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Veröffentlicht am 02.09.2022

Ein neues Geistesrleben

Ghost No Girl!
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Tw. JKR

„Ghost no Girl!“ beginnt mit einer Beerdigung. Der Beerdigung der Hauptprotagonistin, die gestorben ist und nun ihre Trauerfeier als Geist miterlebt.

Dieser Einstieg in die Geschichte war für ...

Tw. JKR

„Ghost no Girl!“ beginnt mit einer Beerdigung. Der Beerdigung der Hauptprotagonistin, die gestorben ist und nun ihre Trauerfeier als Geist miterlebt.

Dieser Einstieg in die Geschichte war für mich etwas völlig neues. Spritzig und erfrischend, sodass es einfach Spaß macht in dieses neue „Leben“ der Hauptprotagonistin Allie einzutauchen, die sich für ihre Beerdigung so einiges überlegt hat.

Der Humor in der Geschichte war richtig gut, makaber und teilweise absurd, aber hat die Geschichte so einzigartig gemacht.

Allie ist eine recht impulsive Protagonistin, die schnell eifersüchtig wird und manchmal übertreibt, dennoch war sie, genauso wie ihr bester Freund Jake, der immer versucht richtig zu handeln, nicht unsympathisch.

Die Handlung schreitet schnell voran, was angesichts der knapp 200 Seiten auch nicht unbedingt überraschend war. Dadurch ist die Geschichte aber auch zu keinem Zeitpunkt langweilig und es gibt einige süße und interessante Entwicklungen, die mir wirklich gefallen haben.

Dennoch konnte das Buch mich nicht zu 100% packen, wobei ich aber leider nicht genau sagen kann, woran es genau lag, da ich die Idee durchaus mochte. Wahrscheinlich hätte ich mir gewünscht, dass auf manche Dinge mehr eingegangen wird, doch da es noch einen weiteren Band gibt ist es ja auch logisch, dass einige Fragen offengeblieben sind.

Desweiteren komme ich nicht darum zwei weitere Punkte zu kritisieren und das ist die wiederholte Verwendung verschiedener ableistischer Begriffe und ein Harry Potter Zitat. Letzteres hat bei mir aufgrund der queeren Charaktere in der Geschichte ein sehr unwohles Gefühl hervorgerufen, angesichts der offenen Transfeindlichkeit der Autorin.

Alles im allen konnte mich der Humor vollständig abholen, während ich vom Rest nicht so überzeugt war, wie es mir vielleicht gewünscht hätte.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Ein weiterer gelungener Band der Inspector Lynley-Reihe

Was im Verborgenen ruht
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„Was im Verborgenen ruht“, Band 21 der Inspector Lynley-Reihe, beginnt ganz Elizabeth George like: die ersten 150 Seiten hatte ich überhaupt keine Ahnung, was gerade passiert. Die Autorin wartet mit einer ...

„Was im Verborgenen ruht“, Band 21 der Inspector Lynley-Reihe, beginnt ganz Elizabeth George like: die ersten 150 Seiten hatte ich überhaupt keine Ahnung, was gerade passiert. Die Autorin wartet mit einer Vielzahl unterschiedlicher Perspektiven auf, die in keinem Zusammenhang zu stehen scheinen: eine nigerianische Familie, ein Polizist, der seine Frau betrügt, die sich um ihre behinderte Tochter kümmert und und und. Nur von einem fehlt jede Spur: Inspector Lynley.

Nach und nach beginnt Elizabeth George die Fäden zu entwirren, einzelne Verbindungen aufzuzeigen, wobei ein immer weitreichenderes Netz aus Zusammenhängen deutlich wird. Die Ermittlungen nehmen an Fahrt auf und es kristallisiert sich heraus, in welche Richtung die Geschichte gehen wird und welchen Themen sich die Autorin angenommen hat.

