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Veröffentlicht am 19.12.2018

Hintergründe des 2. Weltkriegs aus der Sicht eines „Außenseiterlandes“, vor dem Grausamkeit nicht Halt macht.

Graue Nächte
1

Island im 2. Weltkrieg – Ein außergewöhnlicher Schauplatz am Rand des bekannten Hypes um diesen Abschnitt der Geschichte.
Der Autor beschreibt zunächst die Fahrt des Schiffs Esja, das Isländern außerhalb ...

Island im 2. Weltkrieg – Ein außergewöhnlicher Schauplatz am Rand des bekannten Hypes um diesen Abschnitt der Geschichte.
Der Autor beschreibt zunächst die Fahrt des Schiffs Esja, das Isländern außerhalb ihrer Heimat die Möglichkeit geben soll, nach Hause zu fahren. Eine junge Frau ist an Bord, ihr Verlobter jedoch nicht. Während der Fahrt erfahren wir einiges über ihre Zeit in Kopenhagen und die Zugehörigkeit ihres Verlobten zur Widerstandsbewegung gegen den Nationalsozialismus. Zudem erfahren wir von ihrer Affäre mit einem Mitreisenden.
Parallel wird in Reykjavik ein Junge getötet. Die Kommissare Thorson und Flovent treten. Thorson ist ein kanadischer Soldat, der zur Ermittlung gerufen wird, da der Ermordete Uniform trägt. Flovent gehört der isländischen Polizei an. Diese muss sich mit einem Vermissten Mann befassen, der schließlich ertrunken am Strand auftaucht.
Damit sind die Mordfälle klar und die Verwirrung beginnt. Im Verlauf der Geschichte führt uns Arnaldur Indridason durch Zeitsprünge in der Handlung, die die Spannung, aber auch Ratlosigkeit fördern. Im Zusammenhang mit dem ertrunkenen Mann erfahren wir, dass dieser nicht einfach Selbstmord begangen hat, sondern ermordet wurde. Die Hintergründe der Tat sind unfassbar grausam und kaum vorab zu erraten. Sie haben ihren Ursprung in Kopenhagen, ziehen sich dann weiter entlang der Fahrtroute der Esja, während der es ein weiteres Opfer gab, und enden in einer Affäre auf Island.
Der „Parallelfall“ des Jungen führt Flovent und Thorson in eine Unterwelt des Sadismus. Soldaten, die ihre sexuellen Vorlieben nur illegal ausleben dürfen, Soldaten, die hier Grenzen überschreiten und sich zudem dazu berechtigt fühlen.
Mehr als einmal geraten Flovent und Thorson in Gefahr und überleben ihre Gegner nur knapp.
Am Ende der Geschichte geht alles sehr schnell, die Puzzleteile passen zusammen und wir erleben eine Aufklärung, wie sie damals Gang und Gäbe und sicher auch heute noch Anwendung findet.
Fazit:
Trotz der undeutlichen Zeitsprünge zwischen den Kapiteln, der zu Beginn undurchsichtigen Sachlage und der zwei parallelen Mordfälle verliert das Buch nicht an Spannung. Dem Autor gelingt es, den Leser bis kurz vor Schluss im Unklaren zu lassen. Die Hintergründe der Morde hinterlassen eine Gänsehaut und machen deutlich, wie schnell Menschen in Ausnahmesituationen zu Wesen mit niedriger Moral werden.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Atmosphäre
  • Geschichte
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2018

Ein grausames Spiel mit dem Tod.

Die perfekte Unschuld
1

Kurz hintereinander geschehen grausame Morde in Edinburgh. Diese scheinen unabhängig und von unterschiedlichen Tätern verübt worden zu sein. DI Turner und DI Callanach verfolgen jede noch so kleine Spur ...

