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Veröffentlicht am 15.09.2016

Nicht bloß ein Liebes-, sondern ein Lieblingsroman!

Glück ist, wenn man trotzdem liebt
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Worum geht’s?
In Isabelles Leben hat alles seine Ordnung und Richtigkeit. Sie liebt ihre Gewohnheiten: ihren strukturierten Wochenplan, ihre Daily Soap und ihre Suppe zum Mittag von Mr. Lee. Doch als der ...

Worum geht’s?
In Isabelles Leben hat alles seine Ordnung und Richtigkeit. Sie liebt ihre Gewohnheiten: ihren strukturierten Wochenplan, ihre Daily Soap und ihre Suppe zum Mittag von Mr. Lee. Doch als der vietnamesische Imbiss schließt, beginnt Isabelles perfekte Struktur zu bröckeln. Der selbstsichere Koch Jens übernimmt das Restaurant und sorgt mit seiner Speisekarte für ebenso viel Wirbel in Isabelles Leben wie seine kleine Schwester Merle. Die erwischt Isabelle nämlich ausgerechnet beim Stehlen im Blumenladen. Die Drei haben wirklich keinen guten Start miteinander, aber das wahre Chaos des Lebens bricht erst noch aus! Schon bald muss Isabelle sich eingestehen, dass sie um Veränderungen nicht herumkommt – und dass nicht alle immer nur schlecht sind …

Meine Meinung:
Mit „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ erscheint nun schon der dritte Roman der deutschen Autorin Petra Hülsmann, die mit ihrem Debüt „Hummeln im Herzen“ gleich die Bestsellerlisten stürmte. Seitdem hat sie sich mit ihren humorvollen Liebesromanen eine breite und begeisterte Leserschaft erschrieben. Für mich war „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ der erste Roman der Autorin – und nach der letzten Seite kann ich mit einem großen Grinsen im Gesicht sagen: Zum Glück! Denn so habe ich noch zwei weitere Bücher dieser wunderbaren Autorin, die ich ohne Wartezeit verschlingen kann.

In „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ lernt man die liebenswürdige Floristin Isabelle Wagner kennen. Isa, die zugleich auch die Erzählerin ihrer Geschichte ist, ist eine herzliche junge Frau, an die man sofort sein Herz verliert. Sie ist sympathisch, lustig und mit ihrer verschrobenen Eigenarten so herrlich frisch und einmalig, dass sich das Lesen so anfühlt, als würde man die Geschichte von Angesicht zu Angesicht von ihr erzählt bekommen. Isabelle ist schon bald keine Protagonistin mehr, sondern eine Buchfreundin, mit der man lacht und schluchzt, die man in schlechten Zeiten drücken und bei falschen Entscheidungen schütteln möchte. Mit Isa geht man von der ersten bis zur letzten Seite durch dick und dünn!

Nicht nur Isabelle hat mir in Windeseile das Herz gestohlen: Alle Figuren wurden von Petra Hülsmann mit so viel Liebe zum Detail entworfen, dass sie sich gar nicht wie Buchcharaktere angefühlt haben. Jeder von ihnen ist ein kleines Highlight, das man so schnell nicht mehr vergessen wird: Sei es Isabelles schlimmes Date, dessen Name ich an diese Stelle lieber nicht erwähne, Merle, Jens‘ Teenie-Schwester und herzensgute Krawallbürste, oder Knut, der goldige Taxifahrer mit dem echten hamburgerischen Dialekt. Allen voran steht aber selbstverständlich Jens, der selbstbewusste und ziemlich freche Koch, der sich im Restaurant gegenüber von Isabelles Blumenladen ein Standbein aufzubauen versucht. Entgegen aller Romanklischees ist Jens weder ein Märchenprinz noch ein Bad Boy: Er ist ein charmanter Typ mit sympathischen Ecken und dämlichen Kanten. Eben ein echter Kerl, wie er im Buche steht.

Dass sich der Roman so ehrlich und vertraut liest, ist aber nicht nur den liebevollen Charakteren zu verdanken, die man zwischen diesen Buchdeckeln kennenlernen darf. Petra Hülsmann verfügt über einen Schreibstil, der für das Liebesromangenre quasi maßgeschneidert wurde. Sie schreibt so witzig und charmant, so einfühlsam und mitreißend, dass man mit dem Lesen gar nicht mehr aufhören möchte. „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist ein echter Pageturner und entpuppt sich schnell als Lesespaß mit Kopfkino-Garantie. Eine spritzig-freche Liebeskomödie, deren Stoff eigentlich auf die große Leinwand gehört.

