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Veröffentlicht am 23.04.2020

Substanzmangel

Priest of Bones
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Priest of Bones

Ehrlich – ich habe diesem Buch mehr als eine Chance gegeben. Es zur Seite gelegt, in der Hoffnung, dass es mich in einem anderen Moment mehr packt, das die Charaktere für mich stimmiger ...

Priest of Bones

Ehrlich – ich habe diesem Buch mehr als eine Chance gegeben. Es zur Seite gelegt, in der Hoffnung, dass es mich in einem anderen Moment mehr packt, das die Charaktere für mich stimmiger sind, als sie auf den ersten Blick scheinen. Ich legte es also zur Seite, nahm es wieder zur Hand, las ein paar Seiten, verdrehte die Augen und packte es erneut zur Seite, in der Hoffnung, das ich morgen eher in der rauen Stimmung bin – bis ich mir dann schließlich eingestand, dass es schlecht an meiner Stimmung liegen kann …

Wodrum geht’s? Kurz gefasst um einen Söldnertrupp, der gebeutelt vom Krieg wieder heimkehrt unter ihrem Anführer dem Priester Tomas Piety, und die sich versuchen, ein neues Leben aufzubauen und erst Mal die Bande, die das Gasthaus besetzten, rausschmeissen, da Piety der Eigentümer des Etablissements ist.
Ah, dacht ich mir. Endlich hat der Autor einmal nicht die große Schlacht im Blick, sondern die Heimkehr der versehrten Helden. Das klang interessant, das konnte sehr spannend aufgezogen werden, insbesondere wenn man den psychischen Aspekt beachtet. Denn eine solche Schlacht fordert immer ihren Tribut. Und da ist es gleich, ob die Zahlung nun in Körperteilen oder in Stücken der Seele erfolgt.

Doch ich stolperte um ehrlich zu sein schon zu Anfang. Ich nehme es gerne in Kauf, wenn die Männer sich rau unterhalten oder Mal eine deftige Bemerkung machen. Doch gerade am Anfang hatte ich das Gefühl, der Autor strengte sich mehr an, möglichst kreative Schimpfwörter zu erfinden, als die Handlung voran zu treiben. Da wird sich eine viertel Seite lang beschimpft, nur um darauf zu saufen und zu grölen – und ich habe mich gefragt, was ich aus diesen Seiten mitnehmen soll? Nicht viel … Natürlich, es ist immer ein schmaler Grad zwischen Authentizität und maßloser Übertreibung, und diese Tatsache hatte ich bei der Lektüre immer vor Augen. Der Autor bemühte sich anscheinend wirklich um Authentizität in der Sprache – womit er wohl in Kauf nahm, dass er einige Leser vergrault hat – mich eingeschlossen. Die Geschichte an sich blieb trotz der spannenden Grundthematik nur oberflächlich, wo ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte war nur ein zotiger Trinkspruch.

Dieses Buch ist aus der Perspektive von Tomas erzählt. Er trinkt, er schimpft, bemüht sich jedoch seine Truppe zusammenzuhalten, was ich ihm zu Gute halte. Trotzdem geht der Autor für mich nicht genügend auf seine Hauptperson ein. Nach einem Drittel des Buches hat er zwar massig Probleme, ich hab jedoch kaum eine Ahnung davon, was in ihm drin los ist. Am liebsten mochte ich noch Bloody Anne, die an seiner Seite kämpft, und ziemlich cool ist – und auch noch einiges zu verbergen hat.

Über eines kann ich mich jedoch nicht beschweren. Action und Kämpfe, Blut und Gedärme existieren in „Priest of Bones“ zu Hauf. Da kommt der Action-Liebhaber auf seine Kosten. Nicht falsch verstehen, ich liebe gut gemacht oder ausgedehnte Schlachten – wenn sie von Charakteren geschlagen werden, mit denen ich mitfühlen kann.
Leider muss ich sagen, dass mich dieses Buch nicht abholen konnte – was mich selbst traurig stimmt, als Fan von Rabenblut oder den Powder-Mage-Chroniken habe ich einfach mehr erwartet. Ich hoffe, „Priest of Bones“ findet andere Fans.

