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Veröffentlicht am 09.11.2018

Tödliche Donaukreuzfahrt

Mord auf der Donau
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"Mord auf der Donau" von Beate Maly ist ein wunderbarer, stimmungsvoller historischer Krimi.
 
Wien, 1923: Die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine arbeitet als Nachhilfelehrerin für den Sprössling einer ...

"Mord auf der Donau" von Beate Maly ist ein wunderbarer, stimmungsvoller historischer Krimi.
 
Wien, 1923: Die pensionierte Lateinlehrerin Ernestine arbeitet als Nachhilfelehrerin für den Sprössling einer wohlhabenden Familie. Hier konnte sie schon öfter von den Brotkrumen profitieren, die vom Tisch der Reichen abfallen. Meist handelt es sich um Theaterkarten o.ä., doch diesesmal ist es eine ganze Donaukreuzfahrt, von Wien nach Budapest und zurück, an Bord eines luxuriösen Donaudampfschiffes. Natürlich hat sie auch dieses Mal wieder zwei Karten und Anton darf sie begleiten. Und wie die Male davor geraten die beiden in einen Kriminalfall. An Bord befindet sich ein kleines, exklusives Publikum und wir lernen alle Mitreisenden gut kennen. So ist es auch nicht schwer zu erraten, wer wohl ermordet werden wird: Der alte Graf, den alle zu kennen und zu hassen scheinen. Der Kapitän will alles vertuschen und auf die Fischsuppe schieben, da müssen Ernestine und Anton natürlich ermitteln und die Wahrheit herausfinden.

Ich habe die beiden vorherigen Bände nicht gelesen, und doch hatte ich keine Probleme mich in die Geschichte und die Charaktere einzufinden. Die Hauptfiguren sind sehr sympathisch, die Mitreisenden und die gesamte Szenerie werden sehr anschaulich beschrieben. Man kann sich gut hineinversetzen und alles miterleben. Die ganze Geschichte ist stimmig und logisch.

Insgesamt ein wundervoller Krimi. Ich werde die vorherigen Bände auch lesen. Die Krimi-Reihe hat einen neuen Fan gewonnen. Eine klare Leseempfehlung für alle Fans der klassischen englischen Cosy-Krimis, besonders der Miss-Marple-Fälle! Ihr werdet Ernestine und Anton genauso ins Herzen schließen wie ich!

Veröffentlicht am 30.10.2018

Familienweihnachten mit Hindernissen

Sieben Tage Wir
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"Sieben Tage wir" von Francesca Hornak ist eine wunderbare Familiengeschichte, die rund um Weihnachten spielt und das Herz froh macht.
Die Familie Birch besteht aus Vater Andrew, Mutter Emma und den erwachsenen ...

"Sieben Tage wir" von Francesca Hornak ist eine wunderbare Familiengeschichte, die rund um Weihnachten spielt und das Herz froh macht.
Die Familie Birch besteht aus Vater Andrew, Mutter Emma und den erwachsenen Töchtern Phoebe und Olivia. Schon lange verbringen sie Weihnachten nicht mehr alle zusammen, weil Olivia als Ärztin in vielen Ländern unterwegs ist und humanitäre Hilfe leistet. Auch in diesem Jahr war sie bis vor kurzem bei der Haag-Epidemie in Liberia im Einsatz, aber zu Weihnachten ist ihr Einsatz vorbei und sie kommt nach Hause. Das ist für die restliche Familie auch ganz besonders und sie alle wollen Weihnachten so festlich wie möglich gestalten. Sie verbringen die Feiertage wie früher auf dem Landsitz von Emmas Familie in Norfolk, aber noch abgeschiedener als sonst: Wegen Olivias Infektionsrisiko muss sie - und alle mit denen sie zusammen sein will - 7 Tage in Quarantäne verbringen und jeden Kontakt zur Außenwelt meiden. Das ist gar nicht so einfach, denn die vier Erwachsenen haben sich nicht mehr so viel zu sagen und haben alle das ein oder andere Geheimnis angespart, das sie den anderen um keinen Preis verraten wollen: Olivia hat eine Liebesbeziehung zu ihrem Kollegen Sean begonnen - trotz striktem Kontaktverbot. Kurz nachdem sie in Norfolk ankommt erfährt sie, dass bei Sean Haag diagnostiziert wurde und er im Krankenhaus um sein Leben ringt. Sie leidet mit ihm, darf ihrer Familie aber nichts davon erzählen. Beim Emma wurde kurz vor den Feiertagen ein Knoten entdeckt und ein Krebs diagnostiziert. Das will sie aber noch keinem verraten um die Feiertagsstimmung nicht zu vermiesen. Dabei fühlt sie sich aber immer ein bisschen schwach und will das durch emsige Betriebsamkeit unterdrücken. Andrew hat schon vor Jahren einen Brief bekommen, von eine Frau mit der er während eines Auslandseinsatzes einen One-night-stand hatte, ein einmaliger Ausrutscher, er hat Emma nie davon erzählt. Sie wurde damals schwanger und hat einen gemeinsamen Sohn zur Adoption freigegeben. Andrew hat diesen Brief damals ignoriert, doch nun schreibt ihm sein Sohn auch ausgerechnet kurz vor Weihnachten, dass er ihn gerne kennenlernen möchte.

