Oethello reloaded
Töchter der Lagune1570 in Venedig: Zwei junge Schwestern verlieben sich Hals über Kopf in zwei Soldaten und segeln gemeinsam mit ihnen nach Zypern, wohin sie versetzt werden, da sich ein Krieg gegen die Osmanen anbahnt, ...
1570 in Venedig: Zwei junge Schwestern verlieben sich Hals über Kopf in zwei Soldaten und segeln gemeinsam mit ihnen nach Zypern, wohin sie versetzt werden, da sich ein Krieg gegen die Osmanen anbahnt, und das auch noch gegen den Willen ihres Vaters. Doch auf Zypern erwarten sie Intrigen und kriegerische Auseinandersetzungen, die ihre Liebe auf eine harte Probe stellt.
Gleichzeitig wird die junge Elissa von Piraten verschleppt und an den Harem des Sultans Selim verkauft.
Diese beiden parallelen Handlungsstränge wechseln häufig im Buch, sodass es nie ermüdet, einen Handlungsstrang zu folgen.
Ich habe Elissas Geschichte atemlos verschlungen, obgleich die Handlung um die beiden Schwestern gleichsam interessant war.
Silvia Stolzenburg treibt die Handlung voran, ohne sie jemals schleppend oder ausschweifend erscheinen zu lassen, und das rechne ich ihr hoch an. Die kurzen Kapitel, die in dem Buch zu finden sind, regen zum Weiterlesen an. Ich wollte unbedingt noch ein Kapitel lesen, sodass öfters eine Stunde herum war, ohne das ich es richtig bemerkt hätte.
Frau Stolzenburg entführt uns in eine brutale und gleichsam faszinierende Welt, voller Pracht und Prunk, jedoch auch angefüllt mit Siechtum und Krieg. Sie untermalt diese Epoche mit detaillierten Beschreibungen, die uns ganz ohne unser Zutun am Wissen um diese Zeit teilhaben lassen. Zumeist fand ich diese Beschreibungen wirklich interessant, aber an der ein oder anderen Stelle hätte es vielleicht ein bisschen weniger sein können, ohne dem Verständnis der Geschichte zu schaden.
Den Prolog empfand ich als sehr gelungen, da er ausnahmsweise nicht mit einer mehr oder minder kryptischen Szene die Spannung auf das Buch in uns wachkitzelt, sondern uns informiert. Mit dem im Prolog vermittelten Wissen fällt es leichter, in die Welt eintauchen zu können und die Zusammenhänge zu verstehen.
Ich persönlich habe Shakespeares „Othello“ nie gelesen. Folglich war der Stoff gänzlich neu für mich. Trotz dessen, das des öfteren die feste Struktur eines Dramas durch die Oberfläche des Romans schimmerte, fand ich die Adaption sehr gelungen. Die Charaktere haben sich manchmal gänzlich anders entpuppt, als zu Anfang gedacht, und ihre Entwicklung war glaubwürdig gestaltet. Die Unvorhersehbarkeit hat mir sehr gut gefallen.
Silvia Stolzenburg ist mit ihrem Debüt eine wunderbare Dramenadaption gelungen, die fesselt und gleichermaßen fasziniert. Und ich habe eine neue Autorin entdeckt, die es versteht, fundierte historische Romane zu schreiben.