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Veröffentlicht am 22.04.2020

Transkontinental

Royal Blue
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Royal Blue von Casay McQuiston

Was tut man, wenn durch einen kleinen internationalen Tortenzwischenfall die Beziehung zwischen dem United Kingdom und den USA auf dem Spiel steht? Klar, denkt sich Alex. ...

Royal Blue von Casay McQuiston

Was tut man, wenn durch einen kleinen internationalen Tortenzwischenfall die Beziehung zwischen dem United Kingdom und den USA auf dem Spiel steht? Klar, denkt sich Alex. Dann muss ich wohl mit meinem Erzfeind, Prinz Henry, zum Schein Freundschaft schließen. So schwer wird’s doch wohl nicht sein! Aber als Alex merkt, dass sich hinter dem zweidimensionalen Prinzen mehr verbirgt, ist er erschüttert, und er bringt Henry auch mehr Gefühle entgegen als er eigentlich wollte. Werden die beiden in dieser transkontinentalen Beziehung glücklich werden? Und was bedeutet ein bisexueller Präsidenteninnensohn für die demokratische Wiederwahl?

Das Buch zog mich magisch an. Wer mich kennt, der weiß das ich hin und wieder zu solchen Büchern greife, fernab von Fantasy oder historischen Bezügen. Diese Standalone zog mich vor allen Dingen wegen dem Mix aus einer queeren Beziehung und amerikanischer Politik an. Natürlich gehe ich nicht davon aus, dass die gesamte Bandbreite der US-Politik darin wiedergegeben wird, noch das ich nach der Lektüre darüber bescheid weiß. Wäre ja auch noch schöner, aber die Beziehung vor dem Hintergrund der amerikanischen Politik hat mich persönlich schon sehr gereizt.
Also nahm ich das Buch zur Hand – ich bin mir nicht einmal mehr sicher, was ich für Erwartungen gehegt habe. Wahrscheinlich fluffige, wie ich zugeben muss. Der Einstieg an sich war mir etwas überhastet, wie lernen Alex, den Präsidentinnensohn und seine Familie kennen plus die Security und dann geht es auch schon über den großen Teich, um einer royalen Hochzeit beizuwohnen. Ich glaube, ich habe die ersten fünfzig Seiten unter dem Jet -Lag gelitten. Hochzeit, Tortencrash, gespielte Freundschaft – und mitten drin Alex, der Protagonist, mit dem ich mich zuerst anfreunden musste. Alex Carmen-Diaz – dem die Mädchen zu Füßen liegen und der hart schuftet für seine eigenen politischen Ziele. Doch nachdem ich den Jet-Lag überwunden hatte, kam er mir auf einmal ganz charmant vor – und ich konnte ihn … verstehen? Ja – seine Angst, einen falschen Schritt zu tun, seinen Willen, ein eigenes Leben zu führen, ja – plötzlich hat er mir sein Herz geöffnet – und Henrys gleich als Dreingabe. Ich mochte das Buch nicht aus der Hand legen, wollte immer wissen, was die beiden als nächstes für Höhen und Tiefen erleben – garniert mit wunderbaren Nebencharakteren. Einer Schwester zum Pferdestehlen, treuen Freunden und Angestellten, auf die man sich verlassen kann. Ich war ein Teil dieser Einheit – und der Stil der Autorin kam mir plötzlich nicht mehr überhastet vor, sondern genau richtig, farbenfroh und bunt und plastisch. Die Schauplätze waren greifbar nahe, die seltenen, kostbaren Momente der Freiheit und Ungezwungenheit fieberte ich regelrecht herbei. Weißt du noch, Alex? In dem Club? Oder am See? Die Szenen verfolgten mich auch noch Tage später! Und so soll ein Buch sein!
Auch der politische Hintergrund fügte sich gut in den Plot ein – Politik und Privates waren von Anfang an zu einem festen Strang verflochten, sodass man beides nur schwer trennen konnte. Ich wollte es auch gar nicht – die politische Ebene verlieh dem Buch noch einmal eine ganz andere Art von Tiefe, die meiner Ansicht nach sinnvoll und nachvollziehbar war.