Mit diesem Themen ist es Elizabeth George gelungen mich direkt anzusprechen: Rassismus, Wut, Privilegien von Weißen, Genitalverstümmelung und der Einfluss von Politik und Presse auf Polizeiarbeit lässt sie geschickt in die Ermittlungsarbeiten von Inspector Lynley und Sergeant Barbara Havers einfließen.

Es folgen Wendungen und Erkenntnisse, die ich niemals vorhergesehen hätte und die Komplexität der Geschichte war für mich ein Highlight meiner Lektüre.

Der Schreibstil ist sehr ausführlich beschreibend und macht jeden Charakter, auch belanglose Nebencharaktere, in zahlreichen Facetten greifbar.

Während es Lesens wird sehr schnell deutlich, dass Elizabeth Georg viel Recherche in ihre Themen gesteckt hat, vorallem wenn es um die Darstellung der nigerianischen Familie, für dies es anscheinend auch ein Sensitivity reading gab, und weibliche Genitalverstümmelung (FGM) geht.

Der erste Band der Reihe erschien bereits 1988 und bei diesem Buch habe ich erstmals so richtig realisiert, welche Entwicklung die Autorin bezüglich Diversität gemacht hat.

Jedoch wird trotz der Recherche eine eurozentrische Sichtweise in dem Buch deutlich, wenn zb. verallgemeinert von einem „afrikanischen Akzent“ gesprochen wird, wobei ich jedoch nicht weiß, ob die Autorin diese Worte beabsichtigt einem Charakter zugeschrieben hat, um dessen Sichtweise darzustellen, oder ob es ihre eigene eurozentrische Perspektive ist, die sich dort wiederspiegelt. Da jedoch Rassismus grundsätzlich in dem Buch reflektiert wird und weiße Privilegien den Charakteren auch gespiegelt werden, hoffe ich auf ersteres. Leider fallen auch immer wieder ableistische Begrifflichkeiten.

Dennoch: i appreciate the effort :D

Auch der neuste Band der „Inspector Lynley“ Reihe überzeugt, auch wenn gerade zu Beginn ein langer Atem gefordert ist, mit Komplexität, Spannung, interessanten Charakterentwicklungen und Vermittlung von Wissen über FGM, ohne zu pauschalisieren.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Drachen, eine queere Liebesgeschichte, Magie und Artefakte

Kupferblut
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Drachen, eine queere Liebesgeschichte, Magie und Artefakte. All das hält der Auftakt der neuen Trilogie „Kupferblut“ von Lea Diamandis bereit.

Soleya, aus deren Sicht die Geschichte verfasst ist, ist ...

Drachen, eine queere Liebesgeschichte, Magie und Artefakte. All das hält der Auftakt der neuen Trilogie „Kupferblut“ von Lea Diamandis bereit.

Soleya, aus deren Sicht die Geschichte verfasst ist, ist eine neugierige und respektvolle Protagonistin, die zu Anfang noch sehr naiv durch die Welt stolpert, aber sich im Laufe der Geschichte an die neuen Lebensumstände anpasst, selbstbewusster wird und anfängt ihr eigenes Ding durchzuziehen.

Aiyana war von ihrem ersten Auftreten an ein Charakter, den ich sehr mochte. Sie ist entschlossen, realistisch, eine kleine Rebellin und hat ihren eigenen Kopf.

