öffnungen durch die frische Luft dringt und die "Reisenden" dürfen nur einmal am Tag auf das obere Deck und sich die Beine vertreten.

Auf der Ibis entwickeln sich Freundschaften, eine Paar heiratet sogar unter Deck.
Die Schiffmannschaft die sich für höher gestellte Menschen hält, beobachtet die "Reisenden" natürlich mit Argusaugen und geht scharf gegen vermeintliche Verfehlungen vor. Dies führt soweit, dass die Gefahr einer Meuterei besteht und am Ende einige fliehen, in einem kleinen Beiboot, mitten auf dem indischen Ozean.

Dies ist der erste Band der Ibis Reihe, ohne dies zu wissen habe ich bereits den zweiten Band Der rauchblaue Fluss gelesen. In diesem Band geht es viel mehr um die Umstände in China und den dortigen Opiumhandel, die im ersten Band nur angedeutet werden.
Mein Fazit ist, Amitav Ghosh ist wieder ein sehr lesenswertes Buch gelungen über die Geschichte des Landes, in dem er geboren wurde.

Veröffentlicht am 15.04.2018

Die Geister von London

Memory. Stadt der Träume
1

Jude, wird als ein mausgrauer Junge beschrieben, der seine Mutter nie kennen gelernt hat und sich auch nicht sehr gut mit seinen Vater versteht. Dieser erzählt ihm auch nie etwas über seine Mutter, nur ...

Jude, wird als ein mausgrauer Junge beschrieben, der seine Mutter nie kennen gelernt hat und sich auch nicht sehr gut mit seinen Vater versteht. Dieser erzählt ihm auch nie etwas über seine Mutter, nur soviel, Jude lag eines Tages in einer Tasche vor der Tür, mit einem Zettel darin, dass Jude sein Sohn ist und er sich um ihn kümmern muss und er wisse warum.
Jude langweilt sich in der Schule und hat auch kein großes Interesse am Unterricht, die Lehrer verstehen ihn auch nicht wirklich.

Interessant sind Jude's Freunde, die Geister vom Highgate Friedhof. Warum er Geister sehen kann, weiß Jude nicht, nachdem er sich daran gewöhnt hat, schleicht er sich immer wieder gerne auf den Friedhof.
Auf dem Weg zu einer Party, die der Geist von Quentin Gaskill gibt, entdeckt Jude ein Mädchen, das irgendetwas anders ist, merkt er sofort.
Sie scheint auch ein Geist zu sein aber dennoch kein richtiger, viel eher wie ein "Zwischending", sie kann sich an nichts erinnern, auch an ihren Namen nicht.
Jude nimmt sie mit zur Party, dort erhofft er Hilfe von Gaskill und der Füchsin.

Das Mädchen, welches erstmal Story genannt wird, und Jude machen sich nun auf die Suche nach dem Geheimnis. Es ist klar, dass Story noch nicht tot ist, der Geist sich dennoch vom Körper gelöst hat, diesem müssen sie nun finden bevor es zu spät ist.

Ab hier führt, Christoph Marzi den Leser näher in die Welt der Geister, die glorreichen Sieben und deren Geschichten ein. (Die glorreichen Sieben sind die größten Friedhöfe Londons.)

Den Atem habe ich angehalten, als Story und Jude zum Abney Park Friedhof gehen um mit Lady Lovlace, die den Ruf eines Orakels hat, zu sprechen. Der Friedhof ist leer, keine Geister, auch keine Lady Lovelace. Es tauchen Gesichtslose Männer auf und Jude und Story müssen hilflos mit ansehen, was diese Männer grausames anrichten. Die Verfolgungsjagd mit den Gesichtslosen Männern, sowie auch mit den Steinengeln, auf dem Friedhof, ist sehr spannend geschrieben, ich war beim lesen dieser Seiten angespannt und habe gehofft, dass die beiden sich retten können.