Ich könnte jetzt hier einen viertel Punkt abziehen für den Jetlag-Beginn, hier einen halben für das ständig wechselnde Setting. Pustekuchen – fest steht, „Royal Blue“ hat mich zum Lachen und zum Weinen, zum Giggeln und Fluchen gebracht – und es steht für mich für eine fluffige Welt, in die ich irgendwann auch zurückkehren möchte. Natürlich ist es ein bisschen fluffig – das stört mich aber in diesem Fall nicht, weil Alex und Henry einfach nur Charaktere zum Niederknien sind, zu Freunden für mich geworden sind.

Deshalb vergebe ich fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 07.03.2020

Rückkehr, Neubeginn

Serafin. Das Kalte Feuer
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Serafin von Kai Meyer

Was habe ich geflennt – über das Ende vom dritten Band der Merle-Trilogie. Damals sah ich es noch als richtiges Ende an – ein recht offenes, dramatisches Ende, das ich damals kaum ...

Serafin von Kai Meyer

Was habe ich geflennt – über das Ende vom dritten Band der Merle-Trilogie. Damals sah ich es noch als richtiges Ende an – ein recht offenes, dramatisches Ende, das ich damals kaum verarbeiten konnte. Ich hatte sie alle so lieb gewonnen. Merle, Junipa – und Serafin. Das Ende des dritten Bandes hat mich gelehrt, dass ich nicht immer an Happy Ends glauben darf – und mich zu einem bekennenden Fangirl von Meyers Büchern gemacht – da man das Ende in den meisten Fällen nicht vorausahnen kann.

Und nun sind wir zurück, zurück in Merles Welten und zurück in einem Venedig, das nicht das ist, in das ich mich damals rettungslos verliebt hatte, aber nichts desto trotz seine eigene Magie verströmt. Ich gebe es gerne zu – ja, ich bin parteiisch was „Serafin“ betrifft. Wie sollte ich auch nicht? Diese Bücher waren mein Zugang zu Meyers Welt, von der ich auch Jahrzehnte später nicht mehr loskomme.

Serafins Venedig ist voller Magie, wie könnte es auch anders sein? Gemeinsam mit seiner fliegenden Katze Cagliostra sucht er in den Neumondnächten Venedigs Kanäle nach Schätzen ab. Doch er stößt auf zwei Mädchen – Merle und Junipa, die durch die Spiegel aus einem anderen Venedig in das seine gereist sind.

Mit diesem Buch halte ich den vierten Band der Merle-Reihe in der Hand. Ich empfehle dringend die ersten drei der Reihe zu lesen. Der vierte ist zwar ein paar Jahre nach den tragischen Ereignissen aus der ersten Trilogie angesiedelt, aber die Hintergrundinformationen und vor allen Dingen die tiefe Bindung zu den Figuren, die ich im ersten Teil aufgebaut habe, haben dieses Buch bereichert und zu einem bittersüßen Lesegenuss werden lassen. Ich spreche auch eine Spoilerwarnung aus für all jene, die die ersten drei Bände noch nicht gelesen haben.

