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Veröffentlicht am 30.03.2023

Gute Freunde kann niemand trennen, oder?

In ewiger Freundschaft (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 10)
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Sie sind alte Freunde, haben zusammen Höhen und Tiefen erlebt und durchgestanden. Solche Erlebnisse schweißen zusammen, oder nicht?
Als eine Frau aus ihrem Kreis vermisst wird, kommen die ersten Fragen ...

Sie sind alte Freunde, haben zusammen Höhen und Tiefen erlebt und durchgestanden. Solche Erlebnisse schweißen zusammen, oder nicht?
Als eine Frau aus ihrem Kreis vermisst wird, kommen die ersten Fragen auf. Die ehemalige Lektorin und Programmleiterin aus einem renommierten Verlagshaus hatte definitiv nicht nur Freunde. Im Lauf der Jahre hat sie sich jede Menge Feinde gemacht. Doch würde wirklich jemand so weit gehen, ihr etwas anzutun?
Mit Nele Neuhaus‘ neuem Kriminalroman ›In ewiger Freundschaft‹ muss das Ermittler-Duo Oliver von Bodenstein und Pia Sander, ehemals Kirchhoff, nun schon zum zehnten Mal ein Verbrechen aufklären. Doch umso tiefer sie in die Umstände um das Verschwinden der Frau vordringen, auf desto mehr ungelöste, lange begrabene Fragen stoßen sie. Und manche dieser Geheimnisse sind so alt, dass sie alles ändern könnten.
Denn jeder hat etwas zu verbergen. Doch manche haben mehr zu verlieren als andere, wenn ihre Geheimnisse bekannt werden.

»Der Mann starrte sie an. Er war barfuß und unrasiert, sein weißes Haar stand wirr von seinem Kopf ab.
›Bitte‹, flüsterte er mit zittriger Stimme. ›Bitte helfen Sie mir.‹«

›In ewiger Freundschaft‹ kann problemlos gelesen werden, ohne das andere Teile aus der Bodenstein-Kirchhoff-Reihe bekannt sind. Trotzdem hat man als Leser:in definitiv mehr von der Geschichte, wenn man andere Teile kennt. Vor allem ›Mordsfreunde‹. Denn die Geschichte aus ›Mordsfreunde‹ ist es, die in ›In ewiger Freundschaft‹ in dem Verlag erscheinen soll, in dem die Verschwundene einst arbeitete.
Wer andere Bände der Reihe gelesen hat, kennt sicherlich Neuhaus‘ Talent für tiefe und realitätsnahe Charaktere. Weder Bodenstein noch Kirchhoff/Sander sind stereotype Abziehbilder eines Ermittlers. So muss Bodenstein die Herausforderung meistern, in seinem Alter noch einmal Vater geworden zu sein und als derzeit quasi Alleinerziehender seine Tochter und die Arbeit unter einen Hut bringen zu müssen.

»Ein kalter Schauer rieselte Julia über den Rücken, und sie musste schlucken. Kirchhoffs Ex-Frau war das reale Vorbild für eine seiner Hauptfiguren, das wusste sie, und genau wie die fiktive Ina Grevenkamp war Pia Sander Kriminalhauptkommissarin beim Kommissariat 11 der Regionalen Kriminalinspektion in Hofheim, zuständig für Gewaltdelikte wie Mord und Totschlag. Was hatte es also zu bedeuten, wenn die Kripo sich am Haus von Heike Wersch umschaute?«

Im Vordergrund von ›In ewiger Freundschaft‹ stehen die verschlungenen Bande zwischen Menschen, die sich um Wahrheit und Lüge schlängeln. Spannend ist dabei nicht nur die Frage, was geschehen ist und wer der Täter oder die Täterin ist, sondern vor allem das Warum.
Was geschah vor all den Jahren als einer der Freunde starb? Und auf welche Weise hat dies auf die unterschiedlichsten Wege das Leben der Freunde beeinflusst?

