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Veröffentlicht am 16.11.2016

Der Traum vom Fliegen

Irrlichtfeuer
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Alba träumt vom Fliegen und bastelt dafür klammheimlich an einer Apparatur, die ihr dieses Vorhaben ermöglicht. Doch dazu benötigt sie Irrlicht. Auf der Suche danach gerät sie zwischen die Fronten, die ...


Alba träumt vom Fliegen und bastelt dafür klammheimlich an einer Apparatur, die ihr dieses Vorhaben ermöglicht. Doch dazu benötigt sie Irrlicht. Auf der Suche danach gerät sie zwischen die Fronten, die sich in dem Stadtstaat Ijesstedt formieren. Zwischen Irrlichtkindern und Arbeitern muss sie sich nun behaupten.

Die Idee der gesamten Geschichte lockte mich an wie das Licht einer Laterne die Mücken. Ein geheimnisvolles Irrlicht, das als Energiequelle dient und auch sonst ein gewaltiges Potential bietet. „Kinder“, die aus einem Unfall hervorgegangen sind und besondere Fähigkeiten haben und eine Stadt, in der der Groll der Bevölkerung schwelt. Alles Zutaten, die von dem gewöhnlichen Fantasymainstream abweichen und frischen Wind versprechen.
Schon die ersten Seiten zogen mich in ihren Bann. Alba handelt, sie wird nicht erst lange eingeführt, sondern ich lernte sie in ihrem gewohnten Umfeld kennen. Dabei wurde auch noch nicht alles über sie verraten. Die Frage nach ihrer Herkunft trieb mich zu den wildesten Spekulationen und ließ mich Seite um Seite umblättern, um über die Passage zu stolpern, die meine Neugierde befriedigte. Genauso war es mit Kass, einem Irrlichtkind, dessen Anfangsszenen ich besonders beeindruckend finde, da ich die Bilder, die Julia Lange mit ihren Worten in meinen Kopf zu zeichnen vermochte, sehr gern hatte.
Julia Lange jongliert mit einer Hand voll Charakteren und Erzählperspektiven, die sie in der ersten Hälfte auch gut einführt und zu händeln vermag. Jeder Charakter hat Anfangs seine eigene Stimme, gleich ob laut oder leise, und jeder kommt auch mal zu Wort. Anfangs? Auf diese Einschränkung gehe ich später noch ein.
Der Plot entwickelt sich spannend und Julia Lange nimmt auch kein unnötiges Blatt vor den Mund oder schont an der falschen Stelle. Doch ich will nicht all zu viel verraten, da sich die Geheimnisse von Ijesserstedt erst nach und nach entblättern.
Die Sprache der Autorin ist sehr bildhaft, was einem vor allen Dingen zu Beginn hilft, die Charaktere vor sich zu sehen und die Settings einzuordnen, in denen die verschiedenen Figuren agieren. Ich mochte den Stil des Buches auf jeden Fall sehr gerne und war gerade deswegen zu Anfang Feuer und Flamme für diese Welt.
Zu Anfang? Ja, zu Anfang. Meine Euphorie ist in der zweiten Hälfte des Buches ein wenig abgekühlt. Vor allen Dingen da hatte ich manchmal das Gefühl bei den Wechseln der Erzählperspektive, dass sie holprig von statten gingen. Es dauerte immer ein wenig, bis sich die Autorin wieder gefangen hatte und das trübte auch die Lesefreude ein wenig. Zudem weiß man lange nicht, wohin die Reise eigentlich gehen soll. Da hätte ich mir sowohl zum Plot als auch zur Funktionsweise und dem Ursprung des Irrlichtgases ein wenig mehr Input erhofft.

Nichtsdestotrotz habe ich mit den Figuren gelitten und gebangt, war von den Ideen begeistert. Die Autorin hat mich in eine Stadt entführt, in der hinter jeder Ecke ein Geheimnis lauerte und ich habe manchmal mit angehaltenen Atem an der Buchseite geklebt. Deshalb vergebe ich sehr gerne vier Sterne und bin gespannt auf ihr nächstes Werk.

Veröffentlicht am 08.11.2016

Erinnert an die Fahrt der Titanic ...

Die Stille vor dem Tod
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Smoky wird zu einem Tatort gelockt, gemeinsam mit ihrem Team, wo ihr Name blutig an die Wand geschrieben wurde. Ein Massenmord von mehreren Familien, alle wohnhaft in dem selben idyllischen Viertel. Wird ...

