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Veröffentlicht am 15.11.2021

Die dunklen Erlebnisse einer Entdeckerin

Coraline
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Coraline lebt mit ihren Eltern in einem Haus, das allerlei Überraschungen bereithält. Nicht nur ihre Nachbarn sind reichlich merkwürdig: Ein Mann, der seinen Mäusen das Singen beibringen will, und zwei ...

Coraline lebt mit ihren Eltern in einem Haus, das allerlei Überraschungen bereithält. Nicht nur ihre Nachbarn sind reichlich merkwürdig: Ein Mann, der seinen Mäusen das Singen beibringen will, und zwei alternde Damen, die am liebsten von ihren goldenen Zeiten als Schauspielerinnen sprechen.

© ARENA Verlag

Gemein haben sie, dass sie sich nicht einmal Coralines Namen merken können und am liebsten von sich selbst erzählen. Für die aufgeweckte und neugierige Coraline scheint dabei kaum Platz zu sein, denn die Erwachsenen scheinen zu sehr mit sich selbst beschäftigt zu sein.

Doch noch merkwürdiger als die schrulligen Nachbarn ist eine Tür in der Guten Stube des Hauses. Sie ist verschlossen und führt nirgendwohin. Als ihre Mutter die Tür für sie öffnet, ist dahinter nicht mehr als eine Backsteinmauer. Früher einmal soll hier ein Durchgang in die noch leerstehende Wohnung nebenan gewesen sein.

»Kurz nach dem Umzug entdeckte Coraline in dem Haus, in das sie gezogen waren, eine Tür.
Das Haus war schon sehr alt. Unter dem Dach hatte es eine Mansarde und tief unten im Boden einen Keller und es gehörte ein überwucherter Garten mit riesigen alten Bäumen dazu.«

Als Coraline eines Tages etwas in der Tür verschwinden sieht, ist ihre Neugier geweckt. Und Coraline wäre nicht Coraline, wenn sie den aufgetauchten Durchgang nicht durchqueren würde. Was sie auf der anderen Seite findet, ist ebenso ungewöhnlich wie erschreckend.

Denn hinter der Tür findet sie eine Wohnung, die genauso aussieht wie ihre eigene. Auch ihre Nachbarn und ihre Eltern sind dort. Mit dem Unterschied, dass es nicht diese sind. Auf der anderen Seite des Durchganges leben Coralines andere Mutter und ihr anderer Vater. Sie sehen ihren Eltern ähnlich, doch anstelle von Augen besitzen sie glänzende, schwarze Knöpfe. Und je länger Coraline dort ist, desto seltsamer werden sie. Als es Coraline schließlich gelingt, wieder in ihr echtes Zuhause zu gelangen, sind ihre echten Eltern verschwunden. Und Coraline ahnt, wo sie hinmuss, um sie zu retten.

»Sie sah ein bisschen wie Coralines Mutter aus. Außer …
Außer dass ihre Haut so weiß wie Papier war.
Außer dass sie größer und dünner war.«

Gaiman erzählt in ›Coraline‹ eine Geschichte über Ängste und Mut. Über das Seltsame und Wunderbare, über Familie und Entdeckungsdrang. Die atemberaubenden Illustrationen von Aurélie Neyret fangen die schauerliche und phantasievolle Geschichte ein und können die Nackenhaare der Leser:innen zu Berge stehen lassen.

Wie auch in Gaimans Romanen ›Der Ozean am Ende der Straße‹ und ›Das Graveyard-Buch‹ erzählt ›Coraline‹ von einer Welt, die Kindern offen steht, von Erwachsenen jedoch vergessen wird oder nicht mehr betreten werden kann. Eine Welt, die von Fantasie und dem Besonderen bevölkert ist und die ebenso schauderhaft wie wundersam ist. Neil Gaiman selbst bringt dies im Nachwort wunderbar auf den Punkt:

»Diese Geschichte ist für Kinder, die Abenteuer lieben; Erwachsene hingegen erleben sie wie einen Albtraum. Coraline ist der seltsamste meiner Romane. Es ist der Roman, für den ich am längsten gebraucht habe. Und auf den ich am stolzesten bin.«

