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Veröffentlicht am 03.09.2023

Frau sein

Marschlande
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„Man kann Frauen viel wegnehmen, man kann ihnen sehr viel antun, aber solange sie das mit sich machen lassen, bleibt es dabei.“

„Marschlande“ ist ein Roman von Jana Kubsova. Er erschien im August 2023 ...

„Man kann Frauen viel wegnehmen, man kann ihnen sehr viel antun, aber solange sie das mit sich machen lassen, bleibt es dabei.“

„Marschlande“ ist ein Roman von Jana Kubsova. Er erschien im August 2023 im S. Fischer Verlag.

Abelke Bleken lebte etwa 1580 in den Marschlanden, Britta Stoever lebt am selben Ort, aber viele Jahre später, in der Gegenwart. Abelke führt ihren Hof allein und obwohl sie dieser Aufgabe gewachsen ist, sind die Zeiten für sie gefährlich – Unabhängige Frauen sind nicht mehr erwünscht, obwohl sie es früher einmal waren. Der Aberglaube und damit die Hexenverfolgung sowie die „Erfindung der Hausfrau“ nahmen ihren Lauf, was schließlich auch Abelke zum Verhängnis wurde.
Britta lebt natürlich in einer deutlich moderneren Zeit, doch das Auflösen von Rollenklischees benötigt seine Zeit und so erkennt sie plötzlich, nach dem Umzug in die Marschlande, was sie für ihre Familie alles aufgegeben hat. Natürlich liebt sie ihre Kinder und ihren Mann, wobei sich die Gefühle hier schon irgendwie verändert haben… Unerwartet trifft sie auf die Fußstapfen von Abelke und taucht ab in deren Geschichte, wobei sie nebenbei auch sich selber wiederfindet…

Sehr atmosphärisch beschreibt Jana Kubsova die Geschichten der zwei Frauen, die so unterschiedliche Leben führen und doch so vieles teilen. Der Roman ist keine leichte Lektüre, viel Leid und Traurigkeit schwingt in den Zeilen mit. Die Lebensgeschichten der beiden Frauen rütteln auf und regen zum Nachdenken an.
Abelkes Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten, sie hat in Hamburg gelebt und der Bericht über ihr Leben hat mich sehr traurig gestimmt.
Brittas Geschichte ist frei erfunden, vermutlich aber nicht selten genau so geschehen. Ihre Entwicklung im Laufe der Handlung gefällt mir sehr gut. Sie kämpft sich quasi frei und erarbeitet sich das Leben, das sie sich eigentlich immer gewünscht hat. Sie ist dabei eigentlich zunächst keine offensichtlich starke Frau, sie nimmt viele Dinge hin und versucht auch gar nicht, sie zu ändern. Erst langsam wird ihr bewusst, was aus ihrem Lebenstraum geworden ist und dass sie wirklich für ihren Beruf als Geologin brennt.
Die Handlung spielt wechselnd in zwei Zeitebenen, gerade die Übergänge sind dabei brillant gelungen und haben mich absolut überzeugt! Der Schreibstil ist auf seine Art ruhig und durch die personale Erzählperspektive ein wenig distanziert, gleichzeitig aber unglaublich mitreißend, weil einfach so stimmungsvoll und berührend! Auch die Landschaftsbeschreibungen haben mir gut gefallen, da sie sich mühelos in die jeweiligen Szenen einfügen und die jeweilige Stimmung unterstreichen.
Deutlich wird, der Feminismus und die Emanzipation sind lange noch nicht so weit, wie sie sein könnten und sollten. Rollenklischees werden nach wie vor in vielen Fällen absolut erfüllt und das Ausbrechen aus ihnen ist alles andere als einfach. Ich habe durch den Roman einiges dazugelernt und gerade das Nachwort der Autorin fand ich mehr als interessant! Mir war absolut nicht bewusst, dass die Frauen im Feudalismus eine andere Stellung in der Gesellschaft hatten und erst im Kapitalismus zu Gunsten der Männer herabgesetzt wurden!

