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Veröffentlicht am 26.01.2017

Die Löwin hält, was sie verspricht

Die rote Löwin
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Runja und ihr Bruder sind nach dem grausamen Mord an ihren Eltern auf sich allein gestellt und schlagen sich nach Magdeburg durch. Dort angekommen geraten sie zwischen die Finger des machthungrigen Domdekans ...


Runja und ihr Bruder sind nach dem grausamen Mord an ihren Eltern auf sich allein gestellt und schlagen sich nach Magdeburg durch. Dort angekommen geraten sie zwischen die Finger des machthungrigen Domdekans Laurenz, der seine ganz eigenen Pläne mit den beiden jungen Geschwistern hat. Beide geraten in einen Strudel aus Gewalt und Intrigen, aus dem es kein Entrinnen zu geben scheint.

Ich entdeckte das Buch in der Vorschau des letzten Jahres und der Klappentext fiel mir sofort ins Auge. Er hörte sich nicht so an, und (was mir wichtig ist) so als würde es in diesem Buch nicht allzu viele (unnötige) Schnäbeleien und Liebesgeflüster geben. Außerdem kenne und schätze ich Thomas Ziebulas Bücher, seine fantastischen muss ich zugeben ein wenig mehr als seine historischen. Die rote Löwin war überraschend schlank im Vergleich zu Ziebulas vorherigen historischen Romanen. Eigentlich - eigentlich! - bevorzuge ich die dicken Wälzer, aber ich wurde eines besseren belehrt. Zum Glück!

Doch beginnen wir dort, wo auch die Geschichte beginnt. Im Mittelalter - ich liebe gut recherchierte historische Romane und bei diesem Buch spürt man schon auf den ersten Seiten, dass der Autor viel Mühe in die historische Genauigkeit gelegt hat. Er war ziemlich gründlich bei der Recherche, betrieb jedoch zu keiner Zeit Infodumping. Bei manch anderen Autoren hat man manchmal das Gefühl, sie wollen möglichst viel an Wissen in die Geschichte pressen. Thomas ist stets dem Plot gefolgt und an der Seite seiner Charaktere gewandelt. Nicht jeder Autor schafft es, das Gleichgewicht zwischen der Geschichte, die erzählt werden soll, und historischen Fakten zu wahren. Thomas ist das in diesem Buch famos gelungen. Immer wieder webt er die Fakten geschickt in die unterschiedlichen Erzählperspektiven, die „Die rote Löwin“ vorantreiben, mit ein.

Hauptsächlich verfolgen wir Runjas und Laurenz’ Erzählperspektive, die unterschiedlicher nicht sein könnten. Runja ist voller Zorn und Rachegedanken, da ihre Familie ermordet wurde und sie nun nach Gerechtigkeit sinnt. Die Gefühle, die sie hegt, sind nachvollziehbar und verständlich. Ich mochte auch ihren Bruder sehr gern, der auch eine große Rolle einnimmt. Laurenz giert nach Macht und ist bereit dazu, über die ein oder andere Leiche zu steigen. Was habe ich über diesen Lustmolch geflucht und seine Intrigen und Spiele verdammt. Mit ihm hat der geneigte Leser seine Freude, glaubt mir.
Die beiden Perspektiven treffen sich recht rasch, und wo ich vorher die beiden Handlungen mit Interesse verfolgt habe, steigert sich die Spannung nun ungemein, da sich die Handlungen verflechten und neue Bindungen entstehen.
Der Plot an sich wies keine Längen auf, er ließ mich eher zum Schluss kaum noch zu Atem kommen.
Ziebula hat einen außergewöhnlichen Stil, das muss man eingestehen. Ich brauchte ein paar Seiten um mich an seine Sprache zu gewöhnen, aber das ging bei mir schnell und dann bereitete mir die Sprache unglaublich viel Freude. Das Buch ist nichts für zarte Wesen, um gleich eine Warnung anzuschließen. Es fließt viel Blut, es gibt Tote zu betrauern - das Buch birgt so manches Thriller-Element in sich (gerade jene konnten mich begeistern).

Auf den Umschlagseiten findet sich eine liebevoll gestaltete Karte. Auch eine Zeittafel zur besseren zeitlichen Einordnung und ein Dramatis Personae hat noch Platz im Buch gefunden (über so etwas freue ich mich ja persönlich immer besonders).