Leider habe ich ›Coraline‹ nicht als Kind gelesen, sondern es ist erst als Erwachsene zu mir gekommen. Aber die spannende und wundersame Geschichte der kleinen Entdeckerin Coraline verliert dadurch nicht: Auch für Erwachsene ist die Geschichte super lesenswert. Die Beschreibung der anderen Mutter lässt selbst ältere Leser:innen nicht kalt. Eine wunderschöne und herrlich illustrierte Schmuckausgabe, die nicht nur für Fans von Neil Gaiman definitiv einen Blick wert ist.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Die Spuren der Vergangenheit

Der Tag beginnt mit Mord
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Als Fiona O’Connor in ›Der Tag beginnt mit Mord‹ nach Jahren aus Dublin in ihren Heimatort zurückkehrt, hat sich dort vieles verändert. Die einstige Dorfgemeinschaft ist einander fremder geworden, die ...

Als Fiona O’Connor in ›Der Tag beginnt mit Mord‹ nach Jahren aus Dublin in ihren Heimatort zurückkehrt, hat sich dort vieles verändert. Die einstige Dorfgemeinschaft ist einander fremder geworden, die Kinder sind weggezogen, die Alten geblieben.

Als Fiona ihr Heimatdorf Ballinwroe an der irischen Westküste verlassen hat, war sie sechzehn und schwanger. Doch entgegen dem Wunsch ihrer Eltern war eine Hochzeit mit dem Vater des Kindes das Letzte, was Fiona wollte. Eine Entscheidung, die nicht auf Verständnis stieß. Zumal sie nicht einmal gefragt worden war, was sie eigentlich wollte.

Um dem zu entkommen, flieht das junge Mädchen aus Ballinwroe und baut sich in Dublin ein neues Leben in der Fremde auf. Doch als ihre Eltern sterben und sie ihr Elternhaus erbt, führt ihr Weg sie zurück in die einstige Heimat. Doch ihre Rückkehr wird von den wenigsten gut geheißen. Denn zum einen wohnt noch immer der Vater ihres Kindes im Ort, zum anderen nehmen es die Bewohner Ballinwroes persönlich, dass sie ihnen den Rücken gekehrt hatte. Obwohl Fiona offene Feindschaft begegnet, verwandelt sie ihr Elternhaus in ein gemütliches und einladendes Bed & Breakfast, das schnell gut besucht ist.

»Die Ruinen der Mühle von Ballinwroe ragten schwarz und still in den irischen Nachthimmel. Der Winter in Clare war dieses Jahr unerwartet lang und kalt gewesen, nur vorsichtig streckten die ersten Frühlingsblumen ihre Köpfe zwischen den regennassen Steinen hervor.«

Als plötzlich einer der Gäste des B&Bs ermordet an den Ruinen der alten Mühle gefunden wird, ist nicht nur das Ansehen von Fiona O’Connors Bed & Breakfast in Gefahr. Denn wer auch immer den Mann erschossen hat, wusste, was er tat. Schnell wird klar, dass der Ermordete unter falschem Namen in Ballinwroe war.

Spätestens als die Identität des Ermordeten aufgedeckt wird, weiß die Polizei, dass sie es hier mit einer größeren Sache zu tun haben, als sie bislang geahnt hat.

»Sie hatte nicht vorgehabt, jemals hierher zurückzukehren. Und doch war sie, als sie die Nachricht vom Tod ihrer Mutter erhalten hatte, in Richtung Westen geeilt. Sie wollte nur Abschied nehmen. Doch stattdessen war sie nach Hause gekommen.«

Irischer Flair, alte Feindschaften und Freundschaften und eine starke Protagonistin, die nicht auf den Mund gefallen ist. Viele der Bewohner von Ballinwroe scheinen etwas zu verbergen zu haben, das nach dem Mord an einem Mann ans Tageslicht gezerrt werden will. Geschichten ranken sich um die alte Mühle, die unfreiwillig zum Schauplatz eines Verbrechens geworden ist.

›Der Tag beginnt mit Mord‹ erzählt die Geschichte einer Frau, die bereit ist, für das zu kämpfen, was sie ihr Zuhause nennt. Konnte sie es als junges Mädchen noch nicht, ist sie nun fest entschlossen, sich nicht noch einmal vertreiben zu lassen. Ganz gleich, wie viele tote Vögel um das Cottage gefunden werden.

