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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 04.08.2019

Warum musste Robert Kirsch sterben ?

Mallorquinische Leiche zum Sa Rua
1

Sa Rua - Karneval - auf Mallorca. Es herrscht ausgelassene Stimmung. Einheimische und Touristen feiern gemeinsam. Doch für Kommissarin Mercedes Mayerhuber endet das Fest mit einem neuen Fall. Robert Kirsch, ...

Sa Rua - Karneval - auf Mallorca. Es herrscht ausgelassene Stimmung. Einheimische und Touristen feiern gemeinsam. Doch für Kommissarin Mercedes Mayerhuber endet das Fest mit einem neuen Fall. Robert Kirsch, liebender Ehemann und treusorgender Vater, wurde am Rande des Umzuges ermordet. Seine Ehefrau Sonja ist am Boden zerstört. Genauso fassungslos ist das befreundete Ehepaar Becker, das die Familie Kirsch zufällig auf Mallorca kennengelernt hat. Die Suche nach dem Täter und nach dem Motiv gestaltet sich sehr schwierig, da Robert Kirsch keinerlei Bindungen zu Mallorca hatte. Da ist es auch in Mercedes Augen nicht hilfreich, dass sich die Berliner Kollegin Rebecca Winter, sich nach Mallorca aufmacht, um sich in den Fall einzumischen. Der Fall bringt die Ermittler an ihre Grenzen, denn sie müssen sich mit tiefen menschlichen Abgründen befassen.
Der Krimi hat mich völlig überzeugt. Der Autorin gelingt eine wunderbare Mischung zwischen Krimi, der sensiblen Darstellung der dunklen Seiten menschlicher Leidenschaften und dem besonderem Zauber der Ferieninsel Mallorca. Mir haben die kurzen Ausführungen zu Mallorcas Geschichte und kulinarischen Besonderheiten gut gefallen und ich fand sie interessant und an der jeweiligen Stelle passend. Der Krimi selbst ist spannend geschrieben und gemeinsam mit dem Ermittlerteam habe ich Theorien über den Täter und seine Motive entwickelt und wieder verworfen. Auch der Humor findet seinen Platz im Zickenkrieg zwischen den beiden Kommissarinnen.
Das Ende empfand ich eher als düster, aber als realistisch und damit stimmig. Insgesamt bietet das Buch eine unterhaltsame Lektüre, die eine gelungene Krimihandlung mit dem besonderen Flair Mallorcas verbindet.

Veröffentlicht am 24.07.2019

Verwirrende Suche nach dem Täter und einem Mordmotiv

Tod in Porto
1

Das Team um Inspector Fonseca aus Porto befindet sich gedanklich schon im Urlaub, als sie zum Schauplatz eines Mordes gerufen wird . Ein Mann wurde erschossen - vermutlich Brasilianer - , was nichts Gutes ...

Das Team um Inspector Fonseca aus Porto befindet sich gedanklich schon im Urlaub, als sie zum Schauplatz eines Mordes gerufen wird . Ein Mann wurde erschossen - vermutlich Brasilianer - , was nichts Gutes verheißt. Drogenhandel, Geldwäsche oder einfach nur Rache ? Kein Motiv scheint so richtig zu passen. Weitere Opfer sind möglicherweise unvermeidlich . Das will aber Fonseca will auf jeden Fall verhindern und legt sich mit Gegnern an, die alle Fäden in der Hand zu halten scheinen.
Bei dem Buch handelt es sich um einen klassischen Krimi, bei dem der Autor gekonnt die portugiesischen Besonderheiten in die Ereignisse einfließen lässt. So erfährt der Leser etwas über das Verhältnis der Portugiesen zu ihrer ehemaligen Kolonie Brasilien und den dort herrschenden sozialen Verhältnissen. Auch das Thema Korruption klingt immer wieder an. Der Fall selbst hat mehrere Handlungsstränge und bietet verschiedene scheinbare Lösungen an. Gemeinsam mit Inspector Fonseca und seinen Kollegen habe ich versucht, die richtige Spur zu finden und bin immer wieder in die Irre geführt worden. Die Auflösung selbst war überraschend und hat mich vollkommen überzeugt. Ich fand das Ende gerecht, wenn auch nicht im juristischen Sinne. In meinen Augen bietet das Buch aufs beste gelungene Krimiunterhaltung.

Veröffentlicht am 03.06.2019

Verworrene Wohnverhältnisse und ein alter Mordfall

Hinterhaus
1

Als Caro von ihrer Yoga-Stunde nach Hause kommt, findet sie eine leere Wohnung vor. Ihr bisheriger Lebenspartner Jens, ein erfolgreicher Orthopäde, hat sie ohne ein Wort verlassen. Vollkommen verzweifelt ...

