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Veröffentlicht am 01.01.2020

Ein geniales Fantasy-Buch und für mich ein Lesehighlight 2019

Cassardim 1: Jenseits der Goldenen Brücke
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„Wenn die Wüste fließt, Felsen schweben, Wälder wandern und der Nebel deine Erinnerung stiehlt, dann bist du jenseits der Goldenen Brücke – in Cassardim. Aber Vorsicht: Was hier verloren geht, bleibt verloren. ...

„Wenn die Wüste fließt, Felsen schweben, Wälder wandern und der Nebel deine Erinnerung stiehlt, dann bist du jenseits der Goldenen Brücke – in Cassardim. Aber Vorsicht: Was hier verloren geht, bleibt verloren. Auch wenn es sich um dein Herz handelt.“

Das besondere an Cassardim ist, dass der Leser vor dem Buch gar nicht wirklich weiß, auf was für eine Geschichte er sich hier einlässt. Es fällt sehr schwer die Handlung zusammenzufassen, ohne zu viel zu verraten, da es immer wieder Überraschungen und neue Wendungen gibt. Es geht um die Hauptperson Amaia, die in der Menschenwelt aufgewachsen ist. Besonders ist an ihr jedoch, dass sie immer langsamer altert. Das erste Jahr hat sie einmal durchlebt, das zweite zwei Mal und so weiter. Mit ihren theoretisch 16 Jahren hat sie dadurch schon mehrere hundert Jahre gelebt. Durch ein paar Verstrickungen gelangt sie nach Cassardim, dem Reich der Toten.

Wer Amaia eigentlich ist, wird nach und nach geklärt, aber auch wenn zu Beginn viele Fragen offen sind, hatte ich extremst viel Lust weiterzulesen und gerade diese Fragen alle zu klären. Die Idee ist einfach komplett neuartig. Ich kann mich nicht erinnern jemals ein Buch gelesen zu haben, das mit diesem vergleichbar wäre. Die Art des Alterns ist individuell und auch die Parallelen zu der griechischen Mythologie sind sehr interessant. Das Buch ist sehr bildlich geschrieben. Es fehlt eine Landkarte von Cassardim, aber ich könnte es jetzt einfach so aufmalen, weil ich direkt ein Kopfkino hatte und mir jedes einzelne Land in dieser Welt vorstellen konnte.

Auch hat mir Amaia als Charakter sehr gut gefallen, weil sie so authentisch wirkt. Sie ist kein bisschen naiv, hinterfragt vieles und versucht sich in die Welt zurechtzufinden. Es ist nicht so, dass alles direkt klappt und dass sie teilweise auch nervös oder ängstlich ist. Ebenso, wie man wahrscheinlich selbst reagieren würde, wenn man sich plötzlich in einer neuen Welt befindet. Das fand ich sehr erfrischend, dass einmal die Hauptperson nicht super mutig oder sehr naiv ist.

Ein weiteres Highlight war für mich auch, dass die Geschichte zum Ende hin in sich schlüssig beendet wird. Auch wenn ich meine, dass hierzu noch eine Fortsetzung herauskommt, gibt es mal keinen fiesen Cliffhanger. Ich habe die letzte Seite mit einem Lächeln im Gesicht gelesen und war einfach nur glücklich, wie es geendet hat.

In meinen Augen war dies seit langer Zeit noch einmal ein Fantasy-Buch, dass mich vollkommen überzeugt hat. Ich bin rundum zufrieden mit der Handlung und den Charakterentwicklungen. Für mich gab es einige Überraschungen, sodass es durchweg spannend war zu lesen. Kurz vor Jahresende war dies in jedem Fall noch ein Jahreshighlight für das Lesejahr 2019.

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Veröffentlicht am 07.12.2019

Wo bekomme ich bitte auch so einen Traummann her?

Chicago Devils - Alles, was zählt
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„Abby Daniels wurde zu der Frau, die ich sein musste. Klug. Unermüdlich. Unpersönlich. Doch als ich mit Luca sprach, habe ich das alte Ich gespürt, das irgendwo in mir verborgen lag und fragte, ob es sicher ...

