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Veröffentlicht am 11.11.2021

Eine ganz wichtige Botschaft und tolle Illustrationen

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Durch ihre Musik und ihren Rhythmus zeigt ein junges Mädchen anderen Menschen, wie sie zueinander finden und Veränderung erreichen können. Bei sich und anderen. Dabei trifft sie auf andere Kinder, die ...

Durch ihre Musik und ihren Rhythmus zeigt ein junges Mädchen anderen Menschen, wie sie zueinander finden und Veränderung erreichen können. Bei sich und anderen. Dabei trifft sie auf andere Kinder, die sich ihr anschließen und mit ihr gemeinsam musizieren.

Gorman setzt sich aktiv für soziale Gerechtigkeit, Gendergleichheit und gegen Rassismus und Diskriminierung ein. In diesem kunterbunten Kinderbuch steht Veränderung im Mittelpunkt. Ein kleines Mädchen läuft mit ihrer Gitarre durch die Straßen und singt ein Lied darüber. Auf einer bemalten Hausfassade entdeckt sie das Bild von Martin Luther King, der für die gleichen Ziele kämpfte, wie es Amanda Gorman tut. Gemeinsam mit einem Jungen, der eine Tuba bei sich trägt, tut sie Gutes, indem sie Müll aufsammeln, ärmeren Menschen Essen bringen und die Einkäufe einer älteren Dame nach Hause tragen. Sie begegnen auf ihrem Weg einem Mädchen im Rollstuhl, die sich ihnen anschließt. Nach und nach wächst die musizierende Gruppe, die unterschiedlicher nicht sein könnte und doch ein Ziel hat.

Die kunterbunten Bilder von Loren Long füllen die großformatigen Seiten aus und unterstützen die wichtige Botschaft, die Amanda Gorman vermitteln möchte. Die Vielfalt wird anhand von unterschiedlichen Kulturen, physischen Beeinträchtigungen und Hautfarben dargestellt. Dabei steht nicht die Unterschiedlichkeit im Vordergrund, sondern das Gemeinschaftsgefühl. Bei der Übersetzung tue ich mich etwas schwer mit einer Positionierung. Schließlich handelt es sich hier um ein Lied und in diesem Fall spielt auch Rhythmik eine entscheidende Rolle. Für mich ist die Arbeit von Denalane und Seel hier gelungen. Ein tolles Kinderbuch mit entscheidender Aussage.

Tolle Message, eindringliche Verse und zauberhafte Illustrationen.

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Veröffentlicht am 02.11.2021

Wunderschöne Illustrationen und spannende Story

Mitte
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Der 15-jährige Fritze Thormann wird von der Gestapo gesucht, nachdem er bei der Olympiade in Berlin 1936 Zeuge eines Selbstmords wird, der keiner zu sein scheint. Er muss flüchten und fängt mit gefälschtem ...

Der 15-jährige Fritze Thormann wird von der Gestapo gesucht, nachdem er bei der Olympiade in Berlin 1936 Zeuge eines Selbstmords wird, der keiner zu sein scheint. Er muss flüchten und fängt mit gefälschtem Pass in einem Kohlehandel in Berlin-Mitte an. Von dort aus versucht er Kontakt zu seinen Pflegeeltern Charly und Gereon aufzunehmen, die ein böses Schicksal ereilt hat, von dem Fritze nichts ahnt. Zudem schreibt er seiner jüdischen Freundin Hannah. Aber nicht nur die Gestapo hat es auf Fritze abgesehen.

Die Reihe Illustrierte Lieblingsbücher von Kat Menschik erscheint seit einigen Jahren bei Galiani Berlin. Ich bin große Anhängerin ihrer Zeichnungen und war auch in diesem Fall wieder sehr angetan von den Illustrationen. »Mitte« ist eine Brieferzählung, die im Deutschland 1936 spielt. Erzähler ist der fünfzehnjährige Fritze Thormann, der vielen Lesern von Volker Kutscher aus seiner Gereon-Rath-Reihe bekannt sein dürfte. Ich selbst habe bisher keines seiner Bücher gelesen und hatte dementsprechend keine Erwartungen. Erst nach dem Beenden des Buches wurde mir klar, dass es inhaltlich an bereits veröffentlichte Bände von Kutscher anknüpft. Während des Lesens selbst störte mich das allerdings nicht, für künftige Leser:innen sei das vorweg aber erwähnt.