›Der Tag beginnt mit Mord‹ ist ein spannender, cozy Krimi über ein verschlafenes Dörfchen, dem Mord bislang fremd gewesen ist. Der Vergangenheit und den persönlichen Geschichten der wichtigsten Charaktere wird neben der Aufklärung des Verbrechens viel Platz eingeräumt. Ein rätselhafter Krimi für verregnete Tage und mit heißem Tee zu genießen.

Veröffentlicht am 15.11.2021

Die Geheimnisse einer Familie

Das Nest
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Michael hat sich seinen Arbeitstag zweifellos anders vorgestellt. An den meisten Tagen braucht er für seine Arbeit Geduld und Konzentration, wenn er die Vorgänge in der ARC beobachtet. Darauf, eine Leiche ...

Michael hat sich seinen Arbeitstag zweifellos anders vorgestellt. An den meisten Tagen braucht er für seine Arbeit Geduld und Konzentration, wenn er die Vorgänge in der ARC beobachtet. Darauf, eine Leiche zwischen den Müllsäcken zu finden, war er definitiv nicht vorbereitet.

Auch für die Ermittler um Jeppe Kørner und Anette Werner ist ein solcher Tatort neu. Wie konnte eine Leiche zwischen die Müllsäcke gelangen? Konnte diese unbemerkt von einem Müllcontainer über ein Müllauto bis in die Anlage gelangt sein oder hatte jemand mit Zugang zur ARC sie dort abgelegt?

Vor allem als die Identität der Leiche bekannt wird und ein Zusammenhang zu mehreren Personen aus der Mülldeponie hergestellt wird, häufen sich die Fragen. Als dann auch noch ein Junge verschwindet, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

»Die ARC war in vieler Hinsicht einzigartig. Unter dem Leitsatz Wir nehmen entgegnen und geben zurück war die Verbrennungsanlage von Anfang an sehr viel mehr gewesen als nur eine Mülldeponie.«

Der vierte Band der Kopenhagen-Krimireihe um das Ermittlerduo Kørner und Werner verstrickt die Geschichte einer Familie mit den Machenschaften eines Konzerns und Fragen des Klimawandels. Denn je mehr Jeppe und Anette über die Familie des verschwundenen Jungen herausbekommen, desto klarer wird, dass etwas mit der Familie nicht stimmt.

Auch andere bekannte Gesichter der Buchreihe fehlen in ›Das Nest‹ nicht. Esther de Laurenti lässt es sich nicht nehmen, entscheidende Puzzleteile zur Ermittlung beizutragen – gewollt oder ungewollt. Auch ihr Mitbewohner Gregers darf nicht fehlen.

»Im Ersten Weltkrieg hatten die Kasematten darunter als Unterkünfte für siebenhundertfünfzig Soldaten gedient, und im Zweiten Weltkrieg wurden sie während der dänischen Besetzung von den Deutschen genutzt. Stand man in den verwitterten Gängen unter dem Meeresspiegel, hatte man bis heute das Gefühl, Pulverdampf und Angstschweiß zu riechen. Mit Langeweile vermischte Panik saß noch immer im Mauerwerk und flüsterte die Geschichten Hunderter toter Männer.«

Doch Engbergs Ermittler sind mehr als ihre Fälle. Die Herausforderungen von Familie, Ehe, Partnerschaft, als Single und Versuchungen müssen ebenfalls gemeistert werden. Denn Katrine Engberg zeichnet ihre Charaktere als facettenreiche Menschen, die versuchen, der unterschiedlichsten Probleme Herr zu werden. Die Herausforderungen des Alltags werden hinter der Arbeit der Ermittler nicht zu Kleinigkeiten degradiert, sondern verweben sich mit dieser.

Engberg hat ein großes Talent für authentische, lebensnahe Figuren. Ihre Krimis sind voll an aktuellen und auch an geschichtlichen Themen. Und die Landschaft Kopenhagens bietet einen idealen Schauplatz für einen Fall, der zwischen Altem und Neuem schwankt.

»Das Meer schloss sich über seinem Kopf, er sank dem Grund entgegen, fort vom Licht der Oberfläche. Ein Streifen Tang strich über seine Arme und lud ihn ein, sich tiefer sinken zu lassen.«

›Das Nest‹ ist der neue Fall des Ermittlerduos Kørner und Werner. Er beleuchtet die Schattenseiten einer Familie und ihre Geheimnisse und all jene, die mit dieser verstrickt sind. Es bleibt spannend, wie es im fünften Band der Krimireihe weitergehen wird.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Die Geschichte eines Jungen, der sich wünschte, sein Herz wäre aus Stein

Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen
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Cardan war schon vor ›Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen‹ der Schönste und der Grausamste im Reich der Elfen. Doch was erwartet man von einem Jungen, der statt mit Liebe mit Katzenmilch ...