Kurz hintereinander geschehen grausame Morde in Edinburgh. Diese scheinen unabhängig und von unterschiedlichen Tätern verübt worden zu sein. DI Turner und DI Callanach verfolgen jede noch so kleine Spur nach den Tätern und deren Motiven. Jedoch gehen ihnen sowohl Hinweise als auch Verdächtige sehr schnell aus bzw. es entsteht nicht einmal ein Verdacht gegen jemanden. Zusammenhänge zwischen den Verbrechen sind nicht zu verzeichnen. Es gibt einfach nichts, das die beiden verwenden können um in den Fällen weiter zu kommen. Der Druck der Presse und der Vorgesetzten auf die Ermittler wächst und gerade die Presse stellt sich als ausgesprochen hinderlich für Ermittlungen dar.
Endlich finden sie – groteskerweise mit Hilfe eines Reporters – tatsächlich Hinweise und können daraus schließen, dass die Morde doch zusammenhängen. Jedoch gibt es immer wieder Zweifel an jeder kleinen Theorie.
Nebenschauplatz ist immer wieder die Beziehung zwischen den beiden Ermittlern. Ava Turner, die Tochter aus reichem Hause, dem sie jedoch den Rücken gekehrt hat und Luc Callanach, der schöne Franzose mit der dunklen Vergangenheit, die ihn beinahe seine berufliche Laufbahn gekostet hat. Die beiden verbindet einiges, jedoch liegen ihre Ermittlungen wie ein Schatten über deren Freundschaft.
Um einer heißen Spur zu folgen begibt sich DI Callanach in zwielichtige Gesellschaft. Ein bekannter Hacker, der verdächtigt wird, Geld gestohlen und verschenkt zu haben, erweist sich nicht nur als nützlich bei der Jagd der Mörder, sondern im Verlauf der Geschichte immer mehr als zwingend notwendig. Gemeinsam mit Lance, dem Reporter, arbeiten Luc und der Hacker im Untergrund und unter äußerster Geheimhaltung an den drei Mordfällen.
Als wieder eine Frau verschwindet überschlagen sich die Ereignisse und die drei müssen schnell handeln. Da Ben, der Hacker, von DI Callanachs Kollegen verfolgt wird, ist die Fahndung um ein Vielfaches erschwert. Ob die Sache für das vierte Opfer gut ausgeht werde ich nicht verraten, jedoch sei gesagt, dass die Geschichte zum Ende hin enorm an Fahrt aufnimmt und sich die lang erwartete Spannung schnell aufbaut und man beinahe zum „Zu-Ende-Lesen“ gezwungen ist.
Helen Fields beschreibt in ihrem Thriller Charaktere mit unglaublichem Hass und Wut auf die Welt, solche, die sich getrieben von ihrer Unsicherheit, vor ihrer Vergangenheit flüchtend und die Wunden ihrer Kindheit tragend, mit Gräueltaten beweihräuchern und hinsichtlich Grausamkeit und Prestige miteinander messen.
Ebenso beschreibt sie jedoch auch die Robin Hoods und die Helden der Welt, die manchmal steinige Wege und großen seelischen und körperlichen Schmerz auf sich nehmen, um die Gesellschaft ein wenig sicherer zu machen.
Fazit:
Zu Beginn ist die Geschichte eher schleppend, die Nebenschauplätze zu präsent und die Spannung baut sich nur geringfügig auf. Das letzte Drittel des Buches nimmt dann an Fahrt auf und verändert das plätschernde „Vor-Sich-Hin-Lesen“.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Charaktere
  • Idee
  • Handlung
Veröffentlicht am 05.10.2018

Was wäre wenn…der Staat unser Netzwerk kontrollieren würde?

NSA - Nationales Sicherheits-Amt
1

Helene Bodenkamp und Eugen Lettke, zwei Protagonisten wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eugen, der eine Nische im nationalsozialistischen Deutschland sucht, um seinen ganz eigenen Zielen und ...