»Seit seiner unglaublichen Metamorphose vor vier Tagen hatte er seinen Schreibtisch nur verlassen, um sich etwas zu trinken zu holen oder mal aufs Klo zu gehen. Er hatte die Rollläden nicht hochgezogen, sein Handy nicht mehr aufgeladen, er hatte weder gegessen noch geschlafen und wusste nicht, ob es gerade Tag war oder Nacht, aber das spielte keine Rolle, denn er konnte endlich wieder schreiben.«

›In ewiger Freundschaft‹ ist ein Krimi, der nicht von Blutrünstigkeit lebt, sondern von den Geschichten und Geheimnissen von Menschen, die um eine alte Freundschaft und ein Verlagshaus gewoben sind. Doch es ist nicht nur spannend zu sehen, was im Verborgenen liegt. Auch die Kräfte, die frei werden, wenn dies hervor gezerrt wird, schlagen Funken. Julia Nachtmann passt als Sprecherin perfekt zu Neuhaus‘ ›In ewiger Freundschaft‹.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Das Erbe des geliebten Onkels

Whisky mit Mord
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Die begabte und erfolgreiche Journalistin Abigail Logan erbt die Destillerie ihres Onkels in Schottland. Doch Abi ist alles andere als eine Kennerin von Whiskys und froh, dass sie das Erbe ihres Onkels ...

Die begabte und erfolgreiche Journalistin Abigail Logan erbt die Destillerie ihres Onkels in Schottland. Doch Abi ist alles andere als eine Kennerin von Whiskys und froh, dass sie das Erbe ihres Onkels nicht allein besichtigen muss.
Obwohl sie ihrem Onkel sehr nah stand, hat sie die Destillerie noch kein einziges Mal besucht. Und in Schottland wird sie jeden Verbündeten brauchen.
Schon bevor Abi an der Destillerie ankommt, erhält sie seltsame Post, doch bei Abbey Glen angekommen, häufen sich die Drohungen gegen sie. Allzu deutlich macht man ihr, dass weder eine Fremde noch eine Frau als neue Besitzerin der Destillerie geduldet werden würde. Doch Abi wäre nicht Abi, wenn sie sich dadurch entmutigen lassen würde.

»Ben war in meiner dunkelsten Stunde für mich da gewesen, und am Ende hatte ich ihn im Stich gelassen. Über fünfundzwanzig Jahre waren vergangen, doch die Erinnerung daran, wie ich allein und verängstigt im Krankenhaus aufwachte, war mir noch so frisch im Gedächtnis, als wäre es gestern gewesen.«

Doch Drohungen und seltsame Post sind nicht das Einzige, das Abi in Schottland erwartet. Unbekannte schleichen um ihr Haus und sabotieren die Destillerie. Selbst bei diesen Taten bleibt es jedoch nicht, kurz nach ihrer Ankunft wird eine Leiche in einem Whiskey-Fass in Abbey Glen gefunden.
Für die Polizei ist klar, dass Abi sich aus den Ermittlungen raushalten soll. Doch dies hält die Journalistin nicht davon ab, mit Erfolg eigene Nachforschungen anzustellen, die sie einen genauen Blick auf die Geschichte der Destillerie und der dort arbeitenden Menschen werfen lässt.

»Abbey Glen, das ist einer der angesagtesten aufstrebenden Hersteller von Single Malt Whisky in Schottland. Klein und sehr teuer, eine Nobeldestillerie. Wirklich etwas, das zu Ben passt. Echte Klasse.«

›Whisky mit Mord‹ lebt von vielfältigen Charakteren, einer Protagonistin, die nicht auf den Mund gefallen ist, und dem Zauber Schottlands. Fast jeder scheint etwas zu verbergen zu haben und auch um die Destillerie ranken sich zahlreiche Geschichten.
Die Handlung ist dicht, die Ereignisse nachvollziehbar und zugleich überraschend. Nach und nach entsteht so durch die Hinterbliebenen ein Bild von Abis Onkel Ben, der sich mit dem Erbe einiges gedacht zu haben scheint.
›Whisky mit Mord‹ ist eine spannende Kombination aus Geheimnissen, der Aufklärung eines Verbrechens und den persönlichen Beziehungen, der Leute um Abby Glen. Ich bin jedenfalls schon sehr gespannt, wie es mit der Reihe weitergehen wird und was Abigail Logan im zweiten Band, ›Whisky für den Mörder‹ erwarten wird.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Das Grauen des Unbekannten

Berge des Wahnsinns – Erster Teil
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Eine Expedition in die Antarktis. Ein Triumph für die Wissenschaft. In unbekannte, noch nie von einem Menschen betretene Gebiete sollen sie vordringen.
Durch Bohrungen wollen sie herausbekommen, was unter ...

Eine Expedition in die Antarktis. Ein Triumph für die Wissenschaft. In unbekannte, noch nie von einem Menschen betretene Gebiete sollen sie vordringen.
Durch Bohrungen wollen sie herausbekommen, was unter den tiefen Eisschichten verborgen liegt. Gesteine, Fossilien, Spuren längst vergangenen Lebens.
Ein Sensationsfund, der die Wissenschaft verändern soll und die angenommenen Theorien über die Welt in Zweifel zieht.
Denn bald schon müssen sie feststellen, dass sie mehr unter den Eisschichten finden, als sie zu hoffen gewagt hätten. Doch dann müssen sie sich fragen, ob sie jemals hätten an diesen Ort kommen sollen.

