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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 11.02.2025

Informativ gut aufbereitetes Buch

Krebs erklärt für Klein und Groß
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Es ist schwer, mit Kindern über Krebs zu reden, dieses Buch bietet eine gute Möglichkeit das zu tun. Die meisten haben im Familienkreis oder unter Bekannten und Freunden Betroffene, sodass eine Krebserkrankung ...

Es ist schwer, mit Kindern über Krebs zu reden, dieses Buch bietet eine gute Möglichkeit das zu tun. Die meisten haben im Familienkreis oder unter Bekannten und Freunden Betroffene, sodass eine Krebserkrankung früher oder später zum Thema wird.
Das Buch ist meines Erachtens perfekt aufgebaut, erst werden Fragen rund um die Erkrankung selbst beantwortet, Krebserkennung, Diagnose – alles kindgerecht sachlich formuliert. Die Illustrationen finde ich gelungen und passend, ganz für Kinder gemacht, dadurch wird das ernste Thema aufgelockert. Auch das Thema Sterben und Tod hat Raum bekommen, Trauer und Wut sind absolut erlaubte Gefühle. Und dass es sinnvoll ist, sich Hilfe zu suchen.
Der Eltern-Bereich am Schluss mit Tipps und Empfehlungen für weiterführende Literatur sind ebenfalls hilfreich. Ein Buch für alle, denn mit dem Thema Krebs kommt jeder Mensch früher oder später auf irgendeine Weise in Berührung. Daher kann ich es nur wärmstens empfehlen. Ich würde es mit Kindern gemeinsam lesen, auch diejenigen, die schon allein lesen können, es ist eine gute Gesprächsbasis.

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Veröffentlicht am 04.02.2025

Wohlführoman mit Tiefgang

Das kleine Berghotel am Wasserfall / Schreib mir einen Brief
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Sina lebt auf Sylt, sie wurde mit einer Lippen-Gaumenspalte geboren und leidet unter den Narben. Jason ist in zwar München aufgewachsen, wurde aber aus Tansania adoptiert und ist täglich Mobbing und rassistischen ...

Sina lebt auf Sylt, sie wurde mit einer Lippen-Gaumenspalte geboren und leidet unter den Narben. Jason ist in zwar München aufgewachsen, wurde aber aus Tansania adoptiert und ist täglich Mobbing und rassistischen Sprüchen ausgesetzt. Die beiden lernen sich im Internet kennen, beginnen eine Chat-, später Brieffreundschaft. Obwohl sie sich auf geistiger Ebene wundervoll verstehen, glauben sie, dass durch ein persönliches Kennenlernen alles zunichtegemacht würde. Doch das Berghotel am Wasserfall ruft, es ergibt sich, dass Sina dort Urlaub machen möchte und Jason einen Job als Buchhalter annimmt. Beide wissen nicht, dass sie sich bereits kennen ...

Es ist nicht meine erste Geschichte von Heidi Troi, auch diesmal hat sie mich nicht enttäuscht. Ein bezauberndes Setting in den Bergen Südtirols und zwei traumatisierte Protagonisten, die mit ihrem Schicksal sprich Aussehen hadern. Wie wundervoll respektvoll die Autorin mit den Narben von Sina umgeht, die sich selbst sogar als »Monster« bezeichnet und wie liebevoll ihr ein neuer Weg gezeigt wird. Auch Jason lernt, dass nicht alle Menschen mit Vorurteilen behaftet sind. Eine Schlüsselfigur ist natürlich Oma Rosie, die alles vorauszuahnen scheint, etwas Mystik und Magie ist dabei. Das Hotel ist märchenhaft gezeichnet, obwohl man einen einstündigen Fußmarsch auf sich nehmen muss um es zu erreichen, würde ich dies ohne Zögern tun. Ich kenne Band 1 noch nicht (werde ich schleunigst nachholen), dennoch hatte ich keine Probleme, das Buch zu lesen. Die Story liest sich flüssig, dank des bildhaften Schreibstils, sodass ich nur so durch die Seiten geflogen bin.
Ein Roman zum Entspannen und möglicherweise zu reflektierten, ob Äußerlichkeiten im Leben nicht wirklich nur eine unwichtige Nebensache sind. Eine klare Leseempfehlung für alle, die gern romantische Geschichten lesen.

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Veröffentlicht am 11.01.2025

Eine Lebensgeschichte, die im Gedächtnis bleibt

Für Polina
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Im Urlaub wird Fritzi schwanger und trotz der schwierigen Begleitumstände ihres Elternhauses und die anstrengende Geburt stellt sie ihren Sohn Hannes fortan in den Mittelpunkt ihres Lebens. Noch im Krankenhaus ...