Serafin! Ich hätte nicht daran geglaubt, seinen Namen noch einmal in Verbindung mit Merles Welt zu lesen – umso heftiger schlug mein Leserherz, als ich ihm durch Venedigs Straßen folgen konnte. Und Merle. Und Junipa. Und Cagliostra. Mit der goldenen Katze ist Meyer einmal mehr die Schöpfung eines Charakters richtig gut gelungen. Was musste ich über diese Katze im Verlaufe des Buches lachen. Freches, hochnäsiges geliebtes Ding <3 Serafins Passagen zelebrierte ich förmlich. Natürlich, es war ein anderer Serafin, mit anderer Vorgeschichte und anderem Background, aber immer noch ein Serafin! Genauso abenteuerlustig und genauso liebenswert.
Meyer hat seine Figuren klug aufgestellt – vergleichbar mit einem wohlüberlegten Schachbrett. Junipa und Merle sind schon einige Jahre in den Spiegeln unterwegs auf der Suche nach Merles Vater – folglich haben die beiden uns einiges an Erfahrung und Wissen voraus, an dem sie uns nur langsam teilhaben lassen – und ich war ungefähr so gierig auf diese Informationsschnipsel wie ein ausgehungerter Hund auf einen Knochen! Kai versteht es eben seine Leser zu fesseln und zu knebeln!
Sein Schreibstil ist (wie immer) auf einem hohen Niveau. Er versteht es trotz der Kürze des Buches (Buhu!!) die Szenen vor dem inneren Auge zum Leben zu erwecken und nach und nach eine Welt zu erschaffen, die fasziniert. Er verzichtet auf ausufernde Beschreibungen, sondern lässt uns Serafins Venedig durch Serafins, Merles und Junipas Augen sehen und lädt uns ein, die Welt selbst zu erkunden. Wundervoll!

Auch an Spannung geizt der Autor nicht. Mitnichten. Ich saß stundenlang gebannt in meinem Lesesessel und habe geflucht, wenn mein Reader nach Strom verlangt hat.

Meyer hat sich mit der Fortsetzung Zeit gelassen, wirklich, Kai – wie kannst du nur? Aber er hat einen tollen Roman geliefert, der meine Erwartungen nicht erfüllt, sondern neue Perspektiven für Merles Welt erschaffen hat. Und genau das sollte ein Roman können – den Leser, während er durch die Seiten reist, überraschen. Danke!

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Götter, Tote und coole Charaktere

Der Garten der schwarzen Lilien
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Der Garten der schwarzen Lilie von Katharina V. Harderer

Nach den Geschehnissen von Black Alchemy 1 schleichen sich Mirage und Zejn in die Diebesgilde ein, um herauszufinden, wo sich das mächtige Artefakt ...

Der Garten der schwarzen Lilie von Katharina V. Harderer

Nach den Geschehnissen von Black Alchemy 1 schleichen sich Mirage und Zejn in die Diebesgilde ein, um herauszufinden, wo sich das mächtige Artefakt befindet, dessen Fluch die Toten auferstehen lässt.

Es ist schon eine Crux mit diesen Toten. Sie stehen einfach wieder auf, wenn man sie nicht ordentlich tötet. Mit genau diesem Problem haben Mirage,Zejn und Co. zu kämpßfen und das nicht zu knapp.