„Abby Daniels wurde zu der Frau, die ich sein musste. Klug. Unermüdlich. Unpersönlich. Doch als ich mit Luca sprach, habe ich das alte Ich gespürt, das irgendwo in mir verborgen lag und fragte, ob es sicher sei, wieder zum Vorschein zu kommen.“

Bei Büchern wie „Chicago Devils“ muss ich eindeutig gestehen, dass ich hier nicht sonderlich neutral bin. Ich habe schon einiger Liebesgeschichten über Sportler gelesen und muss sagen, dass sie es mir einfach angetan habe. Ich liebe sie und kann nicht genug von ihnen bekommen. Auf mich wirken muskelbepackte Sportler einen Reiz aus und ich mag es, wenn ein Buch von einem starken, erfolgreichen Mann handelt. Das mag ein bisschen oberflächlich klingeln, aber bei diesem Subgenre bin ich es ausnahmsweise.

Davon auszugehen, dass dieser Roman oberflächlich oder einfach gestrickt ist, wäre ein sehr großer Fehler. Er ist definitiv keins von beidem. Luca muss sich nach dem Tod seines Bruders sowie seiner Ehefrau um dessen drei Kinder kümmern. Noch relativ neu in der Vaterrolle hat er zeitweise Zweifel, ob er alles richtig macht, und muss generell schauen, wie er alles unter einem Hut bekommt. Das sind definitiv keine leichten Probleme.

Noch mehr Tiefgang bekommt die Geschichte durch Abby. Sie lernt Luca durch einen One-Night-Stand kennen und ist in keinem Fall auf der Suche nach einer festen Beziehung. Ihr ganzer Fokus liegt auf ihrem Unternehmen und ihren Fitnesszielen. Für mehr gibt es mittlerweile keinen Platz mehr in ihrem Leben - zu tief sind ihre Wunden aus der Vergangenheit. In meinen Augen ist Abby eine der stärksten Buchcharaktere, die ich in letzter Zeit kennengelernt habe.

Besonders gut hat mir bei dem Buch gefallen, dass es eine außerordentlich realistische zeitliche Abfolge hat. Immer wieder gibt es kleine kurze Zeitsprünge von ein paar Wochen oder wenigen Monaten. In meinen Augen ist es immer unplausibel, wenn zwei Menschen von jetzt auf gleich nicht mehr ohne einander leben können. Beziehungen, Vertrauen und Veränderungen brauchen in der Regel Zeit.

In den meisten Bereichen war dies ein perfektes Buch. Einen kleinen Punkt Abzug gebe ich dem Buch, weil es mir zum Ende hin ein kleines bisschen zu viel Drama war. Sowohl Abby als auch Luca haben schon vor Beginn der Geschichte viel schlimmes durchlebt und auch im Verlauf der Geschichte müssen sie einiges einstecken. Ein paar Schicksalsschläge sind da in meinen Augen in Ordnung, aber zum Ende hin waren es mir zu viel.

Alles in allem ist dies ein fantastisches Buch, das mir ein paar wunderschöne und unterhaltsame Lesestunden bereit hat. Den ersten Teil dieser Reihe kenne ich noch nicht, was eine Tatsache ist, die ich in Zukunft beheben werde. Die weiteren Teile möchte ich in jedem Fall auch gerne lesen.

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Veröffentlicht am 30.11.2019

Coole, freche Mails, schlagfertige Dialoge und eine spannende Handlung

Bossy Nights
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Da ich Büroromanzen echt gerne mag, hat mich der Klappentext von „Bossy Nights“ direkt angesprochen. Ich konnte mir richtig gut vorstellen, wie befreiend es sein muss, wenn man gekündigt hat und dann einmal ...

Da ich Büroromanzen echt gerne mag, hat mich der Klappentext von „Bossy Nights“ direkt angesprochen. Ich konnte mir richtig gut vorstellen, wie befreiend es sein muss, wenn man gekündigt hat und dann einmal den Chef alles sagen kann, was man ihm schon immer sagen wollte. Egal ob dies eine Hass-Mail oder wie in diesem Fall ein Liebesgeständnis ist.

