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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.03.2024

Leseempfehlung!

Die Verwandlung
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Deprimierend, aber lesenswert und vor allem leider aktuell - Kurze, 1912 entstandene, dem bis 1914 geltenden Frühexpressionismus zuzurechnende Erzählung

Ich las eine ca. 50 vergilbte Seiten umfassende ...

Deprimierend, aber lesenswert und vor allem leider aktuell - Kurze, 1912 entstandene, dem bis 1914 geltenden Frühexpressionismus zuzurechnende Erzählung

Ich las eine ca. 50 vergilbte Seiten umfassende Hardcoverausgabe aus dem Insel Verlag. Über Kafka wusste ich bis zur aktuellen Kafka-Welle wenig, das Wort "kafkaesk" - gleichzusetzen mit "absurd", "albtraumhaft", "bedrohlich" oder rätselhaft" - schreckte mich ab, abgesehen von einem auf wahren Begebenheiten beruhenden Roman, in welchem K. in seinen letzten Lebensmonaten in Berlin-Steglitz einem kleinen Mädchen, welches seine Puppe im Park verloren hatte, etliche Briefe schrieb, in denen er die Puppe von ihren auf ihrer Weltreise erlebten Abenteuern erzählen ließ.

Als ich mich nun endlich an ein "echtes "K.-Buch" herantrauen wollte, empfahl man mir "Die Verwandlung". Der junge Protagonist Gregor Samsa unterhält durch seine Einkünfte als "Reisender" mehr schlecht als recht seine aus Vater, Mutter und jüngerer Schwester Grete bestehende Familie, mit der er auch die Wohnung teilt. Eines Morgens erwacht er als Käfer. Hhmm... Skurril, aber ich las tapfer weiter, gelegentlich über den Stil schmunzelnd und auf das erhoffte gute Ende der Geschichte gespannt. Mit der Zeit wurde das Schmunzeln immer seltener, Gregors schwindende Hoffnung wandelte sich zunehmend in Verzweiflung und die Geschichte machte mich sehr traurig.

Ich vermochte zunächst nicht, sie einzuordnen. Von Büchern erwarte ich entweder entspannende Unterhaltung oder eine Erweiterung meines Wissens - optimal, wenn beide Dinge zusammentreffen. Auch eine sinnvolle "Botschaft" begrüße ich gern. All das fehlte mir hier zunächst irgendwie. Mit etwas "Nachhilfe" begriff ich dann aber, dass der Autor die Unmenschlichkeit der damaligen Menschen entlarven wollte, indem er ihnen mit der Schilderung ihres zunehmend liebloser werdenden Verhaltens dem Sohn/Bruder gegenüber einen Spiegel vorhält. Und das Schlimmste ist, dass sich gut 100 Jahre später kaum viel geändert zu haben scheint.

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Veröffentlicht am 20.03.2024

Bedingt begeistert

Das Opernhaus: Rot das Feuer
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Bereits die Lektüre der 35-seitigen Leseprobe von Anne Sterns am 12. 03.2024 vom Verlag Rowohlt Taschenbuch unter der ISBN 978-3-499-01090-3 herausgegebenem, 400 Seiten umfassenden Buch "Das Opernhaus ...

Bereits die Lektüre der 35-seitigen Leseprobe von Anne Sterns am 12. 03.2024 vom Verlag Rowohlt Taschenbuch unter der ISBN 978-3-499-01090-3 herausgegebenem, 400 Seiten umfassenden Buch "Das Opernhaus - Rot das Feuer", dem Band 2 der Dresden-Reihe, vermochte rasch mein Interesse zu wecken, vor allem, weil ich schon den Vorläufer "Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie" gelesen hatte.
Dieser war mMn zwar bedauerlicherweise eindeutig eher ein Liebes- als ein Historischer Roman, enthielt aber dennoch interessante Einblicke in die damals üblichen, stark von Männern dominierten Lebensumstände der Frauen und die Probleme der ärmeren Schichten der Dresdener Bevölkerung um die Mitte des 19. Jahrhunderts.
Teil 2 beginnt mit dem Zitat
"Heiter soll die Bühne sein,
denn das Leben selbst
ist finster und trübsinnig genug."
aus dem Jahr 1825 von Wilhelm Tieck,
gefolgt von einem "Ein Dorf bei Leipzig, Oktober 1813" betitelten Prolog, in welchem eindrucksvoll beschrieben wird, wie die junge Clementine schwer verletzt als Einzige die Zerstörung ihres Dorfes durch flüchtende Soldaten überlebt, und dem ersten, "Dresden, Mittwoch, 4.April 1849" überschriebenen Kapitel.
Wir treffen die mittlerweile als gefeierte Violinistin und angesehene Ehefrau des Komponisten Adam Jacobi lebende Elise wieder.
Ihre Erinnerungen an die Romanze mit dem Kulissenmaler Christian, einem aufstrebenden Künstler an der berühmten Semperoper, ermöglichen auch ohne Kenntnis des vorhergehenden Bandes rasch einen guten Einstieg in die Geschichte.
Die im Prolog behandelte Clementine spielt in der Folge leider nur eine Nebenrolle, was ich sehr bedauere.
Die angespannte politische Lage wird überwiegend in Gesprächen sowohl fiktiver als auch realer Personen wie beispielsweise dem als Dirigent, Komponist, Schriftsteller und Theaterregisseur berühmt gewordenen Richard Wagner und dem als "Vater des Anarchismus' " in die Historie eingegangenen Arbeiterführer Michail Bakunin dargestellt.

