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Veröffentlicht am 20.08.2017

Erhellend!

Die fremde Königin
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„Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit Mummenschanz, damit sie nicht merken, dass das Reich auseinander fällt.“

Der junge Gaidemar, ein Panzerreiter aus dem Heer Otto I und ein Bastard, ...

„Könige sind wie Gaukler. Sie blenden die Untertanen mit Mummenschanz, damit sie nicht merken, dass das Reich auseinander fällt.“

Der junge Gaidemar, ein Panzerreiter aus dem Heer Otto I und ein Bastard, hat einen wichtigen Auftrag. Er soll die junge Adelheid aus der Gefangenschaft befreien und stößt nicht auf ein wimmerndes Bündel mit Kind im Arm, sondern auf eine entschlossene junge Frau. Gemeinsam gelingt ihnen eine entbehrungsreiche Flucht und Gaidemar spürt, dass aus Bewunderung mehr wird. Doch Der König hat andere Pläne mit Adelheid …

Ein neuer Gablè! Ein neuer Gablé fernab von England und den Lancasters, Tudors und Yorks! Mir gefiel der erste Roman, der auf deutschem Grund und Boden spielte, von der Autorin schon ausnehmend gut. Deshalb gehört es praktisch schon zum guten Ton, dass ich auch dieses Buch verschlang.
Das besondere in Rebecca Gables Büchern ist jedes Mal aufs neue die Anziehungskraft der Geschichte. Schon nach wenigen Seiten hat sie es geschafft, dass ich an den Zeilen klebe, von Wort zu Wort hüpfe und mich diesmal im Jahre 951 wieder fand und plötzlich an der Seite von Gaidemar und Adelheid auf der Flucht war, und diese Flucht war entbehrungsreich und rasant. Ich wurde praktisch in die Seiten gezogen. So sollte es bei guten historischen Romanen sein!
Gaidemar befand sich in seiner Rolle als Panzerreiter und später dann als Ritter der Königin immer nah an der politischen Spitze, und doch konnte ich genauso das Leben spüren, das um ihn herum tobte. Er geriet immer wieder in Intrigen hinein (den Marionettenspieler der meisten Intrigen hätte ich höchstpersönlich an den Daumen in den Kerker hängen können - das ist nicht übertrieben!), fand Freunde, Verbündete, Verräter - und ich habe es schlicht und einfach genossen, Gaidemar durch seine Abenteuer zu geleiten.
Wodran lags? Ich denke, es lag an der Art und Weise, wie Gablé es immer wieder versteht, historische Persönlichkeiten aus verstaubten geschichtlichen Abhandlungen und Meterdicken Biographien zum Leben zu erwecken, 3 Dimensional werden zu lassen und sie so handeln zu lassen, dass sie zumindest mir immer vorkommen, als wären sie real. Gaidemar ist für mich zu einem Freund geworden, den ich immer wieder besuchen mag. Er trägt sein Herz auf dem rechten Fleck und trotz seiner ruppigen Art habe ich schnell Zugang zu seinem Charakter gefunden. Meine Lieblinge waren aber eindeutig Miro, der einen festen Platz in Gaidemars sowie in meinem Herzen gefunden hat, und Willhelm, Ottos Sohn und der Erzbischof von Mainz, der sich nur schwerlich mit seinem vom Vater vorherbestimmten Leben abfinden kann und sich selbst damit arrangiert. Manchmal verleitete es mich wirklich zum Schmunzeln.

Spannung war auf jeden Fall vorhanden! Und das nicht zu knapp. Blutige Schlachten wurden geschlagen und auch außerhalb des Kriegsgetümmels gab es für Gaidemar einige gefährliche Situationen zu meistern. Für einige mag es vielleicht zu schlachtenlastig gewesen sein, aber da man immer dem Protagonisten folgen konnte und nicht nur eine Aneinanderreihung von Kriegshandlung war, fand ich dies sehr spannend und informativ.

Informativ? Ja! Rebecca Gable hat für mich ein Stück deutscher und wichtiger Geschichte erhellt, das für mich bis vor kurzem noch im Dunkeln lag. Natürlich hat man von Otto ! schon einmal etwas gehört, doch detailliert hatte ich diese Zeitspanne nicht auf dem Schirm.