Alle miteinander haben also ihr Päckchen zu tragen und wollen gleichzeitig eine fröhliche Weihnachtssttimmung vortäuschen. Das kann auf engstem Raum natürlich nicht lange gut gehen.

Die Autorin beschreibt die Szenen wunderbar, wir erfahren die Geschichte immer abwechselnd, Kapitel für Kapitel aus der Sicht eines Familienmitglieds und bekommen so verschiedene Sichtweisen und Meinungen zu hören. Das vermittelt uns ein wunderbares und beinahe Allwissendes Bild der Szenerie und so sehen wir schon kommen, was für die einzlnen überraschend ist. Am Ende werden natürlich alle Geheimnisse aufgedeckt und die Familie versöhnt sich - ein reinigendes Gewitter lässt eine neue Vertrauensstimmung aufleben. Dazwischen fand ich die Lösung eines Falles etwas vorhersehbar, aber vielleicht hatte ich auch einfach zufällig den richtigen Riecher.
Leider ist es am Ende kein reines Happy End. Das fand ich sehr schade.

Eine wunderbare Geschichte, gerade für die (Vor-)Weihnachtszeit. Sie animiert dazu, mehr miteinander zu reden und einander zu vertrauen. Außerdem senibilisiert sie dafür, nicht immer nur an die eigenen Sorgen zu denken, sondern hinter den "Launen" der anderen auch tiefergehende Probleme zu sehen und einander zu helfen.
Eine wunderbare Weihnachtsgeschichte, bis auf den kleinen Wermutstropfen ganz am Ende. Der hätte nicht sein müssen. Mir wäre ein kitschiges Happy End lieber gewesen.
Sehr empfehlenswert!

Veröffentlicht am 23.10.2018

Das Porträt eines Mörders

Das Geheimnis der Grays
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"Das Geheimnis der Grays" von Anne Meredith ist ein spannender Krimi, der in England um Weihnachten 1931 spielt.
Der alte Hausherr von King's Poplars, Adrian Gray, versammelt wie jedes Jahr seine ganze ...

"Das Geheimnis der Grays" von Anne Meredith ist ein spannender Krimi, der in England um Weihnachten 1931 spielt.
Der alte Hausherr von King's Poplars, Adrian Gray, versammelt wie jedes Jahr seine ganze Familie, mit deren Familien (selbstredend ohne Kinder) um sich. Und wie jedes Jahr beherrschein Neid und Missgunst die Szenerie, alle kommen nur zum Vater auf's Land um ihn um Geld zu bitten. Doch dieses Jahr ist etwas anders: Am Weihnachtsmorgen wird Gray tot aufgefunden. Und beinahe alle im Haus haben einen Grund ihn zu hassen und zu töten. Doch wer war es?

Anne Meredith schafft eine ganz besondere neuartige Krimiform. Hier ist nichts "cosy", wie in den bekannten und verbreiteten Cosy-Krimis, denn all hassen sich und es kommt keine Landhausstimmung auf. Außerdem ist es auch kein typisches "Who-dunnit?", denn wir Leser erfahren die Tat direkt mit und wissen, wer es getan hat. Die Spannung, die dem Roman trotzdem nicht fehlt, spinnt sich um die psychologische Betrachtung des Mörders und der anderen, die nicht wissen wer es war. Anders als bei klassischen Krimis steht hier nicht der Ermittler im Vordergrund, sondern der Täter und sein Umfeld.

Sehr spannend und ganz anders als ein normaler Krimi! Aber Weihnachtsstimmung kommt hier nicht auf!

Veröffentlicht am 10.10.2018

Unterhaltsame und sehr informative Biographie

Jules Verne
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Ralf Junkerjürgen schafft mit "Jules Verne" eine wunderbare Biographie eines ganz besonderen Schriftstellers.

Jeder hat schon mindestens einen Roman von Jules Verne gelesen und Anspielungen auf viele ...

Ralf Junkerjürgen schafft mit "Jules Verne" eine wunderbare Biographie eines ganz besonderen Schriftstellers.