Politische und amouröse Leidenschaften bieten eigentlich genug Stoff für einen guten Roman. Das Buch enthält auch durchaus spannende und berührende, aber auch geradezu hanebüchene Szenen wie die um einen auf dem Tisch des ehelichen Haushalts vergessenen verbotenen Liebesbrief.

Ich hoffe, mit dem Folgeband "Das Opernhaus: Samtschwarz die Nacht" kommt alles zu einem guten Ende. Lobende Erwähnung verdient m. E. der von mir oft zu Rate gezogene Stadtplan, hingegen konnten und können mich die zwar Wiedererkennungswert erzeugenden CD-artigen Kugeln auf dem jeweiligen Cover überhaupt nicht begeistern, zumal die Farbe hässlich abblättert.

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Veröffentlicht am 17.03.2024

Leider leicht enttäuscht

Die Entflammten
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Seit ich vor vielen Jahren den mit Kirk Douglas in der Titelrolle und Anthony Quinn als Paul Gauguin besetzten Klassiker "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft" ("Lust for Life") nach der Romanvorlage ...

Seit ich vor vielen Jahren den mit Kirk Douglas in der Titelrolle und Anthony Quinn als Paul Gauguin besetzten Klassiker "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft" ("Lust for Life") nach der Romanvorlage von Irving Stone sah, wurde ich zum Fan aller 5 genannten Herren und blickte der 31 Seiten umfassenden Leseprobe von Simone Meiers Roman "Die Entflammten" gespannt entgegen.
Obwohl mich der Erzählstil nicht sonderlich "entflammte", wollte ich wegen der interessanten Erzählperspektive dem am 29.02.2024 vom Verlag Kein & Aber unter der ISBN 978-3-0369-5029-7 herausgegebenen 272-seitigen Buch gern eine Chance geben. Außerdem gefiel mir das unter dem mich etwas befremdenden Titel "Gefundene Figuren" geführte Personenverzeichnis, vor allem, da es neben den Namen auch Spitznamen, Lebensdaten, Beruf und familiäre Beziehung benennt.
Wir treffen auf zwei Protagonistinnen, im ersten Handlungsstrang ist es Jo(hanna) van Gogh-Bonger, die kurz nach dem Selbstmord ihres Schwagers Vincent van Gogh gerade auch noch ihren an der Syphilis erkrankten geliebten Ehemann Theo verlor und nun mit einem Baby einer unsicheren Zukunft entgegen blickt, im zweiten rund 100 Jahre später die Autorin und Kunsthistorikerin Gina, die auf Jos Geschichte stößt und ein Buch über sie schreiben will.
Es gelang Jo, für die vielen von dem zu Lebzeiten kaum bekannten Vincent hinterlassenen Bilder in einer breiten Öffentlichkeit Interessenten und Käufer zu finden: ihre für eine Frau damals nicht übliche (und dazu auch noch erfolgreiche!) Initiative entwickelte sich zu einem Selbstläufer und wurde der Beginn eines bis in die Gegenwart andauernden Vincent van Gogh-Kults. .

Obwohl die behandelten Themen nicht uninteressant waren, vermochte ich mit "Die Entflammten" bedauerlicherweise nicht so richtig warm zu werden, hauptsächliches wegen des oft eher an ein Sachbuch gemahnenden Stils und wegen der vorwiegend am Anfang häufig schweren Zuordnung, in welchem Handlungsstrang ich mich gerade befand.

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Veröffentlicht am 16.03.2024

Lesen, Lachen und Lernen

Willkommen bei den Grauses 1: Wer ist schon normal?
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Bereits die Lektüre der 23-seitigen Leseprobe von Sabine Bohlmanns (Text) und Daniel Steudtners (Illustrationen) für Jungen und Mädchen zwischen 9 und 11 Jahren empfohlenen 192 Seiten umfassenden Kinderbuches ...