»Ich muss mein Schweigen brechen, weil Männer der Wissenschaft sich weigern, meinem Rat zu folgen, ohne zu wissen, worum es geht.«

H. P. Lovecraft ist ein Meister der düsteren, geheimnisvollen Atmosphäre. Unheilvoll lesen sich die Berichte um die Wissenschaftler, die in die Antarktis aufbrechen, um die Welt und ihre Beschaffenheit weiter zu erkunden, zu verstehen und zu systematisieren.
Nur noch über Funk mit dem Rest der Welt verbunden, wird die gut vorbereitete Expedition bald schon daran erinnert, welche Gefahren im Unbekannten schlummern können.

»Aus seiner Stimme konnte ich eine unbewusste Beunruhigung heraushören – über eine eisige Leere via 1100 Kilometern hinweg –, als er darauf drängte, wir sollten uns beeilen, damit wir die unheimliche neue Gegend so schnell wie möglich wieder verlassen könnten.«

›Berge des Wahnsinns – Erster Teil‹ ist nur der erste Teil der Erzählung von H. P. Lovecraft und ich kann es kaum erwarten, bis der nächste Teil herauskommt. Natürlich könnte ich die Geschichte schon weiterlesen, doch wer einmal eine Lovecraft-Erzählung aufgeschlagen hat, die von François Baranger illustriert wurde – wie ›Cthulhus Ruf‹ –, der weiß vielleicht, dass sich das Warten lohnt.
Die Illustrationen von Baranger sind unglaublich stimmungsvoll, düster und unheilschwer. Sie sind so voller Details und fangen die Stimmung der Erzählung mehr als nur ein. Jede Seite lässt die Lesenden spüren, wie stark Baranger mit Lovecrafts Werk vertraut ist.

»Die unbekannten Berge ragten vor uns in schwindelnde Höhe auf wie eine fürchterliche, von Giganten errichtete Mauer, und die merkwürdig regelmäßigen Umrisse waren jetzt sogar ohne Fernglas auszumachen.«

›Berge des Wahnsinns – Erster Teil‹ ist das Beste aus zwei Welten. H. P. Lovecrafts Erzählung zieht die Lesenden schon nach wenigen Sätzen so tief in den Horror und die Schrecken einer unbekannten Eiswelt hinein. François Baranger fängt die Stimmung der Erzählung ein und lässt die Welten und Wesen Lovecrafts Gestalt annehmen. Unglaublich spannend zu lesen und faszinierend zu betrachten, eine klare Empfehlung.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Von einem Mann, der ein Monster jagte

Wintersterben
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Ihr letzter Fall hat Valeria Ravelli tief in die Geheimnisse und Schrecken ihrer eigenen Vergangenheit geführt.
Auch dieses Mal verfolgt sie die Spuren eines Verbrechens bis zu einem abgeschiedenen Ort, ...

Ihr letzter Fall hat Valeria Ravelli tief in die Geheimnisse und Schrecken ihrer eigenen Vergangenheit geführt.
Auch dieses Mal verfolgt sie die Spuren eines Verbrechens bis zu einem abgeschiedenen Ort, in dem die Bewohner:innen jedoch ein dunkles Geheimnis teilen.
Nur wenig sind sie bereit, übereinander preiszugeben – vor allem gegenüber Fremden. Wer sich gegen diese Gemeinschaft wendet, führt ein gefährliches, kümmerliches Leben.

»›Steinberg liegt, wie ich bereits sagte, sehr, sehr abgelegen. Eine Enklave mitten in den Walliser Alpen. Abgeschieden, fern von jedem touristisch attraktiven Skigebiet.‹«

Doch der grausame Tod eines Mannes zwingt Ravelli dazu, im Ort Nachforschungen anzustellen. Auch wenn sie nicht weiß, wem sie trauen kann. Vor allem nicht, wenn herauskommen sollte, dass sie eine Ermittlerin ist.
Doch Valeria ermittelt nicht allein an dem Fall. Ein Partner wird ihr zur Seite gestellt, von dem sie weder weiß, was sie von ihm halten soll, noch, ob sie ihm trauen darf.