Zunächst war ich von den vielen witzigen und frechen Emails zwischen Peyton und Rome begeistert. Es ist hier nicht so, dass sie sich von einem auf den anderen Tag ihre sehnlichsten Wünsche anvertrauen, sondern es entwickelt sich erst nach und nach eine Art Vertrauensbasis zwischen den beiden. Hier mochte ich wie langsam Gefühle entstanden sind.

Außerdem war sehr realistisch wie sich nach und nach die Charaktere entwickelt haben – auch wenn es hier manchmal ein paar kleine Unstimmigkeiten gab. Peyton ist eine schlagfertige sowie selbstbewusste Frau, aber sobald sie ihrem Chef begegnet, weiß sie nicht mehr wo ihr der Kopf steht. Umgekehrt ist Rome jemand der sehr strikt ist und sich immer an alle Vorschriften hält, aber von der ersten Minute an vergisst er alle Regeln sobald er bei Peyton ist.

Die Handlung ist durchweg spannend und ich mochte sehr das Tempo. Zum Ende hin ist es mir jedoch ein kleines bisschen zu schnell geworden. Hier überhäufen sich die Events und hier hätte ich mir manchmal eine kleine Verschnaufpause gewünscht.

Der zweite Teil der Reihe wird von Romes besten Freund Hunter handeln. Aus diesem Teil kenne ich ihn schon und weiß, dass er ein Toller Charakter ist. Jedoch weiß der Leser nach dem Epilog von „Bossy Nights“ schon mehr oder weniger, wie die Fortsetzung ablaufen wird. Sollte ich über das Buch stolpern, dann werde ich es bestimmt lesen, aber ansonsten warte ich nicht extra darauf.

Veröffentlicht am 24.11.2019

Selbst für eine Soap Opera zu unrealistisch

Follow Me Back
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Einen Klappentext wie den von „Follow me Back“ hatte ich bis dato noch nicht gelesen. Ein Geschichte mit einer Hauptperson, die Agoraphobie hat und ziemlich stark auf einen Popstar steht, klang schon sehr ...

Einen Klappentext wie den von „Follow me Back“ hatte ich bis dato noch nicht gelesen. Ein Geschichte mit einer Hauptperson, die Agoraphobie hat und ziemlich stark auf einen Popstar steht, klang schon sehr modern. Social Media bekommen immer mehr Bedeutung, sodass es eigentlich nur schlüssig ist, dass sie auch in Büchern thematisiert werden. Ich selbst bin nicht auf Twitter und Co. unterwegs und kann nur begrenzt den Hype um Followerzahlen und Likes verstehen, was mit ein Grund war das Buch zu lesen. Ich dachte so, dass ich eine unterhaltsamen Blick in die ganze Szene bekomme.

Das Buch startet sehr interessant. Zunächst wird Tessas Agoraphobie sowie ihre Therapiemaßnahmen thematisiert. In den ersten Kapiteln fand ich das sehr spannend und habe mich gefragt, was Tessa passiert ist, dass sie sich nicht mehr traut ihr Zimmer zu verlassen. So tragisch so eine Phobie auch ist, fand ich es irgendwann schade, dass Tessa komplett auf diese Ängste reduziert wird. Neben der Phobie und ihren Crush für den Popstar lernt der Leser wenig über Tessa. Selbst am Ende wusste ich nicht, was sie eigentlich mag oder ausmacht.

Eric als Popstar und männlicher Protagonist ist hier schon etwas facettenreicher. Über ihn erfährt der Leser mehr und kann ihn – soweit das bei seiner Sprunghaftigkeit möglich ist – irgendwann einschätzen. Tatsächlich konnte ich ihn mir jedoch nicht als realen Menschen vorstellen.

Obwohl die Themen zunächst spannend und aktuell klagen, wirkten sie irgendwann abstrus. Die Wendungen in der Geschichte waren einfach nicht realistisch und viel zu viel. Jedes Mal, wenn ich dachte, dass es nicht noch dramatischer kommen konnte, passierte noch etwas, das dem Ganzen die Krone aufsetzte. Natürlich kann das Leben einem auch mal übel mitspielen, aber das war hier zu dick aufgetragen.

