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Veröffentlicht am 12.12.2017

Endlich wieder Neues von Bodenstein und Sander!

Im Wald (Ein Bodenstein-Kirchhoff-Krimi 8)
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Im neuesten Buch der Reihe werden im Heimatort von Oliver von Bodenstein in kurzer Zeit drei Morde verübt. Da Oliver sowohl die Opfer als auch die Einwohner des Ortes kennt, übernimmt Pia schnell die Ermittlungen. ...

Im neuesten Buch der Reihe werden im Heimatort von Oliver von Bodenstein in kurzer Zeit drei Morde verübt. Da Oliver sowohl die Opfer als auch die Einwohner des Ortes kennt, übernimmt Pia schnell die Ermittlungen.
Langsam, mit vielen Rückschlägen und großer Dramatik aufgrund der persönlichen Bindung von Oliver zu einem alten Mord, ermittelt das Team des K11 die Zusammenhänge der kürzlich verübten Morde, decken aber auch den Mord an einem kleinen Jungen vor über 40 Jahren auf.
Der Fall ist hoch emotional geschildert und Nele Neuhaus schafft es wie immer, uns lange Zeit an der Nase herumzuführen. Besonders durch die dorftypischen Verwandschaftsverhältnisse, die tief in einander greifen und durch Ehen zwischen den Einwohnern weiter verkompliziert werden, gelingt es ihr, uns bis zum Schluss im Dunkeln tappen zu lassen. Immer wieder hat man einen Verdacht, der kurz darauf zerschlagen wird. Der Einblick in die Charaktere ist zu jedem Zeitpunkt so gestaltet, dass man genauso viel über denjenigen weiß, wie das Ermittlerteam. Man wird nicht mit plumpen „wenn die wüssten“ Inhalten gequält, wie es so oft der Fall ist, sondern erkennt nach und nach gemeinsam mit dem K11 die Zusammenhänge.
Wie auch in den Vorgängern der Reihe erfährt man viel über das Team des K11 und lernt neue Charaktere langsam, ohne aufdringliche Beschreibungen kennen. Die Ermittler durchleben die Höhen und Tiefen der Recherchen und beweisen mit Kim, Pias Schwester, und dem Rechtsmediziner Kirchhoff eine gute Nase und anstrengende und nachhaltige Polizeiarbeit. Hier wird nichts beschönigt, sondern knallhart die Schwierigkeiten und Langatmigkeit der Recherche und Ermittlung dargestellt.
Fazit:
Nele Neuhaus stellt wieder ihre wunderbare, flüssige und gut lesbare Art zu schreiben unter Beweis. Die Geschichte ist tiefgründig recherchiert und um den roten Faden sorgsam gesponnen. Nichts wirkt konstruiert oder gestellt. Das Buch liest sich leicht und hat trotzdem emotionalen und sachlichen Tiefgang.

Veröffentlicht am 25.11.2017

Liebevolle Geschichte für die Herbsttage

Petronella Apfelmus - Hexenbuch und Schnüffelnase
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Rezension Petronella Apfelmus

Die kleine Apfelhexe Petronella wohnt im Garten der Familie Kuchenbrand, einer Bäckerfamilie mit angegliedertem Café. Luis und Lea sind Zwillinge und die Kinder des Ehepaars ...