Alles in allem bleibt mir nur noch eines: Danke zu sagen: Danke, für das Stück Geschichte, das wundervoll aufgearbeitet wurde. Danke, für die vielen spannenden Stunden. Ich war fasziniert. Dafür vergebe ich sehr gerne fünf funkelnde Sterne.

Veröffentlicht am 23.07.2017

Wax and Wayne 2.0

Schatten über Elantel
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Wax und Wayne 2.0

Elantel ist eine brodelnde Metropole in Zeiten des Umbruchs, und in deren Mitte kämpfen zwei ungleiche Helden auf der Seite von Recht und Gesetz. Wax, ein Adliger, und Wayne stoßen ...

Wax und Wayne 2.0

Elantel ist eine brodelnde Metropole in Zeiten des Umbruchs, und in deren Mitte kämpfen zwei ungleiche Helden auf der Seite von Recht und Gesetz. Wax, ein Adliger, und Wayne stoßen gemeinsam mit ihrer Gefährtin Marasi auf eine Verschwörung, die sie an ihre Grenzen treibt.

Internationaler Superstar? Bestseller? Eigentlich sind das eher Schlagworte, die mich von einem Autor weg anstatt in die Atme seiner Bücher treiben. Doch bei Brandon Sandersons Werken gebe ich weder auf diese anpreisenden Worte noch auf die Kommentare etwas. Seine Bücher haben eine Magie, die Funken sprühen und mich elektrisiert an den Seiten kleben lässt. Ich gebe es gerne zu. Ich bin ein Fangirl, das jedes Wort von ihm verschlingt. Und so war ich ganz aus dem Häuschen, als ich endlich den zweiten Band der Way & Wayne Reihe in den Händen hielt! Die erste Auskopplung hatte mich schon in ihren Bann gezogen, trotz meiner Abneigung gegen Westernhelden. Sanderson hat für mich die Sperre zu Steampunk gebrochen, wofür ich ihm mehr als dankbar bin.
Ich bin im übrigen der Meinung, dass man „Schatten über Elantel“ nicht ohne „Jäger der Macht“, den ersten Band der Reihe, lesen sollte. Aber soviel nur nebenbei.
Diente „Jäger der Macht“ eher zur Einführung der neuen Charakter und zum Vorstellen des neuen Zeitalters voller Technik und Umbrüche im Mistborn-Realm, wurden in diesem Teil die Zügel straffer gezogen, sodass die Pferde an Geschwindigkeit aufnahmen und schon von den ersten Seiten an eine atemlose Spannung zu herrschen schien.
Wayne, Wax und Marasi sind einfach nur ein tolles Team! Sie ergänzen sich wunderbar und jeder Charakter hat seine Eigenarten. Nicht zuletzt dadurch und durch den unglaublich trocknen Humor verleiht Sanderson ihnen Tiefe und Struktur, an der man sich festkrallen und den Protagonisten in die Tiefsten Abgründe folgen kann. Ich finde die Altersmischung der Protas auch gut gelungen. Wax ist in seinen Vierzigern und hat schon einiges erlebt und gesehen. Trotzdem schafft er es, einen genialen Esprit zu versprühen. Wayne und Marasi verjüngen das Trio. Insbesondere Wayne habe ich in mein Herz geschlossen, da er so viele kleine, nette Eigenarten hat, die alle irgendwo in seiner Vergangenheit begründet liegen zum Beispiel das Tauschen von Gegenständen oder aber das Verkleiden und das Verstellen seiner Stimme, das Wechseln seines Akzentes. Ich war von mir selbst (und Sanderson sowieso) beeindruckt, dass ich dieses Detail so faszinierend fand. Er schlüpft in Rollen wie andere Menschen in Shirts! Und Sanderson hat diese Eigenschaft so auf den Punkt genau beschrieben, dass es für mich einfach nur erstaunlich war. Ich gehe sogar soweit zu sagen, dass er mir eine neue Betrachtungsweise eröffnet hat. Allein dieses Detail an „Schatten über Elantel“ war für mich neu und total genial.

Das Magiesystem hat mich von je her fasziniert, ich kann nicht beurteilen, ob es verständlich genug erklärt war für vollkommene Neulinge, da ich viel zu sehr in dem Mistborn-Realm verwurzelt bin. Aber allein mit Wax über die Dächer von Elantel zu fliegen war für mich beeindruckend. Meiner Meinung nach ist das System, mit dem Sanderson schon seit Jahren arbeitet, eines der besten überhaupt, da es so komplex aber doch verständlich ist. Ich habe nicht zu selten mit Wayne gebannt, dass er genügend Gesundheit gespeichert hat oder mit Wax, das ihm sein Stahl nicht ausgeht.