Man muss sich nichts vormachen: Man muss wahrlich kein Genie sein, um zu wissen, wie „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ausgehen wird. Wenn dafür aber der gesamte Weg bis zum letzten Kapitel voller Überraschungen und Emotionen steckt, stört man sich daran überhaupt nicht. Die Geschichte von Isabelle steckt voller schicksalhafter Wendungen, wie sie nur das wahre Leben für einen bereithalten kann. Es wird furchtbar deprimierend, trist und trüb, sodass einem das Herz schwer wird, aber auch herzerwärmend und aufbauend, mit treffenden Aussagen zu den richtigen Zeitpunkten. Denn wie es der Titel schon verrät, spielt das Glück mit all seinen kleinen Momenten, die das Leben so schön und lebenswert machen, in Isabelles Leben eine entscheidende Rolle.

Hat man den letzten Satz verschlungen, schlägt man das Buch mit einem lachenden und mit einem weinenden Auge zu. Einerseits setzt das Buch so viele Schmetterlinge im eigenen Bauch frei, andererseits möchte man die Charaktere am liebsten nie mehr ziehen lassen. „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ begeistert mit Sicherheit auch Leser, die sonst nicht unbedingt zu typischen Liebesromanen greifen. Die Geschichte ist so aufrichtig und offenherzig, so realistisch aus dem Leben gegriffen, dass sie zum Mitfiebern, Schmunzeln und Schwärmen einlädt, ohne sich mit künstlichen Dramen aufzubauschen oder aufgesetzt zu wirken.

Fazit:
„Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ von Petra Hülsmann ist ein waschechtes „Mittendrin“-Buch: Es fühlt sich nicht an wie eine Geschichte, die man liest, sondern wie das echte Leben. Petra Hülsmann schreibst so herrlich einfühlsam und mitreißend, so humorvoll und emotionsstark, dass man gar nicht anders kann, als sich von diesem Pageturner fesseln zu lassen. Protagonistin Isabelle wird schnell von der Erzählerin zu einer Buchfreundin, mit der man schmunzelt und schluchzt, und auch die anderen Charaktere wachsen einem so sehr ans Herz, dass man sie nach der letzten Seite nicht ziehen lassen will. Petra Hülsmann hat mit ihrem dritten Werk ein Buch voller Glücksgefühle geschrieben, das sogar die Schmetterlinge im Bauch vor Glück zum Flattern bringt. „Glück ist, wenn man trotzdem liebt“ ist nicht bloß ein Liebes-, sondern ein Lieblingsroman! Ich vergebe verliebte 5 Lurche.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Charaktere
  • Handlung
  • Gefühl
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 01.11.2023

Morally gray is my favorite color ...

Starling Nights 1
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Wenn auf einem Buchcover der Name von Merit Niemeitz steht, brauche ich eigentlich keine weiteren Gründe, um die Geschichte unbedingt kennenlernen zu wollen. Denn Merit hat einen feinfühligen, ehrlichen ...

Wenn auf einem Buchcover der Name von Merit Niemeitz steht, brauche ich eigentlich keine weiteren Gründe, um die Geschichte unbedingt kennenlernen zu wollen. Denn Merit hat einen feinfühligen, ehrlichen und so klugen Schreibstil, dass sie mich allein durch ihre Worte absolut zu verzaubern weiß. Auch im Auftaktband der “Starling Nights”-Dilogie gab es unzählige Zitate und Textpassagen, die ich mir nicht nur markieren, sondern am liebsten gleich fest in meine Erinnerungen tätowieren lassen wollte.

“Dark Academia” ist mittlerweile zu einem Schlagwort geworden, das auf nahezu jede Geschichte gestempelt wird, die an elitären Universitäten spielt. In “Starling Nights” sind die Dark-Academia-Vibes aber von der ersten bis zur letzten Seite wahrhaftig: Man spürt die Kälte der Steinmauern der Trinity Hall an den eigenen Fingerkuppen und das mysteriöse, fast geisterhafte Flüstern in den Gängen in den Ohren. “Starling Nights” ist atmosphärisch so stark, dass man sich ganz und gar in die Geschichte fallen lassen kann.