Ich hatte trotz meiner fehlenden Vorkenntnisse schnell einen Bezug zu Fritze Thormann und tat mich nicht schwer, mich mit den weiteren handelnden Figuren zu identifizieren und mit den Geschehnissen vertraut zu machen. Die Briefe, die Fritze an seine Pflegemutter Charly und seine Freundin Hannah schreibt, schaffen einen großen Spannungsbogen, da die Gefahr seiner eigentlichen Identität überführt zu werden allgegenwärtig ist. Ich konnte die Erzählung hindurch mitfiebern und mich in die wunderschönen Zeichnungen verlieben. Nachdem ich nun ein Kutscher-Buch lesen durfte, bin ich sicher, dass es nicht das letzte gewesen ist.

Besonders für Fans der Kutscher-Krimi-Reihe um Gereon Rath ist das Buch sicherlich eine schöne Alternative bis zum nächsten Roman. Aber auch für mich als neue Leserin seiner Titel war diese Erzählung in Briefform eine gelungene Sache.

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Veröffentlicht am 30.10.2021

Schmerzhaft, tragisch, wunderschön

Ein anderes Land
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​​​​​​​​​Der schwarze Jazz-Musiker Rufus aus dem New Yorker Stadtteil Harlem begeht Suizid. Aber warum? Lag es an der tragischen Liebe zu seiner weißen Ex-Freundin Leona? Seine Schwester Ida leidet unter ...

​​​​​​​​​Der schwarze Jazz-Musiker Rufus aus dem New Yorker Stadtteil Harlem begeht Suizid. Aber warum? Lag es an der tragischen Liebe zu seiner weißen Ex-Freundin Leona? Seine Schwester Ida leidet unter dem Tod ihres Bruders und sucht Antworten. Dabei muss sie sich auch ihrer eigenen Identität stellen und Wahrheiten erkennen, die neue Wunden aufzureißen drohen.

Es ist wunderbar, dass die Bücher von James Baldwin neu übersetzt wurden, dass sie auch bei neuen Leser:innen Anklang finden und das Interesse wecken. Wie schon in »Nach der Flut das Feuer« und »Giovannis Zimmer« gefällt mir auch hier die Übersetzung von Miriam Mandelkow sehr. »Ein anderes Land« ist ein bewegendes Buch über Alltagsrassismus, Identität, Homosexualität und schmerzhafte Liebe. Baldwins poetischer Schreibstil wird hier ganz besonders deutlich, seine Metaphern erzeugen Kopfkino und lassen in die Atmosphäre des Buches abtauchen.

New York in den 1950er Jahren: Eine kleine Gruppe junger Menschen begegnet sich regelmäßig, meist unter Einfluss von Alkohol, Drogen und Sex, im Nachtleben der Großstadt. Dabei haben sie eine Gemeinsamkeit, sie alle verzweifeln mehr oder weniger am Leben, hadern mit ihren Entscheidungen und ihrer Identität. Sie sind auf der Suche und wissen nicht wonach. Zu allererst wird das Leben von Rufus geschildert, einem schwarzen Jazz-Musiker, der auf einer Party die weiße Südstaatlerin Leona kennen lernt, mit der er eine Beziehung eingeht. Obwohl beide sich lieben, zerstören sie sich. Aggressionen und Gewalt bestimmen ihr gemeinsames Leben. Diese tragische Liebe mündet im Suizid von Rufus.

Seine Freunde haben teilweise unterschiedliche Sichtweisen über Rufus´Charakter und die Beziehung zu Leona. Aber sie alle eint die große Trauer um Rufus. Auf der Suche nach Antworten erfahren wir als Leser:innen mehr über die Figuren des Romans, die nun zu Hauptcharakteren werden. Das raue Setting unterstreicht die Verzweiflung der handelnden Personen. Eines der großen Themen ist der Rassismus in den Vereinigten Staaten. Rufus´ Schwester Ida, die mit dem Tod ihres Bruders hadert, empfindet großen Hass gegenüber Weißen, weil sie selbst viel Diskriminierung erfahren musste. Auch in der Beziehung mit Vivaldo äußert sich ihre Verwundbarkeit auf tragische Weise.

Weitere Charaktere scheitern an einem erfüllten Leben, weil sie ihren Platz darin verzweifelt zu finden versuchen. James Baldwins Sprachgewalt ist überwältigend, sein Gespür für menschliche Gefühle und Abgründe bemerkenswert. Die Unfähigkeit seiner Figuren zu lieben und der tiefe Wunsch nach Zugehörigkeit sind zentraler Bestandteil dieses Romans. Eine weitere wichtige Fürsprache Baldwins gegen den Rassismus und die Diskriminierung in der Welt.