Mein Fazit, auch hier versteht es Christoph Marzi, den Leser in eine Geschichte abtauchen zulassen, aber auch mit fiebern zulassen. Er lenkt in seinen Büchern den Blick auf die eher unscheinbaren Menschen, in denen aber sehr viel Besonderes steckt!

Veröffentlicht am 14.04.2018

Der leere Himmel über London

Heaven - Stadt der Feen
1

Ich lese die Bücher von Christoph Marzi wahnsinnig gerne, auch dieses hat mich nicht enttäuscht.

Es geht um David, der aus der unerträglichen Enge seines Elternhauses, nach London abgehauen ist. Er hat ...

Ich lese die Bücher von Christoph Marzi wahnsinnig gerne, auch dieses hat mich nicht enttäuscht.

Es geht um David, der aus der unerträglichen Enge seines Elternhauses, nach London abgehauen ist. Er hat nach einigen Umwegen, eine Unterkunft und einen Job bei einer Buchhändlerin gefunden, für die er auch Auslieferungen erledigt. Für diese Wege benutzt er sehr ungern die U-Bahn, da ihn diese an die Enge zu Hause erinnert, er läuft lieber über die Dächer Londons. Dieses London ist aber anders, der Stadt fehlt ein Teil des Nachthimmels, es sind keine Sterne oder ähnliches zu sehen und keiner weiß warum dies geschehen ist.

Auf einer seiner Touren über die Dächer, läuft David regelrecht in ein Mädchen hinein, sie erzählt ihm eine unglaubliche Geschichte.
Heaven, so heißt das Mädchen, wurde das Herz gestohlen, von zwei zwielichtigen Gestalten, sie kann es sich selbst nicht erklären, aber sie konnte aufstehen und wegrennen. Sie bittet David um Hilfe, er kann nicht Nein sagen und nimmt sich ihrer an, obwohl er Anfangs die Geschichte mit dem Herzen sehr unglaubwürdig findet. Das aber etwas mit ihr nicht stimmt fällt auch David nach kurzer Zeit auf, da sie immer eiskalt ist, als hätte sie keine Körperwärme mehr in sich, außerdem hält sie es nicht sehr lange in warmen Räumen aus, was schon merkwürdig ist.

Die beiden gehen dem Ganzen auf dem Grund und versuchen herauszufinden was mit Heaven los ist und wer die zwei Gestalten waren, die ihr das Herz gestohlen haben und Heaven und David weiterhin verfolgen. Sie stoßen auf viele unheimliche Geschichten und Geheimnisse, auch Heavens Mutter betreffend, die Heaven nie kennen lernen konnte. Sie bekommen Hilfe von einem Geist auf dem Highgate Friedhof, erhoffen sie aber auch Hilfe von Heavens Vormund, der eigentlich eine Komet ist, dieser aber die Situation in der Heaven steckt, sowie für den leeren Himmel verantwortlich scheint.

Dieses Buch, ist ein ganz typischer Marzi, er besitzt die Gabe, neben der eigentlichen Geschichte noch viele kleine spannende einzuflechten, ohne abzulenken oder abzuschweifen. In seine Romane tauche ich immer wieder gerne ab, sie bedeuten aber auch, dass eine enorme Suchtgefahr besteht...

Veröffentlicht am 10.04.2018

Wie Kinsey die Welt sah

Dr. Sex
1

Ich bin vor einiger Zeit auf T.C. Boyle gestoßen und wurde bisher nicht enttäuscht. Diesmal hat er sich an Professor Kinsey gewagt, der die Amerikaner quasi über ihr eigenes Sexleben aufgeklärt hat. Er ...

Ich bin vor einiger Zeit auf T.C. Boyle gestoßen und wurde bisher nicht enttäuscht. Diesmal hat er sich an Professor Kinsey gewagt, der die Amerikaner quasi über ihr eigenes Sexleben aufgeklärt hat. Er hat mit seinen Mitarbeitern Tausende Menschen befragt, zum Thema erste sexuelle Erfahrungen, Masturbation usw. usw. daraus sind später Bücher entstanden.