Mein Fazit: Ein Roman, der absolut außerhalb meiner Wohlfühllesezone liegt, mich aber vollkommen überzeugt hat! Wer auf Happy End und rosarote Gefühle hofft, ist falsch aber falsch am Platz. Jana Kubsova schreibt realistische und berührende Worte über die Rolle der Frau und den Feminismus und beschreibt authentisch, wie schwer das Leben eben sein kann beziehungsweise war. Von mir gibt es 5 von 5 Sternen und eine absolute Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 05.08.2023

Glücklichsein

Dein Flüstern im Meereswind
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„Das erste Mal in meinem Leben hatte ich mich gegen die Vernunft entschieden, war meinem Herzen gefolgt und war für meinen Mut belohnt worden.“

„Dein Flüstern im Meereswind“ ist ein Liebesroman von Nele ...

„Das erste Mal in meinem Leben hatte ich mich gegen die Vernunft entschieden, war meinem Herzen gefolgt und war für meinen Mut belohnt worden.“

„Dein Flüstern im Meereswind“ ist ein Liebesroman von Nele Blohm. Er erschien im April 2022 im Heyne Verlag.

Seit einiger Zeit lebt Caro auf Hiddensee und betreibt dort, zusammen mit ihrer besten Freundin Marie, das Traumschlösschen – einen kleinen Laden mit Büchern und Blumen. Mit der gemeinsamen Eröffnung des Geschäfts ist für sie ein Traum in Erfüllung gegangen, denn ihr vorheriger Job als Juristin hatte ihr im Grunde keinen Spaß gemacht.
Mit ihrer Mutter hat sie seit jeher ein eher schlechtes und distanziertes Verhältnis und da ist es nahezu logisch, dass diese Caros neuen Lebensstil nicht wirklich gutheißt. Während eines Telefonats, bei dem Caro von ihrer Mutter wieder einmal unter Druck gesetzt wird, rutscht ihr daher heraus, dass sie nun ja verlobt wäre… Auf diese Aussage hin lädt Caros Mutter sich auf die Insel ein und Caro muss schnellstmöglich einen Mann finden, der ihren Verlobten spielt. Der Meteorologe Hannes kommt dafür gerade recht und das Chaos nimmt seinen Lauf…

Mit „Dein Flüstern im Meereswind“ knüpft Nele Blohm an ihren Roman „Wie das Leuchten von Bernstein“ an. Marie, die hier die Protagonistin war, spielt auch in diesem Roman wieder eine zentrale Rolle, auch wenn die Hauptfigur natürlich Caro ist. Die Verbindung der beiden Bücher hat mir sehr gut gefallen, denn natürlich tauchen auch andere liebgewonnene Nebenfiguren, wie Oma Gertrud, Irmgard und Willi wieder auf und sorgen für so manchen witzigen Moment.
Im Zentrum der Geschichte stehen die Hochzeit von Marie und Ole sowie natürlich die Gefühle von Caro und Hannes, die plötzlich nicht mehr vorgetäuscht zu sein scheinen. Aber auch der Mutter-Tochter-Konflikt spielt natürlich eine zentrale Rolle und wird schließlich brillant gelöst.
Ich habe viele schöne Lesemomente mit Nele Blohms Roman gehabt. Der Schreibstil ist wunderbar leicht und humorvoll, dabei aber keinesfalls albern. Die Seiten fliegen nur so dahin und durch die sympathischen und manchmal etwas schrulligen Inselbewohner gibt es genug Momente zum Schmunzeln.
Ich habe mich auf Hiddensee wieder sehr wohlgefühlt und bezeichne diesen Roman daher als absoluten Sommer-Wohlfühlroman.

Von mir gibt es daher eine klare Leseempfehlung und 5 von 5 Sternen.

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Veröffentlicht am 24.07.2023

Perlensommerträume

Perlensommerträume
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„Dieser Ort hier war die Verkörperung ihrer Sommerträume. Ihrer Perlensommerträume. Ihr Inbegriff von Glück, Leichtigkeit und der Unbeschwertheit ihrer Kindheit.“

„Perlensommerträume“ ist ein Roman von ...

„Dieser Ort hier war die Verkörperung ihrer Sommerträume. Ihrer Perlensommerträume. Ihr Inbegriff von Glück, Leichtigkeit und der Unbeschwertheit ihrer Kindheit.“

„Perlensommerträume“ ist ein Roman von Emma Wagner. Er erschien im Mai 2023 im Tinte und Feder Verlag von Amazon Publishing.