Was gibt es noch groß zu sagen? Das Buch konnte mich überraschen, trotz seiner Kürze begeistern und mich (die ich vielleicht die ein oder andere Schwierigkeit mit Ziebulas’ früheren historischen Werken hatte) doch noch zu einem Fan heranwachsen lassen.

Dieser tolle historische Roman hat seine fünf Sterne verdient.

Veröffentlicht am 17.01.2017

Überraschend und anders!

Young Elites (Band 1) - Die Gemeinschaft der Dolche
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Die junge Adelina und ihre Schwester Violetta haben die Blutseuche überstanden, doch Adelina ist gezeichnet aus dieser Krankheit hervorgegangen. Ihr Haar hat sich weiß gefärbt, sie trägt Narben über die ...

Die junge Adelina und ihre Schwester Violetta haben die Blutseuche überstanden, doch Adelina ist gezeichnet aus dieser Krankheit hervorgegangen. Ihr Haar hat sich weiß gefärbt, sie trägt Narben über die Jahre hinweg. Durch eine Verkettung höchst unglücklicher Ereignisse gerät sie ins Visier der Inquisition und in höchste Gefahr, doch sie wird gerettet - von der Gemeinschaft der Dolche, die wohl ihre eigenen Pläne mit Adelina haben ...

Ich war gespannt auf dieses Jugendbuch, zudem war es mein erstes von der Autorin, da ich die „Legend“-Reihe nie gelesen habe. Als ich es in der Hand hielt, musste ich bedauernd feststellen, dass ich und das Cover uns nicht verstehen. Es ist kein „Love-at-the-First-Sight“ Buch, da ich mit dem Mädchen auf dem Cover recht wenig anfangen kann (außerdem gibt es mir kaum Anhaltspunkte, in welche Richtung die Geschichte geht).Positiv überrascht war ich von der detaillierten Karte im Inneren des Buches, mit deren Hilfe man einen Einblick in die verschiedenen Schauplätze erhält.

Der Einstieg gelang mir gut. Marie Lu hat einen klaren, aber keineswegs stumpfen Schreibstil. Sie geht nach dem Motto „weniger ist manchmal mehr vor“ und vermeidet blumige Umschreibungen oder zu genaue Landschaftsbebilderungen. Das ist auch keineswegs notwendig, musste ich feststellen. Ich hatte meinen Spaß mit den unterschiedlichen Charakteren und den Abenteuern, die sie bestritten haben.
Das Buch ist aus Adelinas Perspektive geschrieben im Präsens. Ergänzt wird die Ich-Perspektive durch kurze Abschnitte anderer Figuren, sodass der geneigte Leser einen kurzen Blick von außen auf die Szenerie erhält.
Adelina war mir sympathisch, obwohl sie keine typische Heldin ist. Aber gerade das a-typische macht ihren Charme wie ich finde aus. Sie offenbart im Laufe des Buches eine leichte Neigung zur Wut und zum Zorn, was den Weg zu einigen interessanten Wendungen eröffnet. Sie handelt dann und wann mal gegen die gängigen Moralvorstellungen und wird auch vor schwere Entscheidungen gestellt. Ich denke, das macht einen Großteil des Reizes an der Geschichte aus. In der Mitte hatte ich aber ein paar kleine Probleme mit den Charakteren. Ich hatte das Gefühl, dass sie manchmal blass erschienen, in den Hintergrund rücken. Einfach inkonsistent waren. Nicht nur Adelina, sondern auch die Dolche wie Raffaele oder Enzo. Am Ende des Buches ergaben ihre charakterlichen Schwankungen jedoch wieder Sinn.

Das Setting des Buches war ein Schmankerl für mich. Italienisches Flair, Gondeln, Masken, alles nicht zu opulent eingesetzt, sondern genau in der richtigen Dosierung. Da ich das Setting sehr mochte, fühlte ich mich auch in der Welt schnell zuhause.

Es gibt einige überraschende Twists in der Geschichte, die mich verwirrt zurückließen und die ich so bei einem Jugendbuch nicht erwartet hätte. Um ehrlich zu sein, empfand ich es als ziemlich erfrischend. Es drängt praktisch zum weiterlesen.

Alles in allem war ich positiv überrascht von den Charakteren einerseits, andererseits aber auch von den Plottwists, die mir sehr gefallen haben. Da lässt sich der ein oder andere Wackler verschmerzen. Ich vergebe für dieses Buch sehr gerne 4,5 Sterne und warte nun auf den nächsten Band, der hoffentlich ein wenig Klarheit bringt.