Das Buch hat mich in sich hinein gezogen und mich begeistert, mich zum heulen und zum Lachen gebracht und mich bis an die Grenzen meiner Emotionen getrieben, die ich nur für ganz spezielle Charaktere empfinde. Well done, Sanderson!

Veröffentlicht am 19.07.2017

Tolle Ansätze!

Die Verräterin - Das Imperium der Masken
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Die junge Baru wächst glücklich mit ihrer Mutter und ihren beiden Vätern auf der abgelegenen Insel auf, bis sie miterleben muss, wie das Imperium ihre Heimat erobert, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen ...


Die junge Baru wächst glücklich mit ihrer Mutter und ihren beiden Vätern auf der abgelegenen Insel auf, bis sie miterleben muss, wie das Imperium ihre Heimat erobert, ohne einen Tropfen Blut zu vergießen und sich ihr Leben schlagartig ändert. Einer ihrer Väter verschwindet und sie wird auf der Akademie, nachdem sie angeworben wurde, zu einer Führungskraft ausgebildet. Als Buchhalterin wird sie in die Kolonie Aurdwynn versetzt, die kurz vor einer Rebellion steht und muss sich plötzlich fragen, auf welcher Seite sie steht.

Seth Dickinson war ein neuer, frischer Autor, von dem ich zuvor noch nie etwas gehört hatte. Sein Stil wurde als provozierend und anders, ein neuer Wind in der Phantastik, angepriesen. Die Beschreibung erweckte die Neugier in mir. Schon lange vor dem Erscheinungstermin stand für mich fest, dass ich „Die Verräterin“ würde lesen müssen, um mir meine eigene Meinung zu bilden.
Vorn weg kann ich schicken, dass es wirklich ein besonderes Buch war, das provozierende Themen behandelte.
Die ersten Kapitel handeln von Barus Kindheit und erläutern die Verhältnisse auf Taranoke, die nicht immer konform mit denen des Imperiums sind. Aus diesem Grund war ich recht schnell drin in der Materie, mit der sich das Buch zu Beginn befasst, und mit der sich Baru befassen muss. Mit der Eroberung der abgelegenen Insel halten Worte wie Sodomie oder unhygienisches Verhalten in ihren Wortschatz Einzug. Sie lernt Verlust und Schmerz und Trauer kennen, und geht damit auf die einzige Art und Weise um, die sie für sinnvoll hält. Sie lässt sich anwerben und will zu Macht gelangen, um etwas im Imperium zu verändern. Mit den getroffenen Entscheidungen im Buch konnte ich vollauf mitgehen. Auch die neugierige und sehr schlaue Baru war mir auf Anhieb sympathisch, genauso wie mir die strickten Regeln des Imperiums zu wieder waren. Vergeblich wartete ich jedoch, dass sich in mir irgendeine stärkere Emotion regte, wie es sonst bei guten Büchern der Fall ist.
Das Buch ist sehr klug geschrieben. Seth Dickinson hat einen fesselnden Stil, den er bis zum Ende hin durchhält und der zu faszinieren weis. Er webt die Intrigen in die Worte mit hinein, sodass ich manchmal erst im Nachhinein den tieferen Sinn des Satzes verstand. Der Stil sucht auf jeden Fall seines gleichen!
„Die Verräterin“ lebt von Intrigen, von dem Machtgefüge und dem verwobenen Geflecht von Versprechen und Betrug. Trotzdem habe ich lange nach dem Grund gesucht, aus dem mich das Buch nicht wirklich fesseln konnte. Ich denke, es hängt mit der Erzählebene zusammen, die Dickinson verwendet. Er erzählt und erklärt sehr viel, lässt Baru gedankliche Verrenkungen vollführen, sodass ihre Gedanken genau an den kritischen Punkt gesteuert werden, den der Autor treffen will. Es sind ernste, politisch und sozial gesehen erschreckend reale Probleme, die er anspricht, doch ich für meinen Teil konnte emotional nur manchmal wirklich mit Baru mitfühlen. Es waren kleine Inseln in einem Text aus sozialkritischen und rechtlichen Ausführungen, die mich faszinierten. Zum Beispiel die Gespräche mit Muire Lo, ihrem Sekretär, oder den abendlichen Ausflug mit Aminata, beides Charaktere, die ich sehr zu schätzen wusste, da sie für mich ein wenig Farbe in die Geschichte brachten.