Baldwin schrieb mit Ein anderes Land einen leidenschaftlichen und kraftvollen Roman, so schmerzhaft und tragisch, aber wunderschön geschrieben. Er zeigt auf, wie Menschen an Vorurteilen zerbrechen.

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Veröffentlicht am 25.10.2021

Emotionen für Kinder nachvollziehbar auf den Punkt gebracht

Da sein
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Neben den Basisemotionen Freude, Trauer, Wut und Angst beschreibt Kathrin Schärer weitere Gefühle, die auf 30 tierischen Bildern festgehalten werden. Elefanten, Bären, Erdmännchen, Hasen und Co. werden ...

Neben den Basisemotionen Freude, Trauer, Wut und Angst beschreibt Kathrin Schärer weitere Gefühle, die auf 30 tierischen Bildern festgehalten werden. Elefanten, Bären, Erdmännchen, Hasen und Co. werden in unterschiedlichen Gefühlslagen portraitiert.

Die Illustrationen fallen bei diesem Buch primär ins Auge. Kathrin Schärer vermenschlicht die hier dargestellten Tierfiguren und schafft so ein tieferes Verständnis für Gefühle und Emotionen bei Kindern. Bei der großen Bandbreite an Empfindungen fällt es ihnen viel schwerer als den meisten Erwachsenen Gefühle korrekt zu deuten und sie einzuordnen. Sehr liebevoll schafft Schärer mit diesem Buch Abhilfe, indem die Grafiken unkompliziert und eindeutig abgebildet sind. Die Gefühlsausdrücke sind in stimmigen Situationen sehr süß und ansprechend gezeichnet. Mein absolutes Highlight, das sei hier vorweg gesagt, sind die Zeichnungen zu unentschlossen sein und ungeduldig sein. Dabei handelt es sich um Gegenüberstellungen, das heißt die gleiche Zeichnung von vorne und dann von hinten. So werden hier zwei Emotionen gekonnt miteinander verbunden. Ich kenne kein vergleichbares Kinderbuch zum Thema Gefühle und bin begeistert.

Schärer zeigt wie einfach es sein kann und bringt Emotionen anhand von zauberhaften Illustrationen für Kinder nachvollziehbar auf den Punkt.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Leider nicht mein Humor

"In den Ferien fahren wir in die Bredouille"
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"In den Ferien fahren wir in die Bredouille - Geheime Notizen eines Lehrers" ist ein Taschenbuch von Maximilian Lämpel, erschienen 2021 im Goldmann-Verlag. Darin schildert dieser auf humorvolle Weise den ...

"In den Ferien fahren wir in die Bredouille - Geheime Notizen eines Lehrers" ist ein Taschenbuch von Maximilian Lämpel, erschienen 2021 im Goldmann-Verlag. Darin schildert dieser auf humorvolle Weise den Alltag an einem Berliner-Gymnasium.

Das Harry-Graf-Kessler-Gymnasium in Berlin. Der Autor Maximilian Lämpel ist Lehrer an dieser Schule und berichtet sowohl aus dem Lehrerzimmer als auch den Gesprächen unter den Schülern. Graffiti an den Wänden, erster Liebeskummer, nervige Eltern und Lästereien über Kollegen kommen zur Sprache. Die Anekdoten werden in einzelnen Kapiteln wieder gegeben. Lämpel versucht mit Witz von seinen Erfahrungen innerhalb der Schule zu berichten, konnte dabei aber selten meinen Humor treffen. Für mich las sich das Buch schleppend und vor allem hatte ich aufgrund des Titels und Klappentextes andere Vorstellungen, von dem, was mich erwarten würde.

Die Beschreibungen einzelner Schüler und Lehrerkollegen konnten mich ebenso wenig abholen wie die lustig gemeinten Aussagen Lämpels im Allgemeinen. Die 26 Kapitel, so meine Vorstellung, sollten eine lustige Atmosphäre vermitteln und beim Lesen erheitern. Ich fand sie durchweg unspektakulär bis hin zu langweilig und vor allem ohne jede Form der Gliederung. Keines konnte mich zum Lachen bringen oder im Ansatz meinen Humor treffen. Es liest sich wie ein aneinander gereihter Text, ohne dass ich daraus etwas ziehen konnte. Für mich war das Buch nichts.

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