Helene Bodenkamp und Eugen Lettke, zwei Protagonisten wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten. Eugen, der eine Nische im nationalsozialistischen Deutschland sucht, um seinen ganz eigenen Zielen und Perversionen nachzugehen. Helene, eine mitfühlende naive Programmiererin voller Selbstzweifel und mit wachsenden Zweifeln an der Richtigkeit der nationalsozialistischen Ziele.
Die Geschichte spielt während des 2. Weltkrieges, jedoch unter anderen Bedingungen. In diesem Fall gibt es das Internet, Smartphones, Blogs und soziale Netzwerke. Allerdings werden diese immer mehr von der NSDAP kontrolliert. Es beginnt mit der Verfolgung der versteckten Juden in Deutschland und den umliegenden besetzten Ländern und endet mit der vollständigen Kontrolle jeder einzelnen Person innerhalb Deutschlands. Eine grausame Vorstellung!
Herrn Eschbach gelingt es nicht nur, das Vokabular der virtuellen Welt an das der Nazi-Zeit anzupassen, dass man sich immer wieder der Fiktion bewusst werden muss, sondern auch eine schlüssige Handlung der Geschichte unter diesen Voraussetzungen.
Während Eugen Lettke die Vorteile der Überwachungsmöglichkeiten nutzt, um Frauen für sich gefügig zu machen und diese zu erpressen, nutzt Helene Bodenkamp ihre Fähigkeiten, um ihren Geliebten, einen Fahnenflüchtigen, zu schützen und zu verstecken.
Jedoch wäre eben ein Überwachungssystem kein solches, wenn es nicht die eigenen Mitarbeiter überwachen würde. Beide Protagonisten fliegen auf und werden entsprechend behandelt.
Ab diesem Zeitpunkt lernen wir die andere Seite des Staates kennen. Kannten wir in den ersten beiden Dritteln des Buches die positiven, praktischen, lebensrettenden und zuweilen auch niederträchtigen Seiten der Internets kennen, folgen im letzten Drittel jene, die man sich nicht vorstellen möchte: Absolute Überwachung und direkte Kontrolle durch ein intelligentes „Komputersystem“, das mitdenken kann.
Besonders hervorzuheben ist, dass Herr Eschbach tatsächlich geschehene Sachverhalte mit in die Geschichte einbindet. Damit ist ein erschreckender Bezug zu unserer heutigen Realität gelungen, die den Leser immer wieder auf das Offensichtliche stupst: Uns werden immer wieder nur die positiven, praktischen und für uns sinnvollen Seiten der elektronischen Welt eröffnet. Die Gefahr für ein freies und unabhängiges Leben und Denken wird verschwiegen. NSA öffnet uns sehr deutlich die Augen, auf welche Welt wir zusteuern könnten, wenn die Regierung aus Menschen mit einer der NSDAP ähnlichen Gesinnung gebildet wird.
Dieses Buch ist eine Warnung, mit unseren Daten gewissenhaft umzugehen und Neuerungen, die praktisch, zeitsparend und nützlich sind, zunächst auch von der anderen Seite der Medaille zu betrachten bevor wir begeistert jubelnd in die Kaufhäuser rennen.

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  • Cover
  • Thema
  • Geschichte
  • Charaktere
  • Spannung
Veröffentlicht am 06.08.2018

Mamma Carlotta ermittelt in gewohntem Charme.

Gestrandet
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Erneut besucht Mamma Carlotta ihre Familie auf Sylt. Wie gewohnt wort- und emotionsreich gestaltet sie den Alltag von Erik, Carolin und Felix um, bekocht und betüdelt die drei mit allem Übermaß.
Als jedoch ...

