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Veröffentlicht am 10.04.2022

Sprung in den Tod

Mordseefest
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Borkum im Sommer bedeutet Sonne, Meer, Lebensfreude und das alljährlich statt findende große Strandfest. Dieses Mal endet der Spaß für einen der Fallschirmspringer, die immer das Ende der Veranstaltung ...

Borkum im Sommer bedeutet Sonne, Meer, Lebensfreude und das alljährlich statt findende große Strandfest. Dieses Mal endet der Spaß für einen der Fallschirmspringer, die immer das Ende der Veranstaltung bilden, tödlich. Nach anfänglichem Entsetzen und Mitgefühl für die schwangere Witwe erhält das Bild des Toten dunkle Flecken.

Caro und Jan, die beiden Hobby- Detektive, müssen feststellen, dass es für den Mord einige Verdächtige gibt. Das Mordopfer war nicht der liebende Ehemann und allseits beliebte Sportsfreund wie gedacht. Bei den vielen möglichen Tätern ist es nicht leicht, den Überblick zu behalten. Nur gut, dass Caro und Jan die richtigen Schlüsse ziehen.

Das ist bereits der 3. Fall für Caro und Jan und beide haben nichts von ihrer Neugierde und Spürsinn verloren. Der Fall ist recht verwirrend und es gibt reichlich Verdächtige und jede Menge Motive. Je mehr Caro über den Toten herausfindet, um um so mieser erscheint sein Charakter. Ein wenig ist es wie beim Häuten einer Zwiebel. Mir hat das viel Spaß bereitet, denn ich konnte mich an den Spekulationen wunderbar beteiligen. Ich habe einige Male auf das falsche Pferd gesetzt, weil es für die eindeutigen Beweise der Täterschaft eine logische und leider - aus meiner Sicht als Ermittler - harmlose Erklärung gab. Die Person des Täters hat mich dann doch ein wenig überrascht, einfach weil ich es ihm nicht zugetraut habe.

Besonders gelungen fand ich den Erzählstil der Autorin, die in Einschüben eine zurückliegende perfide Rachetat schildert, die für die aktuellen Ereignisse von Bedeutung ist. Daraus ergibt sich ein gelungener Stimmungswechsel zu der aktuellen , eher heiteren und lebhaften Atmosphäre.

Mich hat der Krimi sehr gut unterhalten. Ich fand ihn witzig und auch die Spannung kommt zu ihrem Recht, ohne mit schockierend blutigen oder grausamen Bildern aufzuwarten. Und nicht zu vergessen der besondere Charme Borkums, der sich in vielen Szenen widerspiegelt.

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Veröffentlicht am 02.04.2022

Götter, Chimären und ein Druide

Papier & Blut
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Der Siegelmagier Al MacBharrais ist auf der Suche nach demjenigen, der ihn mit einem Fluch belegt hat. Jeder, der für ihn arbeitet, stirbt nach sieben Jahren und Al würde gerne einen Nachfolger ausbilden.
Da ...

Der Siegelmagier Al MacBharrais ist auf der Suche nach demjenigen, der ihn mit einem Fluch belegt hat. Jeder, der für ihn arbeitet, stirbt nach sieben Jahren und Al würde gerne einen Nachfolger ausbilden.
Da erreicht ihn der Hilferuf von Ya- ping, der Auszubildenden seiner australischen Kollegin. Die Siegelmagierin ist verschwunden. Al und sein Helfer, der Hobgoblin Buck, machen sich sofort auf den Weg. Da das Problem eine Dimension zu haben scheint, die Als Möglichkeiten übersteigen, erbittet er die Unterstützung des Eisernen Druiden. Gemeinsam kämpfen sie gegen eine Horde von Chimären und sind auf der Suche nach dem Ursprung dieser Ausgeburten der Hölle.
Dies ist der 2. Band , der die Geschichte des Siegelmagiers Al erzählt. Man kann das Buch gut ohne Vorkenntnisse lesen, aber manche Anspielung läuft dann ins Leere.
Wieder hat mich Al mit seiner Aufrichtigkeit und Beständigkeit für sich eingenommen. So jemanden hätte ich gerne als verlässlichen Freund. Einen überzeugenden Gegenpol bildet der Hobgoblin Buck, der mir mit seiner angeberischen Art manchmal auf die Nerven geht und seine sehr derbe Ausdrucksweise und sein eher anzüglicher Humor sind nicht jedermanns Sache . Zu seiner Ehrenrettung sei gesagt, im Notfall ist absoluter Verlass auf ihn, er ist immer für einen Lacher gut und er liebt Whiskey.
Die Handlung selbst ist fesselnd und ermöglicht mir die Bekanntschaft mit einer ganzen Armee von Feenwesen und einigen Göttern. Der Autor nutzt die Gelegenheit, um packenden Kämpfe zu beschreiben. Beeindruckt hat mich die Figur des Eisernen Druiden, der die Hauptrolle in einem anderen Romanzyklus des Autors spielt. Ich fand ihn sehr sympathisch und vertrauenserweckend und es umgibt ihn eine Aura des Geheimnisvollen. Vielleicht sollte ich ihn näher kennenlernen.
Das Buch hat mich sehr gut unterhalten und einige Stunden auf angenehme Weise vom Alltag abgelenkt. Obwohl das australische Abenteuer zu meiner vollkommenen Zufriedenheit überstanden wurde, bleiben einige Fragen offen. Dies schürt meine Hoffnung auf ein weiteres Wiedersehen mit Al und seinen Freunden.