Mabel und Cliff unterstützen diese Stimmung mit ihren Persönlichkeiten perfekt. Wissbegierig, nachdenklich und in sich gekehrt, mit einer gesunden Portion Skepsis und einem leichten Hang zur Melancholie: Die Beiden haben sich in Windeseile in mein Herz geschlichen. Cliff, der von Mabel nicht umsonst den Spitznamen Heathcliff bekommt, war dabei mein persönliches Highlight. Wer eine Vorliebe für morally gray Charaktere hat, die eine gewisse Ähnlichkeit zu tragischen Helden englischer Klassiker aufweisen: Ich versprech’s euch, ihr werdet Cliff lieben.

Der Fantasy-Part in “Starling Nights” ist schaurig-schön, ebenso mysteriös wie düster und dabei trotzdem so realistisch in die Geschichte eingewoben, dass es sich fast gar nicht übernatürlich angefühlt hat. Ich habe lange im Dunkeln getappt, was der Bund der Stare wohl zu verheimlichen versucht, und hatte unheimlich viel Spaß dabei, den geheimnisvollen Spuren zu folgen. Dass die Charaktere hier durchaus auch bereit sind, für ihre Prinzipien und Ziele gnadenlose Opfer zu bringen, macht die Geschichte für mich ebenso bittersüß wie authentisch. Aber Achtung: Die Triggerwarnung sollte unbedingt beachtet werden.

Die Geschichte von Mabel und Cliff ist mit diesem Band zwar abgeschlossen, doch die düsteren Geheimnisse um den Bund der Stare lassen nach der letzten Seite so manche Fragen offen. Und auch einzelne Charaktere haben nach den nervenaufreibenden Ereignissen des Finales noch eine eigene Geschichte zu erzählen … Mit “Im Glanz der Ewigkeit” geht es also zurück nach Cambridge - mit einem spannenden Pärchen, alten Bekannten und neuen Mysterien.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 26.02.2023

»If I can make it there, I'll make it anywhere ... It's up to you, New York! ❤️

Let's be wild
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Willkommen bei Greenwood & Steele! In "Let's be wild", dem ersten Band eines Gemeinschaftsprojekts von Anabelle Stehl und Nicole Böhm, ist die angesagteste Influencer-Agentur New Yorks der Dreh- und Angelpunkt ...

Willkommen bei Greenwood & Steele! In "Let's be wild", dem ersten Band eines Gemeinschaftsprojekts von Anabelle Stehl und Nicole Böhm, ist die angesagteste Influencer-Agentur New Yorks der Dreh- und Angelpunkt der Geschichte - nicht nur für uns Leser:innen, sondern auch für die vier Protagonist:innen, die wir auf ihren ganz persönlichen New-York-Abenteuern begleiten dürfen.

Wir treffen auf Shae, die in der Agentur ihres verstorbenen Onkels und Mentors Fuß fassen und sich einen eigenen Namen machen möchte. Begleitet wird sie von ihrem besten Freund Tyler, der alle Zelte abgebrochen hat, um Shae mit nach New York und in die Agentur begleiten zu können. Beruflich schon fest im Leben, aber dafür mit ganz privaten Päckchen beladen ist Ariana, die trotz ihres jungen Alters längst nicht mehr aus den Agentur wegzudenken ist. Und dann ist da noch Evie, die begabte Fotografin aus Deutschland, die möglicherweise etwas zu unbedacht in den Tag hinein lebt.

Alle vier Charaktere haben eines gemein: Sie suchen in New York ihr eigenes, ganz persönliches Glück. Dass das mit all den Stolpersteinen, die das Leben zu bieten hat, nicht sonderlich leicht wird, ist schnell klar. Doch tatsächlich sind es bei den vier Protagonist:innen nicht bloß Steinchen, sondern ganze Gebirgsbrocken, die bewältigt werden müssen. Die Geschichte fokussiert sich auf sehr reflektierte Weise auf die Entwicklungen der einzelnen Figuren und thematisiert dabei zeitkritische und relevante Themen, die auch mich – fernab von New York – in meinem Alltag beschäftigen. Dadurch bin ich geradezu durch die Seiten geflogen und hätte mich nicht selten mit auf die Couch der vier Freund:innen gewünscht, um mit ihnen gemeinsam auf (Miss-)Erfolge anzustoßen. Die Freundschaft ist der Kern von „Let's be wild“ und hat mir ein sehr wohliges, schönes Lesegefühl geschenkt.

