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Veröffentlicht am 03.04.2022

Eine Anleitung zum Aktivismus

Du kannst etwas verändern!
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In ihrem Buch „Du kannst etwas verändern!“ zeigt die Autorin Amika George anhand ihrer eigenen Kampagne #FreePeriods wie ein gewaltfreier und erfolgreicher Protest aussehen kann. Dabei widmet sie sich ...

In ihrem Buch „Du kannst etwas verändern!“ zeigt die Autorin Amika George anhand ihrer eigenen Kampagne #FreePeriods wie ein gewaltfreier und erfolgreicher Protest aussehen kann. Dabei widmet sie sich unteranderem Fragen, nach dem Schreiben von Petitionen, der Suche von Unterstützerinnen, dem Organisieren von Demonstrationen, aber auch wie es als Aktivistin gelingt Grenzen zu ziehen und sich selbst zu schützen. Die Autorin teilt ihr mühsam erarbeitetes Wissen, das auf ihren eigenen Erfahrungen beruht und lässt auch andere erfolgreiche Aktivistinnen zu Wort, kommen, die ihre Geschichten teilen und ihre Expertise und hilfreiche Tipps weitergeben. Im ganzen, gut strukturierten, Buch wird gegendert und stets eine intersektionale Perspektive eingenommen, wobei Amika George auch ihren eigenen Aktivismus reflektiert und auf die fehlende Intersektionalität und Inklusivität zu Beginn ihrer Kampagne hinweist. Doch dies ist etwas, was mich an dem Buch so begeistern konnte: wir lernen von den Fehlern der Autorin und werden dazu angehalten, unseren eigenen Aktivismus antirassistisch, intersektional und inklusiv zu gestalten. Durch die zahlreichen Aktivistinnen, die vielfältige Perspektiven und Erfahrungen einbringen, habe ich zahlreiche inspirierende Persönlichkeiten und spannende Kampagnen kennengelernt. Da das Buch sich in erster Linie auf Strukturen in Großbritannien bezieht, lässt sich natürlich nicht alles auf Deutschland übertragen, doch durch etwas Recherche stößt mensch schnell auf die zuständigen Stellen in Deutschland.

Ich habe größten Respekt vor Amika George und dem, was sie in so jungen Jahren erreicht hat. Für mich ist sie auf jeden Fall ein Vorbild, von dem und aus deren Buch ich viel lernen konnte, gerade für meinen eigenen Aktivismus und wie dieser in Zukunft vielleicht aussehen könnte. Wenn ihr selber aktivistisch unterwegs seid oder es gerne sein würdet, kann ich euch das Buch auf jeden Fall empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Selbstreflektion und Weiterentwicklung

Antirassistisch handeln.
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„Es reicht nicht aus, kein Rassist zu sein, wir müssen Antirassisten sein.“

Nach seinem erfolgreichen Buch „How to be antiracist“, vertieft Ibram X. Kendi das Thema mit einem Arbeitsbuch, das demder Leserin ...

„Es reicht nicht aus, kein Rassist zu sein, wir müssen Antirassisten sein.“

Nach seinem erfolgreichen Buch „How to be antiracist“, vertieft Ibram X. Kendi das Thema mit einem Arbeitsbuch, das demder Leserin ermöglicht, sich tiefgreifend, mit dem eigenen (Anti)Rassismus auseinanderzusetzen.

Dies geschieht anhand von Fragen und Aufgaben, die dazu animieren selbst zu reflektieren, über das eigene Handeln nachzudenken und sich weiter zu entwickeln. Stets bleibt genügend Platz, um auch einmal ausführlicher zu antworten und sich aus unterschiedlichen Perspektiven mit einer Frage zu beschäftigen. Das ganze Buch enthält einen intersektionalen Ansatz und behandelt auch unter anderem Feminismus, Klassismus, Homophobie und Transphobie, sodass mensch sich auch mit den Überschneidungen unterschiedlicher Diskriminierungsformen beschäftigt und erkennt, wie sehr diese dazu führen, dass bereits marginalisierte Gruppen unter noch mehr Diskriminierung leiden.