Smoky wird zu einem Tatort gelockt, gemeinsam mit ihrem Team, wo ihr Name blutig an die Wand geschrieben wurde. Ein Massenmord von mehreren Familien, alle wohnhaft in dem selben idyllischen Viertel. Wird Smoky auch dieses Rätsel lösen können? Endlich!, war wohl mein erster Gedanke, der sich einstellte, sobald ich die Ankündigung eines neuen Falls von Smoky und ihrem Team las. Endlich geht es weiter. Wir - die Fans seiner vorherigen vier Bücher - haben geduldig ausgeharrt. Und nun wurde die Geduld belohnt. Vorfreude stellte sich ein, die jedenfalls ich kaum zügeln konnte. Ich liebte Smoky und ihr FBI-Team und hatte die Hoffnung bald aufgegeben, jemals wieder etwas von ihren Fällen lesen zu können. So war die Freude umso größer als ich den fünften Band der Reihe endlich in den Händen hielt und die ersten Seiten genau so anmuteten, wie ich es von Cody gewöhnt war. Schockierend, direkt und analytisch und natürlich blutig. Wer Cody kennt und seine unverblümte Art zu schreiben schätzt, der dürfte sich auf den ersten Seiten ganz zuhause fühlen. So wie ich. Innerlich jubilierte ich. Smoky, James, Alan und Callie wie sie leibten und lebten. Ich stellte mich auf ein furioses Ermittlungsabenteuer ein, in dem immer eine latente Gefahr für die Mitglieder des Teams herrscht, die mich zusätzlich an die Seiten fesselt. Nur leider kollidierte der Plot nicht lange nach dem die Leinen gelöst worden waren und die Geschichte eigentlich an Fahrt aufnehmen sollte mit einem Eisberg und begann wie die Titanic nach einem großen, unerwarteten Knall rettungslos unterzugehen. Doch beginnen wir einfach mit dem Spannungsbogen. Etwa nach den ersten fünfzig Seiten habe ich gespürt, dass Cody das Buch diesmal anders angehen wollte. Gut und schön, es ist sein Recht, sich nach all den Jahren und den bestandenen Fällen zu verändern, dachte ich. Solange er mich mitnimmt beim Umsteigen auf den anderen Zug. Doch leider habe ich den Zug verpasst, in den der Autor offensichtlich gestiegen ist. Anders kann ich es mir nicht erklären. Denn der Spannungsbogen folgt der Titanic nach den ersten fünfzig Seiten in 3000 Meter Tiefe und hat zu tun, sich zum Ende hin überhaupt wieder der Oberfläche zu nähren. Das, was eigentlich spannungsgeladene Ereignis gewesen wären, wurde in nüchternen Zeitungsartikeln abgehandelt oder nacherzählt. Ich kann dem Autor soweit folgen, als dass er die Artikel als stilistisches Mittel anwenden wollte. Doch zu mir ist das Mittel leider nicht durchgedrungen. Erst im letzten Drittel kommt es wieder zur altbekannten Ermittlungsarbeit (wie man sich doch über die kleinen Dinge wie ein Whiteboard freuen kann ¿). Viel eher wurde der Fokus auf das Seelenleben von Smoky gelegt, ohne jetzt zu viel verraten zu wollen und viel Mühe und Zeit in ihre Träume investiert, was mich nach dem zweiten Traum - ich traue es mich kaum zu schreiben - ehr gelangweilt als neue Informationen gegeben hat. Somit wurde insbesondere der Mittelteil für mich zu einer wahren Geduldsprobe, über die mich nur die Neugier auf den Verbleib des ein oder anderen Protagonisten hinweg trösten konnte. Das einzige, was mich um der Wahrheit Genüge zu tun, halbwegs bei Laune gehalten hat, waren die Ereignisse rund um James. Er ist über alle Bücher hinweg mein Lieblingscharakter geworden und in diesem Buch hat der Autor das ein oder andere persönliche Detail über ihn Preis gegeben, was mich gefreut hat. Stilistisch ist Cody für mein Verständnis ein wenig zu weit gegangen, zu überbordend geworden, sodass das knackige, spannende seiner bisherigen Sprache etwas auf der Strecke blieb. An manchen Stellen. Am Ende bleiben sehr viele Fragen ungeklärt. Natürlich soll es immer noch Raum für eine Fortsetzung geben, doch so manche Detailfragen hätte ich schon recht gerne noch einmal aufgegriffen gehabt. Es ist ein offenes Ende, dass leider nicht durch atemlose Spannung brilliert. Die Titanic wurde leider (noch?) nicht gehoben, deshalb fällt mir umso schwerer, ein endgültiges Urteil in Sterne zu kleiden. Der Plot war durchaus klug und ein paar Details haben mich trotz des schwachen Endes überrascht die Braue heben lassen. Zudem hat mich James¿ Präsenz überrascht und gefreut - trotzdem. Das Buch hatte für mich nicht die Spannung, die einen grandiosen Thriller ausmachen, der einen solange an die Seiten fesselt, bis man das letzte Wort gelesen hat, sondern hat mich über weite Strecken enttäuscht. Deshalb vergebe ich schwache 3 Sterne und hoffe, dass man für das nächste Buch kein "ABC des Traumdeutens" mehr benötigt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Spannung
  • Figuren
  • Handlung
  • Schreibstil
Veröffentlicht am 27.10.2016

