Platzhalter für Profilbild

Leseigel

Lesejury Star
offline

Leseigel ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Leseigel über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.10.2023

Luise - ein schwerer Start im Exil

Die Glücksfrauen - Der Geschmack von Freiheit
2

Berlin 1936 Maria, Anni und Luise sind die besten Freundinnen und träumen davon gemeinsam ein Restaurant zu eröffnen. Anni hat jüdische Wurzeln. Maria ist Jüdin und Luise ist gemeinsam mit ihrem Freund ...

Berlin 1936 Maria, Anni und Luise sind die besten Freundinnen und träumen davon gemeinsam ein Restaurant zu eröffnen. Anni hat jüdische Wurzeln. Maria ist Jüdin und Luise ist gemeinsam mit ihrem Freund Richard im Widerstand aktiv.

Als die illegale Druckerwerkstatt auffliegt, flieht Richard Hals über Kopf nach Amerika. Luise folgt im etwas später zusammen mit dem Versprechen, in Amerika das Restaurant zu eröffnen und auf die beiden Freundinnen zu warten, die sich nicht entschließen können, Deutschland ebenfalls zu verlassen.

86 Jahre später steht Luises Enkelin vor einer schweren Aufgabe. Sie soll ein Drittel Luisens Nachlass bekommen unter der Bedingung, dass sie sich auf die Suche nach den beiden Freundinnen macht.

Die Autorin erzählt in Rückblicken Luises weiteres Leben in Amerika. Es ist ein schwerer Start, denn ohne Geld und Sprachkenntnisse hat man wenig Möglichkeiten. Luise lässt sich nicht unterkriegen. Sie arbeitet als Tellerwäscherin und wird nicht zur Millionärin. Glücklicherweise lernt sie eine Gruppe anderer deutschen Migrantinnen kennen und gemeinsam erarbeiten sie sich ihren Platz in der neuen Welt. Über allem schwebt die Sorge um die Zurückgebliebenen.

June ist nach dem Unfalltod ihrer Eltern bei ihrer Großmutter Luise aufgewachsen. Über deren bewegte Vergangenheit erfährt sie jetzt zum ersten Mal und beschließt, Luises Wunsch , die alten Freundinnen oder deren Nachkommen aufzuspüren, nachzukommen.

Was mich an dem Buch fasziniert hat, war, dass der Schwerpunkt nicht auf dem Leben in Nazideutschland liegt, sondern dort weitermacht, wo viele Bücher, die in dieser Zeit spielen - nach erfolgreicher Flucht.

Die Autorin schildert schonungslos , wie schwer der Neubeginn war. Die Flüchtlinge wurden nicht immer mit offenen Armen empfangen. Die Arbeitssuche gestaltet sich schwierig. Das Leben war teuer. Hinzu kam die Sorge um die Lieben in Nazideutschland, das Heimweh und Schuldgefühle, weil man davon gekommen ist. Luise habe ich bewundert. Wie ein Stehaufmännchen macht sie nach jedem Rückschlag weiter, findet Trost und Rückhalt in der Gruppe. Mir war nicht bewusst, dass es oft die Frauen waren, die die Familie zusammen gehalten und das Überleben gesichert haben.

Ich habe durch das Buch völlig neue Einblicke erhalten, die meine Hochachtung für die Frauen gesteigert haben.

Nicht weniger interessant sind die Ereignisse rund um June. Für mich war es spannend, wie sich die Suche nach den Freundinnen gestaltet, was auch beinhaltet Luises Lebensweg in Amerika nachzuspüren. Durch die Schilderungen ehemaliger Weggefährten ergibt sich ein gutes Bild von Luises facettenreichen Charakter.

Was für mich besonders fesselnd war, durch Junes Nachforschungen erhält man sehr genaue und hilfreiche Hinweise, wie man sich selbst auf die Suche machen kann. Dass es dann noch eine Liebesgeschichte gibt, bei der sich June entscheiden muss, wie sie weiter leben möchte, war nicht so von Bedeutung für mich.