Cardan war schon vor ›Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen‹ der Schönste und der Grausamste im Reich der Elfen. Doch was erwartet man von einem Jungen, der statt mit Liebe mit Katzenmilch und Abweisung aufgezogen wurde?

Wer ›Elfenkrone‹, ›Elfenkönig‹ und ›Elfenthron‹ gelesen hat, weiß, dass Cardan Jude und ihrer Schwester das Leben im Elfenreich mehr als schwer gemacht hat. Und sie waren nicht die Einzigen, die unter ihm gelitten haben.

Doch im Elfenreich ist nur wenig wie es scheint. Wer sich freundlich gibt, muss dies nicht unbedingt sein. Zugleich steckt nicht hinter jeder Tat, die böse scheint, auch eine böse Absicht. Wer ›Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen‹ lesen will, sollte unbedingt zuvor die Elfenkrone-Reihe von Holly Black gelesen haben, um das Maximale aus dem Buch herauszubekommen. Denn ›Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen‹ füllt Leerstellen aus Cardans Leben, die die Leser:innen zuvor nur indirekt füllen konnte und nun unmittelbar miterleben kann.

»Unter normalen Umständen hätten sie bis in alle Ewigkeit verfeindet sein müssen.
Er kann sein Glück kaum fassen, kann nicht nachvollziehen, wie es anders kommen konnte.«

Wohl kaum eine Figur in der Elfenkrone-Reihe macht eine so große Entwicklung durch wie der Elfenprinz Cardan. Mag diese für die Leser:innen und andere Figuren der Reihe überraschend gewirkt haben, zeigt ›Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen‹, an welchen Stellen sich diese bereits angedeutet hat und was wirklich geschah.

Dass Cardan nicht zum Heiligen ernannt wird und seine Grausamkeit für die Figuren der Elfenkrone-Reihe dennoch Realität bleibt, wird dadurch wohl nicht in Zweifel gezogen.

»Cardan weiß, dass sie nicht nur wegen Mardoc so geworden ist. Er selbst hatte auch die Hand im Spiel.
Zeitweise kommt es ihm absurd vor, dass sie ihn liebt.«

Dieser Band ist unglaublich schön illustriert von der talentierten Rovina Cai. Neben großen, doppelseitenfüllenden Illustrationen sind fast alle Seiten mit Ornamenten geschmückt, die Cardan in seiner Extravaganz und Schönheit ebenso gelungen einfangen wie den Zauber des Elfenreiches.

›Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen‹ ist voller Geschichten, die einen Blick auf Cardans Leben werfen, unmittelbar aus dessen Perspektive erlebt. Wer also den schönen Prinzen noch näher kennenlernen will und zum Beispiel mehr über die Vorgeschichte mit Locke und Nicasa erfahren möchte, ist bei diesem Buch genau richtig.

»Da er erst kürzlich aufgehört hat, selbst den Schurken zu geben, muss Cardan erneut an den gewundenen Pfad der Entscheidungen denken, der ihn an diesen unwahrscheinlichen Ort geführt hat, hierher, wo er mit ihr über den Himmel rast – mit dem Ziel, den Schwierigkeiten ein Ende zu bereiten, statt neue in die Welt zu setzen.«

›Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen‹ ist kein Roman wie die drei Hauptbände der Elfenkrone-Reihe. Es ist vielmehr einer Sammlung vieler Geschichten, die den zukünftigen König von Elfenheim, Cardan, in seiner Vielseitigkeit zeigen. Wer abseits der drei Hauptbände mehr über das Elfenkrone-Universum erfahren möchte, kann auch einen Blick in ›Die verlorenen Schwestern‹ werfen, das von Judes Schwester handelt.

›Wie der König von Elfenheim lernte, Geschichten zu hassen‹ empfiehlt sich für alle, die einfach nicht genug von den Elfenkrone-Bänden bekommen können und Lust auf schöne und stimmungsvolle Illustrationen haben. Es liegt hier keine durchgehende Handlung im engeren Sinn vor, sondern eher eine Art Geschichtensammlung über Cardans Leben.

