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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 30.05.2023

Abwechslungsreicher Lesespaß

Tatort Nord 2
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Dies ist die 2. Anthologie mit Kurzkrimis von der Küste. Wer bisher glaubte, nur Männer könnten fesselnde Krimis schreiben, wird spätestens nach dieser Lektüre seine Meinung grundlegend ändern.

Die Autorinnen ...

Dies ist die 2. Anthologie mit Kurzkrimis von der Küste. Wer bisher glaubte, nur Männer könnten fesselnde Krimis schreiben, wird spätestens nach dieser Lektüre seine Meinung grundlegend ändern.

Die Autorinnen bieten eine packende Mischung von Humor über historisch bis hin zu schaurig. Einer meiner Lieblingskrimis war "Willkommen bei Renate ! " Er ist witzig, spielt gekonnt mit Klischees und lässt mich mit einem Gefühl der Genugtuung zurück. Sollte ich einen Gegenentwurf benennen, dann vielleicht "Kalte Wurzeln" Hier ist die Stimmung von Anfang an beklemmend und das Ende war für mich einfach traurig. Wie nicht anders von ihr gewohnt, ist Anja Marshalls Beitrag "Hanselüge" ein in sich stimmiger und spannender historischer Krimi.

Im Grunde müsste ich jeden einzelnen Krimi besonders erwähnen, denn die Mischung der unterschiedlichen Ansätze macht gerade den besonderen Reiz der überzeugenden Anthologie aus.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Mikrokosmos Semperoper und eine Liebe gegen alle Regln

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
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Dresden hat sich schon immer mit der Kultur geschmückt und bekommt 1841 mit der Fertigstellung der Semperoper einen angemessenen Rahmen dafür. Die Bühne erstrahlt in hellem Licht und das Publikum klatscht ...

Dresden hat sich schon immer mit der Kultur geschmückt und bekommt 1841 mit der Fertigstellung der Semperoper einen angemessenen Rahmen dafür. Die Bühne erstrahlt in hellem Licht und das Publikum klatscht begeistert Beifall. All die helfenden Hände, die das Schauspiel erst ermöglichen, bleiben im Dunkeln.

Und genau von diesen unbekannten Helfern erzählt die Autorin. Ich fand das unglaublich spannend und auch berührend. Denn all die Geschichten und Schicksale zeichnen gleichzeitig ein Bild der damaligen Gesellschaft und sozialen Verhältnissen. So gab es keine soziale Fürsorge, wie wir sie kennen. Waisenkinder mussten betteln, stehlen oder sich prostituieren, um zu überleben.

Die Klassen waren klar getrennt, ein sozialer Aufstieg so gut wie unmöglich. Da ist es keine Überraschung, dass es politisch gärt und die Ideen der Revolution großen Zuspruch haben.

War das Leben damals durch Zwänge bestimmt, war es für Frauen fast völlig unmöglich , ein selbst bestimmtes Leben zu führen in einer von Männern dominierten Gesellschaft. Die Primaballerina verliebt sich in den falschen Mann, wird schwanger und gerät ins Elend. Der Erzeuger bleibt unbehelligt.

Auch in der Kunst waren Frauen nicht erwünscht, da man ihnen schlichtweg die nötige Begabung absprach. Elise Spielmann ist eine begnadete Geigenspielerin und träumt davon , auf der Bühne zu stehen. Durch Zufall trifft sie den Malergehilfen Christian in der Semperoper und beide verlieben sich. Eine Liebe, die allein schon wegen des Standesunterschiedes keine Zukunft hat. Zudem hat Elises Vater ihre Heirat mit einem alten Freund beschlossen, da er sich dadurch die Verwirklichung seines eigenen Lebenstraumes verspricht. Elise muss sich entscheiden : eine Zweckehe in gesicherten Verhältnissen oder eine Liebesheirat.

Ich habe Elise wahrlich nicht beneidet und ich weiß nicht, wie ich mich entschieden hätte. Die Autorin schildert diese unschuldige Liebe in berührend schönen Bildern und man muss den beiden einfach alles gute wünschen.