Veröffentlicht am 25.11.2016

Lodernd wie eine Fackel im Dunkel der Nacht

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht
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Laia und Elias sind auf der Flucht vor dem Imperium, mit einer Mission. Sie wollen Darin befreien, Laias Bruder, der der Schlüssel sein könnte für den Umsturz der Mächtigen. Derweil muss Helena sich als ...

Laia und Elias sind auf der Flucht vor dem Imperium, mit einer Mission. Sie wollen Darin befreien, Laias Bruder, der der Schlüssel sein könnte für den Umsturz der Mächtigen. Derweil muss Helena sich als Bluthund behaupten und am Horizont erheben sich dunkle Wolken, die Intrigen mit sich bringen. Wem können die Freunde noch trauen? Wer ist Freund und wer Feind?

Der zweite Band dieser Reihe beginnt genauso atemlos spannend, wie der erste endete. Ich wurde sofort von Elias und Laia mitgenommen auf eine Flucht durch die Katakomben der Hauptstadt und war folglich auch sofort wieder in der Geschichte drin, ohne dass ich es überhaupt bemerkte. Schließlich hatte ich alle Hände voll zu tun am Leben zu bleiben und den Feinden nicht in die Hände zu fallen! Die Autorin beginnt spannend, um die Leser an das Schicksal der beiden Protagonisten zu binden. Und das gelingt ihr sehr gut.
In mehreren wechselnden Erzählperspektiven führt sie uns durch Buch. Da wären Elias und Laia. Alles wie gehabt und wie wir sie schon aus dem ersten Band kennen? Tja, ich habe jedenfalls leise gejubelt, als noch ein dritter Strang hinzu kam, nämlich der von Helena, vom Bluthund, die den Kontrast zu den beiden gesuchten Rebellen bildet und uns mit Neuigkeiten von der anderen Seite versorgt.
Nach dem rasanten Anfang beruhigt sich die Handlung ein wenig. Doch von Langeweile kann keine Rede sein. Der Autorin gelingt der schmale Balanceakt zwischen dem Aufrechterhalten des Spannungsbogens, der charakterlichen Weiterentwicklung und der Raubtierfütterung. Raubtierfütterung? Nun, sie füttert uns informationsgierige Leser mit dem ein oder anderen interessanten Detail, die zumindest mir so manches Mal ein fassungsloses Ächzen entlockten.
Auch wenn man schon am Anfang des Buches (oder am Ende des letzten Buches) wusste, wo die Reise in „Eine Fackel im Dunkel der Nacht“ hingehen würde, so verläuft der Plot keineswegs gradlinig und ich fühlte mich so einige Male, als hätte mich jemand von einem Moment auf den anderen unter eine kalte Dusche geschupst, so überraschend kamen für mich manche Ereignisse.
Der Schreibstil der Autorin ist wundervoll. Sie entführt uns in eine Welt, die über ein orientalisches Setting weit hinaus geht und ich fühlte mich von den ersten Seiten an zuhause. Die Bilder, die sie mir in den Kopf zauberte, waren teilweise wunderschön, teilweise atemlos und schrecklich.

Sabaa Tahir schönt nicht. Weder in ihren Beschreibungen, noch im Geschehen um einige Protagonisten. So habe ich um mehrere Figuren gezittert. Namen zu nennen würde an dieser Stelle zu sehr spoilern, aber wir müssen uns ebenfalls von dem ein oder anderen liebgewonnen Charakter verabschieden, was ich nur folgerichtig finde, um ehrlich zu sein. Sie leben in einer grausamen Welt, die Opfer fordert und die Umstände, unter denen sie ihre Abenteuer bestehen müssen, sind auch nicht gerade hell und ungefährlich. In Folge dessen habe ich um jeden einzelnen Charakter gebangt.

Ich war begeistert, zerstört, habe geweint und gelacht und bin mit einem gewaltigen Book-Hangover wieder aus den Seiten aufgetaucht. Das Buch lässt sich nicht anders als mit 5 Sternen bewerten, da in mir die Geschichte einerseits und die Charaktere auf der anderen Seite noch lange nachbrannten. Wie Fackeln im Dunkel der Nacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Abenteuer
  • Fantasie
  • Spannung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.10.2016

Zum Mitfiebern und mitlachen!