Zum Mitfiebern und mitlachen!

Die Blausteinkriege 2 - Sturm aus dem Süden
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Am Hof regieren Intriganten, und der Kaiser ist zudem noch allzu schwach. Thoren und Sara versuchen alles, um das Kaiserreich zusammen zu halten, doch auch Saras Treue wird erschüttert. Derweil muss Danil ...

Am Hof regieren Intriganten, und der Kaiser ist zudem noch allzu schwach. Thoren und Sara versuchen alles, um das Kaiserreich zusammen zu halten, doch auch Saras Treue wird erschüttert. Derweil muss Danil weit im Norden um sein eigenes Leben begangen und in Macouban herrscht der Aufstand. Der Schwertmann Marten und seine Freunde und Feinde müssen dort ihr können beweisen, dabei hat sich der wahre Feind noch nicht zu erkennen gegeben.

Ich halte „Mit Sturm aus dem Süden“ den zweiten Band der Trilogie rund um die Blausteinkriege in den Händen und habe mich schon seit langem auf den zweiten gefreut, da ich den ersten (entgegen meiner Erwartungen) verschlungen habe mit Wort und Buchstabe. Ich wollte Sara und Thoren wiedersehen, mehr über das Schicksal von Danil erfahren und mit Marten und Co. KG derbe Witze reißen.
Die Geschichten werden wie auch schon im letzten Band aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven erzählt, keine wirkt jedoch platt oder unausgegoren. Jeder Charakter hat seine eigene laute oder leise Stimme. Und jeder Leser hat seine Lieblinge, zu den meinen zählten Sara und Thoren und Danil. Aber auch Marten und sogar Cunrat sind mir letztendlich ans Herz gewachsen. Ich habe mit allen mitgebangt und mitgefiebert, da die Autoren ja dafür bekannt sind alle Charaktere brav am Leben zu lassen.
Die Autoren haben die Balance gefunden. Die Balance zwischen Charakterentwicklung und abenteuerlichen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Danil, Sara, Marten und Cunrat lernen aus ihren Erfahrungen und reifen daran spürbar. Das ist es, was mich an die Blausteinkriege so dermaßen fesselt. Die Frage, wo diejenigen mit denen man gebangt und geliebt hat, letztendlich enden peitscht einen nur so durch die Seiten und macht einen hungrig auf den dritten, denn mit „Sturm aus dem Süden“ hat die Geschichte zwar einen großen Schritt gemacht, ist aber noch lange nicht zu Ende erzählt.
Auch die Magie, die in den Blausteinen steckt, wird näher beleuchtet, aber nicht gänzlich erklärt (zum Glück! Ich mag eigentlich keine oberlehrerhaften Erklärungen!).

Wenn ich nach den ersten Zeilen den Kopf schüttle, und beginne mit dem Buch zu reden, dass das, was in der Szene geschieht, wohl keine gute Idee ist, dann hat mich die Sprache in ihrem Netz und schleift mich sowohl durch Moder als auch durch große Hallen mit Blaustein geschmückt. Obwohl zwei Brüder am Werke waren, ergänzen die beiden sich jedoch so gut, dass ich die Übergänge im Lesefluss kaum oder gar nicht bemerkte.