„Der Garten der schwarzen Lilie“ ist der zweite, mittlere Teil der Black Alchemy Trilogie, und genauso unterhaltsam, spannend und actiongeladen wie die erste Auskopplung dieser Reihe. Ich habe beide Teile schnell hintereinander weggelesen, trotzdem empfand ich den Garten noch ein bisschen stärker als den ersten Teil. Das mag vielleicht da dran liegen, dass ich mich wunderbar auf die handelnden Figuren „eingegroovt“ hatte und die Figuren sich auch nicht erst kennen lernen mussten, sondern sofort miteinander interagieren konnten. Zejn kam mir persönlich auch nicht mehr ganz so unnahbar vor – was an Barthells Einfluss liegen muss. Die beiden sind gemeinsam einfach ein echt geniales Team und haben mich so manches Mal zum Lachen gebracht. Barthells Schläue und sein trockener Humor waren göttlich, vor allem im Gegensatz zu Zejns überkorrekter Art. Einfach nur herrlich.
Auch Mirage hat sich ein entpuppt, war sie doch im ersten Teil noch recht zugeknöpft und undurchsichtig. Im ersten Teil hat sie ein paar Entscheidungen getroffen, die ich zwar für richtig befinden habe, jedoch nie wusste, woher die tieferen Beweggründe für diese Entscheidungen rühren. Die hat Katharina V. Harderer in diesem Band in Form von Rückblenden nachgereicht. Vor allen Dingen den Einstieg mit einer Rückblende zu gestalten, hat mir sehr gut gefallen. Und die Dialoge zwischen Zejn und Mirage waren einfach nur göttlich. Ich musste dauerhaft grinsen, wenn die beiden gemeinsame Stage Time hatten. Mein Lieblingscharakter war jedoch sein Lieutenant – ich fand es ziemlich cool, wie er Zejns Qualitäten erkannt hat und sich gegen seinen Vater durchgesetzt hat, und hoffe, dass er im dritten Teil wieder im Team vertreten sein wird.

Actionreich wird es schon auf den ersten Seiten – und es lässt mitnichten nach. Harderer hat ein ziemlich schnelles Tempo gewählt (eigentlich bin ich ja kein Freund davon, weil oftmals die Charaktere auf der Strecke bleiben – aber hier? Es hat wunderbar funktioniert). Dadurch, dass sie eine wunderbare Bildsprache hat (es waren wirklich Szenen dabei, die wunderschön, grausam und atemraubend erschienen!), blieb meine Aufmerksamkeit auch nicht auf der Strecke und ich stand mit den Figuren beinahe ständig unter Strom.

Military-Fantasy vom Feinsten – ich vergebe 4,5 Sterne und freue mich schon auf den finalen Teil.

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Veröffentlicht am 16.02.2020

Super coole dunkle Urban Fantasy

Das neunte Haus
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Das neunte Haus von Leigh Bardugo

Galaxy Stern erwacht im Krankenhaus und bekommt ein Angebot, dass sie nicht abschlagen kann. Eine neue Chance, ein neues Leben, um ihr eigenes Leben in den Griff zu ...

Das neunte Haus von Leigh Bardugo

Galaxy Stern erwacht im Krankenhaus und bekommt ein Angebot, dass sie nicht abschlagen kann. Eine neue Chance, ein neues Leben, um ihr eigenes Leben in den Griff zu bekommen. Galaxys Welt ist nicht nur von Menschen bevölkert, sondern auch von Grauen. Den Geistern, die gewöhnliche Menschen nicht sehen können. Doch Galaxy – Alex – hat diese Gabe und ist für die Häuser an der Universität somit Gold wert. Denn ihr fällt es leicht, aufzupassen, ob die Geister keine Unruhe stiften, während die betuchten Mitglieder der verschiedenen Häuser ihre Rituale oder Vorhersagen durchführen – bis ein Mord geschieht …

„Das Neunte Haus“ ist der erste Roman von Leigh Bardugo ganz abseits des Grishaverses – und vorweg genommen: Es ist super coole dunkle Urban Fantasy vom Feinsten. Ich ging recht skeptisch an ihr neustes Werk heran, da mich „King of Scars“ nicht wirklich packen und überzeugen konnte, obwohl ich die Charaktere wirklich mochte. Aber beim „Neunten Haus“ stimmt einfach alles – beginnend bei den Charakteren bis hin zur düsteren Collegeatmosphäre. „Das neunte Haus“ ist übrigens der Beginn einer mindestens zweibändigen Reihe. Die Ankündigung des zweiten Bandes findet ihr schon auf goodreads.com – leider noch ohne Erscheinungsdatum. Doch, dass ich mich auf mehr freuen kann, erhellt mein Bardugo-Fanherz.

