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Veröffentlicht am 09.06.2022

Der Plan war gut – aber es fehlt der Zauber der Ballsaison

Wie man sich einen Lord angelt
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Der Plan war gut – aber es fehl der Zauber der Ballsaison

Das Buch passt natürlich sehr gut zum aktuellen Hype um die Serie Bridgerton – auch im Klappentext wird der Vergleich zu Bridgerton und Jane Austen ...

Der Plan war gut – aber es fehl der Zauber der Ballsaison

Das Buch passt natürlich sehr gut zum aktuellen Hype um die Serie Bridgerton – auch im Klappentext wird der Vergleich zu Bridgerton und Jane Austen gezogen. Mir hat hier allerdings in beide Richtungen etwas gefehlt: Bridgerton hat einen ganz besonderen Zauber – den Glamour und Charme der Ballsaison, die Vor-freude der Debütantinnen und die Atmosphäre, die durch Klatsch und Tratsch verbreitet wurde. Jane Aus-ten glänzt durch intelligente, schlagfertige Dialoge, die aber nie überzogen oder aufdringlich wirken. Beides fand ich in „Wie man sich einen Lord angelt“ nicht wirklich. Zwar ist Kitty zweifelsohne eine starke Figur, die für ihre Familie alles tut und ihre eigenen Wünsche und Bedürfnisse zurückstellt, sie ist schlagfertig und intelligent – aber mir ist sie an einzelnen Stellen zu „plump“, zu aufdringlich und ja, einfach zu wenig zu forsch. Ich bin nicht wirklich mit ihr warm geworden, nur die ca. letzten 70 Seiten konnten mich mit dem Buch versöhnen.

Kitty Talbot lebt nach dem frühen Tod ihrer Eltern allein mit ihren vier Schwestern in einem Cottage in De-votshire – der Vater hat der Familie leider einen großen Berg an Spielschulden hinterlassen, sodass für Kitty nur eine Möglichkeit bleibt, für das Auskommen von sich und ihren Schwestern zu sorgen: Die Heirat mit einem reichen Mann. Leider stellt sich genau das als Problem dar, denn ihr Verlobter lässt sie direkt auf den ersten Seiten des Buches sitzen und die Uhr tickt – nur wenige Monate bleiben Kitty noch, bis die Schulden getilgt sein müssen. Entschlossen, diese Situation zu meistern, reist sie mit ihrer Schwestern nach London um hier, im Rahmen der Ballsaison, einen Ehemann zu finden. Ohne großen Vorlauf, beginnt Kitty die Her-ren zu umgarnen, wobei sie auch nicht vor den scheinbar unerreichbaren Familien Halt macht. Doch hat sie nicht mit Lord Radcliffe gerechnet, der sie schnell durchschaut und seine Familie vor Kitty „in Sicherheit bringen möchte“. Ob Kitty bei einer anderen gut situierten Familie „fündig wird“ ist ihm dabei gleich, sodass er zunächst eher unwillig, später durchaus belustigt, beginnt Kitty unter die Arme zu greifen.

Wie schon gesagt – ich bin mit Kitty nicht wirklich war geworden. Ich finde es toll, wie entschlossen sie ihrer Familie helfen möchte, aber mir ist sie einfach zu forsch. Dieses „über Leichen gehen“, dieses direkte ange-hen ihres Plans war mir an der ein oder anderen Stelle zu viel. Hier hätte ich mir gewünscht, dass es (auch wenn der Leser natürlich weiß, in welche Richtung es geht) doch weniger offensichtlich passiert. Für Kitty gab es von Anfang an nur das eine Ziel und das wurde verfolgt, Komme was wolle. Ebenso fand ich die Dia-loge zu harsch – ja Kitty ist keck und kommt nicht aus der feinen Gesellschaft – aber mir war es an einzelnen Stellen einfach eine Spur zu frech.

Auch diesen Charme der Ballsaison habe ich nicht wirklich gespürt, dadurch, dass Kitty so vehement ihr Ziel verfolgt hat, blieb für mich das Eintauchen in die Bälle ein bisschen auf der Strecke. Hier hätte ich mir noch mehr Beschreibung gewünscht, mehr von der Welt „außenrum“.