Die Blausteinkriege 2 - Sturm aus dem Süden
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Am Hof regieren Intriganten, und der Kaiser ist zudem noch allzu schwach. Thoren und Sara versuchen alles, um das Kaiserreich zusammen zu halten, doch auch Saras Treue wird erschüttert. Derweil muss Danil ...

Am Hof regieren Intriganten, und der Kaiser ist zudem noch allzu schwach. Thoren und Sara versuchen alles, um das Kaiserreich zusammen zu halten, doch auch Saras Treue wird erschüttert. Derweil muss Danil weit im Norden um sein eigenes Leben begangen und in Macouban herrscht der Aufstand. Der Schwertmann Marten und seine Freunde und Feinde müssen dort ihr können beweisen, dabei hat sich der wahre Feind noch nicht zu erkennen gegeben.

Ich halte „Mit Sturm aus dem Süden“ den zweiten Band der Trilogie rund um die Blausteinkriege in den Händen und habe mich schon seit langem auf den zweiten gefreut, da ich den ersten (entgegen meiner Erwartungen) verschlungen habe mit Wort und Buchstabe. Ich wollte Sara und Thoren wiedersehen, mehr über das Schicksal von Danil erfahren und mit Marten und Co. KG derbe Witze reißen.
Die Geschichten werden wie auch schon im letzten Band aus mehreren unterschiedlichen Perspektiven erzählt, keine wirkt jedoch platt oder unausgegoren. Jeder Charakter hat seine eigene laute oder leise Stimme. Und jeder Leser hat seine Lieblinge, zu den meinen zählten Sara und Thoren und Danil. Aber auch Marten und sogar Cunrat sind mir letztendlich ans Herz gewachsen. Ich habe mit allen mitgebangt und mitgefiebert, da die Autoren ja dafür bekannt sind alle Charaktere brav am Leben zu lassen.
Die Autoren haben die Balance gefunden. Die Balance zwischen Charakterentwicklung und abenteuerlichen und kriegerischen Auseinandersetzungen. Danil, Sara, Marten und Cunrat lernen aus ihren Erfahrungen und reifen daran spürbar. Das ist es, was mich an die Blausteinkriege so dermaßen fesselt. Die Frage, wo diejenigen mit denen man gebangt und geliebt hat, letztendlich enden peitscht einen nur so durch die Seiten und macht einen hungrig auf den dritten, denn mit „Sturm aus dem Süden“ hat die Geschichte zwar einen großen Schritt gemacht, ist aber noch lange nicht zu Ende erzählt.
Auch die Magie, die in den Blausteinen steckt, wird näher beleuchtet, aber nicht gänzlich erklärt (zum Glück! Ich mag eigentlich keine oberlehrerhaften Erklärungen!).

Wenn ich nach den ersten Zeilen den Kopf schüttle, und beginne mit dem Buch zu reden, dass das, was in der Szene geschieht, wohl keine gute Idee ist, dann hat mich die Sprache in ihrem Netz und schleift mich sowohl durch Moder als auch durch große Hallen mit Blaustein geschmückt. Obwohl zwei Brüder am Werke waren, ergänzen die beiden sich jedoch so gut, dass ich die Übergänge im Lesefluss kaum oder gar nicht bemerkte.

Insgesamt hat mich persönlich einfach die Stimmung mitgerissen. Tertys ist ein rauer Kontinent, dem sich seine Bewohner anpassen müssen, um zu überleben. Doch für mich stimmten einfach die Charaktere. Und ich bin jemand, der Zugang zum Buch über die Protagonisten und die Bösewichte bekommt. Hier laden sie ein, sie in ihre Welt begleiten, jedoch nicht ohne eine kleine Warnung - das ist kein Land zum Kuscheln mit weißen Flauschehäschen. Wenn du trotzdem noch an unserer Seite kämpfen willst, so schließe dich uns an. Und das habe ich getan und ich wurde mit einer Geschichte belohnt, über die ich herzlich lachen, jedoch genauso schockiert Inne halten musste. Sie hat mich berührt und ich bin wahnsinnig gespannt auf den nächsten Band. Fünf Sterne dafür, dass ich über Marten so gelacht habe, dass ich fast vom Bett gefallen wäre.

Veröffentlicht am 13.10.2016

Ein eisiges Märchen

Die silberne Königin
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Ein eisiges Märchen

Die junge Emma kennt Farben und die Wärme der Sonne auf der Haut nur aus Erzählungen. In ihrer Heimat herrscht beständiger Frost und Eiseskälte. Ihr größter Traum ist es, in der ...