Insgesamt hat mich persönlich einfach die Stimmung mitgerissen. Tertys ist ein rauer Kontinent, dem sich seine Bewohner anpassen müssen, um zu überleben. Doch für mich stimmten einfach die Charaktere. Und ich bin jemand, der Zugang zum Buch über die Protagonisten und die Bösewichte bekommt. Hier laden sie ein, sie in ihre Welt begleiten, jedoch nicht ohne eine kleine Warnung - das ist kein Land zum Kuscheln mit weißen Flauschehäschen. Wenn du trotzdem noch an unserer Seite kämpfen willst, so schließe dich uns an. Und das habe ich getan und ich wurde mit einer Geschichte belohnt, über die ich herzlich lachen, jedoch genauso schockiert Inne halten musste. Sie hat mich berührt und ich bin wahnsinnig gespannt auf den nächsten Band. Fünf Sterne dafür, dass ich über Marten so gelacht habe, dass ich fast vom Bett gefallen wäre.

Veröffentlicht am 13.10.2016

Ein eisiges Märchen

Die silberne Königin
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Ein eisiges Märchen

Die junge Emma kennt Farben und die Wärme der Sonne auf der Haut nur aus Erzählungen. In ihrer Heimat herrscht beständiger Frost und Eiseskälte. Ihr größter Traum ist es, in der ...


Ein eisiges Märchen

Die junge Emma kennt Farben und die Wärme der Sonne auf der Haut nur aus Erzählungen. In ihrer Heimat herrscht beständiger Frost und Eiseskälte. Ihr größter Traum ist es, in der Chocolatrie von Madam Weltfremd eine Anstellung zu erhalten. Schon seit jeher faszinieren sie die süßen Gebäckstücke und herbe Schokolade, die ein seltenes Lächeln auf die Gesichter der Bewohner von Silberglanz. Sie findet Arbeit, darf den magischen Geschichten von Madam Weltfremd lauschen, muss jedoch auch Waren auf das Eisige Schloss, das über der Stadt thront, bringen. Und der König birgt ein grausames Geheimnis.

Das Cover zog mich magisch an. Es flüsterte mir zu, dass ich im Inneren des Buches nicht nur Eis und Schnee finden würde, sondern gleichzeitig Wunder und eine Prise Magie. Und so ging ich gespannt in die ersten Seiten hinein - und verlor mich zwischen den Zeilen nach wenigen Seiten.
Katharine Seck webt von Beginn an eine so dichte, märchenhafte Atmosphäre, dass es schwer fällt das Buch wieder zuzuschlagen oder den Reader aus der Hand zu legen. Ich bin genau wie die Protagonistin Emma durch die eisig glatten Straßen von Silberglanz gestreift und habe sehnsüchtige Blicke in das Schaufenster der Chocolatrie geworfen. Wer jetzt aber denkt, dass die Atmosphäre mit Zuckerguss und bunten Streuseln garniert sei, der irrt - gewaltig. Genauso gut wie die Autorin den herben Geschmack der Schokolade beschreibt, so führt sie uns auch in den oftmals grausamen und bitteren Winter. Ich habe die Kälte gespürt. Die Taubheit, die sich einstellt, wenn das Blut langsam aus den Gliedmaßen weicht, um wichtigere Teile des Körpers warm zu halten. Die Märchenwelt, die die Autorin erdacht hat, ist eisig, wunderschön, aber genauso grausam wie ein lang anhaltender Schneesturm.
Emma war mir von Beginn an sympathisch. Sie wirkt abgeklärt, hat ihre Prioritäten, aber erlaubt es sich auch zu träumen und ihre Träume zu verfolgen. Das macht sie in meinen Augen zu einer Persönlichkeit, auf die sich ihre Freunde verlassen können. Sie hat auch weder Anzeichen von Naivität noch quietschiger Verliebt gezeigt, was ich in Büchern sehr begrüße. Diese Geschichte hat nur eine Handvoll wirklich wichtiger Protagonisten. An Emmas Seite ist stets Ophelia, die auch in der Chocolatrie arbeitet, Madam Weltfremd und ihr Vater, um den sie sich kümmert. Auf der anderen Seite steht der König in seinem Schloss aus Eis, von dem der geneigte Leser die ein oder andere Überraschung erwarten kann.
So wie das Buch in der ersten Hälfte wunderbar in die Welt von Silberglanz einführt (ohne zu langweilen), so steigert sich die Spannung in der zweiten Hälfte. Ich mochte beide Varianten sehr gerne, obwohl in der zweiten Hälfte ruhig noch die eine oder andere Szene ein wenig detaillierter hätte erzählt werden können. Das Tempo wurde also mit zwei Peitschen anstatt einer voran getrieben. Die ein oder andere kleine Logiklücke ist mir persönlich aufgefallen, über die man jedoch mit einem kleinen Sprung drüber weg hüpfen kann, da das Gesamtpaket für mich einfach sehr stimmig war und mir gut gefallen hat.
Da setzt man sich gerne in die warmen Räume Madam Weltfremds und lauscht ihren Geschichten, die alle ein Körnchen Wahrheit enthalten. Und natürlich wird auch die ein oder andere romantische Saite zum klingen gebracht, jedoch hat sich dieser Teilplot der Story nicht rabiat in den Vordergrund gedrängt, sondern hielt sich - wie ein Gentleman - dezent zurück.