Auch die anderen Figuren blieben wegen der reinen Fokussierung auf Kittys Ziel etwas farblos. Ihre kleine Schwester bringt es ganz gut auf den Punkt „es geht immer nur um dich“ – ja so war es wirklich – gerade Cecily fand ich als Nebenfigur sehr interessant, aber sie bleibt fast bis zum Schluss auf der Strecke. Ebenso Archie, der aus meiner Sicht eher als dummer Junge dargestellt wird. Die Geschichte ist einzig um Kitty auf-gebaut – hier wäre für mich noch ein bisschen mehr Drumherum schön gewesen.

Versöhnt haben mich die letzten ca. 70 Seiten mit dem Buch – hier kam viel zusammen und gerade Kitty wurde eben nicht mehr nur als die junge Frau dargestellt, die einfach nur dringend einen Mann braucht. Hier kamen von verschiedenen Seiten die Hintergrundgeschichten mit hinein, es wurden Gefühle gezeigt und die Suche nach dem Ehemann rückte in den Hintergrund. Davon hätte ich mir etwas mehr gewünscht.

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Veröffentlicht am 07.06.2022

Eine grandiose Fortsetzung - Gefühlvoll, stark und erschreckend

Die Dorfschullehrerin
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„Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will“ ist der zweite Teil der Reihe um die junge Lehrerin Helene Werner - aus meiner Sicht, eine wirklich sehr gelungene Fortsetzung des ersten Teils. Der erste ...

„Die Dorfschullehrerin - Was das Schicksal will“ ist der zweite Teil der Reihe um die junge Lehrerin Helene Werner - aus meiner Sicht, eine wirklich sehr gelungene Fortsetzung des ersten Teils. Der erste Roman über Helene hat mich bereits gefesselt, der zweite Teil ist was die Gefühle und die Themen der Vergangenheit die angesprochen werden, angeht, aus meiner Sicht sogar noch stärker. Der Schreibstil von Eva Völler fesselt einen von der ersten bis zur letzten Seite, man liebt und leidet mit den Figuren mit- und ich konnte häufig einfach nur den Kopf schütteln ob der schrecklichen Dinge aus der deutschen Vergangenheit, die angesprochen wurden. Aus meiner Sicht, ein grandioser Roman!
Drei Jahre nach ihrem Weggang aus Kirchberg und der Flucht ihrer Familie aus der DDR, Helene wohnt mittlerweile mit ihrer Tochter in Frankfurt, bekommt sie das Angebot als Rektorin an die Dorfschule nach Kirchdorf zurückzukehren. Helene nimmt das Angebot an, wohlwissend, dass sie in Kirchdorf auch wieder auf Tobias treffen wird, den Mann den sie liebt, mit dem sie aber insbesondere aufgrund des Widerstands ihrer Tochter, gebrochen hat. Zurück in Kirchdorf steht Helene vor einer großen Herausforderung - mehrere Schulen sollen zusammengelegt werden, Mittelpunkt wird die Schule in Kirchdorf, und sie, selbst begeistert von dieser Idee, beginnt ihren Kampf gegen den Widerstand der Dorfgemeinschaft. Doch nicht nur Helene steht vor großen Herausforderungen - auch Isabella, die Hebamme aus Kirchdorf, oder Agnes, die junge Sprechstundenhilfe des Dorfarztes, haben ihr Päckchen zu tragen und stehen vor den teilweise schwersten Entscheidungen ihres Lebens. Dazu kommt die Liebe, die alle drei Frauen vor große Fragen und Entscheidungen stellt.
Während im ersten Teil der „Dorfschullehrerin“ noch Helene und ihre Flucht sowie die Flucht ihrer Familie aus der DDR im Vordergrund stand, werden im zweiten Teil auch Isabella und Agnes in den Vordergrund gerückt. Ebenso erfahren wir deutlich mehr über andere Nebenfiguren wie zum Beispiel Christa. Die Geschichte wird dadurch aus wechselnden Perspektiven erzählt, was für den Leser zwar an der ein oder anderen Stelle anstrengend sein kann, mir persönlich aber sehr gut gefallen hat. Ich fand die Abschnitte jeweils lang genug, sodass die Perspektivenwechsel nicht gehetzt wirkten. An sich ist der zweite Teil der Reihe, deutlich mehr als der erste Teil, eine deutliche Aneinanderreihung von Problemen und Herausforderungen - die Figuren erhalten „keine Ruhe“ jeder Figur passiert etwas, was in allen Fällen deutlichen Einfluss auf ihr Leben hat. Mir hat dies sehr gut gefallen, einfach weil es das Tempo der Geschichte hoch hielt - hier hat Eva Völler zahlreiche Probleme der 1960er Jahre aufgegriffen, sei es Rassismus, die Ausgrenzung von Kranken aus der Gesellschaft oder auch die „Umerziehung“ von Kindern, die mit der linken Hand schreiben. Ich fand diese Themen wichtig und erschreckend zu lesen, wie die Einstellung vieler Leute in dieser Zeit war - auf der anderen Seite wurden so viele Themen angesprochen, dass man teilweise das Gefühl hatte es ging darum, eine Checkliste abzuhaken um möglichst viele Punkte anzusprechen. Entsprechend wäre weniger, vielleicht an der ein oder anderen Stelle mehr gewesen.
Die Charaktere aus dem ersten Band sind alle wieder mit dabei, mir hat dies sehr gut gefallen, weil man direkt das Gefühl hatte, aus dem ersten Band in den zweiten überzugehen - man musste sich nicht umstellen und auch nicht groß an neue Personen gewöhnen. Gleichzeitig fand ich es toll, dass den Figuren aus dem ersten Teil im zweiten Band noch mehr Raum gegeben wurde, und man auch deren Geschichten miterleben konnte. Dabei ist wichtig, dass Gefühle auch im zweiten Teil der Reihe großgeschrieben werden. Die Autorin schafft es dabei, ohne viel Schnickschnack aus den kleinen Momenten des Alltags etwas Besonderes zu machen. Da reicht ein Blick - und man spürt als Leser direkt die Gefühle zwischen den Figuren.
Insgesamt hat mich die Fortsetzung genauso begeistert wie der erste Teil - das Erzähltempo ist hoch und das Buch voll mit Themen die auch teilweise harte Kost sind. Wer aber eintauchen möchte, in die deutsche Geschichte der 1960er Jahre, gepaart mit Gefühl und eingebettet in die Geschichte dreier starker Frauen, für den ist dieses Buch auf jeden Fall genau das Richtige! Ich bin absolut begeistert!