In diesem Buch erleben wir diese Zeit, aus der Sicht eines Studenten und später engsten Mitarbeiter von Kinsey, John Milk, dieser ist aber frei erfunden.

Das Amerika in der 30igern, 40igern und 50igern, war sehr verklemmt nach außen, dafür steht Anfangs auch John in meinen Augen. Letztlich wünscht er sich mehr, aber es gibt zu dem Zeitpunkt kaum Möglichkeiten sich auszuleben. John scheint Kinsey aufgefallen zu sein und dieser bittet ihn für ihn zuarbeiten, aus kleineren Hilfstätigkeiten wird immer mehr und irgendwann ist er der erste wissenschaftliche Mitarbeiter von Professor Kinsey. Dieser war, was seine Wissenschaft, die Sexualforschung, betrifft sehr penibel und es musste ganz genau so gearbeitet werden wie er es wollte ohne jegliche Abweichung.

Letztlich hat John auch körperlichen Kontakt zu Kinsey und seiner Frau, der Professor vertritt die Meinung, das Wissenschaftsteam kann unmöglich selbst verklemmt sein. Dies wird für Johns spätere Frau Iris, zu einem Problem. Die beiden haben es miteinander recht schwer, da es immer Eifersüchteleien zwischen den beiden gibt, richtig schlimm wird es, als Iris sich in einen Kollegen von John verliebt, dass duldet auch Kinsey nicht und mischt sich massiv in das Leben von John und Iris ein.

Ich kannte die Geschichte von Professor Kinsey bisher nur aus der Verfilmung von 2004 mit Liam Neeson, dadurch war mir das Thema nicht unbekannt.
Die Geschichte ist leider etwas durcheinander erzählt, es wird oft vorgegriffen, um dann wieder in der Geschichte weiterzuerzählen. Das fand ich etwas anstrengend, muss ich zugeben. Dennoch habe ich das Buch gerne gelesen und es bestärkt mich auch weiterhin T.C. Boyle lesen zu wollen.

Veröffentlicht am 01.04.2018

Steam Punk und Queen Victoria

Affinity Bridge
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Ein Detektivroman im viktorianischen England. Sir Maurice, ein Agent der Königen und seine Assistentin untersuchen den Absturz eines Luftschiffes und einen Serienmord im Armenviertel Whitechapel. In diesem ...

Ein Detektivroman im viktorianischen England. Sir Maurice, ein Agent der Königen und seine Assistentin untersuchen den Absturz eines Luftschiffes und einen Serienmord im Armenviertel Whitechapel. In diesem auch Wiedergänger ihr Unwesen treiben, geschützt vom typischen Londoner Nebel.

Bei ihren Nachforschungen stoßen Sir Maurice und Veronica auf das moderne Zeitalter, sie finden heraus, das die Firma, dessen Luftschiffabsturz sie untersuchen, diese von Automaten lenken lassen. Diese Automaten werden auch in anderen Bereichen eingesetzt und scheinen Probleme zumachen.
Sir Maurice und Veronica überlegen inwieweit die Morde in Whitchapel, mit den Automaten zusammenhängen, natürlich finden die beiden die Lösung.

Mein Fazit, dies ein kurzweiliger, aber spannender Roman. Etwas überzogen fand ich, dass Sir Maurice mehrfach in Kämpfe verwickelt wird und schwer verletzt wird und dennoch alle Kämpfe irgendwie gewinnt, aber es ist schließlich ein Roman.
Ich bin gespannt auf die anderen beiden Bände.

Ich habe dieses Buch übrigens in der Paperback Ausgabe gelesen und nicht als EBook, aber eine andere Ausgabe, war bei der Lesejury nicht zu finden ; )