Im Urlaub wird Fritzi schwanger und trotz der schwierigen Begleitumstände ihres Elternhauses und die anstrengende Geburt stellt sie ihren Sohn Hannes fortan in den Mittelpunkt ihres Lebens. Noch im Krankenhaus lernt Fritzi eine andere Mutter kennen: Günes. Ihre Tochter Polina ist ebenfalls neugeboren und die beiden Frauen werden Freundinnen. Hannes‹ Kindheit ist wundervoll, er wächst in einer alten Villa im Moor auf, in der neben Fritzi auch der alte Herr Hildebrandt wohnt. Bald zeigt sich das Talent von Hannes: Er ist hochmusikalisch und kann auf Anhieb Klavier spielen. Hildebrandt unterrichtet ihn. Hannes und Polina entwickeln eine tiefe Freundschaft, die auch bleibt, als Polina sich in einen Mitschüler verliebt. Die Idylle wird durch den Tod der Mutter zerstört ...

Takis Würger hat einen ausgeprägt speziellen Schreibstil und kommt fast ohne Dialoge aus. Er versteht es, trotz nüchterner Schreibweise Gefühle zu transportieren, das gefiel mir gut. Meist ist die Story kurzweilig geschrieben und man lernt die Charaktere zum Angreifen nahe kennen, hin und wieder driftet die Geschichte ein wenig ab und verweilt in einer Nebenhandlung, die es für mich nicht gebraucht hätte. Der erste Teil befasst sich mit Fritzi und der Kindheit von Hannes, wobei Fritzi für mich der eindrücklichste Charakter ist. Hannes ist bereits in seiner Jugend schwerfällig und verträumt, diese Eigenschaften ziehen sich weiter. Durch den Tod seiner Mutter wird er aus seinem beschaulichen Dasein gerissen, sein Leben dreht sich komplett. Er zieht zu seinem Vater, getrennt von Herrn Hildebrandt und Polina, verliert seine Musik und arbeitet in einem Job, der so gar nicht für ihn geeignet scheint. Teil 2 befasst sich mit diesem neuen Leben in Hamburg, in dem es ebenfalls einen Anker für ihn gibt: Bosch, sein neuer Freund. Fast nebenher führt Hannes eine Beziehung mit Leonie, einer ein paar Jahre älteren Frau, die ihm ein Zuhause bereitet. In Teil 3 findet er zur Musik zurück. Er klären sich einige Ungereimtheiten, der Schluss ist versöhnlich jedoch ungewiss, passt in seiner Offenheit zur Geschichte.
Eine starke Geschichte, die sich einprägt und im Gedächtnis bleibt, ein Autor, der es versteht, mit wenigen Worten viel Inhalt zu transportieren und Informationen zwischen den Zeilen zu verstecken. Beeindruckend und lesenswert.

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Veröffentlicht am 21.10.2024

Ein Kind zweiter Klasse

Im Namen der Barmherzigkeit
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Steffi wird als siebtes Kind einer Frau geboren, die es ablehnt und sofort in Pflege gibt, jedoch keine Adoptionspapiere unterschreibt. So wächst sie im Heim auf und kommt im Alter von drei Jahren auf ...

Steffi wird als siebtes Kind einer Frau geboren, die es ablehnt und sofort in Pflege gibt, jedoch keine Adoptionspapiere unterschreibt. So wächst sie im Heim auf und kommt im Alter von drei Jahren auf einen Bauernhof. Die Familie Kellermann gilt als wohltätig, weil sie zu ihren eigenen Kindern eine Menge Pflegekinder aufnimmt, missbraucht sie aber als billige Arbeitskräfte und behandelt sie mehr als schlecht. Sie werden geschlagen, müssen barfuß arbeiten und schlafen auf dem Heuboden. Blaue Flecken und Wunden sind an der Tagesordnung. Sowohl Fürsorge als auch sämtliche Dorfbewohner schauen weg. Als Steffi älter wird, vergreift sich der Bauer an ihr und sie schweigt aus Angst. Sie verweigert das Essen, wird magersüchtig und kommt mit fünfzehn ins Krankenhaus. Erst auf der Psychiatrie erkennt eine Ärztin, was mit ihr los ist, doch bei der Gerichtsverhandlung traut sie sich nicht gegen den Pflegevater auszusagen, aus Angst vor Repressalien. Obwohl sie nicht mehr in die Familie zurückmuss, wird ihr Leben keineswegs schöner, denn ihre leibliche Mutter taucht plötzlich auf ...