Emilia ist entsetzt: Völlig überraschend macht ihr Freund Michael ihr einen Heiratsantrag. In einem Restaurant und damit in aller Öffentlichkeit – eine Situation, in der Emilia sich absolut nicht wohlfühlt. Notgedrungen und völlig überfordert sagt sie „Ja“, benötigt anschließend aber erstmal eine Auszeit und reist alleine nach Kroatien in das Küstenstädtchen Rovinj. Unerwartet stößt sie dort auf die Geschichte ihrer eigenen Familie und taucht ein in eine Reise in die Vergangenheit…

Sehr amüsant beschreibt Emma Wagner, wie es Emilia beim Heiratsantrag von Michael geht. Was jedoch für den Leser irgendwie witzig ist, ist für Emilia eine Katastrophe. Wie so oft tritt Michael ihre Wünsche in den Schmutz und ist alleine auf seinen eigenen Vorteil bedacht. Anstatt ihr einen romantischen Heiratsantrag zu machen, ist er nur auf Likes im Internet aus, denn als attraktiver „Morning Mike“ muss er sich natürlich entsprechend präsentieren…
Mehr als nachvollziehen konnte ich, wie Emilia sich in diesem Moment gefühlt haben muss. Einfach furchtbar, wenn der eigene Partner nicht darauf achtet, was dem Menschen an seiner Seite so ein großes Unwohlsein bereitet. Umso besser gefiel mir daher, dass Emilie kurzentschlossen nach Rovinj reist, obwohl ihre Großmutter und ihre Mutter ihr nahelegen, der Heiratsantrag von Michael unbedingt anzunehmen. Lediglich ihre Tante Jara unterstützt die junge Frau in ihrer Meinung, wird dafür aber von ihrer Cousine und ihrer Nichte ebenfalls nicht gerade freundlich behandelt.
Ganz zufällig gewählt ist Emilias Reiseziel allerdings nicht, denn Jara hatte nach diesem Ort gesucht und da sie auf Emilias Fragen nur unsinnige Antworten gibt, ist Emilia natürlich neugierig… Dass sie jedoch schließlich in Rovinj alte Familiengeheimnisse aufspüren würde, hatte sie wohl wirklich nicht gedacht.
Der Roman spielt in zwei Zeitebenen, welche sich durch die Erzählperspektive und entsprechende Kapitelüberschriften gut auseinanderhalten lassen. Durch die wechselnden Erzählstränge erfahren wir nach und nach, was Jara und ihrer Cousine vor vielen Jahren passierte und weshalb sie so zerstritten sind.
Die Geschichte liest sich dabei flüssig und unkompliziert. Der Schreibstil ist leicht und häufig humorvoll. Insgesamt handelt es sich um ein typisches Familiendrama, das mich persönlich leider nicht überraschen konnte. Relativ schnell hatte ich mir eine Lösung im Kopf zurechtgelegt und schließlich konnte mich das Ende dann auch nicht mehr überraschen. Manche Handlungen der Figuren in der Vergangenheit konnte ich zudem nicht gut nachvollziehen, eine richtige Erklärung gab es leider ebenfalls nicht.
Trotzdem habe ich den Roman aber gern gelesen, denn er versprüht eine gute Prise Sommer- und Urlaubsfeeling und spielt vor einer wunderschönen Kulisse.
Gefallen hat mir zudem die Entwicklung von Emilia und die Geschichte in der Gegenwart im Allgemeinen. Am Anfang des Romans ist sie eher unscheinbar und lässt sich von den anderen umherschubsen. Sie hat zwar eigene Wünsche, äußert diese aber eher zurückhaltend und setzt sich keinesfalls durch. Im Urlaub jedoch geschieht etwas mit ihr und plötzlich kann sie sich auch durchsetzen und ihre Meinung äußern.

Mein Fazit: „Perlensommerträume“ ist ein unkomplizierter Roman mit typischen Familiendrama und einer schönen Lovestory vor traumhafter Kulisse. Mich persönlich konnte er nicht überraschen und dadurch auch nicht vollkommen überzeugen, vielleicht habe ich schon zu viele Romane dieser Art gelesen… Es gibt von mir daher nur 4 von 5 Sternen für einen leichten Sommerroman!

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Wunderort

Wo die Sonne die Wellen berührt
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„Einmal will ich nicht vernünftig sein. Ein Mal will ich einfach nur leben.“

„Wo die Sonne die Wellen berührt“ ist ein Sommerroman mit ernstem Hintergrund von Lene Hansen. Er erschien im Juni 2023 im ...