Im Nachwort machen es Anabelle und Nicole ganz deutlich: Sie wollten eine Geschichte mit dem Vibe der Serie "The Bold Type" schreiben - und das ist ihnen in meinen Augen absolut gelungen. Auch wenn die Serie mich persönlich noch ein kleines bisschen mehr abholen konnte, bietet "Let's be wild" alles, was man sich für einen Serienmarathon in Buchform wünschen kann: ein atmosphärisches Setting, abwechslungsreiche Figuren, starke Freundschaften und genau die Portion Drama, die fesselt, ohne "too much" zu sein. An einigen Stellen hätte ich mir zwar durchaus einen tiefgreifenderen Blick gewünscht, dafür steht uns aber ja mindestens noch ein weiterer Band bevor.

Durch das Alter der Charaktere fällt "Let's be wild" zwar nicht mehr in die klassische New-Adult-Kategorisierung, dennoch war ich sehr verwundert darüber, in dem Dilogie-Auftakt keinerlei Trigger-Warnung vorzufinden. Dabei wäre sie aufgrund der Erlebnisse und Traumata, von denen die Protagonist:innen im Verlauf mehr und mehr erzählen, in meinen Augen durchaus angebracht gewesen. Die Autorinnen gehen vorsichtig mit den einzelnen Themen um und behandeln sie teilweise bloß sehr oberflächlich, trotzdem bleibt die Bitte: Wer sich von Themen wie Verlust, Trauer, Belästigung und auch Anxiety getriggert fühlen könnte, sollte sich beim Verlag am besten vorab genauere Infos einholen.

Fazit:
Wer so wie ich nach „The Bold Type“ verzweifelt nach Nachschub gesucht hat, der starke Figuren, starke Themen und ein ebenso starkes Setting verknüpft: „Let's be wild“ ist die Geschichte, die ihr braucht!

Veröffentlicht am 15.09.2016

Ein zwiespältiger Roman über Mobbing und seine Konsequenzen

Das wirst du bereuen
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Worum geht's?
Emma Putnam ist tot – und Sara und ihre beste Freundin Brielle sind schuld daran. Sie haben Emma mit ihren Demütigungen in den Selbstmord getrieben und sollen sich nun vor Gericht für ihre ...

Worum geht's?
Emma Putnam ist tot – und Sara und ihre beste Freundin Brielle sind schuld daran. Sie haben Emma mit ihren Demütigungen in den Selbstmord getrieben und sollen sich nun vor Gericht für ihre Taten rechtfertigen. Absoluter Unsinn, wie Sara findet. Schließlich hat sich Emma nicht umgebracht, weil alle sie für eine Schlampe hielten – sondern weil sie eine war. Dass Emma da den einen oder anderen Denkzettel von Brielle und Sara erhalten musste, versteht sich doch von selbst. Und dass sie sich schließlich umbringen wollte, ist doch ihre eigene Entscheidung gewesen. Emmas Entscheidung ganz allein…

Meine Meinung:
Es gibt unzählige Bücher über Mobbing und es gibt wohl niemanden, der noch keines gelesen hat. In der Schule zählen sie mittlerweile zu den Pflichtlektüren, um die Schüler über das Thema aufzuklären und vor den Konsequenzen zu warnen. Amanda Maciel schlägt mit ihrem Debüt, dem Jugendthriller „Das wirst du bereuen“, die gleiche Richtung ein – und ist doch ganz anders als die Mobbing-Bücher, die man sonst in den Buchhandlungen finden kann. Die Autorin beschäftigt sich nämlich nicht, wie sonst typisch, mit dem Opfer, sondern mit den Tätern. Sie beleuchtet in ihrem Roman genau die Seite, die man sonst klischeehaft als bösartig abstempelt und nicht genauer untersucht. „Du wirst bereuen“ ist ein Roman, der sich mit der Gegenseite beschäftigt und zeigen will, warum es überhaupt erst zum Mobbing kommen muss.

Amanda Maciel erzählt die Geschichte auf zwei Zeitebenen: dem „Davor“ und dem „Danach“. Während man Sara einerseits in der fiktiven Gegenwart, also nach dem Selbstmord ihrer Mitschülerin Emma, bis zu ihrem Gerichtstermin begleitet, springen einige Kapitel zurück in die Vergangenheit, in der Emma noch gelebt hat. Man erlebt, wie sich Saras Leben durch Emmas Tod verändert hat, wie sie sich selbst verändert hat, und welche Konsequenzen sie nun zu erwarten hat – oder auch nicht. Durch die Rückblicke erfährt man zudem Stück für Stück, was Emma in den Selbstmord getrieben hat, und diese Kapitel haben es wirklich in sich.