Auch wenn ich schon einige Bücher gelesen habe, die sich mit (Anti)Rassismus beschäftigen, ist es mir dennoch nicht gelungen, alle Fragen zu beantworten, was mehrere Gründe hatte: zum einen setzt der Autor ein relativ hohes Vorwissen voraus, was sicherlich nicht alle besitzen, sodass ich mir etwas mehr Input an einigen Stellen gewünscht hätte. Des weiteren wird sehr schnell deutlich, dass das Buch für den us-amerikanischen Raum geschrieben wurde. Immer wieder hat mir einfach das nötige Wissen über Verhältnisse oder bestimmte Erfahrungen gefehlt. Ein ausführlicheres Glossar, weiterführende Texte, Bücher und Links wären hier sicherlich sinnvoll gewesen.

Wenn das Vorwissen vorhanden ist, stellt das Buch aber auf jeden Fall eine Bereicherung dar, die dazu beiträgt, sich mit seinen eigenen Vorurteilen und Rassismen auseinander zu setzen und eine antirassistische Haltung zu entwickeln. Beendet habe ich das Buch noch nicht, da es mir unterschiedlich schwer fällt, die Fragen zu beantworten und ich mir genug Zeit lassen will, über die Dinge ausreichend zu reflektieren und zu lernen, denn lernen muss ich sicherlich noch viel. Es ist ein Prozess. Ein Prozess, den jede*r gehen sollte.

Als Einstieg sind dennoch wohl eher „Exit racism“ von Tupoka Ogette oder „Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten“ zu empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Ein überragendes Debüt

Milch Blut Hitze
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„Ich habe das Gefühl, ich ertrinke, und weit und breit war kein Wasser in Sicht“ – S. 12

11 Porträts von Menschen aus der untersten Gesellschaftsschicht von Florida. 11 Kurzgeschichten die von Schmerz, ...

„Ich habe das Gefühl, ich ertrinke, und weit und breit war kein Wasser in Sicht“ – S. 12

11 Porträts von Menschen aus der untersten Gesellschaftsschicht von Florida. 11 Kurzgeschichten die von Schmerz, Ängsten, Schamgefühl, dem Mädchen- und Frausein, Mutterschaft, Körper, Rassismus, Liebe und Verlust handeln. Da sind Kiera und Ava, zwei beste Freundinnen. Da ist Rayna, die ihr Kind verloren hat. Das ist Fred, dessen Frau eine Krebserkrankung hatte.

Die Autorin findet elegante, tiefe Worte, die mich teilweise schon nach den ersten Seiten zu Tränen gerührt haben. Ihr gelingt es die harte Realität auf einer Ebene darzustellen, die über simple Beschreibungen der Handlung und Gefühle weit hinaus geht.

Die Geschichten gehen nah, schockieren in ihrer Schonungslosigkeit, erschienen mir teilweise surreal, absurd und dennoch konnte ich vieles nachempfinden und war beeindruckt, wie die Autorin gesellschaftliche Normen in ihren Geschichten verarbeitet hat. Auch wenn mein Leben kaum etwas mit dem der Protagonist*innen gemein hat, gelang es der Autorin doch, mich mit ihnen fühlen zu lassen, ihren Schmerz, ihre Hoffnungen und ihre Ängste zu verstehen. Mit manchen Geschichten konnte ich mehr mit manchen weniger anfangen, doch aus den meisten habe ich mir etwas mitgenommen und so schnell werde ich die 11 Kurzgeschichten, die 11 Leben, in die ich einen Einblick erhalten habe, nicht vergessen.

Ein gelungenes Debüt, das zum Nachdenken anregt, zart aber stetig den Finger in die Wunden legt, nachbohrt und berührt.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Leider eine Enttäuschung

Der Herzgräber
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Nach dem Selbstmord ihrer Mutter findet Heather Briefe, die ihre Mutter von einem verurteilten Serienmörder erhalten hat. Zur gleichen Zeit ereignen sich weitere Morde. Ganz nach dem Muster des seit vielen ...