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Veröffentlicht am 22.05.2022

Was es bedeutet sich freizuschwimmen - ein grandioses Buch

Morgen kann kommen
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Dieses Buch ist absolut grandios - es ist feinfühlig und lustig, es ist tiefgründig und traurig und mit so viel Witz geschrieben, dass man es nicht aus der Hand legen kann und will. Ildiko von Kürthy schafft ...

Dieses Buch ist absolut grandios - es ist feinfühlig und lustig, es ist tiefgründig und traurig und mit so viel Witz geschrieben, dass man es nicht aus der Hand legen kann und will. Ildiko von Kürthy schafft es in ihrem Roman, die Probleme genau auf den Punkt zu treffen und die Geschichte so vielfältig zu erzählen, dass man unbedingt wissen möchte, wie es weitergeht! Der perfekte Roman, wenn man eine Geschichte zum Lachen und Weinen sucht, garniert mit Witz und Gefühl. Und nein, so rosarot wie das Cover ist, geht es nicht weiter.

Es ist der 15. Mai - ihr Hochzeitstag und 51. Geburtstag und für Ruth dreht sich das Leben von einer auf die andere Sekunde um 180 Grad. Sie flüchtet aus München und setzt sich ins Auto - es gibt nur einen Ort zu dem Sie möchte, das Haus „Ohnesorg“ - das Haus ihrer Großeltern und ein Ort voller Ruhe, Zuversicht und Erinnerungen - nur leider auch der Erinnerung an den dunkelsten Tag in ihrem Leben - ihre Hochzeit. Ihre Schwester, die damals scheinbar ihr Leben zerstört hat wohnt in diesem Haus, zusammen mit zwei Mitbewohnern - doch das Haus ist mehr, es ist ein Zufluchtsort für alle, die Hilfe, eine Flucht aus dem Alltag oder einfach etwas Ruhe brauchen. Und so wird auch Ruth in diesem Haus empfangen, als hätte es keine Vergangenheit gegeben. Doch diese holt sie ein, schneller als es ihr lieb ist.