Der Roman hat mich komplett abgeholt und ich konnte kaum aufhören zu lesen, so bewegt hat mich Luises Geschichte, so neu und interessant war der Blick auf die deutschen Migranten in Amerika. Für mich ein tolles Leseerlebnis mit hohem Unterhaltungswert.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 06.04.2023

Starke Frauen und ein verstörender Kriminalfall

Die Bahnhofsmission
2

Natalie hatte einen denkbar schlechten Start ins Leben. Sie führte ein Leben am Rande der Gesellschaft und arbeitet nun in der Berliner Bahnhofsmission. Alice ist die wohlbehütete Tochter eines angesehenen ...

Natalie hatte einen denkbar schlechten Start ins Leben. Sie führte ein Leben am Rande der Gesellschaft und arbeitet nun in der Berliner Bahnhofsmission. Alice ist die wohlbehütete Tochter eines angesehenen Medizinprofessors. Sie träumt von einer Berufsausbildung und einem selbst bestimmten Leben, was 1904 fast undenkbar für eine Frau war. Zufällig entdeckt sie die Bahnhofsmission und beschließt dort hinter dem Rücken der Eltern ehrenamtlich zu arbeiten.

Die Arbeit in der Bahnhofsmission bedeutet nicht nur Hilfe für Schutzbedürftige, sondern auch den Kampf gegen Mädchenhändler, Diebe und die Borniertheit mancher Teile der gehobenen Gesellschaft. Als ein junges Mädchen aus der Obhut Natalies verschwindet, ist die Existenz der Bahnhofsmission bedroht.

Natalie muss sich deshalb ihrer Vergangenheit stellen und gemeinsam versuchen die Frauen den scheinbar übermächtigen Feind zu besiegen.

Von Anfang an war es eine Freude, das Buch zu lesen. Die Autorin erzählt lebendig mit vielen interessanten historischen Details.

Sowohl Alice als auch Natalie waren mir auf ihre Art sympathisch. Dabei habe ich Natalie als die vielschichtigere Persönlichkeit wahrgenommen. Ein Grund dafür ist sicher ihre zwielichtige Vergangenheit. Das zeigt sich deutlich, als sie Kontakt zu alten Bekanntschaften aufnehmen muss. Ich habe ihren Mut, ihr Selbstbewusstsein und ihren starken Wunsch, etwas aus sich zu machen, bewundert. Das Bedürfnis, unabhängig zu sein, verbindet sie mit Alice. Trotz ihrer Lebensunerfahrenheit, stellt Alice sich mit viel Empathie den Herausforderungen, sich in der Bahnhofsmission um Menschen aus den unteren Schichten zu kümmern und sich gegen die starren Regeln der Eltern aufzulehnen.

Stehen zu Beginn des Romans die Schilderungen der Bahnhofsmission und der Lebensumstände von Alice und Natalie im Vordergrund, nimmt gegen Ende die Krimihandlung immer mehr Raum ein. Diese Mischung fand ich sehr gelungen, weil sich der Spannungsbogen langsam aufbaut , um sich in einem furiosem Finale zu lösen.

Für mich war es ein toller Roman, der sehr gut unterhält und viele Aspekte der damaligen Zeitgekonnt in die fesselnde Handlung einbezieht.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 13.08.2022

Die Gärten von Heligan - die Ära der Pflanzenjäger

Die Gärten von Heligan - Ruf der Fremde
2

Lexi ist weiterhin mit der Jubiläumsausstellung zum 30.Jahrestag der Wiedereröffnung der Gärten beschäftigt. Nachdem sie die Angänge der Gärten und der Familie Tremayne zu ihrer Zufriedenheit aufgearbeitet ...