„Einmal will ich nicht vernünftig sein. Ein Mal will ich einfach nur leben.“

„Wo die Sonne die Wellen berührt“ ist ein Sommerroman mit ernstem Hintergrund von Lene Hansen. Er erschien im Juni 2023 im Blanvalet Verlag und ist in sich abgeschlossen.

Annie, Hannah und Henrik – drei Menschen, die einander nicht kennen und auch nichts miteinander zu tun haben, die sich aber schließlich gegenseitig retten… Was unglaublich klingt, wirkt anfangs auch im Roman etwas seltsam. Die Handlung wechselt zwischen den drei Protagonisten und zunächst wird beschrieben, wie es die Drei an die Cote d’Azur verschlägt. Dabei war mir erst keine der Figuren besonders sympathisch und der Einstieg in den Roman dadurch auch etwas langatmig. Gerade Hannah mit ihrer negativen und unfreundlichen Art hat es mir gar nicht leicht gemacht… Letztlich entwickeln sich aber sowohl die Figuren, als auch die Stimmung im Roman, weshalb ich rückblickend sagen muss, dass es Lene Hansen hier einfach brillant gelungen ist, diese Entwicklung der Figuren darzustellen.
Jede Hauptfigur hat ihr Päckchen zu tragen und das Durchatmen an der wunderschönen französischen Küste mehr als notwendig. Eine andere Perspektive und andere Menschen bewirken eben manchmal ein Umdenken und können das eigene Leben kräftig durcheinanderwirbeln. Aus drei Fremden werden im Urlaub enge Freunde, die füreinander da sind und sich unterstützen. Obwohl die Entwicklung hierbei recht schnell geht, ist die Handlung absolut authentisch und herzerwärmend.
Der Roman klingt zunächst nach einem lockeren und leichten Sommerroman, entpuppt sich im Kern der Geschichte dann aber eher als nachdenklich und ernst. Trotzdem ist das Lesen aber nicht deprimierend und bedrückend, es erinnert aber daran, dass man im Leben auch Spaß haben sollte und sich nicht in der Arbeit verlieren sollte.
Eine Triggerwarnung für das Thema Krankheit wäre meiner Meinung nach angebracht, denn Romantitel und Klappentext lassen darauf nur schwer schließen und ich könnte mir denken, dass manch einer nicht unbedingt über dieses Thema lesen möchte oder kann! Für mich war die unerwartete Wendung entsprechend überraschend, sie hat mir aber sehr gut gefallen und den Roman zu etwas Besonderem gemacht.
Neben einem angenehmen Schreibstil und ungewöhnlichen Protagonisten, überzeugen aber auch die charmanten und einzigartigen Nebenfiguren. Sie bekommen einen angemessenen Platz in der Handlung und sind so individuell und originell, dass es wirklich Spaß gemacht hat, sie kennenzulernen!
Abgerundet wird der Roman natürlich von der tollen Kulisse und dem Meeresrauschen, das einem beim Lesen quasi in den Ohren klingt.

Mein Fazit: Ich bin von Lene Hansens Roman absolut überrascht und positiv beeindruckt. Ich hatte einen lockeren und oberflächlichen Sommerroman erwartet, der sich jedoch als wirklich spannend und tiefgehend entpuppte. Die Gesamtbotschaft bleibt dabei allerdings positiv, sodass er sich trotz der ernsten Themen durchaus als Sommerroman eignet! Von mir gibt es 5 von 5 Sternen!

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Veröffentlicht am 23.07.2023

Rettung

Die Kinder von Beauvallon - Der Spiegel-Bestseller nach wahren Begebenheiten
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„Knapp Zweitausend Bewohnern in Dieulefit im Jahr 1942 standen tausendfünfhundert gerettete Menschen gegenüber. Der Ort des Wunders hatte fast so viele Flüchtlinge, wie er an Einwohnern besaß, versteckt.“

„Die ...