Rezension Petronella Apfelmus

Die kleine Apfelhexe Petronella wohnt im Garten der Familie Kuchenbrand, einer Bäckerfamilie mit angegliedertem Café. Luis und Lea sind Zwillinge und die Kinder des Ehepaars Kuchenbrand. Die beiden und Petronella erleben allerhand Abenteuer im Garten.
Ich habe das Buch mit meiner vierjährigen Tochter gelesen. Da der Anspruch für dieses Alter sehr hoch ist, war ich sehr verwundert, wie begeistert meine Tochter von den Geschichten ist. Sie spricht die Zaubersprüche nach, ich muss sie mehrmals aufsagen und sie lernt sie fast auswendig. Trotz der teilweise für sie schwierigen Wörter und Zusammenhänge versteht sie die Geschichte gut.
Besonders gut gefallen haben sowohl meiner Tochter als auch mir die Bilder. Sie sind schön in den Text und die Geschichte eingebunden und geben dem Leser Futter zur Fantasie.
Die Autorin beschreibt Umgebung, Charaktere und Handlungsverlauf sehr liebevoll und mit Humor. Die Beschreibung der fantastischen Elemente des Buches sind sehr schön durchdacht und geben gerade Kindern einen schönen Eindruck von Fantasiewelten.
Zur Handlung:
Petronella hat ihr Hexenbuch verlegt. Sie kann ihren Schaden im Dach des Apfelhauses daher nicht durch Zauberei beheben und benötigt die handwerkliche Hilfe der fünf Apfelmännchen. Diese helfen gern, während die Kinder Kuchenbrand einen Hund in den Ferien zu Gast haben und mit diesem Haus und Garten erkunden.
Plötzlich sind die Apfelmännchen verschwunden. Entführt. Von einem unbekannten Wesen. Petronella und die Zwillinge begeben sich mit Hilfe von Bello, dem Gasthund, auf die Suche und eine Rettungsmission. Mit Hilfe einer Kristallkugel finden sie die kleinen Helfer und schmieden einen Plan zu deren Rettung.
Fazit:
Das Buch ist zwar für kleinere Kinder von Anspruch her recht schwer zu verstehen, ist jedoch so schön und ansprechend geschrieben und gestaltet, dass man die Kinder trotzdem begeistern kann und mit ein paar Erklärungen zum Inhalt kann man es sehr gut lesen. Eine sehr schöne Geschichte für die kälter und nasser werdenden Tage.


Johnny Sinclair von Sabine Städing ist die Version für Kinder von John Sinclair, der schon seit Jahren in den Zeitschriftenläden für gruselige Unterhaltung sorgt.
Das Buch ist sehr schön gestaltet und enthält entsprechend kindgerechte Gruselelemente in Farbe und Zeichnungen.
Kinder können sich beim gemeinsamen Lesen schnell und gut in Johnny hineinversetzen und haben so eine gute Motivation, in der Geschichte voran zu kommen und weiter zu lesen. Johnny besucht die Schule in Blacktooth und man erhält schnell in der Geschichte einen Einblick in sein schulisches Leben und die Schwierigkeiten, mit denen Kinder so zu kämpfen haben. Die Kids können sich beim Lesen so weiterhin gut identifizieren. Die vielen Begriffe in Englisch sind anfangs für Kinder, die noch wenig Erfahrung im Lesen anderer Sprachen haben, ein wenig schwierig. Allerdings sind die Begriffe so gut eingestreut, dass man nicht ständig erklären oder übersetzen muss. Ein kleiner Lerneffekt ist so auch dabei.
Schwieriger wird es mit den Begriffen aus den Astrologie-, Schamanen- und Gruselszenarien. Voodoo-Puppen, Séancen und Quija-Bretter sind den Kindern überwiegend unbekannt. Als alter John Sinclair-Fan, fiel es mir nicht so schwer, diese Begriffe zu übersetzen oder nachzuschlagen. Jedoch könnte ich mir vorstellen, dass es manchen Kids ein wenig die Leselaune verdirbt. Vielleicht wäre eine Art Nachschlagewerk im Buch die einfachste Lösung. Dann muss man nicht zwingend aufhören zu lesen, sondern kann kurz vorn oder hinten recherchieren.
In der Geschichte lernt Johnny Sinclair mit den Geistern seines Zuhauses (Greyman Castle) umzugehen. Er hört sich Geistergeschichten von Mitarbeitern des Schlosses an und recherchiert über verschiedene Geister, die im Schloss umgehen sollen. Mit seinem Freund Russell, aber auch allein erlebt Johnny allerlei gruselige Begegnungen mit Geistern. Jedoch lernt Johnny, dass man auch Unterstützung aus dem Geisterreich erhalten kann und erforscht mit seinem neuen „Partner“ schaurige Orte, lernt allerlei über Magie und deren Geschöpfe. Johnny erfährt wie schnell es mit den Gespenstern gefährlich werden kann und dass man immer auf der Hut sein muss.
Fazit:
Johnny Sinclair ist ein tolles Buch, das man sehr schön gemeinsam mit Kindern lesen kann. Ich habe es zusammen mit meiner Tochter gelesen, die nur teilweise gern liest und daher nicht immer die Motivation dazu hat. Zusammen mit mir war es ein Leichtes, sie täglich zum Lesen zu bewegen. Nach den ersten Kapiteln kam sie von selbst und wollte Johnny auch mal tagsüber lesen und nicht immer abends vor dem Schlafen gehen. Meine Tochter ist 10 Jahre alt und konnte gut mit der Geschichte umgehen und hat sie mit ein paar Erklärungen auch leicht verstanden.