»Das Gesicht des Toten war eine Maske aus Schmerz.
Zuerst hielt der Mann die Leiche für ein Trugbild, dachte, dass ihn seine Augen getäuscht hätten. Das ist sicher nur eine alte, abgestorbene Wurzel, die aus dem morastigen Höhlenboden herausragt, ging ihm durch den Kopf, mehr nicht …«

Schritt für Schritt kämpft sich Ravelli durch das Dickicht an Geheimnissen und menschlichen Abgründen. Eine spannende Ermittlerin, die keinen ständigen Retter in der Not braucht, und sich selbst von den dunkelsten Tiefen nicht abschrecken lässt.
Wunderbar passend und atmosphärisch gesprochen von Mala Sommer, steht der zweite Band um Valeria Ravelli dem ersten in nichts nach.

»›Das klingt nun so gar nicht nach Ihnen‹, meinte Valeria. ›Tanner, der Mann, der all seine Schulden ganz genau durchgezählt und aufgelistet hat. Klingt, als müssten sie demnächst noch einen neuen Eintrag auf diese Schuldenliste setzen.‹«

Wer Band 1 ›Waldeskälte‹ mochte, wird wohl auch ›Wintersterben‹ spannend finden – doch der erste Band ist keine Voraussetzung dafür, um den zweiten Band zu verstehen. Wer düstere Thriller mag, die in die Abgeschiedenheit und in menschliche Abgründe führen, ist hier genau richtig.

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Veröffentlicht am 30.03.2023

Vom Leben mit der Angst und neuen Erfahrungen

Berühre mich. Nicht.: Die Graphic Novel
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Vom Leben mit der Angst und neuen Erfahrungen.

Leider hat Sage alles andere als nur gute Erfahrungen gemacht, als sie ein neues Leben in Nevada beginnt. Nur mit Mühe kommt sie über die Runden. Lebt in ...

Vom Leben mit der Angst und neuen Erfahrungen.

Leider hat Sage alles andere als nur gute Erfahrungen gemacht, als sie ein neues Leben in Nevada beginnt. Nur mit Mühe kommt sie über die Runden. Lebt in ihrem Auto und davon, selbstgemachten Schmuck über Etsy zu verkaufen.
Doch zum Glück hält Sages Leben in Nevada einige Überraschungen parat, vor allem durch ihre neue Freundschaft mit April.
Denn April bittet Sage nicht nur, bei ihr einzuziehen, sie hat auch noch einen Bruder, der einige Frauenherzen zum Schmelzen bringt. Alle, bis auf Sages, die erstmal so gar nichts von ihm wissen will, obwohl die beiden zusammenarbeiten müssen.

»Ich habe keine Angst … Die Angst ist nicht real.«

›Berühre mich. Nicht – die Graphic Novel, Teil 1‹ ist unglaublich schön und passend gezeichnet. Gabriella Bujdosós Zeichnungen bringen die Stimmung von Laura Kneidls Romanvorlage so wunderbar rüber und sind weit weniger blumig, als es das Cover vermuten lässt.
Die Graphic Novel erzählt vom Leben einer jungen Frau mit der Angst, von Freundschaft, dem Studium und vielleicht sogar von den zarten Anfängen einer Liebe.

»Sie alle halten mich für durchgeknallt oder krankhaft schüchtern.
Ich bin weder das eine noch das andere, aber ich lasse die Leute gern in dem Glauben.«

Auch wer die Romanvorlage nicht kennt, kann die Graphic Novel lesen, dafür braucht es keinerlei Vorwissen. Sie ist einfach ein anderer Zugang zu einem Stoff, natürlich etwas geraffter, aber doch so, dass genug Zeit bleibt, um Sage, April und Luca kennenzulernen.
Nach dem ersten Teil der Graphic Novel bin ich auf jeden Fall super gespannt auf den zweiten Teil. Werden sich Sage und Luca weiter einander annähern? Und wie geht es für April weiter, die mir jetzt schon super sympathisch ist?

»Ich setze alles daran, Luca aus dem Weg zu gehen.
Jedes andere Mädchen hätte sich vermutlich ein Loch in den Bauch gefreut, mit jemandem wie ihm allein im Magazin zu sein.«

›Berühre mich. Nicht – die Graphic Novel, Teil 1‹ besticht durch wunderschöne Zeichnungen und eine Story über das Studium, Freundschaft, die Liebe und das Leben mit der Angst. Eine spannende Mischung alltäglicher und weniger alltäglicher Themen, die mich auf jeden Fall dranbleiben lässt. Es ist selten, dass mir wirklich alle Nebencharaktere sympathisch sind, Kneidl ist es gelungen.

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