Ein fesselndes Buch, das berührt und aufwühlt. Die Autorin wählt am Anfang die dritte Person, als Steffi größer wird, erzählt sie in der Ich-Form. Ein trauriges Schicksal, das niemanden kalt lässt und vor allem auch deshalb grausam zu lesen ist, weil die Vorkommnisse gar nicht lange her sind, nämlich die 1980er und 90er Jahre. Kaum zu glauben, wie Behörden und Jugendamt wegsehen und nicht bemerken können, was sich auf dem Bauernhof wirklich abspielt. Selbst Nachbarn und Pfarrer sind der Ansicht, dass Pflegekinder froh sein müssen, wenn sie aufgenommen werden. Sogar in der Schule werden sie als »Kinder zweiter Klasse« (wie es Steffi nennt) behandelt.
Ein mitreißender Roman, der durch den virtuos klaren bildhaften Schreibstil der Autorin zum Genuss wird.
Leider muss ich sagen, dass der Klappentext nicht stimmt und ein wenig in die Irre führt – ich will hier jedoch nicht spoilern. Die Geschichte nimmt zwar einen anderen Verlauf, ist aber nichtsdestotrotz spannend und herzbewegend erschütternd. Daher gebe ich eine uneingeschränkte Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 30.07.2024

Schwimm dich frei

Windstärke 17
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Ida verliert nach dem Tod ihrer Mutter den Boden unter den Füßen. Statt zu ihrer Schwester Tilda und deren Freund Viktor zu fahren, bleibt sie im Zug sitzen, bis zur Endstation. Sie landet in Stralsund, ...

Ida verliert nach dem Tod ihrer Mutter den Boden unter den Füßen. Statt zu ihrer Schwester Tilda und deren Freund Viktor zu fahren, bleibt sie im Zug sitzen, bis zur Endstation. Sie landet in Stralsund, findet einen Job und nach einem Zusammenbruch auch ein Zuhause bei ihrem Chef Knut und dessen Frau Marianne. Hier begegnet ihr Leif, der auf die Insel zurückgekehrt ist, um seinen dementen Opa zu pflegen. Durch zahlreiche Gespräche kommen sie sich näher.

Dies ist der zweite Band nach »22 Bahnen« und diesmal steht Ida, Tildas kleine Schwester im Mittelpunkt. Sie ist damals mit elf bei der alkoholkranken Mutter zurückgeblieben, als Tilda mit Viktor in Berlin neu durchstarten konnte. Ida wollte nicht weg, das Leben mit ihrer Mutter war belastend (gelinde ausgedrückt). Doch Ida erinnert sich auch an die wenigen schönen Momente mit ihrer Mutter, daher quälen sie Schuldgefühle, jede Nacht verfolgt sie der gleiche Traum: Sie findet ihre Mutter und es ist zu spät.
Die Autorin versteht es, mit einem erfrischend neuartigen Schreibstil die Dinge gnadenlos auf den Punkt zu bringen. Vieles steht zwischen den Zeilen der knapp gehaltenen Sprache, ich konnte Idas Verzweiflung hinter ihrer stoisch ruhigen Art rütteln spüren. Sie unterscheidet sich vom Charakter ihrer Schwester, die sich durch Zahlen zu erden versuchte. Ida braucht höhere Kicks um durch ihre eigene Schale dringen zu können, wirft sich in die Fluten und schwimmt bis zur Verausgabung. Die Autorin gibt auch den Nebenfiguren Raum und Platz. Marianne und Knut, ein älteres Ehepaar, die Ida so etwas wie Ersatzeltern werden. Ein Familienleben, das sie nie gehabt hat. Doch Ida kann (noch) nicht vertrauen, spricht in kleinen Happen über ihre Vergangenheit, öffnet sich und schließt sofort wieder ihre Türen. Marianne ist geduldig, gerade dadurch schafft sie es, Ida aus der Reserve zu locken. Schließlich ist da Leif, ein junger Mann, der sich um seinen dementen Opa kümmert. »Ich bin nicht der, den du brauchst«, sagt er und ist es dann doch.
Ich bin durch die Seiten geflogen und habe mit allen mitgelitten. Ein Werk, das ausdrucksstark ist, weil die Figuren leben. Der Schluss ist knapp, abrupt – ein paar Dinge bleiben offen, wie das Verhältnis von Knut und Marianne zu ihrer eigenen Tochter Mandy, denn ihr Auftauchen bringt wenig Licht ins Dunkel, möglicherweise Potenzial für eine Fortsetzung? Es macht in meinen Augen Sinn, zuerst Band 1 zu lesen, da auch Tilda und Viktor hier vorkommen, die sich weiterentwickelt haben.
Der Entwicklungsprozess der Figuren gefiel mir besonders, Leif war eine Überraschung für mich. Und Ida, zu sagen, dass sie ihre Dämonen bekämpft hat, wäre zu viel gesagt. Dennoch gibt es Lichtblicke für sie, weit am Horizont.
Ein Buch der Liebe und Hoffnung und ein fantastisches Leseerlebnis.

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