Letztendlich bin ich zwie gespalten, was mein Urteil betrifft. „Die Verräterin“ hatte wahnsinnig gute Ansätze, die ich auch durchaus problematisch in der Realität nachvollziehen kann. Andererseits konnte mich persönlich das Buch kaum fesseln und emotional berühren, trotz der Grausamkeiten, die darin passierten.
Trotzdem empfehle ich es für jeden, der eine komplexe Story und politische Intrigen liebt.

Veröffentlicht am 21.06.2017

Nicht meins ...

Die Brut - Sie sind da
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Etwas lebt ... und es vermehrt sich rasend schnell. Überall auf der Welt geschehen seltsame Dinge, und alle haben sie mit einem Surren zu tun. Im Amazonas verschwindet eine Wandergruppe, China wirft eine ...

Etwas lebt ... und es vermehrt sich rasend schnell. Überall auf der Welt geschehen seltsame Dinge, und alle haben sie mit einem Surren zu tun. Im Amazonas verschwindet eine Wandergruppe, China wirft eine Atombombe auf das eigene Land und im Fed-Ex Päckchen ist eine brisante Ware.

Mich hat besonders die Aufmachung dieses Buches gereizt, wirklich. Es sieht schon spannend aus, mit seinem Dunklen Cover und dem roten Schnitt zieht es das Auge an und interessiert. Mit allen Seiten ruft es dem potentiellen Leser zu: „Kauf mich, ich verspreche Spannung und Nervenkitzel!“
Das verspricht es wirklich. Und ich habe der Verlockung nachgegeben und das Buch zur Hand genommen. Auf den ersten Seiten konnte es mich durchaus fesseln. Wir begleiten die eingangs erwähnte Wandergruppe auf ihrem Trip durch den Amazonas. Je tiefer wir in den Dschungel vordringen, desto dichter wird die Atmosphäre. Jedenfalls in den ersten Kapiteln. Anfangs war ich also durchaus entzückt von diesem kribbelnden Thriller. Doch das wehrte leider nicht lange.
Je weiter ich im Buch voranschritt, je mehr Charaktere und Handlungsstränge kamen hinzu. Es ist nicht so, dass ich Büchern mit einer Fülle an unterschiedlichen Charakteren abgeneigt wäre. Keineswegs. Doch ich vertrete die Ansicht, dass die Protagonisten und Randfiguren klar gezeichnet sein und etwas an sich haben müssen, das man mit ihnen lachen und leiden kann. Und das ist dem Autor leider nicht gelungen. Anfangs hatte ich das Gefühl, er definiert seine Charaktere nur über ihren momentanen Beziehungs- bzw. Sexstatus - mich hätte eigentlich eher winzige krabbelnde Problem interessiert, das da massenweise über die Welt schwappt. So blieben die Figuren für mich leider blass.
Auch das Spannungslevel ließ zu wünschen übrig. Ich konnte einfach nicht wirklich mitfiebern, was einerseits an den flachen Protagonisten lag, andererseits an den ständig wechselnden Settings. Mal waren wir in China, mal in Washington bei Madam President. Auf die wenigen Seiten gemünzt, die das Buch hatte, gab es einfach zu viele unterschiedliche Szenarien um irgendwann mal Spannung aufzubauen. Der Autor verfolgte wohl die Intention die Spannung durch die ständigen Szenenwechsel zu steigern. Bei mir ist ihm das nicht gelungen, sondern er hat eher das Gegenteil erreicht. Ich fing an, mich bei der Lektüre zu langweilen und Szenen zu überblättern, da sie mir einfach für die Handlung unwichtig erschienen.
Auch das Ende konnte mich nicht hinter dem Ofen hervorlocken.

Ganz ehrlich, der Autor hatte wirklich gute Ideen, hat sich jedoch in der Figurenfülle und im Szenarienwechsel verloren. Aus diesem Grund vergebe ich schwache 2 Sterne.