Protagonistin Sara ist absolut keine Hauptfigur, mit der man sympathisieren kann. Sie und ihre beste Freundin Brielle gehören zu jenen Mädchen, die sich stets für etwas Besseres halten. Arrogant, überheblich und auf eine ungesunde Weise von sich selbst überzeugt haben sie sich an die Spitze der Hackordnung ihrer Schule gekämpft, indem sie andere schikanieren, beleidigen und demütigen. Es macht ihnen Spaß, ihre Macht zu demonstrieren, und sie lassen keine Gelegenheit aus, Späße aus Kosten anderer zu machen. Sara und Brielle sind grausam und eiskalt – und machen sich damit weder bei ihren Mitschülern (obwohl sie natürlich nie wagen würden, es zuzugeben) noch bei ihren Lesern beliebt.

Saras Grausamkeit und ihre felsenfeste Ansicht, keine Schuld an der Tragödie zu tragen, machen es wirklich unmöglich, sie ins Herz zu schließen. Selbst nach Emmas Selbstmord pocht sie darauf, dass ihre „kleinen Späße“, die in Wahrheit viel tiefer gehen als man es sich vorstellen mag, stets lustig gewesen seien. Egoistisch, wie sie ist, regt sie sich sogar darüber auf, dass sich nun alle nur noch um Emma scheren und sich niemand darum kümmert, wer Emma wirklich gewesen ist. Sara ist auf ihre Weise eine Protagonistin, die einen so sehr abstößt, dass man unweigerlich fasziniert von ihr ist. Fassungslos klebt man an den Seiten, weil man nicht fassen kann – oder eher nicht fassen will -, dass ein solches Verhalten an manchen Schulen tatsächlich Gang und Gäbe ist.

Im Verlauf der Geschichte wird sehr deutlich, dass hinter Sara viel mehr steckt als ein oberflächliches Mädchen, das sich keiner Schuld bewusst ist. Je mehr Zeit man mit ihr verbringt, je näher man sie kennenlernt, desto deutlicher wird, wieso sie sich so ekelhaft verhalten hat. Sympathiepunkte sammelt Sara damit nicht und die Gründe entschuldigen ihr Verhalten auch nicht, aber Amanda Maciel schafft es tatsächlich, dass man ihre Protagonistin auf gewisse Weise verstehen kann. Man kann ihre Wut, ihre Abscheu gegenüber Emma nachvollziehen, und ertappt sich so manches Mal sogar selbst dabei, dass man das verstorbene Mädchen in einem schlechten Licht betrachtet. „Das wirst du bereuen“ geht mit seiner Thematik definitiv unter die Haut und bewegt zum Nachdenken.

Was mir bis zur letzten Seite gefehlt hat, war eine klare Darstellung von Emma Putnam, dem Opfer in der Geschichte. Wer war dieses Mädchen wirklich? Was hat sie zu ihren Entscheidungen und Handlungen bewegt, bevor sie in ihren Selbstmord getrieben wurde? Wie verlief ihr Leben, bevor sie an die Elmwood High kam? Für mich war Emma ein einziges Rätsel und ich hätte gerne mehr von ihr erfahren. Nicht nur aus Neugierde, sondern auch, um ihre endgültige Entscheidung besser nachvollziehen zu können. Während der Rückblenden macht Emma einen insgesamt toughen, manchmal etwas schwächelnden, aber niemals einen selbstmordgefährdeten Eindruck auf mich. Emma war für mich leider nicht der komplexe Charakter, den ich erwartet hätte.

Der Abschluss der Geschichte wirkte auf mich leider viel zu gestellt und zu gewollt. Das Verhalten, das Sara vor Gericht schließlich an den Tag legt, passt überhaupt nicht zu ihr und ihrer Persönlichkeit, die man im Verlauf der Geschichte kennengelernt hat. Vielmehr scheint es so, als würde Amanda Maciel ihrer Protagonistin um jeden Preis noch ihren Seelenfrieden schenken wollen. Ob sie es verdient oder nicht, sei an dieser Stelle dahingestellt, aber die plötzliche Erkenntnis Saras hat der Geschichte leider einiges an Glaubwürdigkeit geraubt.

