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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.07.2023

Provozierend, brillant

Wie die Schweine
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Eines der besten Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe!

Bazterrica dreht die Fleischindustrie um. Anstatt Tieren werden Menschen geschlachtet.

Der Roman ist nicht immer leicht zu lesen, ...

Eines der besten Romane, die ich in den letzten Jahren gelesen habe!

Bazterrica dreht die Fleischindustrie um. Anstatt Tieren werden Menschen geschlachtet.

Der Roman ist nicht immer leicht zu lesen, aber das ist natürlich auch der Sinn hinter seinem Gedankenexperiment. Brutalität, die in der Realität in Schlachthäusern tagtäglich stattfindet, gewinnt plötzlich an Bedeutung, wenn sie sich auf Menschen bezieht.

Eine unbedingte Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Großartig!

Salonfähig
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Der Roman ist eine großartige Satire auf die österreichische Politik. Sprachlich gekonnt entlarvt sie Verhaltensweisen und zeichnet die Figuren auf schonungslose Weise.

Eine große Empfehlung, weil der ...

Der Roman ist eine großartige Satire auf die österreichische Politik. Sprachlich gekonnt entlarvt sie Verhaltensweisen und zeichnet die Figuren auf schonungslose Weise.

Eine große Empfehlung, weil der Roman auch nach Kurz und Co. nicht an Wirkung verliert!

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Veröffentlicht am 14.07.2023

Wichtige Themen

Fremde Federn
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Als er einen neuen Job beginnt, zieht Tom in das Haus seiner Großmutter ein: Eine ungewöhnliche Form der WG, die aber zu funktionieren scheint. Bis Tom Rosmarie eines Abends in seinem Zimmer schlafwandeln ...

Als er einen neuen Job beginnt, zieht Tom in das Haus seiner Großmutter ein: Eine ungewöhnliche Form der WG, die aber zu funktionieren scheint. Bis Tom Rosmarie eines Abends in seinem Zimmer schlafwandeln sieht. Kurze Zeit darauf stürzt sie schwer, muss operiert werden und ist vor allem für mehrere Tage stark verwirrt. Es drängt sich eine Diagnose auf: Demenz.

"Und er tauchte mit einem Kopfsprung in das eisige Wasser einer ihm völlig unbekannten Dimension des Lebens ein. Ins unselbstständige Altsein."

Damit beginnt eine Zeit des Unbekannten, der Entscheidungen und der Überforderung. Tom will seine Großmutter nicht ins Pflegeheim bringen, muss aber gleichzeitig einsehen, dass er die Last der neuen Situation alleine nicht tragen kann. Also stellt er eine 24h-Betreuung ein, die fortan mit den beiden im Haus lebt.

"Denn wenn er das Licht ausmachte, fragte [die Stimme in seinem Kopf] ihn ganz leise, was geschähe, wenn er einfach gehen würde."

Der Roman widmet sich wichtigen Themen, die in der Gegenwartsliteratur viel präsenter sein müssten und alleine deshalb verdient er Aufmerksamkeit.

Diese Themen, also die Pflege von Angehörigen, der geistige Verfall eines Familienmitglieds durch Demenz sowie die Arbeit und das Zusammenleben mit Betreuerinnen, hätten meiner Meinung nach sogar noch eindringlicher, noch fokussierter erzählt werden können.

Denn manchmal schweift der Roman ein wenig ab, dann geht es beispielsweise um die Beziehung von Tom, die eigentlich in der Vergangenheit liegt und die in der Geschichte auch nicht richtig fortgeführt wird oder es geht seitenlang um seine Arbeit in einem Start-up, das Mehlwürmer als Nahrungsmittel produziert. Obwohl das generell sicher nicht uninteressant ist und auch nicht schlecht erzählt, lässt es insgesamt weniger Platz für das, worum es eigentlich geht.

Es muss jedoch betont werden: Trotz dieser kleinen Mängel lohnt sich die Lektüre! Es lohnt sich, Menschen, die pflegen oder gepflegt werden, zuzuhören. Es lohnt sich, genauer hinzuschauen und Empathie zu entwickeln. Die Gesellschaft und die Literatur sind den Betroffenen das Hinschauen und Zuhören schuldig.

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Ein Schatz

Maud Martha
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Vergessen kann ein Unrecht sein. Im Fall von Gwendolyn Brooks ist es das ganz besonders. Für eine afroamerikanische Schriftstellerin, die sich im Laufe ihres Lebens zunehmend radikalisiert hat, um gegen ...

Vergessen kann ein Unrecht sein. Im Fall von Gwendolyn Brooks ist es das ganz besonders. Für eine afroamerikanische Schriftstellerin, die sich im Laufe ihres Lebens zunehmend radikalisiert hat, um gegen den Rassismus in den USA zu kämpfen, war kein Platz im weiß-bestimmten Kanon. Sie gewann zwar als erste afroamerikanische Autorin den Pulitzerpreis, weitere Preise und Auszeichnungen folgten, doch das war noch vor ihrem Engagement in der Bürgerrechtsbewegung und dem Black Arts Movement.