Lexi ist weiterhin mit der Jubiläumsausstellung zum 30.Jahrestag der Wiedereröffnung der Gärten beschäftigt. Nachdem sie die Angänge der Gärten und der Familie Tremayne zu ihrer Zufriedenheit aufgearbeitet hat, gilt ihr Interesse nun der Zeit der Pflanzenjäger. Diese unerschrockenen Sammler und Forscher haben wir es zu verdanken, dass viele exotische Pflanzen wie der Rhododendron in unseren Gärten heimisch wurden.
Zu Lexis Überraschung stellt sie fest, dass ein Mitglied der Familie Tremayne, auch diesen Weg beschritten hat. Avery musste nach einem verbotenen Duell nach Indien flüchten. Dort trifft er auf Nathaniel Wallich, einen dänischen Botaniker, mit dem er sich auf Pflanzenjagd nach Nepal begibt. In Nepal trifft Avery auf eine indische Prinzessin, die als Witwe lebendig verbrannt werden soll. Avery verliebt sich in sie und gibt seinem Leben eine neue Richtung.
Derweil wird Lexis Beziehung zu Ben immer intensiver. Sie kann ihm sogar die Geschichte mit ihrem Ex-Freund Rob erzählen Lexi lernt auch Bens sympathische Familie kennen und erhält dadurch erste Hinweise für den letzten Teil der Ausstellung, die Zeit des 1. Weltkrieges.
Ich hatte bereits den 1. Band mit großer Begeisterung gelesen. Ich mochte Lexi, die vor ihrem Ex-Freund geflohen ist und sich mit großer Begeisterung in die Arbeit für die Heligan Gardens stürzt. Ich kann ihre Begeisterung nur teilen. Ich habe die Gärten zwar noch nie besucht, doch durch die anschaulichen und manchmal geradezu poetischen Beschreibungen der Autorin entsteht ein Bild vor meinen Augen, das die Schönheit und Zauber der Anlage erahnen lässt.
Ben mit seiner fürsorglichen, aber nie aufdringlichen Art muss man einfach mögen. Ich habe mich sehr gefreut, dass die beiden ihre Gefühle für einander zugegeben haben. Auch seine Familie ist sehr warmherzig. Dort wäre auch ich gerne mal zum Essen eingeladen und hätte mich gerne mit dem Großvater unterhalten.
Die Handlung in der Gegenwart tritt in diesem Band hinter die dramatischen Erlebnisse rund um Avery zurück, was mich nicht gestört hat. Allein schon die Beschreibungen der exotischen Welt Indiens und Nepals waren faszinierend, ebenso wie die Jagd nach unbekannten Pflanzen.
Natürlich darf auch hier eine Liebesgeschichte nicht fehlen, die zu Herzen geht.
Ich mochte Avery vom ersten Augenblick an, obwohl ich ihn eher als leichtsinnig und den Damen nicht abgeneigt kennengelernt habe. Seine Entwicklung zum verantwortungsvollen Forscher war spannend mitzuerleben.
Das Buch hat mir erneut sehr gut gefallen und die Mischung aus Gegenwart und Vergangenheit bietet Abwechslung und gute Unterhaltung. Zudem habe ich einiges über das abenteuerliche Leben der Pflanzenjäger gelernt und bin voller Respekt für ihre Arbeit. Und als zusätzlichen Bonus bildet die Ästhetik der Gärten den strahlenden Rahmen der Geschichte.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Thema
Veröffentlicht am 04.10.2020

Ein Meer von Lügen

Das Gift deiner Lügen
2

Der Tod von Erica Spencer ist nun fast ein Jahr her. Sie ist auf einer Halloween-Party von Karla und Marcus Kaplan vom Baumhaus gefallen. Die Polizei hat den Tod als Unfall klassifiziert. Nun behauptet ...