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Veröffentlicht am 15.11.2021

Geschichten von Mysterien, dem Leben und dem Tod

Die Leben der Heiligen
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Wer die ›Legenden der Grisha‹ von Leigh Bardugo gelesen hat – oder die ›Glory or Grave‹- oder ›King of Scars‹-Dilogie –, wird sich an die Geschichten der Heiligen erinnern, die in ›Die Leben der Heiligen‹ ...

Wer die ›Legenden der Grisha‹ von Leigh Bardugo gelesen hat – oder die ›Glory or Grave‹- oder ›King of Scars‹-Dilogie –, wird sich an die Geschichten der Heiligen erinnern, die in ›Die Leben der Heiligen‹ zusammengefasst sind.

Sind sie zuerst als unliebsames Geschenk an Alina gelangt, gewinnen sie rasch an Bedeutung. An vielen Stellen mussten sich die Leser:innen im Grishaverse bereits fragen, wie viel an den Geschichten um die Leben der Heiligen dran ist. Erlebt man in der Trilogie ›Legenden der Grisha‹ mit, wie eine junge Frau zu einer Heiligen wird, ist es an manch anderer Stelle die Vergangenheit der Heiligen, die die Figuren interessiert. Selbst aus der ›Glory or Grave‹-Dilogie sind die Geschichten der Heiligen nicht wegzudenken – zumindest nicht für Inej.

In der ›King of Scars‹-Dilogie zeigt sich, welches Leben manch Heiliger führt, nachdem es ihm oder ihr gelungen ist, durch seine Taten Einzug in die Bücher Ravkas zu erhalten.

»In einem der vielen Kriege Ravkas zog ein General seine Armee in feindlichem Gebiet auf, eines raschen Sieges gewiss. Das Wetter jedoch hatte anderes im Sinn. Der Wind schnitt mit kalten Klauen durch die dünnen Mäntel der Soldaten.«
Sankt Juris mit dem Schwert

Der Glaube an Heilige hat im Grishaverse eine besondere Bedeutung. Ob er als Instrument eingesetzt wird, die Figuren motiviert oder Wissen über die Vergangenheit bereithält. ›Die Leben der Heiligen‹ macht es nun möglich, dass Fans des Grishaverse ihre eigene Ausgabe mit den Geschichten der Heiligen in den Händen halten können. Das Buch ist wundervoll gestaltet und wirklich toll von Daniel J. Zollinger illustriert worden.

Ich empfehle jedoch, dass zumindest die Trilogie ›Legenden der Grisha‹ zuvor gelesen werden sollten, um sich durch so manche Geschichte nicht doch etwas vorwegzunehmen.

»Es gab ein Dorf, irgendwo im Westen, das sich in den Schutz eines hohen Bergs schmiegte, der wegen seiner krummen Form Gorubun genannt wurde. Von der Spitze des Bergs aus konnte man gerade so das blaue Versprechen des Meers erkennen und beim richtigen Wetter trug der Wind den Salzgeruch von der fernen Küste heran.«
Sankta Lizabeta von den Rosen

Es handelt sich bei ›Die Leben der Heiligen‹ nicht um einen Roman, wie wir ihn sonst so oft aus der Feder Leigh Bardugo kennen. Vielmehr ist es eine Sammlung von Geschichten, ähnlich der ›Sprache der Dornen‹, die einzeln gelesen werden können, ohne eine zusammenhängende Handlung zu besitzen.

»Es gab einen begabten Heiler und Erfinder, der am Rand eines Bauerndorfs lebte. Ilya war ein Einsiedler und am glücklichsten, wenn er in seiner Werkstatt für sich blieb, aber wenn man ihn fragte, so konnte man auf ihn zählen und er mischte Stärkungsmittel oder half einem mit dem Pflug.«
Sankt Ilya in Ketten


›Die Leben der Heiligen‹ sieht nicht nur wirklich toll aus, sondern liest sich auch wunderbar. Die Geschichten sind zwar oftmals bekannt, aber das macht den Reiz des Buches aus. Es versammelt all jene Geschichten, die bereits in der einen oder anderen Form Einlass in das Grishaverse bekommen hatten. Also eine tolle Ergänzung für alle Fans von Leigh Bardugos Trilogie ›Legenden der Grisha‹ oder der Dilogien ›Glory or Grave‹- oder ›King of Scars‹.

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