„Knapp Zweitausend Bewohnern in Dieulefit im Jahr 1942 standen tausendfünfhundert gerettete Menschen gegenüber. Der Ort des Wunders hatte fast so viele Flüchtlinge, wie er an Einwohnern besaß, versteckt.“

„Die Kinder von Beauvallon“ ist ein historischer Roman von Bettina Storks. Er erschien im April 2023 im Diana Verlag und basiert auf wahren Begebenheiten.
Freiburg, 1965: Agnes arbeitet als Journalistin beim Südwestfunk Freiburg und wird von ihrem Chef auf eine interessante Geschichte angesetzt. In Frankreich hat es zur Zeit des zweiten Weltkrieges ein Dorf gegeben, welches kollektiv geschwiegen hat. Die Einwohner haben mit ihrem Schweigen mehr als tausend Flüchtlinge gerettet und Agnes soll darüber berichten.
Für Agnes ist diese Recherche jedoch mehr als ein Job, denn 1940 hat sie ihre jüdische Freundin Lily das letzte Mal gesehen. Sie wurde deportiert und hat angeblich nicht überlebt. Agnes glaubt jedoch nicht an den Tod ihrer Freundin und als sie erfährt, dass auch Juden aus Südbaden in Dieulefit überlebt haben sollen, beginnt für sie eine aufwühlende Recherche.

Agnes ist für ihre Zeit eine moderne und aufgeschlossene junge Frau. Sie möchte mit ihrer Arbeit etwas erreichen, sie möchte die Gedanken der Menschen aufrütteln, über wichtige Themen berichten und gegen das Vergessen bzw. Verleugnen der Vergangenheit ankämpfen. All dies sind jedoch Dinge, die ihr als Frau im Sender nicht zustehen. Sie soll „Hausfrauendinge“ präsentieren und nicht polarisieren, sodass ihr der neue, aber geheime Auftrag ihres Chefs sehr gefällt, sie aber gleichzeitig in Schwierigkeiten bringt...
Agnes begibt sich also auf eine Reise in die Vergangenheit und wühlt längst vergessene Ereignisse auf. Könnte Lily tatsächlich überlebt haben? Doch warum hat sie sich dann nicht gemeldet…? Agnes Suche ist spannend und mitreißend. Die Geschichte spielt in zwei Zeitebenen und veranschaulicht so auch Lilys Weg seit 1940 und der Deportation.
Bettina Storks gelingt es durch ihren emotionalen und tiefgehenden Schreibstil, den Leser zu berühren und vollkommen in die Geschichte einzusaugen.
Die historischen Abläufe sind gut recherchiert und die Handlung eingearbeitet. Es geht um die Resistance, das Dorf Dieulefit, die Verfolgung der Juden und weiterer Personengruppen durch die Nationalsozialisten sowie um Freundschaft, Liebe, Hass, die Rolle der Frau und den Kampf gegen das Vergessen. Obwohl es viele Themen sind, die in der Handlung aufgegriffen werden, fügen sie sich gut ineinander und formen eine spannende Geschichte, die viel Stoff zum Nachdenken liefert.
Sowohl der Zeitgeist des Nationalsozialismus, als auch der Zeitgeist der 60er Jahre werden gut eingefangen und dargestellt. Was heute für viele von uns selbstverständlich ist, es hat die Judenverfolgung gegeben und viele haben weggeguckt oder sogar mitgemacht, war in den 60er Jahren noch ein Tabuthema. Die Menschen wollten vergessen und aus „Mitläufern werden keine Einsichtigen, aus Belasteten keine neuen Menschen“. Darüber habe ich bisher noch nicht nachgedacht, aber natürlich, Veränderungen brauchen Zeit und ich finde es gut, dass die Autorin auch dieses Thema aufgreift und in ihrem Roman beschreibt.
Zudem bin ich beeindruckt davon, dass ein ganzes Dorf schweigen konnte, obwohl überall Menschen verfolgt und denunziert wurden. Es ist unglaublich, was die Bewohner von Dieulefit mit ihrer Hilfe erreichen konnten.

Kurzum, ich bin nur so durch die Seiten geflogen und jede einzelne war voller Emotionen. Wieder einmal bin ich von Bettina Storks Roman begeistert und überwältigt. Die Geschichte von Agnes und ihrer Freundin Lily geht unter die Haut und steckt voller Emotionen. Das Dorf Dieulefit war mir bisher vollkommen unbekannt, dabei sollte wohl jeder einmal davon gehört haben! Ich habe großen Respekt und tiefe Bewunderung für diejenigen, die in den schlimmen Zeiten des zweiten Weltkriegs anderen Menschen halfen und sich dabei selbst in Gefahr brachten! Bitte lest alle diesen Roman, denn wir dürfen diese Zeiten einfach nicht vergessen! Von mir gibt es 5 von 5 Sterne!

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