Veröffentlicht am 13.06.2017

Besser als der erste Band

Das Herz des Verräters
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Lia und Rafe sind von den Vedanern gefangen genommen worden und müssen sich in der neuen Umgebung zurecht finden. Der Vendanische Herrscher, der Komizar, hat ganz eigene Pläne mit Lia. Umgeben von unbekannten ...

Lia und Rafe sind von den Vedanern gefangen genommen worden und müssen sich in der neuen Umgebung zurecht finden. Der Vendanische Herrscher, der Komizar, hat ganz eigene Pläne mit Lia. Umgeben von unbekannten Menschen und einer neuen, für sie fremden Kultur, setzt Lia alles daran, einen Ausweg aus Venda zu finden.

Der erste Band, Kuss der Lüge, hat mir persönlich einiges Stirnrunzeln und Kopfzerbrechen, sowie Haareraufen eingebracht. Trotzdem fesselte mich das Ende so, dass ich wissen wollte, wie denn der Fortgang der Geschichte ist. Um es vornweg zu nehmen: Das Herz des Verräters fand ich um einiges besser als den ersten Band. Weniger Haareraufen, mehr Charakterentwicklung und ein Versprechen auf einen (im englischen) bzw. zwei (im deutschen) spannenden finalen Band.
Doch beginnen wir am Anfang. Der zweite Band beginnt genau dort, wo der erste endete. Da die Lektüre des ersten bei mir noch nicht allzu lange zurück liegt, fiel es mir nicht schwer, in das Buch hinein zu finden.
Lia, mein Problem- und Aufregcharakter im letzten Buch, begleiten wir diesmal auf ihrem Weg ins Sanctum, wir begleiten sie in ihrem neuen gefahrvollen Leben - und ich war überrascht, dass sie mich dieses Mal nicht halb so sehr aufgeregt hat, wie im letzten Buch. Sie hatte dazu gelernt. Wahrscheinlich lag es auch daran, dass sie sich nicht allzu viele Gedanken um Kaden oder Rafe machen konnte, da sie viel zu sehr damit beschäftigt war, am Leben zu bleiben und nicht im Kerker landet. Das machte sie zumindest für mich wesentlich sympathischer! Zusammen mit Lia erkundet der geneigte Leser ein fremdes Reich, eine fremde Kultur. Und das, finde ich zumindest hat die Autorin sehr gut gemacht. Aus dem feindlichen Land werden ganz langsam Menschen mit einer Vergangenheit, mit einer Geschichte und mit Einflüssen, die sie prägen. Mary E. Pearson bringt die Vedaner so nahe, dass aus der grauen Masse freundliche, bösartige oder stolze Menschen werden, die Lia entweder zur Seite stehen oder gegen sie aufbegehren. Diese Schritte von ihr haben mir persönlich sehr gut gefallen.
Auch eine sich wiederholende Handlung, an der Lia immer wieder beteiligt ist, empfand ich als eine wirklich starke bildhafte Szene, die ich immer sehr genossen habe. Zudem kommt auch etwas Licht in Gaudrels Vermächtnis. Die Linien werden klarer, die Überlieferung ein wenig verständlicher.
Einen Charakter, den ich ziemlich spannend fand, wurde im zweiten Band neu eingeführt. Der Komizar agiert als Antagonist in diesem Buch, aber als ein charismatischer mit Zielen, Wünschen und Träumen, die verständlich sind. Er bringt noch etwas Würze in die Geschichte.
War denn Würze notwendig?
Ja, leider. Dadurch, dass sich die Autorin für die minutiöse Schilderung der Kultur und der Menschen entschieden hat, blieben die Spannung und die Handlung leider in weiten Teilen des Buches auf der Strecke. Lia lernt Land und Leute kennen, aber dabei bleibt die Spannungskurve leider (für mich) recht flach. Erst der Showdown am Ende verspricht noch einmal Nervenkitzel.

Trotzdem lässt sich das Buch gut lesen. Den guten Stil, den ich auch schon im ersten Band hervorgehoben, hat sie wirklich beibehalten.
Zusammenfassend kann ich sagen, dass mir dieser Band besser gefallen hat als der erste, mich aber auch nicht wirklich packen und mitreißen konnte. Über die exzellente Schilderung der Kultur war ich jedoch ziemlich überrascht. Aus diesem Grund vergebe ich knappe vier Sterne und bin gespannt auf den nächsten Band.

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