Der bildhafte Schreibstil von Lea hat es mir leicht gemacht, mir die Fantasywelt vorzustellen. Die Gold, Sonnen und Sternenvergleiche habe ich wie alle anderen Vergleiche, die die Autorin gezogen hat, sehr geliebt, da sie sich einfach perfekt in die Welt eingefügt haben. Die Beschreibungen der Welt beziehen sich sehr stark auf die emotionale Wahrnehmung der Protagonistin. Sie sind poetisch, und eindrucksvoll. Manchmal hat mir das aber schwer gemacht, bestimmte Entwicklungen oder Ereignisse direkt zu erfassen und ich musste die ein oder andere Stelle mehrmals lesen, was den Lesefluss gehemmt hat. Desweiteren gab es die ein oder andere Formulierung und Beschreibung, die sich mehrmals wiederholt hat, worüber ich dann nach einiger Zeit, wie über vereinzelte ableistische Begriffe, gestolpert bin. Positiv aufgefallen dagegen ist mir die Verwendung von Neopronomen, wobei es mich auch nicht gestört hat, dass dies nicht genauer erläutert wurde. Dadurch wurde die Gleichwertigkeit zu anderen Pronomen erzeugt und die Autorin hat genau das erreicht, was sie schaffen wollte: ein gleichberechtigtes Miteinander unabhängig von Geschlecht oder Sexualität.

Lea Diamandis hat ein durchdachtes und überzeugendes Worldbuilding geliefert, mit einer recht schnell voranschreitenden Handlung, ohne das diese gehetzt wirkt, sodass es durchgängig spannend war und es mir Spaß gemacht hat, in die Geschichte einzutauchen. Die Drachen, die Legenden und die Geschichte des Landes waren super ausgearbeitet, kreativ und bieten viel Potential für weitere Erzählungen.

Direkt zu Beginn des Buches gab es ein kleines Infodumpig, wo ich mir gewünscht hätte, dass die Informationen mehr über die Kapitel verteilt werden. Dass die Geschichte sehr schnell erzählt wird, habe ich bereits erwähnt und hat mich grundsätzlich auch nicht gestört, doch meistert Soleya aus meiner Sicht ihre Kräfte ZU schnell, ohne das dies richtig erklärt wird.

Einen Plottwist fand ich sehr vorhersehbar, während ich die Entscheidung, die Soleya am Ende trifft, gar nicht erwartet hätte. Die Handlung hat also sehr ambivalente Gefühle bei mir ausgelöst. Jetzt bin ich umso gespannter, wie sie sich im folgenden Band entwickelt und welche Motive hinter dem Handeln anderer Charaktere stecken.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

(Not so) amazing Grace- aber eine amazing Story

(Not So) Amazing Grace
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Leben im Internat irgendwo in der Pampa, Crush auf einen Lehrer und eine sehr miesepetrige Protagonistin. So beginnt „(Not so) amazing Grace“. Grace ist ein bisschen komisch und keine typische Protagonistin. ...

Leben im Internat irgendwo in der Pampa, Crush auf einen Lehrer und eine sehr miesepetrige Protagonistin. So beginnt „(Not so) amazing Grace“. Grace ist ein bisschen komisch und keine typische Protagonistin. Sie ist sehr melodramatisch, scheint grundsätzlich schlechte Laune zu haben, steigert sich leicht in Dinge rein, besitzt wenig Taktgefühl, verhält sich oft unfair und ist sehr ehrlich. Gleichzeitig ist sie jedoch einsam und kämpft mit Ängsten und Selbstzweifeln.

Dann taucht der neue Schüler Wade auf. Wade der kleine Held, der freundlich ist, hilfsbereit, aber auch rastlos und zappelig. Die Freundschaft zwischen den beiden ist einfach das perfekte Match. Selbstbewusst und schlagfertig kann Wade mit ihren Launen und Beleidigungen umgehen, hat aber auch einfach die gleiche Energy wenn es darum geht absurde Gespräche zu führen.

Doch die romantischen Gefühle lassen nicht lange auf sich warten…

Über viele Kapitel ist es mir schwergefallen zu erahnen, in welche Richtung die Geschichte gehen würde. Ich konnte zwar keinen roten Faden erahnen, aber dennoch gab es ihn und die Entwicklung der Handlung hat mich immer wieder überrascht.

Es ist keine typische Internatsgeschichte ala Hanni & Nanni, sondern bricht mit Klischees und ist eher das Gegenteil davon.