In meinen Augen war das Buch eine große Enttäuschung. Das einzig Gute waren die Chats zwischen Tessa und Eric, die sehr amüsant geschrieben waren. Ansonsten konnte ich der Geschichte echt nichts Positives abgewinnen.

Veröffentlicht am 29.10.2019

Ein Buch, das unter die Haut geht

Sieh mich an
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„Das Leben ist kein Musical, Ava, aber es ist dein Leben. Niemand kann dich für eine Rolle darin besetzen, wenn du es nicht zulässt.“ Er hält meinen Blick fest. „Also, welche Rolle willst du spielen?“

Schaut ...

„Das Leben ist kein Musical, Ava, aber es ist dein Leben. Niemand kann dich für eine Rolle darin besetzen, wenn du es nicht zulässt.“ Er hält meinen Blick fest. „Also, welche Rolle willst du spielen?“

Schaut nicht jeder manches Mal in den Spiegel und ist unzufrieden mit sich? Dann gibt es da einen unschönen Pickel oder eine kleine Unregelmäßigkeit. Doch obwohl es dafür Make-Up gibt, haben wir direkt das Gefühl, dass jedem auffällt, dass irgendetwas im Gesicht nicht stimmt. Aber das Gute ist, dass wir dafür Make-Up haben. In der Regel können wir überdecken, was uns stört und zurück in unseren Normalzustand kommen.

Dieses „Normal“ gibt es für Ava nicht mehr. Mir fehlt die Vorstellung, wie es sein muss, wenn man eines Tages im Krankenhaus aufwacht und Verbrennungen an 60 Prozent des Körpers hat. Ich habe schon davon gehört, dass es Verbrennungen zweiten oder dritten Grades gibt, aber dass es auch tatsächlich Verbrennungen vierten Grades gibt, war mir neu. Hier gibt es kein Überschminken oder Abdecken, hier gibt es kein zurück in die alte Normalität. Hier kann man sich zu hundert Prozent sicher sein, dass andere Menschen die Narben sehen.

Als Jugendlicher ist die Schule nicht immer leicht, aber wenn man mit sich selbst auch nicht im Reinen ist und sich an ganz viele neue Sachen gewöhnen muss, dann ist diese Zeit um ein Vielfaches schlimmer. Avas Geschichte, die in diesem Jugendroman erzählt wird, ist ebenso wie ihr Leben nicht immer schön. Als Überlebende eines Brandes gibt es für sie schlechte und manchmal weniger schlechte Tage. Es wird hier sehr deutlich beschrieben, dass eine solche Katastrophe einen vollständig entgleist und man sich jeden Tag seiner neuen Realität stellen muss. Einer Realität, die so schlimm sein kann, dass man sich noch nicht mal traut, in den Spiegel zu schauen, weil man Sorge hat, das eigene Gesicht nicht wiederzuerkennen.

Die Geschichte ist mir unter die Haut gegangen, weil hier so viele Emotionen vermittelt werden, dass ich mit Ava gelitten habe und Stück für Stück gemerkt habe, wie einzelne Aspekte auch besser werden können. Die Narben können zwar nicht verschwinden, aber der Blick auf sie, kann sich verändern. Narben allein machen die Persönlichkeit nicht aus und jeder trägt schließlich Narben – nur sind manche besser zu sehen.

Neben den Narben und dem Überleben geht es in dem Buch jedoch auch um die Freundschaft, die Familie, die wahren Werte im Leben und die Musik. Es ist somit keineswegs ein deprimierendes Buch, wobei ich fairer Weise auch sagen muss, dass ich an einer Stelle echt mal Tränen in den Augen hatte. Einzelne Szenen sind jedoch auch wirklich witzig, sodass man auch manches Mal über die Geschichte Lachen kann. Ich kann insgesamt versprechen, dass man dieses Buch nicht lesen und dabei nichts empfinden kann. In meinen Augen ist dies ein grandioser, bewegender und sogar inspirierender Roman.