Nach dem Selbstmord ihrer Mutter findet Heather Briefe, die ihre Mutter von einem verurteilten Serienmörder erhalten hat. Zur gleichen Zeit ereignen sich weitere Morde. Ganz nach dem Muster des seit vielen Jahres im Gefängnis sitzenden Mörders. Heather spricht mit ihm, um mehr über ihre Mutter, die sie nicht richtig zu kennen schien, heraus zu finden. Dabei gerät sie immer mehr in das Visier des Mörders.

Das Buch besitzt einen anderen Aufbau, als typische Thriller, da wir die gesamte geschichtet aus Perspektive einer Journalistin erleben und immer mal wieder, nur ganz neben bei, Informationen über die Ermittlungen der Polizei erhalten. Durch Rückblenden erhält man Einblicke in die Kindheit und Jugend des Serienmörders, die einem zeigen, warum er so geworden ist, wie er ist. Weitere Kapitel aus Sichten anderer Personen, Opfer oder Finder von weiteren Opfern, sollen die Geschichte vorantreiben. Auch wenn zu Beginn der jeweiligen Kapitel noch im Dunklen lag, auf welche Weise sie mit der Geschichte verknüpft sind, so war dies doch sehr schnell offensichtlich. So wie eigentlich alles an diesem Buch.

Heather, Journalistin und Hauptprotagonistin, wittert hinter jeden Ungereimtheit eine große Story und zögert auch nicht, sich selber in Gefahr zu bringen, anstatt Hilfe zu holen. Sie ist teilweise sehr bedrängend und unhöflich im Umgang mit anderen Leuten, von den sie Informationen will. Zurückhaltung scheint ein Fremdwort für sie zu sein. All das sind Eigenschaften, die sie zu einer unsympathischen Protagonistin machen, was an sich nichts schlimmes ist, denn wie oft, habe ich schon Krimis gelesen, in denen der Ermittler ebenfalls genau das war? Es hat der Geschichte nicht geschadet. Was mich aber gestört hat, war ihr absolut unlogisches Handeln, wo ich an vielen Stellen einfach nur meinen Kopf schütteln konnte. Sie handelt ungestüm, nicht nachvollziehbar und auch wenn sie eine Journalistin ist, gelingt es ihr einfach nicht, richtige Fragen zu stellen und irgendwie wirklich voran zu kommen. Eher wird sie einfach hin und her geworfen, stolpert voran, um mitten in ihr Unheil hinein.

Der Schreibstil war sehr angenehm zu lesen und lässt einen in die Geschichte eintauchen. Einzelne Szenen haben mich wirklich mit gerissen. Düsternis, das Gefühl einer akuten Bedrohung und die Ahnung „jetzt passiert gleich etwas schlimmes“. Ich musste wirklich teilweise den Atem anhalten. Doch diese Augenblicke waren sehr selten und kamen wirklich nur vereinzelt vor. Ansonsten war absolut alles offensichtlich. Ich wurde an keiner Stelle wirklich überrascht, wie ich es mir von einem guten Thriller wünschen würde. Stattdessen dachte ich mir bei jeder Offenbarung, „das war ja mal sowas von klar“. Das Motiv war ganz spannend, doch leider bleiben auch hier, wie so oft in diesem Buch Unklarheiten zurück. Vieles ist nicht logisch, passt nicht zusammen und es gibt Ungereimtheiten.

Die Idee hätte so viel Potenzial gehabt, was leider einfach nicht genutzt wurde. Vielleicht sollte die Autorin bei Fantasy bleiben.

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Veröffentlicht am 03.04.2022

Hexenschwestern und ein Auftrag

EVENTORRA - Das schwarze Herz der Liebe (Band 1)
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4 Schwestern. Hexen. Jede mit einer anderen Gabe. Ein Auftrag: die Ermordung des Kronprinzen, um die Bluthochzeit mit der Prinzessin aus dem Finsteren Tal zu verhindern, die vollständige Dunkelheit über ...