Leider fallen immer wieder ableistischen Wörter und es gab Stellen, sprachlich oder handlungstechnisch, die cringe war. Aber weniger Crave-mäßig cringe, sondern ich-sage-alles-was-ich-denke-cringe, was es schon wieder irgendwie gut gemacht hat. Nicht alle werde die Witze lustig finden (einige fand auch ich grenzwertig), aber selten habe ich so herzhaft bei einem Jugendbuch gelacht und am Ende auch die ein oder andere Träne verdrückt. Grace war mir nicht immer oder eher selten sympathisch, aber da ich der Meinung bin, dass Charaktere nicht immer sympathisch sein müssen, damit ein Buch gut ist, tut dies meiner positiven Meinung über die Geschichte keinen Abbruch. Zum Ende hin nimmt die Beziehung von Wade und Grace toxische Züge an, da sie sich sehr abhängig von ihm macht, gerade deshalb fand ich aber das Ende so überragend.

Es ist eine einzigartige, erfrischende und schonungslos ehrliche Internatsgeschichte. Die Jugendbuchversion von "Licht bricht bevor es strahlt“.

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Veröffentlicht am 02.09.2022

Sehr lesenswert!

Die Schönheit der Differenz
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Es gibt ein Satz, den ich mir während der Lektüre dick und fett unterstrichen habe und der den Kern und die Botschaft des Buches wunderbar zusammenfasst: „Ein gewaltfreies Zusammensein, ein Gefühl der ...

Es gibt ein Satz, den ich mir während der Lektüre dick und fett unterstrichen habe und der den Kern und die Botschaft des Buches wunderbar zusammenfasst: „Ein gewaltfreies Zusammensein, ein Gefühl der Zugehörigkeit ist möglich, wenn wir verinnerlichen, dass wir unsere Differenzen nicht überwinden müssen weil der größte Wert unserer Begegnung in ihnen liegt.“

Annerkennung von Differenz (und deren Schönheit), Brückenschlagen über Differenten hinweg, Verständnis schaffen, solidarisch sein und einander zu hören. Das sind die Anliegen der Journalistin Hadija Haruna-Oelker, die sich in dem Buch wiederfinden lassen. Angelehnt an ihre eigenen Erfahrungen, ihre eigene Biographie schreibt die Autorin über Identität, Kolonialismus, Polizeigewalt, Mental health, Ableismus, Rassismus und Feminismus, wobei sie unterschiedliche Perspektiven aufzeigt, aber betont, dass das Buch aus ihrer Perspektive heraus entstanden ist, die natürlich stets verknüpft ist, mit ihrer Marginalisierung, aber auch ihren Privilegien. „Die Schönheit der Differenz“ ist eine Momentaufnahme und eine Einladung weiter zu denken, um eine solidarische und gleichberechtigte Gesellschaft zu schaffen, die Differenz zulässt und diese als wertvoll erachtet. Dabei ist das intersektionale Verständnis der Autorin auf jeder Seite des Buches präsent und sie gesteht sich auch ein Fehler zu machen, reflektiert ihre eigene Sozialisation und Denkweise.

Für mich bot das Buch an manchen Stellen nur bedingt neue Informationen, während es an anderen Stellen Informationen, Theorien un Gedanken gab, die ich unbedingt selbstständig noch weiter vertiefen wollte, da die Autorin natürlich in dem Buch nicht alles in seiner Breite und Tiefe darlegen konnte, sodass manches nur angerissen wurde. Hadija Haruna-Oelker nutzt in dem ganzen Buch eine anerkennende Sprache, die versucht alle mitzunehmen und verweist auf mögliche Trigger.

„Die Schönheit der Differenz“ ist ein lesenswertes Buch. Als Einstieg, als Vertiefung… wisst ihr was? Eigentlich immer. Zu jedem Zeitpunkt. Denn es gibt so viel daraus mitzunehmen.

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