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Veröffentlicht am 27.03.2022

Ermittlungen auf schwierigem Terrain

Der blonde Hund
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Ein toter Journalist, der in der Spree schwimmt, wird zu Spiros neuem Fall. Die Ermittlungen sind äußerst delikat. Zum einen scheint das Opfer speziellen Vorlieben gefrönt zu haben. Zum anderen gehörte ...

Ein toter Journalist, der in der Spree schwimmt, wird zu Spiros neuem Fall. Die Ermittlungen sind äußerst delikat. Zum einen scheint das Opfer speziellen Vorlieben gefrönt zu haben. Zum anderen gehörte er zum engeren Kreis der aufstrebenden Nationalsozialisten und er hatte Kontakte zur besseren Gesellschaft . Spiro stößt auf eine Mauer aus Lügen und Schweigen. Seine beste Spur ist der Ausweis eines Jungen, der ein besonderes Verhältnis zum Toten hatte, der ihn "Canis" nannte.

Seine Nachforschungen führen Spiro nach Bayern, wo er mangels eigener Kompetenzen mit fragwürdigen Methoden weitere Informationen sammelt.

Inzwischen hat seine Freundin Nike ihr Interesse an Seancen und Astrologie entdeckt und macht dadurch die Bekanntschaft fragwürdiger Individuen, die ihr auch einen Ausflug in die Welt des Sado- Masochismus bescheren.

Dieses Mal führen Spiros Ermittlungen tief in den sich ausbreitenden braunen Sumpf und damit auch in die sogenannten besseren Kreise von Adel und Industrie. Ich fand es auf bizarre Weise faszinierend, wie alles, was dem Ruf schadet, von dieser Schicht schlichtweg geleugnet wird und mit welcher Arroganz man auf die vermeintlich weniger wertvollen Mitmenschen herabblickt. Und das unglaubliche ist, dass sie damit durchkommen.

Eine Welt, die mir völlig fremd ist, lerne ich durch Nike kennen. Seancen und Horoskope waren in den 20ziger Jahren sehr in Mode. Für mich bleibt es aber weiterhin nicht nachvollziehbar, wie man daran glauben kann.

Geschichtlich interessant waren nach meinem Empfinden die Einblicke in die Gemeinschaft der Artamanen, eines radikal-völkischen Vereins, der eine autarke Landwirtschaft anstrebte . In Mecklenburg- Vorpommern gibt es immer noch Gruppen, die diesen Gedanken anhängen.

Das Ende des Buches kam für mich unvermittelt. Ich musste mir erst bewusst machen, dass alle wichtigen Fragen geklärt waren und auch Gerechtigkeit geübt wurde, wenn auch nicht im herkömmlichen Sinn.

Besonders gut gefallen hat mir der Erzählstil der Autorin, der sich packend liest und eine ordentlichen Portion Sarkasmus mitbringt.

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Veröffentlicht am 26.03.2022

Bunter Bilderbogen des Jahres 1923

Im Rausch des Aufruhrs
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Monat für Monat ruf der Autor wichtige, tragische sowie eher der Regenbogenpresse zugehörende Ereignisse in den Focus des Lesers.
Sich wiederholende Themen sind die Besetzung des Ruhrgebietes, die immer ...