Umso wichtiger ist es, dass der @manesse.verlag Brooks einzigen Roman jetzt auf Deutsch in der hervorragenden Übersetzung von Andrea Ott herausgegeben hat!

Es ist ein Roman über ein gewöhnliches Leben, über Maud Marthas Leben, um genau zu sein. Maud, eine "lovely little person", wie Brooks ihre Protagonistin selbst bezeichnete, wächst 1940 in Chicago auf. Der Alltagsrassismus ist Teil ihres Lebens, ist allgegenwärtig: Die Angst vor dem Verlust des Familienhauses, die Unterbezahlung, die verschmutzten und kleinen Wohnungen im Viertel, die rassistischen Äußerungen einer weißen Frau im Frisörsalon oder das Desinteresse des Kaufhaus-Weihnachtsmanns an ihrer Tochter... All das findet gleichzeitig zu Mauds Träumen statt, zu ihrer Sehnsucht nach einem Leben in New York, oder zumindest in einer schönen Wohnung und nach einer Ehe, in der sie nicht nur für ihr Inneres, sondern auch für ihr Äußeres geliebt wird.

In seinem Nachwort schreibt @thedanielschreiber, dass Maud sich ihre Würde in einer Welt bewahrt, "die ihr diese Würde eigentlich nicht zugestehen möchte". Treffender kann man es kaum formulieren. Denn es ist diese Würde, die Maud auszeichnet, ihr stets positiver Blick auf das Leben, ihre Fähigkeit, sich ihren Optimismus nicht nehmen zu lassen, trotz aller Ungerechtigkeit und Rückschläge, trotz aller  verlorenen Träume.

Brooks erzählt von diesem Leben in kurzen Auszügen, die sich skizzenhaft lesen und sich am Ende zu einem lebendig-bunten Mosaik zusammensetzen.

Man könnte noch so viel mehr sagen, aber ich finde, dass das Buch eigentlich gar keine Fürsprecher braucht. Es zu lesen sollte sich ganz von selbst verstehen. ❤️

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Veröffentlicht am 13.07.2023

Ein Klassiker neu übersetzt

Hunger
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Ein Künstler an der äußersten Grenze einer Zeit und ihrer Überzeugungen. Ein Protagonist, der vorausschreitet, der sich durch den Akt des Hungern davon befreit (oder: zwangsläufig befreien muss), was die ...

Ein Künstler an der äußersten Grenze einer Zeit und ihrer Überzeugungen. Ein Protagonist, der vorausschreitet, der sich durch den Akt des Hungern davon befreit (oder: zwangsläufig befreien muss), was die Gesellschaft ihm auferlegt; von der Allmacht von Religion und dem Schicksal. Das Hungern als eine Art der Selbstbestimmung.
So zumindest habe ich Knut Hamsuns Roman "Hunger" wahrgenommen.

Hungernde Künstler sind natürlich nichts Außergewöhnliches in der Literatur. Und Hunger als Mittel, um andere, höhere Formen der Wahrnehmung zu erreichen, auch nicht.
Was Hamsuns Roman ausmacht, ist die Dringlichkeit und Körperlichkeit, das sehr Reale, das von jeder (Kunst-)Theorie Losgelöste, mit der sie erzählt werden und vor allem auch die Charakterentwicklung, die sie einleiten.

Hamsuns Protagonist lebt in Oslo. Es ist das Jahr 1890. Er ist arm, schreibt Artikel für Zeitungen, die fast nie angenommen werden, hungert, kann seine Miete nicht zahlen, verkauft bald sein einziges Hab und Gut, schreibt unaufhörlich weiter und isst wochenlang fast gar nichts. Am Leben zu bleiben wird für ihn zur Anstrengung, zur Qual.

Er ist ein Außenseiter. Ein Außgestoßener. Seine Kunst und seine Beharrung auf ihr berauben ihn nicht nur fast seines Lebens, sondern schaffen auch eine Distanz zur Gesellschaft. Künstler zu sein, sein zu wollen, bedeutet Armut, Hunger, Elend. Ein Zustand, den der Protagonist scheinbar nicht überwinden kann.

Bis er Grenzen überschreitet. Beispielsweise sprachliche. Er denkt sich ein neues Wort aus, erfindet also Sprache neu bzw. erweitert sie und widersetzt sich damit ihren Begrenzungen.

"Hunger" ist ein Roman, der viel sagt, der sehr zum Nachdenken anregt und viele eigene Gedanken und Interpretationen zulässt (was sich sicher in meinen Worten hier widerspiegelt) und der nicht umsonst als Klassiker zählt.

Bei @manesse.verlag ist er jetzt in der Neuübersetzung von Ulrich Sonnenberg erschienen. Sehr zu empfehlen!

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