Ein eisiges Märchen

Die junge Emma kennt Farben und die Wärme der Sonne auf der Haut nur aus Erzählungen. In ihrer Heimat herrscht beständiger Frost und Eiseskälte. Ihr größter Traum ist es, in der Chocolatrie von Madam Weltfremd eine Anstellung zu erhalten. Schon seit jeher faszinieren sie die süßen Gebäckstücke und herbe Schokolade, die ein seltenes Lächeln auf die Gesichter der Bewohner von Silberglanz. Sie findet Arbeit, darf den magischen Geschichten von Madam Weltfremd lauschen, muss jedoch auch Waren auf das Eisige Schloss, das über der Stadt thront, bringen. Und der König birgt ein grausames Geheimnis.

Das Cover zog mich magisch an. Es flüsterte mir zu, dass ich im Inneren des Buches nicht nur Eis und Schnee finden würde, sondern gleichzeitig Wunder und eine Prise Magie. Und so ging ich gespannt in die ersten Seiten hinein - und verlor mich zwischen den Zeilen nach wenigen Seiten.
Katharine Seck webt von Beginn an eine so dichte, märchenhafte Atmosphäre, dass es schwer fällt das Buch wieder zuzuschlagen oder den Reader aus der Hand zu legen. Ich bin genau wie die Protagonistin Emma durch die eisig glatten Straßen von Silberglanz gestreift und habe sehnsüchtige Blicke in das Schaufenster der Chocolatrie geworfen. Wer jetzt aber denkt, dass die Atmosphäre mit Zuckerguss und bunten Streuseln garniert sei, der irrt - gewaltig. Genauso gut wie die Autorin den herben Geschmack der Schokolade beschreibt, so führt sie uns auch in den oftmals grausamen und bitteren Winter. Ich habe die Kälte gespürt. Die Taubheit, die sich einstellt, wenn das Blut langsam aus den Gliedmaßen weicht, um wichtigere Teile des Körpers warm zu halten. Die Märchenwelt, die die Autorin erdacht hat, ist eisig, wunderschön, aber genauso grausam wie ein lang anhaltender Schneesturm.
Emma war mir von Beginn an sympathisch. Sie wirkt abgeklärt, hat ihre Prioritäten, aber erlaubt es sich auch zu träumen und ihre Träume zu verfolgen. Das macht sie in meinen Augen zu einer Persönlichkeit, auf die sich ihre Freunde verlassen können. Sie hat auch weder Anzeichen von Naivität noch quietschiger Verliebt gezeigt, was ich in Büchern sehr begrüße. Diese Geschichte hat nur eine Handvoll wirklich wichtiger Protagonisten. An Emmas Seite ist stets Ophelia, die auch in der Chocolatrie arbeitet, Madam Weltfremd und ihr Vater, um den sie sich kümmert. Auf der anderen Seite steht der König in seinem Schloss aus Eis, von dem der geneigte Leser die ein oder andere Überraschung erwarten kann.
So wie das Buch in der ersten Hälfte wunderbar in die Welt von Silberglanz einführt (ohne zu langweilen), so steigert sich die Spannung in der zweiten Hälfte. Ich mochte beide Varianten sehr gerne, obwohl in der zweiten Hälfte ruhig noch die eine oder andere Szene ein wenig detaillierter hätte erzählt werden können. Das Tempo wurde also mit zwei Peitschen anstatt einer voran getrieben. Die ein oder andere kleine Logiklücke ist mir persönlich aufgefallen, über die man jedoch mit einem kleinen Sprung drüber weg hüpfen kann, da das Gesamtpaket für mich einfach sehr stimmig war und mir gut gefallen hat.
Da setzt man sich gerne in die warmen Räume Madam Weltfremds und lauscht ihren Geschichten, die alle ein Körnchen Wahrheit enthalten. Und natürlich wird auch die ein oder andere romantische Saite zum klingen gebracht, jedoch hat sich dieser Teilplot der Story nicht rabiat in den Vordergrund gedrängt, sondern hielt sich - wie ein Gentleman - dezent zurück.

Alles in allem empfehle ich jedem, der auch nur ein wenig für winterliche Märchen übrig hat, „die silberne Königin“. Ihr lasst euch auf ein eisiges Abenteuer ein, das mit filigranen Worten wie Eisblumen an einer Fensterscheibe erzählt wird. 4,5 Sterne vergebe ich sehr gerne für dieses Buch.