Die Geschichte beginnt mit einem Knall, Ruth ist in der Drogerie und sieht einen Fotoabzug, den eine andere Frau vergessen hat. Auf dem Fotoabzug: Ruths Ehemann, in eindeutiger Pose… natürlich dreht sich Ruths Welt auf links. Zu Beginn der Geschichte hatte ich erwartet, dass es das klassische Dreiecks-Drama ist - betrogene Frau kämpft um ihren Ehemann und dann gibt es ein Happy End oder eben nicht. Doch weit gefehlt - hier geht es um so viel mehr. Direkt zu Beginn erfährt man, dass Ruths Selbstbewusstsein quasi nicht vorhanden ist - als Kind war sie die, die nicht auffallen wollte - ihr große Schwester war laut und unangepasst und der Vater das Familienoberhaupt, das keinen Widerspruch duldete. Als Ehefrau ist sie die Frau hinter ihrem Mann, hält ihm den Rück frei, vergisst aber sich selbst. Und genau das wurde ausgenutzt, aufs Schäbigste, was man sich vorstellen kann.

Die Geschichte von Ruhte, ihrer Schwester Gloria und die des Ehemanns Karl ist verwoben, und wie in einem Spinnennetz kommen immer weitere Charaktere hinzu, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, aber alle Teil der Geschichte sind. Und dieses „Jemanden kennen, der jemanden kennt, der wieder jemanden kennt“ gibt der Geschichte eine ganz neue Wendung.

Der Roman ist voller Gefühle - guter wie schlechter und durch die Erzählung aus verschiedenen Perspektiven der Figuren, bekommt der Leser einen Rundumblick und möchte Ruth so gerne an der ein oder anderen Stelle die Augen öffnen. Andererseits erfährt der Leser an keiner Stelle zu viel - man erfährt manche Dinge vor den Figuren, andere bleiben aber im Dunkeln.

Nicht zu vergessen der unnachahmliche Schreibstil von Ildiko von Kürthy, die es schafft, durch kleine Kunstgriffe, so viel Witz in die Geschichte einzubauen - und sei es nur, weil die Metal-Life-Coaches immer mit vollem Namen genannt werden. Die Figuren sind selbstreflektiert aber auch selbstironisch - die Geschichte ist ernst und handelt von einem furchtbaren Thema, aber sie wird nicht trist oder mit erhobenem Zeigefinger erzählt, sondern es wird klar gemacht, dass dies jeder Frau passieren kann, dass es nicht schlimm ist, dass man sich aber auch freischwimmen kann.

Die Geschichte dreht sich aber nicht nur um Ruth - da sind so viel mehr Charaktere die eindrucksvoll gezeichnet sind und deren Geschichten den Leser mitreißen. Da ist der gute Sozi, bei dessen Geschichte kein Auge trocken bleibt, die Geschichte der alleinerziehenden Mutter Fatma und natürlich Erdal, der als Paradiesvogel des Romans nicht fehlen darf.

Ich habe jetzt viele Punkte aufgezählt und könnte noch ewig so weitermachen. Vieles fehlt vermutlich, aber dieser Roman hat mich on der ersten bis zur letzten Seite berührt. Ich hatte Spaß am Lesen, habe geweint und mit den Figuren mitgelitten. Aber die positive Haltung, die jede der Figuren zu jedem Zeitpunkt verströmt, ist einfach grandios umgesetzt und zaubert einem beim Lesen ein Lächeln ins Gesicht.

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Veröffentlicht am 14.05.2022

Gefühlvoller Roman mit Sommerfeeling

Das Glück riecht nach Sommer
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Zuallererst - ich liebe die Bücher von Meike Werkmeister. Die Norderney-Reihe hat mich zum Lachen und Weinen gleichzeitig gebracht und daher war ich natürlich auch sehr gespannt auf ihr neues Buch. „Das ...

Zuallererst - ich liebe die Bücher von Meike Werkmeister. Die Norderney-Reihe hat mich zum Lachen und Weinen gleichzeitig gebracht und daher war ich natürlich auch sehr gespannt auf ihr neues Buch. „Das Glück riecht nach Sommer“ ist ein tolles Buch um es an einem lauen Sommerabend in die Hand zu nehmen und einfach abzutauchen. Das Buch ist gefühlvoll, regt zum Nachdenken hat, ist aber auch witzig und zaubert einem ein Lächeln ins Gesicht. Dennoch muss ich sagen, hat es mich nicht so sehr berührt wie die Bücher auf der Insel Norderney.