Als Caro von ihrer Yoga-Stunde nach Hause kommt, findet sie eine leere Wohnung vor. Ihr bisheriger Lebenspartner Jens, ein erfolgreicher Orthopäde, hat sie ohne ein Wort verlassen. Vollkommen verzweifelt und von der Situation überfordert findet sich Caro in einem Berliner Hinterhaus wieder, dessen Welt und Bewohner ihr völlig fremd sind. Zudem stolpert sie über die Leiche eines Jugendlichen, der vor vielen Jahre verschwunden ist. Durch die Umstände gezwungen bemüht sich Caro , den alten Fall zu klären und zu verstehen, warum Jens sie verlassen hat. Sie gerät in ein Netz aus Lügen, Heimlichkeiten und alten Bündnissen.
Ich habe lange überlegt, ob ich das Buch verdammen oder loben soll. Mit den ersten zwei Dritteln des Buches konnte ich mich nicht so recht anfreunden. Zu verwirrend und unrealistisch erschienen mir die Figuren und ihr Verhalten. Mir fehlte der rote Faden und eine Figur, mit der ich mich identifizieren konnte. Selbst Caro war mir mit ihrer Unselbstständigkeit und Verständnislosigkeit gegenüber ihrer Umwelt unsympathisch. Das ging so weit, dass ich auch, obwohl ihre Situation und das Verhalten der anderen ihr gegenüber herabwürdigend war, kein Mitleid empfunden habe. Welch ein Gegensatz dazu das Ende des Buches. Manche der Ungereimtheiten wurde logisch aufgelöst und das Schicksal der einzelnen Figuren hat mich überzeugt. Sprachlich war das Buch nicht meine Welt, da sich oft Ausdrücke aus der unteren Schublade bedient wurde. Andere mögen sich daran nicht stören. Trotz allem muss ich zugeben, dass die Erzählweise eine Sogwirkung entwickelt hat, so dass ich auf das Ende gespannt war.

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Veröffentlicht am 12.05.2019

Frauenleben im Jahr 1900

Fräulein Broich
1

Henni Broich, Tochter des angesehenen Besitzers des Bonner Hotels Rheineck, hat andere Zukunftspläne wie ihre Eltern. Als ihr Vater eine arrangierte Ehe mit Eduard Zimmer, dem Sohn eines reichen Hoteliers, ...

Henni Broich, Tochter des angesehenen Besitzers des Bonner Hotels Rheineck, hat andere Zukunftspläne wie ihre Eltern. Als ihr Vater eine arrangierte Ehe mit Eduard Zimmer, dem Sohn eines reichen Hoteliers, dem Hennis Vater Geld schuldet, plant, verlässt Henni Hals über Kopf die elterliche Wohnung. Henni möchte auf keinen Fall heiraten, da eine Heirat im Jahr 1900 für eine Frau bedeutet, jedes Selbstbestimmungsrecht über ihr eigenes Leben zu verlieren. Henni möchte als Krankenpflegerin ihren Lebensunterhalt verdienen. Bei ihrer Flucht nimmt sie die Dienste des Gepäckträgers Oskar Moosfeld, Sohn des Besitzers der heruntergekommenen Wirtschaft Schiffsgasse in Anspruch. Auf ihrem Weg ins Nonnenkloster, wo Henni hofft eine Unterkunft zu bekommen, werden die beiden Zeugen eines brutalen Überfalls auf den Hotelier Hansen. Im laufe der Geschichte kommen noch einige Hotelbesitzer ums Leben. Da Henni von den Nonnen abgewiesen wird, bietet ihr Oskar eine Unterkunft im elterlichen Wirtshaus an. Dort lernt Henni Oskars Schwester Meta kennen, die ein bemitleidenswertes Leben führt. Der versoffene Ehemann schlägt und erniedrigt sie. Der cholerische Vaterverhält sich auch nicht besser. Zusätzlich zu ihren vielfältigen Pflichten obliegt Meta die Pflege des Vaters. Als sich dessen Gesundheitszustand rapide verschlechtert, werden sowohl Oskar als auch Metas Ehemann wegen versuchten Mordes verhaftet. Henni versucht gemeinsam mit Meta den Vorfall aufzuklären. Parallel dazu ist die Polizei um die Aufklärung der Morde an den Hoteliers bemüht.
Ich habe das Buch mit großem Interesse und wachsender Begeisterung gelesen. Das lag weniger an der Krimihandlung, die für mich weniger im Fokus stand, als viel mehr an den Lebensumständen der im Roman dargestellten Frauen. Henni versucht ein selbst bestimmtes Leben zu führen und stößt an die all zu engen Grenzen der damaligen Gesetze und gesellschaftlichen Meinung, wie eine anständige Frau zu leben hat. Henni lässt sich dadurch nicht entmutigen, sondern nimmt die Herausforderung an. Henni würde man heute, emanzipiert nennen. Welchen Unterschied macht dazu das trostlose und erbärmliche Leben von Meta. Hilf- und rechtlos ist sie den Zumutungen und körperlichen Angriffen von Ehemann und Vater ausgeliefert. Rechtliche Möglichkeiten, sich dagegen zu wehren hat sie nicht. Hennis Mutter Charlotte ist zu Beginn entsetzt über die modernen und von der Gesellschaft nicht geduldeten Ansichten ihrer Tochter. Im Laufe der Erzählung ändert sich ihre Meinung und sie zeigt Verständnis. Bei so viel Frauenpower soll auch Oskar nicht unerwähnt bleiben. Ich fand ihn sehr sympathisch. Er bemüht sich, Meta zu unterstützen und zu entlasten und gesteht Henni das Recht zu, selbst über sich zu entscheiden.
Der Autorin gelingt es, unterhaltsam verpackt geschichtliche Fakten bildhaft zu vermitteln. Ich bekam einen sehr interessanten und Detail reichen Einblick in die damaligen Lebensumstände. Dementsprechend halte ich das Buch eher geeignet und lesenswert für historisch interessierte Leser als für Krimiliebhaber.