  • Einzelne Kategorien
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  • Cover "Johnny Sinclair"
  • Bastelspaß
Veröffentlicht am 02.11.2017

Tiroler Witz mit kalter Spur

Veilchens Rausch
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Valerie Mauser ist eine "etwas andere" Polizistin, die scheinbar häufiger über die gängigen Methoden der Polizei hinweg sieht und ihr eigenes Ding macht. Dies hat ihr schon in der Vergangenheit einigen ...

Valerie Mauser ist eine "etwas andere" Polizistin, die scheinbar häufiger über die gängigen Methoden der Polizei hinweg sieht und ihr eigenes Ding macht. Dies hat ihr schon in der Vergangenheit einigen Ärger eingebracht. 
Mit ihrer schrägen Familie, ihrem Freund und ihrem Partner geben die Charaktere ein amüsantes und nicht alltägliches Bild ab. Die vielen Nebenschauplätze drängen meiner Meinung nach häufig die tieferen Beschreibungen von Gefühlen und auch von Umgebung und Handlung zurück. Dies ist sehr schade, da das Buch mit dem genialen Humor des Tiroler Volks einen immer wieder zum Schmunzeln bringt und man sich in diesen Momenten die beschriebene Gesellschaft besser vorstellen kann. 
Valerie muss einen Mord an einer jungen Frau aufklären, die bei der Festivität einem Immobilien-Anlage-Unternehmen von der Kellnerin zur protestierenden Gegnerin des Unternehmens mutiert. Dabei kämpft Valerie gegen die Innsbrucker Presse und auch allerlei Größen in der Politik. Auch hierbei sind für mich einige Handlungsstränge nicht rund in die Geschichte eingefügt. Viele Nebenhandlungen wirken isoliert und nicht an die Hauptgeschichte angebunden. 
Positiv anzumerken ist, dass es dem Autor gelingt, den Täter bis zum Schluss vor mir geheim zu halten. Ich hatte nicht einmal eine Vermutung. Im Schlussteil des Buches konnte ich wieder mehr Details zu den Handlungen feststellen, ebenso wie es auch schon zu Beginn der Geschichte war. 
Fazit: Das Beste am Buch ist die "böse Souffleuse" von Valerie und die trockenen, urkomischen Parts im Tiroler Jargon. Die Hauptgeschichte ist gut, überzeugt mich jedoch nicht umfassend. Die vielen Nebenhandlungen waren für mich "too much". 
Allerdings habe ich dieses Buch gelesen, ohne die vorigen der Reihe zu kennen. Vielleicht wären die Nebenschauplätze in anderem Fall schöner zu verstehen und zu verfolgen.

Veröffentlicht am 25.09.2017

Der Weg einer Frau in die Freiheit entgegen aller Intrigen!

Zeis
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Freya, eine junge Mutter, die sich nach und nach emanzipiert und schrittweise in ihre eigene Unabhängigkeit geht, wird durch ein unglaublich hinterhältiges Spiel um ihre erste große Liebe gebracht. Das ...

Freya, eine junge Mutter, die sich nach und nach emanzipiert und schrittweise in ihre eigene Unabhängigkeit geht, wird durch ein unglaublich hinterhältiges Spiel um ihre erste große Liebe gebracht. Das Buch ist mit so viel Herz geschrieben, dass ein autobiographischer Hintergrund naheliegt.

Freya hat ihren Schulfreund geheiratet und lebt in einer glücklichen Familie. Wenn man jedoch in ihre Gefühlswelt sieht, wird deutlich, dass das Glück sie längst verlassen hat bzw. ich denke eher, dass sie es nie hatte.

In ihrem Job lernt Freya einen Mann kennen. Sie schreiben sich täglich und sie verliebt sich in diesen Mann. Ob er diese Gefühle erwidert ist für sie unklar, da sich das Verhältnis außerhalb der Handyunterhaltung plötzlich verändert. Ganz sicher wird sie sich über die Gefühle des Mannes zunächst nicht. Ihre Liebe wird auf eine harte Probe gestellt und durch Intrigen beinahe alles zerstört. Unbekannte Personen mischen sich in Freyas Leben ein. Immer wieder gibt es für sie neue Wahrheiten, die sie verkraften muss. Immer wieder stellt sich heraus, dass alles nicht so ist wie es scheint. Ob es ein Happy End gibt, werde ich hier nicht verraten.