Ina folgt das erste mal in ihrem Leben ihrem Traum und kommt nach Hamburg. Aufgewachsen in Nordfriesland ist sie sehr heimatverbunden und ihre Familie kommt für sie an erster Stelle - gerade auch durch die Krankheit ihrer kleinen Schwester hat sie aber auch früh gelernt zurückzustecken und die Wünsche anderer über ihre eigenen Bedürfnisse zu stellen. In Hamburg steht sie erstmal da - in der WG ihrer ehemaligen Studienfreundin kann sie nicht bleiben, der Wohnungsmarkt ist schwierig und das Bewerbungsverfahren für ihren Traumjob an der Hamburger Uniklinik zieht sich. Zum Glück hat die WG eine eigene Parzelle in einem Schrebergarten, inklusive kleiner Gartenlaube und Gießkannendusche - warum also nicht hier einziehen. Gesagt getan, zieht Ina kurzerhand in den Schrebergarten und wird von den anderen Gärtnern nicht nur nett mit Frühstück und Gartengeräten empfangen sondern findet hier auch echte Freunde. Natürlich spielt auch die Liebe eine Rolle in dem Buch und auch hier muss Ina erstmal lernen, ihre Bedürfnisse an erste Stelle zu stellen.

Das Cover und der Schreibstil des Buches sind einfach toll - es sieht aus wie in Sommer-Wohlfühlroman und genau das steckt auch drin - sehr viel gute Laune. Man möchte sich am liebsten mit in die Schrebergartensiedlung setzen und mit den Gärtnern zusammen Karnevalslieder singen (ich würde ja persönlich auch die Frühstücksbrötchen nehmen). Was mir aber auch gefallen hat ist, dass aber auch die Themen zum Nachdenken nicht gefehlt haben - sei es Ina die immer zuerst schaut, dass sie es den anderen recht macht oder auch die Krankheit der kleinen Sophie die eine tolle Aktion ins Leben ruft. Die Geschichte wird nicht langweilig, auch wenn es mit Inas eigentlicher Geschichte - die Bewerbung in Hamburg und die Wohnungssuche eigentlich garnicht so viel weiter geht. Und dann ist da natürlich noch die Liebesgeschichte - die mich muss ich sagen, sehr positiv überrascht hat. Normalerweise weiß man bei dieser Art Büchern sehr schnell in welche Richtung es geht - hier war es mir aber überhaupt nicht klar. Ich habe bis zum Schluss mitgerätselt, was mir sehr gut gefallen hat. Auch die Tatsache, dass die Liebesgeschichte subtil am Rande mitgeschwungen ist, und nicht im Vordergrund stand, hat mir sehr gut gefallen.

Was mich nicht ganz so überzeugt hat waren die Figuren. Ich wurde mit Ina bis zum Schluss nicht ganz warm - ich weiß garnicht genau wieso. Ich hätte mich gefreut, wenn Ina mehr Gefühle gezeigt hätte, wenn man mehr von ihrer Persönlichkeit erfahren hätte. Mir blieb sie etwas zu sehr an der Oberfläche. Dagegen hatte ich von ihrer Freundin Filiz, direkt ein viel besseres Bild vor Augen. Und auch über die Truppe aus dem Schrebergarten hätte ich mir an der ein oder anderen Stelle noch mehr Informationen gewünscht.

Alles in allem hat mich das Buch aber auf jeden Fall überzeugt und mir einige sehr schöne Lesestunden beschert. Auf jeden Fall ein Sommerroman mit Wohlfühlcharakter.

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Veröffentlicht am 09.05.2022

Wohlfühlroman der zum Denken anregt

Mit dir ist alles schöner
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Schon das Cover dieses Romans hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert – die Farben, die Blumen, hier kommt auf jeden Fall Urlaubsgefühl hoch. Der Titel „Mit dir ist alles schöner“ weist direkt auf eine ...

Schon das Cover dieses Romans hat mir ein Lächeln ins Gesicht gezaubert – die Farben, die Blumen, hier kommt auf jeden Fall Urlaubsgefühl hoch. Der Titel „Mit dir ist alles schöner“ weist direkt auf eine Liebesgeschichte hin –und natürlich erhält der Leser auch, was versprochen wird. Tatsächlich ist die Geschichte um Franziska aber viel mehr als eine reine Liebesgeschichte mitten in der Urlaubsidylle. Es geht viel mehr um die Suche nach sich selbst, die Frage „was macht mich glücklich“ und den Zusammenhalt. Ich habe vor ein paar Jahren das Buch „Zusammmen ist man weniger allein“ von Anna Gavalda gelesen – und dieser Titel beschreibt einfach perfekt den Weg, den Franziska in Kristina Günaks neuem Roman geht.