Der Roman liest sich kurzweilig und breitet einen bunten Bilderbogen vor dem Leser aus. Dadurch , dass ich mich mit einzelnen Figuren identifizieren konnte, wurde eine ganze Palette unterschiedlicher Gefühle angesprochen und die sozialen Verhältnisse lebendig dargestellt.

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Veröffentlicht am 28.05.2023

Schwieriger Neustart nach dem Krieg verbunden mit einer schönen Liebesgeschichte

Das Strandbad am Wolzensee
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Zusammen mit der Autorin begleite ich Luisa von Rochlitz auf ihrem steinigen Weg, sich eine gesicherte Existenz aufzubauen.

April 1950 Luisa lebt mit dem überwiegend weiblichen Teil der Familie auf ihrem ...

Zusammen mit der Autorin begleite ich Luisa von Rochlitz auf ihrem steinigen Weg, sich eine gesicherte Existenz aufzubauen.

April 1950 Luisa lebt mit dem überwiegend weiblichen Teil der Familie auf ihrem Familienbesitz am Wolzensee. Geld und Lebensmittel sind knapp. Doch irgendwie muss die Familie überleben . Luisa möchte das Strandbad neu beleben. Statt Unterstützung hört sie nur Bedenken und Ablehnung. Allen voran ihre Schwägerin Elinor, die nicht müde wird, zu betonen, dass ihr Mann Julius der rechtmäßige Erbe ist. Zuspruch erhält Luisa nur von ihrer Schwiegermutter Christiane. Da erweist es sich als Glücksfall, dass sich Paul an den Wolzensee verirrt, bleibt und tatkräftig bei der Verwirklichung von Luisas Träumen hilft. Luisa sprudelt über vor Ideen, die sich auch wirtschaftlich auszahlen.

Da kehrt ihr Bruder Julius aus dem Krieg zurück und fordert sein Erbrecht ein. Das Aus für Luisas Strandbad und ihre Träume ?

Luisa muss man einfach mögen. Sie ist warmherzig und lässt sich nicht unterkriegen. Dabei hätte sie oft genug Grund zur Verzweiflung. Ihr Mann ist zwar körperlich anwesend, aber schwer traumatisiert. Ihre Mutter hängt alten Idealen nach und die Schwägerin intrigiert, wo sie nur kann. Und nicht genug muss sich Luisa mit den Behörden der neuen sozialistischen DDR auseinandersetzen.

Luisas Spiegelbild im positiven Sinne ist Paul. Auch er wurde vom Schicksal nicht gut behandelt, aber er ist nicht verbittert, sondern sanftmütig und hilfsbereit. Was ich mir als Leser von Anfang an erhofft habe, dass aus den beiden ein Paar wird, scheint sich tatsächlich zu erfüllen. Das sieht das Schicksal aber anders und stiftet Unfrieden.

Ich habe das Buch mit großer Begeisterung gelesen. Es war unterhaltsam, emotional und sehr informativ.

Die Informationen über den Neubeginn in den Anfängen der DDR waren für mich neu und deshalb interessant . Luisas Begeisterung und Ideenreichtum haben mich mitgerissen. Elinor ,Luisas Mutter und ihrem Bruder Julius hätte ich mehrfach den Hals umdrehen können. Paul war mein Ankerpunkt und mein Held. Ein wirklich schönes Leseerlebnis.

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Veröffentlicht am 27.05.2023

Eine eher ungewöhnliche Folge aus der Serie um Libby, dennoch lesenswert

Der Tod, den niemand sehen kann
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Owen und Libby freuen sich sehr auf ihr Kind. Die Welt ist friedlich und hell. Doch unbemerkt ziehen dunkle Wolken auf.

Owen bekommt es mit einem Doppelmord , ohne einen Hinweis auf Motiv und Täter, zu ...

Owen und Libby freuen sich sehr auf ihr Kind. Die Welt ist friedlich und hell. Doch unbemerkt ziehen dunkle Wolken auf.

Owen bekommt es mit einem Doppelmord , ohne einen Hinweis auf Motiv und Täter, zu tun. Libby und Julie unterstützen die Polizei in Baltimore bei der Suche nach einem brutalen Serienvergewaltiger, was schlimme Erinnerungen in Libby wachruft. Und wäre das nicht genug, droht eine Terrorgruppe damit, Cäsium freizusetzen, sollten ihre Forderungen nicht erfüllt werden.