Der Anfang macht schon einmal sehr neugierig – und er macht deutlich, dass wir es hier nicht mit einer College-Romance-Story mit leichtem Phantastik-Glamour zu tun haben. Schließlich wäscht sich Alex nicht umsonst das hartnäckige Blut aus ihrem guten Wollmantel. Die Kapitel sind immer mit Jahreszeiten überschrieben. Herbst, Winter, Vorfrühling, Frühling – die Zeitangaben sind bedeutsam, folgt die Erzählung doch nicht einer strengen Linie, sondern springt des Öfteren mal in der Zeit umher – was ich sehr angenehm finde, verleiht diese Asymmetrie dem Buch noch einen Spritzer Komplexität. Ich fand mich jedenfalls sehr schnell zurecht.

Man müsste schon die Gene eines Maulwurfes besitzen, um nicht von Beginn an zu merken, dass Alex viel durchgemacht hat. Ihre Geschichte wird im Laufe des Buches aufgerollt und erläutert – und ich konnte ihre Wut, ihre Zurückhaltung und ihre Furcht im Bezug auf Menschen nur zu gut verstehen. Und doch ist sie nicht auf den Mund gefallen, kann sich durchsetzen und ich empfand ihren Charakter nicht ein einziges Mal nervig, was ja bei mir sehr schnell mit weiblichen Protagonisten geschehen kann. Derjenige, dem der zweite Point of View gehört, ist Darlington – ein Angehöriger von Lethe – dem Neunten Haus. Er ist Alex‘ „Mentor“ – und zu Beginn nicht sehr amüsiert, dass seine Meinung bei der Auswahl des „Dante“ – Alex‘ Position – nicht berücksichtigt wurde. Armer Kerl, er kann einem leid tun ;)
Ich mochte Darlington sehr, er weiß was er will, ist treu und klug und er bewohnt ein schickes altes Haus, das er vor dem Verfall bewahren will – und ist tief verstrickt in die Tätigkeiten der Häuser. Mein Herz gehört aber wie eigentlich fast immer den Nebencharakteren, Dawes und Detective Turner. Ich will an dieser Stelle noch nicht zu viel Preisgeben, aber mir sind sie während der Lektüre sehr ans Herz gewachsen. Mit Turner hatte ich auch das ein oder andere Mal ein bisschen Mitleid. Die Yaleschen Umtriebe können einen schon zur Verzweiflung treiben.

Wie ist nun die Magie mit eingeflochten? Ganz einfach: Sie ist da – sie fällt nicht aus dem Rahmen, springt dich nicht an, sondern entfaltet sich von Seite zu Seite ein bisschen mehr, Zunächst nimmt man nur die Geister wahr, dann kommt immer mehr dazu und plötzlich ist man verzaubert, obwohl man sich doch eigentlich mit Alex durch den Collegealltag schlägt. Die acht Häuser mit dem neunten – Lethe – als Wächter sind klug erdacht und spezifiziert, doch ihre Beschreibung wirkt nie oberlehrerhaft. Und ich hatte immer das kitzelnde Gefühl, dass sich hinter den Häusern noch eine Schicht mehr verbergen könnte. Bardugo hat diesen Aspekt der Geschichte einfach nur großartig in Szene gesetzt.

Das I-Tüpfelchen war für mich der Kriminalfall, der sich wie eine zweite Haut über die Handlung legt und sie von Seite zu Seite mehr bestimmt. Alex ermittelt heimlich, da sie der Mord nicht loslässt. Und Ich liebe Phantastik mit Krimielementen, die nicht zu starr in der Handlung erscheinen. Das trieb mich heute dazu, den Tag lesend und nägelkauend im Sessel zu verbringen, weil sich Puzzleteil um Puzzleteil für mich zu einem Ganzen fügte.

Doch seid gewarnt, das Buch ist ebenso blutig wie fantastisch – Der Mensch ist ebenso monströs wie die Monster selbst. Von mir erhält das Buch fünf Sterne – Danke, Bardugo für dieses fantastische tiefgreifende Werk.

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