Alles in allem empfehle ich jedem, der auch nur ein wenig für winterliche Märchen übrig hat, „die silberne Königin“. Ihr lasst euch auf ein eisiges Abenteuer ein, das mit filigranen Worten wie Eisblumen an einer Fensterscheibe erzählt wird. 4,5 Sterne vergebe ich sehr gerne für dieses Buch.

Veröffentlicht am 10.10.2016

Tolles Jugendbuch

Seelenlos
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An dem Ort, wo Lucy die meiste Zeit verbringt, scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Und damit sind nicht die Geister gemeint, die auf dem Greyfriars Graveyard, auf dem Lucy gemeinsam mit ihrem Vater, dem ...

An dem Ort, wo Lucy die meiste Zeit verbringt, scheinen seltsame Dinge vorzugehen. Und damit sind nicht die Geister gemeint, die auf dem Greyfriars Graveyard, auf dem Lucy gemeinsam mit ihrem Vater, dem Friedhofswärter des Friedhofes wohnt, umherspuken, sondern etwas viel grauenerregenderes. Gemeinsam mit ihrer besten Freundin Amelia geht Lucy dem Spuk auf den Grund. Doch ihnen rinnt die Zeit durch die Finger.

Das vorliegende Buch zog mich durch die Gestaltung des Covers magisch an. Ich mag solche mystischen Designs, und das Cover von „Seelenlos“ versprach mir schon von vorn herein einen geheimnisvollen Lesespaß mit einer Prise Düsternis. So auf die Friedhofsnächte vorbereitet, stürzte ich mich nur allzu gern ins Abenteuer.
Man merkt schon auf den ersten Seiten, dass sich der Roman an einem jüngeren Publikum orientiert. Rasant, ohne viel Vorgeplänkel steigt man gleich in die Geschichte ein, was ich selbst sehr erfrischend fand. Dadurch wird man auch rasch mit der jugendlichen Protagonistin konfrontiert (Lucy) und kann sich rasch mit ihr anfreunden. Mir ging es jedenfalls so, dass ich sie nach wenigen Seiten lieb gewonnen hatte und gerne mit ihr das Abenteuer rund um den Greyfriars Graveyard bestreiten wollte. Sie ist nicht auf den Mund gefallen und weiß, wie man Abenteuer besteht. An ihrer Seite ist Amelia, ihre beste Freundin, die an allem Übernatürlichem ihre helle Freude hat. Und ganz zufällig kann Lucy die Geister sehen. Die schwachen wie die mächtigen. Doch sie möchte diese Gabe am liebsten Vergessen, reicht es ihr doch schon mit ihrem Vater auf einem Friedhof wohnen zu müssen. Einzig die Zickereien der beiden Freundinnen zerrten manchmal an meinen Nerven, hielten sich aber soweit in Grenzen, dass die beiden nicht unerträglich wurden.
Die Spannung im Buch wurde klug aufgebaut, indem sich die mysteriösen Vorfälle auf dem Friedhof häuften und die Autorin auch noch eine zeitliche Begrenzung verwob, wodurch die beiden Mädchen sich sputen und sogar noch Hilfe annehmen mussten, die sie eigentlich gar nicht wollten. Ich hockte auf jeden Fall einige Stunden gebannt vor dem Buch. Auch die Mystik kam nicht zu kurz. Geister in rauen Mengen und der ein oder andere magische Funken sorgen für die Fantasie in dem Roman, den ich genossen habe. Und ganz nebenbei erfährt man auch noch das ein oder andere Detail über Edinburgh und seine Geschichte.
Als einziges Manko empfand ich, dass ich relativ schnell hinter das Geheimnis der unheimlichen Vorfälle und der Familie von Lucy gekommen bin, sodass das Finale für mich ein bisschen an Aufregung verlor.

Die Innengestaltung hat mich zudem äußerst positiv überrascht. Alles in allem liegt mit „Seelenlos. Fluch der Rauhnächte“ ein tolles Jugendbuch vor, das ich jedem empfehlen kann, den auch nur im entferntesten Geistergeschichten faszinieren.