All das tritt in den Hintergrund, als das Schicksal erbarmungslos in Libbys privaten Umfeld zuschlägt.

Das ist in meinen Augen ein eher atypischer Thriller aus der Feder der Autorin. Bislang hielt mich die Fahndung nach sadistischen Serientätern in Atem und damit verbunden interessante Einblicke in deren Psyche. Zwar müssen Julie und Libby einen Vergewaltiger dingfest machen, was mit beängstigenden Risiken verbunden ist, aber der Schwerpunkt liegt eindeutig im familiären Bereich.

Das war für mich im ersten Moment befremdlich, da es unerwartet war, dafür aber emotional eine große Herausforderung und deshalb nicht weniger fesselnd als die bisherigen Bücher.

Nicht zu vergessen, die Bedrohung durch die radioaktive Verseuchung. Hier zeigen Julie und Libby ihr Können als brillante Profilerinnen. Gleichzeitig zeigt mir die Autorin , wie krank und realitätsfern solche Gruppierungen denken.

Mein besonderes Highlight war wieder mal eine Aussage Libbys vor Gericht, bei der sie ihre tolle Rhetorik zeigen kann.

Ungewöhnlich, aber nicht weniger packend wie die anderen Fälle und deshalb Daumen nach oben !

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Absolut lesenswerter neuer Fall für Theodora und Eisele

Theodora und der Tod des Richters
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Theodora kommt verliebt aus der Reha an der Ostsee nach Stuttgart zurück. Georg Eisele ist wieder mal mit seiner Gesamtsituation unzufrieden. Zumal auch noch seine Quasi-Freundin Chantal auf dem elterlichen ...

Theodora kommt verliebt aus der Reha an der Ostsee nach Stuttgart zurück. Georg Eisele ist wieder mal mit seiner Gesamtsituation unzufrieden. Zumal auch noch seine Quasi-Freundin Chantal auf dem elterlichen Hof auf der Schwäbischen Alb eine Rückkehr in ein bürgerliches Leben probt. Da ist der Tod eines alten Richters in einem Seniorenheim nur eine Randnotiz und schnell geklärt. Sowohl Theodora al auch Eisele sind so mit ihren persönlichen Problemen beschäftigt, dass ihnen einige Ungereimtheiten nicht weiter auffallen. Die Lage gerät aus dem Ruder, als Eisele plötzlich unauffindbar ist. Sogar mit seinem Tod muss gerechnet werden.

War Theodora bei ihrem ersten Fall nicht besonders empathisch und stets schlecht gelaunt, lerne ich nun eine andere Seite an ihr kennen und die gefällt mir ausnehmend gut. Die Liebe scheint eine echte Himmelsmacht zu sein, denn nun ist sie ihren Mitmenschen zugewandt, was ihr Umfeld eher misstrauisch beäugt.

Da Theodora mit ihren Gedanken noch an der Ostsee weilt, konzentriert sie sich nicht auf den Todesfall und ermittelt schlampig. Dies ist die Chance für Eisele, dem Leser zu zeigen, dass auch er ein Gespür für Unstimmigkeiten hat. Was die beiden Ermittler nicht wissen, wir als Leser aberr sehr wohl, weil der Täter sich in Einschüben zu Wort meldet, es war Mord.

Während Theodora in Stuttgart durch eine emotionaler Hölle geht und Eiseles Mutter in Sorge um ihren Sohn zur Höchstform aufläuft, ermittelt Eisele auf eigene Faust weiter. Ohne es zu ahnen, stöbert er den Täter auf und ich habe um sein Leben gebangt. Die Spannung war kaum auszuhalten und ich hätte Theodora schütteln mögen, dass sie endlich in die Puschen kommt. Die Autorin spielt hier geschickt mit den gegensätzlichen Situationen der beiden Kriminalbeamten und erhöht dadurch den Spannungsfaktor erheblich. Hinzu kommt, dass ich durch meinen Wissensvorsprung nochmals einen anderen Blick auf die Ereignisse habe.

Ich bin vom Buch sehr begeistert und fand es nicht störend oder der Spannung abträglich, dass die privaten Befindlichkeiten eine wesentliche Rolle bei den Ermittlungen gespielt haben.

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