Monat für Monat ruf der Autor wichtige, tragische sowie eher der Regenbogenpresse zugehörende Ereignisse in den Focus des Lesers.
Sich wiederholende Themen sind die Besetzung des Ruhrgebietes, die immer mehr Fahrt aufnehmende Inflation und die Agitation der Rechten. Zusammen ergeben die Nachrichtenschnipsel ein buntes und spannendes Bild des Jahres, das gut zu lesen ist.
Erschreckend fand ich die rasende Entwicklung der Inflation und ihre Folgen, die weder Arm noch Reich verschont hat. Wer zuvor ein scheinbar unermessliches Vermögen besaß, musste im Laufe des Jahres feststellen, dass er dafür mit Glück gerade noch einen Laib Brot erhält.
Als Gegensatz dazu fand ich die Ausflüge in die Welt der Künstler erheiternd und sie sind ein guter Gegenpol zu den düsteren Nachrichten.
Geradezu wütend haben mich die Berichte über die rechten Umtriebe gemacht. Schwarze Reichswehr, Organisation Consul oder der gescheiterte Putschversuch Hitlers - man hat sie gewähren lassen, milde belächelt oder versucht, sie für die eigenen Interessen einzuspannen und dabei immer unterschätzt.
Ebenfalls wie ein roter Faden gibt es das ganze Jahr hindurch judenfeindliche Übergriffe, die ihren Höhepunkt im November mit dem Pogrom im Berliner Scheunenviertel finden.
Besonders erwähnenswert sind die vielen Anekdoten zu kleinen und großen Berühmtheiten, die der Autor jeden Monat einstreut. Oft erheiternd, manchmal traurig haben sie mich überwiegend überrascht und lockern die Lektüre angenehm auf. Ein Beispiel hierfür ist Hemingways Ausflug in den Schwarzwald und kleine Episoden aus Gorkis Leben.
Für mich hilfreich war das letzte Kapitel "Was weiter geschah". Hier gibt der Autor kurze Informationen zu den Personen, die mir im Verlauf des Jahres begegnet sind. Viele der Künstler haben sich später umgebracht, was mich sehr bedrückt hat.
Das Buch gibt sehr gute und lebendige und dabei gut lesbare Eindrücke des Jahres 1923 wieder. Hilfreich ist in meinen Augen, wenn man sich mit der Zeit schon etwas beschäftigt hat, sonst kann es passieren, dass man bei der Fülle der Informationen und Namen etwas die Orientierung verliert.

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Veröffentlicht am 19.03.2022

Bedrohlich, verwirrend, überraschend

Dreivierteltot
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Kim ist zusammen mit ihrem Freund Jon auf dem schottischen West Highland Way unterwegs. Der gemeinsame Urlaub kurz nach dem Abitur steht unter keinem guten Stern.

Kim, die nicht besonders sportlich ist, ...

Kim ist zusammen mit ihrem Freund Jon auf dem schottischen West Highland Way unterwegs. Der gemeinsame Urlaub kurz nach dem Abitur steht unter keinem guten Stern.

Kim, die nicht besonders sportlich ist, findet, dass der gut trainierte Jon nicht genügend Rücksicht auf sie nimmt. Er läuft voraus und ist mürrisch. All zu oft streiten die beiden. Die Wanderer, die sie unterwegs treffen, sind in Kims Augen nervig und machen ihr mit ihrem rüpelhaften Benehmen Angst - bis auf Sky, der mit seinem Hund unterwegs ist. In Kims Augen ist er attraktiv und sympathisch , so dass sie sich gerne mit ihm unterhält, was wiederum Jon missfällt.

Gerade als es scheint, dass Kim und Jon Frieden schließen, stolpern sie geradezu über eine Leiche. Voller Panik informieren sie die Polizei, die aber keine Spuren entdecken kann. Dann überschlagen sich die Ereignisse. Irgendjemand von den Leuten, die sie getroffen haben, spielt ein falsches Spiel. Ist es Sky ?

Die Handlung beginnt wie die Schilderung eines ganz normalen Urlaubs zweier jungen Leute. Es kommt zum Streit aus nichtigem Anlass und weil beide unterschiedliche Vorstellungen über ihre gemeinsame Zukunft haben.

Die Stimmung kippt langsam von angespannt in bedrohlich, als Kim Nachrichten von ihrer Freundin Emma erhält, sie selber Emma nicht erreicht. Verstärkt wird diese Empfindung durch die anderen jungen Leute, denen sie begegnen. Kim fühlt sich durch sie bedroht. Ich war mir unsicher, ob Kim einfach nur empfindlich ist oder ob ihre Ängste berechtigt sind.

Bei Jon hingegen war ich mir meiner Einschätzung sicher. Ich fand ihn unsensibel und mir war unerklärlich, warum Kim sich in ihn verliebt hatte, Nach dem Fund der Leiche erschien mir Kim zusehends als hysterisch, da sie jedem nur noch böse Absichten unterstellte . Die beiden herbei gerufenen Polizisten kommen zu dem Schluss, dass Jon und Kim unter Drogen stehen. Und wenn ich ehrlich bin, fand ich diese Erklärung sehr plausibel. Kim befand sich vermutlich auf einem Horrortrip. War überhaupt irgendetwas von dem, was sie so in Angst und Schrecken versetzt hatte, real ? Tat ich Jon unrecht ?

Die Autorin hat ein absolut spannendes und dabei sehr bewegendes und ungewöhnliches Buch geschrieben. Dieses wachsende Gefühl von Bedrohung verbunden mit dem Eindruck von Unwirklichkeit hat die Erzählerin nachdrücklich vermittelt. Die Erklärung für die Ereignisse hat mich dann emotional stark mitgenommen und mich gedanklich noch eine ganze Weile beschäftigt.

Keine leichte Lektüre, aber packend und mit dem nötigen Maß an Einfühlsamkeit und Realitätssinn und deshalb absolut lesenswert.

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