Für Franziska kommt es bereits auf den ersten Seiten dieses Buchs knüppeldick. Ihr schickes Leben in Hannover geht von einem auf den anderen Tag den Bach runter – und als sie dann noch die Nachricht von dem Tod ihres Vaters erhält, verbunden mit der Info, dass sie die Erbin seines Campingplatzes ist, ist sie natürlich völlig von der Rolle. Sie macht sich direkt auf, auf den Campingplatz an der Ostsee, an dem sie bereits als Kind viele Sommer verbrachte, von dem sie aber als junge Frau geflüchtet ist und ist schockiert: Der Platz ist heruntergekommen, hier lässt sich weder Geld verdienen noch lässt sich der Platz verkaufen. Allerdings lernt sie auch einen liebenswerte Truppe von Dauercampern kennen, die sie teilweise bereits seit ihrer Kindheit kennt und erkennt, dass der Platz mehr ist als ein Campingplatz, er ist ein Zuhause, nicht nur für die Camper, sondern immer mehr auch für sie.

Franziska macht in dem Roman einen unglaublichen Wandel durch, zu Beginn der Geschichte ist sie oberflächlich, stets darauf bedacht was andere von ihr denken und naja, interessiert sich nicht wirklich für ihre Mitmenschen (dafür deutlich mehr für teure Yogakurse, Intervallfasten und laktosefreie Milch). Um es kurz zu sagen – sie war mir am Anfang so richtig unsympathisch und ich konnte mir beim besten Willen nicht vorstellen, wie dieses Buch irgendwie zu einem Wohlfühlroman werden soll. Durch das Leben auf dem Campingplatz und nicht zuletzt durch die Gemeinschaft der Camper sowie den Elektriker Erik kehrt Franziska immer mehr zurück zu ihren Wurzeln. Sie beginnt, ihr bisheriges Leben zu hinterfragen und setzt ganz andere Prioritäten. Sie interessiert sich nicht mehr nur dafür was andere Leute denken können, sondern wirklich dafür, wie es anderen Leuten geht und wie sie ihnen helfen kann. Und sie erkennt, wie schön es ist gebraucht zu werden, aber auch Teil einer Gemeinschaft zu sein.

Kristina Günak setzt diesen Prozess wirklich sehr glaubhaft und sympathisch um – es ist ein stückweit ein innerer Kampf den Franziska da auch mit sich selber austrägt – die Frage zwischen rationalem Handeln und auf sein Herz hören und das schlichte „einfach mal machen“. Und hier kommt aus meiner Sicht auch die Stärke dieses Romans hinzu: Die verschiedenen Blickwinkeln die durch die Gemeinschaft der Camper in die Geschichte integriert wurden – Harald und seine an Demenz erkrankte Frau – die besten Freunde von Franziskas Eltern für die der Campingplatz ihr Altersruhesitz ist, Trudi die von Altersarmut betroffen ist und sich nicht einmal die Platzmiete leisten kann – und Erik der als helfende Hand immer zur Stelle ist, der aber wirkt als wäre er auf der Flucht vor etwas. All diese Figuren machen die Geschichte zu mehr als einem reinen Liebesroman. Insbesondere auch Eriks Sichtweisen haben auch mich beim Lesen mehrmals zum Denken angeregt, denn häufig ist es wirklich so, dass man viel mehr versuchen sollte das zu tun, was einen glücklich macht, als darauf zu hoffen, für andere perfekt zu sein.

Was Figuren und Handlung angeht, muss ich aber auch sagen, dass mich nicht alles restlos überzeugt hat. Ich hätte mir gerade zum Schluss des Buches noch mehr von den Geschichten der Camper gewünscht – von ihrem Leben und ihrem Hintergrund. Hier werden viele Punkte angeschnitten, die für mich als Leser die Geschichte noch rund gemacht hätten. Ebenso ging mir die Liebesgeschichte in diesem Buch an manchen Stellen wirklich zu schnell, gerade wenn man bedenkt, dass wir hier nicht mehr von verliebten Teenagern sprechen.

Alles in allem hat mich der Roman aber wirklich überzeugt, ich hatte Spaß am Lesen und konnte die Seiten genießen, das ist es, worauf es für mich ankommt. Der Roman regt definitiv zum Nachdenken an und wer einfach mal Lust hat, auf ein Abenteuer auf dem Campingplatz der wird bei diesem Buch sicher seine Freude haben!

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