4 Schwestern. Hexen. Jede mit einer anderen Gabe. Ein Auftrag: die Ermordung des Kronprinzen, um die Bluthochzeit mit der Prinzessin aus dem Finsteren Tal zu verhindern, die vollständige Dunkelheit über Eventorra bringen würde. Dieser Auftrag stellt die Schwestern vor große Herausforderungen, denn es schwellen nicht nur Konflikte unter ihnen, sondern der Kronprinz stellt sich dazu noch als überaus charmant heraus. Immer mehr geraten die Schwestern in einen Konflikt mit Mächten außerhalb ihrer Welt.

Als jüngste der vier Schwestern ist Violetta das Nesthäkchen der Familie und hat gerade zu ihrer älteren Schwester Nora eine tiefe Verbindung. Mit ihrer Gabe, durch die sie erkennen kann, wessen Herz gut und böse ist, besitzt sie die schwächste Gabe unter ihren Schwestern. Violetta ist sehr aufbrausend und hält mit ihrer Meinung nicht hinter dem Berg. Für ihre sechzehn Jahre ist sie sehr taff, teilweise aber auch naiv und handelt überstürzt ohne Nachzudenken, was mich an manchen Stellen zwar genervt hat, da sich die ein oder andere brenzlige Situation vermeiden hätte lassen können, aber angesichts ihren jungen Alters, ist dieser Charakterzug authentisch.

Nora besitzt die Kraft in den Träumen anderer zu wandeln, beherrscht diese Magie jedoch nicht so recht. Das hält sich aber nicht davon ab, immer wieder selbstlos und mutig zu handeln und alles für ihre Schwestern, trotz der Differenzen zu tun. Bei ihr spürt man die tiefe Liebe, die sie für ihre Schwestern empfindet und sie gehört zu einem meiner liebsten Charaktere in dem Buch.

Das ganze Buch ist abwechselnd aus der Sicht von Nora und Violetta geschrieben, sodass man diese besonders gut kennenlernt und durch ihre Augen die Geschichte erlebt. An sich mochte ich den Schreibstil recht gern. Er lässt sich flüssig lesen und lässt in die Welt eintauchen, doch immer wieder gab es Rechtschreibfehler und komische Formulierungen, die sich einfach nicht schön haben lesen lassen, wofür ich aber unteranderem das Lektorat, gerade bei den Rechtschreibfehlern, mit verantwortlich machen würde.

Die Handlung ist von Beginn an durchgehend spannend. Weder den Leserinnen noch den Charakteren wurde wirklich eine Pause und Erholung gegeben, was dazu führt, dass das Buch einen hohen Suchtfaktor besitzt, aber manchmal die neuen Infos auch überhand nahmen und ich mich wie erschlagen gefühlt habe. Gerade die Einführung in die High Fantasy Welt war mir an manchen stellen zu viel und verwirrend, wodurch es schwer war, all die Informationen zu verarbeiten. Hier hätte ich mir gewünscht, dass man sie mehr Häppchenweise erhält. Die gesamte Handlung und das Worldbuilding hat mir sehr gut gefallen. Beides war gut durchdacht und lässt noch einen großen Spielraum für die folgenden Bände. Die Leserinnen bekommen Spannung, Magie, Liebe, Freundschaft und Kämpfe, also alles was eigentlich ein Fantasyherz begehrt. Doch für mich hat es leider an der Umsetzung gehapert. Auch wenn die Welt durchdacht ist, fiel es mir doch schwer, die einzelnen Orte vorzustellen. Gefühle hat die Autorin zwar grundsätzlich gut beschrieben, doch diese haben mich leider nicht wirklich erreicht, sodass ich nie richtig mit den Charakteren mitfühlen konnte, was gerade bei den Liebesbeziehungen mir jeden Spaß an der Lektüre genommen hat. Auch der große Plotttwist am Ende konnte mich nicht überraschen, da er meiner Meinung nach zu offensichtlich war und kaum falsche Fährten im vorhinein gelegt wurden.

„Eventorra“ stellt ein Buch mit einer interessanten und durchdachte Fantasywelt dar, dass mich handlungstechnisch abholen konnte, jedoch nicht auf emotionaler Ebene.

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