Veröffentlicht am 09.05.2019

Schatten der Vergangenheit

Die Blüten von Pigalle
1

Sommer 1945. Paris versucht nach der Befreiung von der Naziherrschaft zur Normalität zurückzukehren. Pauline, die Freundin von Kommissar Jean Ricolet und ihre Freundin Eloise wollen deren Verlobten Camille ...

Sommer 1945. Paris versucht nach der Befreiung von der Naziherrschaft zur Normalität zurückzukehren. Pauline, die Freundin von Kommissar Jean Ricolet und ihre Freundin Eloise wollen deren Verlobten Camille Laval im Hotel Lutetia abholen. Camille ist gerade aus einen deutschen Konzentrationslager zurückgekommen. Im Hotel treffen die beiden jungen Frauen auf Jean. Camille wurde brutal ermordet. Das Motiv liegt völlig im dunkeln. Bei Camille findet die Polizei eine Druckplatte für Falschgeld. War er in kriminelle Machenschaften verstrickt ? Camilles Bruder war bei der Resistance und wurde an die Gestapo verraten. Befürchtete der Verräter die Enttarnung seiner Identität und hat Camille deshalb umgebracht ? Oder geht es um die schmutzigen Geschäfte französischer Geschäftsleute mit den Nazis. Camille war vor seiner Deportation Bankangestellter. Pauline, verarmt aber aus besseren kreisen stammend, versucht Jean tatkräftig zu unterstützen. Ohne es zu ahnen, kommt sie dem Täter gefährlich nahe und der Mörder kennt keine Skrupel, um seiner Verhaftung zu entgehen.
Wer einen actionreichen Thriller erwartet, sollte das Buch besser wieder zur Seite legen. Die Krimihandlung fließt eher bedächtig dahin wie die Seine. Das Buch hat mich eher durch seine stimmungsvollen Schilderungen der Pariser Straßen und die Einblicke in die Pariser Nachkriegsverhältnisse gefangen genommen.Jean ist ein sympathischer Ermittler, der sich voller Empathie auf die Suche nach dem Täter macht. In meinen Augen unverständlich, dass er oft von Selbstzweifeln geplagt wird. Pauline dagegen war mit ihrer sprunghaften und unüberlegten Art nicht immer hilfreich für den Fortgang der Ermittlungen. Etwas mehr Zurückhaltung hätte ihr gut angestanden. Ich halte Pauline aber zugute, dass sie ohne Rücksicht auf familiäre Bande, sich bemüht, Jean zu helfen. Ohne ihre Beziehungen wäre so manche Tür für Jean verschlossen geblieben.
Alles in allem hat mir das Buch gefallen. Die Krimihandlung an sich kommt eher unspektakulär daher. In der Kombination aber mit der wunderbar eingefangen Pariser Atmosphäre bietet das Buch angenehme Lesestunden.

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