Der Tod von Erica Spencer ist nun fast ein Jahr her. Sie ist auf einer Halloween-Party von Karla und Marcus Kaplan vom Baumhaus gefallen. Die Polizei hat den Tod als Unfall klassifiziert. Nun behauptet ein Unbekannter in einem Podcast, Erica sei ermordet worden und er kenne den Täter. Er sei einer von sechs angesehenen Bewohnern des Stadtteils Severn Oaks. Verdächtige sind das prominente und reiche Ehepaar Karla und Marcus Kaplan ; die alleinerziehende Mutter von Zwillingen Felicity ; Miranda Davenport, die schon immer neidisch auf Erica war ; Mary-Beth, die stets hilfsbereite, unscheinbare beste Freundin von Erica und Mary-Beths Mann Peter. Jeder der sechs hütet ein Geheimnis, das nicht öffentlich werden darf. Gerüchte und Verdächtigungen werden laut. Jeder hatte einen Grund, Erica zu hassen.
Severn Oaks ist eine wohlanständige Wohnsiedlung , die genauso gut überall sonst sein könnte. Man trifft sich auf Partys. Die Kinder gehen gemeinsam zur Schule. Man schätzt sich. Doch das ist nur die Fassade, hinter der viele Lügen lauern. Die Autorin entlarvt das sehr geschickt, in dem sie zuerst die heile Welt schildert und dann die durch den Mordvorwurf aufgeschreckten Verdächtigen wie eine Zwiebel häutet. Jedes Mal, wenn ich dachte, ich hätte die wahre Geschichte gefunden und mir wären die Beziehungen der Einzelnen zueinander und mögliche Motive klar , wurde eine neue Information preis gegeben und die Einzelteile erhielten eine neue Bedeutung. War jemand gerade aus dem Kreis der Verdächtigen raus, mutierte er auf den nächsten Seiten zum Bösewicht. Was ich faszinierend fand, dies geschah oft nicht, weil die Autorin ausdrücklich jemanden beschuldigte, sondern weil ich Dinge aus meiner Sicht bewertet habe und daraus falsche Schlüsse zog. Selbst die Auflösung der Ereignisse um Ericas Tod lassen keine klare Deutung zu. Der Roman war sehr spannend und unterhaltsam. ich konnte wunderbar mit rätseln, was wohl tatsächlich passiert ist und einige Zusammenhänge hatte ich so nicht erwartet. Ich muss aber gestehen, mir waren es am Ende dann etwas zu viele Wendungen und Lebenslügen, so dass die Geschichte für mich an Realität verlor. Obwohl es um die Klärung eines Todesfall ging, hatte ich nicht den Eindruck einen Krimi oder gar Psychothriller vor mir zu haben. Aber Spaß hat das Lesen auf jeden Fall gemacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2020

Tod eines Frauenhelden

Mordseeluft
2

Caro, die sich von ihrem untreuen Ehemann getrennt hat, macht zusammen mit ihrem Sohn Justus eine Mutter-Kind-Kur auf Borkum. Leiter der Klinik ist Dr. Schäfer, der sich gerne auch intensiver um seine ...

Caro, die sich von ihrem untreuen Ehemann getrennt hat, macht zusammen mit ihrem Sohn Justus eine Mutter-Kind-Kur auf Borkum. Leiter der Klinik ist Dr. Schäfer, der sich gerne auch intensiver um seine Patientinnen kümmert. Auf einem Strandspaziergang mit ihrem Hund Aila macht Caro eine grausige Entdeckung. Sie findet Dr. Schäfer tot in der Inselsauna. Caros Neugierde ist geweckt und sie macht sich auf Mördersuche. Unterstützung erhält sie von ihrem auf Borkum wohnenden Schwiegervater Hinnerk, der das Verhalten seines Sohnes missbilligt und dem Inselbewohner Jan Ackermann, mit dem sie nach anfänglicher Abneigung immer besser zusammen arbeitet. Tatverdächtige gibt es zuhauf. Enttäuschte Geliebte, eifersüchtige Ehemänner, unzufriedene Mitarbeiter säumen den Weg des Opfers wie Muscheln den Strand. Caro scheint dem Täter gefährlich nahe zu kommen und erhält eine all zu deutliche Warnung.
Das Buch ist ein Wohlfühlkrimi, wie man ihn sich nicht besser wünschen kann. Spannung und Humor befinden sich in perfekter Balance. Ich habe mich königlich über die Frauengespräche der Patientinnen, die Schäfer angehimmelt haben, amüsiert. Auch Jan Ackermann hat mich öfters mit seiner trockenen und nicht immer diplomatischen Verhaltensweise zum Schmunzeln gebracht und dann meine Sympathie erobert. Überhaupt ist das Ermittlertrio Hinnerk, Jan und Caro, die sich von ihrem unsäglichen Noch-Ehemann emanzipiert, ein Team, das man einfach gern haben muss. Bei all den gute Laune - Momenten kommt die Spannung nicht zu kurz. Die Krimihandlung hat mich völlig überzeugt und der Schluss war eine Überraschung und ein dramatischer Höhepunkt.
Der Krimi hat mich hervorragend unterhalten und einige vergnügliche Stunden bereitet. Bitte mehr davon !

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Atmosphäre
  • Spannung
  • Handlung
  • Charaktere