Bereits die Lektüre der 23-seitigen Leseprobe von Sabine Bohlmanns (Text) und Daniel Steudtners (Illustrationen) für Jungen und Mädchen zwischen 9 und 11 Jahren empfohlenen 192 Seiten umfassenden Kinderbuches "Willkommen bei den Grauses - Wer ist schon normal?" konnte mich auf Anhieb überzeugen, denn sie erschien mir sowohl altersangemessen als auch genretypisch und ließ sich angenehm flüssig lesen.
Und schon die Widmung
"Für alle, die anders sind
und für alle, die diese trotzdem
oder gerade deswegen
in ihr Herz schließen."
erschien mir ebenso aktuell wie wichtig, weshalb ich auf das Buch sehr gespannt war.
Und es enttäuschte mich denn auch nicht.
Es wurde am 24.02.2024 unter der ISBN 978-3-522-50828-5 vom Verlag "Planet!" veröffentlicht und verfügt über ein passendes wie ansprechend buntes Cover sowie etliche das erzählte Geschehen hervorragend ergänzende Zeichnungen. .
Die 9-jährige Ottilie Schmidt steht nach der ersten Freude, dass in das Nachbarhaus - Sackgasse Nr. 13 - endlich eine Familie einzieht (sie hatte so sehr gehofft, gleichaltrige Freunde neben ihrem Meerschweinchen namens "Fritz" als Spielgefährten zu finden), den Neuankömmlingen zunächst einmal etwas skeptisch gegenüber, u.a. deshalb, weil ihnen auf dem Kopf kleine Hörner wachsen, sie spitze Zähne haben und eine der beiden Schwestern eine Werwölfin und die andere unsichtbar ist.
Weil die viel lesende Ottilie mit anderen Mädchen wenig Gemeinsamkeiten finden konnte und die Familie Grause stets überaus liebenswürdig auftritt, überwindet Ottilie rasch ihre Vorbehalte. Allerdings geraten die Grauses aufgrund ihres ungewöhnlichen Aussehens oder merkwürdigen Verhaltens - deren Gründe hier nicht verraten werden sollen - ständig in schräge bis mehr oder weniger lustige Situationen.
Der Roman enthält Fantasy-Anteile und verdeutlicht, dass "anders" nicht zwingend "schlechter" bedeuten muss.
Band 2 wird für das Frühjahr 2025 angekündigt.

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Veröffentlicht am 13.03.2024

Uneingeschränkte Leseempfehlung!

Eine Fingerkuppe Freiheit
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Der 192 Seiten umfassende historische Roman von Thomas Zwerina, "Eine Fingerkuppe Freiheit", wurde am 20. 02. 2024 unter der ISBN 978-3-365-00552-1 vom Verlag Harper Collins Hardcover veröffentlicht.
Das ...

Der 192 Seiten umfassende historische Roman von Thomas Zwerina, "Eine Fingerkuppe Freiheit", wurde am 20. 02. 2024 unter der ISBN 978-3-365-00552-1 vom Verlag Harper Collins Hardcover veröffentlicht.
Das mit einem mir sehr gut gefallenden Cover versehene Buch erzählt in 25 Kapiteln die Lebensgeschichte von Louis Braille (04. Januar 1809 in Coupvray, Ile-de-France - 06. Januar 1852 in Paris), dem Erfinder der 6-Punkte-Blindenschrift, und enthält nach dem Epilog "Bibliografische Hinweise" und eine ebenso informative wie berührende "Nachbemerkung des Autors".

Es führt uns zunächst in Brailles idyllisch anmutenden Heimatort, wo wir seine Familie kennenlernen und erfahren, wie er sich durch einen schrecklichen Unfall im Alter von 3 Jahren mit einer Ahle seines als Sattler tätigen Vaters eine Augenverletzung zuzog, an deren Folgen er innerhalb der nächsten 2 Jahre das Sehvermögen verlor.

Ab 1819 lebte er in der ersten Erziehungs- und Unterrichtsanstalt für blinde Menschen, der Institution Royale des Jeunes Aveugles (Königliches Institut für junge Blinde), heute Institut National des Jeunes Aveugles) in Paris.
Inspiriert durch den Austausch mit Schulkameraden und später auch gleichgesinnten Erwachsenen gelang es ihm trotz verschiedener Schwierigkeiten - verursacht hauptsächlich durch Sehende - seine für Millionen von Menschen segensreiche Erfindung.


Der Schreibstil von Herrn Zwerina passt gut zur damaligen Zeit.

Ich fühlte mich gut unterhalten und gewann im wahrsten Sinne des Wortes interessante Einblicke.


Fazit: Uneingeschränkte Leseempfehlung!

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