Das Buch ist allein deshalb lesenswert, weil Pauline van Basten es gelingt, die Gefühlswelt von Freya so anschaulich und direkt zu beschreiben, dass man kaum anders kann als mitzufühlen. Verzweiflung, grenzenloser Schmerz, Hoffnung und Glück verpackt die Autorin in wundervolle Worte. Ebenso bleibt die Handlung stets spannend, so dass man das Buch kaum aus der Hand legen kann. Es gibt viele Wendungen, mit denen man nicht rechnet und besonders am Ende wird man in so manchem Menschenbild sehr geschockt.

Die Geschichte ist flüssig geschrieben und leicht zu lesen. Vom Überfliegen rate ich ab, denn man verpasst schnell wundervolle Szenen mit viel Gefühl. Ein ganz kleines Manko hat das Buch für mich persönlich, in dem manchmal unrunden Schreibstil und Druckfehlern. Allerdings habe ich entgegen meiner bisherigen Gewohnheiten die Autorin grade auch dadurch liebgewonnen. Das Buch wirkt wie direkt vom Herzen "abgeschrieben", da macht so manche Stilblüte Pauline nur noch sympathischer. Zudem ist der Schreibstil immer eine sehr subjektive Sache und davon sollte sich jeder selbst ein Bild machen.

Freyas Geschichte geht tief unter die Haus, versetzt einen in eine andere Welt und zog mich vier Tage in seinen Bann. Man beginnt nachzudenken und vielleicht die ein oder anderen Gewohnheiten zu hinterfragen. Die Bedeutung von Freundschaften wird einem wieder in Erinnerung gerufen. Ganz besonders aber macht Pauline van Basten deutlich, dass man seinem Herzen trauen kann und genau hinhören sollte!

Veröffentlicht am 29.08.2017

Klischee mit viel Liebe; wunderschön!

Funkenflieger
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Rita Falk schafft es nicht nur mit ihren Provinzkrimis, mein Herz zu erobern. Allein der Titel in Kombination mit der Autorin löste den unbändigen Kaufzwang bei mir aus .
In ihrer üblichen trockenen und ...

Rita Falk schafft es nicht nur mit ihren Provinzkrimis, mein Herz zu erobern. Allein der Titel in Kombination mit der Autorin löste den unbändigen Kaufzwang bei mir aus .
In ihrer üblichen trockenen und liebevollen Art zu schreiben, stellt Rita Falk das Umfeld und die Probleme einer alleinerziehenden Mutter mit drei Kindern dar. Schlechtes Umfeld, asozialer Umgang, entsprechende Lebensläufe. Jedoch spürt man in jedem Kapitel - von Anfang an - die Liebe, mit der Rita Falk ihre Geschichten schreibt. Zumindest fühlt es sich für mich so an. Man "lernt", dass der Erzähler Marvin aka "Locke" und seine Geschwister gar nicht so verkorkst sind, wie das Klischee, in das sie hineingeschrieben wurden. Marvin berichtet über allerlei Probleme: Der eine Bruder von einer Schlägergang als Mobbingopfer misshandelt, der andere gemeinsam mit seiner schwangeren türkischen Freundin in einem leerstehenden Casino versteckt.
Und plötzlich kommt eine Schippe Glück! Jedoch nicht so plump konstruiert, dass man es vorausahnt und wieder vom Klischee erfasst wird. Nein, Rita Falk schreibt eben so nicht! Durch Zufälle, wie sie das Leben schreibt, bekommt die Mutter der drei Jungs eine Hand gereicht, die sie aus ihrem hoffnungslosen Alltag und aus der Lethargie nimmt. Sie kämpft sich durch ihre Schwierigkeiten und findet nach und nach zurück ins Leben jenseits des TV-Geräts. Kevin - der älteste - hält zu seiner Freundin und beide halten gegen das strenge Regime von Aichas Mutter, die die türkische Familie schon lange tyrannisiert. Robin - der mittlere - wehrt sich gegen seine Gang und Marvin, der im Lauf der Geschichte seinen besten Freund verliert, findet seine erste Liebe.
Rita Falk versetzt ihre Leser in die Realität und zerstört wunderbar liebevoll die Illusion der Klischees, in die sie ihre Geschichte stellt. Sie zeigt auf, dass jeder die Chance auf Veränderung hat, wenn er will. Hoffnung gibt es wenn man dafür kämpft. Und als Funkenflieger, die wir alle sind, kann man seine Flugrichtung selbst bestimmen, wenn man nur will.