Jeder hat schon mindestens einen Roman von Jules Verne gelesen und Anspielungen auf viele seiner Geschichten und Motive anderweitig kennengelernt. Wahrscheinlich können aber nur wenige Menschen von sich behaupten, alle seine Werke gelesen zu haben - es sind schlichtweg zu viele!

Jules Verne wächst als Sohn eines Anwalts in Nantes auf. Er erlebt eine Kindheit voller Abenteuer und seine Neugier wird nicht gezügelt. Später studiert er Jura, da er in Vaters Fußstapfen treten soll, aber er weiß schon früh, dass seine Liebe dem Schreiben gilt. Er begibt sich zum Abschluss seines Studiums nach Paris und arbeitet sich in die wichtigen literarischen Zirkel und Netzwerke ein. Er wird immer berühmter und erfolgreicher. Er begründet die neuartige literarische Form des wissenschaftlichen Romans und die Leute lieben diese. In all die verschiedenen Themen, die er in seinen Romanen behandelt, arbeitet er sich selbst ein und bringt sie uns auf spannende und unterhaltsame Weise näher. Am Ende seines Lebens kann er auf eine wirklich beachtliche Menge an Werken und eine literarische Karriere zurückblicken, die bis in die Gegenwart nachwirkt.

Ralf Junkerjürgen findet in seinen Texten und Beschreibungen einen wunderbaren Mittelweg zwischen einem wissenschaftlichen Text, mit vielen Fakten, Textkritik und Informativität und einem unterhaltsamen und spannenden Text. Er bringt uns Vernes Leben, die damaligen geschichtlichen und kulturellen Umstände, und viele seiner Werke näher, ohne dabei langweilig oder monoton zu sein, aber auch ohne wichtige Fakten oder Details wegzulassen.
Eine unterhaltsame Biographie, die den Lesern den Menschen Jules Verne und seine Werke mit ihren Hintegründen kennenlernen lässt.

Veröffentlicht am 03.10.2018

Teil 2 in den Cevennen

Brennende Cevennen
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"Brennende Cevennen" ist der zweite Teil in der Regional-Krimi bzw. -Roman-Reihe von Anne Chaplet.
Tori hat Carls Tod und die schlimmen Ereignisse in Belleville noch nicht verwunden, da geschehen schon ...

"Brennende Cevennen" ist der zweite Teil in der Regional-Krimi bzw. -Roman-Reihe von Anne Chaplet.
Tori hat Carls Tod und die schlimmen Ereignisse in Belleville noch nicht verwunden, da geschehen schon die nächsten: Es hat wochenlang nicht geregnet, das Wetter ist heiß, der Boden ausgedörrt. Da ist nichts schlimmer als ein Brand, doch bei einem bleibt es nicht, ein zweiter kommt hinzu. Dabei sterben zwei Kinder. Sind die Feuer durch Unachtsamkeit ausgebrochen, oder war es Brandstiftung? Warum ist ausgerechnet ein Prototyp der umstrittenen Ferienhäuser abgebrannt? Und wo sind die verschwundenen Personen? Haben sie etwas mit den Bränden zu tun.
Tori hat dabei ihre eigenen Probleme - sie bekommt einen anonymen Drohbrief a la "Ausländer raus". Jan kommt für kurze Zeit zurück, doch kaum ist er bei ihr, wird er niedergeschossen. Galt der Schuss ihm oder ihr? Da hilft es wenig, dass er nicht an sein Handy geht, obwohl es ihm schon besser geht und dass ihn im Krankenhaus eine junge hübsche Frau abholt. Tori versucht sich abzulenken und geht Spuren im Brandfall nach, die die Polizei ihrer Meinung nach vernachlässigt. Es wird spannend!

Wie schon der erste Teil ist das Buch eine Mischung aus wundervoller Landschaftsbeschreibung, lokaler Geschichte, einem regionalen Gesellschaftsporträt und Krimi. Die Personen des ersten Teils werden noch weiter ausgebaut, es kommen neue hinzu.
Die Krimielemente kommen dadurch nicht zu kurz, ungewöhnlich ist nur, dass wie bei Teil eins, am Ende ein Gefühl bleibt, dass nur die wenigsten Fragen aufgelöst wurden und die Lösung wieder praktisch und einfach ist, sodass die Dorfgemeinschaft nicht in Gefahr gerät.

Ich bin ein großer Fan der Krimireihe und hoffe, dass es noch viele Teile geben wird. Trotzdem würde ich mir aber auch wünschen, dass Tori ein bisschen mehr herausfindet und hinter die Dorf-Kulissen schauen darf. Ich fürchte ja immer noch, dass hinter allem jemand steckt, der vom ganzen Dorf gedeckt wird und dem Tori eigentlich vertraut. Hoffen wir es nicht!