Fazit:
„Das wirst du bereuen“ von Amanda Maciel ist ein schockierender Roman über Mobbing und seine Konsequenzen, der sich im Gegensatz zu den vielen anderen Büchern zu diesem Thema mal nicht mit dem Opfer, sondern mit dem Täter beschäftigt. Auf erschreckende und realistische Art zeigt Maciel in ihrem Debüt, was die junge Sara gemeinsam mit ihrer besten Freundin Brielle dazu bewegt, ein anderes Mädchen nach allen Regeln der Kunst zu demütigen – und sogar in den Selbstmord zu treiben. Es ist ein Roman, der es verdient hat, gelesen und beachtet zu werden. Der zum Nachdenken bewegt. Trotzdem hätte Maciel an einigen Stellen mehr aus ihrem Debüt herausholen können: Emmas Charakter war mir zu blass und das Ende der Geschichte hat dem Roman in meinen Augen leider viel Glaubwürdigkeit geraubt. Für „Das wirst du bereuen“ vergebe ich gute drei Lurche.

Veröffentlicht am 12.03.2023

Giftig-glückliche Lesestunden voller Twists und Geheimnisse

Silver & Poison, Band 1: Das Elixier der Lügen (SPIEGEL-Bestseller)
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Ein magisches New York, mysteriöse Todesfälle und zwielichtige Charaktere: Das sind die perfekten Zutaten für den spannungsgeladenen Romantasy-Cocktail, den uns Anne Lück mit ihrer „Silver & Poison“-Dilogie ...

Ein magisches New York, mysteriöse Todesfälle und zwielichtige Charaktere: Das sind die perfekten Zutaten für den spannungsgeladenen Romantasy-Cocktail, den uns Anne Lück mit ihrer „Silver & Poison“-Dilogie kreiert hat. Und eines direkt vorweg: Wer nur einmal „ein Schlückchen probieren“ aka reinlesen möchte, hat keine Chance. Der Auftaktband ist ein großartiger Pageturner, den man gar nicht zur Seite legen möchte.

Gleich mit der ersten Seite wirft uns die Autorin mitten ins Geschehen: Auf dem Weg zu ihrem Job als Barkeeperin entdeckt Protagonistin Avery einen Tatort. Da sie selbst zu den magischen Menschen in New York gehört, erkennt sie anhand des Geruchs vom alten Papier, dass es sich bei dem Opfer ebenfalls um eine magische Person handelt. Und ausgerechnet Adam Hayes, ihr Schwarm aus Teenager-Zeiten, ist als Detective an dem Fall dran. Für Avery ist das allerdings alles andere als ein Grund zur Beruhigung. Denn sie selbst ist in zwielichtige Machenschaften verwickelt, die niemals auffliegen dürfen …

Was „Silver & Poison“ für mich so spannend gemacht hat, ist die tolle Mixtur aus unterschiedlichen Genre-Elementen. Während die aufregenden Crime-Elemente dafür sorgen, dass unser Herz ins Stolpern gerät, lässt es das gelungene Magie-System wieder höherschlagen. „Silver & Poison“ liest sich herrlich frisch, bietet eine einzigartige Geschichte, die mit neuen Ideen und innovativen Interpretationen überzeugt.

Aber auch die Charaktere und die Storyentwicklung haben mir sehr gut gefallen. Avery als Protagonistin, die sich selbst alles andere als vorbildlich verhält und mit ihrem eigenen moralischen Kompass hadert, macht es sicherlich nicht allen Leser:innen leicht, ich persönlich mochte sie aber genau deshalb so gern, dass ich mich gerne mal auf einen Cocktail mit ihr verabreden würde. Die Geschichte hat außerdem so viele Facetten und noch mehr Geheimnisse zu bieten, sodass es zwischen den Buchdeckeln niemals langweilig wird – und man nach der letzten Seite umso gieriger auf den Folgeband stiert ...

Was im ersten Band noch nicht ganz für mich funktioniert hat, war der romantische Part der Geschichte. Die Beziehung zwischen Avery und Hayes und ihre Gefühle füreinander waren wenig greifbar. Das Knistern fehlte mir sogar so sehr, dass ich es eher zwischen Avery und einem anderen Charakter wahrgenommen habe. Aber da der Auftakt auch ohne die großen Gefühle mehr als genug zu bieten hat, lasse ich mich hier auch gerne erst im zweiten Band überzeugen.

Fazit:
Wer in der breiten Masse der Neuerscheinungen nach einer Geschichte sucht, die einen spannenden Genre-Mix bietet: Here you go! Untermalt wird „Silver & Poison“ von mitreißenden Twists, zwielichtigen Charakteren und einem Schreibstil, der einen durch die Seiten fliegen lässt. Mich hat der Auftakt der Dilogie absolut überzeugt und ich freue mich schon sehr auf die Fortsetzung.