Erneut besucht Mamma Carlotta ihre Familie auf Sylt. Wie gewohnt wort- und emotionsreich gestaltet sie den Alltag von Erik, Carolin und Felix um, bekocht und betüdelt die drei mit allem Übermaß.
Als jedoch „mal wieder“ ein Mord geschieht, geraten ihre gewohnten Pläne durcheinander. Während Erik und sein Mitarbeiter Sören gegen Verleumdungen der Presse ankämpfen und fieberhaft nach einem Mordmotiv suchen, bricht Mamma Carlotta gemeinsam mit ihrer Reisebekanntschaft in das Haus der Toten ein, um für diese etwas zu suchen.
Als jedoch dann auch Donata, die Reisebekanntschaft, ermordet wird, ist Mamma Carlotta nicht mehr zu bremsen. Sie ermittelt auf eigene Faust und findet mit Enkelin Carolin weitere Verdächtige heraus. Plötzlich hat es Mamma Carlotta mit einem Schriftsteller zu tun, der Carolin unter seine Fittiche. Da er auch in der Küche nicht zurechtkommt, bietet auch Carlotta ihre Dienste an und bekocht den Schriftsteller.
Beim Schreiben seiner Texte findet Carolin heraus, dass Herr Fürst mehr über den Mord weiß als gedacht. Als sie dies Mamma Carlotta berichtet, spinnt sich diese ihre Abläufe weiter zusammen und alles scheint zu passen.
Währenddessen finden Erik und Sören jedoch heraus, dass der Mann des zweiten Opfers ein bekannter Schauspieler ist und dessen Sohn nicht wie vermutet bei dem Unglück im Montblanc-Tunnel gestorben ist. Der Sohn lebt unter falschem Namen in den USA.
Langsam setzt sich das Puzzle zusammen und mit den jeweils ermittelten Fakten gelingt es Erik, Sören und Mamma Carlotta, die Mörder der beiden zu überführen.

Fazit:
Mit gewohntem Charme ermittelt Mamma Carlotta mit Hilfe ihrer Sylter Freunde in den Mordfällen. Das italienische Temperament und die nordische Statik treffen mal wieder auf eine solch liebenswerte Weise aufeinander, dass man auch dieses Buch einfach liebgewinnen muss.

Veröffentlicht am 05.08.2018

Geschichte….toll verpackt in einen spannenden Roman!

Mitternachtsfalken
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Die MI6 Agentin Hermia Mount bildet im besetzten Dänemark eine Untergrundbewegung namens Mitternachtsfalken. Diese übermitteln auf unterschiedlichen Wegen geheime Informationen an die Briten.
Zunächst ...

Die MI6 Agentin Hermia Mount bildet im besetzten Dänemark eine Untergrundbewegung namens Mitternachtsfalken. Diese übermitteln auf unterschiedlichen Wegen geheime Informationen an die Briten.
Zunächst durch Zufall bekommt Harald Olufsen den Standort der neuen Radarstation des Feindes mit. Diese fängt die Fliegerangriffe der Briten ab und fügt diesen großen Schaden zu. Harald erfährt, dass einige seiner Freunde und dann auch sein Bruder Mitglieder der Mitternachtsfalken sind. Er versucht, diese zu unterstützen und zeichnet die Einzelheiten der Radarstation zur Übergabe an die Briten auf.
Jedoch wird die Untergrundbewegung aufgedeckt und die dänische Polizei, die zum Teil mit dem Feind sympathisiert, verfolgt die Mitglieder mit äußerster Härte.
Als Harald als einziger noch übrig ist, versucht er gemeinsam mit seiner Freundin Karen, die Pläne zu überbringen. Heimlich reparieren sie das Flugzeug von Karens Familie, um von Dänemark nach England zu kommen. Eine Truppe der deutschen Besatzung nimmt das Haus von Karens Eltern in Beschlag und erschwert die Reparatur und gefährdet die Operation. Harald und Karen gelingt es jedoch, den Deutschen Benzin für das Flugzeug zu stehlen und im letzten Moment können sie mit dem Flugzeug fliehen.
Mit einer großen Schippe Glück und den letzten Kräften überbringen sie den Briten die Pläne. Hermia Mount kann diese der Regierung überbringen und das Blatt für die britischen Flieger wenden.
Fazit: Ken Follett gelingt es, eine Masse an historischer Information in einen flüssigen und lockeren Roman zu verpacken. Besonders positiv für mich ist, dass es keine übertrieben emotionale Liebesgeschichte mit Geschichte gefüllt wurde, sondern alles sehr realistisch und trotzdem schön zu lesen ist.